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Archiv "Jüdische Ärzte: Beeindruckend" (28.11.2008)

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A2580 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 48⏐⏐28. November 2008

B R I E F E

IV-VERTRÄGE

Etliche Verträge werden gekündigt, weil im nächsten Jahr die Anschubfi- nanzierung für die integrierte Versor- gung endet (DÄ 43/2008: „Integrierte Versorgung: Was gut ist, setzt sich durch“ von Martina Merten und Samir Rabbata).

Rätselhaft

. . . Es ist mir nicht klar geworden, in was die Versorgung „integriert“ sein soll. Vielleicht handelt es sich (nur) um einen sprachlichen Fehltritt, und es sind verschiedene Funktionen ge- meint, die in diese Versorgung inte- griert sind. Aber: Wenn ich für meine Patenkinder zu Weihnachten ver- schiedene Geschenksachen in ein Pa- ket integriere, ist es dann ein inte- griertes Paket? Oder: Wenn die abge- bildete Gesundheitsministerin mit- tags eine Suppe in ihren Magen inte- griert und dann den leckeren Haupt- gang und schließlich noch etwas Pudding, hat die Ministerin dann ei- nen integrierten Magen? Wie ich ge- lesen habe, gibt es auch eine „Deut- sche Gesellschaft für integrierte Ver- sorgung“. Ihre Bezeichnung mutet behördlich und rätselhaft an.

Dr. Hans-Henner Vieweg,Goethestraße 7 A, 14163 Berlin

Versäultes Denken

Dank an die Autoren und das DÄ für den ausführlichen Artikel zum Zu- kunftsthema integrierte Versorgung.

Und trotzdem – IV hat im Alltagsle- ben aller Gesundheitsberufe nicht den Platz, den sie aus volkswirt- schaftlichen und berufspolitischen Gründen haben muss! Wer klagt

nicht über zu hohe Arbeits-, Doku- mentationsbelastung, über zu enge Budgets. Die Ressourcen sind nun einmal begrenzt – ein nachhaltiger Weg zu gleichermaßen wirtschaftli- cher und qualitativ hochwertiger Versorgung bei realistischer Arbeits- belastung der Ärzte kann die IV sein.

Gute und langlebige Beispiele gibt es punktuell bereits. Das Denken der Leistungserbringer, voran von uns Ärzten, ist noch immer – historisch gewollt – viel zu versäult, wir gehen noch immer nicht aufeinander zu.

Wir warten als Berufsgruppe ab. Da- bei haben wir das primäre Interesse am Gesamtgelingen der Versorgung unserer Patienten, dabei ist uns Prävention ein Grundanliegen. Wir wissen um die Vorteile, die dieser

Ansatz, wenn er denn gelebt würde, über Jahre und Jahrzehnte bei einer Patientenkarriere haben kann . . . Der große Bereich der stationären Pflege- heime mit Hunderttausenden an mul- timorbiden Bewohnern wird nicht in diesem ausführlichen Statusartikel erwähnt. Diese Patienten, oft als Pflegeversicherte eingestuft, sind überhaupt nicht im Fokus bisheriger Überlegungen der IV. Auch nicht in der Politik! Gerade diese in vielerlei Hinsicht Hilfsbedürftigen irren durch ein schon für uns schwer zu über- blickendes Gesundheitssystem mit der überlebten starren Auftrennung in Pflegeversicherung und Kranken- versicherung . . .

Dr. med. Lars Wohlfahrt,Osterfelddamm 12, 30627 Hannover

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

JÜDISCHE ÄRZTE

Vor 70 Jahren wurde den noch im Deut- schen Reich verblie- benen jüdischen Ärzten die Approba- tion entzogen (DÄ 39/2008: „Bestal- lung erloschen“ von Rebecca Schwoch).

Beeindruckend

Herzlichen Dank für den beein- druckenden Artikel von Rebecca Schwoch über den Entzug der Appro- bation von jüdischen Ärzten vor 70 Jahren. Die Zahlen alleine erklären natürlich nicht die dahinter stehenden Schicksale, die die beteiligten Famili- en und Kollegen häufig direkt in die Gaskammern führten. Die wesentli- che Frage, die sich immer wieder stellt: Wie konnte das geschehen?

