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Im Fokus der Frankfurter Hirnforschung: das Brain Imaging Center : modernste funktionelle Bildgebung in den Neurowissenschaften

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Academic year: 2022

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as hätte ich gern für die Kabi- nettsitzung«, scherzte Roland Koch im Mai 2004, als ihm »Live- Aufnahmen« aus dem Gehirn eines Probanden vorgeführt wurden, während dieser mit der Wahrneh- mung und Verarbeitung von Ge- sichtern beschäftigt war. Der Hessi-

sche Ministerpräsident war damals bei der Eröffnung des »Herzstücks«

am Frankfurter Brain Imaging Cen- ter dabei – ein Neubau auf dem Campus Niederrad, ausgestattet mit zwei hochmodernen Magnetreso- nanztomografen – und beobachtete fasziniert die Demonstration eines neurokognitionswissenschaftlichen Experiments. Zusammen mit dem Versuchsleiter konnte er auf dem Monitor in der nagelneuen Mess- warte Aktivitätsänderungen im Ge- hirn der Versuchsperson, die hinter einer Glasscheibe im Messraum in der »Tomografen-Röhre« lag, »in Echtzeit« verfolgen.

Was damals den prominenten Besucher und seither viele Gäste und Versuchspersonen [siehe auch Stefanie Reinberger »So sieht also mein Gehirn aus… – Eine Expediti- on ins eigene Oberstübchen«, Seite 81] neugierig machte – der Blick ins Innere des Gehirns und auf Korre- late der neuronalen Verarbeitung – ist für die Neurowissenschaftler die-

ser Forschungseinrichtung Routine:

Sie nutzen modernste Technologie, um ohne Eingriff und schädliche Nebenwirkungen den neuronalen Grundlagen von Wahrnehmung und Gedächtnis, motorischen Handlungen, Aufmerksamkeit und Bewusstsein auf die Spur zu kom- men. Das neue »Zentrum für Bild- gebung in den Neurowissenschaf- ten/Brain Imaging Center (BIC)«, so die vollständige Bezeichnung, widmet sich vor allem der Grundla- genforschung, aber auch der tech- nologischen Weiterentwicklung bildgebender Verfahren, was über verbesserte Diagnosemethoden schließlich auch den Patienten zu- gute kommt. »Das BIC stellt für das Frankfurter Universitätsklinikum, das in den Neurowissenschaften ei- nen der vorrangigen Schwerpunkte gesetzt hat, einen bedeutenden Schritt vorwärts dar«, so Prof. Dr.

Helmuth Steinmetz, der Koordina- tor des Zentrums [siehe Interview auf Seite 80].

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Im Fokus der Frankfurter Hirnforschung:

Das Brain Imaging Center

Modernste funktionelle Bildgebung in den Neurowissenschaften

Unter Kontrolle. In der fMRT-Messwarte am BIC wird ein laufendes Experiment überwacht. Im Raum hin- ter dem Sichtfenster befindet sich der Hochfeld-Magnetresonanztomograf »Trio«.

Das Zentrum für Bildgebung in den Neurowissen- schaften gehört zum Campus Nie- derrad.

UNI 2005/04 Teil 5 22.11.2005 18:36 Uhr Seite 76

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»Gemeinsam sind wir noch stärker«

Vor fünf Jahren riefen sowohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) als auch das Bundesministe- rium für Bildung und Forschung (BMBF) mit je einem Ausschrei- bungsverfahren zu einer Schwer- punktbildung der deutschen Hirn- forschung in der funktionellen Bild- gebung mit Magnetresonanztomo- grafie auf. Ein Verbund neurowis- senschaftlicher Forschungsinstitute in Frankfurt nahm an der Aus- schreibung teil – und war bei bei- den international begutachteten Verfahren erfolgreich. Der Antrag des Frankfurter Neuroverbundes, interdisziplinär ausgerichtet und ge- meinsam eingereicht von drei Ein- richtungen des Universitätsklini- kums – der psychiatrischen, der neurologischen und der neurora- diologischen Klinik – sowie dem Max-Planck-Institut für Hirnfor- schung, überzeugte die Gutachter auch deswegen, weil am Hirnfor- schungsstandort Frankfurt »die hervorragende fachliche Expertise aller beteiligten Frankfurter Institu- te gebündelt werden konnte«, er- läutert Steinmetz und verweist auf das hier bereits etablierte, breite Methodenspektrum der Hirnfor- schung.

