T. Burrow, The language oj the Kharosthi Documents from
Chinese Turkestan. — Cambridge: University Press 1937.
IX, 134 S. 8«. 8 s. 6 d.
M. A. Stein hatte in der Gegend östlich von Khotan,
besonders in den Ruinen des Niya-darya, eine Menge von
Handschriften aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. ^)
gefunden. Sie sind in Kharosthi geschrieben und in Präkrit,
das sich natürlich von dem bekannten Präkrit Indiens in
mancher Beziehung unterscheidet, verfaßt. Dazu kamen dann
nocb einige Dokumente aus Endere (Säöa) und Lou-lan, der
Hauptstadt des Königreiches Kroraina (Kroraimna). Vgl.
A. Herrmann, Lou-lan (Leipzig 1931), 120f. (mit Abbildung
eines Kharosthi-Dokumentes auf Holz auf Tafel 20a). Der
Sprache dieser Dokumente hat nun Burrow seine besondere
Aufmerksamkeit zugewendet. In mehreren Zeitschriftenauf¬
sätzen (BSOS VII, VIII; JRAS 1935) hat er die iranischen
Lehnwörter, die tocharischen Elemente und die dialektische
Stellung des Niya-Präkrit untersucht. In dem vorliegenden
Werke gibt B. nun eine vollständige Grammatik dieser
Sprache. Der erste Hauptteil (S. 1—69) enthält Lautlehre,
Formenlehre, Wortbildung, Pronomen, Zahlwort, Adverbium,
Präpositionen, Verbum, Syntax, der zweite Hauptteil (S. 71
bis 134) den Wortindex (mit Einschluß der Eigennamen).
Die Sprache dieser Kharosthi-Dokumente trägt einen
durchaus einheitlichen Charakter, von einer Entwicklung
älterer Sprachformen zu jüngeren zeigt sich keine Spur. Ein
einziges Dokument aus Endere weist allerdings einen etwas
1) Ein chinesisciies Dolcument, das sich unter der Menge der Kha- rosthl-Texte fand, trägt die Jahreszahl 269 n. Chr. und gibt somit einen Anhalt für die Datierung der übrigen Dokumente.
Zeitachrift d. DUO Bd. tl (Nene Folge Bd. 16) 51
752 Bücherbesprechungen
abweichenden Dialekt auf. Da der Wortschatz manch neues,
bisher noch nicht belegtes Sprachgut bietet, so wird unsere
Kenntnis des Präkrit auch nach dieser Seite um manches ver¬
mehrt. Daß einige Wörter ihrer Bedeutung nach noch unklar
und dunkel sind, ist nicht verwunderlich. Es besteht aber
doch die Aussicht, daß sich bei weiterer Forschung der
Schleier, der noch über einer Anzahl von Wörtern liegt, immer
mehr lüften wird.
Die Darstellung des verarbeiteten Stoffes ist eine überaus
klare und übersichtliche. Daß auch das Sakische und be¬
sonders auch das Tocharische an vielen Stellen zur Er¬
läuterung einer sprachlichen Erscheinung herangezogen wer¬
den, verleiht dem Buch noch einen besonderen Wert. Somit
wird aucb der Tocharist nicht achtlos an diesem Werke vorbei-
gehn dürfen, sondern muß ihm seine volle Aufmerksamkeit
schenken.
Das Äußere des Buches macht einen wohlgefälligen Ein¬
druck. Druck, Papier und Einband sind lobenswert. — S. 78
lies Hübschmann st. Hübsehmarm.
Ernst Schwentner- Schwerin
Arthur Christensen : Kulturskitser fra Iran. Med 45 Illustra¬
tioner og et Oversigtskort. — 219 Seiten. Kopenhagen 1937.
In diesem Buche schöpft ein Meister aus dem Schatze
seiner Anschauung und seiner wissenschaftlichen Forscher¬
erfahrung, um daraus, in gangbare Münze umgeprägt, seinen
Landsleuten mitzuteilen. Denn für Dänen in erster Linie sind
die Kulturskitser geschrieben; und doch ist in ihnen so viel
Wichtiges auch für uns enthalten, daß man seufzend und leise
grollend zum dänisch-deutschen Wörterbuch greift.
