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Rechnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften

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Rechnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Author(s):

Wichum, Ricky Publication Date:

2020-10-30 Permanent Link:

https://doi.org/10.3929/ethz-b-000456553

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ETH Library

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Rechnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Ricky Wichum, Zürich

Der Com pu ter steht da, das Per so nal st e n ge s tellt, d e Pro gram me betr ebs be re t. Und doch ble bt d e Anla ge, an d e so v e le Erwar tun gen ange hef tet wur den, ung re f bar, w rd m Ver bor ge nen gehal ten und droht

ns Ver ges sen abzu rut schen. »D e EDV ger et des halb n Ver ges sen he t, we l s e sehr abge kap selt und so l ert vom übr gen Betr eb ange s e delt war«, he ßt es tref fend be Klaus R. Mül ler, der m Gegen|W s sen-Kap tel H gh Tech z t ert w rd.

L e ße s ch d e se Dop pel deu t g ke t aus den Anfangs ta gen des Com pu - ter be tr ebs – d e Gle ch ze t g ke t von Prä senz und Ver schw n den – n cht als Mot v für e ne Com pu ter ge sch ch te der Ge s tes- und Soz al w s sen - schaf ten gebrau chen? N cht nur, we l d e d g tal human t es so vehe ment von hrer Füh rungs rol le n d e sem Bere ch über zeugt s nd und Deu tungs - macht auch für e ne Gesch ch te der d g ta len Ep s te mo lo g e n den Soz al- und Ge s tes w s sen schaf ten rekla m e ren.1 V el le cht auch, um d e Funk t on des Par t z pa t on s an ge bots zu beg re fen, das m t open sour ce- Tools und Tuto r als auf Onl ne-Platt for men man fest w rd. Ist es nur d e ze t ge nös s sche Form der Un ver s tät, d e aus der bestän d gen Auf for de - rung der d g tal human t es spr cht, von hren Ange bo ten Gebrauch zu machen und d e e ge ne For schung durch d e Rekom b na t on und V sua l - s e rung von unend l chen Daten men gen rr t e ren zu las sen? S nd es am Ende w r k l ch nur Metho den fra gen, über d e man E n g ke t gew n nen muss, um be sp els we se d g tal soc o lo gy zu bet re ben? W e lässt s ch ene (ep s te mo lo g sche) Auto r tät beg re fen, d e auf grund von Sach w s - sen und Kap tal – das Pro gram m e ren, Erklä ren und Deu ten von Algo - r th men, das Spe chern der Daten be stän de, d e Bere t stel lung von Tools und Tuto r als u.a. – über d e Rekom b na t on von pr n z p ell unbe g renz - ten Daten men gen ent sche det?

Anstatt e ner we te ren Chro no lo g e von Hard wa re, Soft wa re, Kon fe - ren zen und Ver bands grün dun gen, wür de ch vor schla gen, d e e n gen Ge s tes- und Soz al w s sen schaft ler* nnen, d e s ch auf das Wag n s des Com pu ters und d e Unt e fen d g ta ler Ep s te mo lo g e e n l es sen, als

»d g ta le Gesell schaft« zu ver ste hen.2 Wohl ge merkt, als e ne unter v e - len »d g ta len Gesell schaf ten« (neben sol chen n ande ren D s z p l nen, aber auch n öff ent l chen Ver wal tun gen, dem M l tär usw.) und ver stan - den eher als schwa che Form denn als eta b l er tes Netz werk, eher als lose Kop p lung denn als nst tu t o na l s er tes Unter neh men.

Im Fol gen den möch te ch d e »d g ta le Gesell schaft« sk z z e ren, d e s ch n den bun des re pu b l ka n schen Ge s tes- und Soz al w s sen schaf ten um 1970 for m er te. D e Sk z ze bas ert auf e ner kur so r schen Lek tü re von Vor wor ten, d e aus Büchern von deutsch spra ch gen H s to r ker* nnen und Soz o log* nnen aus den 1970er Jah ren stam men, deren Ober the ma der E n satz des Com pu ters n hren W s sen schaf ten st.

