Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für
Biomasse-KWK-Anlagen
DI Dr. Christoph Strasser BIOENERGY 2020+ GmbH
Windischgarsten, 14.11.2017
Inhalt
■ Kurzvorstellung der Sub-Area Nachhaltige Versorgungs- und Wertschöpfungsketten
■ Vorstellung der Kurzstudie Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Betrachtungen zur CO
2Valorisierung
■ Zusammenfassung
Kurzvorstellung Sub-Area – Nachhaltige Versorgungs- und Wertschöpfungsketten
Versorgungs -systeme
• Ernte
• Sammlung
• Sortierung
• Transport
• Trocknung
• Lagerung
Konversion
• Biochemisch
• Thermo- chemisch
• Biotechno- logisch
• Physikalisch/
Mechanisch
Produkt
• Brennstoff
• Treibstoff
• Wärme
• Elektrizität
• Chemikalien
• NAWARO Produkt (z.B.
Bio-
kunststoff)
Wertschöpfungskette – Von der Ressource zum Markt
Integrierte F&E entlang der Wertschöpfungskette : Soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit Biomasse
Ressourcen
• Forst
• Land- wirtschaft
• Energie- planzen
• Reststoffe
• Biogener Abfall
• Sonstige (z.B. Algen)
Markt
• Kunden
• Preise
• Markt- volumen
• Gesetze
• Normen
• Schulungen
• Marketing
Versorgungsketten
Abgedeckt bei BE2020 durch Area 1: Biomass combustion systems
Area 2: Biomass gasification systems
Area 3: Bio-conversion and biogas systems
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Kosten Ökostromförderung
Im Jahr 2015 produzierten 128 Biomasse-KWK Anlagen (OeMAG 2017) rund 2.043 GWh Strom (E- Control 2017). Die entsprechende Ökostromvergütung betrug dafür in Summe € 270,4 Millionen.
■ Kosten Ausgleichsenergie
Laut E-Control betrugen die Kosten der Ausgleichsenergie für „sonstigen Ökostrom“
0,226 €cent/kWh. Diese Kosten werden zu der Ökostromvergütung hinzugerechnet.
Die Kosten für die Ausgleichenergie belaufen sich somit auf 4,6 Millionen €.
Die Kategorie „sonstiger Ökostrom“ enthält die Kosten der Ausgleichsenergie für Photovoltaik, Geothermie und Biomasse. Die Bioenergie könnte in Zukunft allerdings für den Ausgleich volatiler Versorgung elektrischer Netze mit Strom aus Wind und Photovoltaikanlagen,
insbesondere bei entsprechenden Systemoptimierungen, eine zentrale Rolle einnehmen (siehe die Studie IEA Bioenergy 2017: „Lastausgleich durch Bioenergie in elektrischen Netzen –
Europäische Perspektiven“
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Einnahmen
Laut der Studie von Höher et al. 2017 sichert der derzeitige Biomasse- KWK Anlagenbestand entlang der Wertschöpfungskette Beschäftigung im Ausmaß von rund 6.373 Vollzeitäquivalenten (VZÄ).
VZÄ Bereich Durchschnittseinkommen
Brutto in €
490 KWK Anlagen 31.182
868 Investments in Maschinen 31.182
2154 Zulieferkette Brennstoff Großbetriebe 31.182
2861 Zulieferkette Brennstoff Kleinwald 19.748
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Einnahmen
Anhand des Brutto-Durchschnittseinkommen können Lohnnebenkosten, Sozialversicherung und Lohnsteuer berechnet werden:
■ Lohnnebenkosten: € 50.529.221
■ Sozialversicherung & Lohnsteuer: € 39.948.909
Zusätzlich ergeben sich Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Für die Berechnung der Einnahmen aus der Mehrwertsteuer wurde das
Nettoeinkommen 6.373 VZÄ abzüglich der durchschnittlichen Sparquote von 6,9% (Statistik Austria 2017) herangezogen. Der durchschnittliche Mehrwertsteuersatz wird basierend auf den Haushaltswarenkorb mit
15,25% angenommen. Somit ergeben sich Mehrwertsteuereinnahmen in der Höhe von € 15.528.836.
Insgesamt ergeben sich durch die Beschäftigung der 6.373 VZÄ Einnahmen von rund € 106 Millionen pro Jahr.
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Vermeidungskosten
Würden die laufenden Biomasse-KWK Anlagen stillgelegt werden, müsste mit 5.172 VZÄ an Arbeitslosen gerechnet werden.
Laut Statistik Austria (2017) belaufen sich die Kosten für Arbeitslose auf 22.382,84 € pro Person und Jahr
.
Das ergibt Vermeidungskosten von rund 115,8 Millionen Euro.VZÄ Bereich Arbeitslose
490 KWK Anlagen 100%
868 Investments in Maschinen 100%
2154 Zulieferkette Brennstoff Großbetriebe 100%
2861 Zulieferkette Brennstoff Kleinwald 58%*
*Dienstleister und Beschäftigte in der Sägeindustrie
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■ Stromkosten
Zusätzlich können der Ökostromvergütung die Stromkosten, die bei Ersatz der Biomasse-KWK Anlagen durch fossile Stromproduktion bezahlt werden müssten, gegenübergestellt werden. Der Marktpreis betrug 2015 laut E- Control 32,265 €/MWh. Dadurch ergeben sich Stromkosten in der Höhe von 65,9 Millionen Euro.
