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Kiwikrebs Pseudomonas syringae

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Academic year: 2022

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Pflanzen

Agroscope Merkblatt | Nr. 66 / 2018

Kiwikrebs

Pseudomonas syringae pv. actinidiae

Autoren: Tanja Sostizzo, Markus Bünter, Cosima Pelludat, Agroscope

1. Allgemeines

Kiwikrebs wird vom bakteriellen Krankheitserreger Pseudomo- nas syringae pv. actinidiae (Takikawa, Serizawa, Ichikawa, Tsuyumu & Goto, 1989) ausgelöst und ist die bedeutendste Kiwikrankheit weltweit. Das Bakterium befällt Kiwi (Actinidia chinensis und Actinidia deliciosa) und Minikiwi (Actinidia ar- guta und Actinidia kolomikta). Die gelbfleischigen Kiwis (Gold- kiwi; A. chinensis) sind etwas anfälliger als die häufiger vor- kommende grünfleischige Art (A. deliciosa), am wenigsten an- fällig sind aber Minikiwis (A. arguta und A. kolomikta). Der Er- reger stammt, wie auch die Kiwipflanze, aus Asien und wurde erstmals 1989 in Japan isoliert und beschrieben. Das Bakte- rium ist in Japan, Korea und China verbreitet, sein genauer Ur- sprung ist aber unklar. Zurzeit ist es zudem in Teilen der EU, der Türkei, von Australien, Chile, Georgien und Neuseeland zu finden. P. syringae pv. actinidiae wurde in Europa erstmals 1992 in Italien identifiziert, wo es aber keine grossen Schäden verursachte. Erst 2008 erfolgte ein schwerer Ausbruch mit be- deutenden ökonomischen Folgen. Dies ist auf einen aggressi- veren Bakterienstamm zurückzuführen, der neu nach Italien eingeschleppt wurde. In den folgenden Jahren wurde der Krankheitserreger auch in anderen EU-Mitgliedstaaten festge- stellt.

In der Schweiz wurde 2011 erstmals ein Befall am Genfersee festgestellt. Die betroffenen Jungpflanzen waren aus Italien importiert worden. Obwohl der Befall getilgt wurde, kam es 2015 und folgenden Jahren zu weiteren Ausbrüchen wegen kontaminierten, aus Italien importierten Jungpflanzen. Seit 2013 gilt P. syringae pv. actinidiae als Quarantäneorganismus in der Schweiz und der EU und ist als solcher in der Verord- nung des BLW über phytosanitäre Massnahmen für die Land- wirtschaft und den produzierenden Gartenbau (VpM-BLW) ge- regelt. Alle Pflanzen der Gattung Actinidiae sind deshalb pflan- zenpasspflichtig. Ein Befallsverdacht muss umgehend dem kantonalen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden. Pflanzen, die verdächtige Symptome aufweisen, dürfen nicht unnötig be- rührt werden. Hände, Kleider, Schuhe und Geräte, die potenti- ell in Kontakt mit verdächtigen Pflanzen kamen, sind zu desin- fizieren.

2. Krankheit und Symptome

P. syringae pv. actinidiae kann auf symptomatischen und asymptomatischen Pflanzenteilen vorkommen. Der Erreger tritt durch natürliche Öffnungen der Pflanze wie Stomata (Öff- nungen in Blättern, die dem Gasaustausch dienen), Lentizellen (Korkporen), Hydathoden (Wasserspalten, die der Abgabe von

Wasser bei hoher Luftfeuchtigkeit dienen), zerstörte Trichome (Pflanzenhaare) oder Wunden in das Gewebe ein. Das Bakte- rium befällt die Pflanze systemisch und kann bis in die Wurzeln vordringen, um dort zu überwintern. Symptome können sich auf Blättern, Ranken, Blüten und dem Stamm entwickeln. Im Herbst und Winter beschädigt der Erreger den Hauptstamm und Ranken, die über den Winter am Stock gelassen werden.

