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Amo Ergo Sum Renate Bertlmann im Österreichischen Pavillon auf der Biennale 2019

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VöKK Journal 2-3/2019 3

Amo Ergo Sum

Renate Bertlmann im Österreichischen Pavillon auf der Biennale 2019

Elisabeth Priedl

Der Auftritt von Renate Bertlmann als Vertreterin Öster- reichs auf der 58sten Biennale di Venezia 2019 ist stark!

Schon lange war der Pavillon nicht mehr so konsequent raumgreifend und konzeptuell überzeugend wie die- ses Jahr. Das Medienecho war dementsprechend enorm:

Endlich eine Frau, die den von Josef Hoffmann und Ro- bert Kramreiter 1934 erbauten Pavillon mit einer Einzel- präsentation bespielt, so das einhellige Echo, nicht nur aus der Kunstwelt.

Zu verdanken ist dieser gelungene Coup der Kunst- historikerin und Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein, Professorin am Institut für Kunst- und Kulturwissen- schaften an der Akademie der bildenden Künste Wien, die seit vielen Jahren feministische Forschungsschwerpunkte setzt: Feministische Theorie und Kunstpraxis, Körper- und Raumproduktion und Performanz sind einige ihrer Projekte. Zudem ist es ihr zu verdanken, dass das Cat- rin-Pichler-Archiv an der Akademie als Ganzes zugängig ist und beforscht werden kann.

Dass die Wahl Thun-Hohensteins auf die 1943 geborene Renate Bertlmann fiel, war dann doch überraschend. Viel wurde im Vorfeld der Entscheidung über die möglichen Kandidatinnen spekuliert und diskutiert, zumal es unter den jüngeren Künstlerinnen sehr wohl eine Reihe von in- teressanten Positionen gegeben hätte. Wenn man sich aber näher mit dem Werk von Renate Bertlmann auseinander- setzt wird evident, dass die Themen, die sie seit den 1970er Jahren paradigmatisch formuliert hat, auch im Jahr 2019 nichts an Brisanz verloren haben. Im Gegenteil. Nach wie vor haben diese Arbeiten sehr provozierendes, mitunter verstörendes Potential, über welches sich herrschende ge- sellschaftliche Zustände „messerscharf“ analysieren lassen.

Discordo Ergo Sum

312 blutrote, gläserne Rosenblüten im zentralen In- nenhof ziehen die Besucher_innen augenblicklich in ihren Bann. Irritierend sind die militärisch präzise In- stallation der organischen Blüten auf einem strengen orthogonalen Raster sowie die Metallstangen, welche

sich durch die Körper der Rosen bohren und dolchartig gegen den Himmel stechen. Dieses Paradoxon evoziert verschiedenste Assoziationen, so strebten zum Beispiel viele Manieristen eine Vereinigung des Gegensätzli- chen, eine discordia concors, also eine Einheit des Unei- nigen bzw. eine condordia discors, eine Uneinigkeit des Einigen an. Das Operieren mit Widersprüchen spricht auch Felicitas Thun-Hohenstein in ihrem Katalogtext an: „Dabei werden Widersprüche in einem Sowohl-als- auch nebeneinandergestellt, zum Oszillieren gebracht und als Ausdruck menschlicher Vielfalt und Pluralität wahrgenommen. Aus der Grundbewegung der beiden Ich-Figuren der Künstlerin, der Liebenden und der Widerständigen, formiert sich ein Schwellenraum, in dem Unpassendes zusammenkommt, Gegensätzliches die Seiten wechselt, Dichotomien und Hierarchien in Bewegung geraten.“ *

Sehr gelungen an der Biennale Präsentation ist auch, dass die frühen Arbeiten Bertlmanns nicht rekonstru- iert oder in einem musealen Sinne präsentiert wurden, sondern auf in Grau-Tönen gedruckten Displays an den Wänden präsent sind. Ein feministischer Mnemosy- ne-Atlas, ganz im Sinne von Aby Warburg.

* Felicitas Thun-Hohenstein (Hg.), Renate Bertlmann, Discordo ergo sum, Wien: Verlag für Moderne Kunst, 2019, S.15.

Abbildung auf der Titelseite: Renate Bertlmann, Discordo ergo sum, Installationsansicht (Det.), Österreichischer Pavillon, Biennale di Venezia 2019; © Elisabeth Priedl

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