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Birnenverfall Candidatus phytoplasma pyri

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Academic year: 2022

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Symptome

Bei Birnenverfall gibt es kein spezifi- sches, bzw. verlässliches Symptom für eine visuelle Diagnose. Birnenver- fall-ähnliche Symptome können auch durch andere Stressfaktoren wie Stau- nässe, Unterernährung, Verletzungen, Affinitätsprobleme, Trockenheit, Hit- ze oder Frostschäden hervorgerufen werden.

• Wird die Rinde auf Höhe der Verede- lungsstelle aufgeschnitten, können im Kambium nekrotisch braune Lini- en sichtbar sein. Diese Linien-Sympto- me können auch bei Affinitätsproble- men, Staunässe oder Verletzungen z.B. durch Nagetiere usw. auftreten.

• Die Blätter sind klein, weniger zahl- reich, hellgrün und ledrig. Im Sommer kann eine verfrühte Rotfärbung auf- treten. Diese Verfärbung kann partiell (Abb. 1) oder überall sein (Abb. 2) sowie von einer Blattrollung begleitet wer- den (Abb. 3). Häufig kommt es zu ei- nem frühzeitigen Blattfall (Abb. 2). Die Rotfärbung der Blätter muss nicht zwingend aufgrund eines Phytoplas- menbefalls auftreten, sie kann auch andere Ursachen haben, namentlich abiotische Faktoren.

• Im Frühstadium der Infektion kann der Baum stark blühen, später kann die Blütenanzahl stark abnehmen.

Der Fruchtansatz kann stark reduziert werden, und die Früchte erreichen nicht die normale Grösse (Abb. 4) (Kleinfrüchtigkeit). Ein schlechter Fruchtansatz kann zu einem markan- ten Fruchtfall führen.

• Die Symptomausprägung kann von Sorte zu Sorte und von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein. In der Regel tritt eine fortschreitende Schwächung des kranken Baumes auf, welche in der In- tensität stark schwanken kann.

Birnenverfall

Candidatus phytoplasma pyri (Pear decline [PD]; Synomym: Birnbaumsterben) Santiago Schaerer und Markus Bünter

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Agroscope

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Merkblatt 1-2-005 | I Birnenverfall [PD]

Allgemeines

Mehrere Phytoplasmen, einschließlich Birnenverfall [PD], treten seit den An- fängen des Schweizer Obstbaus auf.

1950 werden Phytoplasmen noch als virenähnliche Organismen „Mycoplas- men“ oder MLO beschrieben. Seit etwa 1990 werden diese Organismen unter dem heutigen Namen als Phytoplas- men bezeichnet. Phytoplasmen sind Bakterien der Klasse der Weichhäuti- gen (Mollicutes), haben keine Zellwand und leben als obligate Parasiten im Phloem (Siebröhren) der befallenen Wirtspflanzen. Der Erreger des Birnen- verfalls ist seit 2001 ein Quarantäneor- ganismus. In der Schweiz sind zwischen 60 und 80 Prozent der Hochstamm- Birnbäume betroffen. Obstanlagen mit Niederstamm-Birnbäumen sind weni- ger häufig betroffen (10 bis 20 %).

Am häufigsten trifft es Birnen (Pyrus communis), weniger häufig die Zierar- ten der Gattungen Pyrus und Quitte (Cy- donia oblonga). Die Krankheit wird durch Candidatus phytoplasma pyri ver- ursacht und in Europa durch Blattsauger (Cacopsylla pyri [Gemeiner Birnblattsau- ger], Cacopsylla pyricola [Kleiner Birn- blattsauger] und wahrscheinlich Caco- psylla pyrisuga [Grosser Birnblattsau- ger]) übertragen. Über Veredelungen von krankem Pflanzenmaterial (Unter- lagen oder Edelreiser) wird das Phyto- plasma sicher übertragen. Die Ausbrei- tung der Phytoplasmen von Baum zu Baum durch Wurzelverwachsungen (Wurzelanastomosen) wurde nicht nachgewiesen ist jedoch gut möglich.

