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Feuerbrandmonitoring in einer befallenen-Böschung

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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 10/02

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ALESSANDRAVIGNUTELLI, CATHERINEBAROFFIO UNDTHOMASHASLER, EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALTWÄDENSWIL

Z

u den Feuerbrand-Wirtspflanzen zählen neben den wirtschaftlich bedeutenden Kernobstgehöl- zen (Birne, Apfel, Quitte) eine Reihe von Zier- und Wildgehölzen, die sich je nach Art und Sorte in ihrer Krankheitsanfälligkeit unterscheiden.

Als beliebte Ziergehölze in öffentlichen und priva- ten Gärten, Parks, Friedhöfen und als Strassenrandbe- grünung haben sich bei uns seit Jahren viele ver- schiedene Cotoneaster-Arten etabliert.

Cotoneaster-Arten haben sich aufgrund ihrer rela- tiv späten und langen Blütezeit als besonders gefähr- det erwiesen. Je nach Art und Sorte kann sich ihre Blüte bis weit in die Sommermonate hinein er- strecken, eine Zeit also, in der für Neuinfektionen häufig günstige Voraussetzungen gegeben sind. Aus diesem Grund spielen sie eine wichtige Rolle unter den Feuerbrand-Wirtspflanzen und sind auch einem hohem Infektionsrisiko ausgesetzt. Sie stellen des- halb ein sehr grosses Gefahrenpotenzial für die Ver- breitung des Feuerbrands dar. In Befallsgebieten kön- nen diese Pflanzen Quellen von Primärinfektionen sein, von denen sich der Feuerbrand unbeachtet wei- terverbreiten könnte. Einerseits auf andere Zierpflan- zen, anderereits, und dies ist eine wichtige und noch genauer zu untersuchende Frage, auf nahe gelegene Obstanlagen.

Der starke Befall der hoch anfälligen Cotoneaster salicifolius im Jahr 1996 in der Schweiz hatte seit 1996/1997 zu vorsorglichen Rodungsaktionen in ver- schiedenen Kantonen geführt und auch Erfolge ge- zeigt, indem die Zahl von Gemeinden mit Befall an C.

salicifoliusgegenüber den vorherigen Jahren deutlich reduziert werden konnte.

Der Befall an C. dammeritrat ab 1998 und beson- ders in den letzten zwei Jahren in einzelnen Gemein- den immer stärker und massiver auf.

Obwohl weltweit über den Feuerbrand sehr inten- siv geforscht wird, stellen sich immer wieder speziel- le praktische Fragen, die unter den lokalen Verhält-

nissen abgeklärt werden müssen. So ist die Frage von besonderem Interesse: Wann werden überwinternde Krebsstellen in einer Cotoneaster-Böschung im Früh- ling wieder aktiv? Wann beginnen sich die Erreger- bakterien in oder auf der Pflanze wieder zu vermeh- ren?

Um zu versuchen, auf diese Frage eine Antwort zu finden, wurde eine im Jahr 2000 vom Feuerbrand be- fallene Cotoneaster-Böschung vorerst nicht gerodet, um die Dynamik der Erregerpopulation im darauf fol- genden Frühling zu untersuchen. Im Zeitraum von März bis Juni 2001 wurde sie regelmässig beprobt und die Proben wurden im Labor bearbeitet. Ziel des Versuchs war einerseits die epiphytische Bakterien- population zu verfolgen, die in den aktiv werdenden Cankerstellen produziert wird, und die das Aus- gangsinokulum für neue Infektionen darstellen kann;

anderseits der Nachweis von endogenen Bakterien durch die regelmässige Untersuchung von verdächti- gem Material. Frisch auftretender Feuerbrand sollte somit festgestellt werden, bevor sich die Krankheit symptomatisch an einem oder mehreren Zweigen weiter ausbreiten würde. Zur Erfassung der Tempera- turen auf und in der Böschung wurden Temperatur- fühler angebracht. Die Böschung stand somit unter regelmässiger intensiver Kontrolle.

Beschreibung und Ergebnisse des Versuchs

Die für den Versuch ausgesuchte C. dammeri-Böschung (ca. 80 m2 ) befand sich in Herrliberg (Kt. Zürich). Sie war im Jahre 2000 mit Feuerbrand befallen.

Die Böschung liegt auf dem südexponierten Berg- hang in einer geschützten und warmen Lage, die ein frühes Vermehren von Bakterien begünstigen könnte.

