A-816 (28) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 13, 28. März 1997
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ür einen Mißbrauch der Kran- kenversichertenkarte in grö- ßerem Umfang gebe es nach bisherigen Erkenntnissen der Krankenkassen keine Belege. Dies erklärte Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, auf eine Anfrage des Abgeordne- ten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU). Fuchtel wollte wissen, ob sich die Kranken-
versicherten- karte bewährt habe.
Dr. Berg- mann-Pohl führte aus, daß die Chip- karte die Ver- waltung ver- einfache und die grundle- gende Vor- aussetzung für
den elektronischen Datenträgeraus- tausch in der Krankenversicherung geschaffen habe. Das Bundesgesund- heitsministerium sehe allerdings noch Verbesserungsmöglichkeiten inner- halb des Chipkartensystems. Leichte Defizite lägen bei der Aus- und Rückgabe der Karte, in den meisten Fällen bedingt durch Kassenwechsel der Versicherten. Auch die Ersetzung verlorener Chipkarten könne man effizienter gestalten.
Nach Auffassung der Parlamen- tarischen Staatssekretärin nehmen die Versicherten mit der Karte ärzt- liche Hilfe anders in Anspruch als früher mit dem Krankenschein: sie konsultierten Fachärzte nicht mehr überwiegend nach einer Überwei-
sung vom Hausarzt, sondern auf direktem Weg. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung und das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen untersuchten die Direktinanspruchnahme von Fach- ärzten nach der Einführung der Kran- kenversichertenkarte in ausgewähl- ten Gebieten und kamen zum glei- chen Ergebnis. In Wiesbaden bei- spielsweise stieg die Zahl der Fach- arztbesuche ohne Über- weisung um sechs Pro- zentpunkte.
Die Ent- wicklung be- wertete Dr.
Bergmann- Pohl gene- rell nicht ne- gativ. Ohne den Umweg einer Über- weisung zum Beispiel Augenärzte oder Gynäkologen aufzusuchen sei in den meisten Fällen unproblematisch.
Jedoch falle bei einigen Patienten ohne Überweisung ein wichtiger In- formationsaustausch zwischen Haus- und Facharzt weg. Daher gelte es nun, den Informationsfluß zwischen beiden unabhängig von Überweisungen zu garantieren. Die gemeinsame Selbst- verwaltung der Vertragsärzte und Krankenkassen stehe in der Verant- wortung, angemessene vertragliche Vereinbarungen zu treffen.
Dr. Bergmann-Pohl wies darauf hin, daß die Zahl der ärztlichen Be- handlungen insgesamt durch die Ein- führung der Krankenversichertenkar- te nicht gestiegen sei. Josy Wübben
Krankenversichertenkarte
Bergmann-Pohl für
besseren Informationsfluß
Die Ende 1994 flächendeckend eingeführte Krankenversichertenkarte hat sich nach Auffassung der Bundesregierung bewährt. Die Gefahr des Mißbrauchs der Karte werde allgemein überschätzt. Ein Manko sieht die Bundesregierung jedoch in dem mangelhaften Informationsaustausch zwischen Haus- und Fachärzten.
T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE
Die Chipkarte hat sich im großen und ganzen bewährt.