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450

Neue Materialien für den Dialekt der Zigeuner

Deutschlands.

Von B. T. Sowa.

So viel seit dem Erscheinen von Pott's umfassendem Werke:

Die Zigeuner in Europa und Asien, für die Zigeunerkunde im

Allgemeinen und für die Kenntniss zahlreicher Dialekte der Rom¬

sprache geschehen ist, so wenig Berücksichtigung hat dabei der

Dialekt der deutschen Zigeuner gefunden. Pür dessen Grammatik

sind vrir bekanntlich noch immer auf Graffunder's Skizze und die

reichhaltigen aber schwer zu überblickenden Angaben in Pott's Werke

angewiesenNur das Lexikon hat durch Liebich's bekanntes

Buch : Die Zigeuner in ihrem Wesen und in ihrer Sprache , eine

ganz erhebliche Erweiterung gefunden.

Ich habe in Ostpreussen (in Klein-Rekeitschen 1887), West¬

falen (in Sassmannshausen *) 1887) und im nordwestlichen Böhmen,

nahe der sächsischen Grenze (in Wiesa bei Brüx und in Hraidisch

nächst Saaz 1889), Gelegenheit gefunden mit Zigeunem dieses

Stammes zu verkehren und aus ihrem Munde einiges Material zu

sammeln ^). In der Meinung, dass dieses trotz seiner Unvollständig¬

keit einem künftigen Grammatiker dieser Mundarten — vielleicht

findet sich doch noch ein solcher — dienlich sein könne, theile

ich hier meine Sammlungen mit. Ich schicke im Hinblick auf die

ungenaue Schreibart in Pott's Quellen eine Darstellung der Laut¬

verhältnisse des Dialekts voraus.

1) Das nach Angabe Liebich's 1. c. S. IX von ihm selbst ausgearbeitete MS. einer Grammatik ist, wie ich einer freundlichen Mittheilung des Herrn Prof. Pischel entnehme, nicht mehr aufzufinden.

2) Aus dem Munde der iu Sassmannshausen ansässigen Zigeuner wäre naeh einer Notiz bei Pott 1. c. I. 26 Anm. ein Wörterbuch aufgezeichnet worden, das auf Schloss Wittgenstein liegen soll; nach eingezogener Erkundigung ist ein solches dort nicht vorhanden.

3) Vgl. meine Aufsätze in der Zeitschrifl für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft Bd. XVUI S. 82 fr. und XIX S. 192 ff.

(2)

Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands. 451

I. Iiautsystem und Aussprache.

A. Vocale.

a) kurze: a ä e e i (i) o o u

b) reducirte : 8 e i o ü §

c) lange : ä e e I ö ü

d) Diphthonge: ai ei oi ui au ou üo

Die Quantität der Vocale der a-Reihe ist dieselbe wie die der

kurzen Vocale im Deutschen. Die reducirte Aussprache der Vocale

(b-Reihe) ist in diesem Umfange für den Dialekt der deutschen

Zigeuner geradezu charakteristisch ; sie trifft in weitaus den meisten Fällen den Auslautvocal. Die Quantität der langen Vocale (c-Reihe),

die übrigens nicht ganz so gedehnt gesprochen werden wie im

Deutschen , ist in Stammsilben ziemlich beständig , in Ableitungs¬

silben sehr schwankend. In Lehnwörtern wird die Quantität der

deutschen Vocale durchaus nicht immer bewahrt ; so bietet 0. ^)

friteisera vom deutschen „früh* und romisch teisa, B. päpla vom

deutschen „Pappel".

ä (bei Lepsius ^) ebenso bezeichnet) findet sich in 0. 13, (sie

acc. sg.) , nä ; W. B. häm , hämes (neben hom , hom , homes) ; B.

sänakaskro.

e (ebenso bei Lepsius) in 0. gostren, vorden; W. ripen,

tshiben , tshäve (nom. pl.) , tshäven (acc. pl.) , löve , kere , met (deutsch „mit") ; B. ketsi, les (ihn), romeske (dat. sg.), louve.

i (Leps) als Vertreter von deutschem ü in 0. friteisera

(deutsch „früh").

0 (Leps. Der Laut steht dem u ebenso nahe wie poln. ö) in

W. kurdom, B. sutom. Auch das Auslaut-o hat in W. durchwegs

diese Aussprache, z. B. gädzho, bäro, o (der).

ä (Leps. a; doch hat der Laut im Auslaute eine Neigung

gegen ä) in W. porikä, pgrikä, sornja, kurelä, bokälo; B. blävätö,

gräzä, kürävä.

e in B. bolepenj^ narvclenggrö dives ; e wechselt oft mit g, e.

1 in W. tshamböni, teleni; B. manishni, büti.

ö (Leps. o, aber mit Neigung gegen u) in B. tshävörin, tiknö,

kavö, dzhuklo, tsaumö.

ü in B. tshäüri, koürülo.

g (Leps.) in 0. hgs (er war), dzhgnaf, romgnes, mg'om (ich

bin); W. romgnitshel, romgdini, shukgr, kanenggri, riel, mrg (pl.),

gm de (müssen); B. bokhglö, tikngpen (tiknepen), sübjäkgrö.

e in W. pashero (Liebich schreibt berschero und leitet das

Wort von französ. berger ab; vgl. aber W. pashemakro (Schaf)

und eugl. zig. basengi-o (Hirt)); B. shero.

