• Keine Ergebnisse gefunden

Systemische Therapie der Psoriasis

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Systemische Therapie der Psoriasis"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Psoriasis – eine stark belastende Krankheit

Mit einer Prävalenz von zirka 2 Prozent ist die Psoriasis eine häufige Krankheit (1).

Gemäss Professor M.H. Boehncke brau- chen 20 Prozent aller betroffenen Patien- ten eine systemische Therapie, und 1 von 4 Patienten hat eine Psoriasisarthri- tis. Der Einfluss einer Psoriasis auf die Lebensqualität wird von Betroffenen ähnlich empfunden wie die Einschrän- kung durch ernsthafte Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Herzinfarkt. Dass diese Tatsachen bei den Betroffenen Frustrationen hervorrufen, ist nahelie- gend; und die Frustration ist ein Faktor, der sich auf die Patientencompliance ungünstig auswirkt. Interessant sind die Ergebnisse einer grossen Patientenum- frage aus den USA, wo drei Viertel der Psoriasispatienten angaben, aufgrund der Therapie frustriert zu sein; und jeder Dritte war der Meinung, dass die zurzeit verwendete Therapie nicht aggressiv genug sei (Abbildung 1) (2).

Dazu passt eine Therapieerhebung aus Deutschland, wo gerade einmal 45 Pro- zent der Psoriasispatienten mit schwerer Krankheitsausprägung und 54 Prozent der Patienten mit Psoriasisarthritis eine systemische Therapie erhielten (3). Die sinngemässe Konklusion des Referenten aus diesen Erkenntnissen: «Die Therapie der Psoriasis entspricht nicht der Evi- dence based Medicine des 21. Jahrhun- derts, hier muss noch einiges optimiert werden.»

Psoriasis ist nicht nur mit Arthritis und erhöhten CRP-Spiegeln, sondern auch mit Diabetes, Adipositas, Hypertonie und vor allem einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität assoziiert. Die

Autoren einer kleinen Fallkontrollstudie haben mittels Computertomografie nach- gewiesen, dass koronare Verkalkungen bei Psoriasis nicht nur signifikant häufiger vor- kommen, sondern auch wesentlich stärker ausgeprägt sind (4). M.H. Boehncke prä- sentierte die Resultate einer eigenen Studie an 40 Psoriasispatienten, in der eine signifikante Assoziation zwischen Krankheitsausprägung (PASI) und Insu- linsekretion respektive Markern für eine Insulinresistenz nachweisbar war.

Nur eine systemische Therapie kann an der Wurzel der systemischen Psoriasis- erkrankung – der Entzündung – anset- zen. Die Komorbiditäten schränken den Einsatz der konventionellen systemi- schen Therapien allerdings erheblich ein. Die Blockade eines zentralen Media- tors im Entzündungsprozess, des Tumor- nekrosefaktors alpha (TNF-alpha), ist allerdings ein sehr vielversprechender Behandlungsansatz. Erste Studienergeb- nisse zeigen, dass Biologika, insbeson- dere die TNF-alpha-Hemmer, nicht nur die Hautläsionen zur Abheilung bringen, sondern auch einen präventiven Effekt auf mit Psoriasis assoziierte Komorbi- ditäten haben könnten (5). Was dem Pa- tienten bei jeder Psoriasistherapie drin- gend ans Herz gelegt werden sollte, ist die Vermeidung respektive intensive

Behandlung aller beeinflussbaren zusätz- lichen kardiovaskulären Risikofaktoren.

Systemische Therapie für eine systemische Krankheit

Professor G. Stingl hat die Bedeutung einzelner Möglichkeiten systemischer Behandlung (inklusive PUVA und UV-B- Behandlung) in seinem Referat kurz er- läutert.

PUVA und UV-B

PUVA: Hauptsächlich wird ein antiproli- ferativer Effekt für den klinischen Erfolg der Verabreichung von 8-Methoxypsora- len und der Bestrahlung mit UV-A-Licht verantwortlich gemacht. Die Behand- lung erfolgt zwei- bis viermal pro Woche.

Der Patient kann mit einer Clearance (Verschwinden der Läsionen) von 70 bis 90 Prozent rechnen. Nebenwirkungen sind Nausea, okuläre Reaktionen und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko durch die Bestrahlung.

UV-B: UV-B steigert die T-Zell-Apoptose und aktiviert immunsuppressive Zyto- kine. Die Anzahl Behandlungen beträgt 15 bis 20 Sitzungen, zwei- bis dreimal pro Woche. Die zu erwartende Clearance liegt bei 63 bis 80 Prozent. Nebenwir- kungen beruhen auf der fototoxischen Wirkung (Erythem und Hautkrebsrisiko).