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Kosten CO
2Krewitt und Schlomann (2006) haben die Kosten für CO2 evaluiert und kommen zu folgenden Schätzwerten:
■ Unterer Schätzwert CO2: 15 €/t
■ Mittlerer Schätzwert CO2: 70 €/t
■ Hoher Schätzwert CO2: 280 €/t
Emissionskoeffizient von 346,7 gCO2äqu/kWhel und198 gCO2äqu/kWhth laut Biermayr et al. (2016)
5.000 GWh Wärme von den Biomasse-KWK Anlagen für 2015 (Statistik Austria 2016)
Somit betragen, wenn sowohl die Stromproduktion als auch die
Wärmeversorgung durch fossile Energieträger erfolgen, die Kosten für den zusätzlichen CO2 Ausstoß zwischen 25,5 und 475,5 Millionen Euro.
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Ergebnis
Kosten-Nutzen Analyse der Ökostromförderung für Biomasse-KWK-Anlagen
■ Ergebnis
Legt man den monetären Nutzen auf die 2.043 GWh produzierten Strom um, ergibt sich eine Spannbreite von 19,90 €cent/kWh bis 37,36 €cent/
kWh. Dem gegenüber steht eine durchschnittliche Ökostromvergütung von 13,23 €cent/kWh bzw. 13,46 €cent/kWh inklusive Kosten für die
Ausgleichsenergie.
■ Berücksichtigung weiterer Effekte
Im Referenzfall entstehen durch die Strom- und Wärmebereitstellung durch fossile Energieträger ebenfalls Arbeitsplätze in Österreich. Zur Abschätzung dieser
Arbeitsplätze in diesem Bereich wurde aus dem Energieverbrauch und dem Marktpreis der Brennstoffe (exkl. MWSt.) der Branchenumsatz ermittelt. Damit reduziert sich die Anzahl der Arbeitslosen auf 4.429 VZÄ.
Legt man in dieser Betrachtung den monetären Nutzen wiederum auf die 2.043 GWh produzierten Strom um, ergibt sich eine Spannbreite von 18,33 €cent/kWh bis 35,79
€cent/kWh.
Betrachtungen zur CO
2Valorisierung
CO
2Valorisierung
■ CO
2Steuer
Bericht der World Bank, ECOFYS und Vivid Economics:
State and Trends of Carbon Pricing 2017
■ Schweden 140 USD/tCO
2e (125 €/tCO
2e)
■ Schweiz/Lichtenstein 87 USD/tCO
2e
■ Finnland 69-73 USD/tCO
2e
■ Norwegen 56 USD/tCO
2e
■ Frankreich 36 USD/tCO
2e
Quelle: https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/28510/
wb_report_171027.pdf?sequence=5&isAllowed=y
CO
2Valorisierung
■ CO
2Steuer in Schweden
■ Schweden erließ 1991 eine Steuer auf Kohlenstoffemissionen (Anfangs 27 € pro Tonne)
■ Gegenwärtig beträgt die Steuer 125 €/tCO
2e, jedoch wird keine Steuer auf Brennstoffe zur Stromerzeugung erhoben, und die Industrie muss nur 50% der Steuer zahlen
■ Nichtindustrielle Verbraucher zahlen eine separate Stromsteuer
■ Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen wie Ethanol, Methan, Biokraftstoffe, Torf und Abfälle sind ausgenommen
■ Die Steuer führte zu einer starken Ausweitung der Nutzung von
Biomasse für Heizung und Industrie
CO
2Valorisierung
■ CO
2Steuer in Schweden
■ Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und CO
2- Emissionen
Von 2000 bis 2014 sind die CO
2Emissionen in Schweden um 8% gesunken.
Das Wirtschaftswachstum betrug in Schweden im gleichen Zeitraum 31%.
(Vergleich: In Österreich sind von 2000 bis 2014 die CO
2Emissionen um 3% gesunken bei einem Wirtschaftswachstum im gleichen Zeitraum von 21%)
Quellen:
http://blogs.worldbank.org/climatechange/sweden-decoupling-gdp-growth-co2-emissions- possible
CO
2Valorisierung
■ Perspectives for the Energy Transiton
Studie der internationalen Energieagentur IEA und IRENA (International Renewable Energy Agency), 2017
Zentrale Maßnahmen:
■ CO2 Preise (steigend bis zu 190 USD/tCO2e im Jahr 2050)
■ Streichung aller Förderungen für fossile Brenn- und Treibstoffe bis
2025
Quelle: http://www.irena.org/DocumentDownloads/Publications/
Perspectives_for_the_Energy_Transition_2017.pdf
CO
2Valorisierung
■ Perspectives for the Energy Transiton
Summary of CO
2prices in USD/tCO
2e (66% 2
oC Szenario
1)
Quelle:
http://www.irena.org/DocumentDownloads/Publications/
Perspectives_for_the_Energy_Transition_2017.pdf
1 Scenario that would be compatible with limiting the rise in global mean temperature to 2°C by 2100 with a probability of 66%, as a way of contributing to the “well below 2°C” target of the Paris Agreement.
2020 2030 2040 2050
OECD countries 20 120 170 190
Major emerging economies
(including China, Russia, Brazil and South Africa)
10 90 150 170
Other regions 5 30 60 80
Zusammenfassung
■ Die Ökostromförderung für Biomasse-KWK macht nach den präsentieren Zahlen Sinn
■ Entsprechende CO
2Preise/Steuern können ein
zentrales Lenkungsinstrument für die Energiewende sein
Wichtig sind dabei:
■ Stufenweise Einführung
■ Ausnahmen für die Industrie (inkl. stufenweiser
Anpassung)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
DI Dr. Christoph Strasser
Area Manager Nachhaltige Versorgungs- und Wertschöpfungsketten
BIOENERGY 2020+ GmbH Standort Wieselburg
Tel: +43 7416 52238 27
christoph.strasser@bioenergy2020.eu www.bioenergy2020.eu