• Keine Ergebnisse gefunden

7. JAHRGANG NOVEMBER / DEZEMBER 1967 RNATURSCHUTZBRIEF

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "7. JAHRGANG NOVEMBER / DEZEMBER 1967 RNATURSCHUTZBRIEF"

Copied!
17
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. R NATURSCHUTZBRIEF 7. JAHRGANG Offizielles Organ der Naturschutzbehörde der Landesgruppe des ÖNB, der Bergwadtt und des Waldschutz­ verbandes.. INHALT : W aldschutz als N aturschutzaufgabe im Be­ reich der Schule stehen wir? Müll aus Steierm arks Gemeinden . . . Aus der T ätigkeit der V og eis chutz w arte Vom Bauen im Dorf Aus der N aturschutz­ praxis Kurz berichtet U m sch lagbild: Foto Franz M atu la. NOVEMBER / DEZEMBER 1967.

(2) 2. ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. Waldschutz als Naturschutzaufgabe im Bereich der Schule Der W ald bedeckt etw a 43 %> der Gesamtfläche Österreichs. Er prägt unser Landschaftsbild, so daß w ir unser H eim atland m it Stolz die Grüne M ark nennen dürfen. Dem W aldreichtum verdanken w ir es, daß unser G ebirgsland vor Steinschlag, Lawinen und V erkarstung geschützt bleibt. Der W ald reinigt unsere Luft, und in ihm entspringen unsere besten T rinkw asserquellen. Er ist ein reicher Lebensborn unseres V aterlandes, ihm verdanken viele unserer Mitmenschen ihre Existenzgrundlage. Es ist demnach eine wichtige Aufgabe des ganzen Volkes, den W ald zu schützen und alles zu verm eiden, was den Bestand unserer W älder gefährden könnte. Der W aldschutz ist nicht nur eine A ngelegenheit der Forstwirtschaft, sondern muß auch ein besonderes A nliegen der Schule sein, die durch A uf­ klärung und entsprechende Erziehungsarbeit auf die jungen Menschen ein­ w irken kann, daß keine Frevel an unseren W äldern geschehen. Ein Blick in die gegenw ärtige Situation läßt k lar erkennen, wie notw endig diese Erziehung gew orden ist. ü b e ra ll auf W aldw anderw egen begegnet man den Spuren der „Zivilisation"; Abfälle, Flaschen, Büchsen, Papierreste liegen überall herum und verunzieren das Landschaftsbild. M itgetragene K offerapparate stören den W aldfrieden, und ratternde A utos verpesten die gesunde W aldluft. Die sehr gelungene A ufklärungsschrift „Du und der W ald" der N iederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskamm er m üßte auch in den Schulen V erbreitung finden. Der Schule aller G attungen und Schulstufen bietet sich im Rahmen des Lehrplanes die wichtige A ufgabe an, die Schüler zu echter G esinnung für den Schutz des W aldes zu erziehen. Das setzt voraus, daß die Schüler frühzeitig den W ald und seine Bewohner kennenlernen. Für die Landkinder ist das nicht allzu schwierig, denn sie sind mit dem W ald v ertrau t, w eil sie in seiner unm ittelbaren N ähe aufwachsen. Schwieriger hingegen ist diese A ufgabe für die Stadtkinder, w eil sie viel w eniger K ontakte m it dem W ald besitzen. Da ist es vor allem notw endig, daß der Lehrer die Schüler bei den verschie­ densten A nlässen in den W ald führt. Dies läßt sich bei Lehrausgängen, an Freiluftnachm ittagen, ja sogar bei W aldläufen erreichen. Jed er A usflug in den W ald bedarf aber auch einer sorgfältigen Planung und V orbereitung. Es gibt viele N aturbeispiele zu bew undern, die der W ald in sich birgt. Die A nlage von N aturlehrpfaden in unm ittelbarer Umgebung der Städte kom m t diesem Lehrauftrag sehr entgegen. Auf das Bestehen des N aturlehrpfades im G razer Leechwald sei hier besonders hingew iesen. D er österreichische N aturschutz­ bund und die N aturschutzbehörden sind bem üht, solche A nlagen in unserer H eim at zu schaffen. Es w äre ein besonderes A nliegen der Schule, das Bestehen solcher Lehr­ pfade zu propagieren und entsprechende Veröffentlichungen hierüber zu schaf­ fen. M it dem V ertrautw erden der 'geschützten W älder allein, ist jedoch die Erziehungsarbeit der Schule noch nicht abgeschlossen. Eine echte N aturbezogenheit drängt auch zur Tat. Jederm ann kann das Pflanzen von Baum und Strauch erlernen. F orstleute und O rgane der Kammern für Land- und Forstw irtschaft geben hiezu gern die nötigen A nleitungen. Die Schulkinder und Jugendgruppen könnten vielfach bei der Bepflanzung unserer W älder m it Bäumen und Gehölzen aktiv m itwirken, ohne dam it irgendw elchen geschäftlichen Interessen zu dienen. Es m üßte jeden, der an einer solchen A rbeit teilnimmt, m it Stolz erfüllen, w enn er nach langen Ja h ren den Erfolg seines Bemühens in G estalt eines stattlichen Baumes bew undern könnte..

(3) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 3. N eben diesen vielfachen M öglichkeiten in der Erziehung der Jugend zum Schutz unserer W älder, ist es aber auch notwendig, die Kinder aufzuklären, daß der C hristbaum diebstahl kein K avaliersdelikt ist, sondern durch die große Zahl und durch die alljährliche W iederholung zu einer ernsten Gefahr für unsere W älder w erden kann. Möge echte W aldgesinnung auch in W ort und Lied zum Ausdruck ge­ bracht werden, die in so reicher Zahl in der gesam ten Schulliteratur vorhanden sind. Das folgende Nachwort eines unbekannten Autors sei eine M ahnung zu echter W a l d g e s i n n u n g . Ich bin die W ärm e deines Heimes in kalten W internächten; der schirmende Schatten, wenn des Sommers Sonne brennt. Ich bin der Dachstuhl deines Hauses, das Brett deines Tisches. Ich bin das Beitt, in dem du schläfst und das Holz, aus dem du deine Schiffe baust. Ich bin der Stiel deiner Haue, die Tür deiner Hütte. Ich bin das Holz deiner W iege und deines Sarges. Ich bin das Brot deiner Güte, die Blumen der Schönheit. Erhöre mein Gebet: Zerstöre mich nicht! OSchR. Kurt F r i e d r i c h. Keine Bange! A b g efla ch t ist, darü ber g ib t es kau m einen Z w eifel, in den letzten M on aten ein w en ig d ie K o n ju n k tu r. U nser L eb en ssta n d a rd h at sich näm lich sta b ilisie rt, und den m eisten von uns g eh t es tro tzd em glü cklich erw eise beharrlich gu t. W ir sin d n e tt g e ­ k le id e t, w enn w ir uns zu Tische setzen , za h lt es sich im m er aus, u n d w enn d ie Gsträ n k esteu er (n eb en d er B iersteu er) in S teierm a rk allein 60 M illion en S ch illin g b e­ tru g b ei 10 % S teu ersa tz, w as einem K on su m an G etränken (ohn e B ier) in d er H öhe von 6 0 0 M illio n en S ch illin g en tsprich t, dann kann m an w oh l sagen, d a ß w ir uns auch gegen d en D u rst h elfen können. U nsere H au sh alte sin d vo ll ele k trifizie rt, und vor la u ter M o to risieru n g gehen d ie m eisten von uns viel w en iger zu F u ß, als uns die Ä r zte em p feh len . A b e r tro tz des im m erw äh ren den W oh lstandes raunzen schon w ied e r v iele von uns. Auch die, den en vor la u ter K ö rp erfü lle nur noch d ie Socken und d ie K ra w a tten passen . W ir alle w u ß ten , daß auch d as österreichische W irtsch aftsw un der G renzen b esitzt. W ehn w ir d iese G renzen aber h alten können und sie nicht verlieren , braucht uns nicht bange zu sein. m.. wünscht allen seinen L,esern und Mitarbeitern der »Steirische N a t u r s c k u t s b r i e f «.

