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10. Aus der aktuellen Arbeit

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Academic year: 2022

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10. Aus der aktuellen Arbeit

31 2015

Seit sechs Jahrzehnten immer für Familien, Kinder und Jugendliche da Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle Regensburg der KJF feierte 2015 ihr 60-jähriges Jubiläum

Kinder sind unsere Zukunft und Kinder bringen „Leben ins Leben“. Eltern wissen: Erziehung ist nicht immer ein „Kinderspiel“ und oft genug ganz schön anstrengend.

Die Katholische Jugendfürsorge hat deshalb bereits 1954 – also vor 61 Jahren – zusammen mit engagierten Akteuren und der Stadt in Regensburg begonnen, eine gezielte Beratung von Eltern, Kindern, Jugendlichen und Familien in Entwicklungs- und Erziehungsfragen an- zubieten.

Unsere Beratungsstelle ist deshalb als Anlaufstelle immer da, wenn Eltern sich Sorgen um die Entwicklung eines Kindes machen, wenn es für die Familie im Umfeld schwierig ist, z.B.

die Eltern keine Arbeit finden, wenn sich die Partnerschaft auflöst, wenn Vater oder Mutter krank werden, wenn nicht genug Geld da ist, um die Familie angemessen zu versorgen, sich die Familie isoliert fühlt … oder die Kinder in Kindergarten, Schule oder der Familie zeigen, dass es ihnen nicht gut geht.

Ratsuchende Kinder, Jugendliche und Familien wenden sich in solchen Situationen nun schon seit über 60 Jahren vertrauensvoll an uns. Dieses Vertrauen ist immer wieder etwas Wunderbares und ein Ansporn für uns, dass dies durch positive Erfahrungen in der Beratung auch so bleibt. Wir wollen für Familien weiterhin ein verlässlicher und vertrauensvoller An- sprechpartner sein, mit dem Kinder, Jugendliche und Eltern einen guten Weg für sich finden.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Die Nachfrage nach Beratung wuchs stetig und bleibt stabil auf hohem Niveau.

Von 1954 bis 2015 wurden 29.427 Kinder und Jugendliche und ihre Familien beraten. Dies ist eine be- eindruckende Zahl, die unterstreicht, dass Erziehungsberatung eine selbstverständliche und gefragte Hilfe darstellt. Die Nachfrage nach Beratung wuchs dabei stetig über die Jahrzehnte. Jährlich werden nun ca.

700 Familien beraten. Inzwischen kommen etwa die Hälfte der Ratsu- chenden aus eigenem Antrieb oder aufgrund einer persönlichen Empfeh- lung von Freunden. Dennoch ist auch der Hinweis von Ärzt(inn)en, Erzieherinnen und Lehrkräften auf das Beratungsangebot unerlässlich, damit Familien den Weg zu uns finden.

Der Anteil von 35,1 % an Alleinerziehenden Familien im Jahr 2015 zeigt, dass gerade Fami- lien, die aktuell mehr Stress erleben oder sich im Konflikt befinden den Weg zu uns finden und die erforderliche Unterstützung bekommen. Auch Familien, die einen anderen kulturellen Hintergrund mitbringen sind herzlich willkommen. Ca. ein Viertel der ratsuchenden Familien hat einen Migrationshintergrund. Bei Bedarf findet die Beratung auch mit einem Sprachmittler statt – ein Serviceangebot, welches durch die Stadt Regensburg gefördert wird und durch die städtische familientherapeutische Beratungsstelle unter der Bezeichnung InMigraKid hervor- ragend organisiert wird.

Neben den Familien, die an der Beratungsstelle erscheinen, erreicht die Beratungsstelle noch viele weitere Kinder, Jugendliche und Eltern durch Telefonberatungen, durch virtuelle Beratung über das Internet (www.bke-elternberatung.de; www.bke-jugendberatung.de), durch Projekte oder Vorträge, Gesprächskreise und Medienarbeit.

Beratung ist „wert“-voll

Die Familien finden in der Beratung Menschen vor, die ihre Würde achten, ihre Leistung und Anstrengungen als Familienmitglieder wertschätzen, die achtsam und ruhig zuhören und die Möglichkeit anbieten, gemeinsam auf die Kinder, die Familie und die eigene Lebenssituation zu blicken. Lösungen für Probleme und Grundlagen für wichtige Entscheidungen werden in der Beratung gemeinsam entwickelt.

Erziehungsberatung orientiert sich am christlichen Verständnis der Nächstenliebe sowie an den humanen Werten unserer demokratischen Gesellschaft. Die Hilfe stellt eine Hilfe zur Selbsthilfe dar und aktiviert unter Achtung der Einzigartigkeit und Eigenverantwortung des Menschen die eigenen Ressourcen und positiven Kräfte in der Familie. Das Leitbild der Ka- tholischen Jugendfürsorge bildet hierzu einen wichtigen Bezugspunkt, um das Engagement der Kirche für die Beratung von Familien seit 60 Jahren zu unterstreichen.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

33 2015

Fachlich am Puls der Zeit

Unsere Beratungsstelle ist über die Jahrzehnte immer auch fachpolitisch aktiv, z.B. durch Mitarbeit in der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung in Bayern, durch Veröffentlichungen von Beiträgen in Büchern und Zeitschriften und wir ar- beiten kontinuierlich mit den anderen Beratungsstellen zusammen an der Qualitätsentwick- lung unserer Arbeit. Themen aus der Beratung werden den Eltern und der interessierten Öf- fentlichkeit in Zeitung, Rundfunk und Podiumsgesprächen vorgestellt. Beispiele hierfür sind Unterstützung von Schulkindern durch Eltern und Schule, Gesundheit von Kindern und Ju- gendlichen, Pubertät oder Hilflosigkeit in der Erziehung.

Auf der Website der Beratungsstelle finden alle Interessierten schnell und aktuell die wich- tigsten Informationen zum Beratungsangebot. www.eb-regensburg.de

Begleitung von Trennungsfamilien als wichtiger Arbeitsschwerpunkt – Beratung und ein neues Gruppenangebot für Eltern: Kinder im Blick

Immer mehr Kinder sind gezwungen die Trennung ihrer Eltern zu verarbeiten. Mittlerweile wird etwa jede zweite Ehe in Deutschland geschieden. Die gestiegenen Scheidungszahlen gehen mit einem Zuwachs an Anmeldungen der betroffenen Familien an den Erziehungsbe- ratungsstellen einher. Besonders belastend für die Kinder sind ungelöste Elternkonflikte, fehlende oder nicht gelingende Kommunikation sowie Stress bei der Reorganisation der Fa- milie nach einer Trennung.