Der •— inhaltlich bedeutsamste — erste Abschnitt {Iran
under Forvandling) entwirft ein vielseitiges und übersicht¬
liches Bild von der stürmischen Erneuerungsbewegung, die
nach dem Willen Rezä Säh Pahlavis Iran immer gründlicher
umgestaltet. Viele der angeführten Tatsachen werden von
Christensen zum erstenmal in der Öffentlichkeit bekannt-
gemacht. Man könnte diesen Abschnitt eine Fortführung
seines Buches Det gamlc og det nye Persien (Kopenhagen 1930)
nennen. Die Darstellung fußt, wie der Verfasser S. 211 selbst
anführt, auf statistischen Unterlagen der iranischen Regie¬
rung, auf Berichten der Britischen Gesandtschaft in Tehrän
und des Genfer Internationalen Arbeitsbüros, sowie auf den
Angaben des Journal de Teheran. Was aber diesen Abschnitt 1
erst lebendig und überzeugend gemacht hat, das sind die
durch persönliche Anschauung gewonnenen Eindrücke des
Verfassers. Nächst den beiden deutschen Arbeiten H. Mkl-
zig's {Resa Schah — Der Aufstieg Irans und die Großmächte,
Stuttgart 1936) und G. Stratil-Sauer's (Meschhed — Eine
Stadt baut am Vaterland Iran, Leipzig 1937) bildet das Buch
Christensen's die wichtigste Quelle für eine Unterrichtung
über das heutige Iran.
Abschnitt II enthält einen sehr durchdachten Überblick
über die Fragen, die mit einer iranischen Bedürfnissen an¬
gepaßten Neuregelung des Schriftwesens zusammen¬
hängen. Alle Versuche, die in dieser Richtung bisher unter¬
nommen wurden, werden kurz geschildert: 1. die Verein¬
fachung des arabischen Alphabets, nach Vorschlägen des
Prinzen Malkom Hän, Mirzä Fath 'Ali Ahöndzädäs, Käzem-
zädä Iränsährs und anderer; 2. zusätzliche Einführung des
lateinischen Alphabets für praktische Zwecke unter Bei¬
behaltung der arabischen Schrift für Wissenschaft, Literatur
und Religion, nach Prinz Arfa'o'd-Doulä; 3. die Übernahme
einzelner russischer Schriftzeichen in das lateinische Alphabet
zu dessen Ergänzung, nach 'Ali Naqi Hän Vaziri. Die end¬
gültige Entscheidung über diese schwerwiegende Frage ist
der im Jahre 1935 vom Schah ins Leben gerufenen Akademie
Farhangestän (eigentlich ,, Wörterbuch-Unternehmen") vor¬
behalten. (Vgl. meinen Beitrag Neue Formen des persischen
Wortschatzes in diesem Heft.) Auf S. 55/56 legt Christensen
seine eigene Stellungnahme dar, die ich ihrer Bedeutsamkeit
wegen in deutscher Übersetzung vollständig anführen möchte:
,,Es handelt sich tatsächlich um eine Angelegenheit von
größter Tragweite. Zunächst befinden sich die Iranier in einer
51«
754 Bücherbesprechungen
ganz anderen Lage als die Türken. Die türkische klassische
Literatur stellt im ganzen ein nachgeahmtes Schrifttum ohne
große Bedeutung dar, und zwar eine Nachahmung arabischer
und persischer Vorbilder. Die Iranier hingegen besitzen eine
umfangreiche und eigenständige Literatur, vornehmlich
epische und lyrische Dichtungen, von denen nicht wenige zur
Weltliteratur gehören. Bei diesen Kunstwerken spielt die
Form eine recht bedeutende Rolle, und zwar nicht nur die
dichterische Gestaltung nach Reim und Versmaß, sondern
gerade auch das äußere Gewand, die Ausgestaltung des
Schriftbildes namentlich in Zierbandschriften, die bei den
heutigen iranischen Buchgelehrten in hoher Wertung stehen."