(4) 4. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. Wo stehen wir? Es hat wohl kaum jem als eine Zeit gegeben, die reicher an Umwälzungen, reicher an N euerungen und Erfindungen, aber auch, reicher an Sorgen und N öten gew esen w äre als die heutige. W as sich alles, und in welchem Um­ fang es sich geändert hat, läßt sich in gebotener Kürze nicht annähernd beschreiben. W ir stehen inm itten einer wahrscheinlich noch nicht abgeschlosse­ nen, jedenfalls äußerst stürm ischen Entwicklung auf allen G ebieten der W is­ senschaft, der Technik, der W irtschaft, der W eltanschauung mit einer so ge­ w altigen Fülle von Möglichkeiten, von Aufgaben und von N otw endigkeiten, daß es dem einzelnen überhaupt nicht möglich ist, einen Überblick zu behalten. E ingeleitet w urde die Entwicklung durch den Aufschwung der Technik und der Industrie im vorigen Jahrhundert, und nahm — gefördert durch die W eltkriege — einen explosionsartigen Verlauf. N iem and weiß, wie es w eiter­ gehen und wie es enden wird. Der Umschwung ist bei allen V ölkern der Erde so tiefgehend und umwälzend, wie er höchstens noch bei der Erfindung und Entwicklung der ersten W erkzeuge und W affen 7 11m Ausdruck gekommen sein mochte. Der erste Erfolg des Urmenschen mit einer prim itiven W affe im Kampf gegen w ilde Tiere oder die Erfindung des Rades m üssen von ähnlicher W irkung gew esen sein. Es w ar eine entscheidende Phase im Kampf ums Dasein, und wahrscheinlich w urde damals der G edanke geboren, daß der Mensch befähigt und berufen sei, die W elt zu erobern und zu beherrschen. Doch der Kampf ist noch immer nicht entschieden; der Mensch ha,t ihn noch nicht gewonnen, er käm pft noch immer um sein Leben. W ie ein ro ter Faden zieht sich durch die Geschichte der M enschheit die Sorge um die Sicherung der Lebensgrundlagen. Diese Sorge unterscheidet le tz t­ lich den Menschen vom Tier, sie ist aber auch der Anlaß zur G ew altanw endung jed er Art, zu Krieg, Eroberung und Plünderung ebenso w ie zu den konträren Erscheinungen der Beschaffung und Speicherung von V orräten, der Erzeugung und der planm äßigen Bewirtschaftung des V orhandenen. Ein Rückblick in die V ergangenheit zeigt es uns deutlich: Angriff und Abw ehr im ständigen Kampf um die Existenz, um die Sicherung des Eigentums, um die Gewinnung von Land und Benützung seiner Güter, bilden den Inhalt der Entwicklung des Menschengeschlechtes. Gleichzeitig dam it erscheinen aber auch schon die ersten V erbote von Mißbrauch und V erschwendung sowie Regelungen hinsichtlich der Benützung von naturgegebenen Gütern. In diesen Bestimmungen ist b e­ reits der G rundgedanke des N aturschutzbundes enthalten. Es handelt sich darum, gew isse lebensnotw endige Dinge, die aber nicht in ausreichender M enge v o r­ handen zu sein scheinen, einer V erbrauchsregelung zu unterw erfen. Die Angst vor der V erknappung, die Sorge um die Zukunft w erden wach und suchen nach einer Abhilfe. Und wo stehen w ir heute, nach m ehrhundertjährigen Bemühungen? Der Kampf ums D asein geht w eiter, er ist um nichts geringer, eher h ärter gew or­ den. Die W affen für den Kampf, die W erkzeuge, Maschinen, die Unzahl der Industrieerzeugnisse, für die V orsorge getroffen ist, w erden in jeder M enge geliefert. Der V erbrauch kennt fast keine Grenzen. W ie aber steht es m it der G egenseite zum V erbrauch, mit der Erzeugung der Ausgangsstoffe, m it dem Ersatz der verbrauchten G üter und der Erhaltung der Substanz? — Da scheint die Rechnung nicht m ehr ganz aufzugehen. W ie könnte man sonst die Stimmen deuten, die von großem H unger berichten, vom M angel an W asser, von ausgehenden Bodenschätzen, von verpesteter Luft, von v er­ seuchten Gewässern, von vernichteter Landschaft und aussterbenden Pflanzen und Tieren, vom V ersiegen von Q uellen und H ochw asserkatastrophen, von Fischsterben und Insektenplagen und von sonstigen bösen Geschehnissen in.

(5) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 5. unserer Umgebung, die uns an die W and drücken und zu immer neuen G egen­ m aßnahm en zwingen. W arum sonst ertönt immer w ieder d er Aufruf zum Kampf gegen alle möglichen Gefahren, beginnend vom Straßenlärm bis zum radioaktiven Staub? W o steuern w ir also hin? Alles, was uns zur V erfügung steht, sind die N aturkräfte und die Bodenschätze. W ir haben sonst nichts. Es ist jedoch längst kein Geheimnis mehr, daß die einen wie die anderen nicht unerschöpflich sind, man kann in manchen Fällen sogar den Zeitpunkt vorausberechnen, bis zu dem der V orrat verbraucht, der Bedarf nicht m ehr gedeckt sein wird. Dennoch hört man aber nur sehr w enig von Sparmaßnahmen. Im allgem einen scheint die M einung vorzuherrschen, daß es schon irgendw ie w eitergehen w erde; wozu hat man schließlich Erfindungen gemacht und die Technik so hoch entwickelt, daß sie schier jede Aufgabe zu lösen im stande ist und die K räfte der N atur nach Belieben lenkt und nützt. — Doch der utopische G edanke von einem Beugen der N atur unter den W illen des Menschen sollte schon einm al als w idersinnig fallengelassen werden. Kleine A ugen­ blickserfolge sind noch längst kein Beweis dafür, die N atur bezw ungen zu haben. Eine einfache Ü berlegung kann uns überzeugen, daß der Mensch n ie­ mals die N atur beherrschen wird, denn er braucht dazu m indestens die gleiche M enge Energie und noch etw as mehr, als die N atur jedem Eingriff in ihr W irken entgegensetzt. Da aber der Mensch alle Energie auch nur aus der N atur nehm en kann, w ird er niem als ein besseres K räfteverhältnis erreichen können als 1: 1, das aber w äre gleichbedeutend m it dem absoluten Stillstand. M an mag es drehen und w enden wie man will, jed e Errungenschaft, und sei sie noch so w ertvoll, zieht auch m inder W ertvolles, ja sogar Schädigendes nach sich. Eben darin liegt die Beschränkung, der all unser Tun und Lassen unterw orfen ist. Je d er Fortschritt, je d er Gewinn verlangt auf der G egenseite ein Opfer, ein Aufgeben. Die M öglichkeiten sind eng begrenzt und lassen sich in dem Satz zusam m enfassen: Nichts auf dieser W elt ist unerschöpflich und nichts ist unnotw endig oder überflüssig. Dazwischen m üssen w ir unseren W eg suchen. H ier nun setzt der Naturschutz ein. Sosehr der technische Fortschritt nach der V erbrauchsseite drängt, heftig strebt der N aturschutz nach der E rhaltung der Substanz, denn die V orräte sind bereits gering. Es soll und es darf zu keinem A usverkauf der G üter kommen, w eder in unserer H eim at noch sonst wo in der W elt. Die Fortentw icklung ist notw endig und sie ist unaufhaltsam , aber sie darf nicht auf Kosten unseres V erm ögens gehen sondern muß dem V orhandenen angepaßt sein. Sie kann alte V orräte v er­ brauchen, muß aber um neue Sorge tragen, sie kann alte M öglichkeiten ab­ bauen, muß aber neue schaffen. Trug der N aturschutzgedanke ursprünglich rein defensiven Charakter, ein Schild vor einigen Tieren und Pflanzen, so ist er heute unter dem A nsturm der technischen Entwicklung nur noch zum geringsten Teil dam it befaßt, in W irklichkeit aber längst schon zwangsläufig zum Angriff übergegangen. Es geht nicht m ehr nur um den Schutz einzelner O bjekte, sondern um die Über­ wachung und V erw altung des gesam ten Lebensraumes, um die Einordnung aller Tätigkeiten in ein einheitliches Konzept für die Erhaltung der Lebens­ grundlagen. So gesehen bekom mt der N aturschutz lebenswichtige Bedeutung und müßte dem entsprechend w eit größere M achtbefugnisse zugew iesen erhalten, denn nur er ist es, der den Kampf gegen die N aturverschw ender und N atu r­ zerstörer führt. Nicht nur Schutz der N atur, sondern in erster Linie V er­ w altung und Betreuung im allgem einen Interesse ist seine Aufgabe. Nicht die A bw ehr von Angriffen auf einzelne N aturobjekte und nicht die V erhandlungen.