Die Beratungsstelle bietet Trennungsfamilien umfangreiche Hilfen, um die Kinder zu entlas- ten und Konflikte bewältigbar zu machen: Neben Beratung sind dies Gruppen für Schei- dungskinder, ein Gruppenprogramm für Eltern mit dem Titel „Kinder im Blick“ sowie fachlich begleitete Besuchskontakte zwischen Kindern und Eltern.

Junge Mütter mit Ihren Kindern wertschätzen und unterstützen

Seit 2008 arbeitet die Beratungsstelle eng mit dem Haus für Mutter und Kind der KJF zu- sammen, um das Beratungsangebot für die jungen Mütter bekannt zu machen und die Bin- dungen zwischen Müttern und Kindern zu unterstützen. Durch eine Mutter-Kind-Gruppe und Beratungen werden bereits frühzeitig Unterstützung angeboten und eine gute Entwicklung der Kinder gefördert.

Jugendliche werden nicht vergessen – immer ein offenes Ohr und virtuelle Beratung Jugendliche gehören schon immer in großer Zahl zu den Ratsuchenden an unserer Bera- tungsstelle. Die Kolleginnen und Kollegen richten ihre Beratung gezielt danach aus, so dass Jugendliche sich mit ihren Fragen zu Schule, Freundschaft, Beruf und Familie an der Bera- tungsstelle wohlfühlen. Seit über 10 Jahren bietet die Beratungsstelle auch Beratung im In- ternet über Chat und E-Mails an (www.bke-jugendberatung.de) und kooperiert mit dem Kin- derschutzbund und deren Angeboten für Jugendliche (Hoffnungsfunken und kopf-hoch.de).

Beratung im Netzwerk – Dank

Die Erziehungsberatungsstelle wirkt seit 60 Jahren in einem Netz von Kooperationspartnern.

Die Erziehungsberatungsstellen der Stadt und der Diakonie bieten zusammen mit unserer Beratungsstelle ein gutes und breites Angebot für Familien in Regensburg.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Die vertrauensvolle Kooperation mit dem Jugendamt, mit Kindertagesstätten, Schulen, Fami- lienzentren, aber auch Ärzten sowie anderen Beratungsstellen bilden die Grundlage für nachhaltige Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Regensburg.

Impressionen vom Festakt am 27. März 2015

Fr. Bgm. Maltz-Schwarzfischer, OB Wolbergs, Prälat Dr. Schweiger, Landrätin Fr. Schweiger und Direktor Eibl sowie die JA-Leiter Hr.

Tischler und Hr. Mooser feierten mit uns. Die Skulptur „Familie“ des Bildhauers Helmut Wolf war ein beeindruckendes Geschenk.

Unser Team am Jubiläumstag im Innenhof von St. Klara.

Die St. Vincent-Band heizt den 60 Gästen ein.

Wir präsentieren unsere Arbeit.

OB Wolbergs unterstreicht in seinen Grußworten die Bedeutung der gesamten Ju- gendhilfe für die Gesellschaft und bedankt sich für die Arbeit der Beratungsstelle.

Gutgelaunte Gäste ….

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10. Aus der aktuellen Arbeit

35 2015

Umzug der Beratungsstelle in die Ostengasse 31 und feierliche Einweihung der neuen Räume und des inklusiven Wohnprojektes im ehemaligen Kloster St. Klara

Unsere Beratungsstelle ist am 09. Februar 2015 von der Wei- ßenburgstraße in das ehemalige Kloster St. Klara aus dem 17.

Jahrhundert in der Ostengasse 31 umgezogen. Es wurde von Grund auf renoviert und bietet - neben der Erziehungsberatung – vor allem als inklusives Wohnprojekt behinderten und nicht be- hinderten Menschen die Möglichkeit, im Stadtzentrum gemein- sam zu wohnen und zu leben.

Was beeindruckt ist der Charme, ist der Charakter der Räume des ehemaligen Klosters mit Kreuzgang und Innenhof – es ist ein Ambiente, in dem sich Kinder, Jugendliche und Eltern wohlfühlen können. Wie schon über 30 Jahre zuvor in der Weißenburger Straße, ist auch der neue Standort in der Ostengasse 31 für die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der KJF einer mit „Persönlichkeit" und Geschichte.

Am 12. Juni 2015 wurde das Gebäude von Bischof Voderholzer feierlich eingeweiht. Unsere Beratungsstelle veranstaltete einen Tag der offenen Tür für alle interessierten Menschen. Es kamen viele Kolleginnen und Kollegen. Sie können die Räume auf unserer Homepage (www.eb-regensburg.de unter aktuell) in einem virtuellen Rundgang besichtigen.

Einige Impressionen von der feierlichen Gebäudeübergabe und Segnung:

Peter Trepnau (Mitte) übergibt den Schlüssel an Prälat Schweiger und Direktor Eibl.

Bischof Rudolf Voderholzer segnet das Gebäude und schwingt das Weihrauchfass.

Kollegen/innen beim Gottesdienst in St. Matthias. Direktor Eibl freut sich. Die Mühen haben sich ge- lohnt.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Jungen lernen in der Gruppe soziale Kompetenzen

– ein Werkstattbericht aus den Erfahrungen der letzten Jahre.

Zweimal im Jahr bieten wir eine Gruppe für Jungen mit verschiedenen Auffälligkeiten in sozialen Situationen an.

Die Altersgruppe variiert, je nach Verteilung der Alters- gruppen in der Warteliste. In der Regel setzt sich die Grup- pe aus vier Kindern gleichen Alters zwischen 8 und 12 Jah- ren zusammen. Angesprochen werden sollen sowohl Kin- der, die sich unsicher im Kontakt mit anderen fühlen als auch Kinder, die durch aggressive Verhaltensweisen auf- fallen. Nach meiner Erfahrung haben viele Kinder, die sich übermäßig häufig aggressiv verhalten, zugleich auch Schwierigkeiten damit, auf andere Kinder offen zuzugehen und gute Freundschaften zu schließen. Manche Jungen versuchen über lautes und von der Umwelt als störend erlebtes Verhalten, die eigene Unsicherheit zu „überspie- len“.