1) O. bezeichnet die in Ostpreussen, W. die in Westfalen, B. die in Böhmen gemachten Aufzeichnungen.

2) St.indard Alphabet, 2d edition, London 18CS.

3 3

(3)

452 Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands.

ai in W. grai ; B. tshai, dai.

ei in 0. tshei, dei.

oi in 0. joi sie (sg. fem.); B. roi.

ui in W. mui, dui; in B. dui wird es beinahe wie ü ge¬

sprochen.

au in B. wohl nur in deutschen Lehnwörtern, z. B. tsaumo

(deutsch Zaum), lautfr (d. lauter).

ou (mit ziemlich gedehntem o) in B. louv§ , kouriUo , moul,

houch (deutsch „hoch"), shou, shoub.

ÜO (das 0 etwas gedehnt) in 0. lüove, müol.

Die reducirten Anlautvocale fallen sehr häufig vor vocalischem

Anlaut aus ; in rascherer Rede geschieht dies jedoch auch manch¬

mal vor Consonanten ; so B : khelen' an e garto (für khelenä), khe-

lel' e kashteha (für khelelS), mgr' dai (für mri dai), latsh' tgr'

dives (für latsho tro dives).

B. Consonanten.

a) Gutturale: k kh g ch h A

b) Gutt. Palatale: kj c) Palatale : tsh dzh j sh d) Dental. PaL : ts tz dz e) Dentale: tthdnrlsz

f) Labiale: p ph b f m v w

Den westlichen M. A. des Dialekts der deutschen Zigeuner ganz

eigenthümlich ist die tonlose Aussprache der Medien g dzh d b

(neben den tönenden). In W., wo die tonlosen Medien die tönenden

fast ganz verdrängt haben, fallen die ersteren mit den Tenues so

vollkommen zusammen, dass es nur durch Vergleichnng mit anderen

M. A. möglich ist zu entscheiden, ob die Tennis oder die Media zu

setzen ist. Es scheint aber, dass die alte Media mitunter die

tönende Aussprache haben kann, während eine Tennis nie als Media

gesprochen wird. Die Aspiraten kh th ph sind schwer von den

Tennes (die wie im Slavischen vollkommen hauchlos sind) zu unter¬

scheiden, da die Aspiration sehr gering ist. Am deutlichsten ist

sie noch in 0. wahrzunehmen, in den westlichen A. tritt sie bei

th ein wenig mehr hervor als bei kh ph. Die mouillirten Laute

tj dj nj lj (Lepsius' t' d' ri 1) habe ich in keiner Mundart der

deutschen Zigeuner gefunden; romnja, phenja z. B. sind nach

deutscher Aussprache, nicht aber wie romria, pheria zu sprechen.

kj ist Lepsius' k' ; es hat etwa denselben Lant , den die

Deutschen in Ostpreussen dem k in „kennen" geben; so in 0. kje, kjardan.

ch klingt wie norddeutsch ch in „ach", etwas rauher in B.

h klingt oft sehr schwach, so 0. mg'om (fast m'om für hom),

tshävo 'gs (für hgs); B. kere'a (für kereha) und so stets in der

2. Ps. sg. praes.

3 3

(4)

Sowa, Neue Materialien für d. DialeH d. Zigeuner Deutschlands. 453

n (Leps.) findet sich nicht nuv vor Gutturalen (in diesem

Falle hier mit keinem diakritischen Zeichen versehen), sondern auch

zwischen Vocalen in B. ena, mane (mir), meAe (uns, dat.).

dzh (Leps. j) ist manchmal in B. ein unklarer Laut, der

sich einem dj (d ) oder gj (g) nähert ; so im Perfectura von dzhäva z. B. dzhas, djas, gjas.

tz (etwa td), ein eigenthümlich lispelnder Laut, nur im In¬

strumental pl. , z. B. in B. barentza; in den anderen M.A. liess

sich dieser Laut nicht finden.

dz in 0. godzvero.

r ist in allen M. A. lingual , schwach gerollt ; vor und nach

Consonauten verschwindet es manchmal ganz z. B. in W. for-

tsheta, leskro oder fotsheta, lesko.

w ist englisch w z. B. in W. B. how.

tsh ist Leps. ö ; s, z haben dieselbe Aussprache wie die gleichen Zeichen des Lepsius'schen Alphabets.

Auslautconsonanten werden mit folgendem Anlautvocal in Liaison

gesprochen, z. B. W. me hom an o gäb; B. me dzhäv' an o gäb.

C. Betonung.

Ueber die Betonung in 0. und W. habe ich das , was ich

darüber feststellen konnte, schon in der Z. f. V. u. Spw. 1. c.

gesagt. In B. liegt der Accent in der Regel auf der vorletzten

SUbe, z. B. in tapgrdva, pärnisi, hidzheväha, päskgrväva. Hat die

vorletzte Silbe einen reducirten Vocal, so liegt der Ton nicht auf

ihr; meist trägt ihn dann die drittletzte, z. B. bölepen, bölfpen, bläväto , pirggnes , tiknepen , chatsherdin , chätshgrdin. In einigen

Wörtera trägt die letzte SUbe den Ton ; abri, ketgne, zumin (neben

zümi), rashäi, vurden ; so immer in den consonantisch auslautenden Perfectformen , z. B. vejöm , sutal , rakgrdöm , kürdal. Die Casus¬

suffixe ziehen manchmal den Ton auf die vorletzte Silbe, manchmal

nicht, z. B. römeste, romeske, barentza, kaseha (so wohl immer

im Instrumental).

