Bagdader Studien*
Von Georg Krotkoff, Baltimore
II. Ein Einakter im Bagdader Dialekt
Die auffälligsten Charakteristiken eines Dialekts finden sich gewöhnlich
in den Redewendungen des täglichen Lebens. Gerade diese Redewen¬
dungen, die man täglich mehrmals zu hören bekommt, wenn man seinen
Geschäften nachgeht, sind aber am schwersten in zusammenhängender
Form zu Papier zu bringen. Die Umstände des praktischen Alltags ge¬
statten es nicht, daß man immer und überall ein gebrauchsfertiges Ton¬
bandgerät mit sich führt; an em Mitschreiben ist natürlich nicht zu
denken. Andererseits sind die von Sprachmedien diktierten Texte immer
erzählender und beschreibender Art imd zeichnen sich meistens durch
eine gewisse Eintönigkeit aus, die bei Erzählen auf Bestellung unver¬
meidlich ist.
Um die lebendige Rede trotzdem erfassen und vorführen zu können,
muß es deshalb gestattet sein, sich eines guten Konversationsstücks zu
bedienen, das den tatsächlichen Sprachgebrauch getreu und in konzen¬
trierter Form wiedergibt und außerdem durch den Zusammenhang und
die Situationen, die es schafft, die rationell nicht erklärbaren Elemente
der umgangssprachlichen Idiomatik unmittelbar verständhch macht.
Ein solches Stück liegt in dem Einakter Räs as-salila von Jüsuf al-
'ÄNi vor. Er ist einem Büchlein gleichen Titels mit dem Untertitel
Masrahijät sa'bija, erschienen als sechstes Buch in der Reihe ManSürät
at-Taqäfa al-üadida, Bagdad 1954, entnommen. Das Büchlein enthält
zwei weitere Dialektstücke desselben Verfassers : Harmäl wa habbat söda
und Tu'mur Bej. Alle drei sind sozialkritische Satiren ; die erste wendet
sich gegen die Korruption der Ämter, die zweite gegen den Aberglauben
und die dritte schildert den Konflikt zwischen dem armen aber auf¬
rechten Diener und dem verdorbenen Sohn aus reichem Hause, aus dem
der Diener zwar mit Verlust der Stelle aber moralisch als Sieger hervor¬
geht. Die fortschrittlerische Tendenz ist in allen Stücken unverkennbar.
Vom Verfasser selbst weiß ich nur zu berichten, daß er sich auf dem
Titelblatt Sekreter firqat al-masrah al-hadit nennt, und daß er zwischen
den Revolutionen von 1958 und 1963 Leiter der Hörspielabteilung von
Radio Bagdad war. Er ist Schüler und Fortsetzer des Werkes des ver¬
storbenen Sihäb al-Qasab. Man sagt, daß er dessen unvollendete
Bühnenwerke zu Ende geführt hat.
* S. Bd. 112, 319.
Georg Krotkoff 67
Da sich die bibliographischen Verhältnisse im Iraq seit Beockel¬
manns diesbezüglicher Anmerkung in GAL S III, S. 481, nicht wesentlich
gebessert haben, läßt sich im allgemeinen nicht viel mehr als schon dort
angegeben über die irakische Dramaturgie sagen. Auch J. M. Landaus
Angaben über den Irak in seinen Studies in the Arab Theater and Cinema,
Philadelphia 1958, S. 95f. sind sehr dürftig. Auf Grund der Aussage
von Haqqi as- Sibli, Professor für Schauspielkunst an der Akademie
der Künste in Bagdad, gründete cr selbst im Jahre 1927 die erste irakische
Schauspieltruppe. Bei der Eröffnungsvorstellung am 25. Mai 1927 wurde
das erste irakische Drama Wahida von MüsÄ as-Sabandab, ein patrio¬
tisches Schauspiel in fünf Akten, aufgeführt. Dies stimmt zeitlich mit
dem GAL S III, 486 erwähnten Interesse König Faisals für ein nationales
Theater überein.
Einige Namen und Titel führe ich noch auf Gnmd mündlicher Mitteilungen
und ohne Gewähr an, um späteren Interessenten wenigstens einige Anhalts¬
punkte zu geben: Mahmüd Ramzi al-Qubtän (t): al-öundl al-bäsil, Ana
dt-^undi. (nach anderen ist letzteres von 'Abdullah Hilmi). Salim Butti
(nicht Batti wie bei Landau, S. 225, 145c; f): Ta'na fi l-qalb. Nadim al-
Atrakci (t). Hidr at-Tä'i: Qais Lubnän. Safä Mustafä: Katrin, Maut
al-'uqäb, Tälib al-ganüb. 'Abdulmagid 'Abbäs : Matalunä al-a'lä (Über die
arabische Revolution, vgl. Landau, S. 216,8). Mahdi al-BasIr: az-Zarqä',
at-Taura al-Hräqija (GAL S III, 489). Jahjä Qäf (gesehrieben mit einem
Buchstabon, lebt in Mosul) : Fätih Mi§r, al-Qädisija (historisches Drama in
Versen).
Das Hauptaugenmerk wird hier auf eine genaue Wiedergabe der Aus¬
sprache gelegt. Da diese aus der arabischen Orthographie nicht genau
ersichthch ist, mußte die bei Sprachaufnahmen übliche Methode imitiert
werden. Ich transkribierte den Text, so weit es ging, vor und las ihn dann
mit meinen Gewährsleuten mehrmals durch, bis alle Unklarheiten be¬
seitigt waren. Einige sprachlich wenig ergiebige und für die Handlung
unwesentliche Szenen wurden gekürzt.
Die Übersetzung ist nicht wörtlich, sondern so sinngemäß wie möglich.
Das Ziel war, das Deutsche allein für sich lesbar zu machen und die
Situationen möglichst klar herauszuarbeiten. Das größte Problem war,
Umgangssprache wiederzugeben, ohne in einen lokalen deutschen
Dialekt zu verfallen. Es ist klar, daß in einem solchen dem Geist des
Originals besser entsprechende Ausdrücke zu finden gewesen wären. Ein
Kompromiß mußte bei den Anredeformen geschlossen werden. Ent¬
sprechend dem „Ton" des Gesprächs wurde ,,du" oder ,,Sie" verwendet,
obwohl im Arabischen immer ,,du" steht. Anreden wie 'ammi blieben
miübersetzt. Wortspiele gehen natürlich meist verloren und müssen
entweder etwas gekünstelt wiedergegeben oder in einer Anmerkung
erklärt werden.
6»
68 Geobg Kbottkoff
Die Transkription ist im großen und ganzen die übliche. Zu beachten
ist nur, daß d und 2 in der Aussprache zusammenfallen (interdentaler
velarisierter Spirant) und nur in der Sclu-ift zwecks etymologischer Ver¬
ständlichkeit unterschieden werden. Da auch die Unterscheidung
zwischen dem vorderen und dem hinteren i-Laut notwendig erschien
(i — y), wurde — zwecks Vermeidung zu vieler diakritischer Zeichen —
für die Wiedergabe des j-Lautes auf die ältere Umschreibung mit j
zurückgegriffen. Der Vokal a unterliegt in der bekannten Art dem Ein¬
fluß der benachbarten Konsonanten. Es wurde daher nur an besonders
auffälligen Stellen das vordere ä bezeichnet. Es ist charakteristisch für
die irakischen Mimdarten, daß das auslautende ä oft stark gedehnt wird.
Auf eine Bezeichnung dieser Dehnung wurde verzichtet.
Betonte kurze Vokale sind durch einen Akut, betonte lange Vokale
durch einen Zirkumflex gekennzeichnet. Bei der Angabe der Betonung
wurde der Satzakzent berücksichtigt. Daher blieben schwächere Wörter
ohne Akzentbezeichnung.
Die schriftsprachlichen Bühnenbemerkungen wurden mit Ausnahme
der Eigennamen — selbst auf die Gefahr hin übertrieben pedantisch zu
klingen — mit allen grammatischen Endungen transkribiert.
Der Titel des Stückes bedeutet wörtlich ,,Das Ende des Garnsträhns"
und ist ein Teil des Idioms dajjaH räs dsSalilä ; der Sinn dieser Redensart
ist: ich kann den Ausweg aus dieser Schwierigkeit oder den „Schlüssel
zum Schloß" nicht finden.
Die Personen 'Abdulgabbär, 1. Beamter
Kämil, 2. Beamter Säkir, der Amtsdiener Der Direktor
Der Verwandte des Direktors Der Freund
Ort der Handlung : Der Irak
Zeit „ „ : Die Gegenwart
Räs dSSaUlä.
'Abdulgabbär gälisun wa bi-jadihi garidatun jaumijatun jata^affahuhä.
Kämil (jadbulu): Sabäh üher, öabbärl
'Abdulgabbär : Sabäh üher, hälo^ !
Kämil jaglisu bi-takäsulin.
' A., als Liebhaber westlicher Filme, gebraucht hier den amerikanischen Gruß.
der Handlung :
Der Zerlumpte Der Dicke Der Heuchler Der Gefälhge
Der Herr mit der
Visitenkarte
> Bittsteller
Bagdader Studien 69
'A.: AM bilherl^
K.: Allä bilMr]-'
'A. : Häi hälusbü' Sion riwäjät 'azymä äkü !
K.: SinWi
'A.: Awwal wähid film „alHsäbä Iguhannamijä" wa film ,,alhubb anndri
wallyss dlmnqanna"' wa film ,'afrltä hänym".
K. : tl, hddajdgülün hoS ragds bi^.
'A. : Hiei läzim.
K. : Bass äku fdt film ld jdfütak.
'A. : Jaho ?