Alle Kinder bringen sehr heterogene Verhaltensmuster und viele Kompetenzen mit. Zum Beispiel kann derselbe Junge,

der in der Schule von den Lehrern als grenzüberschreitend und laut erlebt wird, zuhause sehr fürsorglich mit einem jüngeren Geschwisterkind umgehen. Oder ein Junge, der sich scheinbar „nicht an Regeln halten kann“, akzeptiert im Fußballverein die Weisungen des Trainers. Von Anfang an ist es uns wichtig, auch diese Seiten von den Kindern kennen zu lernen.

Für die Teilnahme an der Gruppe hat es sich jedoch bewährt, wenn die Kinder sich bewusst sind, dass es Bereiche gibt, in denen „etwas besser laufen“ könnte. Wenn von den Kindern benannt werden kann, dass die Wut manchmal sehr stark ist und man dann auch schon mal zugeschlagen hat, dass es schade ist, keine Freund zu haben, dass es ärgerlich ist, immer wieder Verweise zu bekommen, dass es keinen Spaß macht, immer wieder geschimpft zu werden. Daher versuchen wir bereits im Vorgespräch mit den Kindern aufzudecken, dass es solche schwierigen Themen gibt – und zugleich die Möglichkeit besteht, selbst dazu bei- zutragen, dass sich etwas ändern kann. Und dass es in der Gruppe auch genau darum ge- hen kann. Am Ende des Vorgesprächs werden die Jungen gefragt, ob sie an der Gruppe teilnehmen wollen.

Freilich ist es dann nochmal etwas anderes, in einer Gruppe von Kindern offen zu legen, wo die eigenen Schwierigkeiten liegen. In den vergangenen Gruppen hatten wir zu Beginn einen

„Steckbrief“ ausgeteilt, in dem neben Namen, Hobbys und „was ich besonders gut kann“

auch die Frage nach „was ich noch lernen möchte“ aufgeführt war. Bei der Gruppe, die im Herbst 2015 begonnen hatte, haben wir im Gespräch zu Beginn der Stunde die Frage ge- stellt, was einen perfekten Tag für die Kinder ausmacht. Schnell fiel den Kindern ein, dass sie an einem perfekten Tag so viel Play-Station spielen könnten, wie sie wollten und so viel Süßigkeiten bekommen, wie sie möchten. Als ich dann selber einbrachte, dass für mich zu einem perfekten Tag gehören würde, mit anderen gut auszukommen, gaben mir die Kinder schnell recht und stimmten alle überein, dass dies etwas sehr Gutes sei. Ein Junge aller- dings fügte hinzu: „Du hast das nur gesagt, damit wir das auch sagen“. Dies habe ich im Sinne der Transparenz gleich zugegeben. Die Kinder konnten dann als Gruppe das Ziel an- nehmen, dass es wünschenswert sei, mit anderen gut auszukommen.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

37 2015

Die Gruppenstunden haben einen relativ festen Ablauf. Zu Beginn gibt es eine Anfangsrun- de, bei der die Jungen erzählen können, was in der letzten Woche gut funktioniert und was nicht so toll geklappt hat. Anschließend folgt ein Programmteil, den wir von Seiten der Grup- penleitung einbringen. Bei den ersten Termin steht dabei die Gruppenbildung im Vorder- grund, d.h., wir machen gemeinsam Kennenlernspiele, die Jungen können sich einen Namen für ihre Gruppe ausdenken (die aktuelle Gruppe heißt z.B. „Feuerkicker“) und es werden gemeinsam Regeln erarbeitet, damit sich die Kinder und wir wohl fühlen können. Später geht es dann schrittweise darum, was man braucht, um in verschiedenen Situationen mit anderen gut auszukommen.

Wir laden dazu ein, die eigenen Gefühle besser wahrzunehmen und benennen zu können. Wir regen an, Gefühle bei ande- ren zu beobachten und zu überlegen, wa- rum andere sich so fühlen, wie sie sich fühlen. Und wir sammeln soziale Situatio- nen und überlegen gemeinsam, was man in solchen Situationen tun könnte. Wo es geht, bieten wir dazu spielerische oder gestalterische Möglichkeiten an. So kön- nen Kinder etwa Gefühle pantomimisch darstellen und andere können das Gefühl erraten. Oder wir zeichnen den Umriss

eines Kindes auf den Boden und die Kinder können einzeichnen, wo sie Gefühle im Körper spüren. Durch einfache Spiele, wie z.B. dem „Chef-Spiel“ (jedes Kind ist für 2 Minuten der

„Chef“) oder der „Begegnung auf der Brücke“ (die Kinder müssen auf einer schmalen Bank aneinander vorbeikommen) werden die Kinder angeregt, im geschützten Rahmen auf ihre Gefühle zu achten und sie zu benennen. Dadurch erleben sie, dass es verschiedene Mög- lichkeiten gibt, mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen und dass man mit seinem eigenen Verhalten Einfluss auf den Verlauf von Situationen haben kann. Hier sprechen wir sowohl Beispielsituationen aus entsprechenden Manualen als auch Situationen aus dem Lebensum- feld der Kinder sowie Situationen, die während des Gruppengeschehens auftreten, an. Zum Teil werden schriftliche Materialen mit nach Hause gegeben (Gefühlsprotokolle, Gefühle bei anderen beobachten, Handlungsalternativen für bestimmte Situationen überlegen). Für die Bearbeitung gibt es kleine Belohnungen.