Antiproliferative Substanzen

Retinoide werden vor allem bei pustulärer und erythro- dermaler Psoriasis eingesetzt, und dort meist nur in Kombi- nation mit anderen Substan- zen oder als Erhaltungsthe- rapie. Die Dosierung beträgt

Systemische Therapie der Psoriasis

ARS MEDICI 13 2007

643

T A G U N G S B E R I C H T

Eine Zusammenstellung aus Referaten von M.H. Boehncke, Frankfurt (D); G. Stingl, Wien (A) und A. Giannetti, Modena (I) anlässlich des Wyeth-Satellitensymposiums «Managing

Psoriasis for everyday life» am EADV 2007 in Wien.

Kongressbericht EADV 2007 – 16th Congress of the European

Academy of Dermatology and Venerology (EADV)

0 20 40 60 80 100

Überzeugung, dass die Therapie nicht aggressiv genug ist

Frustration wegen der Therapie

Patientenantworten (%)

Abbildung 1: Frustration aufgrund der bisherigen Therapie

(2)

25 bis 50 mg pro Tag. Unerwünschte Effekte sind: Teratogenität, Hepatotoxi- zität, Hyperlipidämie, mukokutane Toxi- zität und Haarverlust.

Methotrexat kann einmal pro Woche in einer Dosierung von 5 bis 20 mg verab- reicht werden. Ein PASI75 (Verbesserung des PASI um mindestens 75%) kann bei rund 60 Prozent erwartet werden. Trotz der bekannten Nebenwirkungen wie Hämato- und Hepatotoxizität sowie erhöhtes Infektions- und Lungenerkran- kungsrisiko erachtet der Referent Me- thotrexat als sichere und effektive Therapiealternative, welche zum Bei- spiel auch mit Biologika kombiniert wer- den kann.

Immunsuppressiva

Ciclosporin A(Sandimmun® oder Gene- rika) ist in einer Dosierung von 2,5 mg pro kg Körpergewicht und Tag ein poten- tes Medikament zur Behandlung der Psoriasis. Einen PASI75 erreichen mehr als 70 Prozent der Patienten. Der Einsatz wird allerdings durch die breite Immun- suppression mit den Folgen von Infektio- nen und Malignomen sowie durch die Nephrotoxizität und die Hypertonie- begünstigung wesentlich eingeschränkt.

Vorsicht erfordern zudem Medikamenten- interaktionen.

Fumarinsäure kommt vor allem in Deutschland ab und zu zur Anwendung.

Vor allem gastrointestinale Toxizität, aber auch Flush, Leukopenie, Lymphopenie und Eosinophilie limitieren die Anwen- dung.

Immunmodulatoren

Biologika sind Proteine und haben weniger Nebenwirkungen als klassische systemische The- rapien. Der Unterschied zwi- schen den Biologika und den Im- munsuppressiva besteht darin, dass eine Immunsuppression nicht generell, sondern spezifisch erfolgt. Dem klinischen Einsatz von Biologika und insbesondere von TNF-alpha-Hemmern war ein eigenes Referat gewidmet (siehe nächster Abschnitt).

Zum Abschluss seines Vortrags hat G. Stingl noch eine sehr ak- tuelle und hochinteressante Hypothese zur Pathogenese der Psoriasis vorge- stellt: Diese vermutet in der Psoriasis eine Folge einer weiteren Autoimmun- krankheit nach einer Infektion mit hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A – neben akutem rheuma- tischem Fieber, rheumatischer Herzklap- penerkrankung, Glomerulonephritis und Sydenham-Chorea.

Biologika – individuelle Wahl für jeden Psoriasispatienten

Mit den Biologika steht eine Wirkstoff- klasse zur Verfügung, welche das Ma- nagement der Psoriasis wesentlich ver- bessern kann.

Verschiedene Biologika, und insbeson- dere die TNF-alpha-Hemmer, unter- scheiden sich in ihrer Struktur und ihrem Wirkungsmechanismus. Während zum Beispiel Infliximab (Remicade®) die mo- nomere und trimere Form des löslichen TNF bindet, zielt Etanercept (Enbrel®) spezifisch auf die trimere Form ab. Die Infliximab-TNF-Komplexe sind stabil, die Etanercept-TNF-Komplexe können dissoziieren und damit lokal bioaktiven TNF zur Verfügung stellen. Je nach Erscheinungsbild der Plaquepsoriasis muss die Wahl der optimalen Therapie erfolgen; die Experten sprechen von einer

«patient based therapy».

Etanercept, in einer Dosierung von 25 oder 50 mg täglich, hat sich als sehr ef- fektiv zur Behandlung der Psoriasis er- wiesen. Ein PASI75 konnte unter 50 mg Etanercept bei 49 Prozent der Patienten erreicht werden (6). Ein grosser Vorteil

von Etanercept ist die fehlende Abschwä- chung der Wirksamkeit bei erneuter The- rapie (7). Eine Antikörperbildung tritt bei lediglich 3 Prozent aller Patienten auf, und dies ohne Verlust der biologischen Aktivität (8). Das Sicherheitsprofil der TNF-alpha-Hemmer lässt eine intermittie- rende oder sogar langzeitige Anwendung zu (9, 10). Die Langzeiteffektivität von Etanercept bezüglich PASI-Verbesserung illustriert Abbildung 2(11).

