• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Im Norden des Iraks: Unterernährung, Verletzungen und Infektionskrankheiten" (31.01.1992)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Im Norden des Iraks: Unterernährung, Verletzungen und Infektionskrankheiten" (31.01.1992)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

URZBERICHTE

Fünf Betriebskrankenkassen mit insgesamt 60 000 Mitgliedern haben von der Möglichkeit Gebrauch ge- macht, Beitragsrückzahlungen zu er- proben. Derartige Modellversuche hat der Gesetzgeber mit dem Ge- sundheits-Reformgesetz (Paragraph 65) gefordert, „um für die Versicher- ten Anreize zu einem wirtschaftli- chen Verhalten bei der Inanspruch- nahme von Leistungen zu schaffen", wie es in der Begründung dieser neu- en Vorschrift durch den Bundestags- ausschuß für Arbeit und Sozialord- nung heißt.

Voraussetzung für eine Bei- tragsrückzahlung ist, daß ein Versi-

cherter länger als drei Monate bei ei- ner gesetzlichen Krankenkasse versi- chert war und er selbst oder seine mitversicherten Angehörigen keine Leistungen der Kasse in Anspruch genommen haben. Davon ausgenom- men sind allerdings Leistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft, bei Vorsorgeuntersuchungen und bei Versicherten, die noch nicht volljäh- rig sind.

Im Durchschnitt aller fünf Be- triebskrankenkassen lag die Höhe der Beitragsrückzahlung seit 1989 bei knapp 200 DM, die Bandbreite reichte insgesamt von 10 DM bis zu 529 DM. Unterschiedlich hoch fiel

auch der Anteil der Versicherten aus, die in den Genuß einer Bei- tragsrückzahlung gekommen sind:

von 14 Prozent bei der Betriebskran- kenkasse Standard Metall bis zu 22 Prozent bei der Betriebskrankenkas- se Wieland Werke.

Die Erprobung der Beitrags- rückzahlung im Rahmen der gesetz- lichen Krankenversicherung soll nach dem Gesundheits-Reformge- setz fünf Jahre dauern und muß wis- senschaftlich begleitet werden. Für die Betriebskrankenkassen hat die Sozialforschungsstelle Dortmund die wissenschaftliche Begleitung über- nommen. Nach Angaben des Bun- desverbandes der Betriebskranken- kassen soll unter anderem die „Wir- kung der Beitragsrückzahlung auf den Krankheitsverlauf und die Be- handlung" untersucht werden. JM

Betriebskrankenkassen

Versicherte erhalten Beiträge zurück

Während die Schutzzone für die Kurden in ihrem westlichen Teil durch die — sich bereits auf dem Rückzug befindlichen — alliierten Truppen besetzt ist, wird der östliche Teil ausschließlich durch kurdische Rebellen („Peschmerga") kontrol- liert. Die deutschen Ärzte waren tä- tig im Al'Saadik-Krankenhaus, ei- nem ehemaligen Militärhospital in der Nähe des Ortes Diyana, der rund 100 Kilometer nördlich von Arbil und 60 Kilometer westlich der irani- schen Grenze liegt. Die grenznahen Gebiete des nördlichen Iraks sind besonders stark beeinflußt von den Folgen eines über 60 Jahre währen- den Befreiungskampfes, der durch eine Serie von politischen und militä- rischen Niederlagen der Kurden so- wie zahlreiche Vergeltungsmaßnah- men der irakischen Führung bis hin

zu systematischen Ausrottungsversu- chen gekennzeichnet ist. Die letzten massiven übergriffe des Baath-Re- gimes auf die im Irak lebenden Kur- den fanden im Anschluß an den Golfkrieg statt. Aufgrund der fast flächendeckenden Zerstörung und mangelnder Infrastruktur liegt der Wiederaufbau in den östlichen Ge- bieten gegenüber dem westlichen Teil der Schutzzone noch in den An- fängen.

Während man im Health Center von Batufa, einem Ort etwa 50 Kilo- meter nordöstlich von Zakho, nahe- zu wieder zum Normalbetrieb einer geregelten medizinischen Versor- gung übergegangen ist, muß sich die Behandlung im Osten des Landes weitgehend auf Notfallmaßnahmen bei Schwerkranken und Schwerver- letzten beschränken.