Auch während der Gruppenstunde können soziale Konflikte auftreten. Insbesondere wäh- rend der „Freispielzeit“ von ca. 15 Minuten, können die Kinder selbst entscheiden, was sie spielen wollen. Gerade bei Jungs treten dann häufig Themen auf wie etwa, wer welches Spielgerät zuerst hatte und ob sich ein anderer Junge jetzt an die Regeln gehalten hat oder nicht. Ob es gelingt, hier mit den Kindern gemeinsam gute Lösungen zu finden, dürfte nach meiner Erfahrung wesentlich dazu beitragen, wieviel die Kinder von der Gruppe letztlich wirk- lich mitnehmen. Ich erinnere mich an eine Gruppenstunde, in der ein Kind wütend aus dem Raum und auf die Straße gerannt ist, weil ein anderes Kind von ihm bereits verwendetes Baumaterial (Schaumstoffwürfel) weggenommen hat. Ich bin hinterhergerannt und habe mit dem Kind erst einen kurzen Dialog geführt, bevor wir zurückgegangen sind. Das Kind äußer- te, dass es doch immer das Gleiche sei, andere würden ihn nie respektieren, es würde über- haupt ungerecht zugehen und Freunde werde er wohl nie finden. Ich habe das Kind eingela- den, es doch nochmal auf einen Versuch ankommen zu lassen. Mit der gesamten Gruppe haben wir in Anschluss daran dann über den Vorfall geredet, uns nochmal die Regeln ange- sehen und der andere Junge hat sich entschuldigt. Tatsächlich sind die beiden sogar Freun- de geworden und hatten auch nach der Gruppe noch Kontakt zueinander.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Am Schluss jeder Stunde findet immer eine Abschlussrunde statt, in dem jeder – auch wir vom Team – sagen kann, was ihm gefallen hat und was nicht. Bei dieser Abschlussrunde gibt es Saft oder Wasser und Kekse. Die Kinder haben so Gelegenheit - in einem an sich eher entspannten Rahmen - nochmals ihr Erleben einzubringen. Zudem haben wir Gelegen- heit - durch unseren Blickwinkel auf die Ereignisse der Stunde - als Vorbild zu fungieren. Vor kurzem erst hatte ich während der Stunde mit einem Jungen eine Diskussion bezüglich der Regeln und der Junge sagte mir, dass er sich ungerecht behandelt fühle. Ich blieb während der Stunde dennoch auf meinem Standpunkt (letztlich konnte der Junge sich auf einen Kom- promiss einlassen) und habe in der Abschlussrunde betont, dass ich es gut fand, dass der Junge sein Empfinden („Das ist ungerecht“) benannt hatte.

Nach Beendigung des Gruppenangebotes findet mit den Eltern ein Elterngespräch statt, in dem wir unsere Eindrücke über die Kinder vermitteln. Denn die Beobachtungen, wie sich die Kinder in der kleinen Gruppe verhalten sind nicht selten etwas anders als die Beschreibun- gen aus der Schule oder auch die Erfahrungen der Eltern im familiären Kontext. Die Be- obachtungen können ein wichtiger Hinweis dafür sein, was ein Kind braucht, um besser mit der Welt klar zu kommen. Manchmal beginnt ein wesentlicher Teil der Arbeit erst, nachdem die Gruppe zu Ende ist.

Marcus Niepmann

„Lebenskünstlerinnen“ treffen sich –

Eine Gruppe für jugendliche Mädchen im Alter von 12 - 14 Jahren an unserer Beratungsstelle

„Geh nicht den Weg, den alle gehen.

Geh deinen eigenen, bunten Weg voller Abenteuer.“

(Unbekannte Autor)

Dieser Spruch passt gut zu der Gruppe junger „Lebenskünstlerinnen“, die im Frühjahr an der Erziehungsberatungsstelle startete. Jugendliche Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren trafen sich 14-tägig, um sich gegenseitig zu stärken, ihren eigenen Weg zu gehen und sich zu er- mutigen, eigene Lebensentwürfe zu entwickeln. Erwachsene stehen diesen Lebensentwür- fen oft skeptisch gegenüber, was es manchmal für die jungen Menschen noch schwerer macht, den Spagat zwischen eigenen Ideen und sozialen Erwartungen, zwischen all den verschiedenen, z.T. gegensätzlichen Gefühlen von Freude und Frust, Stärke und Schwäche, Erfolgen und Misserfolgen zu bewältigen. Da muss ein junger Mensch schon ein Lebens- künstler sein oder immer mehr werden. Fragen nach der eigenen Identität, den Freundschaf- ten, der Herkunftsfamilie und den Erwartungen an die „ideale Frau“ wurden ebenso nachge- gangen, wie die Auseinandersetzung, wie Leben mit all den Wünschen und Sehnsüchten gelingen kann.

Bericht: Adelheid Richter

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10. Aus der aktuellen Arbeit

39 2015

Anlässlich des Umzugs unserer Beratungsstelle Anfang 2015 in das inklusive Wohnprojekt St. Klara wollten auch wir das Thema Inklusion in unserer Arbeit stärker betonen. Aus die- sem Grund überlegten wir, wie dies für von uns begleitete Kinder hilfreich umgesetzt werden könnte. Es entstand die Idee, eine inklusive Kindergruppe in Kooperation mit der Bischof- Wittmann-Schule anzubieten. Vorschulkinder, die an unserer Beratungsstelle angemeldet wurden und Kinder mit erhöhtem individuellem Förderbedarf der Bischof-Wittmann-Schule sollten gemeinsam Therapie in der Gruppe erleben. Die Kunst war dabei das Medium, der rote Faden.

Nach einer Konzept- und Werbephase fanden von März bis Juli 2015 insgesamt 15 Gruppentreffen á 90 Minuten statt. Teilgenommen haben 5 Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren.

Die Kinder sollten und konnten im geschützten Gruppenrahmen wertvolle Erfahrungen sam- meln und sich in folgenden Bereichen weiter entwickeln:

• Kommunikation und Ausdruck von Gefühlen und Bedürfnissen

• Selbst-und Fremdwahrnehmung

• Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl

• Konfliktlösungen, Kompromissfähigkeit, Empathie

• Förderung von Konzentration, von handwerklich-spielerischen Fähigkeiten, bei der Umsetzung von Plänen und Ideen, beim Schaffen von eigenen Kunstwerken

• Zugehörigkeitsgefühl, Verantwortungsübernahme und gegenseitige Rücksicht.

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Kinder sehr durch das inklusive Vorgehen der Gruppe profitiert haben.

