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Archiv "Ekstatische Malerei" (03.12.1987)

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Leporellos, Mappen und Pamphlete:

Buchkunst in Tübingen

Es gibt Galerien, die auch Künstlerbücher führen. Es gibt Buchhandlungen, die auch Buchobjekte präsentie- ren. Doch nur in Tübingen findet man ein konzentriertes Angebot an internationaler zeitgenössischer Buchkunst:

Dort eröffneten Dorothea Oelbermann und Hartmut W.

Honzera 1984 eine Abteilung

„Druck & Buch" in ihrer

„Buchhandlung Hugo Frick"

in der Nauklerstraße 7.

Eine offizielle Definition dessen, was unter Buchkunst zu verstehen ist, existiert nicht. Die Illustration eines Textes allein ist es nicht, die ein Werk in den Rang der Buchkunst erhebt. „Viel- leicht ist Buchkunst etwas, bei dem keines der beiden Elemente fehlen darf, weder Text noch bildnerische Ge- staltung, ohne das tatsächlich etwas fehlt" ,definiert ver- suchsweise Dorothea Oelber- mann. Mit Blick auf die Be- stände meint sie jedoch so- fort einschränkend: „Diese Definition könnte ich auch nicht bei allem hier halten."

Pfiffige Ideen allein genügen ihr nicht. Buchkunst soll von solider Machart sein; Satz- Druck-Bild-Einband in ei- nem ästhetischen Verhältnis zueinander stehen.

Am ehesten bekommt man einen Eindruck dessen, was Buchkunst meint, wenn

King, Ronald: Alphabete

„Bluebeard's Castle" ge- schaffen hat, ein Schloß mit sieben aufklappbaren Räu- men. „Die Engländer sind wahre Könner, führend in der Buchkunst", findet Do- rothea Oelbermann.

Bücher von Barbara Fahr- ner zieht sie aus dem Regal, aus handgeschöpftem Papier, in vielen Arbeitsstunden und mit Liebe zum Detail herge- stellt. Leporellos blättert sie auf, zum Beispiel von Warja Lavater, die mit bunten Pik- togrammen arbeitet. Beim II-

Campbell, King. AbaB lustrieren wissenschaftlicher Werke entdeckte sie, daß ein Zeichen seine Bedeutung beibehält und imstande ist, eine Aussage zu vermitteln.

Ihre Märchen-Piktogramme wie „Rotkäppchen", ihre Piktogramm-Gedanken-Spie- le über „Leidenschaft und Vernunft" vermitteln neue Perspektiven auch altbekann- ter Geschichten.

Fast alle Titel haben eine limitierte Auflage, einige sind Unikate. Die meisten sind signiert und numeriert, viele enthalten Originalgrafi- ken. Für umfangreiche Buch- kunst muß man zwischen 300 und 5000 DM bezahlen, wäh- rend kleinere Buchkunstwer- ke schon für ein paar Mark zu haben sind. Wer sich an Buchpreisen orientiert, dem mag das teuer erscheinen.

Wer die Preise für moderne Kunst kennt, wird angenehm überrascht sein.

Sabine Dauth

Ekstatische Malerei

Ernst Fuchs: Planeta Cae- lestis, Edition q (Quintessenz Verlag, Ifenpfad 2-4, D-1000 Berlin 42), Berlin, 1987, 28,5 x 30 cm, 295 Seiten, etwa 300 farbige Abbildungen, auf Kunstdruckpapier, Ganzlei- nen, 298 DM

Das Blumen- und Land- schaftswerk, das in diesem Bildwerk vorgestellt wird, entspricht vielleicht nicht ganz den Vorstellungen, die man üblicherweise mit Ernst Fuchs verbindet. Der Maler, Dichter und Bildhauer führt den Betrachter in die Urauf- führung eines farbigen Schauspiels von mehr als 260 Einzelszenen, Landschaften, Portraits (u. a. ein Selbstpor- trait und ein fast verklärtes Portrait Oskar Werners), flo- ralen Stilleben. „Ekstatische Malerei" hat Fuchs selbst den Vorgang beschrieben, der sich in diesen Bildern ma- nifestiert. In Form und Inhalt sind die Bilder gehöht. Ein Kopf bei ihm trägt nicht nur menschliche Züge, sondern auch göttliche, seine Blumen gleichen sich anorganischen und menschlichen Zügen an, seine Landschaften erinnern an arkadische und kosmi- sche. Fuchs „bekennt Far- be". Er zeigt nicht nur, was, sondern wie er malt.

Fuchs sagt in seinem Vor- wort: „Es ist nicht schwer, die Antwort auf die Frage nach dem Sinn dieser Kunst zu finden. Primordiales Erle- ben ist Besinnung auf Na- menloses, ist Hinweis auf Unschuldiges, Unbeschreib- liches, ist Wiedergabe, Wie- dererlangen von fraglosem Glück. Ehe wir der Welt und ihrer Problematik ins Auge sehen, sollten wir dem Para- dies, dem wir entrissen sind, einen Blick schenken, und wir werden vortrefflich inne- werden, was wir zu tun ha- ben, um das Dasein zu mei- stern." Nicht nur für die Freunde und Bewunderer Ernst Fuchs' ist dieses Werk ein wahrhaft unvergleich- liches. Irene Busser man in den Beständen der

Abteilung „Druck & Kunst"

stöbert. Da gibt es zunächst Grundlagenliteratur: Bücher über Buchdruckkunst und Kalligraphie. Da gibt es auf der Handpresse gedruckte Flugblätter und Pamphlete mit Texten von Hölderlin bis Fried. Da gibt es Bücher, Einzelblätter, Mappen, Le- porellos, Pop-ups. Außer- dem haben Dorothea Oelber- mann und Hartmut W. Hon- zera Künstlerbücher in ihr Sortiment aufgenommen, re- lativ günstige Bücher, in de- nen Künstler ihre Ideen ei- nem breiteren Publikum zu- gänglich machen.

Verkauft wird die Buch- kunst im Laden und per Ka- talog. Vier bis fünf Ausstel- lungen veranstalten Oelber- mann und Honzera pro Jahr.

Im Mittelpunkt stehen ab- wechselnd Künstler, Themen und spezielle Buchpressen.

Wer neugieriger Buch- kunst-Anfänger ist, für den ist eine Einführung von Do- rothea Oelbermann ein Ge- nuß. Wenn sie kenntnisreich ihre Bestände vorstellt und erläutert, entflammt schnell die Liebe zur Buchkunst. Zur Kunst von Silvia Izi, die Tex- te von Ernst Bloch in kalli- graphische Zeichen umge- setzt hat, zu Buchkunstwer- ken von Ronald King, der zum Beispiel das legendäre

A-3418 (96) Dt. Ärztebl. 84, Heft 49, 3. Dezember 1987

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