(6) 6. ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. um ein m ehr oder m inder schonendes V orgehen bei Eingriffen in die natürl) chen V erhältnisse führen zum Ziele, vielm ehr ist dem N aturschutz unter dem Drucke des technischen Fortschrittes die Pflicht erwachsen, dafür zu sorgen, daß unser Land, unsere Gew ässer, die W älder und Berge, Tiere und Pflanzen, Luft und W asser mit allen ihren W echselw irkungen so erhalten bleiben, daß unser eigenes Leben nicht in G efahr kommt, zerstört zu w erden. Das aber ist nur möglich, w enn den N aturschützern das Recht zuerkannt wird, in allen Fällen einer Beanspruchung der N atur entscheidend einzugreifen, crhne Rück­ sicht auf andere Interessen. Es w äre demnach eine Stelle zu schaffen mit der Aufgabe, einen um fas­ senden Plan für die V erw altung und Betreuung aller Energie- und Rohstoff­ quellen, für die Benützung des Lebensraumes und dessen G esunderhaltung, wie überhaupt für die K oordinierung der verschiedenen Ansprüche der menschli­ chen Gesellschaft zu entw erfen und seine Durchführung zu sichern. U nbestreit­ bar ist damit eine w eitere empfindliche Einschränkung der Freiheit des Menschen verbunden, doch sei den Gegenstim men ins Bewußtsein gerufen, daß eben das rapide Anwachsen der Bevölkerungszahl und ihrer Ansprüche drastische M aßnahm en notw endig macht und machen wird, daß aber ander­ seits unserem K önnen unübersteigbare G renzen gesetzt sind, denn — um ein W ort G ellert's zu gebrauchen: — die N atur läßt sich nicht zwingen. Dipl.-Ing. W. M.. Zu nebenstehendem Artikel: Die Kapfenberger Müllverbrennungsanlage.

(7) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 7. Müll aus Steiermarks Gemeinden wird in Kapfenberg verbrannt! Ob die M üllverbrennung wirklich eine, w ie K apfenbergs B ürgerm eister Franz Fekete sich ausdrückte, „gute Sache" ist, können alle steirischen G emein­ den bald aus nächster N ähe untersuchen. Die K apfenberger bedanken sich dam it für die bem erkensw erte finanzielle Hilfe des Landes Steierm ark bei ih rer bestellten M üllveraschungsanlage. Eine O feneinheit steht der steirischen L andesregierung, Abt. W asserw irtschaft, für M üll-Probe V erbrennungen aller interessierten steirischen Gemeinden zur V erfügung. Es w erden daher ab F rühjahr 1968 Lastw agen Probesendungen von Müll aus allen Teilen Steier­ m arks nach K apfenberg bringen, dam it dieser dort in der M üllverbrennungsan­ lage v erbrannt werde. Denn viele steirische G em einden haben ähnliche Probleme w ie die K apfenberger. Kein Platz für den Müll, G rundw assergefährdung und Gerudisbelästigung bei der offenen Ablagerung. Mit der bestellten schwedischen SKORSTENS-Zwillings-Müllveraschungsanlage glaubt Bürgerm eister Fekete d er­ artige Sorgen für zum indest 60 Ja h re los zu sein. Die K apfenberger G em einde­ v äter erw iesen sich dam it w ieder als fortschrittliche Planer. Im m erhin ist K apfenberg nun die dritte österreichische und die erste steirische Gemeinde, die dem Abfall m it einer sog. Skorstens-A nlage zu Leibe rückt. In A nsfelden bei Linz arbeitet eine derartige bereits seit 1966 zur Z ufriedenheit der G em eindeverw altung. Bevor man das schwedische System w ählte, w urde eine A nlage in G öte­ borg, dann jen e in A nsfelden besichtigt und schließlich noch eine Ladung „Original K apfenberger Müll" nach A nsfelden gefahren, da die vorsichtigen K apfenberger sehen wollten, ob die Skorstens-A nlage diesem besonders schwer brennbaren Müll, w ohl gewachsen w äre. — Sie w ar es. Bald w ird auch die A nlage in K apfenberg für w eitere Prüfungen b ereit­ stehen. Die B etriebskosten sind relativ gering. Im übrigen ist die „Skorstensbolaget" derzeit w ohl das einzige System für G em einden m it kleineren und m ittleren Einzugsbereichen. Die Ausführung, so w ie sie in K apfenberg gebaut wird, kostet ca. 6 M illionen Schilling. Nicht w enig für eine G em einde m it 30.000 Seelen, aber sicher eine gute G eldanlage. T e c h n i s c h e D a t e n der Skorstens-M üllveraschungsanlage K apfenberg — Zw illingsanlage der Type C40B bestehend aus 2 O fenein­ h eiten m it g etren n ter Beschickungsvorrichtung und Rauchgasreinigungsanalge. F assungsverm ögen je O fenraum 12 m3, V erbrennungsleistung je O feneinheit 8— 10 m 3, oder 1,6—2 t/h , G esam tbauhöhe der M aschineneinrichtung ca. 20 m, H öhenunterschied zwischen Bedienungsebene und F euerungsebene ca. 9 m, angenom m ener H eizw ert des Mülls 1200 kgcal/kg. B e s c h i c k u n g : Die Entleerung der M üllwagen erfolgt auf 2 hyd rau li­ schen Kippbühnen, von welchen der M üll über Rüttelsiebe in die V erbren­ nungsöfen gebracht wird. Zur U nterstützung der V erbrennung steht ein H eiß­ luftgebläse, 350° C, je O feneinheit zur V erfügung. Die Rauchgase w erden über eine Filtereinrichtung (3 Zyklone) durch ein Saugzuggebläse mit einer Leistung von 36.000 nm3/h geführt.. „Naturschutz von A—Z“ Der österreichische Naturschutzbund (Bundesgeschäftsstelle, Ham erlinggasse 8/1., 8010 Graz) bringt mit Beginn des Jahres 1968 ein Handbuch „Naturschutz von A bis Z" heraus, das endlich in übersichtlicher Form über alle Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes, über die rechtlichen Grundlagen und verschiedene Spezialproblem e Aufschluß gibt. Es eignet sich besonders als Ar­ beitsbehelf für jene, die mit Natur und Landschaft in Verbindung treten und als inform ative Lek­ türe für alle, die am Natur- und Landschaftsschutz interessiert sind. Die Subskriptionsfrist läuft mit 31 Jänner 1968 ab, danach wird der Bezugspreis statt S 85.— jährlich S 100.— betragen. Wir empfehlen die Subskription dieses einzigartigen W erkes allen unseren Lesern wärmstens. Die Schriftleitung.

(8) 8. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. ödus dßX 'SäiLfylce.it dßx Stßihiscfijw VoqßjlscÄutJztü&Jtte. Der Storchbestand in der Steiermark im Jahre 1966 Die Erfassung und Betreuung des Storchenbestandes in der Steierm ark w urde im Ja h re 1966, w ie seit 1950, vom B ereiditerstatter fortgesetzt. Er w urde diesm al von Ing. Bruno W eissert und Helm ut H aar unterstützt. Festgestellt w urden 92 H orstpaare, davon 78 P aare m it Jungen, aus deren H orsten 211 Junge ausgeflogen sind. V ierzehn Paare blieben ohne Junge. N ur ein neuer H orst w urde in diesem Ja h r von N euansiedlern gegründet. Diesem Paar w ar aber kein Bruterfolg beschieden. V on den im V orjahr besetzten H orsten blieben 4 verw aist, in 6 H orsten hielten sich Einzelstörche auf. 13 H orste w urden in diesem Ja h r von M enschenhand entfernt. Die Zahl der vorhandenen N iststätten v erringerte sich daher auf 101 H orste. W ährend der Brutperiode gingen von den brütenden Altstörchen 8 zugrunde. D rei von ihnen w urden bei Storchkämpfen getötet, einer durch Blitzschlag, zwei durch Kollision m it Strom leitungen, einer durch Abschuß, von einem blieb die Todesursache unbekannt. In 4 H orsten blieb die Brut aus oder ging zu­ grunde, nachdem einer der A ltvögel ausgefallen war. Im Vergleich zu den vorhergegangenen Jah ren w ar die A nzahl der N eu­ gründungen auffallend gering: 1966 nur 1 H orst gegenüber 9 H orsten im Ja h r 1965 und 8 H orsten im J a h r 1964. Trotz dieser Tatsache, einer v erh ä lt­ nism äßig großen Zahl von H orsten ohne Junge und d er Entfernung von 13 Horsten, w ar der geringeren A nzahl von Brutpaaren ein besserer Bruterfolg beschieden. Ein V ergleich läßt dies deutlich erkenen. Im Jah re 1964 hatten 96 B rutpaare 219, im Ja h re 1965 103 Paare 151 Junge und im heurigen Ja h re n ur 91 Paare 211 Junge, die alle ausflogen. Dies läßt hoffen, daß die v e r ­ schiedenen negativen Einflüsse, wie der A usfall von v erp aarten Altstörchen, die Entfernung von H orsten und Storchkämpfe von der Population v erk raftet w erden können und keine rückläufige Entwicklung des Bestandes eintritt. Auch in diesem Ja h re w urden w eitere, unserer Kenntnis bisher en tgange­ ne H orste erstm als erfaßt. Es ergeben sich daher gegenüber den vorhergegan­ genen Berichten K orrekturen. Sie w erden unter anderem G egenstand eines zusam m enfassenden Berichtes über die Bestandesaufnahm en von 1950 bis 1966 sein. Es kann aber je tzt schon gesagt w erden, daß allmählich sämtliche v o r­ handenen H orste mit B rutpaaren erfaßt sind. Für die kom m enden Ja h re w ird auf eine lückenlose Erfassung Bedacht genommen w erden m üssen, bei der U nübersichtlichkeit des U ntersuchungsgebietes gewiß keine leichte Aufgabe. W eiters w ird die Beobachtung der Bestandesentw icklung eine u n serer H aupt­ aufgaben sein. M it der Anschaffung eines Fernrohres w ird es in H inkunft möglich sein, Ringablesungen bei Ringstörchen vorzunehm en. Ringstörche sind in den letzten Ja h re n verm ehrt beobachtet worden. Die Fledermausuntersuchungen im Jahre 1966 Für die Einrichtung eines neuen V ersuchsgebietes w urden 50 Flederm aus­ nisthöhlen aus H olzbeton der Fa. Schwegler angeschafft, die im nächsten Jah r ausgebracht w erden m üssen. Dem N aturschutzreferat der Abt. 6 der Stmk. L andesregierung sei herzlich gedankt für die finanzielle U nterstützung, durch welche diese Anschaffung ermöglicht wurde. Die K ontrollen in den alten V ersuchsgebieten in der G razer Bucht ergaben ähnliche R esultate wie im V orjahr. Eine vom Berichterstatter beringte F leder­ m aus w urde im gleichen N istkasten w iedergefunden. Eine Reihe w eiterer K ästen w ar in diesem Ja h r erstm als von Flederm äusen benützt worden. Die K ontrollen in den Sommer- und W interquartieren zeigten, daß bei manchen A rten eine V erm inderung in der Bestandesdichte eingetreten ist..