Acht Wochen alter Säugling mit schwerster Unterernährung (Gewicht 2400 Gramm)

Zu den dringlichsten medizini- schen Problemen im engeren Sinne gehören Infektionserkrankungen,

„Kriegsverletzungen" — sofern man diesen Begriff bei militärischen An- griffen auf die Zivilbevölkerung überhaupt benutzen darf und die daraus resultierenden Folgeerkran- kungen.

Bei den infektiösen Erkrankun- gen stehen Enteritiden an erster

Im Norden des Iraks:

Unterernährung, Verletzungen und Infektionskrankheiten

Der Verfasser des nachfolgenden Artikels gehörte zu einer Gruppe deutscher Ärzte aus den alten und neuen Bundesländern, die sich 1991 in der unter UN-Aufsicht stehenden Schutzzone für die Kurden im Nor- den des Iraks befand. Er berichtet über die dringlichsten medizinischen Probleme in einem Landstrich, der vom Baath-Regime im Anschluß an den vor einem Jahr begonnenen Golfkrieg völlig zerstört worden war.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 5, 31. Januar 1992 (27) A1-269

(2)

Fotos (2): Michael Schulte

Stelle; betroffen sind vor allem Kin- der. Die auftretenden Typhusepide- mien stehen in enger Beziehung zu den vorhandenen Flüchtlingsströ- men und zum Mangel an Trinkwas- ser. Hinsichtlich der frischen Verlet- zungen stehen inzwischen Gliedma- ßenabrisse durch Minen und Spreng- stoff im Vordergrund, während Schuß- und Brandverletzungen nur noch vereinzelt vorkommen. Auf- grund einer weitreichenden Vermi- nung der Dörfer, Felder und Gewäs- ser sowie Ausstreuung von Spreng- stoff in Form von Kugelschreibern, Spielzeug etc. durch die irakischen.

Truppen sind hierbei wieder in ei- nem hohen Maße Kinder betroffen.

Zu den „Kriegs-Folgeerkrankungen"

gehören zahllose Osteitiden, vorwie- gend nach Schußbruchverletzungen, gravierende Funktionseinbußen nach schweren Gelenk- und Weich- teiltraumen, Verstümmelungen — oft kombiniert an mehreren Extremi- täten, Rumpf und Kopf —, nicht hei- lende ausgedehnte Napalm-Verlet- zungen sowie Nervenlähmungen, vor allem in Form von Plexusschäden und Querschnittssyndromen. Eine große Rolle spielen weiterhin ge- burtshilfliche Probleme und psycho- somatische Erkrankungen.

Medizinische Probleme im wei- teren Sinne stellen der Mangel an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Wohnraum dar. Diese Mängel resul- tieren aus einer konsequenten Ver- nichtungsstrategie der Regierung, in deren Rahmen tausende kurdische Dörfer dem Erdboden gleichge- macht wurden, systematisch Felder vermint oder mit chemischen Waffen vergiftet und Bäume verbrannt wur- den. Obwohl Kurdistan ein reiches Agrarland ist, sterben auch jetzt noch täglich Kinder an Unterernäh- rung. Der Winter mit Temperaturen bis — 40 °C stellt eine zusätzliche Be- drohung für die überwiegend in Zel- ten hausenden Flüchtlinge dar.

Worin liegt der medizinische Be- darf des Landes? Erforderlich sind Maßnahmen zur Restauration der Krankenhaus-Infrastruktur, zum Beispiel Bereitstellung von Strom und Wasser, Inbetriebnahme der teilweise zerstörten Operationssäle.

Ebensowichtig ist der Aufbau von Werkstätten zur Anfertigung von

21jähriger Mann mit Napalm-Verbrennun- gen beider Beine

Prothesen sowie Rehabilitationsein- richtungen. Der personelle Bedarf erstreckt sich auf Orthopädiemecha- niker, Krankengymnasten, geschul- tes Pflegepersonal und ärztliche

„Spezialisten", wie beispielsweise plastische Chirurgen. Es besteht ein Mangel an bestimmten Medikamen- ten, zum Beispiel an Ampicillin; le- bensnotwendige Impfstoffe wie Te- tanusvakzine sind so gut wie nicht verfügbar.

