Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Asthma bronchiale
serpollen bei einem Patienten mit Verdacht auf Pollenasthma (Dar- stellung 1). Die Hautreaktion im Pricktest ist mit einer Reaktion von 1,6 auf Gräserpollen deutlich posi- tiv, sie entspricht einer + + + +- Reaktion. Die Plethysmogramme sind von links nach rechts dem zeitlichen Ablauf der Provokations- probe entsprechend dargestellt.
Die Steigung der durch die Kurven gelegten Auswertegeraden ist dem einfachen Atemwiderstand propor- tional. Die Werte für den spezifi- schen Atemwiderstand — das Pro- dukt aus Atemwiderstand und tho- rakalem Gasvolumen — sind ober- halb der Kurven angegeben. Unter- halb ist der jeweilige Schritt der Provokationsprobe eingetragen, also Leerwert, Verdünnungsgrad, Broncholyse, Spätmessung und er- neute Broncholyse. Die hier be- nutzte Maßeinheit „spezifischer Atemwiderstand" entspricht recht gut dem einfachen Atemwider- stand. Dieser ist auf ein Viertel des spezifischen Atemwiderstandes zu schätzen.
Der Ausgangswert liegt mit einem Rtot') von etwa 4,5 Zentimeter H20/(1/sec) unterhalb der Dyspnoe- schwelle. Die Antigeninhalationen werden mit einer Verdünnung von 1 : 100 begonnen. Bis zu einer Verdünnung von 1 : 2 kommt es zu keinem Anstieg des Atemwider- standes über den Ausgangswert hinaus. Erst nach einer Inhalation mit unverdünntem Antigenextrakt wird die Dyspnoeschwelle, die bei fünf cm H20/(I/sec) für den Rtot oder entsprechend 20 cm H20/(1/sec) x I TGV 2) für den spezifischen Atemwider- stand liegt, überschritten. Der Ausfall der inhalativen Provoka- tionsprobe ist somit positiv, die ak- tuelle Pathogenität des Antigens nachgewiesen. Durch die nachfol- gende Broncholyse wird der Atem- widerstand wieder normalisiert. Bei der Messung am Nachmittag be- steht kein signifikanter Unterschied gegenüber dem Leerwert vor Pro-
1) Rtot = Totaler Atemwiderstand 2) TGV = Thorakales Gasvolumen
vokation; es kann ein mäßiger Broncholyseeffekt erreicht werden.
Eine positive Spätreaktion liegt also nicht vor.
Im zweiten Beispiel wird der Ver- lauf einer Provokationsprobe bei Verdacht auf Hausstaubasthma ge- zeigt (Darstellung 2). Mit dem Pricktest wird bei dieser Patientin eine mittelstarke Hautreaktion (0,7 beziehungsweise + +) erzielt.
Bei normalem Ausgangswert führen Antigeninhalationen in Verdünnung 1 : 2 und mit unverdünntem Ex- trakt zu einem signifikanten Abfall des Atemwiderstandes. Zur Zeit der Nachmittagsmessung klagt die Patientin über deutliche Atemnot.
Die Messung zeigt, daß der Atem- widerstand den Schwellenwert überschritten hat; er liegt erheblich über dem Leerwert. Gleichzeitig besteht im Plethysmogramm eine deutliche Formänderung. Durch Broncholyse wird der Atemwider- stand normalisiert. Bei dieser Pro- vokationsprobe konnte also bei fehlender Sofortreaktion eine Spät- reaktion nachgewiesen und damit die aktuelle Pathogenität des Anti- gens gesichert werden.
Organisatorische Gesichtspunkte Das Risiko, das mit der inhalativen Provokationsprobe verbunden ist, entspricht qualitativ der Intrakutan- testung, ist quantitativ aber eher größer. Grundsätzlich besteht die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks; deshalb ist eine sorgfälti- ge Antigendosierung sowie eine peinlich genaue Überwachung des Patienten erforderlich. Er muß während der Provokation unter di-
rekter Aufsicht eines Arztes stehen.
Ein Reanimationsbesteck mit der Möglichkeit zur Intubation und zur maschinellen Beatmung sowie eine Schockapotheke müssen einsatz- bereit sein. Wegen des nur schwer zu kalkulierenden Risikos halten wir es auch für erforderlich, daß in- halative Provokationen ausschließ- lich stationär durchgeführt werden.
Die ambulante Provokationsprobe ist zudem wegen des großen Zeit-
aufwands praktisch kaum mög- lich. Als zusätzlicher Gesichts- punkt kommt die Notwendigkeit der Antigenkarenz hinzu. Die Pro- vokationsergebnisse sind sicher unzuverlässig, wenn etwa der Hausstauballergiker abends in sein Antigenmilieu zurückkehrt. Patien- ten mit Bettfedernallergie sind in federnfreien Krankenzimmern un- terzubringen.
Literatur
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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Einhard Gonsior 6 Frankfurt am Main Theodor-Stern-Kai 7
Berichtigung Spätfolgen
nach Lungenresektion
In der Arbeit „Spätfolgen nach Lun- genresektion" Heft 40/1974, Seite 2851 ff., steht die Abbildung 4 b, Seite 2856 rechts unten, auf dem Kopf. Wir bitten, dieses Versehen zu entschuldigen. DÄ
3566 Heft 49 vom 5. Dezember 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT