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Unternehmen Region: Bereit zum nächsten Schritt?

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UNTERNEHMEN REGION

Ausgabe 3|2015

Ausgabe 3|2015

Bereit nächsten zum

Schritt?

Innovative Regionen

trotz(en) Strukturdefiziten

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Impressum Herausgeber Bundesministerium

für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Regionale Innovations initiativen;

Neue Länder 11055 Berlin Bestellungen schriftlich an

Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09

18132 Rostock

E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Internet: http://www.bmbf.de

oder per

Tel.: 030 18 272 272 1 Fax: 030 18 10 272 272 1 Stand

November 2015 Druck

Grafisches Centrum Cuno GmbH und Co. KG, Calbe Gestaltung

PRpetuum GmbH, München redaktion@unternehmen-region.de Bildnachweis

Images Source – Getty Images (Titel, S. 3, 28-29), Fraunhofer IVI (S. 2, 5, 8, 9, 10), privat (S. 3, 48-49), Informationsamt der Bundesregierung, Steffen Kugler (S. 3), 2013 MHB Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, Rostock (S. 4), PRpetuum GmbH (S. 4), BlackJack3D – iStock (S. 4-5), HTWK Leipzig (S. 5), juanjo tugores – Fotolia (S. 11), Ulf Pillkahn (S. 30, 31, 32), Westend61 – plainpicture (S. 32-33), Ivone Delazzer- Böhmer (Illustration S. 28, 37-43), Henry Czauderna, Oleksandr Delyk, eyetronic, Fiedels, F.Schmidt, kasto, Rawpixel, sebra, Sergii Figurnyi (alle Fotolia; Fotos S.

37-43), LL28 – iStock (S. 37-43), aif der HTWK Leipzig, Al Films (S. 37-43), Fraunhofer IOF (S. 37-43), OncoRay (S. 37-43), The Linde Group (S. 37-43), Viktoriya Sukhanova/123rf.com (S. 37-43), Bauhaus-Universität Weimar – Thomas Müller, Henry Sowinski, Candy Welz (S. 44), Pressestelle Uni Leipzig/Jan Woitas (S. 45), Dirk Roggenbuck (S. 46), alle anderen Fotos:

BMBF/Unternehmen Region – Thilo Schoch, Berlin

Text

PRpetuum GmbH, München redaktion@unternehmen-region.de

„Unternehmen Region“ erscheint 3-mal im Jahr und wird unentgeltlich abgegeben.

Titelbild: Schritte, die Pfeilen auf dem Boden folgen

Seite 6

Mehr als ein Spiel

Berliner Forscher entwickeln interaktive Lernspiele.

Seite 8

Wohnen auf dem Wasser

Wie sich schwimmende Häuser selbst versorgen und die Träume von Städtern erfüllen.

Einblick

Seite 12

Oder Frankfurt!?

Eine Stadt stellt sich mit Verve und Visionen ihren Problemen.

Seite 22

Rastlos in Mittweida

Ein Tag im Leben des Detlev Müller

Durchblick

Seite 46

Was ist eigentlich personalisierte Medizin?

Unklarheiten kuriert Professor Dirk Roggenbuck.

(3)

Rubriken

Impressum

Seite 2

Editorial

Seite 3

Panorama

Seite 4

Zahlen, bitte!

Seite 11

eingeORTnet

Seite 47

Mein Schreibtisch + ich

Seite 48

Dr. Ulrike Helmstedt

Ansprechpartner

Seite 51

E d i t o r i a l

Schwerpunkt

Seite 28

Bereit zum nächsten Schritt?

Wie innovative Regionen Strukturdefiziten trotzen

Seite 30

Dem Innovationsmanagement auf den Zahn gefühlt

Ein Essay von Dr. Ulf Pillkahn

Seite 32

Die Bausteine

Innovationsförderung in struktur- schwachen Regionen

Seite 34

„Ostdeutschland braucht mehr dezentrale Flexibilität“

Dr. Klaus von Dohnanyi im Gespräch

Seite 37

Von wegen Einheitsbrei!

Im dritten Teil der Serie: Bereit zum nächsten Schritt – Wie innovative Regionen Strukturdefiziten trotzen können

Seite 44

Regionale Impulsgeber oder Mittelmaß?

Eine Betrachtung der

ostdeutschen Hochschulen von Professor Peer Pasternack

Grußwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Jahr feiern wir 25 Jahre Deutsche Einheit. Wir feiern aber auch 15 Jahre Unternehmen Region und damit 15 Jahre gelebte Innovationspolitik und -förderung in den Neuen Ländern.

In den vergangenen beiden Ausgaben dieses Magazins haben wir auf die Genese

der Unternehmen-Region-Idee zurückgeschaut und Ihnen einige ausgewählte Erfolgsbeispiele aus mehr als 500 Initiativen und 3.000 Einzelprojekten präsentiert. Jetzt ist es an der Zeit, nach vorne zu blicken.

„Bereit zum nächsten Schritt?“ lautet die Frage der Stunde.

Welchen Weg werden die Neuen Länder in den nächsten Jahren gehen? Wo liegen Chancen und wo lauern Gefahren? Was können strukturschwache Regionen aus den Erfahrungen des Aufbaus Ost lernen? Ohne dem Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe vorzugrei- fen, kann ich Ihnen versprechen: Eine ganze Menge!

Eine spannende Lektüre voller ungewohnter Einblicke wünscht Ihnen

Prof. Dr. Johanna Wanka

Bundesministerin für Bildung und Forschung

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P A N O R A M A

Mehr als 1.200 Satelliten ziehen derzeit ihre Runden durch das Weltall und liefern uns u. a. Informationen über Wetterphänomene, Brände oder sich verändernde Landschaften. In Zukunft können leichte, kompakte und günstige Mikrosatelliten diese Missionen erledigen – falls sie Freiformoptiken des Thüringer Wachstumskern „fo+“ an Bord haben. Mit den optischen Freiformflächen lassen sich Funktionen der Strahlformung realisieren, die herkömmliche Linsen nur in aufwändigen

Kombinationen oder überhaupt nicht anbieten können.

Mehr als 1.200 Satelliten ziehen derzeit ihre Runden durch das Weltall und liefern uns u. a. Informationen über Wetterphänomene, Brände oder sich verändernde Landschaften. In Zukunft können leichte, kompakte und günstige Mikrosatelliten diese Missionen erledigen – falls sie Freiformoptiken des Thüringer Wachstumskern „fo+“ an Bord haben. Mit den optischen Freiformflächen lassen sich Funktionen der Strahlformung realisieren, die herkömmliche Linsen nur in aufwändigen

Kombinationen oder überhaupt nicht anbieten können.

Auf dem Greifswalder Universitätscampus entsteht derzeit das Center for Functional Genomics of Microbes (CFGM).

Der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern unter- stützen den Neubau mit rund 27 Millionen Euro. Ab 2017 soll das CFGM der vom Zentrum für Innovations-

kompetenz „FunGene“ geprägten Genomforschung in der Hansestadt weitere Impulse geben. Auf 3.400 Quadrat- metern werden Wissenschaftler die Physiologie von Mikro organismen untersuchen, um bakterielle Infektions- krankheiten besser zu verstehen.

Auf dem Greifswalder Universitätscampus entsteht derzeit das Center for Functional Genomics of Microbes (CFGM).

Der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern unter- stützen den Neubau mit rund 27 Millionen Euro. Ab 2017 soll das CFGM der vom Zentrum für Innovations-

kompetenz „FunGene“ geprägten Genomforschung in der Hansestadt weitere Impulse geben. Auf 3.400 Quadrat- metern werden Wissenschaftler die Physiologie von Mikro organismen untersuchen, um bakterielle Infektions- krankheiten besser zu verstehen.

Leicht, luftdurchlässig und lärmmindernd: Die Noppenwaben des Teltower WK Potenzials „Leichtbau+“ sollen schon bald für frischen Wind sorgen. Eingebaut in Klimaanlagen, werden sie uns in Zukunft mit mehr kalter Luft versorgen, ohne dabei mehr Krach zu produzieren. Davon sind ihre Schöpfer von der Fraunhofer-Einrichtung PYCO und deren drei Unterneh- menspartnern überzeugt – und planen schon den nächsten Coup: integrierte, flexible Displays, die Alarm schlagen, wenn Schadstoffgrenzwerte überschritten werden.

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P ANORAMA

Wann ist der beste Tag, um seine Sonnenblumen zu ernten? Haben die Pflanzen ausreichend Wasser? Und wie hoch ist der Nährstoffgehalt des Bodens?

Antworten darauf liefert „Embedded Innovation“ – wenn auch bisher nur als Fotomontage. In Zukunft will das Leipziger Innovationsforum kleinste Sensoren und Prozessoren in Sonnenblumen, Reinigungsgeräte und viele weitere Dinge integrieren. Solch eingebettete Systeme können die unterschiedlichsten Daten erfassen, analysieren, weitergeben – und werden unsere Lebenswelt zunehmend vernetzen.

Wann ist der beste Tag, um seine Sonnenblumen zu ernten? Haben die Pflanzen ausreichend Wasser? Und wie hoch ist der Nährstoffgehalt des Bodens?

Antworten darauf liefert „Embedded Innovation“ – wenn auch bisher nur als Fotomontage. In Zukunft will das Leipziger Innovationsforum kleinste Sensoren und Prozessoren in Sonnenblumen, Reinigungsgeräte und viele weitere Dinge integrieren. Solch eingebettete Systeme können die unterschiedlichsten Daten erfassen, analysieren, weitergeben – und werden unsere Lebenswelt zunehmend vernetzen.