(9) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 9. Vor allem trifft dies für die H ufeisennasen zu. Von diesen ist der Bestand der Großen H ufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) in einigen Q uartieren auf ein bereits bedenkliches Maß herabgesunken. Insgesam t w urden 444 Flederm äuse beringt, die sich auf folgende A rten verteilten: 1 Gr. M ausohr (Myotis myotis), 176 Zw ergflederm äuse (Pipistrellus pipistrellus) und 267 Langflügelflederm äuse (Miniopterus schreibersi). Es ge­ langen 173 W iederfunde beringter Flederm äuse: 1 Gr. H ufeisennase (Rh. ferrumequinum), 1 Zwergflederm aus (Pipistrellus pipistrellus), 2 M opsfleder­ m äuse (Barbastella barbastellus), 7 Kleine H ufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) und 162 Langflügelflederm äuse (Miniopterus schreibersi). Im F ebruar 1966 w urde mit einer Studentengruppe der Bestand an Fleder­ m äusen in der Drachenhöhle bei M ixnitz erfaßt. Es w urden gezählt: 557 Große M ausohren (Myotis myotis), 355 Kleine H ufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) und 5 Gr. H ufeisennasen (Rh. ferrumequinum). In der Lurgrotte bei Peggau, wo früher eine Schlafgemeinschaft bis zu 120 Stück G roßer H ufeisen­ nasen anzutreffen war, w urden nur m ehr Einzelstücke festgestellt. Der B erichterstatter dankt allen seinen M itarbeitern für ihre selbstlose Hilfe, insbesondere Ing. Bruno W eissert, Helm ut H aar und cand. phil. G erhard Kochseder sowie den Studenten, die ihn auf seinen Exkursionen begleiteten. Univ.-Doz. Dr. O tto K e p k a, Zoolog. Institut der U niversität Graz Bestandesaufnahmen und Vogelberingung in der Oststeiermark Zusammen mit H errn Samwald aus Fürstenfeld w urde zur U nterstützung von Univ.-Doz. Dr. O tto Kepka (siehe dessen Bericht) vom B erichterstatter der Bestand des W eißstorches in den Bezirken Feldbach, Fürstenfeld und teil­ w eise im Bezirk W eiz dairchgeführt. Im Bezirk H artberg arbeiteten die H erren Samwald und Ing. W eissert aus Neudau. In Riegersdorf bei Ilz m ußte der alte Storchenhorst entfernt werden. Es gelang für nur S 353.— einen neuen zu errichten. Der neue H orst w urde vom Storchenpaar sofort angenommen und ein Jungvogel durchgebracht, welcher dann vom Berichterstatter beringt wurde. In H artberg w urde ein Storch mit einem Ring an einem Ständer festgestellt, und gemeinsam mit H errn Samwald konnte am 16. und 18. Mai die Ringnummer abgelesen w erden. Nach M itteilung der Nummer an die V ogelw arte Radolfzell w urde uns m itgeteilt, daß der* Storch im Ju li 1960 in U nterw art im Burgenland nestjung beringt w orden ist. W eitere Ringstörche w urden beim Durchzug ab Ende Juli 1966 auf den Feldern zwischen K alsdorf und N eudorf bei Ilz beobachtet. Es w aren 2 „Rechtsringe" und 1 „Doppelring". Es gelang nicht, diese Ringe abzulesen, da die T iere m eistens auf den W iesen nach N ahrung suchten und die Ringe vom Gras verdeckt w aren, ü b e r eine W oche lang w urde täglich vor A rbeitsbeginn 2—3 Stunden Vorpaß gehalten. Uber den „Doppelring" teilte die V ogelw arte Ra­ dolfzell mit, daß in Baden (W estdeutschland) die Störche doppelt beringt w erden und dieser Storch daher mit sehr großer W ahrscheinlichkeit aus diesem Gebiet stammt. Auf insgesam t 47 K ontrollfahrteen an 39 Tagen w urden die Rauch- und M ehlschwalben in N eudorf bei Ilz kontrolliert. Dabei w urden 350 Jungschw al­ ben beringt. Es gelang, zwei im V orjahr beringte junge Rauchschwalben eines Geleges in unm ittelbarer N ähe vom Brutnest an ihrem eigenen N est wiederzufangen. A ußerdem w urden sechs als erwachsene Tiere beringte Rauchschwal­.

(10) 10. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. ben w iedergefangen. Die Kontrolle der Rauch- und M ehlschwalben in Buch' berg bei Ilz hatte H err Samwald übernommen. In den M onaten März bis M ai w urde auch die Kiebitzkolonie N eudorf bei Ilz ständig unter K ontrolle gehalten, ü b e r 20 Brutnachweise, vermutlich aber über 30 Brutpaare w aren vorhanden. G enaue K ontrollen sind auf den landwirtschaftichen N utzungsflächen nicht immer möglich. Ende Mai ging die Übersicht verloren, da die V egetation bereits zu hoch war. Es konnten 28 junge Kiebitze beringt w erden. Auch hiebei w urde der Berichterstatter von H errn Samwald unterstützt. So w urde nicht nur Benzin gespart, sondern es konnten auch interessante Beobachtungen gegenseitig bestätigt w erden. A ußerdem beobachteten wir im Lafnitztal, besonders die N eudauer Teiche, im unteren Ilz- und Feistritztal sowie die Fischteiche im Raabtal bei Kirchberg und Saaz sowie Schloß Hainfeld. Dabei w urden vom Berichterstatter 140 V ogelarten im Jah re 1966 beobachtet, Flerr Samwald beobachtete 144 Arten. N eben zahlreichen eigenen W iederfängen und einer Inlandrückm eldung langten 2 A uslandsm eldungen aus Italien und eine aus O stdeutschland ein. Insgesam t w urden im Jah re 1966 vom Berichterstatter 973 Vögel beringt. B erichterstatter H elm ut H a a r , Ilz Nr. 183, Oststmk.. Vom Bauen im Dorf — (Brief an einen Bürgerm eister — W ir haben uns über Ihre Einladung vor einigen W ochen an einer Be­ gehung in Ihnem O rt als Fachberater beteiligt. In Ihrer besonderen Sorge um die Bewahrung des Bildes Ihres Dorfes und um die rechtzeitige A bw en­ dung von dauernd w irkenden Störungen haben Sie viele einschlägige Fragen an uns gerichtet. Die Beantw ortung w ar nicht immer leicht, manches ist auch offen geblieben. Die in Ihrem Dorf sich vollziehende Erneuerung und Bebauung ist schon recht beachtlich, und das O rtsbild hat durch sie schon einige w esentliche Ä nderungen erfahren. Nicht alles ist gut, einiges aber besonders schlecht geworden. Manchmal sind es nur K leinigkeiten, ein übel gestalteter Zaun, eine falsch gem auerte Steinm auer, eine w ilde Plakatierung an einem eben renovierten gutgeform ten W irtschaftsgebäude, eine grellgelbe K unst­ stoff-Balkonbrüstung, eine W eißblechdachdeckung usw. Die Summe solcher kleiner U ntaten aber w irkt sich in einem O rtsbild verheerend aus. In der Neubebauung, vor allem am Rande Ihres Ortes, verbreiten sich unterschiedliche, bedenkliche Bauformen von K leinhäusern, die fast alle zur Behausung dienen. Sie haben sich nun gefragt, was ist dagegen zu tun? W ie soll sich diese durchwegs unbegründete, fast ausschließlich aus der „Kitschsphäre" unserer Zeit kommende starke U nterschiedlichkeit der Formen sinnvoll zu einem ge­ ordneten Ganzen zusamm enfügen lassen? Es geht hier nicht um Ä ußerlich­ keiten! Diese zum eist schlecht gestalteten Bauwerke sind auch im inneren A ufbau oft m ehr als bedenklich. Es geht um die O rdnung im Ort, um die Bewahrung eines gesunden Gefüges und nicht zuletzt um eine Harmonie im Bilde Ihres O rtes und der Landschaft! Seit vielen Jah ren w erden in der Steierm ark, vorw iegend über A nregung von Bürgerm eistern, O rtsbegehungen durchgeführt. Es geht dabei immer um die ernste Beurteilung des Erscheinungsbildes eines Ortes, seiner G assenräume, der Plätze, öffentlicher G rünanlagen, einzelner besonderer G ebäude oder Bau­ tengruppen, von G edenkstätten, Friedhöfen, der Form der O rtsbeleuchtung usw. Die Ergebnisse solcher O rtsbegehungen gipfeln nun in Forderungen zu Erneuerungen, V erbesserungen oder in M aßnahmen zur Bewahrung. V iele der.