K. : Mal hai Imumattilä lameriMjä Marlin Monro, madri Mänrö
Ödbburi ... Slönhä ... mäku, min timSi, 'abälak tobä mal ^ibin
ddtgdmmdz 'älgä'.
'A. : Lä ... dni däk dljom warratoni. ruhdt il fdt film itdli ... äSu kullSi mä bi^, lä rägds, lä boksät, lä rdsäs.
TL.: Lä ... hiei mä jiswa Si. (junädi 'alä Ifarräsi) Säkir ... Säkir !
al-Farräs (mina Ihärigi) : Na'am (jadhulu).
K. : Süf Säkir, matrüh tdgibli fdd glas Ubdn mühä zäjid ...
Alfarräsu jahummu bi-lhurügi.
K.: Isma', wdStirili bddrbak ma^allät Qarandal wal-Istüdio\
'A. (bi-suhrijatin) : Häi jibäjjin dlbärhä sakirtäk bänat hwäjä tdh.
K. (jaqifu wa huwa jatamattä) : Lä wdlla ... bas Unit ma'züm 'indä
hadä ... mäku ... dl hallasndlä Imu'ämälä gabdl tlätdt ajjäm. ahad
Una bötdl 'arag min 'atiSä ... wa samM mazgüf^ ... uxi rahnä waraha
l- Sehrezäd, umä rgä'nä illä bittinten warä nuss dllel.
'A. : 'Awdfi, idak biddihin.*
Kämil jatatä'abu tumma ja'üdu ila makänihi.
'A. (wa huwa jaqlubu Igaridata llati bi-jadihi): Hadolä eS häbsynä
bimaglis al'amn bi-Kürijä ... ihnä jaho mäldtnä. wälla Kämil, dSgdd
dnzä'i^ min aSüf hiti mawädy'. wadä'tak Kämil, mä qäri liljöm ifti-
tähijä mal garidä. mä dqrä ger Sdku afläm blssinemdt, tanaqqulat mal
muwazzafin ...
K. : Südug, Ödbburi, gabdl tdm jöm fdd wähid min gijärinä^ jirid jisäfir il
Masdr wa judrus bigdmi'at Fu'äd dlawwal. gytlä, jäbä, leS ma trüh
2 Diese typisch irakische Formel, eine Verkürzimg von sabbahakum (oder
massäkum) Alläh bildjer, wird erst angewendet, weim sieh der Neuankömm¬
ling gesetzt hat, der ebenso antwortet.
3 = masqüf. Der Länge nach aufgeschnittener und am offenen Feuer ge¬
bratener Tigrisfisch. Nationalgericht.
" Bildhafter Ausdruck: deine Hand ist fett, sc. vom guten Essen (Fett wird geschätzt!).
^ Auch guwärina ; Sg. §irän !
70 Georg Krotkoff
tudrus bilgämi'a^ Varahtjä ... sudug, jigüm jidhaJc 'dlejjä, wa ilä
hissä, wadäHak öabbär, mä ddri luiS ddhak 'alejjä.
'A. : Häf dddiräsä hnäk sä'bä.
K. : Ld, W3 dni arid masldhtä, Wann dlwdhid illi prüh judrus bil^dmi'a
Varabijä külliS jitwannas.
'A. : Sl6n, jäbä ?
K. : Li'an kull sänä ddiräsä jisaunmiha bifäd unläjä, sänä b-Masdr, sänä
b-Libnän, dllüh bi-^Anqarä, wa 'alä halrannä.
'A. : äni qarit bilgaräid gabdl muddä, jiridün jisaummn gämi'a Sräqijä.
häi äinü la'ad ?
K. : Häi läzim qysdm misä'i lilgdmi'a Varabtjä.
Jadhulu Imurägi'u Imahtüku fa-juqaddimu 'aridatahü ilä Kämil wa jusalli-
mu 'alaihi.
K. : Jä Fattäh, jä Razzäql Taunä igenä. dnty zyr barrä hissä\ (jarmi
l'aridata f i waghihi)
al-Murägi' (ja'^udu Iwaraqata mina Pardi): 'Ammi, intä tawwak ^it,
läkit äni gaj min dssa'a bittmänijä, uhissä ssä'a bidda'S.
K. : ü minü gallak äni bäs amänä'' amSi 'alä nizäm dttauqit ?
'A. : Intä Sl6n lauM^ ... dajigülläk dntyzyr barrä ... dnty zyr barrä !
Almurägi'u ju'addi lahumä ttahijata wa jahrugu kasiran. Jadhulu
Ifarräsu wa bi-jadihi Imagallatäni wa Uaban.
'A. : Balla, ma tintyni Qarandal, da oMf bihä ahbär drräisiz.^
Alfairägu ju'ti Qarandal li-'Abdilgabbär wal-Istüdijü li-Kämil.
K. : 'eni, Ödbburi, ma tSüf bihä 6awänis\^°
'Abdulgabbär jaqlibu Imagallata wa jaqra'u asmä'a IJiujüli Imural-
sahati lilfauzi.
al-Farräi (jadhulu wa warä'ahü Imurägi'u Imahtüku) : Hädä Sala' gälbi
... sdr lä arba' sä'ät mas^ün hdnä ... ma thalldsünä minnä (jahrugu).
Almurägi'u jaqifu amämahumä bi-liaufin bäligin.
K. : dni ma gytlak dntyzyr barrä ?
al-Murägi' : e, wantazärdt barrä.
K. : la'ad lueS dgä ?
al-Murägi' : dlfarrdS galli huSS.
'A. : wdhnä nimSi bi'aql ilfarräS ?
al-Murägi' : lä haSäkum, intü tdmäün dbrigMkum.
JL.: Sü Sion waqähä 1
'A. : lak, matgulli intä hihqt eS ?
al-Murägi' : ger halqat älla ... ho,^^ mu halqat 'Abdd 'Ali ttanakH !
° Nicht wiederzugebendes Wortspiel : ^ämi'a = Universität imd Liga.
' Die Stadtverwaltung von Bagdad heißt amänat äl-'äsima.
8 < lauka zäher Bissen. * < engl, races. < engl, chance.
11 < pers. höh gut.
Bagdador Studien 71
K. : ddnzäh min gudddmi wogaf barrä !
al-Murägi' : i, jirhämä labük, matgulli qäbil äni da agdddi^^ ... qäbil äni
msaqqaf^l Mjä Imu'ämalä kullhä mit'attylä 'alä Umda, damdyhä
liVartdä wa hallysni !
'A. : 'äl, wdlla 'äl ! naf fid dlawämir lisa'ädat dddiktator !
al-Murägi' : 'ammi, äfäjitli 15 dohtdr.^* 6dn biljöm ahassylli längä^^ danänlr.
'A. : maulänä, dhnä mä nnäffid awämirak. dhnä mu bibdlad diktatori, dhnä
bibdlad dimuqräty ... ddtiftihim 15 la ?
al-Murägi' : lä wdlla, mdda aftihim.
K. (bi-sautin 'älin) : ddtkassah, dtla' barrä ! al-Mtu-ägi': atla', wen arüh ?
K. : (bi-'asabijatin) : ruh dlguhannam !
al-Murägi' : dlguhannam ... u minü gdllak äni bilgännä ?
'A. : haqiqä, intä fdd wähid mitfassih.
al-Murägi' : mitfassih ... Slön mä atfassah ... sion mä atfassah ?
idä däjir maddjiri 'itt, wasfanik^^ mä 'indi.
K. (junädi Ifarräsa) : Bäkir ... Säkir ... ta'äl, tdl'ä IMdä, lä abtill
bdammäl
al-Murägi': intü halletü 'indi dämm ? intü naSSaftü Idammi.
al-Farräs (jadhulu): ddjdlla, dtla'\
al-Murägi' : toli', tdli' ... blejja mä jibtili bdammi. arid aSüf wen räh
tosal (jahrugu ma'a Ifarräsi).
'A. : hadolä Sion hamag, Slön ra'd' !
K. : wa tdli matäli jigülün dlmuwazzafln jusi'ün^'' almu'dmala wijjä nnäs.
al-Farräs (jadhulu ba'da qalilin) : sa'ädat dlmudir igä.
Jasta'iddu Imuwazzafäni listiqbälihi. Jadbulu Imudiru.
al-Mudir : äkü Si 'idkum ?
K. : lä, bej. kull dlmu'ämaldt halsänä.
al-Mudir : ahad habar 'aläjjä ?
'A. : ld, bej. bass habarat 'alek ... (jaqtaribu minhü wa jusäwiruhü).
al-Mudir: zin (jadbulu ilä gurfatihi).
K. : almudir dl jöm gaj min wdkdt.^^
'A. : läzim jirid jitla' min wakdt.
Jadbulu qaribu Imudiri ba'da fatratin wagizatin.
al- Qarib : dlmudir maulüd ?
K. : atfaddalü bej, maugüd.
12 < kdj II.
1' = ausgebürgert. Neubildung auf Grund des während des Palästina¬
krieges erlassenen Gesetzes qänün isqät al-§insija al-'iräqlja.
1* Br kennt das Wort Diktator nicht und versteht Doktor. Im Arabisohon
ist in beiden Wörtern das letzte o lang und betont.
1^ Pers. Ballen, Tragtierlast. Eig. Karbolsäure, < acide phönique.
1' Hochspraehlicher Ausdruck. i* < waqt.
72 Georg Krotkoff
Alqaribu jadhulu ilä gurf ati Imudiri.
'A. (janhadu min makänihi) : Kämil, hädä minü ?
K. : hädä ähü muri dlmudir.
'A. : hä agül wen Sdjifä ... mü hädä IHndä sajjdrä kaSf Kädildk ?