Ab Ende März 2001 wurde die Böschung wöchent- lich beprobt. Es wurden elf Zweige, an denen Canker- stellen sichtbar waren, ausgesucht und entsprechend nummeriert (siehe Abb. 1). Diese wurden dann jeweils mit nassen sterilen Wattestäbchen oberflächlich abge- tupft und die so gewonnenen Bakterien wurden sus- pendiert und im Labor auf Nährböden ausgestrichen.

PFLANZENSCHUTZ

Feuerbrandmonitoring in einer befallenen Cotoneaster dammeri-Böschung

Der Feuerbrandbefall an

Cotoneaster dammeri

hat in den letzten Jahren an Stärke und Häufig-

keit zugenommen. Um den Zeitpunkt der Bakterienvermehrung im Frühling abzuklären, wurde

eine C. dammeri-Böschung während der Vegetationsperiode 2001 beobachtet und auf das Vor-

kommen von epiphytischen und endophytischen Feuerbranderregern untersucht. Befallene Zier-

pflanzen können eine wichtige Rolle als Bakterienreservoir und bei der Verbreitung von Feuer-

brand spielen. Dadurch stellen sie auch eine Gefahr für Obstanlagen dar.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 10/02 239 zeit fand bei den elf ausgewählten Stellen auch ein

Blütenmonitoring statt. Beim Monitoring anfangs Ju- ni wurden die ersten Feuerbrandbakterien in den Blü- ten gefunden (siehe Abb. 2). Auch eine Woche später konnten wieder Feuerbrandbakterien aus einzelnen Blüten isoliert werden.

Auf den markierten Zweigen wurden zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine epiphytischen oder endophytischen Erreger gefunden. Es traten in der Böschung auch keine sichtbaren Feuerbrand-Symp- tome auf.

Erst etwa eine Woche später, am 20. Juni, wur- den die ersten frischen Infektionen an Blüten und Trieben festgestellt (siehe Abb. 3). Wenige Tage da- nach brach ein massiver Feuerbrandbefall gleich- mässig über die ganze Böschung aus (siehe Abb. 4).

Ob sich Feuerbrandbakterien von den Blüten sel- ber oder/und von latenten Infektionen aus unbeach- teten Cankerstellen so rasch verbreitet

und die ganze Böschung erfasst haben, muss noch untersucht werden. Bekannt ist, dass Feuerbrandbakterien über kur- ze Distanzen durch Bienen, Fliegen und andere Insekten übertragen werden können, und dass Verletzungen, wie bei- spielsweise nach Hagelschlag, weitere Infektionen stark begünstigen.

Ende Juni wurde der Versuch abge- brochen, die C. dammeri-Böschung ab- geflammt und gerodet.

Phänologische Entwicklung von C. dammeri

Die Temperaturen in der Böschung ha- ben sich wenig und nur selten von den Messwerten unterschieden, die in der gleichen Periode in der Obstanlage in Herrliberg mit einer Wetterstation (Lufft PFLANZENSCHUTZ

Abb. 1: Cotoneaster dammeri-Böschung in Herrliberg (Kt. ZH). Die untersuchten Stellen sind von 1 bis 11 nummeriert (T=Gerätekasten mit Temperaturfühler).

Versuchsablauf des Monitorings in der Cotoneaster dammeri-Böschung

Datum:

30. März 01 Monitoring der ersten Proben.

26. Mai 01 C. dammeriBlüten in Knospenstadium.

29. Mai 01 Offene Blüten.

05. Juni 01 1. Feuerbrandbakterien in den Blüten (4 Stellen).

12. Juni 01 2. Feuerbrandbakterien in den Blüten (3 Stellen).

20. Juni 01 Erste Triebinfektionen.

25. Juni 01 Massiver Feuerbrandbefall auf der ganzen Böschung.

29. Juni 01 C. dammeri-Böschungabgeflammt.

Ende des Versuchs.

Anlässlich der Probenahmen wurde die ganze Bö- schung nach verdächtigen Symptomen abgesucht.

Die Böschung wurde Ende März zum ersten Mal besichtigt und die zu untersuchenden Stellen wurden bestimmt. Wie in der Tabelle erfasst, fing die Blütezeit Ende Mai an; bis dahin konnten Feuerbrandbakterien (Erwinia amylovora) weder epiphytisch noch endo- phytisch nachgewiesen werden. Während der Blüte-

Abb. 2: Ausstrich aus einer unter anderem mit Feuerbrandbakteri- en (Pfeil) infizierten C. dammeri-Blüte (weisse Bakterien, links).