(11) / ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. D ie S u m m e k lein er „ U n ta ten “ w ir k t sich fü r das O rtsb ild sehr n ach teilig aus. O rtsbegehungen finden in Dörfern statt, und da erkennt man nur zu deutlich: Das „alte" Dorf geht unaufhaltsam unter, seine Reste und N euheiten aber sind fast durchwegs schon formlos geworden. Dörfer im „althergebrachten" Sinne gibt es auch bei uns nur m ehr ganz selten. Die W andlungen der Lebens­ w eise der Dorfbewohner, die Strukturw andlungen, die starken V eränderungen in den diversen A rbeitsm ethoden, vor allem bei Bauern und H andw erkern und die A nsiedlung bisher dorffrem der gewerbl. Betriebe und Industrien be­ einflussen selbstverständlich auch die Formen beim U m gestalten oder neuem Bauen. Ein starker Trend zu städtischen V orbildern führt zu m eist unbefriedi­ genden Ähnlichkeiten mit diesen. Es gelingt letzten Endes aber doch nicht, ein Gleiches zu erreichen, w eil viele V oraussetzungen hiezu im Dorf — auch in der Zukunft — anders sind. Darin kann aber ein Chance, daß sich das Dorf auch in der Zukunft eine gewisse eigenständige Form bew ahren wird, ge­ sehen werden. Die V orstellungen über die w eitere bauliche Entwicklung der Dörfer gehen — selbst in Fachkreisen — w eit auseinander. Es w ird von Berufenen, aber auch Unberufenen,, viel experim entiert. Die einen reden mit Recht davon, daß d er nur wedterleben kann, der sich für das „Heute" auch im Bauen en t­ scheidet, aber das Bauen landet oft in der „A rchitekturkonfektion", die sich jetzt von V orarlberg bis ins Burgenland verbreitet, und die anderen führen seltsam erw eise noch immer das A rgum ent „landschafts gebundene Bau­ weise" ins Treffen, obwohl über diesen Begriff größte U nkenntnis herrscht. Im Grunde genommen gibt es gar keine „landschaftsgebundene Bauweise" in form aler Hinsicht. Resultat: Verniedlichung von Bauformen, hohler Prunk, billigste Form losigkeit und V erflachung der Hausbilder, aber diese „Marke" w ird in allen österreichischen A lpenländern gut „verkauft" In Ihrem O rt haben w ir von beiden Fällen Beispiele. Die dritte Gefahr für unsere Dörfer und ihre Umgebung bilden die G egen­ stände „Fertigteilhaus", nach Typen aus dem In- und A usland, das Haus von der Stange. Der Planer weiß nicht mehr, w o das H aus errichtet w erden wird, es fehlt d aher jede V orsorge in der G estaltung, die notw endig ist, um ein H aus in das G elände und die Umgebung einzuordnen, besser noch „einzu­ schmiegen"..

(12) 12. ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. Und nun stehen Sie als Bürgerm eister eines Dorfes vor all diesem bauli­ chen Geschehen und sollen ein richtiges U rteil fällen. W enn Bau willige und leider auch die Planer so oft versagen, w as soll da die Baubehörde noch retten können? Dazu stimmt einen das Tun des Gesetzgebers sehr nachdenklich, w enn er die v o l l e V e r a n w o r t u n g für die baulichen Belange des Dorfes oft einfachen, zur Bew ältigung dieser so schwierig zu lösenden A ufgabe nicht vorgebildeten Menschen zuweist. Jedes Bauen löst außer kom plizierten Rechtsfragen doch für das Dorfgefüge sowie für das Dorf- und Landschaftsbild die enorm wichtigen Fragen der Baugestaltung, der Einordnung und der Einfügung aus. W ir glauben daher, daß es doch einige G rundsätze gibt, die bei V orliegen von konkreten Bauansuchen für Um-, Zu- und N eubauten genauest zu beachten w ären. Einige dieser G rundsätze seien nun angeführt: Bevor eine Beurteilung eines Ansuchens ur^ Baugenehmigung erfolgt, m u ß eine einw andfreie graphische D arstellung das V orhabens im Einreichplane vorhanden sein, die für die A usführung verpflichtend bleibt. W as sich zeich­ nerisch nicht darstellen läßt, ist in einer gesonderten Baubeschreibung anzugegeben, dazu gehören u. a. die geplante D achdedum gsart, A ußenputz- und F ärbelungsart und die Bauart der Einfriedung. Daß im Einreichungsplan eine einw andfreie D arstellung der Bauparzelle und ihrer unm ittelbaren Umgebung nach den tatsächlichen örtlichen V erhält­ nissen enthalten sein muß, versteht sich eigentlich von selbst. Der K ataster­ maßstab genügt hiezu nicht. Deshalb schreibt auch jede Bauordnung einen bestim m ten größeren M aßstab vor und verlangt z. B. auch eine D arstellung der N i v e a u v e r h ä l t n i s s e auf dem Grundstück. Die örtliche W idmungs- oder B auverhandlung darf eigentlich erst dann von Ihrem Amt ausgeschrieben w erden, w enn das V orhaben eindeutig im Plan dargestellt und beschrieben erscheint. Liegt das Grundstück in einem Landschaftsschutz- oder N aturschutzgebiet, dann ist der K onsensw erber v er­ pflichtet, seinem Ansuchen die A usnahm egenehm igung der N aturschutzbehörde beizulegen. Selbstverständlich ist es u. a. auch, daß eine Entscheidung der Forstbehörde vorliegen muß, falls das Grundstück oder Teile von ihm, W ald­ fläche sind (Rodungsgenehmigung). Ihr Bausachverständiger w ird nun bei der örtlichen V erhandlung nicht nur die baupolizeilichen Belange für die Baukonstruktion, die Raumhöhen, die Raumbelichtungen, die Stufenformate, die F euerungsanlagen und die sanitären Einrichtungen usw. zu prüfen haben und falls hier W idersprüche mit den landesrechtlichen Bestimmungen festzustellen sind, daraus Baubedingungen formulieren, er wird, und das ist für unsere Interessen zur W ahrung des Ortsr und Landschaftsbildes von ausschlaggebender Bedeutung, die geplante äußere G estaltung einer eingehenden Prüfung unterziehen. W eiße oder sonst hellfarbige oder glänzend w irkende Dacheindeckungen sind in unseren Landschaften immer störend, sie m üssen daher m it allem Nachdruck verhindert w erden. D unkelfarbige Dacheindeckungen sollen aus Baustoffen hergestellt w erden, die den vorhandenen Dachdeckstoffen auf G ebäuden in der unm ittelbaren Umgebung gleichen. Die Größe des geplanten Bauwerkes, Höhe und flächenmäßige A usdehnung sollten sich möglichst im Rahmen der bestehenden um gebenden Bebauung be­ wegen. So könnte man z. B. ein vielgeschossiges M ehrfam ilienhaus nicht unbe­ denklich innerhalb einer K leinhaussiedlung zulassen. Jedenfalls sind solche Belange einer besonderen Betrachtung an O rt und Stelle zu unterziehen. Da w ir uns besonders für die äußere Erscheinungsform eines w erdenden G ebäudes interessieren, ist auch die Putzart und die Färbelung festzulegen. Von der Unsitte, Kellergeschosse, vor allem, an H äusern am Hang, farbig zu.