K. : e, bäli, huwa. hijä Slön sajjäräl jigullak timSi 'alkdhrabä, dtdüs dzzirr tdnfäkk dlbäb, dtdüs zirr Idn&äl dttäntä, dtdüs zirr dtgüm timäl, dtdüs zirr . . .
*A. : tur gus sämbä, matjizi^^, mü tahhanithä ? Jarinnu garasu Imudiri.
al-Farräs (jadhulu räkidan tumma ja'üdu ba'da lahazätin): sa'ädat
dlmudir jdgül halldsü häi Imu'ämalä bil'a^al.
Kämil janhamiku fi kitäbatihä tumma jatmaguhä wa jusallimuhä ilä
'Abdilgabbär.
'A. (ja'huduhä minhü): Kamil, häda ttäbi' jibäjjin musta'mal.
K. : wa jähö mälätnä. huttä watmügä wdkulUi jig'ad dbmukänä.
'Abdulgabbär janhadu li-jadhaba bi-lmu'ämalati.
K. : öabbär, gibhä, äni uwaddihä.
'A. : ld, dni uwaddihä.
al-Farräs : jäbä, ddwaddühä tnenkum, ahsan hall.
al-Muwazzafäni : ma'qülä walla (jadhuläni sawijatan).
al-Farräs (ma'a nafsihi) : ajabäh, na'lä 'alek, ja bäni ädäm, häi Imu'ämalä lö mal fdt faqir wuhdn häjbä, cän wähid dabbhä 'alällah, lakin mal fdd ...
Almuwazzafäni jadhuläni wa qad irtasamat 'alä waghaihimä 'alä'imu
ssurüri. Alfarräsu jahrugu.
Alqaribu jahrugu wa ma'ahü Imudiru hattä Ibäbi.
K. (ba'da qalilin) : Säkir ... Säkir ... gibli maj. !
Jadhulu Imurägi'u Imahtüku wa bi-jadihi qadahu mä'in.
K. (mustagriban) : häi minü sahhäm untMak-° wa gallak gibil maj ?
al-Murägi': walla 'ammi, mdhad sahhäm wucüi, läkin dsma'tak ddtsih
'ala maj wa äift dlfarräS mäkü, wa habbit dqaddimlak hidmä wa
^ibitlak dlmaj.
K. : wäni mä ahibb dqaddimlak ajj hidmä wa tf addai dtla' barrä !
al-Murägi' : ja ahüjä, ddg'alhä sadaqa 'alä räsäk u fudd hasibti^^ !
'A. : ägü häi ngalbat sadaqdt ! minü gallak 'idnä där 'agazä 1
al-Murägi': jä ahüja, walla dntü 'a^^aztünl, küllmä agi drägi' dngata'
min Sugli wa trüh 'alejjä jomljdtl. dntä tdqbdlhä za'atyty jdzyllün
blejjä äkil ?
lä Häufig allein jezi, mosi. jäzi genug. Ursprung unklar. Erklärung aus
jezid wegen des langen Vokals schwierig.
2» So die Aussprache von Rusäfa (Ostufer) ; in Karh (Westufer) : waghak.
Jm. das Gesicht schwärzen heißt, ibm einen Schimpf antxm.
21 < häsiba — muikila.
Bagdader Studien 73
'A. : leS ma twakkülah fdd muhami ?
al-Murägi*: jä muhami 'ammi, jä muhämi idä dni gebt hami-^l äantyh
lilmuhdmi ? qäbil antyh dlqütyja^^ mal dlbarnüty^* mälti ?
'A. : aSü mat^ib auräqak dä'aSüf Sinu qusstak.
al-Murägi' (juqabbilu jada Imuwazzafi wa jusallimuhü auräqahfl): Alla
juwdfqak 'ammi !
Jadhulu ssadiqu.
as-Sadiq : sabäh dlher, jä gama'a !
al-Muwazzafäni: ahlan wa sahlan]
*A. (ilä Imurägi'i) : dntyzyr fdt Swajjä barrä !
al-Murägi' (janzuru ilä ssadiqi kaman jandubu hazzahu tumma jahrugu
wa huwa jukallimu nafsahü) : la haula wa la quwwa illa billäh .. .
Alla gäbak hissä.
K. : Säkir ... Säkir ... fdt kokä kolä !
a^-Sadiq : lä wdlla, hissä Sräbdt.
'A. : jäbä, häi ä'agab bajjdnt dljöm ?
as-Sadiq : walla, dlmudir täh' ... wa äni ham 'alldgdt warah ... wa
halletlak'^ dlmurägi'tn jdt'äjatün.
*A. : mädri Slonak haVajjäm ?
as-Sadiq : jäbä, Sldni ... zahgän'^^ wa rühl wäslä IhaSmi ... gäjnä fdd
muldhiz gddid hirrig kullijä u gä'id jdbi' näzdhä wd'iffä bräsnä, 'ala
äni arid dsäügul jimsi 'adil, u hattä 'alä bäb dlgurfä maltä kätib qyt'a
„lä tuqbal azzijärät alhusüsija" . e häda sSugul wen jdsarrifinnä ? K. : hädä ba'dä täzä.
as-Sadiq: ld walla, Kämil, hädä jibäjjin sähib irädä hadidijä wa sähib
'aqtdä.
'A. : jäbä, ja hadtdä, ja 'aqidä. alhadid ham jdmü' binnar.
as-Sadiq : walla mä ddri ... jdgül lau a'rif amüt min dlgü' ma asluk
haltariq ... walla mdawwi^nä. mä ddri ... danSüf därätnä" wijjäh,
bälkit nilgi 'alih fdd zdlgä fdt tassä ... widä kulliS, dthawwal ilgir
Su'bä (jadhabu ilä ttelefün).
'A. : ilmän ddthäbur ?
as-Sadiq : walla da'ahäbur Saukat ... aSüfä biddäHrä ... (jatakallamu
bi-ttelefün) hdlo, balla sejjid Saukat maugüd ? Saukat, märhaba !
dntä bidddHrä ? däji^ ? 'indak Sugul hwäjä ? zen, hissä agi jammäk
awännisäk ... i, gäjäk ... walla, da'ahäbur min jam Kämil wa
öabbär ... e, ma'a ssalämä.
K. : räh trüh ? ba'd wdkdt.
22 Wörtl. zerrissen. Ableitung unklar. ^3 <; türk. kutu.
21 < türk. burun otu. 25 Dativus ethicus.
2* < zaliaqa sabruhu seine Geduld ist zu Ende.
2' Pers.-türk. dära Abhilfe, Mittel.
74 Geobg Kbotkoff
as-Sadiq : i walla, u bdarbi räh amurr 'alä fad ddktor sadiql, ahud fü 6am
jom i^äzä maradyjä. fimällä-^ (jahrugu).
Jadhulu Imurägi'u ssaminu.
as-Samin: assälämu 'alekuml
Almuwazzafäni lä jugihäni, assaminu juqaddimu Iwaraqata ilä Kämil.
K. (ja'hudu minhü Iwaraqata fa-juwaqqi'uhä tumma ju'assiru 'ala
'Abdilgabbär) : waddihä hnäk !
'A. (juwaqqi'u aidan tumma ju'aääiru 'ala Kämil) : waddihä hnäk !
K. (ja'hudu l'auräqa wa jada'u fauqahä waraqatan uhrä wa ju'assiru
'ala 'Abdilgabbär) : waddihä hnäk !
'A. (ja'hudu Iwaraqata fa-jusakkiluhä bi-dabbüsin wa ju'assiru 'ala
Kämil) : waddihä hnäk !
K. (jairahu 'alä l'aridati) : waddihä bawwal qdt^^ min fog !
as-Samin; bawwal qat min fog ?
K.:l
Assaminu jahrugu. Ja'üdu Imurägi'u Imahtüku ila dduhüli.
al-Murägi': 'ammi, agi. .. 1
'A. : dlhätyr Alla, dntä Alla dabbak 'alinä tibaP'^.
al-Murägi' : agdti ... awwal jom el iget galtüli ta'äl bäUr, ^it täni jöm
gdltüli ta'äl ha'd jömin, get ba'd jömen gdltäli ta'äl ba'd tlat ajjäm,
get ba'd tlat ajjäm gdltüli ta'äl ba'd usbu', wa halas dlusbu' waljom
gel kum.
K . : ma trüh min gudddmi lä asldhak bitlätin jom.
Almurägi'u jadhaku dahkan mutakallafan.
'A. : Sü jidhak dssafih.
al-Murägi' (wa qad älamathü hädihi Ikalimatu) : äni safih ? Sahöi 'äd
wijjäk ? aqallhä äni bgadd ahük ... läkit hijä Igirä nugta 15 garrä^^ ?
K. : lak, dntä leS hajdsyz^- ?
al-Murägi' : hajäsyz ? huwa dntü thallün hajja 'indä Iwähid ?
K.: Sü Slön'en saifa^^l
al-Murägi' : ma'lüm saif a idä gudddmi nas la wu^dan wa lä nämüs.
'A. : Üla' adäbsiyz^^ ... Üla' lä agüml
al-Murägi' : Sitsawwtli ? qäbil dtsawwtni angäs min halhalä ?
2* < fi amäni Iläh üblicher Abschiedsgruß. ^9 Türk. kat.
3» Herkunft unklar. Erklärung : taqtl ad-dam.
"1 Die Ehre wird mit einem Tropfen auf der Stirn verglichen, der leicht,
herunterfällt und nioht ersetzt werden kann, im Gegensatz zu einem KLrug
aus dem viele Tropfen entnommen werden können.
32 Die Wörter mit dem türk. Privativsuffix -siz (adahsyz etc.) werden als
sehr beleidigend empfunden und können zu blutigen Konflikten führen. Dies
ist wohl dadurch zu erklären, daß sie seinerzeit von der türkischen Herr¬
schaftsschicht gebrauoht wurden. Fremde sollen sie deshalb nicht anwenden.
