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Über zwei verwandte vedische Sprüche.
Von 0. ROhtllngk.
Hir. ürhyas. 1, 11, 1 finden wir fblgenden Spruch:
f%TT^ ^ ^TT^ ^Tf»reHT ^ »fY ^'^ I
w¥t XTffW m ^ TtiiT m ^ ??«ruTfir ii
Oldenberg übersetzt in SHE. Hd. XXX, S. 167 ohne an irgend
Etwas Anstoss zu nehmen: «Viräj and Svaräj, and the aiding
powers that dwell in our house, tlie prosperity that dwells in the
face of royalty: therewith unite me". In Hd. 52, S. 82 dieser
Zeitschrift konjiziere ich zimächst t^TT^ ^ ^TT'TT ^ ^» , da
die Accusative bier gar nicht zu erklUren sind. Oldenbergs Über¬
setzimg setzt Nominative voraus. Ich fasste die beiden Substantive,
was ich aber nicht aussprach, als Feminina in der Bedeutung von
jhohe Stellung" und „unabhängige Hen-schaft". Viel näher aber
liegt es, f^<l«m und , wie die Handschriften zu schreiben
pflegen, für verlesenes oder verschriebenes f^TT'TO und ^'^II^
zu halten. Die Genetive vom Maskulinum wären von HfiTFt*
abhängig. Dieses fasst Oldenberg als Plural, wogegen die Gram¬
matik Nichts einzuwenden hat; dann müsste alier VT^ gelesen
werden. Es i.st also entweder so zu lesen oder TlfHfB^T ^ zu
ändern. Letzteres würde ich wegen des folgenden fl*IT vorziehen,
ft verbinde ich jetzt , und /.war zunächst aus rein sprachlichen
Gründon, nicht mit sondern mit ^ifHfE: oder ^rfMB^J, und
nehme an, dass von einer ^rf'Tft Dreier die Kede sei. Die
■^ftHfe von W. beschränkt sich auf das Haus, nicht so die des
Viräj und des Svaräj. Im dritten Päda lasse ich <,ISf*SI nicht
von sondern von W^Yl abhängen.
Dio grösste Scliwierigkeit bietet der vierte Päda. Oldenbergs
Übersetzung der 1. PI. I'raes. als 2. Imperat. lässt sich auf keine
Weise rechtfertigen. Die richtige Übei-setzung .therewith we unite
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614 Böhtlingk, Über zwei verwandte vedische Sprüche,
mo" wllre ein grammatisches Unilcum ohne echten Sinn und
Verstand.
Nicht wenig verwundert war ich, als ich ganz zufilllig auf
einen ühnlichen Spruch mit demselben Ausgange in der Säma-
vedasya Äranyasaiphitä stiess. Diese Schrift ist in dem Sammel¬
werke PretnakamranandinI veröffentlicht worden. Auf S. 41 dieses
im Ganzen 56 Seiten umfassenden Werkes leson wir:
ffT^^ W TTT^ I
^Srei Wli^ TT ^ ^ITTflf^ II
Genau in derselben Fassung fand ich diesen zweiten Spruch im
SV. der Bibliotheca indica Bd. II, S. 325. Dass man sich auf die
Überlieferung nicht verlassen kann , ersieht man schon aus dem
ersten Päda, der um eine Silbe zu kui-z gekommen ist. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist '^1 vor ausgefallen. Den vierten
uns schon bekannten Päda erklärt Säyana an beiden Stellen , in
der Bibl. ind. S. 331, auf folgende mir ganz unbegreifliche Weise:
T^f Ä: I m ^ ^iTTHf^r ^^»r: i vn^: v^i^: ^ftf^m
'T'f^fH TJTW^T^: I Als 7TTr^T^T>Ä hiitte man wogen JTT doch
>slf^1. u. s. w. H'f'I'l. erwartet. '
Dass TT und ^ '(■■»iTTf^ nicht zu einander passen, dass also
dieses oder jenes geändert werden müsse , wird wohl Niemand in
Abrode stellen wollen. Ich vermute a. a. 0. den Fehler im Verbum
und konjiziere, da ich einen Imperativ vermisste, '¥ «*^f Tf^.
Dieses jrf^ fasste ich als Adverb, aber der Vokativ von „Erde"
hätte näher gelegen. Die Accentuation des zweiten S[)ruchos würdo
sowohl zu TT ^ ^nrrirf^ als auch zu JTT ^ ^T Tff (Vok.)
stimmen, da die letzten Tonzeichen dos Spruches und zwar 3 S R
M/
Über den Silben TT ¥ ^ stehen. Hi(!rauf ist aber kein grosser
Wert zu legen. An in] zweiten l'äda nimmt man jodoch noch
mit Uecht Anstoss.