In gruppenbegleitenden intensiven Auswertungsprozessen durch die Gruppenleiterinnen - bezogen auf die einzelnen Kinder, die Gruppendynamik, aber auch die unterschiedlichen professionellen Denk- und Handlungsweisen - wurde das Projekt evaluiert und aktuell entsteht eine Bachelorarbeit da- zu an der Hochschule Eichstätt.

Für 2016 ist geplant, eine weitere Gruppe durchzuführen, um mehr Erfahrungen zu sammeln. Zudem sollen die ge- wonnen Erkenntnisse den Mitarbeitern/Innen beider Einrich- tung zur Verfügung gestellt werden.

Das Projekt wurde von der aktion mensch e.V. gefördert.

Weitere Informationen sind bei beiden Einrichtungen erhält- lich.

Bericht: Ebba Piplack

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Mediation via Skype – eine Beraterin berichtet über eine neue Erfahrung mit diesem Medium in der Beratung

Im vergangenen Jahr baten getrennt lebende Eltern einer 5-jährigen Tochter unsere Bera- tungsstelle um Unterstützung bei der Regelung der Umgangskontakte und der Klärung, wo das Mädchen dauerhaft aufwachsen soll. Soweit erst einmal nichts Außergewöhnliches.

Im Erstgespräch stellte sich allerdings heraus, dass die Eltern vor ihrer Trennung im außereu- ropäischen Ausland gelebt haben und dort ihre 5-jährige Tochter zur Welt gekommen ist. Seit ein paar Monaten lebt die Mutter mit ihrer Tochter wieder in Deutschland. Für sie war aus privaten und beruflichen Gründen ein Leben im

Ausland dauerhaft nicht vorstellbar, wohingegen der Vater sich einen Traum erfüllte und für immer dort leben möchte. Die Trennung war konfliktreich, so dass der Vater relativ schnell bei einem Familiengericht vor Ort die alleinige elterliche Sorge beantragte. Er argumentierte weiter, dass er nicht damit einverstanden sei und auch niemals war, dass die gemeinsame Tochter in Deutschland aufwachsen solle; er sah die Rückkehr der Mutter mit der Tochter als Entführung an. Bis zum ersten Termin hier in der Beratungsstelle hatten sich die Anwalts- und Gerichtskosten bereits auf eine immense Summe angehäuft.

Zu einem Vorgespräch war der Vater persönlich an der Beratungsstelle, da er zu diesem Zeitpunkt seine Eltern in Deutschland besuchte. Auf Wunsch beider Eltern begannen wir eine Mediation via Skype. Als Ziel der Mediation nannten die Eltern, dass sie den Umgang regeln und insgesamt wieder ohne Gericht kommunizieren möchten.

Im Folgenden sollen nun Erfahrungen berichtet werden, die mit dem neuen Medium „Skype“

in der Beratung eine Rolle spielen und diese verändern:

- Ein erstes Thema betraf die Uhrzeit der Skype-Beratung, da es eine 6-stündige Zeit- verschiebung zwischen Deutschland und dem Ausland gab. Dies war auch für mich zu klären, bis zu welcher Zeit ich abends noch bereit bin, eine Beratung anzubieten.

- Da ich die Mutter hier persönlich sah und den Vater nur, wenn die Skype- Verbindung bestand, entstand für den Vater immer mal wieder die Frage, ob ich mit der Mutter über die gemeinsamen Gespräche hinaus spreche. Zudem war auch die Verbindung an manchen Tagen etwas unklar, so dass der Vater akustisch nicht gleich verstand, was gesprochen wurde. Dies führte manchmal zu Irritationen.

- Die Sitzordnung änderte sich: ich saß neben der Mutter, damit der Vater uns über den Bildschirm sehen konnte. Dies führte für mich als Beraterin dazu, dass ich die Mimik der Mutter und - wegen der Bildübertragung - die Mimik des Vaters nicht gleich und manchmal nicht eindeutig erkennen konnte und somit darauf auch erst spät

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10. Aus der aktuellen Arbeit

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reagieren konnte. Zudem konnte es für den Vater den Anschein erwecken, ich unter- stütze eher die Mutter und ihre Anliegen.

- Ein Arbeiten mit Flipchart-Blättern bzw. einer Pinnwand war nicht möglich, so dass während einer Sitzung nichts schriftlich von meiner Seite aus festgehalten bzw. ver- deutlicht werden konnte. Beiden Eltern schickte ich nach den Sitzungen per Mail ein Gesprächsprotokoll.

- Die Umgangsregelung war aufgrund der Lebenssituation und dem Alter der gemein- samen Tochter viel umfangreicher zu klären: die Kosten und die Begleitung der Toch- ter bei den Flügen mussten geklärt werden; die Zeiten, in denen Umgang beim Vater möglich ist: dies musste der Vater aufgrund seiner sehr begrenzten Urlaubstage zu- vor mit dem Arbeitgeber abklären und als unbezahlten Urlaub beantragen; spontane und flexible Umgangskontakte waren nicht möglich.

- Die Besonderheiten des ausländischen Rechts mussten in den gemeinsamen Ge- sprächen besprochen werden.

- Die Vermittlungsgespräche waren aufgrund der Übertragungstechnik langsamer, als wenn alle in einem Raum gesessen hätten. Um den anderen überhaupt hören zu können, musste ein Schweigen ausgehalten und akzeptiert werden. Diese Verlang- samung des Prozesses wirkte sich aber auch positiv auf die Gespräche aus.

Ein erstes Fazit ist: Eine Mediation bzw. Vermittlungsgespräche zwischen Eltern per Skype stellt nicht nur die Eltern, sondern auch den Berater vor spannende Herausforderungen. Es ermöglicht aber Regelungen zwischen weit entfernt lebenden Eltern die ansonsten kaum zu klären gewesen wäre. Außerdem kann auch beim Skypen eine Beraterin als moderierende Dritte gut eingebunden werden und die Eltern mit ihrer Fachkompetenz unterstützen.

Im konkreten Fall haben die Eltern den Umgang für Ihre Tochter gut regeln können und es war möglich, dass sich beide Elternteile im Rahmen der bevorstehenden Einschulung auf eine Schule für ihre Tochter einigen konnten – obwohl die Eltern bei andern Themen noch im strittigen Prozess blieben.