Genauer Blick ins Innere Der Neubau am Campus Niederrad wurde nicht nur durch finanzielle Mittel des Landes Hessen, des Fach- bereichs Medizin und des Universi- tätsklinikums, sondern zusätzlich auch durch eine Public-Private- Partnership mit der Siemens AG er- möglicht, dem Hersteller der beiden Hochfeld-Magnetresonanztomogra- fen. Das neue Forschungsgebäude stellt die »Kernstruktur« des Brain Imaging Centers dar, wo neben den Tomografen auch Büros, Einrich- tungen für Tierstudien und weitere technische Ausstattung für funktio- nelle Aktivierungsstudien unterge- bracht sind. Die Mitarbeiter dieser Kernstruktur – Physiker und Infor- matiker, die Bildgebungs- und Ana- lysemethoden entwickeln und ver- bessern – ermöglichen den Zugriff verschiedenster Nutzergruppen auf die Hochfeld-Magnetresonanzto- mografen. Beide Geräte, ein Kopf- Scanner und ein Ganzkörper-Scan- ner, bieten mit einer Feldstärke von 3 Tesla – dem zwei- bis sechsfachen

Wert der üblichen klinischen Gerä- te – eine räumliche Auflösung von Aktivierungsprozessen im Gehirn im Millimeter-Bereich. Diese Ge- nauigkeit bei der Abbildung funk- tioneller Hirnzustände bietet nicht nur der Grundlagenforschung, son- dern auch der klinischen Diagnostik neue Möglichkeiten.

Mehrere Dutzend Wissenschaft- ler aus verschiedensten Arbeits- gruppen der beteiligten Institute nutzen diese Infrastruktur für ihre wissenschaftliche Forschung. Zum interdisziplinären Nutzerverbund gehören von universitärer Seite vor allem das Institut für Neuroradiolo- gie (Prof. Dr. Friedhelm Zanella), die Klinik für Neurologie (Prof. Dr.

Helmuth Steinmetz), die Klinik für

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Der Hochfeld- Magnetresonanz- tomograf »Allegra«

ist ein reiner Kopf-Scanner. Be- dingt durch die hohe Feldstärke dürfen keine mag- netischen Gegen- stände oder elek- tronische Spei- cherkarten in die Nähe des Geräts gelangen.

Mit der Magnetresonanztomografie am Brain Imaging Center (BIC) können anatomische und funk- tionelle Messungen durchgeführt werden. Nach der Analyse am Computer werden die funktionel- len Daten auf die rekonstruierte Großhirnoberfläche projiziert (rechts). Diese »aufgeblasene« linke Hemisphäre zeigt eine besonders starke Aktivierung von Arealen des visuellen Systems.

Der Autor

Stefan Kieß, 41, studierte Biologie und nutzte für seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Hirnfor- schung die funktionelle Magnetresonanztomografie, bevor er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für Biochemie II des Universitätsklinikums Frankfurt wechselte. Er hat als freier Wissenschafts- journalist die vorliegende Ausgabe von »Forschung Frankfurt« maßgeblich mitgestaltet.

Psychiatrie (Prof. Dr. Konrad Mau- rer) und das Institut für Medizini- sche Psychologie (Prof. Dr. Jochen Kaiser); vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung ist die neurophy- siologische Abteilung (Prof. Dr.

Wolf Singer) beteiligt. Auch Neuro- chirurgen und Neurophysiologen des Universitätsklinikums sowie Psychologen der Universität nutzen das BIC. Die einzigartige Situation, in der die gesamte Palette der Fach- disziplinen inklusive MR-Physik und Softwareentwicklung vertreten ist, so der Koordinator Steinmetz, ermögliche es, ähnliche neurowis- senschaftliche Fragestellungen mit nicht-invasiven Methoden an Tie- ren, gesunden Menschen und Pa- tienten zu untersuchen. ◆ UNI 2005/04 Teil 5 22.11.2005 18:36 Uhr Seite 77

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