33 'en sälfa (Mosul : hallta) ist ein imversehämt starrendes Auge.
Bagdader Studien 75
*A. : Sahir ... Säkir ... ta'äl tal'ä !
Säkir (jadhulu fa-juhriguhü) : dhnä btalenä bik balwa.
al-Murägi' (wa huwa härigun) : Sagdar ah6i idä dhnä wäg'in dbküra mal
zanäbir ?
Jarinnu garasu Imudiri fa-jusri'u ilaihi Ifarräsu.
K. : ajd maVün dlwäliden ! §äl hatytä^* lilmudtr wa fazzäzä min noma.
Säkir (jahrugu) : dlmudir dazz 'alä hadä, jdrid jdSilfä.
'A. : lak, hädä jdruh pgullä fdt Si.
K. : lathäf, dlmudir jdrid hätyrnä.
al-Mru-ägi' (jadhulu ma'a Ifarräii muttagihan nahwa gurfati Imudiri):
Süfü Sräh agullä lilmudirl (jadhulu ila Igurfati, tumma jusma'u
sautun mina ddähili) äh ... äh (jahrugu mundafi'an fajasqutu 'alä
Pardi) äh, wiläjat Farhüd?^ ... ridnäh 'on, tala'ilnä far'on^^ ...
'alejman nrüh ba'd ? id Sdlilä wa däji' räshä !
Almuwazzafäni jadhakäni. Almurägi'u jahrugu. mutaharriman. Jajirugu
Imudiru min gurfatihi ba'da qalilin. Almuwazzafäni janhadäni min
makänihimä.
al-Mudir: dni täW Swajjä da aStdri auräd lilhadiqa mälätnä. idä sa'al
'aläjjä ahad gulülä räh jamm dlwäzir ... wa idä sa'al 'aläjjä Iwäzir,
guMlä 'indä taftiS (jahrugu).
al-Farräs (jadhulu ba'da qalilin) : jäbä, äni räjih ilbet dlmudir.
'A. : Sakü 'indäk ?
al-Farrä§ : akü 'idhum qabul mal niswän. walmudir galli ruh dirilhum Serbet.
K. : zin, ddsüfinnä 'Äsür dlfarräS mal dlmumajjiz. halli jddir bälä, häf
nahtag Si.
al-Farräs : 'Äsür dazzä Imumajjiz hattä jimsah dlgäm^'' mal bithum dl^ddid.
'A. : hylw, häm zen mä jilhdgnä sserä.
al-Farräs: hissä flüs mal dlbds mä nfänijäha, ja'ni qäbil arüh maSi.
(jahrugu)
Ja'üdu Imurägi'u ssaminu wa qad Ijala'a sitratahü. Juqaddimu Iwara¬
qata ila 'Abdilgabbär.
'A. (ba'da an juwaqqi'ahä) : waddihä Iqät dttani min fög !
as-Samin: dlqät dttani min fog ?
'A. : e na'am.
as-Samin (jasrabu Imä'a lladi amäma Kämil): e, hada Imuhandis dlbana
hdlbindjä mä häsab dhsäbnä.
31 D.h. er hat ihm durch angetanes Unrecht eine Sünde abgenommen.
3^ Erklärung: farhüd — nahb. Es handelt sich wohl um den Namen eines
meinen Gewährsleuten nioht bekannten spriehwörtlichen Tyrannen.
3' Der Pharao ist Symbol der Unterdrückung. Bei Demonstrationen gegen
einen Ministerpräsidenten (Muh. as-Sadr ?) in Käzimain sangen die Demon¬
stranten : ridnäk 'ön, Üa'tilna far'ön, jä abü lihja nailön (wegen seines weißen
Bartes). " pg^g (j]as.
76 Geobg Kbotkoff
'A. lid ... huwa hasah dhsah dlawädim?^.
as-Samin: ha ... wa äni hissä sjuwassylni lif6g
'A. : ja'ni Sifrid, ndmiddlak bäs amänä lif6g ?
as-Samin (bi-balähatin) : la aSkürak, jdsir zahmä (jahrugu).
K. : lak, hädä jibäjjin Sion dahrP^ !
'A. : la'ad e§ sawwdh hättuhun ?
Jadhulu Imurägi'u sähibu Imu'ämalati ddä'i'ati.
al-Murägi': sabäh dlherl K. : ahlan]
al-Murägi' : ustäd ... Hndi kitäb jammak. gytli ta'äl, dljSm jihlas.
Kl : e, jam Öabbär.
'A. : jä kitäb ?
K. : häda dlbänat awwalijätä däji'a.
'A. : mä atdakkar marr 'alejjä hiti Si.
K. : zen, daruh Säfä, häf ba'dä jamm dlmulähiz.
al-Murägi' : lä säjjid. a'taqyd gdnäbak tdtdakkar awwal dPamr dVawwalijdt
tanat däji'a ... wa zollet ddawwar 'aleha hatta lagethä ba'd tis'a
utmanin jom uba'den bidi gibt dlkitäb dlbärha ugytli ta'äl uhdä lj6m.
'A. : zen, walkitäb hissä mäku ... dSasawwi ?
al-Murägi' : zen, äni lä'ad Sasäunoi 1 K. : gulli, dhnä mdajji'ih qästani*° ? al-Mmägi' : lä säjjid, bass fahmüni fdt tariqa.
'A. : dibb 'arida gdidä.
al-Murägi' : m'awwad'^^, leS ? hädi aunval 'arida aqaddimhä ? awwal 'arida
kdtabdthä 'ala waraq abjad md mhattat, täni 'arida 'ala waraq dmhattat,
wal war äha 'ala waraq mäwi wal wardha 'ala waraq pamba. kullä
hatta ahalli bihä 'alämä färiqä. u md zall 'aläjjä illa aktibhä 'ala
waraq äbro.
'A. (bi-'asabijatin): tiktibhä 'ala waraq äbro, 'ala waraq zabarqand'^^,
dbkefak !
al-Murägi': e, dntü Si jdhimmkum (jahrugu).
'A. (wa huwa munhamikun bi-lkitäbati 'ala auräqin amämahü) : tuhfaz
rajä'an ... tuhfaz ra^ä'an ... tuhfaz ragä'an ... (jarmi Iqalama
gäniban) ajabäh, dSgad Sugul dlj6m !
K. : Alla jdsä'dak !
'A. (jaqlibu Pauräqa llati amämahü): Kämil, läget dlkitäb elli i^ä 'aleh
dlmurä^i' gabld Swajjä.
3* ädmi, pl. awädim Mensch.
3ä Ein schwerfälliger und eigensinniger Mensch (Erklärung: 'anid).
< türk. kästen < arab. qasdan. *^ < mu'awwad, häufige Amede.
12 Phantasiewort. Vielleicht Reflex von Samarqand, dem Zentrum der
frühesten Papierfabrikation im islamischen Kulturkreis.
Bagdader Studien 77
K. : zi,n, dizz dljarräs, halli jdSüfä, balkit ba'dä ma tala'.
'A. : jäbä, hälli jrüh jiklib 'arida gdidä ... leS dnhallih jd'rif dhnä mqasrin ?
(jahummu bi-tamziqihä fa-ja'udu Imurägi'u)
al-Murägi': ustäd, hissä marret 'ala Imuldhiz el jamkum, jdgül dlmu'ämalä dni Sißhäjam 'Abddlgabbär.
'A. : e, lagethä. murr 'alehä ba'd fddjömenl
al-Murägi' : agdti, häi mäjirräd^^ dlhä fdt si ... bass tamgä. tmnmä idä mä
räh ahudhä Ijöm, ma räh dstafäd minhä Si.
K. : zen, ddt'dl bäcir, bälkit nigdar dnhallashä.
'A. : lä wdlla, säjjid Kämil, mä mumkin tihlas.
al-Murägi' : ja'ni watäll ?
K. (janhadu min makänihi) : walla, 'äd dntä td'rif suglak (jattagihu
Kämil ilä Ihärigi).
al-Murägi' (jahukku ra'sahü ka-man fahima Pamra) : jäbä säjjid.
'A. : ^hm ... ^hm ... säjjid Kämil, tara sa'b tihlas.
Jadljulu Imurägi'u wa Kämil wa qad irtasamati libtisämatu 'alä
muhajjähü.
K. : jäbä, säjjid 'Abddlgabbär, hdlldsylhijjähl dssäjjid jistähil. tala'
garäjibnä !
'A.: ahlan wa sahlanl (jatmaguhä wa jusallimuhä li-lmurägi'i) mam-
nünin !
al-Murägi': aSkurakl
K. : dhnä brasm dlhidmä ... dSwäkdt mä tosal littamga, dhnä musta'iddin
littdmug. (almurägi'u jajjrugu)
*A. : hä Slonä swdh 1 K. : Zä ... jiswä !
'A. : saggilä 'indäk la jdtih lihsäb.
Ja'üdu Imurägi'u ssaminu wa qad bala'a hattä ttaubi.
K. : Sinü häi, 'idnä zürhdnä'^* ? as-Samin: lä wdlla, Swajjä mihtdrr.
K. (ja'budu Iwaraqata minhü wa juwaqqi'uhä) : waddihä btäni qat
min güwa.
as-Samin: dbtdni qat min güwa ... u ham as'ad lihnänä ?