Bericht: Adelheid Richter

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Fotografie-Workshop für jugendliche Flüchtlinge: „Ein Bild von mir“

Das Schicksal der Flüchtlinge, die in großer Zahl 2015 in unser Land kamen und weiter kommen, beschäftigte auch unser Team. Die Frage war, wie wir einen ersten Beitrag leisten könnten und wie wir uns auf die zukünftige Arbeit mit Flüchtlingen vorbereiten können. Ne- ben einzelnen unbegleiteten und begleiteten jugendlichen Flüchtlingen und Kindern mit Fa- milie, die über Kontaktpersonen bereits in die Beratung kamen, wollten wir zum gegenseiti- gen Kennenlernen eine Gruppe für unbegleitete Jugendliche anbieten. Der Rotarier-Club Regensburg übernahm mit einer Spende von 500,00 € die Sachkosten. Weitere Gruppentref- fen sind für 2016 geplant, in 2015 starteten wir zunächst mit einem Fotografie-Workshop. Im Folgenden ein kurzer Bericht dazu:

Anfang November 2015 startete die Gruppe in Kooperation mit dem Wohnheim Don Bosco in Regensburg, der Einrichtung, in der die Jugend- lichen betreut werden. Die 7 Jugendlichen, die am Fotoworkshop teilnahmen, holten wir von dort ab. Sie stammen aus Eritrea, Afghanistan und Syrien. Wir gaben jedem von ihnen eine digitale Kleinbildkamera ohne feste Themenstel- lung, lediglich mit dem Vorschlag, sich gegensei- tig zu portraitieren. So machten wir uns zu einem

„besonderen Ort“ in Regensburg auf. Schon bei

der Busfahrt entstanden die ersten Bilder, die so spontan und mit viel Freude vor allem dann entstehen können, wenn jemand nicht über Fotografie nachdenkt, sondern die Kamera intui- tiv nutzt. Wir bestiegen zusammen mit dem Dombaumeister die Türme des Regensburger Doms: eine Möglichkeit, die Stadt kennenzulernen – aus einer ganz anderen Perspektive. Es entstanden Selbstinszenierungen, Gruppenbilder, Portraits von den einzelnen Jugendlichen, die die Ressourcen und Potentiale der Jugendlichen zeigen, ihre Wirksamkeitserfahrungen fördern, selbstwertstabilisierend sind, die Emotionen und Sichtweisen in eine Bildersprache bringen und sichtbar machen.

Nach dem Fotografieren ließen wir den Nachmittag bei Tee, Saft und Kuchen ausklingen und verabschiedeten uns herzlich voneinander.

Ca. 2 Wochen später trafen wir uns zu einer Bildbesprechung, bei der die Jugendlichen selbst ihre 5 besten Bilder auswählten. Diese wurden anschließend gedruckt und im Wohn- heim aufgehängt.

Das Medium Fotografie gab Orientierung und förderte das Vertrauen. Dieser kreative Ansatz dient der Beziehung – auch ohne Sprache. Die Jugendlichen zeigten echtes ausdauerndes Interesse und viel Disziplin. Sie fassten Vertrauen und teilten ihre Wünsche zunehmend mehr mit. Beeindruckend war, dass so viel Freude und Leichtigkeit bei den Jugendlichen spürbar war.

Bericht: Adelheid Richter

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10. Aus der aktuellen Arbeit

43 2015

Hören, lauschen, lernen (HLL) -

Prävention von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten durch vor-schulische Förderung der phonologischen Bewusstheit

Das Projekt, an dem wir seit 10 Jahren zusammen mit den beiden anderen Regensburger Erziehungsberatungsstellen teilnehmen, zeigt immer mehr Wirkung. Während zu Beginn in den 15 von uns betreuten Kindergärten noch um die 30 Kinder mit besonderem Förderbedarf gefunden wurden, sind es inzwischen gerade einmal zehn.

Das bedeutet, dass durch die im Rahmen dieses Projekts qualifizierten 65 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen das Bewusstsein für die Phonologische Bewusstheit über die Jahre hin- weg in den Einrichtungen gestiegen und eine entsprechende Förderung immer mehr in die alltägliche Arbeit eingeflossen ist. So erreichen nahezu alle Vorschulkinder ganz selbst- verständlich eine altersentsprechende phonologische Kompetenz.

12 Kinder mit Schwächen in der Phonologischen Bewusstheit wurden 2014/15 im Kinder- garten mit dem Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen 1+2“ gefördert. Die Nach- testungen im Sommer 2015 haben bei den meisten Kindern (80%) einen altersgemäßen Stand dieser für das Erlernen des Lesens und Schreibens relevanten Fähigkeit nachge- wiesen.

Von Oktober bis November 2015 wurden in 13 Kindertagesstätten

273 Vorschulkinder mit dem Regensburger Kurzscreening untersucht und

49 von ihnen umfassender mit dem Bielefelder Screening getestet.

10 Kindern (ca. 4% der getesteten Vorschulkinder) zeigten relevante Defizite

und werden nun bis Juni 2016 von Erzieherinnen mit dem Trainingsprogramm in der Entwicklung ihrer Phonologischen Bewusstheit unterstützt.

Der Zeitaufwand der Beratungsstelle für das Projekt lag bei ca. 40 Stunden.

Vier Honorarkräfte haben ca. 40 Stunden geleistet und mit ihrer Fachkompetenz zur Zu- sammenarbeit von Beratungsstelle und Kindertagesstätten beigetragen:

Anna Fierlbeck Stephanie Nicola Sinz Arnika

Hilpoltsteiner Wendeler

Wir danken unseren Honorarkräften für ihr Engagement bei den Testungen, der Stadt Re- gensburg für die finanzielle Unterstützung des Projektes und der jugend- und familien- therapeutischen Beratungsstelle der Stadt Regensburg für die gute Zusammenarbeit.

Bericht: Eva Leupold, Projektleitung

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10. Aus der aktuellen Arbeit

2015 – vielfältige fachliche Impulse im Jubiläumsjahr

Unsere Beratungsstelle beteiligte sich 2015 an vielfältigen Aktivitäten im fach- lichen Netzwerk und gab Impulse aus der Arbeit und für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien

Mitwirkung an einer Vortrags- und Diskussionsreihe zum Thema: Wenn Eltern und Kinder schwierig werden – gemeinsam durch die heiße Pubertätsphase.

