• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Tarot für Zweifler und Gläubige" (15.12.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Tarot für Zweifler und Gläubige" (15.12.1988)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

sönlichen Unbewußten. Ba- sierend auf den Archetypen des kollektiven Unbewußten repräsentieren sie die

„Menschheitserfahrung", die sich in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte gebildet hat. Ob der Leser sich nun zur Lehre des Tarot, zur Psychologie C. G. Jungs oder zu nichts bekennt, bleibt ihm aber natürlich selbst überlassen. UF

Tarot für Zweifler und Gläubige

A. T. Mann: Das astrolo- gische Mandala Tarot, Inter- book, Hamburg 52, 1988, 22

x 22 cm, 158 Seiten, 78 Ta- rot-Karten, 236 farbige Illu- strationen, 39,80 DM

Schicksal lesen aus dem Kaffeesatz oder Weissagen aus Tarot-Karte — wo ist da der Unterschied?

• Zum einen in den vorliegenden Tarot-Karten selbst, deren Abbildungen auch den Unkundigen bereits auf den ersten Blick mit ih- rer farbenfrohen, bildhaften Symbolsprache sowie mit ih- rem Detailreichtum in ihren Bann ziehen.

• Andererseits in der zugrunde liegenden Idee.

Durch das hervorragend ge- gliederte Begleitbuch wird dem Laien eine gründliche und nicht ausschließlich theo- retische Einführung geboten.

Sowohl die Praxis des Kar- tenlegens wie äuch ihre Deu- tung und die Möglichkeit der Meditation mit Hilfe von Ta- rot-Karten werden erklärt.

• Selbst dem Kenner ma- gischer Kunst wird sicherlich noch das eine oder andere Wissenswerte vermittelt, zu- mal durch die ungewöhnliche Kombination des Tarot mit den astrologischen Sternzei- chen, der wohl ältesten Sym- bolsprache zur Deutung von Leben und Natur. Denn ob- gleich man von den Zusam- menhängen des „Großen Ar- kana" des Tarot mit den Sternzeichen wußte, wurde die astrologische Struktur, die dem Tarot zugrunde liegt, bislang kaum berücksichtigt.

Die Synthese von Astrologie und Tarot, wie im vorliegen- den Mandala Tarot, aber soll eine tiefere, eindeutigere In- terpretation ermöglichen.

• Schließlich kommen auch der interessierte Zweif- ler und der Ungläubige auf ihre Kosten. Denn er wird auf hohem Niveau über die historische Entwicklung des Tarot informiert und objektiv

über die Vielschichtigkeit mancher Bilder unterrichtet, in denen christliche Symbole des Mittelalters mit kulti- schen Zeichen aus früheren Epochen nebeneinander ver- wendet werden. Mehrere Deutungsmöglichkeiten sind oft möglich.

Unweigerlich wird man beim Betrachten von Farben, Zahlen, Stemkreiszeichen, Tier- und Pflanzendarstellun- gen, Charakteren und geo- metrischen wie architektoni- schen Gebilden auch an Sym- bole und Archetypen der be- kanntesten Märchen unseres Kulturkreises erinnert, wo- mit auch eine Brücke zur Psy- chologie C. G. Jungs geschla- gen ist: Die tiefenpsychologi- sche Richtung deutet die Symbole in Träumen und Phantasien als verschlüsselte Ausdrucksformen des per-

Alte und neue Armut

Bronislaw Geremek: Ge- schichte der Armut, Elend und Barmherzigkeit in Euro- pa, Artemis Verlag, Mün- chen/Zürich, 1988, 328 Sei- ten, 48 DM

Angesichts einer eilfertig verkündeten „neuen Ar- mut" in der Ellbogengesell- schaft und flinker Anschlüsse an den Pauperismus des Frühkapitalismus (ohne Ver- gleichskenntnis mit der Welt damals, die noch Adam Smith und Karl Marx er- forscht hatten) und der heuti- gen Dritten Welt; angesichts einer solchen verdorbenen Debatte tut es gut, zu einer quellenkundigen und sorg- sam abwägenden „Geschich- te der Armut" greifen zu können. Der polnische So- zial- und Ideenhistoriker, Pa- riser Schüler Fernand Brau- dels, zieht seine Erkundungs- züge weit ins Mittelalter hin- ein und zeichnet sie aus bis an die Schwelle der Moderne.

Seine leitende These ist, daß in der frühen Neuzeit ein Menta- litätwechsel in den kollektiven Einstellungen zu Armut und

Elend eingesetzt hat, der bei- de weltlich erzeugt sieht und staatlich steuerbar machen will. Das Hochmittelalter kennt noch das Ethos der Ar- mut, selbstgewählt in den christlichen Orden oder gott- auferlegt den irdischen Ar- men, Zeichen unserer Sünd- haftigkeit und Mahnung für werktätige Liebe.

