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Die erste reformierte Kir- chenzeitung in Deutschland - vor 260 Jahren

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anno 1718

Die erste reformierte Kir- chenzeitung in Deutschland - vor 260 Jahren

Bibliotheca historico philologico theologica Bremensis - unter diesem Titel verläßt 1718 in Bremen die erste reformierte Zeitung Deutschlands die Druckerpressen, um sich den »lectoribus benevolis«, den geneigten Le­

sern, zu empfehlen. Als Herausgeber zeich­

nen die reformierten Theologen Friedrich Adolf Lampe und Theodor de Hase (Lampe und Hase!). Dem benevolus lector flattert die Zeitschrift fortan in einzelnen Heften (»Fas- ciculis«) ins Haus, die je einem bekannten zeitgenössischen reformierten Theologen gewidmet sind.

Das Vorwort zum 1. Jahrgang skizziert das redaktionelle Programm: (1) An erster Stelle sollen biblische Abhandlungen stehen. (2) Um das Nützliche mit dem Süßen zu verbin­

den (»ut autem utile misceatur dulci«), sollen alle Bücher, die Reformierte in Deutschland und im Ausland (!) herausgeben, rezensiert- oder zumindest mitgeteilt werden. (3) Last not least kirchliche Nachrichten, unter denen sogar statistische Informationen auftauchen!

Die Herausgeber wollen Stoff für künftige Annalen der reformierten Kirchen sammeln!

Die Redaktion dieser ersten reformierten Kir­

chenzeitschrift öffnet sich in einer bemer­

kenswerten, ja modernen Weise: internatio­

nal; ökumenisch; interprofessionell, will sa­

gen: offen für den Laien. »Nullum hic vel professionis vel religionis vel gentis discri- men«. So liefern in der Tat zwei juristische Laien bibelexegetische Beiträge. So ist die Sprache des Journals Latein, um für die au­

ßerdeutschen Reformierten verständlich zu sein - außerdeutsch, das meint nicht nur die nachbarlichen Niederländer, das meint zum Beispiel auch die ungarischen Reformierten!

Wie sehr diese im Horizont der Herausgeber stehen, beweist die »Historia Ecclesiae Re- formatae in Hungaria et Transsylvania«, die

Fr. A. Lampe 1728 in Utrecht herausgibt. - Schließlich wird die Grenze der Konfession geöffnet: Lampe und Hase machen im Vor­

wort des Journals einen mutigen ökumeni­

schen Satz nach vorn: Nicht nur Lutheraner, auch die, die »noch immer« am römisch ka­

tholischen Glauben festhalten, sollen von der Mitarbeit nicht ausgesperrt werden, wenn sie zur Wahrheit, zur Illustration der Heiligen Schriften beitragen. (»Neminem ab hoc opere arcebimus . . . ipsis adeo, qui Romanis adhuc sacris operantur, haec Bibliotheca patebit, - dummodo aliquid, quod ad confirmandam veritatem vel illustrandas sacras literas faciat, adducatur.«)

Es sollte freilich noch 250 Jahre dauern, bis wirklich ein gemeinsamer katholisch-evan­

gelischer Bibelkommentar (der EKK) zu­

stande kam. Gleichwohl ist der Impetus für die damalige Zeit bemerkenswert, auch wenn die ökumenische Einladung »praecipue« an die Adresse der nichtreformierten »Viros Fratres« der Augsburgischen Konfession er­

geht - und auch angenommen wurde: es ar­

beitet tatsächlich ein Lutheraner (Heumann) mit.

Wer zuerst die Türen seiner Redaktion öffnet und für Durchzug sorgt, muß irenische Gei­

ster beschwören, damit nicht alles durchein­

anderwirbelt. Prophylaktisch verurteilen die Herausgeber im Vorwort jedes Streitgelüste (»rixandi libido« !): man wolle mit dem Jour­

nal keinen Boxring errichten, nicht dem Mars und den Furien huldigen, sondern den »sanf­

ten Musen«, vielmehr Gott, dem »Gott des Friedens« (»neque atlethicam instituemus, vel palaestram, sed Bibliothecam, eämque theologicam. Neque Marti, vel Furiis, sed Deo, qui Deus pacis est, et placidis Musis lit- abitur«).

Die Zeitschrift erlebte acht Jahrgänge. Fr. A.

Lampe gibt die ersten drei Bände heraus, bis er 1720 von Bremen weg auf den Utrechter Lehrstuhl für Dogmatik und Kirchenge­

schichte berufen wird. Warum das zu acht Volumen angewachsene Journal 1725 einge­

stellt wurde, bleibt offen. Trotz praktizierter Offenheit für Nichtreformierte, für Laien, für Außerdeutsche wandelte das Journal auf gelehrter Etage - halt auf Latein. Nicht Fr. A.

Lampes zahlreiche akademische Schriften überdauerten die längste Zeit (sie wurden gleichwohl bis zum Ende des 18. Jahrhun­

derts häufig aufgelegt), sondern seine Kir­

chenlieder (Evangelisches Kirchengesang­

buch 303, 424, 506) und sein reformierter Katechismus, der im Bentheimischen noch vor 100 Jahren den Sprößlingen als leicht verdauliche Wahrheitsmilch eingeflößt wur­

de. Das hochgelehrte reformierte Lampe- Hase-Joumal war da längst vergessen.

Peter Lampe 364

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