Der Accent mag in vielen Fällen die Quantität des Vocals

beeinflussen; so wohl in päplä, härfö (neben harfä), doch gibt es

sehr viele Wörter, in welchen unbetonte lange Vocale neben betonten kurzen vorkommen, wie z. B. pärnisi, kürdal.

II. Sätze.

Die meisten der hier mitgetheilten Sätze wurden durch meine

Zigeuner aus dem Deutschen übersetzt; nur sehr wenige sind

spontane Aeusserungen derselben. Zusammenhängende Originaltexte

habe ieh — mit Ausnahme eines kleinen Liedes, welches ich im

Journal of the Gipsy Lore Society Bd. II. S. 140 abdrucken liess

— nicht erlangen können. In diesen Sätzen ist der Accent im 0.

nur dann bezeichnet, wenn er nicht auf die letzte, im W. und B ,

(5)

454 Sou-a, Nem Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands.

wenn er nicht auf die vorletzte Silbe fällt. Die reducirten Aus-

lautvocale in W. und B. und das Auslaut-o in W. sind ohne dia¬

kritische Zeichen geschrieben.

A. Aufgezeichnet

1. 0 dad mardas e tshäven.

2. 0 dad näne kgre. 3. Mre

tshäve uoch hi tärne. 4. Mg

'om phüro; mg 'om tämo. 5. Hat-

tom lüove. 6. Dadives näne

shil. 7. Vände buts shil hi.

8. Akan' ada . . ? märdja pes¬

kre* romnja. 9. 0 tshäve 'p

i fälda. 10. Ho kjarn o tshäve

ap i felda? 11. Hoske na vena

tome en o föro? 12. Ame vä

buts vönich en o föro. 13. Me

noch ni milol na pijom. 14. Ho

kjardan* tu? 15. Me na ker-

dom tshi.

in Ostpreussen").

1. Der Vater hat die Kinder

geschlagen. 2. Der Vater ist

nicht zu Hause. 3. Meine Kinder

sind uoch jung. 4. Ich bin alt;

ich bin jung. 5. Ich habe Geld

bekommen. 6. Heute ist es nicht

kalt. 7. Im Winter ist es sehr

kalt. 8. Jetzt hat dieser . .?

sein Weib geschlagen. 9. Die

Kinder (sind) auf dem Felde.

10. Was thun die Kinder auf

dem Felde? 11. Warum kommt

ihr nicht in die Stadt? 12. Wir

kommen sehr wenig in die Stadt.

13. Ich habe noch nie Wein ge¬

trunken. 14. Was hast du ge¬

macht? 15. Ich habe nichts

gemacht.

B. Aufgezeichnet in Westfalen").

1. Kater vei tarne puto?

2. Hi tut je fortsheta? 3. Men

hi märo kere*. 4. Me humes

an 0 fleko. 5. Mgr dad hum

te dzhal. <^-. Mo pral dikela tshi.

7. 0 sastgr hi pari*.

C. Aufgezeich 1. E tshäve khelen 'an e garto.

2. Me daha märe grain kas te

chai. 3. Kai an o gäb hi siute.

4. 0 tshävo khelel' e kashteha.

5. Me rakgraha römgnes. 6. Mgr

dai ges an o gäb te mangel

mas e* märo. 7. Latsh' tgr'

dives! 8. Mgr mursh hi an

o stilepen. 9. 0 püro mausgl

1. Woher kommen Sie, Freund ?

2. Hast du eine Gabel? 3. Wir

sind zu hause*. 4. Ich war iu

der Stadt. 5. Mein Vater muss

gehen. 6. Mein Bruder ist blind.

7. Das Eisen ist schwer.

net in Böhmen.

1. Die Kinder spielen im Gar¬

ten. 2. Wir geben unseren Pfer¬

den Heu zu fressen. 3. Hier im

Dorfe sind Zigeuner. 4. Der

Knabe spielt mit dem Stocke.

5. Wir sprechen zigeunerisch.

6. Meiue Mutter ist ins Dorf ge¬

gangen, um Fleisch und Brot zu

bettelu. 7. Guten Tag! 8. Mein

1) Die bereits iu der Zeitsclirift fiir ViUkerpsjcliologie etc. 1. c. abgedruckten Siitze sind hier nicht aufgenommen.

2) Das Sternchen liezcielmct Zweifel an der Riclitigkeit der Aufzeichnung im romischen, der Uebersetzmig im deutschen Text.

(6)

Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands. 455

tshingerdäs e moskreha. 10. Ka*

tshäves hi I5le bal. 11. Vävgr

tshäven hi käle bal. 12. 0

tshävo hi ap 0 kavo ruk beshto.

13. Me ham shunt raha kai an

kavo gäb. 14. Te lei 0 beng

kavo gäb! 15. 1 dzhamba ste-

lel' an 0 päni. 16. Me tapg-

raha matshi an 0 päni. 17. Me

tapgraha matshi ditsaha. 18. Me

laha rüpgne love: laha mene

mas dafir. 19. Dui rai hi an

e virta, piena le bira. 20. Dui

dzhuvje vena an o gäb ka¬

seha; hidzhevena apene* puklo.