— Hier könnte man einschalten, daß mit der Preisgabe der
arabischen Schrift auch die hochberühmte persische Zier¬
kunst an Bauwerken einen kaum ersetzbaren Verlust erleiden
würde. — „Mit der Einführung des Lateinalphabetes würde
die Kenntnis der arabischen Schrift im Verlaufe weniger
Menschenalter aussterben; höchstens ein kleiner Kreis von
Gelehrten würde später imstande sein, die ein Jahrtausend
alte klassische Literatur in deren ursprünglicher Schrift zu
lesen. Ein vor tausend Jahren eingetretenes Ereignis würde
sich bis zu einem gewissen Grad wiederholen: damals ging
durch Einführung eines neuen Alphabets das Schrifttum des
Altertums unter. Mit der Schaffung eines neuen Alphabets
würde die gewaltige Masse der Literatur aus islamischer Zeit
aufhören, ein Volksgut zu sein. Ganz würde sie natürlich
nicht untergeben, solange die alten Handschriften in den
Büchereien Irans und Europas noch aufbewahrt werden.
Aber dieses Schrifttum würde trotzdem zur Museums¬
literatur herabsinken. Zwar würde man wohl versuchen, die
Hauptwerke durch Herausgabe in lateinischer Schrift zu er¬
halten; allein ein vollständiger Neudruck der ganzen klassi¬
schen Literatur wäre wirtschaftlich unerschwinglich.
Wie einst das Verschwinden des Pehlwi-Alphabetes die
Verbindung der Spracbe nat deren älterer Entwicklungsstufe
lockerte und so den Übergang vom Mittelpersischen zum
Neupersischen bezeichnete, so würde die Abschaffung des
arabischen Alphabets dazu führen, die bereits im Gange be¬
findliche Weiterentwicklung des Neupersischen zu beschleu¬
nigen und die Zurückdrängung des arabischen Formen¬
schatzes zu erleichtern. Es käme wohl auch zu einer Loslösung
aus dem geistigen Zwang der klassischen Vorbilder, zur Schaf¬
fung der Voraussetzungen für ein Wiederaufblühen des
Schrifttums in neuen Formen. Allein diese Entwicklung
würde zugleich unüberbrückbare Klüfte aufreißen und kom¬
menden Geschlechtern ein unmittelbares Verständnis der
älteren Dichtwerke ungemein erschweren. Eine solche Ent¬
wicklung verbände daher Vorteile mit ebenso großen Nach¬
teilen."
Genau so sehe auch ich diesen Fragenkreis. Ergänzend
ließe sich vielleicht hinzufügen, daß die Einführung des
Lateinalphabetes die Erlernung der persischen Sprache er¬
leichtern und sich somit in wirtschaftlicher Hinsicht für Iran
nützlich auswirken könnte. Unbedingt sicher ist dies freilich
nicht, und so möchte ich nach Abwägung aller Umstände
doch einer Beibehaltung der arabischen Schrift das Wort
reden. Erfreulicherweise haben die verantwortlichen Männer
Irans bisher alle überstürzten Entscheidungen vermieden.
Walther Hinz, Göttingen
C. A. Storey, Persian Literature. A bio-bibliographical sur¬
vey. — Section II, Fasciculus 1. A: General History;
B: The Prophets and early Islam. — Fasciculus 2. C — L:
Special histories of Persia, Central Asia and the remaining
parts of the world except India. London: Luzac & Co., 1935
und 1936.
Die beiden hier vorliegenden Lieferungen umfassen die
Seiten 61—235 und 236—432 des Gesamtwerkes, dessen
erster Teil als Section I: Qur'änic Literature bereits 1927 er¬
schienen war. Die beiden abschließenden Lieferungen, deren
Veröffentlichung sehnlichst e'rwartet wird, sollen sich auf
„Geschichte Indiens" und auf „Lebensbeschreibungen" be¬
ziehen.