Im 16. Jahrhundert setzt für den Verfasser ein wirt- schaftlicher und gesellschaft- licher, ein kultureller und moralischer Wandel ein, der die Pauperisierung und Mar- ginalisierung großer Bevölke- rungsgruppen vorantreibt und beschleunigt. Verstädte- rung und Geldwirtschaft sind die sozialökonomischen Triebkräfte, Isolierung und Disziplinierung zu Folgsam- keit und Arbeitsamkeit die soziokulturellen Reaktionen.

Individuelle Wohltätigkeit um des eigenen Seelenheils willen, wie noch heute im Is- lam, wird verpönt, ver- schwindet in der zuerst städti- schen, dann staatlichen Ar- menfürsorge als Teil der Wirtschafts- und Bevölke- rungspolitik. Unser Autor zeigt diese „neue Sozialpoli- tik" an Beispielen der Städte Paris, Venedig und Ypern im

16. Jahrhundert (wofür er auch eigene Quellenfor- schung betrieben hat) und geht dann zu den staatli- chen Programmen im katho- lischen und protestantischen Deutschland, in Frankreich und England, auch in Spa- nien und Italien über. Die verelendeten Unterschichten werden Gegenstand der Ge- setzgebung und — mit Galgen und Gefängnis — einer drako- nischen Rechtssprechung.

Der europäische Wohl- fahrtsstaat mit seinen rechts- zentralisierten und bürokrati- schen, seinen paternalisti- schen und zwangsmorali- schen Zügen entsteht. Er vollendet sich — noch unter dem Mantel der absoluten Monarchie — in der „großen Einschließung" der Armen und Arbeitslosen in Arbeits- und Zuchthäusern, in allge- meinen Hospitälern und Er- ziehungsanstalten für Dir- nen, Streunerinnen und ge- fallenen Mädchen — immer geleitet vom Erziehungsideal der aufkommenden Aufklä- rung: Wer arbeitet, sündigt nicht und befreit sich von Hunger und Elend. Hier wird der Boden gelegt für die gro- ßen sozialen und sozialhygie- nischen Organisationen, die Armut im 19. und 20. Jahr- hundert überführen in stetige Arbeit und pünktlichen Ge- horsam, sei es in der Kaserne oder in der Fabrik, in der Schule oder im Krankenhaus.

Der Sozialstaat von heute ist das freilich humanisierte Mu- ster der europäischen Selbst- disziplinierung der Massen.

Am Ende fragt Geremek

— mit geschärften historischen Augen —, wie man die „neue Armut der Völker", als Bin- nenarmut der entwickelten und als weltweites Elend der Entwicklungsländer, ange- hen soll — ohne Kirche und Armutsethos, ohne Staat und moralischen Arbeitszwang.

Es ist die Wiederkehr einer epochalen Aufgabe — jetzt ohne die Mittel und Moralen der europäischen Kultur. Ei- ne Antwort findet sich bei ihm nicht mehr, nur eine scharf gestellte und nützliche Frage. Horst Baier A-3626 (92) Dt. Ärztebl. 85, Heft 50, 15. Dezember 1988

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Juni, von 14 bis 16.30 Uhr, im Wildpark Rheingönheim Kindern das Leben der

Es gibt zahlreiche Methoden, den Tarot zu legen, einige sind recht kompliziert und mühsam. Eine der ältesten und wahrscheinlich wirkungsvollsten Arten ist das Legen des Zehner-

Es gibt zahlreiche Methoden, den Tarot zu legen, einige sind recht kompliziert und mühsam. Eine der ältesten und wahrscheinlich wirkungsvollsten Arten ist das Legen des

— Nun in eine tiefe Schale das Mehl schütten (2 Eßl. davon noch zurückbe- halten!). Eier, Zucker, Salz, den Rest leicht an- gewärmter Milch, abgeriebene Zitronenscha- le und

Nach der Wahl eines neuen Wahlausschusses, der sich aus den Landsleuten Kendelbacher, Libuda und Zirkel zusammensetzt, und der Erteilung von Vollmachten für den Kreisausschuß

I ch habe meine Jugend auf einem G u t in Ostpreußen verlebt, und für uns Kinder war es jedesmal ein Erlebnis, wenn wir in die Groß- stadt, nach Königsberg, mitfahren durften. Das

Tarot cards and tarot decks have made an appearance in a variety of surrealist sources, art works and practices throughout the twentieth century, ranging from designs for tarot

Meyrink/Alchemistische Züge in den Romanen von Gustav Meyrink” addresses the question of how alchemy is reflected in the works of the author and the extent to which it constitutes