K. : hädi jammak ... dthibb tigl, thihb mä ti^l ... dhnä mä 'idnä mäni'.
wa idä tigl, la taginä bil6iswä\
as-Samin (bi-burüdin) : lä, la thäf, rah adabbir sugli. (jabrugu) Jadbulu Imurägi'u Imunäfiqu.
al-Munäfiq: assälämu 'alekum wa rahmatu Ilähi wa barakdtuhl Slön
sihhätkum 1 dSlon ahwälkum tdsmahüll tab'an ag'ud. Allah bilher \
al-Muwazzafäni (bi-ta'aggubin) : Allä bilher \
<rwd vn es bedarf. Eig. Übungshaus persischer Athleten.
78 Geobg Kbotkoff
al-Munäfiq: dssudug, däHratkum ahsan dddawd'ir, waPaSgäl 'idkum
mäSijä miti dlmil*^. walla jä gama'a, Alla na'am 'alenä bwugudkum,
Wan dntü to'urfün wägibät dlmuwazzaf W3 slön läzim jdqüm bPa-
'mälih.
walla jä gama'a, lö ahtilkum dbzdmän dl'osmali, §l6n iändt dddawä'ir
tartarä ! 6an wähidhum mä jdhalhs dlmu'ämalä illä ba'd an jahud
min dlmurdgi' fdt tam qyrs. ja'ni b'akdskum tamdman.
tsüflak''^ wähidhum hdSin wijjä Imurägi', jiglat 'aleh wa jiStimä,
b'akdskum tamdman.
'A. : naäkurak, dtfaddai umur hidmäl
al-Munäfiq: walla jabni, hal'arida mdawwahdtni. (juqaddimuhä ilä
Kämil)
K. (ja'buduhä minhü): basyta, waddihä littab'.
al-Munäfiq: e walla, aSkürkum agdti ... Alla jihfdzkuml (jaljrugu)
'A. : la'ad hallagwa kullhä 'al'arida . ..
K. : Sifit agäti, qasmarnä bilhati wa ahadnä gaful.
Ja'üdu Imurägi'u ssaminu.
'A. : häi aSü rga'dt bil'agal ... läzim ds'äddt bisärüh wa nzdldtbiparasüt.
as-Samin: lä walla, lä s'dddt wa lä nzäht. antet dlwdhid dirhamen wa
dazzetha Mdä lilqät dlguwwäni uba'den ragga'lijdhä.
K. (ja'hudu l'auräqa) : hylsat . .. murr 'aleha ba'd fdd jömen.
as-Samin: ba'd fdd jömen'i jirhämä labük, ham akü bihä awwal qat min
fög, täni qät min ^üwa ? hatta dwakkilli fdd muhämi nahif dlquwdm
jdrägi'li bihä.
'A. : leS, huwa akü fdd muhämi samin dlquwdm ida Igii' kätilhum*'' ?
as-Samin: rahmät Alla wälidek, fattanitnl biggü', dd'aruh akülli*^ fdt
kubbäjä*^ min bäb disämi'. (jahrugu)
Ja'üdu Imurägi'u Imahtüku musri'an. Kämil jamsiku bi-talabibihi.
Almurägi'u juqaddimu Ikärt ilaihi.
K. (mahhütan) : hä ... minü däzzak ? Abü Rif'at ? leS mä gylit hiläwwal ?
(jabda'u hi-ssarhi 'alä mu'ämalatihi) jäbä, dhnä külliS mdfassifin,
'udürnä min dlgalat !
al-Murägi' : Iis dntü galdttü 1 abad.
K. : 'udürnä min dttaqsyrl
al-Murägi' : lig dntü qassdrtü ? Jadbulu §ähibu Ikärt.
Sähibu Ikärt: sabäh dlhirl 'A. : sabäh dlher]
1^ mit ist das Stäbchen zum Auftragen des Kollyriums und ist das ständige Vergleichswort für „gerade": 'adil mitt el-mil schnurgerade.
1' Dativus ethicus. < qtl.
Dimin. v. kubbä (Kugel aus Weizenschrot mit Fleischfülle).
Bagdader Studien 79
Sähibu Ikärt jabda'u bi-lbahti fi gujübihi.
'A. : 'aleS ddtdawwar ?
Sähibu Ikärt : akü 'indi kart ...
Kämil jusallimu Imu'ämalata ilä Imurägi'i.
Sähibu Ikärt: wa dazzä bidi Abü Rif'at.
K. (muntabihan li-'aqwäli Imurägi'i §ähibi Ikärt) : minü däzzak ?
Abü Rif'at ?
Sähibu Ikärt: e, Alm Rif'at.
K. : Ää ... hädä gäblijäh ... ajd mal'ün dlwäliden !
al-Murägi' (wa qad ahfä Imu'ämalata tahta sitratihi) : äuf, da agüllak
. .. gäbdl mä agib dlkärt 6intü mdtnafriSin 'ala räsi. u ba'd mä gibt
dlkdrt wähidkum gada i halgadätä ... dlmu'ämalä sdrt dbgebi,
walqur'än*^ dsSdrif, lö tigta'üni mit wuslä mä atallä'hä !
Sähibu Ikärt: hadä läzim dlkärt wügd' minni u huwa lagäh.
al-Murägi' (bi-haräratin bäligatin): lä maulänä, äni mä Iget dlkärt,
dni lagit ... ras dSSälilä ! Sitär.
Des Fadens Ende.
Ein Amtszimmer mit zwei Schreibtischen und zwei einander gegen¬
überliegenden Türen. Abdulgabbär sitzt und blättert in einer Zeitung.
Kämil (eintretend) : Guten Morgen, öabbär !
Abdulgabbär : Guten Morgen, hallo^ !
Kämil läßt sich lässig auf seinen Sitz nieder.
A. : Gott zum Gruß !
K. : Gott zum Gruß !
A. : Diese Woche, da gibt's ein paar tolle Filme !
K. : Was denn 1
A. : Da ist einmal der Film ,,Die Teufelsbande", dann ,,Die feurige
Liebe und der maskierte Räuber" und ,,Die Geisterdame".
K.: Ja, da drin, sagt man, ist ein schöner Tanz.
A. : So gehört es sich.
K. : Aber es gibt einen Film, den du dir nicht entgehen lassen darfst.
A. : Welchen ?
K. : Den mit dieser amerikanischen Schauspielerin Marlin Monro oder
Manro ... Gabbüri, da ist alles dran ... was ? Wenn sie geht,
glaubt man, es ist eine Käsekugel, die auf dem Boden hüpft.
A.: Nein ... mich hat man unlängst drangekriegt. Bin zu einem
italienischen Film gegangen, da war nichts los. Kein Tanz, kein
Boxen, keine Schießerei.
Sic ! mit 'ain.
1 Sämtliche Anmerkvmgen sind imter dem arabischen Text.
80 Georg Krotkoff
K. : Nein, so etwas heißt nichts. (Er ruft den Diener) Säkir . .. Säkir!
Diener (von außen): Jawohl! (Tritt ein)
K.: Säkir, geh, bring mir ein Glas Buttermilch mit viel Salz!
Der Diener wendet sich zum Gehen.
K. : Hör, und unterwegs kauf mir die Zeitschriften ,, Qarandal" und
„Studio"!
A. (spöttisch) : Es sieht so aus, als ob du dich gestern gewaltig ange¬
trunken hättest.
K. (steht auf und streckt sich) : Nein, wirklich nicht. Ich war nur ein¬
geladen bei dem ... du weißt ... dem wir vor drei Tagen die
Angelegenheit erledigt haben. Er nahm uns eine Flasche Arak vom
Branntweincr .. . und gebratenen Fisch, und danach gingen wir
zur „Schehrezad". Wir sind erst um zwei Uhr morgens nach
Hause gekommen.
A. : Gratuliere! Da hast du ja ganz schön profitiert«!
Kämil gähnt und geht an seinen Platz zurück.
A. (in der Zeitung blätternd) : Wozu befassen die uns mit ihrem Sicher¬
heitsrat in Korea ? ... Was geht denn uns das an ? Wirklich,
Kämil, ich werde so nervös, wenn ich solche Sachen sehe. Ehren¬
wort, Kämil, bis heute habe ich noch keinen Leitartikel gelesen.
Ich lese nur die Kinoanzeigen, Versetzungen von Beamten ...
K. : Tatsache, Gabbüri, vor ein paar Tagen wollte einer von unseren
Nachbarn nach Ägypten reisen, um an der Fuad-Universität zu
studieren. Da sagte ich zu ihm: 'Du, warum gehst du nicht an die
Arabische Universität* studieren?' Fängt der nicht an, über mich
zu lachen, und, mein Ehrenwort, öabbär, bis jetzt weiß ich nicht,
warum er gelacht hat.
A. : Er hatte wohl Angst, daß dort das Studium zu schwer ist.
K. : Und dabei will ich nur seinen Vorteil, denn wer an die Arabische
Universität studieren geht, kann sich sehr gut unterhalten.
A. : Wieso denn ?
K. : Weil man das Studium jedes Jahr in einem anderen Land macht;
ein Jahr in Ägypten, ein Jahr im Libanon, dann wieder eines in
Ankara, und so weiter.
A.: Ich habe vor einiger Zeit in der Zeitung gelesen, daß man eine
irakische Universität gründen will. Was soll denn das sein ?
K. : Das werden wohl Abendkurse an der Arabischen Universität sein.
Der zerlumpte Bittsteller tritt ein, grüßt und reicht Kämil sein Gesuch.
K.: Mein Gott, wir sind gerade erst gekommen. Warte draußen!
(Er wirft ihm das Gesuch ins Gesicht)
Bittsteller (hebt das Papier vom Boden auf): Du bist gerade ge¬
kommen, aber ich war schon um acht Uhr da, und jetzt ist es elf.
Bagdader Studien 81
K. : Wer sagt dir, daß ich wie ein städtischer Autobus nach einem
Fahrplan gehe ?
