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Archiv "Dominikanische Republik: Vom Main ins Surferdorf" (30.04.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 17

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30. April 2010 A 831 DOMINIKANISCHE REPUBLIK

Vom Main ins Surferdorf

Ein deutscher Arzt mit spannender Vergangenheit praktiziert heute in der Karibik.

D

r. med. Gideon Plaut spricht Englisch, Spanisch „und flie- ßend Hessisch“, wie er lächelnd sagt. Er ist in Israel geboren, in Frankfurt am Main aufgewachsen und zur Universität gegangen, hat sich in New York 1983 mit Aidsfor- schung beschäftigt und praktiziert heute im Surferdorf in Cabarete in der Dominikanischen Republik.

Die Zeit als Medizinstudent in Frankfurt hat Plaut genossen. Mit leuchtenden Augen erinnert er sich an die Demonstrationen gegen das Establishment und die Neonazis.

„Wir Studenten und die Jüdische Gemeinde waren sehr verbunden im Kampf gegen Rechtsradikale“, betont der inzwischen 54-jährige Arzt mit israelischer und deutscher Staatsangehörigkeit in seinem Arzt- zimmer, 200 Meter vom Strand ent- fernt. Er stammt aus einer jüdischen Familie. Der Vater ist aus Eschwege (Werra-Meißner-Kreis), die Mutter aus Hungen (Landkreis Gießen). Bei- de konnten während des Holocausts Deutschland noch rechtzeitig verlas- sen, lernten sich in Israel kennen und kehrten 1958 gemeinsam nach Hes- sen zurück. Da war Plaut junior drei Jahre jung. Er sagt: „Eine ungewöhn- liche, aber wahre Geschichte.“

„Ich bekam den Arztberuf nicht in die Wiege gelegt von Eltern oder Verwandtschaft. Es war aber immer mein Wunsch gewesen, Menschen medizinisch zu helfen.“ Doch zu- nächst scheiterte Plaut am Numerus clausus in Deutschland. Der Wahl- hesse machte einen „kleinen Um- weg“ über Antwerpen in Belgien.

Er redet über die Höhen und Tiefen seines Lebens sehr gelassen: „Ich bin Legastheniker. Dies wurde spät entdeckt. Dann machte ich eine Therapie. Meine Noten verbesser- ten sich.“ Nun wurde er an der Uni- versität in Frankfurt akzeptiert, musste aber seine Scheine nachma-

chen. Die Approbation erhielt Plaut 1982 in Frankfurt, arbeitete an- schließend ein halbes Jahr an der Kurklinik in Bad Salzhausen. Doch bald war ihm Hessen zu klein. Dies war auch die Zeit, als die ersten Aidsfälle in New York bekanntwur- den. „1983 begann ich im Health Department als Volontär, dann ar- beitete ich für die Aids Medical Foundation.“ Dazu war ein Emp- fehlungsschreiben von Prof. Dr.

med. Eilke Brigitte Helm förder- lich. Die Forscherin machte sich als Expertin für Aidserkrankungen an der Goethe-Universität in Frankfurt einen Namen und behandelte schon 1982 die ersten Patienten. Nach dem Tod des Vaters kehrte Plaut nach Frankfurt zurück, arbeitete auch ein Jahr als praktischer Arzt im Frankfurter Nordend. Doch bo- denständig war er nicht. Die Kari- bik lockte. „Das war mein Traum, schon als Student hatte ich Praktika in Barbados und Jamaika gemacht.“

Es klopft an seiner Tür. Eine Mit- arbeiterin tritt ein. Die ersten Patien- ten seien da und warteten, sagt sie.

Plaut schaut auf die Uhr und nickt.

Seine Mutter Ruth – inzwischen verstorben – war einige Male in Ca- barete, hat auch das kleine Hotel und das indische Restaurant „Blue Moon“ in den nahen Bergen gese- hen, die ihrem Sohn Gideon gehören.

Der ist sozial engagiert, wie seine Mutter es war, und hat im Anden- ken an sie den „Ruth Plaut Kinder- garten“ geschaffen. Kinder aus dem ärmlichen Dorf La Mina werden hier spielerisch auf ihre Schulzeit vorbereitet: „Meine Mutter hatte damals sehr geholfen, meinen Traum zu verwirklichen und in der Karibik neu zu starten.“

Zwei Fußminuten sind es von der Arztpraxis zum Strand. An diesem sonnigen Tag gleiten Dutzende von Surfern auf ihren Brettern über das Meer, andere klammern sich zwi- schen Gischt und Himmel an ihre Kites. Spektakulär ist ein Abendspa- ziergang über den weiten, feinsandi- gen Strand, vorbei an den Bars, Pubs und Restaurants. Mond und Sterne strahlen mit Kerzen, Lampen und Lampions um die Wette. Reggae- klänge mischen sich mit Calypso, Salsa und Merengue: „Das ist es,

Wir müssen hier so gut wie alles machen – Fachärzte und das nächste Krankenhaus sind mehr als 50 Kilo - meter entfernt.