21. Keta hi glan kale romeste.

22. 0 nijäle chana 0 tshäve pävo

de brül. 23. Kavo tshävo hi

noch kek bersheskro. 24. Me

dzhäva an 0 ker. 25. Ker'

dzhäba. 26. Kana vaha* kere?

27. Me hatshjöm je sastgr ap 1

süträso. 28. Hatsjöm je grafskro

sastgr. 29. Me bikevaha kob

bjälo grai. 30. Bikevaha kovo

parno grai. 31. Mären tshäven

hi melglo shero. 32. Mgr tshä¬

ven hi melgle bal. 33. Tshäve

khelen' ap (3 parne* viza. 34. Jon

khelena pen ap i viza. 35. Dai

kinel' tshaveske nevi städi. 36. Me

daha koie dzhukles mas te chai.

37. Hi man tobaka, pal pijaha.

38. Mgr dad djas an o föro,

kindes peske faifa. 39. Har

karel' kö tshävo? 40. Tshivgr

kek barentza; tu tshivgreha vali

dre. 41. Hoske kürddl tu ke*

dzhukles? 42. Kürdöm, vail

danderdäs man. 43. Sinten hi

käle bal he* parne dant. 44. Me

pijaha gern thüt; pijena

bira oder chatsherdi. 45. Me

hajum lautgr ho tü pendäl.

46. Mgr tshäve hi shou bersh.

47. Man 'g trin phräl un trin

phenja. 48. Mgr däd näne kere,

Mann ist im Gefängniss. 9. Der

alte . . ? hat mit dem Ortsvor¬

steher gestritten. 10. Der Knabe

ist blond. 11. Die anderen Kin¬

der haben schwarze Haare. 12. Der

Knabe sitzt auf dem Baume.

13. Wir sind schon lange in

diesem Dorfe. 14. Der Teufel

hole dieses Dorf! 15. Der Frosch

springt ins Wasser. 16. Wir

fangen Fische im Wasser. 17. Wir

fangen Fische mit der Angel.

18. Wir bekommen Silbergeld

und kaufen Fleisch dafür. 19. Zwei

Herrn sind im Wirthshaus (und)

trinken Bier. 20. Zwei Mädchen

kommen in das Dorf mit Heu;

sie tragen es auf dem Rücken.

21. Der Zigeuner trägt eine Uhr¬

kette. 22. Im Sommer essen die

Kinder Obst. 23. Dies Kind ist

noch nicht ein Jahr alt. 24.25. Ich

werde ins Haus (nach Hause)

gehn. 26. Wann werdet ihr nach

Hause kommen? 27. Ich habe

ein Hufeisen auf der Strasse ge¬

funden. 28. Ich habe ein Huf¬

eisen gefunden. 29. 30. Wir

werden das weisse Pferd ver¬

kaufen. 31. Unsere Kinder sind

schwarzköpfig. 32. Meine Kinder

haben schwarze Haare. 33. Die

Kinder spielen auf der Wiese.

34. Sie spielen auf der Wiese.

35. Die Mutter kauft dem Knaben

einen neuen Hut. 36. Wir geben

dem Hunde Fleisch zu fressen.

37. Weun wir Tabak haben, dann

rauchen wir. 38. Der Vater ist

in die Stadt gegangen und hat

eine Tabakspfeife gekauft. 39. Wie

heisst dieses Kind? 40. Wirf

nicht Steine, sonst wirst du ein Fenster einschlagen. 41. Warum

hast du diesen Hund geschlagen ?

42. Ich habe ihn geschlagen, weil

er mich gebissen hat. 43. Zi-

3 3 ♦

(7)

456 Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands.

job hi vri ap § shtrösa. 49.Dzhah'

an § verta? 50. Me hamas

an § kangeri. 51. 0 rashäi

butshas man , ob te bet§rväva.

52. Kavo dives näne tshil. 53. Me dzh§näva tshi te tshinel* ; ginil dshgnäva. 54. Dzhah au g verta, piaha mene lovina, chätshgrdin,

bashevaha harfa, kelaha mene

ketgne. 55. Kaba rai das man

louv?. 56. Me kamäb lab kgve

tsha. 57. Kai hi ko shlislo pash

kou vüdgr? 58. Kai hi tshi

latshi moul, koi vävgr moul hl

latshi. 59. Mgr phral kereia

ävbaita ap i bäna. 60. Rati

vela mgr rom kere. 61. E

tshäve rovena te chäna le daba.

62. Vas* näsgli tiknepaha. 63. Te*

vela dran o föro te pashevela

mane vri. 64. Mgr rom pashe¬

vela fedgr har me. 65. Katgr

van tgmö? 66. Katgr veli koi

phüri romni? 67. Dzhas te

mangel an o föro. 68. Dzhas

te nit mangel, kindäs li* raas.

69. Ho vela kävo grai? 70. Ketsi

grai bikeveha an o kävo bersh ?

71. Muj äs mane tshävo; o rä-

shtii te päskgrvel les , phen e

rashäske. 72. Har tikno ho¬

mes, givgs mane mgr dai but.