EDDA ist der bunte Hund unter den Linienbussen. Über 18.000 Kilo- meter hat der erste schnelllade ­ fähige Batteriebus im Dresdner Stadtgebiet bereits abgespult; Ende des Jahres soll er nach Leipzig umziehen. In unter fünf Minuten zapft sich EDDA an einer Lade- station genügend Energie für bis zu 19 Kilo meter Fahrstrecke. Das Busprojekt des Dresdner Fraun- hofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI stützt sich u. a. auf Techno logien des Wachs- tumskerns „AutoTram®“.

EDDA ist der bunte Hund unter den Linienbussen. Über 18.000 Kilo- meter hat der erste schnelllade ­ fähige Batteriebus im Dresdner Stadtgebiet bereits abgespult; Ende des Jahres soll er nach Leipzig umziehen. In unter fünf Minuten zapft sich EDDA an einer Lade- station genügend Energie für bis zu 19 Kilo meter Fahrstrecke. Das Busprojekt des Dresdner Fraun- hofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI stützt sich u. a. auf Techno logien des Wachs- tumskerns „AutoTram®“.

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Mit den steigenden technischen Möglichkeiten entdeckt die Spielebranche völlig neue Zielgruppen für sich. Einer der Vorreiter ist die Berliner Forschungsgruppe Creative Media.

Auf ihre interaktiven Lernspiele könnte man schon bald in Unternehmen oder in Bahnhöfen treffen.

Mehr als ein Spiel

Ziel des Sphero-Spiels ist die Förderung von Teamarbeit. Mehrere Teilnehmer steuern den Ball mittels Tablets über einen Parcours (oben);

Gestensteuerung als spielerische Interaktion: Das Innovative an diesem Spiel ist, dass es Lernprozesse abbilden kann (unten).

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S

zene in einer Bahnhofshalle: Arme hoch! Beine ausein­

ander! – Nein, es handelt sich hier nicht um eine Perso­

nendurchsuchung oder gar Verhaftung. Es geht im Gegenteil lustig zu. Zwei Menschen stehen vor einem gewaltigen Bild­

schirm und bewegen sich nach optischen Signalen, die ihnen Anweisungen geben: Den rechten Arm ausstrecken und dann das linke Bein ... Möglichst synchron sollen sich die beiden bewegen. Je nachdem, wie gut sie sich dabei abstimmen, gibt es Punkte für jeden. Immer mehr Reisende bleiben stehen, kom­

mentieren das Geschehen und geben Tipps. Egal wie alt, jeder möchte auch mal ... Die Zeit vergeht wie im Fluge. Und manch einer ist nicht mehr verärgert, dass sein Zug Verspätung hat.

Spiele sind für alle da

Was Verena Hohmann und Florian Conrad von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) hier vorführen, könnte sich so auf einem Bahnhof abspielen, oder auf einem Flughafen, oder in einem Kaufhaus ... und muss nicht mehr lange Zukunftsmusik sein. Ihre Forschungsgruppe Creative Media hat Protoypen für Games entwickelt, die auch in spielfer­

nen Branchen zum Einsatz kommen können. Der Bahnhof als ein interaktiver Vergnügungsort? Das wäre doch eine gute Idee.

Doch Verena bekommt für ihre erzielten Punkte permanent akustische Belohnungssignale und ihr Mitspieler gar nicht. „Wir haben Spiele entwickelt, die Lernprozesse abbilden können. Sie messen, inwieweit Motivation zum Lernerfolg beiträgt“, hebt der wissenschaftliche Mitarbeiter Florian Conrad die innovati­

ve Leistung seiner Forschungsgruppe hervor. Creative Media ist eines der forschungsintensivsten Fachgebiete der Hochschule.

Die Betätigungsfelder reichen von interaktiven Medien und Games über Markenkommunikation bis zu interaktiven und spielbasierten Lernprozessen.

Die Zeit ist reif

Neben ihrem Einsatz als Public Games in öffentlichen Räumen, wo man im Vorübergehen gemeinsam Spaß hat, könnten diese Lernspiele ihre Anwender beispielsweise im Dienstleistungssektor finden, in der Gesundheitsbranche, vor allem auch bei teambildenden Maßnahmen von Unternehmen, sagt Forschungsgruppenleiter Carsten Busch, Professor an der HTW. Noch vor einigen Jahren, meint er, seien interaktive Lernspiele dieser Art kein Thema gewesen. Das habe mit dem Entwicklungsstand entsprechender Technologien zu tun und auch mit der demografischen Entwicklung, die mit einem steigenden Bedarf an therapeutischen Spielen einhergehe. „Der Bundesverband der interaktiven Unterhaltungsindustrie sieht sich jetzt vor neuen Fragestellungen“, weiß der Wissenschaftler.

I n t e r a c t i v e Te c h n o l o g i e s R u n d b l i c k

Seine Forschungsgruppe muss also keine offenen Türen ein­

rennen bei der Suche nach Netzwerkpartnern. „Die Potenziale von interaktiven Gaming­Technologien für andere Anwendungsfelder sind groß, und der Raum Berlin­Brandenburg bietet beste Voraussetzungen, für interaktive Lernspiele einen großen Markt zu entwickeln“, sagt Carsten Busch. Allein die 45.400 Unternehmen im Berliner Cluster IKT (Informations­ und Kommunikationstechnologien), Medien und Kreativwirtschaft erwirtschaften einen Jahresumsatz von 30 Milliarden Euro.

Nahezu alle Universitäten und Hochschulen in Berlin­

Brandenburg bieten Medien­ und IT­bezogene Studiengänge an. In der Region hat sich demzufolge eine international beach­

tete Gründerszene entwickelt.

Das Bundesforschungsministerium sieht es ähnlich und unter stützt diese Netzwerkbildung. In Vorbereitung des Innovationsforums „TechAct“ (Interactive Technologies) hat die Gruppe einige Workshops mit möglichen Netzwerkpartnern veranstaltet, um deren Bedürfnisse zu erfragen. „Wir sind erstaunt, wie groß das Interesse an neuen Lernformen tatsäch­

lich schon ist“, sagt Professor Busch. „Die Zeit ist reif.“ n

Carsten Busch, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, leitet die Forschungsgruppe Creative Media.

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Wohnen auf dem Wasser

Wohnen auf dem Wasser

Ist das schwimmende Haus, das sich selbst versorgt, nur eine Vision? Der Wachstumskern „autartec“ will mit seinem

„FreiLichtHaus“ demonstrieren, was bereits heute technisch

möglich ist, um (fast) autark zu wohnen.

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W a c h s t u m s k e r n a u t a r t e c R u n d b l i c k

F

eierabend, raus aus der Stadt, rauf aufs Wasser. Der Blick schweift über die weite Seenlandschaft, das Wasser plätschert sanft. Endlich in der Natur sein. In einem Haus auf dem Wasser wohnen, unabhängig sein und trotzdem auf Komfort nicht zu verzichten. Ein Traum für viele Städter. Verwirklichen wollen ihn 13 Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Region Südbrandenburg und Ostsachsen. In der Lausitzer Seenlandschaft werden sie ein schwimmendes Haus errichten, das sich weitgehend autark mit Energie, Wasser und Wärme versorgt. Das Bündnis will vorhandene Technologien zur solaren Strom­ und Wärmeerzeugung nutzen, aber auch neue Technologien einsetzen, um zum Beispiel das Haus mit Wasser zu versorgen und das Problem der Abwasserbehandlung direkt vor Ort zu lösen. Die Technik soll so weiterentwickelt werden, dass sie sich in die Struktur des Gebäudes, vor allem in die Wände, integrieren lässt. Das spart Platz und Gewicht.

Und obwohl bereits diese Aufgabenstellung schwierig genug ist, soll das schwimmende „FreiLichtHaus“ auch architektonisch begeistern und seinen Bewohnern eine außergewöhnliche Wohnatmosphäre bieten. Bis Ende 2017 soll das Haus fertig sein.

Interessierte Besucher können dann in der Lausitz bestaunen, was technologisch bereits heute machbar ist, um unabhängig von gewohnten Infrastrukturen weitgehend autark zu wohnen.

Viele Skizzen bis zum endgültigen Entwurf

Beim Entwurf des Hauses spielten nicht nur die verschiedensten Anforderungen von außen eine Rolle, sondern auch der eigene Anspruch des Konsortiums, ein architektonisch wegweisendes Versuchsgebäude für autarkes Wohnen zu bauen. Das Haus darf auf dem Wasser dem Wind wenig Angriffsfläche bieten und muss mit seinen verschiedenen Dach­ und Wandneigungen bestmöglich für eine maximale Sonneneinstrahlung ausgerich­

tet sein. Das Gebäude muss außerdem kompakt und zerlegbar sein, denn die fertigen Module müssen zum Liegeplatz trans­

portiert werden. Dort ist der Bauplatz begrenzt; außerdem muss sich das Gebäude auf seinem schwimmenden Grundstück zu Fuß umrunden lassen.