(13) ©Naturschutzbund Steiermark, NATURSCHUTZBRIEF Austria, download unter www.biologiezentrum.at STEIRISCHER. 13. kräftig vom übrigen H ausputz abzusetzen oder aus verfügten klobigen N a­ tursteinverblendungen herzustellen, sollte endlich A bstand genommen w erden. G erade dadurch, daß der Außenputz einheitlich bis nahe zur Schnittlinie des G ebäudes m it dem Terrain geführt wird, gibt er die Möglichkeit, das Bau­ w erk ins Gelände optisch richtiger einzubinden. Die Form losigkeit der überw iegenden Zahl z. B. neuer K leinwohnhäuser, bis etw a 120 m2 v erbauter Fläche, resultiert aus den unrichtigen M aßen der Aufm auerung, einer ungünstig w irkenden Dachneigung und dem viel zu starken V orziehen der Dachflächen an Giebeln und Traufenseiten. In solchen Fällen sollte Ihr Bausachverständiger K orrekturen vornehmen. Quadratische oder ausgezahnte G rundrisse führen selten zu guten H aus­ formen. Langgestreckte Rechteckgrundrisse ergeben bessere Raumanordnungen im H ause. Eine bauliche U nsitte ist verbreitet, über die Langseite des H auses die Giebel aufzubauen. Von den allein zur D ekoration dienenden m aßstab­ losen A ußenkam inen aus B ruchsteinplattenm auerw erk w ollen w ir gar nicht reden. V iel Unfug geschieht zur Zeit, wenn am Kleinhaus unförmige Balkone aufgesetzt w erden. Es ist bekannt, daß solche Balkone kaum benützt werden. Der falsch verstandene „Heimatstil" führt zu unorganisch angeordneten B retter­ verkleidungen an den Fassaden, zu B ruchsteinsäuldien(: „Verzierung" dm Putz, usf. Balkon- oder T errassenbrüstungen w erden zu erschreckenden „V erkitschun­ gen" gebracht. Bunt bem alte S tahlstäbe in modischer O rnam entik an g eo rd n et; aber auch w aagrechte leiterartige V erbretterungen w irken störend. Welch verheerende W irkung „neuartige'' M etallzäune auslösen, sahen wir. M an könnte die Reihe der aufgezählten M ängel im allgem einen Bauge­ stalten w eiter fortsetzen. Der gew ollten und ungew ollten U ntaten auf diesem Gebiete gibt es nur zu viele. Eigenwilligkeiten, Nachbildungen schlechter Baubeispiele, m inderw ertige Bastlerarbeit durch Fachunkundige, das Bedürfnis mit dem „Bauwerk" um jeden Preis aufzufallen, und das zumeist völlige Ausschalten der Planer bei der Bauausführung usf. führen zu den oft so seltsam en, die guten Hauslandschaften zerstörenden Baugebilden. Daß die Öffentlichkeit ein w ohlbegründetes Recht auf eine allgem eine gute B augestaltung hat, sollte allen, die mit Baugenehm igungen zu tun haben, w eiterhin bew ußt bleiben. Ein Gang durch Ihren O rt hat uns dies besonders deutlich erkennen lassen. O rtsbegehungen sollen periodisch w iederholt w erden; es w ird dabei jew eils Erfolg oder M ißerfolg der ernsten Bemühungen um die Erhaltung der Schön­ heit Ihres Dorfes zweifellos gut registriert w erden können. W ir sind bei Ihrer nächsten O rtsbegehung gerne dabei als Ihre Bauberater. Naturschutzsendungen im Rundfunk Es "wurde beschlossen, die im Jahr 1967 laufende, überaus beliebte Sendereihe über die steirischen Naturdenkmale audi noch im Jahr 1968 fortzusetzen, damit die w ichtigsten Naturdenkmale aller Bezirke darge­ stellt werden können. D iese Sendungen werden zu folgenden Ter­ minen jew eils Dienstag von 15.45 Uhr bis 16 Uhr stattfinden: 13. Februar für die Bezirke Feldbach und Radkersburg, 12. März für Bruck a. d. Mur und Knittelfeld, 9. April für die Bezirke Liezen und Bad A ussee und 14. Mai für den Bezirk Gröbming mit einem zusammenfassen­ den Schlußwort.. A ls neue Sendereihe für 1968 ist geplant, jew eils an Sonntagen eine Sendung unter dem Titel „Schutz und Pflege unserer Heimat" aus dem Aufgabenbereich des steirischen Naturund Landschaftsschutzes in der Zeit von 13.45 Uhr bis 14.30 Uhr im Regionalprogramm zu bringen. Die Termine hiefür sind: 31. März, 23. Juni, 29. September und 8. Dezember 1968. Zur Gestaltung dieser Sendereihe werden ebenfalls w ieder die Mitarbeiter in den Bezir­ ken heranzgezogen werden, w obei daran gedacht ist, vor allem über die Erfolge der prakti­ schen Tätigkeit zu berichten..

(14) STEIRISCHER ©Naturschutzbund Steiermark,NATURSCHUTZBRIEF Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 14. A u s dec H aiucttU uitzficaxis Gründung einer Ortsstelle in Leibnitz Am 27. Septem­ ber fand in Leibnitz die Gründung einer O rtsstelle des ÖNB statt. Nach einer Besichtigung der Sulmau im W esten der Stadt, die als Erholungsraum für Einheimische und Fremde in besonde­ rer W eise geeignet erscheint, wird ins Auge gefaßt, hier einen Naturpark mit W anderwegen und Ruhebänken zuerrichten, der bis zum Hang des Schloß­ berges von Seggau reichen soll. Um 19 Uhr versamm elten sich die Teilnehmer im Kam­ mersaal Leibnitz der gewerblichen Wirtschaft, der vom Präsidium der Kammer in Graz in dankenswerter W eise kostenlos zur V erfü­ gung gestellt worden war. Nach einer ein ­ drucksvollen Begrüßungsansprache des Ob­ mannes der Landesgruppe Steiermark, Wirkl. Hofrates Dipl.-Ing. Paul Hazmuka, hielt ORR. Dr. Curt Fossel einen Lichtbildervortrag, der die Teilnehmer anhand schöner Farbaufnah­ men und treffender B egleitw orte vom D adistein durch die ganze Steiermark bis w ieder zurück zum Dachstein führte. Die dadurch aufgelocker­ te Stimmung führte zu einer lebhaften D iskus­ sion, an der sich verschiedene Damen und Herren, im besonderen der Obmann des V er­ schönerungsvereines Leibnitz, Kaufmann Ro­ land Billinger, Landtagsabgeordneter Aichholzer und der Bürgermeister von Leibnitz, Dr. A ugu­ stin, beteiligten. Von Hofrat Hazmuka und ORR. Dr. Fossel wurden dabei verschiedene Anfragen aus dem Publikum über Naturschutz­ probleme sofort beantwortet. Nach einer längeren W echselrede wurde mit Stim m eneinhelligkeit Dr. D ieter Cwienk zum Obmann und Günther K ascyca zum Schrift­ führer der neugegründeten O rtsstelle gewählt. Wir begrüßen die neue O rtsstelle und w ün­ schen ihr eine gedeihliche Entwicklung sow ie erfoglreiche Arbeit für den Naturschutzgedan­ ken.. ^CHU"^. Plakate zum Schutz der V ögel und Hecken W ie bereits mehrfach im „Steirischen N atur­ schutzbrief", in der Zeitschrift „Natur und Land" und in der T agespresse ausführlich er­ wähnt, erfüllen die Hecken und Flurgehölze, insbesondere auch solche entlang von W asser­ läufen, eine w ichtige und nicht ersetzbare biologische Funktion. Es widerspricht daher den unveränderlichen N aturgesetzen, Hecken oder Flurgehölze über­ haupt zu entfernen oder sie bei notwendigen Verjüngungsschnitten so zu verstümmeln, daß sie ihre vielfältigen Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Die erforderlichen A rbeiten !*ur Freihaltung der W asserläufe und zur V er­ en gu n g im notw endigsten Ausmaß dürfen daher nur zwischen dem 30. 9. und 15. 3. durchgeführt werden; in der anderen Zeit sind sie grundsätzlich verboten. Dazu gehört auch das Abbrennen von Feldrainen. Über­. tretungen sind nach § 14 der Naturschutzverordnung, RGBl. I S., 568, im Zusammenhang mit dem Gesetz vom 4. Juli 1964, w omit na­ turschutzrechtliche Strafbestimmungen erlassen wurden, LGB1. Nr. 318/1964, zu ahnden. Entsprechende Plakate wurden mit der Bitte, sie auszuhängen, an die Bezirksforst­ inspektion, den Bezirksjägermeister, die G e­ meinden, Gendarmerieposten, Bezirksschulräte und die Ortsstellen der Steirischen Bergwacht verteilt.. 65. Vorstandssitzung der Landesgruppe Steiermark Der Vorstand der Landesgruppe Steiermark trat am 7. N ovem ber zu seiner 65. Sitzung zusammen. Aus der umfangreichen Tagesord­ nung seien im folgenden einige der wichtig­ sten Punkte herausgegriffen. Besondere Aufmerksamkeit beanspruchen die duich die Firma W ienerberger verursachten Rauchschäden im Raume von Graz. Prof. Dr. Härtel berichtete, daß er eine merkliche Zunahme der Grundbelastung der Luft, jedoch keine Zunahme von SO2 festgestellt habe. Da die Pflanzen — vor allem die Fichten — in dem fraglichen Gebiet jedoch deutliche Schäden aufweisen, muß die Ursache m öglicherweise in der Zunahme des Fluorgehaltes gesucht w er­ den. Auf die Frage von ORR. Dr. F ossel, ob die schädlichen Stoffe durch entsprechende Filter aufgefangen werden könnten, teilte Prof. Dr. Härtel mit, daß dies w ohl möglich, jedoch kaum rationell sein dürfte. Oberbaurat Dipl.-Ing. Reisinger berichtete über die Fortschritte des Landschaftspflege­ planes von Graz. Die Karte des Grüngürtels von Graz ist nunmehr auch auf die um ge­ benden Gemeinden ausgedehnt und fertiggestellt worden. D iese Karte bildet auch d ie Grundlage für die A ufstellung eines Flächennulzungsplanens. OBR. R eisinger stellte fest, daß die Gefährdung des Grüngürtels außerhalb der Stadtgrenze größer sei als innerhalb. D ie gesam te Planung wird in etwa einem Jahr abgeschlossen sein.. Einsatzstelle Kirchbach (Aus dem anläßlich der 1. Bezirks]ährestagung in Feldbach von Einsatzleiter Friedrich A b t erstatteten Bericht.) Es ist ein w esen t­ licher Unterschied, wenn man von der Bergwacht im alpi­ nen Raum spricht oder von der im Hügelland. Wenn die Idee der Berg­ wacht von Bayern über Tirol und Salzburg — in die Steiermark kam, so haftete sie vorerst im obersteirischen und w eststeirischen Teil unseres Landes. — Dort wurde der Ruf, die Natur zu schützen — wo noch etw as zu schüt­ zen ist — wach. Im oststeirischen Hügelland,.