A.: Was bist du für ein lästiger Kerl! Er sagt dir, warte draußen,
also warte draußen!
Der Bittsteller grüßt und entfernt sich niedergeschlagen. Der Diener
tritt ein und bringt die Zeitschriften und die Buttermilch.
A. : Gib mir doch mal den ,, Qarandal" ! Möchte sehen, was es bei den
Rennen Neues gibt.
Der Diener reicht A. den ,, Qarandal" und K. das ,, Studio" und die
Milch.
K. : Sei so gut, Gabbüri, und schau, ob du gute Tips findest!
A. blättert in der Zeitschrift und liest die Namen der Pferde, die für
den Sieg in Frage kommen.
Diener (tritt cin, gefolgt vom zerlumpten Bittsteller) : Der da liegt
mir auf der Seele. Seit vier Stunden sitzt er hier fest. Erlöst mich
doch endlich von ihm ! (Er geht hinaus)
Der Bittsteller steht vor don beiden in großer Angst.
K. : Hab' ich dir nicht gesagt, du sollst draußen warten ?
Bittsteller : Ja, ... und ich habe draußen gewartet.
K. : Warum bist du dann hereingekommen ?
Bittsteller: Der Diener hat gesagt: 'Geh hinein!'.
A. : Und wir sollen uns nach dem Kopf des Dieners richten ?
Bittsteller: Das soll Gott nicht verhüten! Ihr geht, wohin euch eure
Füße tragen.
K. : So eine Frechheit!
A. : He ! Was bist du denn für eine Kreatur ?
Bittsteller : Gottes ... oder nicht ? Wohl nicht des Spenglermeisters Abed Ali!
K.: Verschwind von hier und steh draußen!
Bittsteller: Gott erbarme sich deines Vaters! Sag, bin ich denn cin
Bettler ? Bin ich denn ein Ausgestoßener ? Die ganze Sache hängt
nur mehr von der Unterschrift ab. Unterschreib doch das Gesuch
und laß mich gehen!
A.: Großartig, wirklich großartig! Führ die Befehle seiner Exzellenz
des Diktators aus!
Bittsteller: Was würde mir abgehen, wenn ich Doktor^* wäre? Ich
würde mir im Tag einen Ballen Dinare verdienen.
A. : Mein Herr, wir führen deine Befehle nicht aus. Wir sind nicht in
einer Diktatur, wir sind in einer Demokratie. Verstehst du das
oder nicht ?
Bittsteller : Nein, ich verstehe nicht.
K. (laut) : Hau ab ! Hinaus !
6 ZDMO 114/1
82 Geoeg Keotkoff
Bittsteller : Ich geh' schon. Aber wohin ?
K. (wütend): Geh' zur Hölle!
Bittsteller : Zur Hölle ? Und wer sagt dir, daß ich im Himmel bin ?
A. : Du bist wirklich ein lumpiger Kerl!
Bittsteller: Lumpig 1 Wie soll ich nicht zerlumpt sein, wenn Motten
um mich herum fliegen, und ich kein Flit^* habe ?
K. (ruft den Diener) : Säkir . .. Säkir! Komm, schmeiß den da hinaus,
bevor ich mich mit seinem Blut beflecke !
Bittsteller : Habt ihr mir noch Blut gelassen ? Ihr habt mein Blut aus¬
getrocknet.
Diener (tritt ein): Geh, geh hinaus!
Bittsteller : Ich gehe, ich gehe ... ohne daß er sich an mir vergreifen
muß. Ich bin neugierig, wie weit es noch kommen wird. (Geht
hinaus mit dem Diener)
A.: So ein Gesindel! So ein Pöbel!
K. : Am Ende sagen sie dann, die Beamten behandeln die Leute schlecht.
Diener (kommt nach einer Weile) : Der Herr Direktor ist gekommen.
Die beiden Beamten bereiten sich zu seinem Empfang vor.
Direktor (eintretend) : Gibt es was bei euch ?
K.: Nein, Bej. Alles ist erledigt.
Direktor : Hat mich jemand angerufen ?
A.: Nein, Bej. Es hat nur die ... (Er nähert sich ihm und spricht
leise zu ihm).
Direktor : Gut ! (Er geht in sein Zimmer)
K. : Der Direktor ist heute zeitlich gekommen.
A. : Da muß er früher weggehen wollen.
Ein Verwandter des Direktors kommt nach einer Weile.
Verwandter : Ist der Direktor hier ?
K.: Bitte, Bej, gehen Sie weiter! Er ist hier.
Der Verwandte geht ins Zimmer des Direktors.
A. (erhebt sich von seinem Sitz) : Kämil, wer ist das ?
K. : Das ist der Bruder der Frau des Direktors.
A. : Wo hab' ich den bloß gesehen ? Ist das nicht der mit dem offenen
Cadillac ?
K.: Ja, gewiß. Das ist cr. Was für ein Wagen! Geht ganz elektrisch!
Du drückst auf einen Knopf, geht die Tür auf; du drückst auf einen
anderen, geht das Dach hoch ; du drückst, er fährt los ; du drückst ..
A. : Und er tanzt Samba ! Jetzt aber genug ! Du übertreibst.
Der Direktor klingelt. Der Diener läuft in sein Zimmer und kommt
wieder.
Diener: Der Herr Direktor sagt, erledigt diese Sache schnell!
K. schreibt eifrig, stempelt das Papier und reicht es A.
Bagdader Studien 83
A. (nimmt das Papier): Kämil, diese Marke sieht gehraucht aus.
K.: Was geht's uns an? Kleb sie auf, Stempel sie, und alles ist in
Ordnung.
A. steht auf, um die Akte wegzutragen.
K.: öabbär, gib sie mir! Ich trag' sie hin.
A. : Nein, ich trag' sie hin.
Diener : Die beste Lösung ist, ihr tragt sie beide hin.
A. und K. : Gute Idee ! (Beide gehen hinein)
Diener (zu sich selbst): Ach, ach, ihr Menschen! Gott verdamm' euch!
Wäre dieses Gesuch von einem Armen und Elenden gewesen, hätte
es einer dem anderen zugeschoben. Aber von einem ...
Die beiden Beamten treten mit freudigen Gesichtern ein. Der Diener
geht hinaus. Darauf kommt der Verwandte, und der Direktor begleitet
ihn bis zur Tür.
K. (nach einer Weile) : Säkir ... Säkir ... bring mir Wasser !
Der zerlumpte Bittsteller kommt mit einem Glas Wasser in der Hand
herein.
K. (erstaunt) : Wer hat dir angeschafft, mir Wasser zu bringen ?
Bittsteller: Niemand hat es mir angeschafft. Ich hörte nur, du rufst
nach Wasser, und sah, der Diener ist nicht da; da wollte ich dir
einen Dienst erweisen und habe das Wasser gebracht.
K. : Ich will dir aber keinen Dienst erweisen. Bitte, geh hinaus !
Bittsteller: Oh Bruder, mach es doch anstelle einer milden Gabe und
erlöse mich !
A. : Jetzt wird auch noch eine milde Gabe daraus ! Wer sagt dir denn,
daß wir hier cin Versorgungshaus haben ?
Bittsteller : Oh Bruder ! Ihr habt mich fast in die Versorgung gebracht.
Jedesmal, wenn ich zur Vorsprache komme, versäume ich die
Arbeit und verliere meinen Lohn. Willst du, daß meine lünder ohne
Essen bleiben ?
A. : Warum nimmst du dir keinen Anwalt ?
Bittsteller: Anwalt! Welcher Anwalt kommt schon her, sind doch
meine Taschen leer'^- ! Was soll ich ihm geben, dem Anwalt ? Viel¬
leicht meine Schnupftabaksdose ?
A.: Gib mal die Papiere her! Laß mich sohen, was los ist.
Bittsteller (küßt die Hand des Beamten und gibt ihm die Papiere):
Gott segne es dir !
Der Freund tritt ein.
Freund : Guten Morgen allseits !
A. und K. : Willkommen!
A. (zum Bittsteller) : Warte ein wenig draußen !
6»
84 Georg Krotkoff
Bittsteller (blickt vorwurfsvoll auf don Freund, wendet sich zur Tür
und sagt zu sich selbst): Schicksal! Gott hat dich jetzt daher-
gebracht.
K. : Säkir ... Säkir ... cin Coca-Cola !
Freund: Nein, danke. Ich habe soeben getrunken.
A. : Na, was bringt denn dich heute her ?
Freund : Der Direktor ist fortgegangen, da bin ich hinterher davon¬
gelaufen und habe die Parteien schreien lassen.
A. : Wie geht es dir denn dieser Tage ?
Freund: Wie es mir geht? Am Ende mit meiner Geduld, und alles
hängt mir beim Hals heraus. Da ist cin neuer Kanzleirat, cin
Hochschulabsolvent, gekommen, hockt da und hält uns Sauberkeit
und Anständigkeit vor. 'Ich will, daß die Arbeit richtig gemacht
wird !' und an seine Zimmertür hat er sogar einon Zettel angebracht :
'Keine Privatbesuche!' Wo wird uns das noch hinführen ?
K. : Der ist noch neu !
Freund: Nein, Kämil. Der scheint einen eisernen Willen und eine
Überzeugung zu haben.
A. : Eisen hin. Eisen her. Selbst das Eisen wird im Feuer weich.
Freund: Ich weiß wirklich nicht ... er sagt: 'Selbst wenn ich wüßte,
daß ich Hungers sterben muß, werde ich diesen Weg nicht gehen.'