D e Daten ver ar be tung s pro gram me des Bun des und der Deut schen For schungs ge me n schaft (DFG) hat ten d e Un ver s tä ten m t bre ter Rechen ka pa z tät aus ge stat tet und offen bar hat ten nun auch d e ph lo so - ph schen und soz al w s sen schaft l chen Fakul tä ten Zugr ff auf Rechen -

Replik: HIGH TECH

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le s tung.3 Zw schen Soz o log* nnen, H s to r ker* nnen, Mathe ma t - ker* nnen, Rechen zen trums m t ar be ter* nnen und Pro gram m e - rer* nnen ent w ckel ten s ch Inter ak t ons for men, d e durch nd v du el le Erfah run gen m Umgang m t Com pu tern und pro b le m o r en t er te Koope - ra t on gekenn ze ch net waren. B o gra ph sch kon den s ert, kl ngt d e ser Erfah rungs raum w e folgt:

»[D]er e ne st Ägyp to lo ge und arbe tet se t über e nem Jahr zehnt an Fra gen des E n sat zes der Daten ver ar be tung n den Ge s tes w s sen - schaf ten spe z ell m Rah men der N cht nu me r k, der ande re st H s to - r ker m t Schwer ge w cht auf M t telal ter l cher Gesch ch te und Rechts - ge sch ch te, und se ne Inter es sen gel ten, aus ge hend von den Erfah - run gen, d e durch M t ar be t n der Abte lung N cht nu me r k des ehe - ma l gen Deut schen Rechen zen trums n Darm stadt gewon nen wur - den, sta t s t schen Anwen dungs mög l ch ke ten der elek tro n schen Daten ver ar be tung n der Gesch chts w s sen schaft.«4

D e M t g l e der d e ser »d g ta len Gesell schaft« über rasch ten s ch oft gegen se t g, we l Com pu ter- und Pro gram m er kennt n s se und aka de m - sche H er ar ch en n cht übe r e n st m men muss ten. So ber ch te te d e Soz o lo g n Rena te Mayntz, deren Inter es se an Modell b l dun gen »n e - mals aus dem rezep t ven n e n pro duk t ves Sta d um« tra ten, dass hre Text samm lung For ma l s er te Model le n der Soz o lo g e n e mals ersch e - nen wäre, »wenn s ch n cht be e nem Sem nar über das The ma e ne uner war tet nter es s er te Grup pe von Stu den ten zusam men ge fun den hät - te, von denen e n ge auch mathe ma t sche Kennt n s se und sogar Erfah - run gen m Pro gram m e ren von elek tro n schen Daten ver ar be tungs an la - gen besas sen.«5

Zur kom mu n ka t ven Nor ma l tät d e ser n Ent ste hung bef nd l chen

»d g ta len Gesell schaft« gehör te auch d e Hal tung e nes nfor ma t ven Rea l s mus, der d e com pu ter ba s er ten Metho den weder aff r m e ren noch kr t s e ren woll te. »[N] cht m s s o n e ren, son dern nfor m e ren«, lau te te etwa d e Stra te g e von Rena te Mayntz.6 Und so wur de das Pub l kum aus - führ l ch m t der Funk t ons we se des Com pu ters und se ner Pro gram me ver traut gemacht, n metho d schen Fra gen auf den aktu el len Stand gebracht und gedul d g über d e Gren zen und Pro b le me com pu ter ba s er - ter W s sen schaft auf ge klärt.7 H n ter d e ser Infor ma t ons flut tech n scher Deta ls und der Dom nanz von Metho den fra gen drückt s ch e ne n cht ver ba l s er te Such be we gung aus, d e nach e ner neu tra len, ver me nt l ch

»re n« w s sen schaft l chen Pos t on der com pu ter ba s er ten Soz al w s sen - schaf ten Aus schau und deut l chen Abstand zu eder Art von Kul tur kr t k und sub ver s vem Gegen w s sen h elt. Ent sp re chend s nd Selbs t aus künf te und -refle x o nen über d e e ge nen w s sen schafts po l t schen und mate r - el len Bed n gun gen, zum n dest n me ner n cht reprä sen ta t ven Lek tü re, rar gesät.8

Es könn te für e ne Gesch ch te des human t es com pu t ng n den deutsch spra ch gen Soz al- und Ge s tes w s sen schaf ten aber w ch t g se n, d e se Leer s tel len und d s kur s ven Absch r mungs st ra te g en n cht noch - mals zu repro du z e ren, son dern nach den struk tu rel len w e nst tu t o nel - len Mög l ch ke ts be d n gun gen com pu ter ba s er ter Ge s tes- und Soz al w s - sen schaf ten zu fra gen. Me ne vor läu f ge The se lau tet: Struk tur b l dend

Replik: HIGH TECH

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1 Siehe nur: Susan Hockey: »The History of Humanities Computing, in: Susan Schreibman, Ray Siemens, John Unsworth (Hg.): A Companion to Digital Humanities, Malden, MA.: Blackwell (2007), S. 1–19.