73. 1 mEnishni kergveli zumi

peskS roraesk§. 74. Mgr phen

kgrela piäb taisa. 75. I tshäi

hi näsgli, hi an o tshiben. 76. Mgr

dai giveli shukgr giljä. 77. Me

dzhah' ap g büti. 78. Me su¬

tom mighto. 79. Me dzham

n§t an g sikgrpaskri. 80. Mgr

päpu bis zer phüro ; an o bersh

mujäs lo. 81. Te vela mgr däd

kere, kurel' e tshävgn. 82. Mgr

dai kamel" e tshäven. 83. Me

dzhandöm net te tshördiis mgr

kambäna; me denkgrdöm te pe-

jas dran mgr potisg vri. 84. Je

geuner haben schwarze Haare und

weisse Zähne. 44. Wir trinken

gern Milch ; die Männer pflegen Bier oder Branntwein zu trinken.

45. Ich habe alles verstanden,

was du gesagt hast. 46. Mein

Sohn ist sechs Jahre alt. 47. Ich

habe drei Brüder und drei

Schwestem. 48. Mein Vater ist

nicht zu Hause, er ist auf der

Strasse. 49. Gehst du ins Wirths¬

haus? 50. Ich war in der Kirche.

51. Der Pfarrer hat mich ge¬

fragt, ob ich beten kann*. 52. Es

ist heute nicht kalt. 53. Ich

kann nicht schreiben, aber ich

kann rechnen. 54. Wir werden

ins Wirthshaus gehn, Bier und

Branntwein trinken , die Harfe

spielen und mit einander tanzen.

55. Dieser Herr hat uns Geld

gegeben. 56. Ich wünsche dieses

Mädchen zu heirathen. 57. Wo

ist der Schlüssel zu dieser Thür?

58. Dieser Wein ist nicht gnt,

der andere ist gut. 59. Mein

Bruder arbeitet an der Bahn¬

strecke. 60. Abends wird mein

Gatte zu Hause sein. 61. Die

Kinder weinen, wenn sie geschla¬

gen werden. 62. Sie war schwanger.

63. Er wird aus der Stadt kom¬

men und mir etwas vorspielen.

04. Mein Gatte spielt besser als

ich. 65. Woher kommt ihr?

66. Woher kommt die alte Prau.

67. Sie ist in die Stadt gegangen, um zu betteln. 68. Sie ist nicht betteln gegangen, sie hat Fleisch eingekauft. 69. Was ist der Preis dieses Pferdes ? 70. Wieviel Pferde verkauft ihr im Jahre ? 71. Mein

Sohn ist gestorben , sage dem

Pfarrer, dass er ihn bestatte.

72. Als ich ein Kind war, sang

mir meine Mutter viele Lieder.

73. Die Frau bereitet eine Suppe

3 3 *

(8)

Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands. 457

mursh andas je grai an* föro

bikevel; je trib dikel' agovä

grai, phenela: hi miro grai. Ko

mursh phandfrdäs koie jaka tsu

gi-alske un putshäs: Ap o hävo

jak hl lo blind ? 0 tshör phen-

diis: Ap ko tshatshi jak. E*

mursh sandas u* phendäs: Dik

ap o graiskro jak! job dikläs

ab ona dui jaka. 85. Je mursh

firdäs je grais an o föro! job

his te bikevel les. Je tshör

dikläs e grais; job phendas, hi

leskro grai. Job rikkerdäs le

gralske leske jaka tsu unputshtas:

Ap 0 hävo jak hi lo kourülo?

0 tshör phenel': Ap i tshatshi.

0 rom sandäs, job phendäs, te

dikela ap e öne dui jaka.

für ihren Gatten. 74. Meine

Schwester wird morgen Hochzeit haben. 75. Das Mädchen ist krank

und liegt* im Bett. 76. Die

Mutter singt schöne Lieder. 7 7. Wir

gehn an die Arbeit. 78. Ich

habe gut geschlafen. 79. Wir

sind nicht in die Schule gegangen.

80. Mein Grossvater war sehr alt ; er ist heuer gestorben. 81. Wenn

der Vater nach Hause kommt,

schlägt er die Kinder. 82. Die

Mutter liebt die Kinder. 83. Ich wusste nicht, dass Jemand meine Uhr gestohlen hatte ; ich glaubte,

.sie sei mir aus der Tasche ge¬

fallen. 84. 85. Ein Zigeuner

brachte ein Pferd zur Stadt, um

es zu verkaufen. Als ein Dieb

das Pferd sah, sagte er : Das ist

mein Pferd (oder: dass es sein

Pferd sei). Der Zigeuner hielt

dem Pferde die Augen zu und

fragte : Auf welchem Auge ist es

blind? Der Dieb antwortete:

Auf dem rechten. Da lachte der

Zigeuner und sagte : Sieh ! es

ist auf beiden Augen sehend!

III. Vocabeln.

Accent- und Vocalbezeichnung wie in II. Lehnwörter aus dem

Deutschen sind mit aufgenommen.

A. Aufgezeichnet in Ostpreussen.

ab auf, an afta sieben (7) ame wir bälole abends 5 banglo thöricht

harsh Jahr büti Arbeit buts viel, sehr chäva ich esse 10 dad Vater

dadives heute ddva ich gebe

debel Gott dei Mutter 15 dives Tag

dzhäva ich gehe dzhgnäva ich weiss,

kenne

^lu in

fälda, felda Feld 20 föro Stadt

friteisera frühmor¬

gens gäf Dorf

gasa Strasse, Gasse godzvero klug 25 gostren Fingerring

hattom 1. sg. perf.

ich habe gefun¬

den; vgl. Zippel:

baddava ho was?

hom ich bin

höske, soske (shös- ke?) warum?

