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Archiv "Terroranschläge: Spekulationen" (16.11.2001)

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1992 existierende Cochrane Collaboration als weltweites Netzwerk engagierter Ärzte und Methodenexperten hat unschätzbare Beiträge gelie- fert, systematische Über- sichtsarbeiten methodisch fundiert zu erstellen und durch die Identifizierung ran- domisierter kontrollierter Studien einen Beitrag zur Kartierung der Wissensdefi- zite in der Medizin geleistet.

Ohne diese grundlegenden Arbeiten wären die systema- tische Erstellung evidenzba- sierter Leitlinien oder die wissenschaftlich fundierte Beratung von Entscheidun- gen im Gesundheitswesen durch Health Technology Assessment kaum denkbar.

In diesem Zusammenhang ist es mehr als ärgerlich, dass durch das DÄ unkritisch selbst ernannte Experten zi- tiert werden, die unwider- sprochen behaupten dürfen,

„solche Arbeiten (gemeint ist der Cochrane-Review zur Mammographie, einsehbar unter www.cochranelibrary.

net/Cochrane/issues.htm) können nicht die Basis einer evidenzbasierten Brustkrebs- versorgung sein“. Mit sol- chen unfundierten Aussagen wird die auch zunehmend im Sozialgesetzbuch V veran- kerte Rolle der evidenzba- sierten Medizin unterminiert und die jahrelange Entwick- lungsarbeit infrage gestellt.

Aus der Sicht der medizini- schen Technologiebewertung ist die Herabwürdigung sy- stematischer Analysen klini- scher Studien, wie sie im Cochrane-Review zur Mam- mographie vorgenommen wurden, nicht hinzunehmen.

Schon gar nicht, wenn dem ein Expertenkonsens ge- genübergestellt wird. Die Diskriminierung des Coch- rane-Reviews ist einer sachli- chen Diskussion, insbesonde- re der Entwicklung eines qualitätsgesicherten Mam- mographie-Screenings, nicht dienlich.

Dr. med. Matthias Perleth, MPH, Ahrweilerstraße 32, 14197 Berlin, Prof.

Norbert Schmacke, Friedenstraße 18, 40219 Düsseldorf

Ein anderer Aspekt

Zeitgleich mit dem Medizin- report beziehungsweise dem Artikel auf Seite eins zum Für und Wider einer flächen- deckenden Einführung des Mammographie-Screenings wurde in der Tagespresse ein Interview mit dem Deut- schen Krebsforschungszen- trum Heidelberg zu Raucher- gewohnheiten von Frauen veröffentlicht. Darin wurde festgestellt, dass sich das Ein- stiegsalter von Raucherinnen auf 13,6 Jahre erniedrigt hat und im Alter von 18 Jahren jede zweite Frau raucht.

Wenn den Politikern so viel an der Gesundheit der Frauen gelegen ist, müsste vor einem Gesetzentwurf zum noch um- strittenen Mammographie- Screening ein anderes Gesetz verabschiedet werden (Stich- wort Zigarettenwerbung/Ge- sundheitsaufklärung).

Dirk Lange, Naumannstraße 3, 01309 Dresden

Bundeswehr

Zu dem Leserbrief „Jeglichen Kriegs- dienst verweigern“ von Markus Rupp- recht in Heft 44/2001:

Solidarität mit Collegen in Uniform

Die Aufforderung an Ärzte, Wehrdienst grundsätzlich zu verweigern, entspringt einer menschenverachtenden Hu- manitätsduselei, die man sich vielleicht in gesicherten Frie- denszeiten als philanthropi- schen Luxus zu leisten ver- mag. In einer Welt, die nach dem 11. September 2001 einer existenziellen Bedrohung nie gekannten Ausmaßes ausge- setzt ist, wird es nun freilich höchste Zeit, endlich wieder die Bereitschaft zur Verteidi- gung unserer abendländi- schen Zivilisation auch in der Bevölkerung Deutschlands zu stärken und dort, wo sie durch die der Realität widerspre- chenden Wunschvorstellun- gen der Generation der „68er“

zum Verkümmern gebracht wurde, neu zu wecken. Gera- de uns Ärzten fällt durch die

Gefahr von Angriffen mit ABC-Waffen eine Schlüssel- stellung bei allen Verteidi- gungsbemühungen zu, der wir uns schon aus dem Selbstver- ständnis unserer Standesethik nicht entziehen können. In diesen Tagen gilt unseren Collegen in Uniform unsere uneingeschränkte Solidarität.

Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Richter, Augustastraße 26, 02826 Görlitz

Psychotherapie

Zu dem Beitrag „Frust abgelassen“

von Petra Bühring in Heft 39/2001:

Fruchtlose Debatte

Als ärztlicher Psychothera- peut und zugleich auch als Diplom-Psychologe halte ich eine polemische Debatte be- treffend ärztliche versus psy- chologische Psychotherapie, wie sie in dem Artikel von Petra Bühring wiedergege- ben wird, für fruchtlos. Ent- scheidend ist jedoch, dass Psychosyndrome Epiphä- nomene organischer oder en- dogener Erkrankungen sein können. Eine Psychotherapie ist dann sinnlos und sogar ge- fährlich. So kann ein Frontal- hirntumor an der Konvexität mit Antriebsarmut, psychi- scher Verlangsamung, emo- tionaler Abstumpfung und Einengung des Interesses ei- ne Depression, ein basaler Frontalhirntumor mit ge- gensätzlicher Symptomatik ein manisches Syndrom vor- täuschen. Eine „Untergrund- depression“, also eine endo- gen determinierte doch nicht massiv ausgebildete depressi- ve Verstimmung kann als Fol- ge eines belastenden Gesche- hens im Umfeld und damit als „reaktive Depression“ er- scheinen. Auch ein ur- ämisches Präkoma kann als depressive Verstimmung ver- kannt werden. Die Beispiele ließen sich vermehren. In all diesen Fällen ist ärztliche Kompetenz gefordert, um so- wohl an der spezifischen Aus- prägung des Syndroms im Einzelfall als auch an mögli- cherweise hinzukommenden diskreten neurologischen

oder internistischen Hinwei- sen die eigentliche Ursache des Psychosyndroms zu er- kennen und organmedi- zinisch vorzugehen. Psycho- logische Psychotherapeuten sind gerade dazu einfach nicht befähigt. Ob ein Psy- chologischer Psychothera- peut einen Arzt hinzuzieht, wie das Psychotherapeuten- gesetz es nahe legt, bleibt Sa- che seiner Entscheidung. Zur Katastrophe muss die Forde- rung psychologischer Verbän- de führen, vollkommen frei von ärztlicher Intervention Psychotherapie nach eigenem Gutdünken durchzuführen.

Fälle, bei denen der Patient nicht mehr zur Therapie kam, weil er am Hirndruck oder an der Urämie verstorben war oder sich infolge endogener Depression umgebracht hat- te, sind geschehen! Das durch das Psychotherapeutengesetz verdrängte Delegationsprin- zip, welches die medizinisch- ärztliche Kontrolle ein- schloss, wurde durch das Psy- chotherapeutengesetz zum Nachteil der Patienten leider eliminiert.

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Andreas Ploeger, Lemierser Berg 119, 52074 Aachen

Terroranschläge

Zu dem Beitrag „Appelle an ,die leise Stimme der Vernunft‘“ von Petra Bühring in Heft 41/2001:

Spekulationen

Diese psychoanalytischen Spekulationen zu den „Ursa- chen für die Terroranschläge am 11. September“ lesen sich wie die Legende für Advoka- ten, die Tätern, Hintermän- nern und -frauen als Recht- fertigung und zugleich als Entschuldigung für den von ihnen begangenen tausendfa- chen Mord dient. Mord nen- ne ich diese Untat, weil ihr eine sehr exakte Planung vorausging. Die entsprechen- de Formulierung könnte lau- ten: „Obwohl die einschlägi- gen Gutachter Hilgers und Volkan sich sehr um die Of- fenlegung des unbewussten A

A3030 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 46½½½½16. November 2001 AA3031

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Konfliktes der Täter bemüht hatten, bleiben diese ohne Schuldspruch wegen Nicht- akzeptanz des ihnen unbe- wusst gebliebenen Konfliktes und daraus sich ergebender subjektiver Schuldunfähig- keit. Sie sind daher weder für die Tat als solche noch für die Folgen bei den Überleben- den ihrer Tat in die Verant- wortung zu nehmen.“

Mit welcher Berechtigung setzt sich die DGPT auf die- sen sich selbst zugeschriebe- nen Hochsitz des besserwis- serischen Schiedsrichters?

