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Archiv "Kunst-Welten im Dialog: Erweiterung der Horizonte" (28.01.2000)

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Academic year: 2022

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en Weg „von Gauguin zur globalen Gegen- wart“ nachzeichnen will Museumsdirektor und Kura- tor Marc Scheps: die Kunstge- schichte des 20. Jahrhunderts, ausgewählt nach einem ein- zigen Aspekt. Zu sehen sind 450 zum Teil schöne und rare Bilder und Skulpturen, riesi- ge, aberwitzige Installationen und nachdenklich stimmende Filme und Videos. 126 Künst- ler haben einen „Dialog“ mit einer ihnen fremden Kultur geführt, der an ihrem Werk ab- zulesen ist. Das theoretische Konzept wird verständlich, so- bald man die Ausstellung be- tritt. Paul Gauguin, der 1891 aus Großstadt-Überdruss und Vorliebe für Exotisches nach Tahiti reiste, wo seine ein- druckvollsten Bilder entstan- den, macht den Anfang. Emil Nolde und Max Pechstein rei- sten zu den Palau-Inseln, an- getrieben von der Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem erwachten Interesse eu- ropäischer Künstler für die Kunst anderer Kulturen.

Pablo Picasso und die Künstler der „Brücke“, Ernst- Ludwig Kirchner, Erich Hek- kel und Karl Schmidt-Rottluff, entdecken um 1910 afrikani- sche Kunstwerke in den Völ- kerkundemuseen von Dres- den und Berlin. So inspiriert entstehen Bilder und Skulptu- ren, geprägt von einer neuen gesellschaftlichen und künst- lerischen Freiheit. Auch die Marokko-Reise von Henri Matisse um 1912 und Klees Reise nach Tunesien 1914 ver- sehen die Künstler mit einem neuen Lebensgefühl, das ihre Bilder nachhaltig beeinflusst.

Inspiriert durch Stammeskunst Der zweite „Dialog“ oder Themenschwerpunkt bezieht sich auf „Lateinamerika zwi- schen den Welten“. Der durch die europäischen Kolonial- mächte ausgebeutete Konti- nent hatte sich befreit und entdeckte die eigene kultu- relle Identität, geprägt vom europäischen Modernismus.

Nachdem Diego Rivera An- fang der Zwanzigerjahre von

Paris nach Mexiko zurück- gekehrt war, empfanden er und Künstler wie José Cle- mente Orozco, David Alfaro Siqueiros und Frida Kahlo das Bedürfnis, sich mit der zer- störten präkolumbianischen Welt und Kunst auseinander- zusetzen. Viele Wandmale- reien schildern das Leben der Ureinwohner und begleiten deren Freiheitskämpfe.

„Amerikanische Visionen“

ist der Titel des dritten

„Dialogs“. Der amerikanische Künstler Marsden Hartley malte 1914 in Berlin Bilder, in denen Symbole der india- nischen Stammeskunst vor- kommen. Die „Drip Paintings“

von Jackson Pollock entwickelten sich aus Begegnungen mit dem Europäer Picasso, den Mexi- kanern Orozco und Siqueiros und er- wachtem Interesse für die Welt der In- dianer. Max Ernst, der während des Zweiten Weltkriegs nach Amerika emi-

grierte, lässt sich für die De- korationen seines Hauses in Arizona von der Bildsprache der Ureinwohner inspirieren.

Bis 1980 zieht die Ausstel- lung dann die Spur der „Ost- West-Begegnungen“: Euro- päer wie Jules Bissier, Pierre Alchinsky oder Christian Do- tremont setzen sich mit der Kalligraphie und der asiati- schen Philosophie auseinan- der. Yves Klein und Ad Rein- hardt schaffen Zen-inspirier- te Räume der Stille und Leere.

Der fünfte „Dialog“ ent- steht in der „globalen Gegen- wart“ der 80er- und 90er-Jah-

re. Im umfangreichsten Teil der Ausstellung sind zugleich die meisten asiatischen und afrikanischen Künstler ver- treten. Die Werke benötigen viel Platz: „A book from the sky“ von Xu Bing hängt in drei Papierbahnen à 20 Me- ter, eng beschrieben mit 4 000 selbst erfundenen chinesi- schen Schriftzeichen, von der Decke eines Raumes, der von dieser monumentalen Instal- lation ausgefüllt ist. Unter den Himmels-Bahnen liegen Tausende von Buchseiten, die den europäischen Besucher beeindruckt nach dem In- hal fragen lassen. Indem er die Sprache sinnentleert, will der in New York lebende Künstler auf die kulturelle Identitätskrise des modernen Chinas aufmerksam machen.

Die chinesischen Schriftzei- chen als Ausdruck der tradi- tionellen Kultur sind zwar endlos reproduziert, doch

letztlich als Kommunikations- Mittel unwirksam. Der Ko- reaner Ik-Joong Kang, der ebenfalls in New York lebt, kritisiert mit „Buddha learn- ing English“ die Hegemonie einer Sprache: Ein mit Scho- kolade überzogener Buddha lernt Vokabeln von über 2 000 winzigen Täfelchen, die mit zufälligen englischen Rede- wendungen beschrieben sind.

Vom Besucher wird philo- sophisches und kulturelles Hintergrundwissen verlangt.

Deshalb ist der an der Kasse erhältliche Akustikführer sehr hilfreich. Petra Bühring A-181 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 4, 28. Januar 2000

V A R I A FEUILLETON

Kunst-Welten im Dialog

Erweiterung der Horizonte

Die Globalisierung der Kunst aus der Sicht des Kulturdialogs ist das Thema der großen

Ausstellung im Kölner Museum Ludwig.

„Kunstwelten im Dialog“

ist bis zum 19. März 2000 zu sehen im Museum Lud- wig, Köln, Bischofsgarten- straße 1, Telefon: 02 21/

22 12 23 82. Der Katalog, erschienen im DuMont Buchverlag, hat 600 Seiten und kostet 69 DM.

Bodys Isek Kingelez „Kimbelele Ihunga“, 1994. Der Kongolese Kingelez kritisiert die Bauplanung seiner Heimatstadt Kimbelele Ihunga, die der westlichen Hochhaus-Architektur verschrieben ist. Aus Packpa- pier, Plastik und Pappe und alten Aufklebern fer- tigte er über 300 architektonische „Über-Modelle“.

Henri Matisse: „Zwei Odalisken“, 1928 Fotos: Museum Ludwig, Köln

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