30 je, jek ein

(9)

458 Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands.

jof er; f. joi; pl.

comm. jon ; obl.

sg. m. les, f. la, lä

kamäva icb will,

wünscbe

kater woher? (wo¬

hin?)

kerava ich mache 35 kire zu Hause

ketne zusammen kje, ke zu kleineder comp.

kleiner köter Stück

40 krik weg

kun ptcl. superl.

lüove Geld ma nicht, fii^

mangäva ich bitte, bettle

45 märava ich schlage

märo Brot

me, mg ich

miro mein mo-te müssen

50 müol Wein

na, nä nicht, nein näne ist nicht nl nie noch uoch 55 0 der; f. i

phüro alt piäva ich trinke

räkräva ich

spreche

rödäva ich arbeite 60 rom Mann, Zigeu¬

ner

romgnes zigeu¬

nerisch (adv.)

romni Frau , Zi¬

geunerin

shil kalt shtär vier 65 ta, te und

tämo jung te ptcl. conjunctivi teisa morgen,

gestern thüt Milch 70 tome ihr (vos)

trianda dreissig tshävo Knabe,

Kind tshei Mädchen tshi nichts 75 tshürero arm

tu du

vände im Winter väva ich gehe vSnich wenig 80 vorden Wagen

B. Au

ab auf, au amäro unser

amen, men wir

an in 5 aver anderer

bal Haar balo Schwein banko Bank bäro gross 10 basheväva ich mu-

sicire bökälo hungrig bölepen Himmel bow Ofen busnin Ziege 15 but, büt viel

bütin Arbeit chamaskri Tisch dad, däd Vater damedlra Schürze

20 desh zehn; desh u

dui zwölf dikäva ich sehe

gezeichnet in We

dikli Tuch, Hals¬

tuch dives Tag

drom Weg

25 dui zwei dzhäva ich gehe dzhöb Hafer dzhuklo Hund

dzhuvje pl. Mäd¬

chen

30 fededer comp, bes¬

ser fleko Stadt fortsheta Gabel föro Stadt gäb, gäf Dorf 35 gädzho Bauer

gako Vetter geshefto Geschäft gib Korn goi"vni Kuh 40 grai Pferd

gustgri Eing

tf al e n.

bäva , chäva ich

esse havo welcher?

höfa, hofa Hof

45 hom, hom, häm

ich bin

hum te, gm de

müssen isma Zimmer jäg Feuer jak Auge 50 jCj jek ein

kälo schwar , Zi¬

geuner

kambäna Uhr

kau Ohr kanenggri Ohning 55 kasht Stock

kät Hemd kater woher?

ker Haus kerach Stiefel,

Schuh

(10)

Sowa, Neue Materialien für d. Fialeht d. Zigeuner Deutschlands. 459

60 keräva ich mache

kere , kere zu

Hause

keredüno hei¬

misch khas, kas Heu kuräva ich schlage 65 latsho gut

les obl. sg. des

pron. pers. 3;

f. la love Geld lunka Gras (wohl

Wiese) lurdo Soldat 70 märo Brot

mas Pleisch me ich met mit

miro , mo , mro

mein

75 mui Mund

nak Nase norkli Katze 0 der; f. i pal hinter, nach 80 päni Wasser

päro schwer (gra¬

vis)

pash an, bei, ne¬

ben

pashemakro Schaf pashero Hirt 85 pasheväva ich mu-

sicire pe auf, an p§rika , porika

Esel perno weiss pes obl. sg. pron.

refl. ; pl. pen 90 phen Schwester

phu Erde

phujenggre pl.

Kartoffel piro Jude pral Bruder

95 püro alt

pato(?) Preund ri§l Erbse ripen Kleid rom Mann, Zigeu¬

ner

100 romgdini verehe¬

licht (Prau)

römgnitshel Zi¬

geuner

romni Frau , Zi¬

geunerin ruk Baum saster Eisen 105 shero Kopf

shöb sechs shtädin Hut shtamin Stuhl shtär vier

110 shturno Ochs

shukgr schön sikepasken

Schule som ja Stall sub Nähnadel 115 täme ihr (vos)

teleni Strumpf thüd Milch tikno klein tshatsho wahr,

echt

120 tshamböni Pfeife tshävo Knabe tsherkli Vogel tshi nichts tshiben Bett 125 tshör Handels¬

mann (?) unt und välin Glas vast Hand veljöna Violine 130 Ving wenig

vochlin Fenster vortin Wagen

C. Aufgezeichnet in Böhmen.

abri, vri, vri her¬

aus, draussen agovo dieser aizo Eis

amäro , märo un¬

ser

5 ame, me wir

an in

anäva ich bringe ap auf, an ärbaita Arbeit

10 bächtelo glück¬

lich

bakro Widder bal Haar bälo Schwein bäna Eisenbahn

15 banko Bank

bar Stein basheväva ich mu-

sicire

bashno Hahn

beng, benk Teu¬

fel 20 bergo Berg

bersh Jahr

bersheskro ein

Jahr alt beshäva ich sitze,

setze mich biäb, piäb Hoch¬

zeit

25 bikenäva, bikevä- va ich verkaufe bira Bier bish zwanzig bjälo weiss blatige - nakeskgri

Ente

(11)

460 Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands.