Gustav J. Brudy,Rheinstraße 44, 64589 Stockstadt

Leichenschau

Zu dem Beitrag „Gutachten für priva- te Unfallversicherung: Angabe von Todesursachen und Todesarten häufig fehlerhaft“ von RA Dr. med. Peter W.

Gaidzik et al. in Heft 36/2001:

Wir sind keine Hellseher

Der Artikel lässt ein grundle- gendes Problem deutlich zu- tage treten: Wir sind keine Hellseher und auch keine Götter, so wünschenswert dies wäre!

Bei geschätzt mindestens 95 % aller Todesfälle ist die genaue Todesursache bei be- stem Willen und sorgfältig- ster Untersuchung durch den Arzt auch bei Kenntnis der Vorerkrankungen ohne Au- topsie nur mit einem Wahr- scheinlichkeitsgrad zu atte- stieren. Hat der kachekti- sche, final krebskranke 80- Jährige in seinen letzten Le- bensstunden einen Herz- oder Hirninfarkt oder eine Lungenembolie erlitten?

War es ein gnädiges Ende des Leidens durch eine metaboli- sche Entgleisung oder ein Nierenversagen? Aus ethi- schen Gründen zuerst und fi- nanziellen Gründen zuletzt verbietet es sich, den deutlich Todgeweihten durch Blutent- nahmen oder sonstige Unter- suchungen zu traktieren.

Die Formulierungen im neu- en Leichenschauschein ge- ben dem Arzt zwei Alternati- ven zur Auswahl, eine so

schlecht wie die andere:

✁ er attestiert eine Todesart, die er nicht diagnostizieren kann, weil er kein Hellseher ist,✁ er veranlasst in den 95 % der Fälle eine Autopsie mit allen Konsequenzen, Polizei, Kosten etc. und wird wieder einmal als Kostenverursa- cher angeprangert.

Die Vorstellung, nachts um 3.00 Uhr den trauernden An- gehörigen eine Autopsie schmackhaft zu machen, lässt mich auch ohne Gedanken an das nicht einmal kosten- deckende Honorar schau- dern. Was müssen wir tun?

➀ Unsere Standesvertreter auffordern, sich unverzüglich dafür einzusetzen, dass der Leichenschauschein Formu- lierungen enthält, die man durch die Unterschrift als Arzt unter ein offizielles und wichtiges Dokument auch at- testieren kann;

➁ durch eine Fax-Aktion bundesweit gegen diesen Un- sinn protestieren;

➂ die profitierenden Unfall- versicherer auffordern, in ihren Versicherungsunterla- gen klar und deutlich auf die wahrscheinlich notwendige Autopsie (mit Kostenklä- rung) im Todesfall durch Un- fall hinzuweisen;

➃ von weiteren Institutionen, wie dem Statistischen Bun- desamt etc., die von den Er- hebungen profitieren, for- dern, dass sie die Informati- on der Bevölkerung über die Notwendigkeit der Autopsie und die Kostenklärung mit entsprechenden finanziellen Mitteln betreiben.

Ich lehne es ab, bei genann- tem Toten das Rektum zu in- spizieren, um das kausale Be- dürfnis eines Dritten zu be- friedigen. Die Attestierung einer Todesursache am To- tenbett mag historisch be- gründet sein. In Zeiten zu- nehmender juristischer Kon- sequenzen, mediengesteuer- ter Anprangerung sowie feh- lender Vergütung ist sie fehl am Platz.

Dr. med. Jutta Seeleitner, Thundor- ferstraße 10, 93047 Regensburg

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