Kirsle maeht in seiner Ausgabe des Suti'a die Bemerkung:
„7!ZIT TT all MSS.", womit er »agen wollte, dass TT, nicht etwa
^^TTTT, verdäclitig soi , und nun ergiebt es sich , dass er aller
Walirschoinliclikoit nach Ui^cht liaite. AV. 14, 2, 53 fgg. Ix^lindon
sich nämlich fünf ähnliche S])rüche, die alle auf H^Tf ^ ^^TTTt
ausgehen. Wir werden also wohl auch befugt sein, in den beiden
von uns bosin-ochenen Si>rüchoii «T^^f st. TT^IT TT und st.
TT zu lesen und die Accentuation im zweiten Spruche zu
änd(!rii. Die Accente, die zuletzt hinzugefügt weiihüi, richten sich
Böhtlingk, Über zwei verwandte vedische Sprüehe. 615
nach dem vorliegenden Texte und können nicht für die Richtig¬
keit desselben zeugen. AV. 14, 2, 20 z. B. zeigt richtige Betonung
eines offenbar verdorbenen Textes, der anders accentuiert werden
muss, wenn er richtig hergestellt wird; vgl. oben S. 510, unter 1).
Mit ^WTTfr wird auch im ersten Spruche verständlich.
Auffallend bleibt es immer, dass das sinnlose TT sich zweimal
einschleichen konnte. Ist dieses etwa auf einen Gehörfehler zuräck¬
zuführen , und haben die beiden Sprüche ursprünglich nahe bei
einander gestanden? Auf eine so gedankenlose Korrektur (sit venia
verbo) wird schwerlich Jemand verfallen sein.
Der erste Spruch würde in der neuen Fassung zu übersetzen
sein: „Den Beistand des Gebieters und des Selbsthen-schers, unsern
Beistand im Hause und die auf den Gesichtern (wahrnehmbare)
Wohlfahrt des Reiches lassen wir diesem hier zu Teil werden".
Es ist also nicht der Schüler, der den Spruch hersagt. Auch im
folgenden Paragraphen des Sütra haben wir nach der richtigen
Lesart eine 1. PI. im Spruche. Den zweiten Spruch versteht man
auch ohne Übersetzung.
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Nachahmungen des Meghadüta.
Von Th. Aufrecht.
Der Meghadüta von Kälidäsa ist mehrfach, und meistens auch
im Metrum nachgeahmt worden. Bis jetzt kennen wir die folgen¬
den Nachbildungen :
1) Uddhavadüta von Uüpa Gosvämin, in Mandäkräntä. Notices
by Haraprasäda I, 3C.
2) Uddhavadüta von Mädhava, in Mandäkräntä. Häberlin p. 348.
3) Kiradüta von liämagopäla, in Mandäkräntä. Haraprasäda
1, 07.
4) Padäfikaduta , verfasst im Jahr 1724 von Kfisna Särva¬
bhauma, in Mandäkräntä. Häberlin p. 401.
5) l'änthaduta von Bholänätha. Catalogue 10. MSS. Num. 3890.
(5) Bhranuu'adflta von Uudra, Sohn von Vidyäniväsa. In
Mandäkräntä. Harajirasäda 11, 153.
7) Manodata von Visnudäsa, in Vasantatilaka. Catalogue
10. MSS. Num. 3898.
8) Hai"isadüta von Uüpa Gosvämin, in S^ikharinT. Häberlin p. 374.
9) Hj-idayaduta von Bhatta Harihara, in Vasantatilaka. Weber
Katalog r». Num. 571.
Das älteste Gedicht dieser Art ist der Pavanadüta von DhoyTka, in Mandäkräntä. Haraprasäda 1, p. 225. Kuvalayavatf, ein Gandharva- miidcheii, sendet den Wind als Boten zu ihrem abwesenden Geliebten.
Von Dlioylka hnden sich im Saduktikarnämvita zwanzig Verse
jiusgehoben, darunter zwei aus dem l'avamidüta:
^fiJT^^ «Bf^^f^ '^TTT: %T3[1^
^fr 'Pf'^^T^WTT ^^T^nt ^^Wf I
wTTfr 1^ ^ftyjTTTiT f^flrTTf^jfr^-
f^*r^: T^%TTTTT^ ufTreTT; ii 5, i4o.
DhoyTka, der Füist der Dichterkönige, bekannt unter dem Namen
von Srutidhaia. welcher von einem Gaudendra eine mit (iold ge¬
zierte Klephantenschiir , und am Fliegenwedel einen goldenen Grit!"
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