Zusammen mit Montessori Regensburg, der VHS, den Regensburger Eltern und der Buch- handlung Dombrowsky führten wir eine Vortrags- und Diskussionsreihe zum Thema Pubertät durch.

Regensburger Tagung „Frühe Hilfen – Kooperativ Bindungen stärken und Kinder schützen.“ und Wiener Symposium zu Ehren von Prof. Dr. K.E. Grossmann zu seinem 80. Geburtstag

Zusammen mit der medbo und der OTH Regensburg führten die KJF-Erziehungs- beratungsstellen eine Fachtagung zu den frühen Hilfen in Regensburg durch. Die frühen Hilfen wurden dabei aus der Jugendhilfeperspektive und der Medizin beleuchtet und die ge- meinsame Kooperation diskutiert. Die Tagung war Prof. Grossmann und seiner Frau Karin Grossmann gewidmet. In einer Laudatio wurde der Bedeutung ihrer international anerkann- ten Bindungsforschung für die frühen Hilfen gewürdigt.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

45 2015

An der Universität in Wien fand Ende April schließlich das Charlotte-Bühler-Symposium (Teil II): Neue Trends aus der Bindungsforschung statt. Es war ein Fest-Symposium ebenfalls zu Ehren des 80. Geburtstages von Klaus Großmann.

Hermann Scheuerer-Englisch als ehemaliger Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl in Re- gensburg hielt am 30.04.2015 in diesem Rahmen einen Vortrag zum Thema: „Bindungen stärken: Ein Credo in der Familien- und Erziehungsberatung“. Sichere Bindungen zwischen Eltern und Kind sind die Grundlage für gelingende Entwicklungsprozesse. Die elterliche Fä- higkeit, Kindern eine sichere Bindung und feinfühlige „reflexive“ Fürsorge zu geben, erwächst aus der eigenen psychischen Sicherheit. Innere und äußere Faktoren tragen dazu bei, dass Eltern das Gefühl entwickeln, das eigene Leben und das Leben mit dem Kind meistern zu können.

Im Vortrag wurde aufgezeigt, dass die Familien- und Erziehungsberatung bei Eltern und Kin- dern die innere und äußere Sicherheit erhöhen und sichere Bindungen stärken will. Die An- gebote dieser „reflexiven Familienberatung“ bieten in einem geschützten Rahmen eine per- sönlich angepasste Psychoedukation, videogestützte Angebote zur Reflexion von Familienin- teraktionen und zur Erhöhung der Feinfühligkeit, die Erkundung der unterschiedlichen Bin- dungsmodelle der Familienmitglieder und daran angepasste beratend-therapeutische Ange- bote, um Einschränkungen in der emotionalen Kommunikation und Probleme bei der Ge- fühlsregulation zu verändern.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Personalia

Abschied von Frau Elvira Haag

23 Jahre lang hat Frau Elvira Haag unsere Beratungsstelle gereinigt, Vorhänge und Handtücher gewaschen, Spielzeug repariert, Puppenkleider genäht und Blumen zum Blü- hen gebracht. Sie wurde Teil unseres Teams. Ihre Familiengeschichte als Deut- sche aus Russland hat uns beeindruckt und ihre Erzählungen haben auch unsere Arbeit mit beeinflusst. Bei der Abschiedsfeier Ende Oktober bezeichnete sie uns als „Ihre Fami-

lie“, was uns eine große Ehre und Freude ist. Liebe Elvira, herzlichen Dank für deine jahr- zehntelange Arbeit und Mithilfe. Alles Gute und viel Gesundheit im wohlverdienten Ruhe- stand.

Ab 01.11.2015 hat Frau Simone Lauberger die Nachfolge von Frau Haag angetreten. Sie ist gelernte Hauswirtschafterin und hat bereits viele Jahre ehrenamtlich im Familienzentrum im Prinzenweg mitgeholfen. Herzlich willkommen!

10-jähriges Dienstjubiläum von Fr. Irmgard Koss

Irmgard Koss, Heilpädagogin und entwicklungspsychologische Beraterin für Eltern mit Babys und Kleinkindern in unserem Team, konnte am 01.09.2015 ihr zehnjähriges Dienstjubiläum feiern. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für deinen Einsatz!

Neu im Team: Sabine Brauner

Seit 01. Januar arbeitet Frau Sabine Brauner, Diplomsozialpädagogin (FH), mit 8 Stunden pro Woche neu in unserem Team. Frau Brauner ist systemi- sche Familientherapeutin und Spieltherapeutin für Kinder. Sie arbeitet mit einem größeren Stundeanteil an der Erziehungs- und Jugendberatungsstelle der KJF in Cham und verfügt bereits über fundierte Praxiserfahrungen. Wir freuen uns sehr, dass Frau Brauner nun unser Team verstärkt.

Herzlich willkommen!

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10. Aus der aktuellen Arbeit

47 2015

Diplom Psychologin Eva Leupold war 37 Jahre lang Beraterin und Begleiterin von Familien und jungen Menschen

Ende 2015 verabschiedeten wir unsere langjährige Kolle- gin Eva Leupold in den verdienten Ruhestand. Nachfol- gend dokumentieren wir den Text, der auf der Homepage der Beratungsstelle und der KJF ihre Arbeit von 37 Jahren und ihre eigene Ansichten darüber hervorragend doku- mentiert:

Ihr Berufsleben lang stand Eva Leupold Menschen zur Seite, hat sie beraten und begleitet. Begonnen hat die junge Psychologin 1978 in der Erziehungsberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regens- burg e.V. in Cham. Bald wechselte sie nach Regensburg.

Von März 1980 bis zum 31. Dezember 2015 war sie dort für Kinder, Jugendliche, deren Eltern und Erziehungsbe- rechtigte eine wichtige Ansprechpartnerin in schwierigen Lebenslagen: Bei Übergängen, Entwicklungsproblemen,

familiären Konflikten, Erziehungsfragen und Problemen von Jugendlichen in Familie, Schule und Freizeit. Weit über 4.000 Familien hat sie im Lauf der Jahrzehnte beraten.

