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Akute skrotale Schmerzen

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Academic year: 2022

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Blickdiagnose

Bayerisches Ärzteblatt 4/2017

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gen einer Hodentorsion bezeichnet, wohinge- gen dies Patienten mit Epididymitis meist eine Schmerzlinderung verschafft. Im Gegensatz zur Epididymitis findet sich meist kein Fieber sowie ein blander Urinbefund ohne Hinweis auf Harn- wegsinfektion. Als apparative Untersuchung kann mittels Duplexsonografie die Durchblu- tung beurteilt werden (Cave: reaktive Hyperper- fusion nach spontaner Detorquierung bzw. bei sekundär entzündlichen Veränderungen).

Therapie bei Hodentorsion

Bei Verdacht auf Vorliegen einer Hodentorsion und auch bei unklarem Befund sollte eine so- fortige Hodenfreilegung über einen skrotalen Zugang erfolgen, gefolgt von einer Detorquie- rung des Samenstranges mit Beurteilung der Reperfusion. Bei Erholung des Hodens erfolgt eine Pexie im Skrotalfach sowie eine Pexie der Gegenseite (gegebenenfalls im Intervall), um eine erneute Torsion zu verhindern.

Anamnese

Ein 50-jähriger Mann berichtet über seit knapp zwei Wochen bestehende skrotale Schmerzen.

Die Beschwerden seien plötzlich aus der Ruhe heraus aufgetreten, woraufhin sich der Patient in ärztliche Behandlung begab. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) erfolgte eine antiphlogistische und antibiotische Therapie. Bei ausbleibender Beschwerdebesserung erfolgte die Vorstellung in unserer Notfallambulanz. Hier zeigte sich eine Rötung und Schwellung des rechten Skro- talfaches (Abbildung 1). Hoden und Nebenho- den waren palpatorisch nicht sicher abgrenzbar.

Dopplersonografisch fiel sowohl ein echoarmes inhomogenes Schallmuster als auch in der Farb- dopplersonografie eine fehlende Durchblutung des rechten Hodens auf. Unter der Verdachts- diagnose einer Hodentorsion erfolgte die ope- rative Freilegung über einen skrotalen Haut- schnitt, die einen vollständig hämorrhagisch infarzierten Hoden und Nebenhoden zeigte, sodass eine Orchiektomie durchgeführt werden musste (Abbildung 2).

Differenzialdiagnosen skrotaler Schmerzen

Bei akuten skrotalen Schmerzen ohne statt- gehabtes Trauma sollten verschiedene Diffe- renzialdiagnosen in Betracht gezogen werden.

Neben einer lokalen Entzündung des Nebenho- dens (Epididymitis) oder seltener des Hodens (Orchititis), einem prävesikal gelegenen Ure- terkonkrement mit potenziell ausstrahlenden

Schmerzen bis ins Skrotum, sind als akut zu behandelnde Ursachen unter anderem eine inkarzerierte Leistenhernie sowie eine Hoden- torsion auszuschließen. Eine Torsion der Ap- pendix testis (Hydatidentorsion) kann ebenso akute skrotale Schmerzen hervorrufen – diese lässt sich klinisch jedoch meist nicht sicher von einer Hodentorsion unterscheiden. Weitere mit skrotalen Beschwerden einhergehende Er- krankungen stellen beispielsweise Hydrozelen, Hämatozelen oder Hodentumore dar. Die wich- tigste urologische Differenzialdiagnose stellt hierbei jedoch die Hodentorsion dar, da die ein- geschränkte Ischämietoleranz des Hodens von wenigen Stunden eine unverzügliche Diagnos- tik und Therapie erforderlich macht.

Diagnostische Abklärung

Obwohl die Hodentorsion einen Altersgip- fel im ersten Lebensjahr und bei Jugendli- chen aufweist, kann sie – wie im vorliegenden Fall – auch bei älteren erwachsenen Männern vorliegen. In der Anamnese findet sich meist ein aus der Ruhe heraus auftretender oder auch durch Bewegung ausgelöster perakuter Schmerzbeginn (im Gegensatz zur Epididy- mitis, die sich durch eine eher schleichend- zunehmende Symptomatik auszeichnet). Bei der Inspektion kann eventuell ein Hochstand des Hodens der betreffenden Seite beobachtet wer- den. Bei Palpation zeigt sich meist ein deutlicher Druckschmerz, gelegentlich lässt sich im Bereich des Samenstranges ein Schnürring tasten. Als Prehn-Zeichen wird eine Zunahme des Schmerz- empfindens bei Anheben des Hodens bei Vorlie-

Akute skrotale Schmerzen

Autor

Privatdozent Dr. Tobias Maurer, FEBU, Leitender Oberarzt,

Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Ismaninger Straße 22, 81671 München, Tel. 089 4140-2508, Fax 089 4140-4843, E-Mail: t.maurer@tum.de

Abbildung 1: Äußeres Genitale mit von außen bereits gut sichtbarem Hodenhoch- stand rechts.

Abbildung 2: Operativ freigelegter Hoden mit hämorrhagisch-infarziertem Hoden sowie Nebenhoden und deutlich sichtbarer Torsion des Samenstranges (Pinzette).

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