Versorgung mit Strom, Wärme und frischem Wasser

Wie kann man Wärme und Strom erzeugen, speichern und jederzeit bereitstellen? Wie funktioniert die Wasserversorgung und wie lässt sich das Wasser nach der Verwendung in Spüle, Dusche und WC wieder – gereinigt – entsorgen? Wie lassen sich Wärmeverluste reduzieren? Und bei allen Überlegungen immer auch die Masterfrage: Wo lässt sich Gewicht einsparen und Platz gewinnen? Diese Fragen sind von zentraler Bedeutung bei der Konstruktion eines Hauses, in dem man auf dem Wasser keine vorhandene Infrastruktur nutzen kann. Um all diese Probleme zu lösen, greifen die Partner von autartec in der Lausitz auf vor­

handene und neuartige Technologien zurück.

Die Sonnenenergie bestmöglich nutzen

Eine fast 60 Quadratmeter große Photovoltaikfläche nutzt die Sonne zur Erzeugung von elektrischer Energie. Dabei kommen auf zwei getrennten, unterschiedlich geneigten Flächen klassi­

sche kristalline Module und Dünnschicht­Photovoltaikelemente zum Einsatz. Dadurch lassen sich auch bei diffuser Strahlung und in Wintermonaten mit wenig Sonne gute Erträge erzielen.

Die Speicherung der elektrischen Energie erfolgt in Lithium­

Ionen­Batterien, die in der Gebäudestruktur untergebracht sind und bis zu 50 Kilowattstunden speichern können. Dies reicht, um die Hausbewohner fünf Tage lang mit Energie zu versorgen,

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ohne die Photovoltaiksysteme zu nutzen. Ein übergeordnetes Hausenergie­Managementsystem garantiert einen optimalen und vorausschauenden Ausgleich zwischen Energieerzeugern, Speichern und Verbrauchern.

Mit innovativen Materialien die Wärme speichern

In einem Haus wird die meiste Energie für die Erzeugung von Kälte und Wärme benötigt. Für warmes Wasser und kuschelige Temperaturen in den Räumen sorgen Kollektoren auf dem Dach.

Für die Abkühlung im Sommer nutzt man den Luv­Lee­Effekt:

Durch die am See häufig auftretenden Luftströmungen und das begrünte Dach entsteht eine kühle Hülle um das Gebäude.

Durch die Verdunstungskälte der eingebauten Kühldecke lässt sich die Raumtemperatur noch weiter reduzieren. Wärme, die im Sommer produziert, aber nicht benötigt wird, kann als Zeolith­ und Salzhydrat eingespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt an das Gebäude abgegeben werden. Der Zeolith­

Wärmespeicher besteht aus einem sehr porösen Granulat, das wie ein Schwamm große Mengen Wasser aufnehmen und abge­

ben kann und dabei Wärme speichert oder zum Heizen abgibt.

An kühlen Wintertagen sorgt ein spezieller Kamin für zusätz­

liche Wärme. Er funktioniert ähnlich wie ein Kachelofen. Die Wärme wird aber nicht in den Kacheln gespeichert, sondern in innovativen Phasenwechselmaterialien. Diese nehmen Wärme auf und werden dabei flüssig wie Wachs. Wird die Umgebung wieder kühler, wird das Wachs wieder fest und erwärmt den

umgebenden Raum. Die Symbiose aus diesen verschiedenen n

Wärmespeichern und einer Seewasserwärmepumpe stellt auch im Winter ausreichend Wärme für ein behagliches Wohnklima zur Verfügung.

Mit Minikläranlage an Bord

Ohne Anschluss an die Kanalisation muss das verbrauchte Wasser des Hauses mindestens zu Badewasserqualität, besser noch zu Trinkwasserqualität, aufbereitet werden. Dies leistet im FreiLichtHaus eine Minikläranlage, die ohne biologische Reinigungsstufen und Chemikalien auskommt. Sie befindet sich in den Schwimmkörpern unterhalb des Bodens.

Die Lausitzer Seenlandschaft

In der Lausitz entsteht durch die Flutung früherer Tagebaue das größte künstliche Seengebiet Europas. Nach und nach werden 23 Gewässer entstehen, zehn davon werden durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden sein. Das einsti­

ge Braunkohlerevier wird zur Urlaubsregion. Zu einem Markenzeichen der Region sollen die schwimmenden Häuser werden. Die ersten davon befinden sich auf dem Geierswalder und Partwitzer See und sind beliebte Ferienwohnungen.

Die neue Seenlandschaft als Standort für das autartec­Haus hat auch sehr praktische Gründe, wie Ulrich Potthoff vom Fraunhofer­Institut für Verkehrs­ und Infrastruktursysteme IVI in Dresden erklärt: „Viele der Seen in der Lausitz sind noch von Infrastruktur wie Wasser­ und Energieversorgung abge­

schnitten. Für dieses Umfeld wollen wir eine Lösung finden, die dann auch in anderen Gebieten ohne existierende Infrastruktur funktioniert.“

Erdgeschoss

Obergeschoss photovoltaischer Ertrag

solarthermischer Ertrag

Ausblick auf den See

Erdgeschoss 75 83m2

Obergeschoss 34 52m2 Terrasse 15m2

Ponton 13m x 13m

DATEN

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Z a h l e n , b i t t e !

Zahlen, bitte!

Zahlen, bitte!

2.000.000

… Tonnen Klärschlamm

fallen jährlich in Deutsch land an.

Der Großteil davon wird aufwändig getrocknet und verbrannt. Mit weniger Energie aufwand könnte Klärschlamm aber auch durch hydrothermale Prozesse (HTP) getrocknet werden: Sie setzen organische Stoffe unter erhöhten Temperaturen und Drücken in Kohlenstoffträger um, die etwa in der chemischen Industrie oder Energiewirtschaft genutzt werden können. Das Leipziger Innovationsforum „Hydrothermale Prozesse“ will das HTP- Verfahren zur Marktreife führen.

130.000.000

… Quadratmeter Betonfassaden

werden weltweit im Jahr verbaut. Das entspricht fast der Fläche Liechtensteins und bietet enormes Potenzial für die Photovoltaik. Die Dresdner Heliatek GmbH ist Partner der InnoProfile-Transfer-Initiative „Organische p-i-n Bauelemente“ und hat nun im nordrhein-westfälischen Herne die erste Solarbetonwand Europas installiert. Die leichten, flexiblen und farbigen organischen Solarfolien sollen rund 25 Pro- zent mehr Energie erzeugen als ihre Konkurrenten auf Siliziumbasis.

90

Prozent Gewichtseinsparung

leistet ein neuer Ent- riegelungs mechanismus für Sauerstoffmasken in Flugzeugkabinen.

Auf Basis sogenannter Formgedächtnislegierungen hat das Zwanzig20-Projektkonsortium „smart3“ ein System entwickelt, das aus nur noch fünf statt 30 Bauteilen besteht. Der Demons trator

„Smart-Fluox“ auf Grundlage intelligenter Materialien wurde zur Verleihung des Crystal Cabin Award 2015 in der Kate gorie »Material und Komponenten« unter die besten Drei gewählt.

0,03

… Gramm Gold

enthält ein Smartphone im Schnitt. Damit steckt in 100 Smartphones etwa die gleiche Goldmenge wie in einer Tonne Golderz – sowie viele weitere Hochtechnologiemetalle wie Kobalt, Tantal oder Neodym. Das Zwanzig20-Forum „Recycling 2.0“ zielt auf eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wert stoff- wende und sucht innovative Antworten auf zentrale Zukunftsfragen zur Rohstoffsicherung. Dazu gehört auch die Frage, ob sich die in großen Mengen anfallenden, aber im einzelnen Smartphone wert- stoffarmen Stoffgemische optimal wiederverwerten lassen.

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ODER FRANKFURT!?

Die florierende Bankenhauptstadt am Main oder die

beschauliche Universitätsstadt an der polnischen Grenze? Keine

Frage: „Unternehmen Region“ hat das Frankfurt an der Oder besucht – eine Stadt, die sich mit Verve und Visionen ihren Problemen stellt und ein

feines Wortspiel in ihr Logo aufgenommen hat.

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F r a n k f u r t ( O d e r ) E i n b l i c k

L

etzte Ausfahrt vor der Bundes grenze“, verkündet ein Schild auf der A12 kurz vor der Abfahrt nach Frankfurt (Oder).

Wenn nicht gerade eine Lkw­Kolonne nebenherfährt, erhascht man auch das braune Hinweisschild „Autobahn der Freiheit“. Fragezeichen im Kopf. Da hat man was zum Grübeln auf den letzten Kilometern in die Stadt, die seit 1945 geteilt ist. Als die Alliierten die Oder hier zur Grenze erklärten, wurde aus der

„Dammvorstadt“ von Frankfurt das pol­

nische Slubice. Ohne die Reise­Freiheit, die der Wendeherbst 1989 brachte, wäre die A12 eine vergleichsweise leere Straße.

Kommen Sie in das „richtige“ Frankfurt, hatte Rolf Kraemer vom IHP am Tele fon gesagt und von amerikanischen Ge ­ schäfts leuten erzählt, die das Leibniz­

Institut für innovative Mikroelektronik im Frankfurt am Main verorteten. Die dann aber erstaunt waren über diesen wissenschaftlichen Leuchtturm an der Oder, was die Erforschung von Sili zium­

Germanium­Technologien be trifft. IHP steht für „Innovations for High Per for­

mance Microelectronics“. Die Adresse:

„Im Technologiepark“ gleich an der Auto bahn.

ODER FRANKFURT!?

Ein starkes Symbol für Europa – die Stadtbrücke in Frankfurt (Oder) führt nach Slubice. Seit Polen 2007 dem Schengener Abkommen beitrat, gibt es hier keine Grenzkontrollen mehr; 2012 wurden die letz- ten Grenzanlagen abgerissen.