(15) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 15. dem nidit-alpinen Raum, in Kirchbach zum Bei­ spiel, ist die Idee der Bergwacht vorerst auf taube Ohren gestoßen. Man sagte sich: W ozu Bergwacht? — W ir haben doch hier keine Berge zu beschützen I W ir haben doch nicht diese V egetation w ie in den Alpen I — Und einen Wald- und W iesenhüter für andere zu machen? So kam die Idee der Bergwacht im Jahre 1962 nach Kirchbach. Oberförster Karl W a g ­ n e r , der bereits jetzt in Pension ist — kämpf­ te bei der Gründung der Bergwacht im Ge­ richtsbezirk Kirchbach wahrhaftig gegen W ind­ mühlen. Oder besser gesagt: gegen ver­ stockte Herzenl — Er lud seine fünf Berg­ wächter zur Versammlung ein — und die Hälfte kam. Zweieinhalb Bergwächter. Jawohl, denn ich war der halbe Bergwächter. Warum halb? — Papierschnitzel, D osen und Unrat für andere wegräumen oder gar mit Leuten umherstreiten, was sie in der Natur tun und lassen dürfen — dazu fühlte ich keine Beru­ fung Erst als im Jahre 1965 Oberregierungsrat Dr. Fossel mit Professor Dr. W inkler in Kirchbach eine Bergwächterschulung mit Licht­ bildern abhielt — bei der nicht mehr als vier Kirchbacher Bergwächter anw esend waren, w ovon zw ei anschließend wieder ausschie­ den — , da vollzog sich in mir eine W andlung zur Idee der Bergwacht! Zu uns kommen A usflügler per Auto — in die Wälder, rauchen, lärmen und nehmen womöglich im Kofferraum Brennholz mit — Schneeglöckchen mit Knollen oder in Frannach Maiglöckchen oder in Kirchbach Seidelbast, Palmkätzchen und so w eiter. Und w eil hier alle Berufe in der Bergwacht vertreten sind, so ist einm al z. B. der Bauer selbst, bei seiner Arbeit im W ald und Flur, im D ienste der Bergwacht. Oder der W eidmann als Heger und Jäger. Der Lastwagenfahrer als Hüter und Wächter der Straße. Der Straßenwärter insbe­ sondere. Der Gewerbetreibende bei seinen A usflügen in die Natur. Der Gastwirt als Fremdenverkehrswerber und Naturkundiger. Der Justiz-Inspektor in seinem Amt. Der Pend­ ler mit Pkw, der zur Arbeit fährt, usw. A lle unsere Bergwächter sind som it ständig im Einsatz. A udi w enn sie nur z. B. als Rentner aus ihrem Fenster schauen und am W aldes­ rand — ein parkendes A uto erblicken. W as die Schuttablagerung bei uns betrifft, so sagt die Gemeinde, sie habe „sowieso" die Gendarmerie beauftragt, die Ablader in flagranti zu erwischen. Die Gendarmerie w ie­ der behauptet, sie habe keinen auf frischer Tat beim Schuttableeren erwischt. So liegt das Gerümpel umher — und fast müßte die Berg­ wacht einen freiw illigen A rbeitsdienst insze­ nieren, um diese Sachen w egzubringen! — S eit dem Jahre 1966 leite ich nun die Ein­ satzstelle der Bergwacht im Gerichtsbezirk Kirchbach. W as wurde seither getan? Mit der Parole: „W eg von der Straße — hinein in die Natur r erwarb ich in W eidm annskreisen und anderen Berufsschichten Gleichgesinnte für die Idee der Bergwacht! In 16 O rtsstellen des Gerichtsbezirkes Kirch­ bach befinden sich heute insgesam t 34 Berg­ wächter — davon 20 aktive und 14 Anwärter.. A ufn ah m e d es T ag- und N a ch tfa lterb esta n d es W aivor TWnlnnrl. Foto Ina. Hack. Einsatzstelle Anger Am 8. September fand in Anger bei W eiz die Gründungsversammlung der Bergwacht­ einsatzstelle Anger statt. E insatzstellenleiter Rauchfangkehrermeister Karl Possnitz stellte die Bergwächter der Gemeinde, Exekutive, den Schu­ len und anderen geladenen Gästen vor und berichtete über die bisher geleistete Aufbau­ arbeit. So wurden vollkommen geschützte Pflan­ zen im Bereiche der stark frequentierten W an­ derw ege in zahlreichen Einsätzen mit Plastik­ schildchen versehen und konnten dadurch er­ halten werden. W eiters wurden verschiedene Neupflanzungen selten gewordener heimischer Blütenplanzen vorgenommen. D iese Aktionen sollen fortgesetzt werden. Bezirkseinsatzleiter Ing. Hack sprach über die vielen Aufgaben der Bergwacht und über die gesetzlichen Grundlagen. Die anwesenden Behördenvertreter sicherten den Bergwächtern der neuen Ein­ satzstelle ihre volle Unterstützung zu und unterstrichen dies u. a. durch die Zusage, kostenlos einen Schaukasten bereitzustellen. Anläßlich eines Landschaftsinventares wird im W eizer Bergland auch der Tag- und Nacht­ falterbestand aufgenommen. Bis jetzt konnten ca. 750 Arten festgestellt werden. Hiezu leistet auch die W eizer Bergwacht ihren Beitrag in Form von M itarbeit bei den vielen notw en­ digen Leuchtabenden, welche Dipl.-Ing. Heinz Habeier (er ist auch für das Joanneum in Graz tätig) durchführt (siehe das obenstehende Bild!)..