Eva Leupolds beraterisch-therapeutische Grundorientierung war und ist die humanistische, wachstumsorientierte Psychotherapie, speziell die klientenzentrierte Gesprächstherapie, bei der das Erleben der Ratsuchenden und die empathische Begleitung der Menschen im Mittel- punkt der Beratung stehen. So verwundert es nicht, wenn Eva Leupold ihre Motivation schil- dert: „Das ist etwas, was ich immer interessant finden werde: Lebensgeschichten von Men- schen und wie Erfahrungen Menschen prägen. Wie unterschiedlich Menschen mit ihrem Schicksal umgehen. Immer wieder stößt man auf Helden des Alltags."

Bei Eva Leupolds Abschiedsfeier stellte der Beratungsstellenleiter ihre besonderen Verdiens- te heraus und bedankte sich herzlich bei der geschätzten Kollegin. „Mit Frau Leupold ver- lässt uns eine profilierte und engagierte Kollegin. Wir alle danken ihr herzlich für 37 gemein- same Jahre im Dienst der Familien. Für ihren verdienten Ruhestand wünschen wir ihr alle eine wundervolle Zeit mit Reisen, Kultur, Muße und natürlich Gesundheit", so Dr. Hermann Scheuerer-Englisch.

„Sie schenken mir so viel Vertrauen."

Ihre Tätigkeit in der Beratungsstelle hat Eva Leupold tiefe Einblicke in Lebensgeschichten unterschiedlichster Personen ermöglicht. „Das sind wertvolle Einblicke ins Leben und in Bio- graphien. Nicht in allen Fällen gelingt das in der Tiefe, denn nicht alle Beratungen dauern lange genug an. Bei manchen aber taucht man unter Umständen auch in die Geschichte der Eltern ein", erzählt sie und auch davon, was es ihr persönlich gegeben hat: „Es ist ein schö- nes Gefühl, wenn Eltern einem ihr Vertrauen schenken. Ich habe mir oft gedacht, wie Eltern schon in einem ersten Gespräch so viel von sich preisgeben können. Ich kenne sie nicht und sie schenken mir so viel Vertrauen. Das finde ich immer noch beeindruckend." Da schwingt Respekt mit vor dieser Leistung der Eltern, die sich Eva Leupold persönlich mit ihren Sorgen und Nöten anvertraut haben.

Blumen und Dank zum Abschied:

Hermann Scheuerer-Englisch und Eva Leupold.

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10. Aus der aktuellen Arbeit

Fachlich spezialisiert

Eva Leupolds besonderes fachliches Interesse galt zunächst lange den Vorschulkindern. Sie kooperierte eng mit den Kindergärten in Stadt und Landkreis. Neben der fallbezogenen Zu- sammenarbeit führte sie Fortbildungen, Supervision und Praxisberatung für Erzieherinnen durch und veröffentlichte bereits 1995 das „Handbuch der Gesprächsführung. Problem- und Konfliktlösung im Kindergarten" (Herder Verlag), welches bis 2006 in mehreren Auflagen erschienen ist. Noch heute sind diese Erkenntnisse für Kindertagesstätten hilfreich.

Ab 2006 führte Eva Leupold das Projekt „Hören, Lauschen, Lernen" zur Förderung der pho- nologischen Bewusstheit bei Kindern in Kooperation mit 15 katholischen Kindergärten in Re- gensburg durch. Sie hat im Rahmen des Projekts Erzieherinnen ausgebildet und Hono- rarkräfte für die erforderliche Testung der Kinder und deren anschließende Förderung mit dem Trainingsprogramm durch die Erzieherinnen begleitet und koordiniert. 219 Kinder mit einem erhöhten Risiko für den Lese-Rechtschreiberwerb wurden allein in katholischen Kin- dergärten im Zeitraum von 2006 bis 2015 intensiv gefördert.

Als Qualitätsbeauftragte für alle zehn Erziehungsberatungsstellen der Katholischen Jugend- fürsorge trug Eva Leupold erheblich zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherung in der Er- ziehungsberatung bei. Als stellvertretende Leiterin hatte sie weitere wichtige Funktionen in- ne: Sie war Kinderschutzbeauftragte, koordinierte die Fachbibliothek der Beratungsstelle und gestaltete viele organisatorische Prozesse effektiv mit.

„Es ist selbstverständlicher geworden, sich bei der Erziehung Unterstützung und Rat zu holen."

Mit Eva Leupold auf diese fast vier Jahrzehnte Beratungstätigkeit zurückzublicken ist span- nend. „Gesellschaftliche Ereignisse lassen sich in unserer Arbeit ablesen", stellt sie dar und erzählt davon, dass sich im Laufe der Jahre immer mehr Männer in die Erziehungsarbeit eingebracht hätten, wie das Klientel immer multikultureller geworden sei und wie sich die Fragestellungen und Probleme der Familien verändert hätten. Die klassischen Probleme in der Erziehungsarbeit seien geblieben. Allerdings, so Leupold, hätte die Sorge um die Schul- leistungen der Kinder deutlich zugenommen. Aus ihrer Sicht resultiert das aus den Anforde- rungen der Gesellschaft an einen funktionierenden, leistungsfähigen Menschen. Schule ist ein großes Thema der Eltern, ihre Erwartungen sind hoch. „Die Eltern geben den Druck wei- ter – es kommt zu Konflikten. Insbesondere dann, wenn die Leistungen der Kinder realistisch eingeschätzt werden sollen." Familien seien heutzutage sehr, sehr gefordert, sagt Leupold.

Zeit sei ein knappes Gut und es müsse viel gemanagt werden. „Dahinter verbirgt sich für mich auch, dass sich die Ansprüche der Gesellschaft und des Arbeitslebens verändert haben und dies immensen Druck auf die Familien ausübt."

Neues entdecken

Im Laufe von fast 40 Berufsjahren hat Eva Leupold nicht nur eigene, sondern die Lebenser- fahrungen anderer Menschen gesammelt. Bis zuletzt hat sie ihre Beratungstermine wahrge- nommen, am Jahresbericht gearbeitet – als ob alles einfach so weiterginge. Doch der Mo- ment des Aufhörens sei ersehnt, sagt sie und will das auf keinen Fall dramatisch sehen. Es gehe ihr gut und „jetzt kommt einfach etwas anderes. Es warten viele Interessen außerhalb der Psychologie auf mich. Die gilt es zu entdecken."

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