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Entwicklungshilfe für Start-ups

Vor Ort sieht man sich eher in einem Technologiegarten ange­

kommen. „Groß denken“ war die Devise der Stadtväter in den 1990er Jahren. „Frankfurt (Oder) sollte zu einem Technologie­

Standort werden“, erzählt Heike Gensing. Sie managt den Technologiepark. Nach der Wende wollte man an die Erfolgs­

geschichte des VEB Halbleiterwerkes anknüpfen. Es war der größte Produzent von Mikroelektronik in der DDR. Von hier aus wurden alle Länder des Ostblocks mit mikroelektroni­

schen Bauteilen beliefert. 1989 hatte das Halbleiterwerk 8.000 Beschäftigte. Mit der Währungsunion brachen die Wirt schafts­

beziehungen ab. Das Halbleiterwerk wurde zahlungsunfähig, die Belegschaft arbeitslos.

Aber es gab Nachfolgebetriebe, Ausgründungen aus dem Halb­

leiterwerk, die sich hier ansiedelten. „Wir hatten Berater vor Ort, die in Westdeutschland ähnliche Schwerpunkt­Zentren erfolgreich aufgebaut haben. Aber auch die konnten nicht voraussehen, wie sich die gesamte Region rund um Berlin entwickelt“, sagt Heike Gensing. Sie führt die Geschäfte des

„Business and Innovation Centre“, das 1991 gegründet wurde und für Wachstum im Technologiepark sorgen soll. In struk­

turschwachen Regionen europaweit sind die „BICs“ Anlauf­, Kontakt­ und Beratungsstellen sowohl für Unternehmen in der Gründungsphase als auch für ansiedlungswillige Firmen.

„Strukturschwach“, das klingt wie ein Brandmal, soll aber doch aus Fördersicht ein Hilfskriterium sein. „Frankfurt (Oder) war schon immer Außengrenze des Landes“, sagt Heike Gensing.

Im BIC­Gebäude haben derzeit 35 Existenzgründer bezie­

hungsweise kleine Unternehmen ihren Sitz; darunter zehn polnische Unternehmen und drei Unternehmen mit polni­

schen Mitarbeitern. Die Starthilfe, die sie hier bekommen, reicht von der gestaffelten Raummiete über Dienstleistungen im IT­Bereich und Büroservice bis zur Existenzgründerberatung und Unterstützung bei Marketingaktivitäten. Dennoch: „Die Technologie als Schwerpunktbranche weiterzuentwickeln ist nicht so einfach. Wir haben keine Technische Hochschule in der Stadt. Und nach Berlin sind es nur etwa 100 Kilometer. Die Gründerszene in der Hauptstadt ist attraktiver“, meint Heike Gensing und ergänzt, dass Start­ups Wagniskapital brauchen, Frankfurt (Oder) aber nicht so viel Potenzial für derart „riskante“

Entwicklungshilfe habe. Deshalb würden im BIC technologie­

orientierte Gründungen ganz besonders unterstützt.

Die schnellsten Silizium-Transistoren der Welt

Das Herz des Technologieparks schlägt im IHP. Weiße Schrift auf rotem Grund – das Firmenlogo leuchtet weit. „In Anlehnung an unsere Geschichte bedeuten die drei Buchstaben ,Institut für Halbleiterphysik‘, sagt Prokurist Rolf Kraemer. 1983 war das IHP als Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR gegründet worden. Hier wurden die wissenschaftlichen Grund­

lagen für die Konstruktion siliziumbasierter mikro elek tro ­ n ischer Bauelemente entwickelt. 1992 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH, seit 1999 firmiert das IHP als Leibniz­Institut für innovative Mikroelektronik mit der neuen Bezeichnung Innovations for High Performance Micro elec tronics – IHP.

Kraemer, der promovierte Informatiker und Elektrotechniker, kam 1997 aus Aachen nach Frankfurt (Oder) – „weil das IHP mich gerufen hat“, lacht er. Welches Lockmittel kann so attrak­

tiv sein, dass man seine Stelle in der Forschungsabteilung von Philips, einem der weltgrößten Elektronikkonzerne, auf­

Rolf Kraemer kam 1997 als Prokurist an das Institut für Halbleiterphysik IHP.

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gibt? Er genieße hier die naturbelassene Oderlandschaft, meint Kraemer schmunzelnd und ergänzt: „Na ja, der Hauptgrund sind die zwei Seelen in meiner Brust. Ich bin gern Forscher und auch gern ein Unternehmer.“ Er zählt auf: „Silicon Radar“,

„Lesswire“, „BeamConnect“ sind Firmen, deren Ausgründung er bis heute begleitet und die in der Region ansässig sind.

„Wir brauchen innovative Unternehmen mit eigenständi­

gen und überlebensfähigen Merkmalen“, sagt Kraemer. Das Institut leistet gute Vorarbeit für die Revolutionierung der drahtlosen Kommunikation. „Wir untersuchen, entwickeln und bauen drahtlose Systeme mit den schnellsten Silizium­

Transistoren der Welt. Sie sollen mal so schnell sein, wie heute die Glasfaserkommunikation. Grundsätzlich ist das möglich“, blickt Kraemer in die Zukunft. Die siliziumbasierten Systeme des IHP kommen für Anwendungen in der Telekommunikation, Automatisierungs­ und Autoindustrie, in der Luft­ und Raum­

fahrt, Telemedizin sowie in Sensornetzen zum Einsatz.

Ob und wie drahtlose Sensornetze auch intelligent sind und beispielsweise in einer Wohnung funktionieren können, wird am IHP demnächst ausprobiert. Rolf Kraemer outet sich als leiden­

schaftlicher Koch und ist begeistert von dem Demons tra­

tions raum, in dem die Küche gerade installiert wird. Ein Kühl­

schrank, der seinen Inhalt kennt und eine Einkaufsliste auf das Smartphone schickt; ein Herd, der mit einer Menüfolge programmiert werden kann und dann die Kochplatten selber steuert ... – „uns geht es um den Algorithmus. Wir testen hier die sinngebende Verknüpfung der Sensorik“, sagt Kraemer.

„DIAMANT“ heißt ein vom Bundesforschungsministerium finanziertes Projekt, das sich gut einordnet in die Entwicklung zuverlässiger und energieeffizienter Sensornetze. Das fünfköp­

fige Team unter Leitung des Stiftungsprofessors Mario Schölzel entwickelt die Technologie, mit deren Hilfe sich die Software für Sensorknoten effizienter herstellen und warten lässt, um Zeit und somit Kosten zu reduzieren. „Ob in einer Brücke oder in einem Herzschrittmacher – solch ein Sensorknoten sollte nicht nach kurzer Zeit schon wieder ausgewechselt werden müssen“, sagt Schölzel. Im Gegensatz zu seinem Chef ist er von Geburt an mit der brandenburgischen Heimat verwurzelt.

Seit einem Jahr ist das IHP mit seiner bunt zusammengesetz­

ten Mitarbeiterschaft aus über 20 Nationen sein berufliches Zuhause.

Nicht rosig, aber richtungsweisend

Für Mario Quast bilden das IHP und seine Ausgründungen eine tragende Säule im regionalen Wachstumskern Frankfurt (Oder)/

Eisenhüttenstadt. „Neben der Mikroelektronik und Stahlbranche fließen weitere regionale Kompetenzen in den Wachstumskern

„Das Ergebnis unserer Umfrage ist nicht rosig, aber für uns eine wichtige Handlungsgrundlage, um die Standortfaktoren zu verbessern.“

F r a n k f u r t ( O d e r ) E i n b l i c k

Mario Quast ist seit 2013 Wirtschaftsreferent in Frankfurt (Oder).

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ein, sagt der Wirtschaftsförderer der Stadt und zählt auf:

Medien­, Informations­ und Kommunikationstechnologien, Ernährungswirtschaft, Energie­ und Umwelttechnik, Gesund­

heitswirtschaft und Papierverarbeitung. Er betont auch die Bedeutung der Europa­Universität Viadrina. „Aus ihr gehen starke Start­ups hervor. Ebenso kann der Transfer zwischen den Fakultäten und der Wirtschaft ein Motor sein.“

Mario Quast wurde in Guben an der Grenze zu Polen geboren.

Bis 2013 leitete er das Deutsch­Polnische Kooperationsbüro der Sparkassen. Quast kennt die Firmenstruktur auf beiden Seiten der Oder. Jetzt ist der 47­Jährige Wirtschaftsreferent und bringt auch gleich sein Netzwerk von Geschäftsleuten aus Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt, Schwedt und aus dem Großraum Polen mit ein. Denn die Stadtverwaltung hat einen neuen Kurs in der Wirtschaftsförderung angekündigt. „Dazu gehört auch, mit dem Ergebnis unserer Unternehmer­Befragung an die Öffentlichkeit zu gehen“, meint Quast. Etwa 200 Firmen hatten auf eine Umfrage nach ihrer Zufriedenheit mit dem Standort, nach dessen Stärken und Schwächen und nach dem Image geantwortet. Überwiegend negativ wurden die Überalterung und die Abwanderung bewertet. 77 Prozent der Unternehmen sind seit mindestens zehn Jahren in Frankfurt (Oder) angesiedelt.

„Das Ergebnis unserer Umfrage ist nicht rosig, aber für uns eine wichtige und richtungsweisende Handlungsgrundlage, um die Standortfaktoren zu verbessern“, sagt der Wirtschaftsexperte.

