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Schneiden landwirtschaftlicher Güter mit Hochdruckwasserstrahl - Ergebnisse aus drei Jahren DFG-Forschungsarbeit

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Academic year: 2022

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GRUNDLAGEN

378

58 LANDTECHNIK 6/2003

Andreas Ligocki und Hans-Heinrich Harms, Braunschweig

Schneiden landwirtschaftlicher Güter mit Hochdruckwasserstrahl

Ergebnisse aus drei Jahren DFG-Forschungsarbeit

I

n diesem Beitrag werden Ergebnisse vor- gestellt, die aus einem dreijährigen DFG- geförderten Forschungsprojekt zum Thema Wasserstrahlschneiden landwirtschaftlicher Güter resultieren. Die den Ergebnissen zu- grunde liegenden Versuche wurden am Was- serstrahlschneidversuchsstand des Instituts für Landmaschinen und Fluidtechnik durch- geführt. Die Technologie des Wasserstrahl- schneidens sowie die Funktionsweise des Versuchsstandes wurde bereits in [1] vorge- stellt.

Versuchsstrategien:

Ziel der am ILF durchgeführten Untersu- chungen ist es, grundlegende Erkenntnisse beim Schneiden landwirtschaftlicher Güter mit dem Werkzeug “Hochdruckwasser- strahl” zu erlangen. Da die Randbedingun- gen wie Vorschubgeschwindigkeit oder Wasserverbrauch bei den angestrebten Einsätzen stark von den bisher bekannten Anwendungen abweichen, können die aus anderen Wirtschaftszweigen bekannten Ge- setzmäßigkeiten nicht ohne weiteres über- tragen werden.

Neben einer Neubestimmung dieser funk- tionellen Zusammenhänge unter Variation möglichst aller Systemparameter steht auch eine Abschätzung des

Schnittpotenzials aus- gewählter landwirt- schaftlicher Güter im Vordergrund.

So entstand eine Gesamtversuchsstra-

tegie, die sich in eine Gruppe intensiv zu un- tersuchender Güter zur Erfassung der Ge- setzmäßigkeiten und in weniger intensiv zu untersuchender Güter zur Abschätzung des Schnittpotenzials unterteilen lässt.

Zur besseren Analyse des Schnittvorgan- ges wurden begleitend Hochgeschwindig- keitsaufnahmen durchgeführt.

Resultierend aus diesen Anforderungen ergeben sich durch Multiplikation der in Bild 1 dargestellten Parameter mehr als 17 000 Versuchsreihen mit x-Einzelversu- chen pro Versuchsgut. Durch die Festlegung von Basisparametern und Variation von nur einem Parameter innerhalb einer Versuchs- reihe konnte ein realistischer Umfang von 80 Versuchsreihen mit über 600 Einzelversu- chen abgedeckt werden.

Dabei wurden die folgenden Schnittgüter für die Versuche herangezogen:

• Zuckerrüben (intensiv untersucht),

• zu Gutsträngen gepresste Graspakete (in- tensiv untersucht),

• Kartoffeln (intensiv untersucht),

• Maiskolben

(zur Abschätzung des Potenzials),

• Maispflanzenstängel

(zur Abschätzung des Potenzials),

• Mohrrüben,

(zur Abschätzung des Potenzials).

Im Rahmen eines durch die DFG- geförderten Forschungsvorhabens wird am Institut für Landmaschi- nen und Fluidtechnik (ILF) der TU Braunschweig an einem eigens hierfür entwickelten Versuchsstand das Schneiden landwirtschaftlicher Güter mit Hochdruckwasserstrahl als grundlegend neues, der Land- technik bisher fremdes Schneidver- fahren untersucht.

Neben der Ermittlung von funktio- nellen Zusammenhängen zwischen den Parametern einer Wasser- strahlschneidanlage und den unter- schiedlichen landwirtschaftlichen Schnittgütern steht die grundsätzli- che Abschätzung des Schnittpoten- zials und die Analyse des Schnitt- vorgangs im Vordergrund.

Dipl.-Ing. Andreas Ligocki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik der TU Braunschweig (Leiter: Prof. Dr.- Ing. Dr. h.c. H.-H. Harms), Langer Kamp 19a, 38106 Braunschweig; e-mail: a.ligocki@tu-bs.de Das Forschungsprojekt “Einsatzgebiete für die Wasserstrahlschneidtechnik in der Landwirtschaft”

wird finanziell von der Deutschen Forschungsge- meinschaft, der Flow Europe GmbH und der Ham- melmann Maschinenfabrik GmbH unterstützt.

Schlüsselwörter

Schneidverfahren, Wasserstrahlschneiden

Keywords

Cutting technologies, water-jet cutting

Literatur

[1] Ligocki, A. und H.-H. Harms: Schneiden von Zuckerrüben mit Hochdruckwasserstrahl.

Landtechnik 57 (2002), H. 6, S. 360-361

Bild 1: Übersicht der Versuchsparameter (intensiv untersuchte Güter) Fig. 1: Synopsis of test parameters (intensively analysed goods)

(2)

Damit die funktionellen Zusammenhänge bei allen untersuchten Gütern deutlich her- vortraten, erfolgte eine Anpassung der Ba- sisparameter an die jeweiligen Guteigen- schaften. Dieses hat zur Folge, dass die er- zielten Schnitttiefen (Kerbtiefen) für die Erfassung der funktionellen Zusammenhän- ge (Bild 2) zwar aussagekräftig und in ihren Verläufen zu einem großen Teil ähnlich sind, ein Vergleich der Ergebnisse unterschiedli- cher Schnittgüter quantitativ jedoch nicht sofort möglich ist.

