Poteligeo® bremst Tumorprogression
bei Mycosis fungoides und Sézary-Syndrom
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Mogamulizumab (Poteligeo®) von Kyowa Kirin ist der erste monoklonale Anti-CCR4-Antikörper zur gezielten Thera- pie von systemisch vorbehandelten er- wachsenen Patienten mit Mycosis fungoi- des oder Sézary-Syndrom. Patienten mit diesen kutanen T-Zell-Lymphomen leben unter Behandlung mit Mogamulizumab länger ohne Krankheitsprogression.Mycosis fungoides und das Sézary-Syndrom sind sehr selten, stellen aber einen Anteil von etwa 65 % an allen kutanen T-Zell-Lymphomen (CTCL), den seltenen Non-Hodgkin-Lymphomen, die neben Haut und Blut auch Lymphknoten und viszerale Organe befallen und lebens bedrohlich verlaufen können.
Im fortgeschrittenen Stadium ist sowohl beim Sézary-Syndrom als auch bei Mycosis fungoides eine systemische Therapie indi- ziert. Eine seit Juni 2020 in Deutschland verfügbare neue gezielte Therapie ist Mogamulizumab (Poteligeo®). Es handelt sich dabei um den ersten humanisierten
monoklonalen Antikörper gegen CCR4 („C-C chemokine receptor type 4“). Mo- gamulizumab bindet selektiv an diesen Rezeptor, der in der Pathogenese der Myco- sis fungoides und des Sézary-Syndroms eine entscheidende Rolle spielt: Beide Er- krankungen sind auf eine klonale Vermeh- rung entarteter T-Zellen zurückzuführen, die CCR4 stark exprimieren. CCR4 befähigt die T-Zellen, am Gefäßendothel anzu- docken, sodass diese den Blutkreislauf ver- lassen und die Haut infiltrieren können.
In der Phase-III-Studie MAVORIC, in die 372 vorbehandelte Patienten (≥ 1 systemische Therapie) mit rezidivierter/ refraktärer Mycosis fungoides oder einem rezidivier- ten/ refraktären Sézary-Syndrom einbezo- gen wurden, führte die Therapie mit Mo- gamulizumab (1,0 mg/kg Körpergewicht i. v. an Tag 1 + 15, alle 4 Wochen) gegenüber einer Behandlung mit dem in der EU in diesen Indikationen nicht zugelassenen Histon-Deacetylase-Inhibitor Vorinostat zu einer Verdopplung des progressionsfreien
Überlebens (median 7,7 vs. 3,1 Monate;
p < 0,0001). Außerdem war die Mogamuli- zumab-Therapie mit einer mehr als 5-fach höheren Gesamt ansprechrate assoziiert (28 vs. 5 %; p < 0,0001) und mit einem si gnifikant häufigeren Ansprechen in den Einzelkompartimenten Haut (42 vs. 16 %;
p = 0,0003) und Blut (68 vs. 19 %;
p < 0,0001).
Einer Post-hoc-Analyse der MAVORIC-Daten zufolge nahm der therapeutische Nutzen von Mogamulizumab mit steigender Tumor- last im Blut zu: Sowohl das progressionsfreie Überleben (11,17 vs. 4,7 Monate) als auch die Gesamtansprechrate (37 vs. 16 %) waren bei Patienten mit hoher Tumorlast (Tumorklasse B2) besser als bei Patienten ohne Blutbetei- ligung (Tumorklasse B0).
Die mit Mogamulizumab behandelten Pati- enten profitierten zudem von einer besse- ren Lebensqualität. Mogamulizumab war gut verträglich und ging mit einem hand- habbaren Sicherheitsprofil einher.
Günter Springer/red.
Tecartus® - Chance auf dauerhaftes Ansprechen beim Mantelzelllymphom
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Tecartus® (autologe Anti- CD19-transdu- zierte CD3- positive Zellen) von Gilead Sciences ist eine CAR („chimeric antigen receptor“)- T-Zell-Therapie, die Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantel- zelllymphom eine Chance auf längeres Überleben eröffnet. Es können hohe An- sprechraten sowie Komplettremissionen erzielt werden.Das Mantelzelllymphom (MCL) ist ein selte- nes Non-Hodgkin-Lymphom, das sich bei 80–90 % der Patienten in Form einer hoch- aggressiven Erkrankung mit nodaler und extranodaler Beteiligung manifestiert.
BTK(„Bruton´s kinase“)-Inhibitoren haben den Behandlungserfolg beim re zidivierten oder refraktären (r/r) MCL erheblich verbes- sert. Kommt es aber zum Progress, haben die Betroffenen mit einem Gesamtüberle- ben von nur 3–6 Monaten eine überaus ungünstige Prognose.
Eine neue Option für Patienten mit r/r MCL ist die CAR-T-Zell-Therapie mit autologen Anti-CD19-transduzierten CD3-positiven Zellen (Tecartus®) von Gilead Sciences. Das Gentherapeutikum ist in Deutschland seit Februar 2021 verfügbar und bedingt zu- gelassen zur Behandlung erwachsener r/r MCL-Patienten nach zwei oder mehr systemischen Therapien, die einen BTK-In- hibitor einschließen.
In der einarmigen Phase-II-Studie ZUMA-2 wurde 68 von 74 Patienten (92 %) die CAR- T-Zell-Therapie letztlich verabreicht. Die primäre Wirksamkeitsanalyse der Daten von 60 Patienten mit mindestens sieben Monaten Nachbeobachtungszeit ergab eine objektive Ansprechrate von 93 %, 67 % von ihnen erreichten eine komplette Remission.
Zum Zeitpunkt des Datenschnitts nach 12,3 Monaten hielt das Ansprechen noch bei
57 % der Patienten an. 78 % der Patienten hatten zu dem Zeitpunkt eine Komplettre- mission. 61 % der Patienten waren nach 12 Monaten ohne Progress, das Gesamtüber- leben lag bei 83 %. 43 % der ersten 28 mit dem Gentherapeutikum behandelten Pati- enten blieben im Nachbeobachtungszeit- raum von 27 Monaten in Remission, obwohl sie keine zusätzliche Behandlung bekom- men hatten. Die Ansprechraten waren ebenso wie das progressionsfreie 6-Mo- nats-Überleben über die wichtigsten Sub- gruppen, darunter auch solche mit Hochrisiko eigenschaften (wie TP53-Muta- tion oder Proliferationsindex Ki67-Index
≥ 50 %), konsistent.
Der Anteil der Patienten mit einem MRD („minimal residual disease“)-nega tivem Status lag 6 Monate nach der CAR-T-Zell- Infusion bei 79 %.
Die bedeutendsten und am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen waren ein Zytokinfreisetzungssyndrom (91 %), Infektionen (56 %) und Enzephalopathien (51 %). Günter Springer/red.