30 bläväto, bläuto blau

bökbglo hungrig bölfpen Himmel brishin Begen brishind6skgri

Zelt 35 brül Frucht,

Obst brüno braun büt viel büti Arbeit buzni Ziege 40 chamaskri Tisch

chätshSrdi , chä¬

tshgrdin Brannt¬

wein

chäva ich esse chinäva caco

chochgväva ich

lüge

45 chöjSmen ärger¬

lich

chojgräva ich reibe

cholgb Hose chomereskro Brot dab Schlag 50 dad, däd Vater

dai Mutter

dandSräva ich

beisse

desh zehn ; desh jek elf

devgl Gott 55 dikäva ich sehe

diklo Tüchlein ditsa Angelhaken dives Tag

dräb däva ich be¬

trüge

60 dramaskro Buch

dran heraus, aus dre entzwei dui, düi, dü zwei

dungrela es don¬

nert

65 dzhamba Frosch,

Kröte

dzbandeli Tabaks¬

pfeife

dzhäva ich gehe dzhgnäva, dzhinä-

va ich kenne,

weiss

dzhiväva ich lebe

70 dzhuklo Hund

dzhuvje pl. Mäd¬

chen

efta sieben (7) ena neun faifa Tabakspfeife 75 fain fein

feder comp, bes¬

ser

fträva ich führe fla.shla Flasche fliga Fliege

80 flokgrväva ich

pflücke foro Stadt gäb Dorf gäbla Gabel garto Garten

85 gätshkgno Deut¬

scher gern gern gili Lied

ginäva ich zähle, rechne

giväva ich singe

90 glan vör

grai Pferd gräza Gras gurmi , gurmni

Kuh

gustSrin Bing 95 gushtje pl. Finger

gvitgrela es don¬

nert hacho Bauer

häja keräva ich

schlafe (von Kin¬

dem gesagt)

haj äva ich ver¬

stehe

100 har wie

harfa, härfa Harfe

hatshjöm , hats¬

jöm 1. sg. perf.

ich habe ge¬

funden hävo welcher her hierher 105 heri Bein

hidzheväva ich

trage ho was?

hom , häm ich

bin hopa Hopfen

110 houch hoch

1 einer (?) jag Feuer jak Auge

jake wenn , so¬

bald

115 jakengri Brille jaro, järo Ei jarro Mehl je, jek ein jib Schnee

120 job, job er; f.

joi; pl. comm.

jon ; obl. sg. m.

les, f. la käd Hemd kai wo?

kai hier kälo schwarz 125 kalvo Kalb

kamäva ich liebe

kambäna Uhr

kana wann?

kangeri Kirche 130 karäva ich heisse

kas Heu kasht Holz, Stock kat Scheere katgr woher?

(12)

Scnva, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands. 461

135 kavo, kabo der, lovina , lovina okso Ochse

dieser Bier ona dui, öne dui

kek nicht lürdo Soldat beide

kelra Keller raa nicht, ui] 205 pal dann

ker Haus mämagri ? päli wieder

keräva, geräva 170 mangäva ich päni, pani Was¬

ich mache. bitte, bettle ser, Fluss

thue mänishni Weib pantsh fünf

140 kere zu Hause, mänush Mensch

papi, bapi Gans

nach Hause maro Brot

210 päpla Pappel

keta Kette mas, mäs Fleisch päpu Grossva¬

ketfni , ketgnei 175 mäto trunken ter

zusammen matshi pl. Fische parkgrE man ich

ketsi wieviel? me ich danke

kham , kam melgli Cigarre pärnisi pl. Er¬

Sonne

180

melglo schwarz zählungen

145 khändglo, khan- men Hals päskerväva ich

delo Quarg miro, mgr mein bestatte

kheläva (man), mishto gut 215 pash bei

keläva ich moskro Ortsvor¬

pashepäskgri

spiele steher

Fiedel, Harfe

khil Butter moul Wein

pashepäskgro

kinäva ich kaufe 185 mujom 1. sg. Musikant

kirach Schuh, perf. ich bin pävo de brül(?)

Stiefel gestorben Obst

150 koi dort mukäva ich lasse

pechgnde pl.

kolo Rock, Kleid munto Mond Nüsse

koshnitsa Korb mursh Zigeuner, 220 pejöm 1. sg.

köurülo blind Gatte, Mann perf. ich bin

kovo , kob , kö na nicht

gefallen

der , dieser , je¬ 190 näne ist nicht per Bauch

ner; f. koi narvel6nggro di¬ petgrväva, betgr-

155 krik weg ves Garneval väva ich bete

kuräva ich nasglo , näsglo phandgräva ich

schlage kurko Sonntag

ki-ank binde, schliesse

näshäva ich gehe. phäro schwer

kürpen, kurgpen laufe (gravis)

Schlägerei näuni Vetter

225 phenäva, pgnäva

kutsh theuer 195 nevo neu ich sage

160 latsho gut nijäle im Som¬ phral, phräl Bra¬

lalgres böhmisch mer der

(adv.) nit, n?t nicht phüb Erde

lautgr alle noch noch

phuggräva ich

läva ich nehme. 0 der; f. i, g klage an

bekomme 200 ob, ov, ow ob phüro alt

lölo roth, blond ochto acht 230 phus Stroh

165 louv?, löv§ Geld odgr oder pijäva, piava ich

(13)

462 Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutiehlands.