Dr. med. Gideon Plaut

Fotos: Bernd Kubisch

S T A T U S

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A 832 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 17

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30. April 2010 was ich liebe. Seit meinem Prakti-

kum in Barbados hat mich die Kari- bik nicht mehr losgelassen.“

Zu Plauts Patienten zählen neben Dominikanern auch Touristen und hier lebende Deutsche. Claudia Schwarz aus Aachen, seit 20 Jahren in Cabarete, hat nahe der Praxis ihr Hotel. Sie sagt: „In der Dominika- nischen Republik haben alle Men- schen mehr Zeit, auch die Ärzte für ihre Patienten. Und ein gutes Ge- spräch hilft vielen.“

In dem flachen Ärztehaus an der Hauptstraße nach Puerto Plata arbei- ten vier Ärzte. „Ich habe eine Part- nerschaft mit einem dominikani- schen Kollegen und zwei angestellte Ärzte. So ist unser Medi Service für Notfälle rund um die Uhr besetzt“, berichtet Plaut. Was ist der größte

Unterschied zwischen einem Arzt in einer Kleinstadt in Deutschland und in der Karibik? „Wir müssen hier so gut wie alles machen – Fachärzte und das nächste Krankenhaus sind mehr als 50 Kilometer entfernt.“ Der Deutsche kümmert sich um Dengue, parasitäre Erkrankungen, Hautlei- den, Ohrenerkrankungen infolge von Schwimmen und Tauchen, Unfall- verletzungen („wir machen hier auch kleine Chirurgie“) und vieles mehr.

Cabarete ist ein ruhiger Ort für Sportler, nichts für Sextouristen.

Deshalb kommen Urlauber mit Sor- gen wegen eines geplatzten Kon- doms und HIV-Infizierung selten in die Praxis. Inzwischen gibt es in dem Land eine soziale Krankenver- sicherung mit einer Plastikkarte, die von Ärzten akzeptiert wird. Leute

ohne festen Job haben so eine Ver- sicherung noch nicht.

Zu seinem Glauben sagt der Arzt: „Ich bin Jude, aber kein prak- tizierender.“ Wenn er wollte, könn- te er regelmäßig in die Synagoge im nahen Sosua gehen. Etwa 700 Ju- den fanden 1933 vor der Verfol- gung in Nazideutschland in der Do- minikanischen Republik eine neue Heimat. Der damalige dominikani- sche Diktator Rafael Trujillo nahm die Einwanderer jedoch nicht aus Nächstenliebe auf. Er schätzte deut- sche Tüchtigkeit und wollte sein Volk auch etwas „heller“ in der Hautfarbe machen. „Egal wo Juden und Israelis heute sind, ihre Ge- schichte ist allgegenwärtig – auch in der Karibik“, sagt der Arzt. ■

Bernd Kubisch

Olympiaarzt vernachlässigte die Erstellung von Gutachten

Beantwortet ein Arzt Anfragen der ärztlichen Berufsvertretungskörperschaften nicht und verfasst er Gutachten und Zeugnisse nicht in- nerhalb einer angemessenen Frist, verstößt er gegen Berufspflichten. Das hat das Berufs - gericht für die Heilberufe Nürnberg-Fürth ent- schieden.

Der beschuldigte Arzt hatte bei Patienten unfallbedingte Verletzungen behandelt. Um Versicherungsleistungen beanspruchen zu können, benötigten die Patienten ein ärztliches Zeugnis. Obwohl sie selbst oder ihre anwaltli- chen Vertreter den Arzt aufforderten, die Attes- te zu erstellen, kam dieser der Aufforderung nicht nach. Auch Schreiben der Landesärzte- kammer blieben unbeantwortet.

Nach Auffassung des Gerichts hat der Arzt durch sein Verhalten in ganz erheblichem Maß gegen die Berufspflichten verstoßen. Es stellt eine vertragliche Nebenpflicht aus dem Behandlungsvertrag dar, den Patienten bei der Durchsetzung von Ansprüchen, die aus ihrem Krankheitszustand resultieren, zu un- terstützen.

Der Arzt hat seine Versäumnisse damit be- gründet, dass er neben seiner Praxis oft noch als Olympiaarzt tätig sei. Darüber hinaus be- treue er zahlreiche ausländische Patienten, was mit zeitaufwendigen Reisen verbunden sei. Das Verfahren sei ihm allerdings eine War- nung. Er organisiere seine Praxis derzeit um, so dass er künftig allen schriftlich zu erledi- genden Verpflichtungen nachkommen werde.

Das Berufsgericht hat eine Geldbuße von 10 000 Euro als erforderlich, aber auch aus-

reichend angesehen. Denn es stellt eine vor- nehme Pflicht des Arztes dar, nicht nur zu hei- len, sondern seine Patienten auch hinsichtlich ihrer berechtigten Forderung nach finanziellem Ausgleich zu unterstützen und sie hierbei nicht

„im Regen stehen zu lassen“.

Zwar sind dem Berufsgericht unmittelbare approbationsrechtliche Schritte versagt, aller- dings hat es die Möglichkeit, der zuständigen Behörde den Vorgang zur Entscheidung über den Entzug der Approbation vorzulegen.

Wegen der Totalverweigerung des Arztes hinsichtlich der schriftlichen Verpflichtungen kam ein solcher Schritt infrage. Da es sich aber um das erste berufsgerichtliche Verfahren handelte, wurde davon abgesehen. (Land - gericht Nürnberg-Fürth, Berufsgericht für die Heilberufe, Urteil vom 18. November 2009, Az.: BG-Ä 17/09) RAin Barbara Berner

RECHTSREPORT

Eine ungewöhnliche Geschichte:

In Israel geboren, in Frankfurt aufge- wachsen und als For- scher in New York, be- handelt Gideon Plaut heute Patienten in einem Surferparadies in der Karibik.

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