Hierzu wurde die spezifische Schnittener- gie herangezogen, die eine vergleichbare und bewertbare Größe darstellt. Abweichend von den bisher in der Landtechnik üblichen Konventionen (Energie pro Masse), verkör- pert sie in der Wasserstrahltechnologie die Energie pro geschnittene Fläche, da es beim Schneiden mit Hochdruckwasserstrahl unre-

levant ist, welche Masse vom Wasserstrahl zu trennen ist.

Betrachtet man die erforderlichen spezifi- schen Schnittenergien verschiedener Güter, stellen sich deutliche Unterschiede dar. In Bild 3 wurden exemplarisch für drei ver- gleichbare Versuche die Energien gegenü- bergestellt.

Für die Schnittgüter Kartoffel und Zuckerrübe ergeben sich nahezu identische spezifische Energien. Die Abweichungen sind geringfügig und auf unterschiedliche strukturelle Aufbauten der beiden Güter zurückzuführen. Deutlich ist jedoch der gra- vierende Unterschied zwischen dem Schnitt- gut Graspaket und Zuckerrübe oder Kartof- fel erkennbar. Hier liegt die für den Schnitt erforderliche spezifische Energie etwa um Faktor 200 über der für Kartoffeln oder Zuckerrüben. Erklärbar wird diese Diskre- panz im Wesentlichen durch zwei theoreti- sche Ansätze, die im Folgenden erläutert werden sollen:

1. Während es sich bei einer Zuckerrübe oder Kartoffel, den Aufbau betreffend, um ein vergleichsweise homogenes Gut han- delt, besteht ein Graspaket aus einer Viel- zahl von unterschiedlichen Einzelhalmen.

Diese können hauptsächlich blattförmiger oder hohlkörperförmiger Struktur sein.

Darüber hinaus lassen sich immer wieder Lufteinschlüsse im Gut finden. Der Schnittvorgang kann so in eine Vielzahl von Einzelhalmschnitten zerlegt werden.

Dabei durchdringt der Strahl die unter- schiedlichen Halme und verliert in seinem Verlauf durch häufige Übergänge zwi- schen den Einzelhalmen oder zwischen Einzelhalmen und eingeschlossener Luft an Kohärenz, somit an für den Schnitt wirksamer Energiedichte und damit auch an Eindringtiefe (Schnitttiefe). Dieses Phä- nomen konnte auch mit Hilfe von Hochge- schwindigkeitsaufnahmen bei Maisstän- geln bestätigt werden. Bild 4 zeigt einzelne Bilder einer Hochgeschwindigkeitsse- quenz, die bei einem Schneiddruck von 300 MPa erstellt wurde. Deutlich ist zu er- kennen, wie der Strahl auf den Stängel auf- trifft, 0,0055 Sekunden nach dem Auftref- fen den etwa 14 mm starken Stängel durch- schossen hat und sich auf der Austrittsseite aufweitet. Ein ähnliches Verhalten kann auch bei einzelnen Grashalmen erwartet werden.

2. Da ein Wasserstrahl im Vergleich zu einer mechanischen Klinge keiner Zwangs- führung unterliegt, wird der Wasserstrahl immer bestrebt sein, dem Weg des gerings- ten Widerstandes zu folgen. Geringe Wi- derstände stellen im Wesentlichen Hohl- räume dar. Optisch betrachtet, fängt der Strahl im Gut an zu “tanzen”. Die Strahl- richtung wird nicht mehr eingehalten, die

Einwirkzeit und somit die in die betroffe- nen Elemente eingebrachte Energie sinkt.

Es kommt zu einem “Ausdünnen” des Gut- paketes, da nur noch selektiv (insbesonde- re) blattreiche Elemente durchtrennt wer- den. Die Schnitttiefe (Kerbtiefe) sinkt.

Bei sonst gleichen Bedingungen ergibt sich aus beiden Phänomenen zwangsweise ein Ansteigen der spezifischen Energie.

Zusammenfassung und Ausblick

Landwirtschaftliche Güter lassen sich grundsätzlich mit einem Wasserstrahl durch- trennen. Oftmals ist eine Vervielfachung der Schnittleistung durch abrasive Mittel unter sonst gleichen Gegebenheiten feststellbar.

Ein größerer energetischer Aufwand ist ins- besondere bei uneinheitlichen landwirt- schaftlichen Gütern oder Gütern, die eine Hohlstruktur aufweisen, zu erwarten. Somit sind insbesondere “homogene” Güter wie Zuckerrüben, Kartoffeln, Mohrrüben o.ä.

für einen Schnitt mit dem Hochdruckwas- serstrahl prädestiniert.

Nach Ermittlung der Grundlagen wird nun am ILF an einer Umsetzung der Wasser- strahltechnologie in einer realen Anwendung unter gleichzeitiger Reduktion der Schnitt- energie gearbeitet.

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Bild 2: Funktioneller Zusammenhang zwischen Schnitttiefe (Kerbtiefe) und variiertem Parameter bei unterschiedlichen Schnittgütern

Fig. 2: Functional relationship between cutting- depth and variation parameter with different cutting-goods

Bild 3: Spezifische Schnittenergien im Vergleich Fig. 3: Comparing specific cutting energies

Bild 4: Durchschussversuch an einem Maisstän- gel

Fig. 4: Puncture-test of maize stem

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