Wie konnte es ohne Kenntnisnahme der damaligen Kollegen passieren,

dass 13 Prozent ihrer Berufskollegen (in Großstädten anteilmäßig mehr) ihre Stellung verloren und oft im Zu- ge der „Bereinigung“ ihre Praxis samt Mobiliar und Wohnung an ari- sche Kollegen verloren. Es stellt sich auch die Frage der Wertigkeit von Gesetzen, denn auch damals wie heu- te war das kollegiale Verhalten genau definiert. 1935 in der Standes- und Facharztordnung unter Dr. Wagner, Reichsärzteführer, mit nahezu glei- chem Text wie heute. Es ist festzu- stellen, dass bei 87 Prozent der ver- bliebenen arischen Ärzte nach den

§§ 8–10 (ÄO 1935) ein berufsunwür- diges Verhalten vorgelegen haben muss. Diese provozierenden Zahlen belegen das bewusste, deutliche Wegsehen der Ärzteschaft und/oder die große Einbindung in die rassisti- sche, ideologische Weltanschauung der Nazis. Die Nichtaufarbeitung die- ses innerärztlichen Problems führte dazu, dass die Ärztekammern nach

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A2581 1945 bürokratisch so weitergeführt wurden, als sei nichts geschehen, und Massenmörder Ärzteführer und Pro- fessoren wurden. Die Ethik unseres Berufsstands erfordert mindestens nach 70 Jahren eine gnadenlose Auf- klärung und Entlarvung der Verbre- cher in unseren eigenen Reihen.

Prof. Dr. med. Dr. habil. Felix-Rüdiger G. Giebler, Chefarzt der VINCEMUS-KLINIK, Privatklinik für plastische und wiederherstellende Chirurgie, Am Ostersielzug 7/Brückenstraße 1 a, 25840 Friedrichstadt

Ergänzung

In Ergänzung zum Beitrag von Dr.

phil. Rebecca Schwoch möchte ich auf das letzte psychiatrische Kran- kenhaus für jüdische Patienten zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland hinweisen. Es war die 1869 von Meyer Jacoby gegründete

„Jacobysche Heil- und Pflegeanstalt“

in Bendorf-Sayn am Rhein. Die An- stalt genoss einen guten Ruf und wur- de von Patienten aus ganz Europa aufgesucht. Nach dem Ersten Welt- krieg übernahm Dr. Paul Jacoby, ein Enkel des Gründers und Mitbesitzer, die ärztliche Leitung der Anstalt.

Diese versorgte zu dieser Zeit etwa 200 Kranke. Als Paul Jacoby 1939 wegen der zunehmenden Boykott- maßnahmen auswandern wollte, wur- de vom Regierungspräsidenten be- stimmt, dass die jüdische Irrenanstalt für Juden unter der Leitung von Paul Jacoby erhalten bleiben solle. Die Auswanderung war nicht mehr mög- lich. Alle christlichen Mitarbeiter mussten mit einer Abfindung entlas- sen werden. Die Arbeit ging mit un- gelernten Kräften notdürftig weiter.

Die Anstalt musste an die Reichsver- einigung der Juden in Deutschland verpachtet werden. Ein Verkauf war nicht zu verwirklichen. Ende Juni 1940 gelang aber doch die Auswan- derung der Familie Jacoby nach Uru- guay. Die Nationalsozialisten verfüg- ten nun, dass alle krankenhausbedürf- tigen jüdischen Geisteskranken aus ganz Deutschland in die jüdische An- stalt nach Bendorf-Sayn zu verlegen seien. Die Patienten – es waren in- zwischen etwa 500 – wurden von dem jüdischen Arzt Dr. Wilhelm Ro- senau (1898–1968) betreut. Er wurde 1933 aufgrund des Rassengesetzes aus dem Staatsdienst entlassen, ließ

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