Dabei sah es eine Zeit lang gut aus im Standortwettbewerb. Die Solarindustrie kam nach Frankfurt (Oder). Noch aus jener Zeit stammen Bewertungen wie „dynamische Wachstumsregion“, die im Internet zu finden sind. Dann die Solarkrise: 2012 schloss das US­Unternehmen First Solar seine beiden Werke in der Stadt. 1700 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Auch die deutsche Conergy Solarmodule GmbH ging insolvent und wurde 2013 vom chinesischen Solarmodul­Hersteller Astroenergy übernommen.

Astroenergy ist allerdings noch da und will sein Produktions­

und Dienstleistungsspektrum am Standort erweitern.

Die Logistik als neue Schwerpunktbranche?

Wenn der Wirtschaftsförderer von seiner Stadt spricht, hält es ihn nicht im Büro. Er will die Brückenstadt mit der Dachmarke „Frankfurt­Slubice – ohne Grenzen. Bez granic“

auch zeigen. „Jeder Schritt führt uns über archäologische Zeitzeugen“, erwähnt der studierte Kulturwissenschaftler. Die alte Garnisonsstadt war im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Erst nach Aufhebung ihres Festungsstatus im Frühjahr 1945 wurde sie durch Brandstiftung zerstört. Der Aufbau begann auf all den alten Fundamenten und verschüt­

teten Zeitzeugen seit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert.

1. Die Oder wurde 1945 zum Grenzfluss zwischen Frankfurt und seiner Dammvorstadt, dem heutigen polnischen Slubice. 2. Der moderne Universitäts- campus setzt blau-gelbe Akzente in Frankfurts Innenstadt. 3. Der Comic-Brunnen aus Edelstahl und bemalter Glasfaser wurde im Jahr 2000 von Michael Fischer-Art geschaffen. 4. Im Alten Rathaus, erbaut von 1607 bis 1609, befindet sich das Museum „Junge Kunst“. Rechts daneben das heutige Rathaus. 5. Die Friedensglocke im neuen Edelstahlturm – bis 2011 hing sie im alten Glockenhaus am Holzmarkt.

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„Was für jeden Bauherren bedeutet, dass er zuerst einmal die archäologischen Untersuchungen zahlen muss“, sagt Quast. Er muss nicht explizit betonen, dass dies der Wirtschaftsförderung nicht gerade dienlich ist.

Auch hier draußen in den Straßen kennt man ihn. Leute kom­

men auf ihn zu, bitten um einen Gesprächstermin im Amt. Hier scheint die neue Nähe zu funktionieren, die sich die Verwaltung zur Bürgerschaft, zu den Unternehmen vorgenommen hat.

Für Gesprächsstoff sorgt an diesem Tag der Bürgerdialog am vorigen Abend. Brandenburgs Innenminister Karl­Heinz Schröter tourt gerade durchs Land, um für die Kreis gebiets­

reform zu werben. Besonders in den kreisfreien Städten Branden burg an der Havel, Cottbus und Frankfurt an der Oder ist der Widerstand groß, schließlich sollen deren Verwaltungen mit denen des Umlandes zusammengelegt werden. „Die Stadt­

verord ne tenversammlung hat sich einstimmig für den Erhalt der Kreisfreiheit von Frankfurt (Oder) ausgesprochen“, sagt Mario Quast. „Wir entwickeln nicht nur Strategien für eine neue effiziente und bürgernahe Verwaltungsstruktur. Der Regionale Wachstumskern soll künftig eine tragende Rolle im Zielgruppen­ und Standortmarketing spielen.“ Derzeit, so Quast, erfinde sich Frankfurt als Logistik­Standort neu. Die Stadt als Knotenpunkt auf der West­Ost­Achse Paris­Berlin­

Warschau­Moskau ziehe immer mehr Logistik­Unternehmen an. Die „Autobahn der Freiheit“ übrigens heißt auf der polni­

schen Seite analog „Autostrada Wolnoci“. 1989 bekamen beide Abschnitte ihren Namen in Erinnerung an die Wiedereröffnung der Grenze zu Westeuropa vor 25 Jahren.

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Mario Quast führt uns auf die Ufer pro menade. Vor einer Gaststätte hält ein Reisebus mit hungrigen Touristen.

Doch zuerst zücken sie ihre Handys. Klick: Der Blick in die Oderlandschaft ist herrlich. Auch auf der Mensa­

Terrasse nebenan verbringen Studenten ihre Mittagspause inmitten landschaftlicher Idylle. Das Abendleben aller­

dings genießen die meisten jungen Leute eher in Berlin oder auf der anderen Seite der Brücke, in Slubice. Auch Mario Quast hat an der Viadrina studiert, 1993 als einer der ersten Studenten ein Jahr nach der Neugründung.

Er kennt ein Problem, das sich mit der demografischen Entwicklung weiter verstärkt: „Da ist bei der älter wer­

denden Bevölkerung einerseits ein wachsendes Bedürfnis nach Ruhe. Die Studenten andererseits möchten den Abend oft gemeinschaftlich erleben. Auf so engem Raum wie in Frankfurt (Oder) kann man sich da schon mal ins Gehege kommen.“ Aber Stadtverwaltung, Bevölkerung und Hochschulleitung sind sich einig: Alle wollen die Jugend in der Stadt halten. Sie soll nicht nur am Ort studieren, sondern sich auch einbringen in das gesell­

schaftliche, kulturelle, politische, wirtschaftliche Leben.

Es komme jetzt auf einen „Perspektivwechsel“ an, meint Quast.

Alleinstellungsmerkmal als deutsch-polnische Uni

Die Perspektive hat Alexander Wöll vor knapp einem Jahr gewechselt. Der Pro fessor für Ost­ und Westslawische Philo logie war Dekan der Philoso phi schen Fakultät an der Ernst­Moritz­Arndt­Universität Greifswald und trat im Dezember 2014 das Amt des Präsidenten der Europa­

Universität Viadrina an. Zufällig begegnen wir ihm schon morgens. Er ist auf dem Weg zur Arbeit – per pedes und einen Rucksack auf dem Rücken kommt er aus der Fischerstraße. Dieses historische Bauensemble nahe der Oder wurde gerettet und saniert – eine Erfolgsgeschichte.

Sein morgendlicher Fußweg führe regelmäßig am Bäcker vorbei und sei ihm schon liebe Gewohn heit geworden, sagt Wöll. Später in seinem Büro erzählt er, dass auch seine Vizepräsidenten ihren festen Wohnsitz in Frankfurt (Oder) haben, ebenso viele junge Pro fessoren. Wöll meint, einen neuen Trend zum „Hierblei ben“ zu beobachten, und will alles tun, um ihm weiter Auf wind zu geben. Darum setze er sich auch mit der Wirtschaft in Verbindung. Stu den ten müssten beispielsweise auch Neben jobs finden am Uni­

Standort, ansonsten bliebe ihnen tatsächlich nichts weiter übrig, als ihren Lebensunterhalt in Berlin zu verdienen.

Alexander Wöll ist seit Dezember 2014 Präsident der Europa-Universität Viadrina.

Alexander Wöll ist seit Dezember 2014 Präsident der Europa-Universität Viadrina.

„Die Viadrina als eine Brücke zwischen Mittel- und

Osteuropa – das ist ihr Allein stellungs merkmal“

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F r a n k f u r t ( O d e r ) E i n b l i c k

Hauptsächlich liegt dem Präsi denten der Wissenstransfer zwi­

schen der Uni und der regionalen Wirtschaft am Herzen. Es geht um Praktika, um Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte in den Wissenschaftsbereichen Wirt schaft, Kultur und Recht.

Wenn der aus dem Allgäu stammende Alexander Wöll erzählt und lacht, lässt sich erahnen, dass er einen direkten Draht findet zu den bodenständigen Unter nehmern hier. Neulich habe er sogar – er lacht wieder – die Rolle getauscht und einen Tag lang den Brauerei­Betrieb am Ort geleitet. Ob es dem Brauerei­Chef ebenso viel Spaß gemacht hat, die Viadrina zu führen, ist nicht überliefert. Immerhin kennt der jetzt den „Lehr­Betrieb“ mit 6500 Studenten aus über 80 Ländern ein wenig von innen. Auch auf diese Art, so Wöll, wolle er die Verständigung zwischen Uni und regionaler Wirtschaft weiter ausbauen.

Als eines seiner Hauptziele benennt Alexander Wöll den Ausbau der Viadrina zu einer deutsch­polnischen Universität. Ein Schritt in diese Richtung soll die Gründung einer internationa­

len Fakultät gemeinsam mit der Adam­Mickiewicz­Universi tät in Poznan sein. Die Fakultät soll am Collegium Polonicum im benachbarten Slubice angesiedelt werden. 1998 hatten beide Universitäten diese deutsch­polnische Forschungs­ und Wis­

sen schaftseinrichtung gegründet. „Die Viadrina als eine Brücke zwischen Mittel­ und Osteuropa – das ist ihr Allein stellungs­

merkmal“, sagt der Präsident. Und gerade füllt sich dieser Satz mit Leben. Zum englischsprachigen Kurs mit dem Thema

„Schutz der Menschen rechte in Europa“ sind Studierende aus 16 europäischen und nichteuropäischen Ländern angereist.

Und noch eine andere Brücke wird hier momentan gebaut:

Studenten geben Flüchtlingen Deutschunterricht und wollen mit ihnen in Wohn gemeins chaf ten leben.

Kleist lebte auch in einer Umbruch-Zeit

In unserem Hotel bepacken sogenannte „Best Ager“ nach dem Früh stück ihre Fahrräder und ziehen weiter. Die drei Ehepaare aus Niedersachsen befahren alle großen Flüsse, erzählen sie.

Und ja, hier an der Oder sei es auch sehr, sehr schön. Museums­

leiter Wolf gang de Bruyn mag Fahrrad touris ten. Zum einen, weil sie zwangsläufig am Kleist­Museum vorbeikommen. Zum anderen, weil dies auch meistens Bildungs reisende sind, die hineinkommen.

Wir sind überrascht, was sich hinter den denkmalgeschützten Mauern der alten Garnisonschule und des modernen Anbaus verbirgt: Leuchtbücher, Audio­ und Videoanimationen ... und Tablets als interaktive Führer durch die neue multimediale

Dauerausstellung „Rätsel. Kämpfe. Brüche“. Auf lebendige und emotionale Weise begegnen die Besucher dem Dramatiker Heinrich von Kleist, der 1777 in Frankfurt (Oder) geboren wurde.

Und dann die Bibliothek, wo sich vor weitem Fensterblick die weltweit umfangreichste Dokumentation über Kleists Leben und Schaffen in schlicht­weiße Regale reiht! Die Kleistrezeption in beiden deutschen Staaten soll ein Forschungsprojekt mit der Freien Universität Berlin und der Akademie der Künste werden.

Die Anfang Oktober eröffnete Ausstellung „Euer Kleist! Spielt Ihr ihn? – Inszenierungen im geteilten Deutschland“ stimmt auf dieses Thema ein.

Im Jahr 1506 wurde die erste brandenburgische Landesuniversität Viadrina gegrün- det, 1811 wurde sie geschlossen und nach Breslau verlegt. 1991 wurde die Viadrina neu gegründet.

Im Video: Professor Wöll über das pulsierende Studentenleben in Frankfurt (Oder).

bit.ly/wöll

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Das Wort „Museum“ mit seinem angestaubten Image ist hier eine Fehlbesetzung und auch kaum im Sprachgebrauch in der Stadt. Man spricht vom „Kleist­Haus“. Nicht zu verwechseln mit dem „Kleist Forum“, einer Spielstätte anstelle des alten Theaters.

Der besagte Bürger­Dialog zur Kreisgebietsreform fand dort statt. „Bezirkshauptstadt zu sein, war ein Privileg. Da war man Zentrum der Macht. Jetzt ist das Umland das Potenzial, mit dem sich die Stadt auseinandersetzen müsste“, meint de Bruyn.

Seit 2007 ist der promovierte Germanist Direktor des Kleist­

Museums. Hier wird geforscht, werden Ausstellungen und Projekte entwickelt; hier begegnet man sich zu verschiedensten Anlässen.

Der Museumsleiter geht längst mit übergreifenden Konzepten ins Umland. Auch, damit bei den Menschen ein Gefühl für Heimat erhalten bleibe, meint der 64­Jährige. „Wenn die

Amphitryon Penthesilea Der zerbrochne Krug Die Familie Schroffenstein Die Hermannsschlacht Robert Guiskard Das Käthchen von Heilbronn Prinz Friedrich von Homburg Der Findling Das Bettelweib von Locarno Das Erdbeben in Chili Der Zweikampf Die heilige Cäcilie Die Marquise von O...

Die Verlobung in St. Domingo Geistererscheinung Michael Kohlhaas

Seit 2007 leitet Wolfgang de Bruyn das Kleist-Museum.

„Kleist war auch anders, steckte voller Widersprüche.

Das kann interessant aufbereitet werden.“

Im Video: Wolfgang de Bruyn über die Bedeutung des Kleist-Museums für Frankfurt.

bit.ly/kleist­museum

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F r a n k f u r t ( O d e r ) E i n b l i c k

Menschen immer mehr im internationalen Raum, überall und nirgends leben und fühlen, kann der lokale Raum dabei verlieren.“ In diesem Sinne ist die Wanderausstellung „Salons und Musenhöfe beiderseits der Oder“ unterwegs und macht im Raum Berlin­Brandenburg und auf der polnischen Seite der Oder Station. In dem Gemeinschaftsprojekt mit der Viadrina erforschten deutsche und polnische Partner 37 ländliche Pflegestätten der Kultur im 18. Jahrhundert. Die Einrichtung leistet (sich) eine starke museumspädagogische Arbeit. „Die Jugend von heute hat ganz andere Lebensentwürfe als die Eltern­ und Großeltern­Generation. Kleist war auch anders, steckte voller Widersprüche. Das kann interessant aufbereitet werden“, sagt de Bruyn. Er ist ein geschickter Kulturmanager.

Er holt den Wirtschafts­Frühschoppen zum Hanse­Stadtfest ins Haus, Eheschließungen finden im Kleist­Museum statt und Feiern sowieso. Und er knüpft ein Netzwerk von Förderern. Das Haus ist im wahren Wortsinne eine „Institution“ in der Stadt.

Vom Bund bekommt es eine institutionelle Förderung.

Das Orchester als Botschafter

Ein paar Schritte weiter auf der Oder­Promenade baut Peter Sauerbaum Brücken aus Musik. „Ich liebe Städte, die an Flüssen liegen“, sagt der Intendant des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt. Der Berliner kam 2006 auf „Rufen der Stadt“ nach Frankfurt (Oder). Von seiner Wirkungsstätte aus schaut er sogar auf den Fluss. Die Konzerthalle befindet sich in der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters und trägt den Namen „Carl Philipp Emanuel Bach“. Der zweitälteste Sohn von Johann Sebastian Bach war 1734 zwanzigjährig an die Oder gezogen, um an der Viadrina Jura zu studieren. „Auch als Komponist und Musiker hinterließ er einen bleibenden Eindruck“, sagt der Intendant und meint, dass den Frankfurtern seitdem die Liebe zur Musik in den Genen liege. „Seit Gründung des Frankfurter Orchesters 1842 wird es von der Bürgerschaft der Stadt finanziert. Und als es in den 1990er Jahren um die Frage Theater­ oder Orchester­Erhalt ging, entschieden sich die Frankfurter für die Musik.“

Mag sein, dass sich Sauerbaum dem Bach­Sohn innerlich verbunden fühlt, weil auch er selber Jura studiert hat. Er spricht von der Selbsterkenntnis, dass seine Virtuosität auf der Trompete nicht ausreichte für eine Musiker­Karriere. Allerdings

zieht der Orchesterleiter virtuos die Fäden hinter der Bühne.

So konnte er beispielsweise den in Zürich lebenden Howard Griffiths als Chefdirigenten nach Frankfurt (Oder) holen.

Womit er ihn gelockt hat? „Na, mit der Musikbegeisterung der Menschen hier“, lacht Peter Sauerbaum. Der Aktionsradius des Klangkörpers wird kontinuierlich ausgedehnt. Sogar im Vatikan hat das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt schon gespielt.

Besonders am Herzen liegen dem Intendanten und dem Orchesterleiter die Kinder – das Publikum von morgen. „Musik kann einen wichtigen Anstoß für einen wachen und inter­

essierten Weltblick geben“, sagt Sauerbaum und erzählt von den Bildungsprojekten, die das Orchester seit 2013 jährlich gemeinsam mit der Drosos­Stiftung in der Schweiz anbietet.

„Wir haben beispielsweise mit 450 (!) Kindern aus der Region eine Carmina­Burana­Aufführung erarbeitet.“ Seit geraumer Zeit drängt eine neue Brücken­Idee den Intendanten und sei­

nen Orchester­Chef zur Umsetzung: eine deutsch­polnische Akademie für Dirigat und Orchesterleitung. Dafür wirbt er allerorten – und baut gleichsam eine Brücke zur Viadrina.

Viele Brücken werden in Frankfurt an der Oder und über die Oder gebaut. Wer drübergeht, ändert möglicherweise auch seine Perspektive und lässt das Fragezeichen entfallen – so wie im offiziellen Stadtlogo: ODER FRANKFURT! n

Peter Sauerbaum kam 2006 als Intendant des Branden - burgischen Staatsorchesters Frankfurt in die Stadt.

Peter Sauerbaum kam 2006 als Intendant des Branden - burgischen Staatsorchesters Frankfurt in die Stadt.

Im Video: Peter Sauer- baum über die vielfältige Nachwuchs förderung des Branden bur gischen Staatsorchesters.

bit.ly/bsof­nachwuchs

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Rastlos in Mittweida

Kurz nach dem Mauerfall hat Detlev Müller das Elektronik-Unternehmen IMM in Mittweida gegründet. Heute beschäftigt er über 200 Mitarbeiter und beliefert Kunden auf der ganzen Welt. Wir haben ihm einen Tag lang über die Schulter geschaut.

7.15 Uhr

D

etlev Müllers Wecker klingelt wochentags immer um diese Zeit. „Ich schlafe morgens gerne aus, dafür geht’s dann abends länger“, sagt er beinahe entschuldigend. Dabei ist 7.15 Uhr nicht gerade spät. Seine Lebensgefährtin muss früh aus dem Haus und er möchte morgens gerne mit ihr frühstücken. Gemeinsam Zeit zu verbringen ist dem 57­Jährigen sehr wichtig, wichtiger als früher. „Familie spielt für mich inzwischen eine große Rolle“, sagt der vierfache Patchwork­Familienvater. Sein Nachwuchs ist den Kinderschuhen allerdings längst entwachsen. Der Älteste ist 33.

Demnächst will der Unternehmer wieder heiraten. Es ist ein spä­

tes Happy End für eine frühe Liebe. Mit seiner jetzigen Verlobten war er als junger Mann schon einmal liiert.

8.20 Uhr

Beinahe lautlos gleitet Müller in seinem Hybrid­Geländewagen auf den Parkplatz. Er hält vor einem der sieben Firmengebäude von IMM. Klangkugeln in verschiedensten Farben schmücken den Besprechungsraum. Die Funklautsprecher sind im Rahmen des Wachstumskerns Soundline entstanden, der sich mit dem Klang verschiedener Produkte auseinandergesetzt hat. Durch ihre Form sollen sie die Töne besonders gut im Raum verteilen. Fünf Jahre haben Ingenieure und Designer daran gearbeitet.

8.30 Uhr

Nebenan sitzen seine Referentinnen – die zweitwichtigsten Frauen in seinem Leben, wie er sagt, und die wichtigsten für sei­

nen Job. Jeden Morgen bespricht er kurz mit ihnen, was am Tag zu erledigen ist. Und das ist eine ganze Menge im Ingenieurbüro Müller Mittweida – dafür steht der Firmenname IMM. „IBM war schon vergeben“, sagt Detlev Müller schmunzelnd und greift zu der Tasse Kaffee, den ihm seine Mitarbeiterin gebracht hat. 1991 musste er sich seine Heißgetränke noch selbst kochen, denn er hat als Einzelkämpfer begonnen. Er war damals eher unfreiwillig zum Unternehmer geworden, den Mauerfall hat er keineswegs herbei­

gesehnt. „Damals war ich sehr frustriert, ich musste den Systemwechsel irgendwie verkraften“, erinnert sich der Ingenieur.

„Ich bin ein Typ, der in der DDR nicht gelitten hat.“

–07.15 –08.20 –08.30 –09.15 –09.50 –10.00 -10.40 –11.15 –11.40 –12.00 –13.45 –15.30 –16.10

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9.15 Uhr

Zusammen mit den Teamleitern der Produktion sitzt Detlev Müller jetzt am runden Besprechungstisch. Er ist inzwi­

schen ins Produktionsgebäude seiner Firma gefahren. Früher hat er solche Meetings täglich abgehalten. Heute nimmt er nur noch nach Bedarf daran teil.

Er will mehr loslassen, wie er sagt. Das war nicht immer so. „Es gab mal so eine Phase, da haben wir gedacht, wir können die Welt aus den Angeln heben. Wir hatten Wachstumsraten von 100 Prozent von einem Jahr zum anderen“, erzählt Müller.

„Geht nicht, gibt’s nicht, war damals unser Motto. Irgendwann habe ich gemerkt: Das kannst du nicht durchhalten.“ Inzwischen hat er ein starkes Führungsteam, das ihm viel Arbeit abnimmt.

9.50 Uhr

Auf dem Weg zurück in sein Büro zeigt uns Detlev Müller das IMM­Transfer­

zentrum. Es ist ebenfalls im Zuge des Wachstumskerns „intonato“ entstanden.

Die Firma hat das Haus 2005 übernom­

men, aus­ und umgebaut. Hier werden Forschungsprojekte realisiert, Neuent­

wick lungen getestet und Studenten aus­

gebildet. Inzwischen ist sogar ein firmen­

eigenes Institut gegründet worden. Der Nachwuchs liegt Detlev Müller sehr am Herzen. Seit 2006 ist er Honorarprofessor an der Hochschule Mittweida. Seine enge Verbindung zur Hochschule ist seit Müllers Ingenieurstudium in den 80er Jahren nie abgebrochen. Deshalb freut es

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ihn besonders, seine Erfahrungen jetzt weitergeben zu können. „Ich stehe nicht als Theorie­Lehrer vor den Studenten“, sagt er, „sondern der Praxisbezug ist mir wichtig.“

10.00 Uhr

Es klopft an der Tür – ein kurzer Blick auf die Uhr – Müllers nächster Termin steht an. Sein Gast ist auf die Minute pünktlich.

Kein Wunder, denn er hat wenig Zeit.

Professor Ludwig Hilmer ist Rektor der Hochschule Mittweida. Draußen im Wagen wartet sein Fahrer, der ihn zum Anschlusstermin bringen soll. Detlev Müller und der Rektor kennen sich bes­

tens, der gebürtige Mittweidaer hat durch seine Honorarprofessur engen Kontakt zur Hochschule. Die beiden haben ein paar organisatorische Dinge zu bespre­

chen. Sie planen demnächst eine gemein­

same Ausstellung: 150 Jahre Hochschule Mittweida und 25 Jahre IMM. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Detlev Müller gewinnt durch seine Lehrtätigkeit an der Hochschule Mittweida auch gute Fachkräfte für seine Firma. Die zu halten, ist allerdings nicht einfach: „Selbst wenn sie hier Praktika machen und als Werks­

studenten arbeiten, wollen viele nach dem Studium in die Großstadt. Da kann ich nicht immer das Passende bieten“, sagt Müller schulterzuckend.

10.40 Uhr

Dabei kann Mittweida durchaus mit Großstädten mithalten: mit dem Medien­

zentrum der Hochschule zum Beispiel. Es ist das modernste in Europa und erst im letzten Jahr eröffnet worden. 34 Millionen Euro hat der Freistaat in den Bau des Hauses investiert. Die Architektur ist beeindruckend, sowohl außen als auch innen. Waschbeton und Glas, wohin das Auge reicht, viel Licht und interessante Perspektiven. Vom Foyer aus sieht man durch die riesige, verglaste Rückfront einen Rohbau, den Detlev Müller und Ludwig Hilmer uns unbedingt zeigen wollen. Es ist das neue Forschungsgebäude des Instituts für Lasertechnik der Hoch­

schule, das hier entsteht. Laser forschung hat in Mittweida Tradition und bis heute eine Vorreiterrolle in Deutschland. Auch

Detlev Müller ist an derartigen Projekten beteiligt, unter anderem gehörte er zu den Partnern des Wachstumskerns „FASKAN“, der sich mit neuen Faserlasertechnolgien beschäftigt hat. Bevor der Rektor wieder davonbraust, werfen wir noch schnell einen Blick in das Hightech­Fernsehstudio des Medienzentrums. Hier lernen die Studenten sämtliche Abläufe einer Studio­

produktion: von der Moderation über die Kamera­ und Tontechnik bis hin zur Beleuchtung.

11.15 Uhr

Inzwischen rinnen dicke Tropfen über die Glasfront des Medienzentrums. Sabine Herzberg, Müllers persönliche Referentin, hält uns den Holzgriff eines großen Regenschirms mit Firmenlogo entgegen.

Darunter kommen wir trocken ins Zen­

07.15 08.20 08.30 09.15 09.50 10.00 10.40 11.15 11.40 12.00 13.45 15.30

Kommunikativ:

Detlev Müller mit Ludwig Hilmer, Rektor der Hoch- schule Mittweida, vor dem Neubau des Instituts für Lasertechnik, mit einem Mitarbeiter in der Pro- duktion seiner Firma, mit Manager Kai-Uwe Kaden an der Lichterwand, mit Hilmer im Fernsehstudio der Hochschule Mittweida und mit Kollegen bei der Produktionsbesprechung (v.l.n.r.)

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trum für Unterhaltung, Medien­ und Medizintechnik – kurz ZUMM, gleich um die Ecke. Es gehört auch zu Müllers

„Imperium“. Hier kann man sich zum Geschäftsessen verabreden und nebenbei Produkte testen. Detlev Müller ist es wich­

tig, nicht nur Aufträge abzuarbeiten, son­

dern auch völlig neue Elektronik­Bauteile zu entwickeln. Die stecken auch in der T­Wall. Das T steht für Touch. Die „Berüh­

rungs wand“ besteht aus mehreren Flä­

ch en, auf denen an unterschiedlichen Stellen Farben aufleuchten. Die muss man so schnell wie möglich mit der Hand berühren und kann so seine Reak­

ti ons fähigkeit trainieren. Hinter den Licht feldern stecken gestickte Elektro­

nik sensoren, die IMM gemeinsam mit der TU Chemnitz entwickelt hat. Ähn­

liche Sensoren sind auch im Wachs­

tumskern „highSTICK“ getestet worden, an dem IMM momentan beteiligt ist.

11.40 Uhr

Kurze Verschnaufpause nach der Lichter­

jagd an der T­Wall und Zeit für ein Gespräch mit Detlev Müller. „Ich versuche jetzt, regelmäßig Mittag zu essen und dorthin auch zu Fuß zu gehen“, erzählt der 57­Jährige. Das war früher nicht so.

Tagsüber gab es viel Kaffee, wenig Pausen und selten etwas zu essen. Essen sei nicht so sein Ding, sagt er. Ruhe offenbar auch nicht. Es scheint, als wäre Detlev Müller permanent auf dem Sprung. Dabei ist er ein sehr bodenständiger Typ, ist nie aus Mittweida weggegangen. „Ich habe zwar schon viel auf der Welt gesehen, aber ich muss nicht weg“, sagt er und fügt hinzu:

„Bodenständigkeit kann natürlich auch eine Ausrede sein, kann auch Faulheit sein, man ist vielleicht zu träge wegzu­

kommen? Aber es muss auch Boden stän­

07.15 08.20 08.30 09.15 09.50 10.00 10.40 11.15 11.40 12.00 13.45 15.30

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dige geben.“ Er schmunzelt. Selbst sein Berufsweg ist schnurgerade. Schon als Schulkind wusste er, dass er „was mit Computern“ machen wollte. „Dann wurde ich beim Studium nach meinen Interessen gefragt. Die Antwort war: Konstruktion und Computer“, erinnert sich Müller.