(16) r .D *ö «. ü 3 1 q r r ..I t urschutzbund. ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. La iv 1q z g r pp e S t e l e rma r k .’ vom 1n 1' ■ 1at 3 17 /11 10 G r a Z. p*b*b5 g ^ ^ i m m g s o r t Graz 8010 Verlagspostamt Graz. W aldschutzbrief Ansichtskartenaktion D er S teierm ärk isch e W ald sch u tzverb an d hat e in e S erie v o n A n sich tsk arten h erau sge­ bracht, d ie an ein e groß e Z ahl v o n P ersö n ­ lich k eiten in Ö sterreich m it der B itte um ein e S p e n d e v e r se n d e t w erd en s o ll. D ie so au f­ geb rachten G eld m ittel w erd en zur F inan zieru n g e in e r v e stä r k te n forstlich en A u fk lä r u n g stä tig ­ k e it v e r w e n d e t w erd en . A u f d ie s e W e is e s o ll se ite n s d es W ald sch u tzverb an d es ein w e r tv o l­ ler B eitrag zur E rhaltung, aber auch zur rich­ tigen N u tzu n g und B en ü tzu ng u n ser es W a ld es g e le is t e t w erd en .. Kurz berichtet: D er G ew ässersch u tz in der S teierm ark h at sich in d en le tz te n Jahren v o r allem m it der D a rstellu n g d es Z u stan d es der steirisch en G e­ w ä ss e r und der K la rstellu n g s e in e r N o tw e n d ig ­ k e it b efaß t. So is t in w e ite n K reisen der B ev ö lk e ru n g d ie B ed eu tu n g d es G e w ä sser­ sch u tzes erkan n t w ord en , w en n g leic h noch oft d ie Frage o ffen g e b lie b e n ist, w ie d ie s e Schutz­ m aßnahm en g etro ffe n w erd en s o lle n . Zur Er­ reichung e in e s m öglich st ra tio n e lle n E in satzes d er verfü gb aren M ittel w u rd e e in Sch w erp un k t­ program m a u fg e s te llt, d as d ie d rin gen d sten M aßnahm en um faßt. E xp erten h ab en berech net, daß d ie G e sa m tk o sten d er m it größ ter D ringlich k et b ezeich n eten K anal- und K läran lagen für d ie steirisch en G em ein d en rund 1,5 M illi­ ard en Sch illin g b etragen . D ie se r B etrag w ird in n erh alb d es n äch sten Jah rzehn ts au fzu brin ­ g e n sein . Für d ie In d u striea n la g en w u rd e ein K osten b etrag v o n e tw a ein e r M iillard e Schil­ lin g errechnet. D ab ei w ürden b eso n d er s d ie R e in ig u n g sa n la g en der Z ellsto ffa b r ik en ein e n w esen tlic h e n B etrag v ersch lin g en . Für d ie s e Ind u strien , d eren A b w ä sse r d en G ü tezustan d d er M ur m aß geb lich b e e in flu s s e n , k äm e nach d em d erz eitig e n Stand der T echnik nur das E indam pfen der Lauge und e in e d arau ffolgen d e V erb ren n u n g in Betracht. Zur W a sse rv eru n rei­ n igu n g durch d ie steirisch e Ind u strie kom m en noch u n g e zä h lte V eru n rein ig u n g sm ö g lic h k eiten durch d ie W o h n g e b ie te d er A n sie d lu n g e n m it zah lreich en A b le itu n g e n u n g e r e in ig te r A b w ä s ­ ser aller A rt. D ie F o lg e n der V e r u n re in ig u n g durch M in e ra lö le w erd en in n ächster Z eit in ­ fo lg e d es stä n d ig s te ig e n d e n V erb rau ch es noch stärk er w ahrnehm b ar w erd en . A uch e in ig e steirsch e G e b irg sse en , so der G ru n d lsee, A lta u ss e e r s e e , T urrachersee und an ­. d ere, sin d durch A b w a s se r e in le itu n g e n stark in ihrer G üte b eein trä ch tig t. Für d en Turra­ ch ersee w urde d ie Errichtung ein e r R in g k a ­ n a lisa tio n m it ein e r g em ein sa m en K läran lage a ls n o tw e n d ig erkan n t. W e r tv o lle A rb eit le i­ s te t der „M ürzverband“ für d en B ereich d es M ü rztales. D ie P lan u n g s ie h t d ie Errichtung v o n G roßk läranlagen für G em ein d en vor. „S teirisch e G em eindenachrichten*. D ie V ersch m u tzu n g sg efa h ren der Q u e llg e ­ b ie te und G ru n d w a sserströ m e, d a s rech tzeitig e Erkennen der G efahren und d ie M eth o d en zu ihrer B eseitig u n g sta n d en auf der T a g eso rd ­ nun g d es H y g ie n ik e r k o n g r e s s e s in Linz. N achdem in Ö sterreich T rin k w a sser zu 99 Prozen t aus Q u ellen und G run d w asser und nur zu ein em Prozen t au s O b erflä ch en w a sser gew o n n e n w ird (in D eu tschland b eträ g t der A n te il d es O b erflä ch en w a ssers a ls T rin k w a sser 40 P rozen t, in der S ch w eiz 27 P rozen t), b e ­ sch äftigte sich der K ongreß v o r a llem m it d en unterirdischen W a sse r r e se r v o ir e n , V on der g eo lo g isch en Z u sa m m en setzu n g d er w a sse r tr a ­ gen d en Schichte, v o n d er S trö m u n g sg esch w in ­ d ig k e it und der T em peratur h ä n g t der C he­ m ism u s d es W a sse rs und dam it s e in e Q u a­ litä t als T rin k w a sser ab. D en b e ste n R ein i­ gu n gsgrad erreichte W a sse r, d as knapp u nter ein e r H um usschichte fließ t: O b er ste s G eb o t in W assersch u tzzo n en s e i daher d ie E rhaltung der H um usschichte, A ck erb öd en s e ie n nicht g e e ig ­ n et, d en n durch d ie B earb eitu n g w erd e ihr b io ­ lo g isc h e s G leichgew ich t g estö rt. M an w arn te auch v or ein er Ü bersch ätzu ng der R ein h eit d es G ru n d w a ssers. In S ch otterb öd en w ü rd en b e i­ s p ie ls w e is e T y p h u sb a zillen e r st nach 80 M e­ ter ab sorb iert w erd en . D arm b akterien w ürden 135 M eter und d ie zä h en V iren gar 200 M e­ ter w e it v o m G ru n d w a sser m itg esch lep p t. W äh ren d a n im alische T rockend ü n gun g r e la ­ tiv knapp n eb en d em S ch u tzg eb iet m öglich se i, w ürden Jauche u nd G ü lle, an der gleich en S te lle aufgebracht, e in e w o ch en la n g e V e r s e u ­ chung d es B ru n n en g eb ietes b ew irk en . Auch durch K u n std ü n ger s tie g e n d ie N itra tw erte im W a s ­ ser u n z u lä ssig an. U n v erstä n d lich s e i d ie H a l­ tu ng der E rd ölind u strie, d ie d ie G ru n d w a sser­ v erseu ch u n g durch M in era lö l b a g a te llis ie r e , da ö l sogar w a sser u n d u rch lä ssig en B eto n durch­ d rin ge. „Steirische G em ein d en ach richten “. Eigentümer, Herausgeber und V erleger: Landesgruppe Steiermark des österreichischen Natur­ schutzbundes. Die Herausgabe erfolgt in Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung. — Schriftleitung: Dr. Heribert H o r n e c k ; für den In­ halt verantwortlich: Dr. Curt P o s s e i ; beide Graz, H ofgasse 13, Tel. 94-1-11, Nbst. 730. Das Blatt erscheint sechsmal jährlich. Druckkostenbeitrag für Einzelbezieher S 2.— pro Heft oder S 12.— für den ganzen Jahrgang; Einzahlungen an Postscheckkonto 4840 für Girokonto 8798 „Naturschutzbrief“ der Steierm. Sparkasse in Graz. Drude: Steierm. Landesdruckerei, Graz. — 4518-67.

(17) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Naturschutzbrief - Natur und Landschaftsschutz in der Steiermark Jahr/Year: 1967 Band/Volume: 1967_42_6 Autor(en)/Author(s): diverse Artikel/Article: Naturschutzbrief 1967/42 1-16.

(18)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Januar Seminar Wettingen Schilten Abdankung, Telefon

«Zeit ist eben auch Freiheit» In ihrem Buch «Wenn Geld Zeit wäre» setzt sich die Journalistin und Autorin Linda Stibler auf eine lebendige Art und Weise mit dem Phänomen der

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für

Der Verfasser hat diese Zecke nur an Testudo angulata gefunden, während Zecken von vier Testudo geometrica als Amblyomma marmoreum bestimmt wurden.. Zwei weitere

Für 100 Gäste ließ Genosse Lin Ping eine festliche Tafel decken, beladen mit allen Spezi- alitäten, deren sich die chinesische Küche rühmt.. Die Angestellten der Handelsmission hatten

Die beiden Za hlen zeigen uns, daß diese Fachrichtung geraume Z eit gebraucht habe n muß, um sich im Wirtschafts- lebe n unseres Landes durchzuset zen, sie zeigen

Prozentuale Windgeschmindigkeit im, Bereich des Fichtensdiutzsfreifens Rafles. 1 km östlich des Bahnhofes Altstätten liegen die großen Erdheer- und Rhabarberkulturen

In einigen Ländern der Welt sind selbstverständlich geglaubte Rahmenbedingungen für exzellente und freie Wissenschaft ins Wanken geraten.