756 Bücherbesprechungen
Der Verfasser hat (offenbar bis zum Jahre 1934) das Amt
eines Vorstehers der India Offlee Library in London bekleidet,
die durch ihren Reichtum an persischen Handschriften ge¬
schichtlichen Inhalts wie durch die großzügige und oft er¬
probte BereitwiUigkeit der Ausleihung ihrer Schätze bekannt
ist. Die ungemein sorgfältige Arbeit Prof. Storey's, die nun¬
mehr in ihrem wichtigsten Teil vorliegt, füllt eine Lücke aus,
die von all denen mit schmerzhafter Deutlichkeit empfunden
wurde, die sich mit Geschichte und Kultur Irans (und seiner
Nachbarländer) in islamischer Zeit befaßt haben und ott
genug einer einzigen Quellenstelle halber sämtliche einschlä¬
gige Handschriftenkataloge wälzen mußten. Die Persian
Literature stellt sich somit an die Seite des ,, Brockelmann"
wie Babinger's Geschichtsschreiber der Osmanen.
Für die äußerst gründhche und umsichtige Arbeitsweise
Storey's bei der Verwertung des ganzen verstreuten und viel¬
sprachigen Stoffes (einschUeßlich der wichtigen russischen,
meist vernachlässigten Beiträge) spricht am beredtesten, daß
ein so freundwillig-unerbittlicher Besprecher wie Prof. Mi¬
norskij (London) nur ganz wenige Verbesserungen zu Heft 1
der Abteilung II beizusteuern vermochte (BSOS vii, S. 255
bis 257). Wesentliche Einschübe oder Abänderungen werden
sich erst im Laufe der Jahre infolge des natürlichen An¬
wachsens des Schrifttums oder durch gelegentliche Quellen-
Neufunde ergeben. Der Zeitpunkt für die Herausgabe des
STOREv'schen Werkes erwies sich im ganzen insofern sehr
günstig, als nicht nur durch die sorgfältigen Arbeiten
F. A. Tauer's (Prag) die Istanbuler, sondern auch — nach
Erscheinen entsprechender Kataloge — die Tehräner und
Maäbader Handschriftenschätze erschlossen worden sind.
Ich gebe im folgenden einige Ergänzungen, wie sie sich
aus meinen Forschungen bisher ergaben:
Zu S. 86 (Nr. 115):
Den Anonymus Iskandar bestimmte Wilhelm Barthold
(1927) in der Person des Chronisten Mo'ino'd-Din aus Natanz.
Das von Storey auf S. xxxvii unter den Nachträgen als
Nr. 115b eingeführte Werk MontahaboH-tavärih-e Mo'lnl ist
nur eine abgeänderte Fassung des vorigen; Näheres hierüber
siehe ZDMG, Bd. 92, S. 361—63.
Zu S. 278 (Nr. 353):
Ausführhche Beschreibung der Entstehung dieser Chronik
{Rüznämä-ye gazavät-e Hindüstän) in meinen Quellenstudien
zur Geschichte der Timuriden, ZDMG, Bd. 92, S. 358/59.
Zu S. 279 (Nr. 354):
Die Ausgabe des Zafar-Nämä von Nezämo'd-Din Sämi
ist inzwischen, von F. Taubr besorgt, erschienen, und zwar
als Vol. V, tome I der Monografie Archivu Orientdlnlho (Prag
1937, r ^ e Seiten) ; tome II — Einführung, Erläuterung und
Stichwortverzeichnis — steht noch aus.
Zu S. 291 (Nr. 360 und 361):
In ZDMG, Bd. 92, S. 367f. habe icb den Nachweis ge¬
führt, daß der von Barthold „Anonymus Säh-Roh" genannte
Chronist mit Täg Salmäni aus Siräz personengleich ist ; somit
sind die Nummern 360 und 361 in eine zusammenzuziehen.
Als weitere Hs. wäre noch die der Aya Sofya (Nr. 3028/29)
zu nennen.
Zu S. 301 (Nr. 370):
Das Mihmän-Nämä-ye Bohärä (so!) des Fazio'lläh b.
Rüzbehän wurde nicht im Jahre 911/1505 beendet, sondern
(nach Bl. 154a der einzigen Hs. zu Istanbul) am 23. Gumädi II
915/8. Oktober 1509.