Es bilden sich daran Canker (Krebsstellen), die im Frühling weissen Bakterienschleim ausscheiden, der sich mit der Zeit rötlich verfärbt. Von diesen Schleim wird P. syringae pv.

actinidiae im Frühling und Sommer auf frische Blätter und Ran-

Abbildungen 1 und 2 Kiwiblätter mit typischen Kiwikrebs- Symptomen

Fotograf: Markus Bünter, Agroscope

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Kiwikrebs

2 Agroscope Merkblatt | Nr. 66 / 2018 Abbildung 3 Welker Trieb

Fotograf: Gilles Andrey, Agroscope

ken übertragen. An frischen Ranken bilden sich kleine Canker und die Blätter bekommen dunkle, eckige Flecken, die von ei- nem chlorotischen Hof umgeben sind (Abb. 1, 2 und 5). Beim Entfernen der Rinde kommt bräunlich verfärbtes Leitgewebe zum Vorschein (Abb. 4). Die Knospen verfärben sich und Blü- ten werden braun und sterben ab. Zweige können welken (Abb. 3) und absterben und Früchte wegen verstopfter Ge- fässe verdorren. Stark befallene Ranken sterben ganz ab. Das Wachstumsoptimum von P. syringae pv. actinidiae liegt bei Temperaturen zwischen 10 bis 20 °C, hohe Temperaturen (über 25 °C) beeinträchtigen sein Wachstum.

Abbildung 4 Braun verfärbtes Leitgewebe Fotografin: Beatrice Schoch, Agroscope

3. Ausbreitung

Über weite Strecken wird das Bakterium vor allem durch infi- ziertes Pflanzenmaterial verschleppt. Lokal wird P. syringae pv. actinidiae durch Regen, Wind, Insekten, andere Tiere und den Menschen (Hände, Schnittwerkzeuge, Kleider, Schuhe) übertragen. Unter anderem dient Bakterienschleim, der von Canker ausgeschieden wird, als Inokulum für die weitere Ver- breitung. Feuchtigkeit begünstigt die Ausbreitung und das Überleben des Bakteriums, es kann über Aerosole wie Was- serdampf und Nebel verbreitet werden. Da es auch auf Pollen überleben kann, ist eine Ausbreitung auf diesem Weg eben- falls möglich. Auf den Früchten befallener Pflanzen überlebt der Erreger nicht lange und wird daher nicht über Früchte und Samen verbreitet. Das Bakterium kann aber bis zu 15 Wochen auf Pflanzenabfällen von befallenen Kiwipflanzen überleben und so auf gesunde Pflanzen übertragen werden.

4. Vorbeugung und Bekämpfungsmassnahmen

Um eine weitere Ausbreitung des Quarantänebakteriums zu verhindern, werden jährlich sämtliche Kiwi-Produktionsparzel- len in der Schweiz durch die kantonalen Pflanzenschutz- dienste visuell kontrolliert. Zudem werden die Jungpflanzenbe- triebe im Rahmen des Pflanzenpasssystems ebenfalls jährli- chen Kontrollen unterzogen (siehe VpM-BLW). Werden Pflan- zen mit Befall festgestellt, müssen zumindest alle symptomati- schen Pflanzen fachgerecht vernichtet (verbrannt) werden.

Dabei müssen die Hygienemassnahmen gemäss Merkblatt 705 „Hygienemassnahmen bei Feuerbrand“ angewendet wer- den.

Abbildung 5 Kiwiblatt mit Kiwikrebs-Symptomen Fotografin: Beatrice Schoch, Agroscope

Impressum

Herausgeber: Agroscope

Auskünfte: Agroscope Pflanzenschutzdienst Redaktion: Tanja Sostizzo, Agroscope Gestaltung: Tanja Sostizzo, Agroscope Fotos: Abbildungen 1+2: M. Bünter,

Abbildung 3: G. Andrey, Abbildungen 4+5: B. Schoch Copyright: © Agroscope 2018

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