2 David Gugerli, Daniela Zetti: »Digitale Gesellschaft«, in: Historisches Lexikon der Schweiz, https://hls-dhs- dss.ch/de/articles/055503/2018-10-21 (21. Oktober 2018).

3 Ulf Hashagen: »Computer für die Wissenschaft: Wissenschaftliches Rechnen und Informatik im Deutschen Wissenschaftssystem 1870-1970«, in: Karin Orth, Willi Oberkrome (Hg.): Die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1920-1970: Forschungsförderung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, Stuttgart: Franz Steiner (2010), S. 145–162.

4 Es handelt sich hierbei um Rolf Gundlach und Carl August Lückerath. Vgl. Rolf Gundlach, Carl August Lückerath:

Historische Wissenschaften und elektronische Datenverarbeitung, Frankfurt am Main: Ullstein (1976), S. 7.

5 Renate Mayntz: »Vorwort«, in: dies. (Hg.): Formalisierte Modelle in der Soziologie, Neuwied am Rhein: Luchterhand (1967), S. 5.

6 Renate Mayntz: »Vorwort«, in: dies. (Hg.): Formalisierte Modelle in der Soziologie, Neuwied am Rhein: Luchterhand (1967), S. 6. Für die Geschichtswissenschaften siehe ähnlich: Konrad H. Jarausch: »Möglichkeiten und Probleme der Quantifizierung in der Geschichtswissenschaft«, in: ders. (Hg.): Quantifizierung in der Geschichtswissenschaft:

Probleme und Möglichkeiten, Düsseldorf: Droste (1976), S. 11–30.

7 Vgl. Steffen Harbordt: Computersimulation in den Sozialwissenschaften: Einführung und Anleitung, Bd. 1, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (1974).

8 Die Ausnahme von der Regel bildet in ideologiekritischer Absicht über das eigene Tun Steffen Harbordt, der »nicht die Augen vor der Gefahr« verschließt, »daß die Computersimulation technokratische Tendenzen in unserer Gesellschaft verstärken könnte.« (Steffen Harbordt: Computersimulation in den Sozialwissenschaften: Einführung und Anleitung, Bd. 1, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (1974), S. 13.)

9 Renate Mayntz: »The Visiting Fellow – An Analysis of an Academic Role (1960)«, in: Ariane Leendertz, Uwe Schimank (Hg.), Ordnung und Fragilität des Sozialen: Renate Mayntz im Gespräch, Frankfurt am Main: Campus (2019), S. 115–126. Sowie grundlegend für die deutsche Soziologie: Johannes Weyer: Westdeutsche Soziologie:

1945–1960. Deutsche Kontinuitäten und nordamerikanischer Einfluß, Berlin: Duncker und Humblot (1984) (=

Soziologische Schriften 41).

10 Claus Pias: »On the Epistemology of Computer Simulation«, in: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 2/1 (2011), S. 29–54.

für d e For ma t on der h er sk z z er ten »d g ta len Gesell schaft« war, ers - tens, d e com pu ter tech n sche Aufrüs tung der deut schen Un ver s tä ten durch den Bund und des sen füh r en de W s sen schafts n st tu t o nen. Ihre M t g l e der pro f t er ten, zwe tens, von den w s sen schafts po l t sch auf ge - setz ten aka de m schen Aus tausch pro gram men zw schen den USA und der Bun des re pu b l k.9 Com pu ter ge ne r er te W s sens räu me – w e d e Com - pu ter s mu la t on oder Daten ban ken – def n er ten, dr t tens, das w s sen - schaft l che Hand lungs feld und d en ten n der Kom mu n ka t on nach außen zug le ch als Leg t ma t onsres sour ce.10

Anmerkungen

Replik: HIGH TECH

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