Aus Bund und Ländern
Fakultätentag: Reform des Medizinstudiums ist schwer umsetzbar
HANNOVER. Die ge- plante Reform des Medizin- studiums ist nach Ansicht des Medizinischen Fakultätenta- ges nur schwer umsetzbar.
Insbesondere sei die von der Politik angestrebte Herabset- zung der Zahl der Studienan- fänger im Fach Medizin (von 11 500 auf rund 9 000 Studen- ten) nur schwer durchzuset- zen, weil die Reduktion der Zahl der Studenten juristisch nicht abgesichert sei.
Vor der Verabschiedung der neuen Approbationsord- nung müßten ihre Auswir- kungen auf die Kapazitäts- verordnung berechnet wer- den und die notwendige Re- duktion der Studienplätze als
„gerichtsbestandsfähig“ zu- gesichert werden, so eine Re- solution des Medizinischen Fakultätentages zum aktuel- len Entwurf des Bundesge- sundheitsministeriums.
Die Länder müßten zudem in erheblichem Umfang finan- zielle und personelle Ressour- cen bereitstellen. Wegen der Gesundheitsstrukturreform und der anhaltenden Kosten- dämpfungen im Gesundheits- wesen seien die Fakultäten nicht in der Lage, die perso- nellen und organisatorischen Vorkehrungen im Hinblick auf die Reform zu treffen. Wegen der geforderten zusätzlichen Präsenzzeiten von Dozenten und Studierenden müsse da- mit gerechnet werden, daß das Studium verlängert und die medizinische Forschung ein- geschränkt wird. HC
Erklärung gegen Rückführung
bosnischer Flüchtlinge
HAMBURG. Gegen eine baldige Rückführung bosni- scher Flüchtlinge in ihre Hei- mat wandte sich jetzt der Bun- desverband der Ärzte des öf- fentlichen Gesundheitsdien- stes. „Berichte über Folterun- gen, Mißhandlungen, Verge-
waltigungen und andere Men- schenrechtsverletzungen sind ernst zu nehmen. Häufig sind hiermit verbunden psychische Folgeerkrankungen wie De- pressionen, Angstzustände und weitere schwerwiegende psychosomatische Störun- gen“, heißt es in einer Er- klärung des Verbandes.
Da eine Rückführung der Flüchtlinge zu einem Zeit- punkt noch bestehender Le- bensunsicherheit aus ärztli- cher Sicht nicht vertretbar sei,
„sollte sie erst dann erfolgen, wenn die Gefahr einer er- neuten Traumatisierung nicht mehr gegeben ist“, fordern die Ärzte des öffentlichen Ge- sundheitsdienstes. Kli
Psychotherapie in zehn Sprachen
FRANKFURT. Psycho- therapeutische Betreuung für fremdsprachige Patienten in ihrer Muttersprache – das bietet die Internationale Am- bulanz der neuen psychothe- rapeutischen Ambulanz im Frankfurter Psychoanalyti- schen Institut (FPI). Die Pati- enten können hier zwischen zehn Sprachen wählen.
Die Ambulanz bietet um- fassende psychotherapeuti-
sche Leistungen. Sie steht nach eigenen Angaben unter ärztlicher Leitung und ist be- rechtigt, ihre Leistungen mit den gesetzlichen Kranken- kassen abzurechnen. EX
Herzinfarkt über dem Atlantik:
Lufthansa soll zahlen
FRANKFURT/M. Ein Gericht in Miami im US-Bun- desstaat Florida hat die Luft- hansa AG wegen unterlasse- ner Hilfeleistung zur Zahlung von 2,7 Millionen Dollar (knapp vier Millionen DM) verurteilt. Die Fluggesell- schaft hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Das Gericht sprach die Summe einem Amerikaner zu, der während eines Transat- lantikfluges von Miami nach Frankfurt einen Herzinfarkt erlitten hatte. Die Lufthansa erklärte, an Bord des Flugzeu- ges habe sich ein Arzt befun- den. Er sei sofort hinzugezo- gen worden und habe keine akute Lebensgefahr festge- stellt. Daher habe der Kapitän der Maschine entschieden, den Flug fortzusetzen.
Die Fluggesellschaft muß- te sich in der Urteilsbegrün- dung den Vorwurf gefallen
lassen, das Leben des Passa- giers nicht ausreichend ge- schützt zu haben. Der Betrof- fene äußerte nach dem Urteil die Hoffnung, der Umgang mit Fluggästen, die während des Fluges erkranken, werde sich nun ändern. afp Ausland
Hospitation
weißrussischer Ärzte
MINSK. An der Minsker Hochschule erhalten ange- hende weißrussische Ärzte neben ihrer Fachausbildung auch Deutschunterricht. Sie sind nun bestrebt, ihre Fach- und Sprachkenntnisse in Deutschland unter Beweis zu stellen.
Organisiert werden Hos- pitationen für sie über die Goethe-Gesellschaft. Bevor es aber soweit ist, müssen die Studenten eine Einladung aus Deutschland bekommen.
Weitere Informationen: Hei- ke Sabel, Haeckelstraße 13, 01809 Heidenau, Telefon 0 35 01/56 33 16, Fax 0 35 01/
56 33 11. EB
EU genehmigt
genmanipulierten Raps
BRÜSSEL. Die Europäi- sche Kommission in Brüssel hat die Vermarktung von gen- technisch verändertem Raps- samen genehmigt. Die Geneh- migung gilt jedoch nicht für den Lebensmittelbereich. Der Raps kann nur für die Samen- zucht angebaut werden. Er soll mit dem Hinweis „Herbi- zid-resistent“ gekennzeichnet werden. Den Antrag auf Zu- lassung des gentechnisch ma- nipulierten Rapses hatte die belgische Firma Plant Genetic Systems gestellt.
Die Europa-Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Hiltrud Breyer, kritisierte die Entscheidung der Kommis- sion. Die Langzeitfolgen der Ausbringung von herbizid-re- sistenten Pflanzen und der damit verbundene verstärkte Einsatz von Unkrautvernich- tungsmitteln seien wissen- schaftlich nicht erforscht. afp A-733 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 12, 22. März 1996 (21)
P O L I T I K NACHRICHTEN
Zwischen 1991 und 1994 ist die Versor- gung der Bevölke- rung mit Vorsorge- und Rehabilitations- einrichtungen er- heblich ausgebaut worden. Die Zahl der Einrichtungen erhöhte sich um 12,5 Prozent auf 1329, die Zahl der Betten um fast 20 Prozent auf insge- samt 173 000. Auf 100 000 Einwohner kamen 1994 in Deutschland durch- schnittlich 212 Bet- ten für die statio- näre Versorgung in Vorsorge- und Re- habilitationseinrich- tungen.