Gemäss Guidelines der britischen Der- matologiegesellschaft wird Etanercept zur Behandlung der Psoriasis als First- line-TNF-alpha-Blocker empfohlen (12).

Zum Abschluss präsentierte Prof. A. Gian- netti noch 5 Fälle, welche am klinischen Beispiel illustrierten, dass Etanercept in verschiedensten Situationen, auch nach Rezidiv oder nach erfolglosem Einsatz früherer Biologika, eine gut verträgliche und effektive Therapiealternative zur Behandlung der moderaten bis schwe-

ren Psoriasis ist.

Dr. med. Daniel Desalmand, Mediscope Knowledge Center, Zürich

Referenzen:

1. de Rie MA et al. Overview of psoriasis. Dermatol Ther 2004; 17: 341–349.

2. Krueger G et al. The impact of psoriasis on quality of life:

results of a 1998 National Psoriasis Foundation patient- membership survey. Arch Dermatol 2001; 137: 280–284.

3. Augustin, Krueger, Radtke, Reich. Survey in German der- mas private practices. Submitted.

4. Ludwig RJ et al. Psoriasis: a possible risk factor for development of coronary artery calcification. Br J Der- matol 2007; 156: 271–276.

5. Wellen KE, Hotamisligil GS. Inflammation, stress, and diabetes. J Clin Invest 2005; 115: 1111–1119.

6. Leonardi CL et al. Etanercept as monotherapy in patients with psoriasis. NEJM 2003; 349: 2014–2022.

7. Gordon KB et al. Clinical response in psoriasis patients discontinued from and then reinitiated on etanercept therapy. J Dermatolog Treat 2006; 17: 9–17.

8. Etanercept EU SmPC, January 2007.

9. Elewski B et al. Poster presented at the winter meeting AAD 2006 in San Francisco, USA.

10. Tyring S et al. Poster presented at the summer meeting AAD 2006 in Chicago, USA.

11. Tyring S et al. A 96-Week Phase 3 Study of Safety and Ef- ficacy of Etanercept 50 mg Twice Weekly in Patients With Psoriasis. Abstract P-1115, EADV 2007, Vienna.

12. Smith CH et al. British Association of Dermatologists guidelines for use of biological interventions in psoriasis 2005. Br J Dermatol 2005; 153: 486–497.

Interessenlage: Die Berichterstattung erfolgte mit Unterstützung der Firma Wyeth.

TTA G U N G S B E R I C H TA G U N G S B E R I C H T

644

ARS MEDICI 13 2007

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Woche 0

Woche 12

Woche 24

Woche 36

Woche 48

Woche 60

Woche 72

Woche 84

Woche 96

Mittlerer PASI-Score

12 Wochen Plazebo, danach 84 Wochen Etanercept 50 mg 2 ×/Woche 96 Wochen Etanercept 50 mg 2 ×/Woche

Abbildung 2: Langzeit-Verbesserung des PASI unter Etanercept

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Jede wirkungsvolle Thera- pie muß demnach auch antiprolife- rative und (oder) antiphlogistische Eigenschaften besitzen. Freilich kann damit die genetische Disposi- tion

Durchgesetzt hat sich eine niedrigdosierte Therapie (5 mg/kg Körperge- wicht), unter der es bei nahe- zu allen Patienten zu einem völligen Abheilen der psoria- tischen

Nach 36 Wochen, also nach 24-wöchiger offener Etanercept- Behandlung, zeigten 68 Prozent der ini- tial zur aktiven Therapie und 65 Prozent der initial mit Plazebo Behandelten

Die ethische Frage ist, ob man Kindern ein wenn auch kleines Leiden durch die Impfung zufügen darf (Schmerz bei der Impfung, Angst, eventuell Lokalreaktionen oder leichtes Fieber),

Ab einem PASI > 10 oder einem BSA > 10 und ei- nem DLQI > 10 wird von einer mittelschweren bis schweren Psoriasis ausgegangen, die in der Regel eine systemische

Aber auch andere Gelenke, beispielsweise Knie, Sprung- oder Ellenbogenge- lenke oder auch die Gelenke im unteren Rücken können sich entzünden, was sich in einer

Schwangerschaft und Stillzeit: Aus den vorliegenden Daten lassen sich keine Hinweise für Bedenken hinsichtlich der Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit

telschwerer bis schwerer Psoriasis sollten systemische Medikamente oder eine Fototherapie eingesetzt werden. Zum Einstieg sind dies meist sogenannte