trinke , rauche (Tabak) pimaskri Cigarre pirggnös baar- füssig (adv.) piri Topf 235 potisi Tasche

präsfpen Bann

prästlo Ver¬

stössen, ver¬

bannt puklo Rücken

putshtöm , pu-

tshöm 1. sg.

perf. ich habe gefragt

240 rädo Rad

raha lange rai Herr

rak§räva ich

spreche räkfrpenSprache 245 ramlo Stier

rashai , räshai Priester, Pfar¬

rer

rati, rat Nacht rikkeräva ich

halte ripen Kleid 250 roi Löffel

rom , Zigeuner, Mann

romgnes zigeu¬

nerisch (adv.)

romni Weib, Zi¬

geunerin roväva ich vyeine

255 ruk Baum

rupgno silbern sanäva ich lache sap Schlange sapgno feucht,

nass

260 sastgr Eisen, Huf¬

eisen shel hundert

sh§ro Kopf shleja Anna shlfrjgrla Aenn-

chen

265 shlislo Schlüssel shoub, shob, shou

sechs

shovönggri Sech¬

ser (Zehnkreu¬

zerstück)

shpineväva ich

spinne shtär vier 270 shterna Stern

shträso , shtrösa Strasse shukgr schön shunt, shun, shu

schon sikgrpaskri

Schule

275 sintg pl. Zigeu¬

ner

sipaskro Schnei¬

der

sonakaskro , sä¬

nakaskro gol¬

den

soväva ich

schlafe städi Hut 280 stamin Stuhl,

Sessel steläva ich

springe

stilepen GefUng- niss

süb Nadel sübjäkgrö Schuh¬

macher

285 svento dSves

Feiertag tacha Dach taisa morgen,

gestern

tapgräva ich

fange

te ptcl. con¬

junctivi 290 tel unter

tele hinab teme ihr (vos) tgr dein

thoväva ich

wasche 295 thüt Milch

thnvgli , thüvgli Tabakspfeife tiknepen Klein¬

heit tikno klein tisha Tisch

300 tobaka, tübaka

Tabak tovgr Beil trianda dreissig trib Dieb trin drei 305 tsaumo Garten

tshai Mädchen tshatsho wahr,

echt tshatshopäskgro

rom Zigeuner¬

häuptling tshävo , tshäbo

Knabe

310 tshavSrin, tshä¬

üri Huhn, Henne

tshi, tshi nichts tshiben Bett tshil Kälte, kalt

tshinäva ich

schreibe 315 tshinepen Schlag,

Prügel

tshinggräva ich streite

tshiveräva ich werfe

tshör Dieb

tshöräva ich

stehle

(14)

Sowa, Neue Materialien für d. Dialekt d. Zigeuner Deutschlands. 463

320 tshupni Peit¬

sche tshuri Messer tshutshi weibl.

Brust tsilo Zusammen¬

kunft ; bätsilo zusammen (?) tsitera Zither 325 tsu zu, auf

tu, tu du un und

vaü weil väli Fenster 330 vast Hand

väva ich komme väv§r anderer vent Winter verdo Wagen 335 verni Kette

verta , virta Wirthshaus vinta Wind viza Wiese

vonava ich

wohne

340 vüdgr Thor (das), Thür

vurden , vurdin, vurdi Wagen zanta Sand zenglo grün zer sehr

345 zumin , zumi

Suppe

Bd. XLVII. 31

(15)

464

Zigeunerisches.

Von E. Windisch.

Am 31. August 1891 kamen bei dem Forsthaus Sonnenberg

bei St. Andreasberg im Harz, wo ich mich damals aufhielt, Zigeuner

vorbei, die nach ihrer Aussage bei Nordhausen ansässig waren.

Von einer etwa 40jährigen Frau liess ich mir einige Wörter sagen

und auch ein Verschen. Von den Herren Pischel und v. Sowa,

die namentlich das Verschen , aber auch einige Wortformen , für

werthvoll erklärten, dazu aufgefordert, theile ich hier meine da¬

maligen Aufzeichnungen mit. Ich habe die Wörter genau nach

dem Gehör aufgeschrieben und dann der Prau nochmals vorgelesen,

üm wenigstens das, was ich damals gehört habe, genau wieder¬

zugeben, behalte ich hier die Schreibung mit dem deutschen Laut¬

wert bei.

L Wörter.

1. Mann rom

2. Hund tschuklu 3. Kuh gurmeni 4. Geld lowi

5. Gold sonelcai 6. Silber rup

7. guten Tag latschu diwes 8. gute Nacht latschu rat.

9. Ich gehe me dschawa 15. ich ging me gejum

10. du gehst tu dscha 16. ich schlage me dawa

11. er geht Job dschala 17. er schlägt jb^ dele

12. wir gehen me dschaha 18. ich schlug me dejum

13. ihr geht yo* dschala 19. er schlug jbi dejas.

14. sie gehen jon dschana

Zur Orthographie dieser Wörter bemerkt Professor v. Sowa :

,üen Auslaut u für o, i für e der älteren Dialekte habe auch ich

durchwegs bei den Zigeunern in Sassmannshausen hinter Kassel,

und häufig bei denen im nordwestliehen Böhmen gefunden; ebenso

ist namentlich am erstgenannten Orte die tonlose Aussprache von

g d b dsch ganz allgemein ; ich kann sie durchs Gehör nicht von

den Tenues unterscheiden.

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