Zu S. 304 (Nr. 375 und 376):
Ich vermute, daß die beiden genannten Nummern ein und
dasselbe Werk darstellen, dem Sir Denison Ross den Stoff
für seine Straßburger Doktorschrift The Early Years of Shäh
Isma^il entnahm.
Zu S. 308:
Als Nr. 382a ist jetzt die ffoläsatoH-taoärlh betitelte Chro¬
nik des Qäzi Ahmad Ibrähimi Hoseini aus Qom einzufügen,
die trotz ihres Anspruches, eine allgemeine Weltgeschichte zu
758 Bücherbesprechungen
bieten, nur eine Darstellung der Safawidenherrsebaft bis zum
Jabre 1592 enthält. Näheres siehe meinen Aufsatz Eine neu¬
entdeckte Quelle zur Geschichte Irans im 16. Jahrhundert,
ZDMG, NF. Bd. 14, S. 315—281). Der hervorragende Quellen¬
wert dieser Chronik wird aus einer Dissertation ersichthch
werden, die cand. phil. Roemer über die Staatskrise Irans
nach dem Tode Isma'ils II. (1578) vorbereitet.
Die Arbeit C. A. Storey's verdient — daran kann kein
Zweifel sein — rückhaltlose Anerkennung als bedeutsamer
Dienst an der Wissenschaft zur Erforschung des Nahen
Ostens während des letzten Jahrtausends, als Zeugnis un¬
verdrossener und entsagungsvoller Hingabe an eine trotz
aller Wichtigkeit bisher vernachlässigte Aufgabe.
Walther Hinz, Göttingen
Bertha Porter and Rosalind Moss, Topographical Biblio¬
graphy of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs
and Paintings. Vol. V Upper Egypt: Sites. Oxford 1937.
Wiederum kann hier gemeldet werden, daß das große
bibliographische Werk einen bedeutenden Schritt vorwärts
getan hat. Der nunmehr vorliegende 5. Band umfaßt das
Gebiet von Der Rife (südlich Assiut) bis Philä. Aus den Denk¬
mälern dieses Gebietes ist Theben herausgelassen, da ihm
bereits die ersten beiden Bände gewidmet sind. Es fehlen
ferner die 6 großen Tempelgruppen von Abydos, Dendera,
Esne, Edfu, Kom Ombo und Philä, denen der 6. Band vor¬
behalten ist.
Unter den behandelten Stätten ragen Abydos, El Kab-
Hierakonpolis und Aswan durch ihre Bedeutung hervor. Die
schwierige Aufgabe, die Fülle dieser weit ausgedehnten
1) Ich benutze die Gelegenheit, einen Irrtum richtigzustellen, der
mir in dem angezogenen Aufsatz unterlaufen ist. Miniatur VI auf
Bl. 304b der Hs. steht nicht, wie S. 324 angegeben, die Thronbesteigung
des Prinzen Hamzä, sondern die erste des jungen 'Abbäs in Horäsän
dar; Miniatur IX ist somit dessen zweite und endgültige Thronbestei¬
gung.
Ruinenfelder übersichtlich und praktisch zu ordnen, ist mit
nun schon gewohntem Geschick mustergültig gelöst worden.
Mit dankbarer Bewunderung empfindet man, daß die Be¬
arbeiterinnen keine Mühe gescheut haben, auch die heute in
alle Welt bis nach Japan und Australien gewanderten Alter¬
tümer heranzuziehen, um das Bild der Fundplätze zu ver¬
vollständigen. So sind, um nur einiges zu nennen, unter
Abydos auch die Massen der Stelen sorgfältig zusammen¬
getragen, die die Museen bevölkern. Ähnliches gilt für Ach¬
mim, für Koptos, dessen Königsdekrete mitsamt ihren Be¬
arbeitungen aufgeführt sind, und Hierakonpolis mit seinen
Schieferpaletten und sonstigen frühgeschichtlichen Fund¬
stücken. So werden die Gelegenheiten, da man bei ,,Portbr-
Moss" Rat und Hilfe holt, immer häufiger werden.