Rechnergestütztes Konstruieren war auch das Thema seiner Diplomarbeit und sei­

nes Forschungsstudiums. In seiner Firma setzt es sich bis heute fort. IMM entwickelt und konstruiert Elektronikbauteile für technische Anlagen, für die Medizin­ und Medientechnik. Welchen Nutzen haben dem erfolgreichen Unternehmer die Förderprojekte von Unternehmen Region gebracht? „Wir machen Entwicklungen für sonst wen in allen Teilen der Welt.

Dabei habe ich hier direkt über die Straße Unternehmen, die dringend Steuer­

Elektronik brauchen würden“, sagt Müller.

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„Aber man hatte Berührungsängste, viel­

leicht weil man so dicht beieinander­

hockt. Diese Projekte haben die Zusam­

men arbeit befördert.“

12.00 Uhr

Müllers Verabredung zum Mittagessen steht vor uns mit einigen Papieren unter dem Arm. Freundlich reicht Kai­Uwe Kaden allen die Hand. Der Medizin tech­

niker hat an der Hochschule Mittweida studiert, genau wie sein Chef, ist hier geblieben und leitet seit einigen Jahren das strategische Management bei IMM.

Außerdem trainiert er die Mittweidaer Basketball­Mannschaft, die unter ande­

rem von IMM gesponsert wird. Sport gehört mittlerweile zum Business. Die Firma unterhält sogar Fitness­Studios in der kleinen Stadt. Dort werden neue Entwicklungen von IMM präsentiert, die potenzielle Kunden ansprechen sollen, wie Detlev Müller erklärt.

Eine nette, ältere Dame kommt und krit­

zelt Essensbestellungen in ihren Block.

Während Müller und Kaden diskutieren, werden Teller mit dampfenden Nudeln, Suppen, Salate serviert. Eine entspannte Mittagspause ist es nicht, das Essen läuft eher nebenbei, aber die Geschäfte gehen vor.

13.45 Uhr

Es geht noch einmal in die Produktion.

Detlev Müller hat ein paar Absprachen mit seinen Mitarbeitern zu treffen.

Nebenbei zeigt er uns die Hightech­

Anlagen, mit denen hier Elektronik pro­

duziert wird. Das meiste geschieht vollau­

tomatisch, nur einige ganz individuelle Bauteile werden von zumeist weiblichen Mitarbeitern noch per Hand zusammen­

gesteckt. Müller kennt hier jeden persön­

lich, viele hat er selbst eingestellt.

15.30 Uhr

Wir fahren zurück ins Büro. Detlev Mül­

ler hat noch viele Ideen, ist voller Taten­

drang. Aber will er nicht eigentlich Ver­

ant wortung abgeben? „Das ist so eine Sache mit dem Loslassen“, sagt er und schaut auf die Straße. „Wenn ich alles los­

gelassen habe, was kommt dann eigent­

lich? Ich habe manchmal Angst davor, dass dann nichts mehr da ist“, sagt der 57­Jährige nachdenklich. Doch noch ist er

mitten im Geschehen und das wird wohl auch in den nächsten Jahren so bleiben.

Er zieht einen Stapel Akten aus dem Kof­

ferraum, die er noch durchzusehen hat.

16.10 Uhr

Im Besprechungsraum breitet Müller die Papiere aus und beginnt zu lesen, hier und da zu unterschreiben. Der 57­Jährige legt großen Wert auf seine persönliche Unter­

schrift – egal ob auf Geschäfts papieren oder Weihnachtskarten. Statt nur virtuell fühlt er sich damit in echtem Kontakt zu seinen Kunden und Mitar beitern.

Detlev Müllers Arbeitstag ist noch längst nicht zu Ende, doch wir lassen ihn nun in Ruhe seine Akten durchschauen. Meist sitzt er hier bis 19 Uhr, dann telefoniert er mit seiner Frau – das Zeichen zum Aufbruch. Auch wenn er sich jetzt mehr um seine Familie kümmert als früher, geht ihm die Zukunft der Firma nicht aus dem Kopf. „Jeder bemüht sich darum, etwas Bleibendes zu hinterlassen, etwas, was weitergeführt werden kann, was lebt und wo er sagen kann: Dafür war ich der Gründer“, sagt er. Und genau daran arbei­

tet der Mittweidaer Unternehmer, das ist sein wichtigstes Ziel: Seine Ideen sollen in der Firma weiterleben, auch wenn er eines Tages ganz losgelassen hat.

„Jeder bemüht sich darum, etwas Bleibendes

zu hinterlassen, etwas, was weitergeführt werden kann, was lebt und wo er sagen kann:

Dafür war ich der Gründer.“

Ein Tag, viele Termine: Geschäftsessen am Mittag, Besuch in der Produktion am Nachmittag, Treffen mit dem Rektor im neuen Medienzentrum der

Hochschule am Morgen (v.l.n.r.) Im Video: Detlev Müller

spricht über den Einfluss seiner Professur und spielt Gitarre.

bit.ly/detlevmüller

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Detlev Müller wurde 1958 in Mittweida geboren. Nach einem Studium und Forschungs studium an der Ingenieurhochschule Mittweida gründete er 1991 in der sächsischen Kleinstadt ein Ein-Mann-Ingenieurbüro, aus dem sich die heutige IMM Gruppe entwickelte. Detlev Müller ist Vorstandsvorsitzender der IMM Stiftung und seit 2006 Honorarprofessor an der Hochschule Mittweida.

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Bereit zum

nächsten Schritt?

Wie innovative Regionen

Strukturdefiziten trotzen können

Hinter uns liegen 25 Jahre Deutsche Einheit und 15 Jahre Unternehmen Region. Vor uns liegt … ja was eigentlich? Welchen Weg gehen die Neuen Länder? Wo liegen Chancen und wo lauern Gefahren? Und warum können strukturschwache Regionen so viel aus dem Aufbau Ost lernen?

Ein retrospektiver Ausblick.

E

ntspannt und mit übergeschlagenen Beinen ist er bis­

lang im weißen Ledersofa seines Arbeitszimmers gesessen.

Gelassen hat er über die Erfolge und Probleme des Aufbaus Ost doziert. Doch nun richtet sich Klaus von Dohnanyi auf und fällt dem Fragesteller ins Wort. Da blitzt er wieder auf, der ehema­

lige Bundeswissenschaftsminister und langjährige Hamburger Bürgermeister – seit jeher eher für messerscharfe Analysen und geschliffene Argumentation bekannt als für ausufernde Geduld. Doch mit welcher Fragestellung ist von Dohnanyi nicht einverstanden? Es ist die Frage nach Deutschland als Land der Innovationen, die ihn aufbringt und auf die er eine überra­

schende Antwort hat. ( siehe Interview ab S. 34)

Wie Deutschland in Zukunft Innovationen hervorbringen kann – im Osten wie im Westen –, ist eine der Kernfragen unserer Zeit.

Sicher wird es in Zukunft auf die Entwicklungsabteilungen der Konzerne ankommen, auf die strukturstarken Regionen. Doch die Anforderungen an strukturschwache Regionen steigen.

Auch sie sollen innovationsfähiger werden, sollen Arbeitsplätze schaffen und lebenswert bleiben, gerade für junge Leute. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess werden die Hochschulen spie­

len – oder etwa nicht? „Bei den Effekten der Hochschulen für regionale Entwicklungen liegt ein Potenzial, das bislang unzu­

länglich gehoben ist“, mahnt Hochschulexperte Peer Pasternack.

( siehe Essay ab S. 44)

Innovationskonferenz

„Bereit zum nächsten Schritt?“

25 Jahre Deutsche Einheit – 15 Jahre Unternehmen Region. Zu diesem Doppel- jubiläum veranstaltet das BMBF am 16./17. November 2015 die Kon ferenz

„Bereit zum nächsten Schritt? Innovative Regionen trotz(en) Strukturdefiziten“.

Zur Veranstaltungs dokumentation gelangen Sie auf

www.unternehmen-region.de/bereit.

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Enormes Potenzial gehoben haben hingegen die mehr als 500 Unternehmen­Region­Initiativen in den vergangenen 15 Jahren. Seit dem Start des Förderprogramms „InnoRegio“ haben sich einige Prinzipien herausgebildet, die sich zu Eckpfeilern der gesamten Programmfamilie entwickelt haben – und die sich als allgemeine Fördergrundsätze für Innovationsprogramme in strukturschwachen Regionen empfehlen ( siehe Übersicht ab S. 32). Welche Ansätze innovative Regionen verfolgen kön­

nen, um ihren Strukturdefiziten zu trotzen, zeigen wir Ihnen im dritten und letzten Teil unserer Serie „Von wegen Einheitsbrei!“.

( siehe Illustrationen ab S. 37)

Allerdings ist der Weg zur Innovation kein leichter – ob für Organisationen oder für Regionen. Warum ihn dieser komplexe Prozess gar an eine Wurzelbehandlung erin­

nert, verrät Ihnen der Dozent und Buchautor Ulf Pillkahn, der dem Innovationsmanagement auf den Zahn fühlt.

( siehe Essay ab S. 30) æ

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Referenzen

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