Das infizierte Phloem kann absterben und wird mit Callose (Polysaccharid) ver- stopft, was zu einem progressiven Ab- sterben des befallenen Baumes führt.

Bei Birnen und Quitten (wie bei allen verholzenden Rosengewächsen) dege- neriert das Phloem im Winter: Das Phy- toplasma wandert im Herbst/Winter in die Wurzeln, wo funktionale Elemente des Phloems das ganze Jahr über fortbe- stehen. Die oberirdischen Pflanzenteile werden im folgenden Frühling neu von Phytoplasma besiedelt.

Krankheitsverlauf und Bekämpfungsstrategie

Es ist schwierig kranke Bäume aufgrund von Symptomen eindeutig zu bestim- men. Symptome treten nicht einheitlich und oft nur an einzelnen Stellen auf, d.h. nicht homogen über den Baum ver- teilt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Phytoplasma nicht gleichmäs- sig im ganzen Baum vorkommt.

Zudem treten nicht immer typische Sym- ptome auf, und insbesondere beim Bir- nenverfall sind die Ausprägungen nicht spezifisch; so zum Beispiel können die partielle oder einheitliche Rotfärbung und der frühzeitige Blattfall stressbe- dingt sein (vgl. «Symptome»).

Die Unterlage und die Anbaupraktiken, insbesondere die Bekämpfung des Blattsaugers, haben einen Einfluss auf den Birnenverfall. Der schnelle Birnen- verfall (Verwelkung, Vertrocknung und plötzliches Baumsterben) ist auf eine krankheitsanfällige Unterlage oder auf abiotische Stressfaktoren wie Trocken- heit oder Hitze zurückzuführen.

Der langsame Birnenverfall (in der Schweiz häufiger) lässt auf robustere Unterlagen schliessen. Er zeigt sich durch kleinere Erträge und Früchte (Kleinfrüchtigkeit), manchmal durch eine frühzeitige Rotfärbung mit einer

Blattrollung im Spätsommer oder im Herbst. Je nach Sorte, klimatischen Be- dingungen und Anbaubedingungen wird ein mehr oder weniger starker Rückgang der Symptome nach einigen Jahren festgestellt. Die Bäume bleiben jedoch Träger des Phytoplasmas («ge- sunde» Träger oder Bäume mit laten- tem Befall). Während dieser Latenzzeit kann die Krankheit plötzlich wieder auftreten, vor allem nach Vegetations- störungen (z.B. starkes Schneiden) oder nach strengen Klimaperioden (Trocken- heit, Hitze).

Es gibt keine kurative Behandlung von Birnenverfall.

Es muss verhindert werden, dass befal- lenes Material in die Baumschulen und in die Obstkulturen eingebracht wird.

Die Verwendung von gesundem und zertifiziertem Pflanzenmaterial ist un- abdingbar. Im Weiteren sollen Unterla- gen mit vielen Wurzelausschlägen ver- mieden werden, da die Wurzelausschlä- ge am meisten Phytoplasmen aufwei- sen. Befallene Bäume müssen sofort mit Wurzeln entfernt werden. Die Bäume sollen gehäckselt und kompostiert oder evtl. verbrannt werden.

Eine Übertragung der Krankheit mit Schnittwerkzeugen wurde nicht nach- gewiesen. In der Schweiz können die Vektoren (Blattsauger) bekämpft, d.h.

reduziert werden. Vergleiche Flug- schrift 122 – Pflanzenschutzempfehlun- gen für den Erwerbsobstbau.

Prophylaxe in Baumschulen: Edelreiser im Januar und Februar schneiden und Winterhandveredelungen machen. Die Belastung der Edelreiser durch Phyto- plasmen ist zu diesem Zeitpunkt am ge- ringsten.

Impressum

Copyright : 2013, Agroscope, www.agroscope.ch Autoren : Santiago Schaerer, Markus Bünter Fotos : Agroscope

Layout, Druck und Vertrieb : AMTRA, www.revuevitiarbohorti.ch

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