Möge den Mitarbeitern am Werk, insbesondere R. Moss,
auf deren Schultern die Hauptarbeitslast ruht, Mut und
Kraft nicht ausgehen, deren sie zur Vollendung bedürfen.
Walther WoLF-Leipzig
Johannes Lukas, Die Logone-Sprache im zentralen Sudan
mit Beiträgen aus dem Nachlaß von Gustav Nachtigal.
VIII -f 148 S. Leipzig 1936 Deutsche Morgenländische Ge¬
sellschaft (in Kommission bei F. A. Brockhaus, Leipzig).
Dr. Lukas ist es durch mühselige, aber um so sorgfältigere
Studien an Ort und Stelle im Hochsudan selbst und durch
peinlich exakte Bearbeitung der Aufzeichnungen andrer, vor
allem des sprachlichen Nachlasses von Gustav Nachtigal
und der linguistischen Sammlungen der zentralafrikanischen
Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg und
seiner Mitarbeiter gelungen, in das Dunkel und die Ver¬
worrenheit der Sprachen des zentralen Sudan etwas Licht zu
bringen, indem er verschiedene Zusammenhänge nachwies
und dadurch so manche Sprache wie z. B. das Musgu aus
der bisherigen Isolierung heraushob. So hat er die Sprachen
des nördlichen Zentralsudan, die einerseits mit dem Buduma
der Tschadseeinseln, andrerseits mit dem Hausa in Nord-
760 Bücherbesprechungen
nigerien verwandt sind und sich im Osten bis tief nach Wadai
hinziehen, in die von ihm so benannte Tschadohamitische
Sprachgruppe zusammengefaßt und führt nun in dieser Lo-
gone-Studie einen typischen Vertreter dieser Sprachgruppe
vor. Er gibt einen klaren knappen Aufriß der Grammatik
einschUeßlich einer kurzen Lautlehre, bringt dann mit Bei¬
fügung einer deutschen Übersetzung 7 Texte, welche die
Psyche der Logone ein wenig aufschließen, und noch einen
Text Nachtigal's über das Land Somrai. Den Schluß bildet
ein Wörterbuch Logone-Deutsch und Deutsch-Logone, das
wohl das gesamte bisher bekanntgewordene Material dieser
Sprache enthält und darum für diejenigen, die sich etwas
näher mit ihr beschäftigen wollen, von Wichtigkeit ist.
Da die Logone-Sprache eine sogenannte Ton spräche ist,
hat Lukas in der Erkenntnis, daß der Ton ein wichtiges
Moment bei der Bildung grammatischer Theorien ist, auch
besondere Sorgfalt auf seine Fixierung verwandt, wobei
er gelegentliche Veränderungen der Tonhöhe (Verwand¬
lung eines Hochtons in Tiefton) feststellte, ohne schon in
der Lage zu sein, bestimmte Gesetze für solche ganz gewiß
nicht willkürlichen Schwankungen des Tones auffinden zu
können. Merkwürdig ist, daß die Imperative tieftonig sind,
während man grade bei ihnen einen hohen Ton erwarten
würde. Es verdient auch beachtet zu werden, daß das geni¬
tivische a der Masculina des Logone hohen Ton hat, genau
wie das genitivische a in den Bantusprachen gewöhnlich hohen
Ton hat, ferner, daß auch im Logone dieses genitivische o zur
Bildung der Possessive benutzt wird, wie das auch in allen
Bantusprachen geschieht. Sollte beides zufällig sein ? Auch das
sei noch hervorgehoben, daß die Endungen des Präteritum
wie des Perfektum im Logone der Regel nach hochtonig sind.
Ebenso hat auch in den meisten Bantusprachen die Perfekt¬
endung -ile auf beiden Silben Hochton ; auch andre die Ver¬
gangenheit bezeicbnenden Infixe sind in den Bantusprachen
hochtonig. Man sieht, auch der Bantuist hat Ursache, die Ar¬
beit von Dr. Lukas aufmerksam zu studieren. Das Wertvollste
an ihr ist jedoch die Aufzeigung der Verwandtschaft mit den