Bei Gott, er geht uns auf die Nerven . . . Aber wir werden sehen,
was wir mit ihm machen können .. . vielleicht finden wir noch eine
schwache Stelle oder eine Grube . .. und wenn alles nichts nützt,
lasse ich mich in eine andere Abteilung versetzen. (Er geht zum
Telephon)
A. : Wen rufst du an ?
Freund : Ich rufe Saukat an ... möchte ihn im Amt aufsuchen .. .
Hallo ? Ist Herr Saukat dort ? Saukat, grüß dich ! Bist du im Amt ?
Unlustig ? . . . Viel Arbeit ? Schön, ich komme gleich und heitere
dich auf. Ja, ja, ich komme ... Ich telephoniere von Kämil und
Gabbär ... Auf Wiedersehen !
K. : Du gehst ? Es ist noch Zeit.
Freund: Ja, ich muß. Unterwegs gehe ich noch zu einem Arzt, einem
Freund von mir, und laß mir ein paar Tage Krankenurlaub geben.
Auf Wiedersehen !
Er geht hinaus. Nach einer Weile tritt der dicke Bittsteller ein.
Der Dicke ; Guten Tag !
Die Beamten antworten nicht, der Dicke reicht Kämil ein Papier.
K. (nimmt das Papier, unterschreibt, zeigt auf A.): Trag es dorthin!
A. (unterschreibt ebenfalls, zeigt auf K.): Trag es dorthin!
K. (legt ein anderes Blatt drauf und zeigt auf A.) : Trag es dorthin!
Bagdader Studien 85
A. (heftet die Papiere mit einer Nadel und zeigt auf K.) : Trag es
dorthin !
K. (schreibt einen Vermerk) : Trag es in den ersten Stock von oben 1
Der Dicke : In den ersten Stock von oben ?
K.: Ja.
Der Dicke geht hinaus, und der zerlumpte Bittsteller kommt wieder.
Bittsteller: Darf ich?
A.: Um Himmels willen! Dich hat uns Gott aufgebürdet!
Bittsteller: Lieber Herr ... als ich das erstemal kam, sagtet ihr:
'Komm morgen!' Ich kam am nächsten Tag, ihr sagtet: "Komm
übermorgen!' Ich kam nach zwei Tagen, da sagtet ihr: 'Komm
in drei Tagen!' Ich kam in drei Tagen, da sagtet ihr: 'In einer
Woche.' Jetzt ist die Woche um, und ich bin wieder da.
K. : Geh mir aus den Augen, sonst brumm' ich dir dreißig Tage auf!
Der Bittsteller lacht gezwungen.
A. : Da lacht er noch, der Dummkopf!
Bittsteller (beleidigt): Ich ein Dummkopf? Wozu rede ich da noch mit
dir ? Ich könnte mindestens dein Vater sein. Ist denn die Ehre ein
Tropfen oder ein Wasserschaff ?^i
K. : He, warum bist du so unverschämt ?
Bittsteller : Unverschämt ? Als ob ihr einem die Scham ließet.
K. : So eine Frechheit !
Bittsteller: Natürlich Frechheit! Wenn vor mir Leute sind, ohne
Gefühl und ohne Grundsatz.
A.: Hinaus, Schamloser! Hinaus, bevor ich aufstehe!
Bittsteller : Was kannst du mir tun ? Kannst du mich elender machen,
als ich schon bin ?
A.: Säkir . .. Säkir . . . komm, schmeiß ihn hinaus!
Diener (kommt und führt ihn hinaus) : Du bist wirklich eine Strafe
Gottes.
Bittsteller (hinausgehend): Was nützt das Reden, wenn wir in ein
Wespennest geraten sind ?
Die Glocke des Direktors klingelt, und der Diener eilt zu ihm.
K. : Verdammter Kerl ! Jetzt hat er auch noch den Direktor aus dem
Schlaf des Gerechten geschreckt.
Diener (kommt heraus): Der Direktor schickt nach dem da; er will
ihn sehen.
A. : Du, der wird ihm noch was erzählen.
K. : Keine Angst ! Der Direktor ist uns wohlgesinnt.
Bittsteller (kommt mit dem Diener und geht zur Tür des Direktors) :
Paßt auf, was ich dem Direktor sagen werde ! (Er geht hinein, dann
hört man seine Stimme) Ach ... ach ! (Er stürzt heraus und fällt
86 Georo Krotkoff
zu Boden) Oh ... Räuberherrschaft! Um Hilfe kommt man, und
Schläge bekommt man ... Zu wem kann ich noch gehen ? Es ist
wie ein WolLknäuel, und ich kann das Ende nicht finden.
A. und K. lachen, der Bittsteller geht bedrückt hinaus. Nach einer
Weile kommt der Direktor heraus, A. und K. stehen auf.
Direktor: Ich gehe ein wenig weg, um Blumen für unseren Garten zu
kaufen. Wenn jemand nach mir fragt, sagt ihm, ich bin beim
Minister; und wenn der Minister fragt, sagt, ich bin bei einer
Inspektion ! (Er geht hinaus)
Diener (kommt nach kurzer Weile) : Ich gehe ins Haus des Direktors.
A.: Wozu?
Diener: Die Frauen haben eine Einladung, und der Direktor hat
gesagt: 'Geh und serviere ihnen die Getränke!'
K. : Schön. Sag nur 'Äsür, dem Diener des Amtsrats, er soll aufpassen.
Vielleicht brauchen wir etwas.
Diener : Den 'Äsür hat der Amtsrat weggeschickt, damit er die Fenster
ihres neuen Hauses putzt.
A.: Wunderbar! Da kommen wir eben nicht an die Reihe. Auch gut!
Diener: Jetzt hat er mir das Geld für den Autobus nicht gegeben. Da
kann ich also zu Fuß gehen.
Der Dicke kommt mit ausgezogenem Rock und reicht A. das Papier.
A. (unterschreibt): Trag es in den zweiten Stock von oben!
Der Dicke : Zweiten Stock von oben ?
A. : Ja.
Der Dicke (trinkt vom Wasser, das vor A. steht) : Der Architekt, der
dieses Haus gebaut hat, hat nicht an uns gedacht.
A. : Nein, er hat an Menschen gedacht.
Der Dicke : Und womit komme ich jetzt hinauf ?
A.: Was willst du denn? Sollen wir dir einen städtischen Autobus
nach oben zur Verfügung stellen ?
Der Dicke (einfältig): Nein, danke. Das macht zu viele Umstände.
(Er geht hinaus)
K. : Der hat aber ein dickes Fell !
A. : Was hätte ihn denn sonst so dick gemacht ?
Der gefällige Bittsteller, dessen Eingabe verloren gegangen war, tritt
ein.
Der Gefällige : Guten Morgen !
K. : 'n Tag!
Der Gefällige: Herr ... Ich habe einen Brief bei Ihnen. Sio haben
gesagt, er wird heute fertig.
K. : Ja, er ist bei Gabbär.
A.: Welcher Brief?
Bagdader Studien 87
K. : Der, wo die Unterlagen verloren waren.
A. : Ich erinnere mich nicht an so einen Fall.
K. : Gut, dann gehen Sie und schauen Sie ... ich fürchte, er ist noch
beim Kanzleirat.
Der Gefällige: Nein, Herr, ich glaube, Sie erinnern sich. Zuerst waren
die Unterlagen verloren; die habe ich gesucht, bis ich sie nach
neunundachtzig Tagen gefunden habe. Dann habe ich den Brief
gestern selbst gebracht, und Sie sagten, ich soll ihn heute holen.
A. : Schön, aber der Brief ist jetzt nicht da. Was soll ich tun ?
Der Gefällige: Schön, und was soll ich tun ?
K. : Meinen Sie, wir haben ihn absichtlich verloren ?
Der Gefällige : Nein, Herr. Sagen Sie mir nur einen Weg.
A. : Reichen Sie ein neues Gesuch ein !
Der Gefällige: Lieber Herr! Warum? Ist das denn das erste Gesuch,
das ich einreiche ? Das erste Gesuch schrieb ich auf weißem,
unliniiertem Papier, das zweite auf liniiertem Papier, dann auf
blauem Papier; hernach eines auf Pampa-Papier. Alles das, damit
ich sie unterscheiden kann. Jetzt bleibt mir nichts übrig, als es
auf Apro-Papier zu schreiben.
A. (heftig): Schreiben Sie es auf Apro oder Zabarkand«^, wie Sie
wollen !
Der Gefälhge : Natürlich, Ihnen kann es gleichgültig sein.
(Er geht hinaus)
A. (schreibt auf Papiere) : Zur Ablage ... Zur Ablage ... Zur Ablage
... (wirft die Feder hin) Uff, heute ist aber viel Arbeit !
K.: Gott helfe dir!
A. (blättert in den Papieren): Kämil, ich habe den Brief gefunden,
wegen dem der Mann vor kurzem hier war.
K.: Gut. Schick den Diener, daß er schaut; vielleicht ist der Mann
noch nicht weg.
A.: Laß ihn lieber ein neues Gesuch schreiben! Wozu sollen wir ihn
wissen lassen, daß es unsere Schuld ist? (Er will das Papier zer¬
reißen, da tritt der Gefällige ein)
Der Gefällige: Herr, ich bin jetzt beim Kanzleirat nebenan gewesen.
Er sagt, er hat die Akte bei Herrn Abdulgabbär gesehen.
A. : Ja, ich habe sie gefunden. Kommen Sie in etwa zwei Tagen wieder !
Der Gefällige: Lieber Herr, es muß ja damit nichts gemacht werden.
Nur ein Stempel. Wenn ich ihn heute nicht bekomme, wird er mir
nichts mehr nützen.
K.: Gut, kommen Sie morgen! Vielleicht können wir es erledigen.
A.: Nein, Herr Kämil. Es kann unmöglich erledigt werden.
Der Gefällige : Ist das endgültig ?