Eine Novellierung der Ärztli- chen Approbationsordnung emp- fiehlt Professor Dr. med. Kurt Schimmelpfennig, Pharmakologe und Prüfungsbeauftragter der medi- zinischen Fachbereiche an der Frei- en Universität Berlin, in einem aus- führlichen Artikel zur gesetzlichen Regelung der staatlichen Prüfungen im Medizinstudium. Die Dringlich- keit einer Novellierung ergebe sich nicht nur aus dem Auftrag zur Besei- tigung bestehender Mängel in allen Prüfungsabschnitten, sondern auch mit Blick auf die neuen Bundeslän- der. In der Zeitschrift „Medizinische Ausbildung" (Heft 8/1991) vertritt Schimmelpfennig die Auffassung,

Zur Prävention weiterer Erkran- kungen sind die Bereitstellung von Nahrungsmitteln einschließlich einer suffizienten Verteilungsstruktur, Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Wohnraumbeschaffung, gesundheit- liche Aufklärungskampagnen und technische Unterstützung bei der Minenräumung notwendig.

Zu den unabdingbaren Voraus- setzungen einer effektiven medizini- schen Hilfe gehören die — nicht zu- letzt aus psychologischer Sicht wich- tige — politische Unterstützung einer in Zukunft vielleicht autonomen kur- dischen Zone im Norden Iraks sowie wirtschaftliche Aufbauprogramme durch die westlichen Industrielän- der. Zu der mit großem personellen und materiellen Aufwand betriebe- nen Arbeit europäischer Hilfsorgani- sationen soll abschließend kritisch, bemerkt werden, daß das Ziel bei zu- künftigen Projekten mehr in der Verwirklichung einer koordinierten Hilfe als in der Profilierung von Ein- zelorganisationen liegen müßte.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Michael Schulte Chirurgische Universitätsklinik Steinhövelstr. 9

W-7900 Ulm

man solle mit neuen gesetzgeberi- schen Maßnahmen nicht auf eine große Studienreform warten.

In seinem Beitrag weist Schim- melpfennig auf die verschiedenen Regelungsbereiche hin. Die Gestal- tung der ärztlichen Vorprüfung wer- de vom Bundesminister für Gesund- heit in der Ärztlichen Approbations- ordnung (ÄApp0) geregelt und be- dürfe der Zustimmung des Bundes- rates. Der Auftrag für diese Rechts- verordnung sollte sich. von der Bun- desärzteordnung (BAO) ableiten.

Dort heißt es im Paragraphen 4 Abs.

1: „Die AAppO regelt das Nähere über die Ärztliche Prüfung." Und im Satz 4 steht: „Die Zulassung zur

Ärztliche Vorprüfung und Ärztliche Prüfung

Notwendige Novellierung gesetzlicher Regelungen

A,-270 (28) Dt. Ärztebl. 89, Heft 5, 31. Januar 1992

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Inhalt der Arbeit sind nicht Be- handlungsansätze für Patienten mit primär psychogenen Schmerzen, de- nen ursächlich eine psychische Störung oder Krankheit zum Beispiel auf dem

In der Regel werden die Pa- tienten mit chronischen Schmerzen erst dann einer gezielten psychologi- schen Diagnostik und Therapie zuge- leitet, wenn eine ausgedehnte medi-

ses vergegenwärtigt. Das bei einem ameri- kanischen Terrorangriff im Februar 1945 schwer beschädigte und in weiten Teilen ausgebrannte Schloß wurde von den SED- Machthabern

erwarten, dass im Aktionszeitraum verstärkt Patienten zu ihren behan- delnden Ärzten kommen und um eine Überprüfung ihres Impfstatus sowie um eine Auffrischung

■ In konkreten Fällen, die keine Notfälle sind und für die sich in der Interpretationshilfe keine Regelung findet, muss immer eine Kostenzusage VOR der ent- sprechenden

Wenn Krankheit aber das Leiden eines Menschen mit Bewusstsein, Sprache und sozialen Beziehungen bedeutet, dann muss das Therapieziel die Bereiche des Sozialen,

Bei der Ausbildung der Medizinischen Fachan- gestellten, die nach dem Berufsbildungsgesetz geregelt ist, sind einige Vorschriften und For- malitäten zu beachten, die wir Ihnen im

Jugendarbeitsschutzuntersuchung: Sie muss innerhalb der letzten 14 Monate vor Beginn der Ausbildung durchgeführt worden sein und ist ein Jahr nach Auf- nahme der Ausbildung