88 Geoeg Kbotkoff
K. (erhebt sich) : Hm ... außer Sie wissen, was zu tun ist. (Er geht zur Tür)
Der Gefälhge (kratzt sich auf dem Kopf wie jemand, der verstanden
hat, worum es geht) : Na ja, Herr ... (Er folgt K.)
A. : Hm ... hm, Herr Kämil. Es wird wohl schwer zu erledigen sein.
Die beiden kommen zurück, Kämil lächelt.
K.: Herr Abdulgabbär, erledigen Sie es ihm. Der Herr verdient es;
es hat sich herausgestellt, daß er ein Verwandter ist.
A. : Willkommen! (Er stempelt das Papier und reicht es dem Ge¬
fälligen) Es war uns ein Vergnügen !
Der Gefällige: Danke.
K.: Wir sind stets gern zu Diensten; und wenn es zum Stempeln
kommt, sind wir bereit zu stempeln.
Der Gefällige geht hinaus.
A. : Nun, wie ist der Erlös ?
K. : Nicht schlecht, es lohnt sich.
A. : Schreib es auf, damit wir die Rechnung nicht verlieren !
Der Dicke kommt wieder; er hat das Obergewand ausgezogen.
K. : Was soll das ? Sind wir in einer Turnschule
Der Dicke: Nein, mir ist nur etwas heiß.
K. (nimmt das Papier und unterschreibt): Trag es in den zweiten
Stock von unten!
Der Dicke : In den zweiten Stock von unten ? Und dann soll ich wieder
hier heraufsteigen ?
K.: Das liegt bei dir. Wenn du willst, komm; wenn du nicht willst,
komm nieht. Wir haben nichts dagegen. Aber wenn du kommst,
so komm nicht in der Unterhose !
Der Dicke (gelassen): Nein, keine Angst! Ich werde es schon richten.
Er geht hinaus. Der heuchlerische Bittsteller tritt cin.
Der Heuchler: Gottes Gruß und Gottes Segen! Wie ist Ihr wertes
Befinden? Wie geht es? Sie gestatten, natürlich, daß ich mich
setze. Gott zum Gruß !
A. und K. (mit Erstaunen) : Gott zum Gruß !
Der Heuchler: Wirklich, Ihr Amt ist das beste. Und die Arbeit geht
wie am Schnürchen. Bei Gott, Ihre Existenz ist eine Gnade
Gottes für uns, denn Sie wissen, was die Pflicht des Beamten ist und
wie er seine Arbeit tun muß. Bei Gott, wenn ich Ihnen von der
Türkenzeit erzählen würde. Da waren die Amter ein Durcheinander,
da hat einer keinen Akt erledigt, ohne von den Parteien einige
Piaster zu nehmen. Genau das Gegenteil von Ihnen. .. .Da war
man grob mit den Parteien, man tat ihnen Unrecht und beschimpfte
sie noch obendrein. Genau das Gegenteil von Ihnen! ... Auch
kam man erst zu Mittag ins Amt ; genau das Gegenteil von Ihnen !
Bagdader Studien 89
A. : Danke. Was steht zu Diensten ?
Der Heuchler: Ach, mein Sohn, dieses Gesuch bereitet mir Kopf¬
schmerzen. (Er reicht es Kämil)
K. : Einfache Sache ! Tragen Sie es in die Schreibstube zum Abtippen.
Der Heuchler :■'Danke, lieber Herr, behüte Sie Gott! (Er geht weg)
A. : Und dieses ganze Gerede wegen des Gesuchs !
K.: Siehst du, mein Lieber! Er hat uns mit dem Gerede eingewickelt
und übertölpelt.
Der Dicke kommt wieder.
A.: Da bist du aber schnell zurückgekommen! Bist wohl mit einer
Rakete aufgestiegen und mit einera Fallschirm abgesprungen ?
Der Dicke: Nein, weder aufgestiegen noch abgesprungen. Ich habe
einem zwei Dirhams gegeben und es mit ihm in den unteren Stock
geschickt. Dann hat er es mir zurückgebracht.
K. (niramt die Papiere) : Es ist fertig. Hol es in etwa zwei Tagen!
Der Dicke : In etwa zwei Tagen ? Gott erbarme sich deines Vaters !
Und geht es dann wieder : erster Stock von oben, zweiter Stock von
unten ? Damit ich mir einen mageren Anwalt nehmen kann, der
mir damit herumläuft.
A. : Warum ? Gibt es denn einen dicken Anwalt, wenn sie alle Hunger
leiden ?
Der Dicke: Gott vergelt's! Du erinnerst mich an den Hunger. Ich
werde mal gehen und eine Kubbe** beim Moscheetor essen.
Der Dicke geht hinaus. Der Zerlumpte kommt eilig herein. Kämil
packt ihn vorne am Kragen, doch dieser reicht ihm eine Visitenkarte.
K. (verwirrt) : Ha ... wer schickt dich ? Abu Rif'at ? Warum hast du
das nicht gleich gesagt ? (Er beginnt zu schreiben) Es tut uns sehr
leid . .. verzeih uns den Fehler !
Der Zerlumpte : Habt ihr einen Fehler gemacht ? Niemals !
K.: Und entschuldige unsere Unzulänglichkeit!
Der Zerlumpte : Warum ? Ihr wart gar nicht unzulänglich.
Ein Herr komrat herein.
Der Herr : Guten Morgen !
A. : Guten Morgen !
Der Herr sucht in seinen Taschen.
A. : Was suchen sie ?
Der Herr : Ich habe eine Karte ...
Kärail gibt das Papier dem Zerlumpten.
Der Herr : ... die Abu Rif'at mir mitgegeben hat.
K. (aufhorchend) : Wer schickt Sie ? Abu Rif'at ?
Der Herr: Ja, Abu Rif'at.
K.: Ha! Der hat sie mir gebracht ... oh verdammter Kerl!
90 Georg Krotkoff, Bagdader Studien
Der Zerlumpte (das Papier unter dem Rock verbergend) : Hör, was ich
dir sag' : Bevor ich die Karte gebracht hatte, habt ihr mich von
oben herab behandelt. Nachdem ich sie aber gebracht hatte, ist
euer einer so klein geworden ... Jetzt habe ich die Sache in der
Tasche und, beim heiligen Koran, wenn ihr mich in hundert Stücke
hackt, gebe ich sie nicht mehr heraus !
Der Herr: Ich muß die Karte verloren haben, und er hat sie gefunden.
Der Zerlumpte (mit Heftigkeit und Nachdruck) : Nein, mein Herr,
nicht die Karte habe ich gefunden; ich habe des Fadens Ende
gefunden !
VORHANG
Nachtrag zu Bagdader Studien I.
Professor Goitein macht mich freundlicherweise darauf aufmerksam,
daß güma „Webstuhl" von aram. gümä „Grube" abzuleiten ist. Es ist dies
ein besonders interessantes Beispiel für das Uberleben eines aramäischen
Wortes in spezialisierter Bedeutung. Ansonsten wurde auf Etymologien ver¬
zichtet, da sie für ein späteres Wörteibucb vorbehalten sind. Zum Vergleich
mit palästinensischer Terminologie s. noch G. Dalman, Arbeit und Sitte in
Palästina, Bd. V, Gütersloh 1937.
Zu einigen deutschsprachigen Arbeiten
über das Neupersische
Von F. SoBHANi, Berlin
1. EiLEES, Wilhelm: Deutsch-Persisches Wörterbuch. Lieferung I u. II
Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1959, 1960 (im folgenden abgekürzt
als E)
2. Hmz, Walthee: Persisch I. Leitfaden der Umgangssprache
Walter De Gruyter u. Co, Berlin 1959 (abgekürzt als II)
3. Malle, Elisabeth: Reiseführer Iran
Kurt Schröder, Bonn 1960 (abgekürzt als Ma)
4. Melzee, Uto : Sechzehnhundert Sätze persisch
Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1956 (abgekürzt als Me)
Ia: Die persische Aussprache
Wenn wir hier über die persische Aussprache sprechen, meinen wir
die in Teheran übliche. Es gibt in Iran, wie in anderen Ländern auch,
eine Vielfalt von stark untereinander abweichenden Dialekten. Die Be¬
wohner verschiedener Städte versuchen — soweit notwendig •— die Aus¬
sprache von Teheran zu übernehmen, weil sie die der Hauptstadt ist.
Das ist aber nicht umgekehrt der Fall, das heißt, die Bewohner Teherans
lernen nicht die verschiedensten Aussprachen verschiedener Städte und
Gegenden. Die Aussprache von Teheran wird hier als Maßstab für die
persische Umgangssprache genommen. Aber nicht etwa weil diese Aus¬
sprache besser oder korrekter, sondern deswegen, weil sie verbreiteter
und allgemeingültiger ist. Wenn hier bemerkt wird, daß die Aussprache
eines bestimmten Wortes falsch sei, dann bedeutet es vor allem, daß sie
nicht die Form von Teheran wiedergibt. Ob diese Aussprache falsch oder
ob sie die einer bestimmten Stadt ist, kann ich nur begrenzt beurteilen.
Es genügt jedoch festzustellen, ob diese Aussprache in Teheran üblich
ist oder nicht.
Die persische Aussprache von Teheran kennt aber auch eine Variations¬
breite, die die hochliterarische Form bis zum Jargon umfaßt. Die litera¬
rische Sprechweise wird hier genauso als einseitig betrachtet wie die
Sprechart des Jargons. Was dazwischen liegt, wollen wir ,, Umgangs¬
sprache" nennen. Diese ist als Maßstab genommen.
Es gibt auch innerhalb der Umgangssprache von Teheran einen Spiel¬
raum. Diesen Spielraum können wir einmal in bezug auf die Vokal-