Abb. 3: Erste frisch infizierte Blüten und Triebe.

1 T 7

2 6

9 10

11 4 5

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8

3

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HP-100) gemessen worden sind (siehe Abb. 5). Wenn die Blütezeiten von Kernobst mit der von C. dammeri verglichen werden, sieht man, dass sich die beiden Perioden nicht überlappen; Birnen und Äpfel blühten zwischen Mitte April und Mitte Mai, die letzten ende- ten am 22. Mai. Die Obstbäume waren schon abge- blüht, als bei C. dammeri die Blütezeit gegen Ende Mai begann (siehe Abb. 5).

Befallene Zierpflanzen stellen eine Gefahr für Obstanlagen dar

Auch wenn eine Übertragung von Bakterien aus C. dammeri-Blüten auf Kernobstblüten im gleichen Jahr wegen der verschobenen Blütezeit unwahr-

scheinlich ist, stellt die kranke C. dammeri-Böschung trotzdem eine grosse Gefahr für die weitere Verbrei- tung des Feuerbrands dar.

Die Krankheit kann sich in einer Böschung über Jahre mehr oder weniger sichtbar halten und in sehr kurzer Zeit plötzlich ausbrechen. Die Böschung stellt deshalb eine latente Gefahr für eine Weiterverbrei- tung des Feuerbrands dar. Leider ist es uns wegen der tiefen Bakterienpopulation an dieser C. dammeri-Bö- schung nicht gelungen, den Zeitpunkt des Beginns der Cankeraktivität zu bestimmen. Die Entwicklung von Bakterienpopulationen ist bei vorhandenen Nährstoffen primär temperaturabhängig. D.h. je wär- mer es wird, desto rascher können sich Bakterien ver- mehren. Bei gleichem Temperaturverlauf in der Obst- anlage wie in der C. dammeri-Böschung (Abb. 5) ist al- PFLANZENSCHUTZ

Abb. 4: Die Cotoneas- ter-Böschung ist mas- siv mit Feuerbrand befallen.

19.4.

0 5 10 15 20 25

10 20 30 40 50

T mittel C. dammeri T mittel Obstanlage

Ns Tau

Infektionstage bei Apfel Erste Symptome auf Apfel Birne

Apfel C. dammeri

erster Befall auf C. dammeri

Erreger epiphytisch auf C. dammeri massiver Befall

°C

Blütezeiten

mm

15.5.

21.4. 23.4. 25.4. 27.4. 29.4. 1.5. 3.5. 5.5. 7.5. 9.5. 11.5. 13.5. 17.5. 19.5. 21.5. 23.5. 25.5. 27.5. 29.5. 31.5. 2.6. 4.6. 6.6. 8.6. 10.6. 12.6. 14.6. 16.6. 18.6. 20.6. 22.6. 24.6. 26.6. 28.6. 30.6.

Abb. 5: Temperatur- verlauf und Infekti- onsbedingungen 2001 in Herrliberg.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 10/02 241 so damit zu rechnen, dass sich die in den Krebsstellen

überwinternden Bakterien in einem Apfel- und einem C. dammeri-Zweig zu einem vergleichbaren Zeit- punkt zu vermehren beginnen. Aus dieser Sicht stel- len befallene Zierpflanzen, in diesem Falle C. damme- ri-Bestände, eine gefährliche Infektionsquelle für Obstanlagen dar.

Aus diesen Gründen wurde vom Eidgenössi- schen Volkswirtschaftsdepartement (EVD) in den letzten Wochen eine Verordnung erlassen, welche zum Ziel hat, die Produktion, das Inverkehrbringen und die Einfuhr der Gattung Cotoneaster und der beiden Arten Photinia davidiana und P. nussia in

der Schweiz zu verbieten. Die Vernehmlassung wurde am 28. Februar 2002 abgeschlossen und die Verordnung tritt per 1. Mai 2002 in Kraft.

Literatur:

Hasler T., Vogelsanger J., Schärer H.J. und Schoch B.: Die Feuer- brandsituation in der Schweiz in den Jahren 1996 bis 1998. Eidg.

Forschungsanstalt Wädenswil, Flugschrift Nr. 134, Juli 1999.

PFLANZENSCHUTZ

Etude du développement du feu bactérien sur un talus de Cotoneaster dammeri atta- qué par la maladie

Les attaques de feu bactérien sur Cotoneaster dammeri ont augmenté ces dernières années dramati- quement, en fréquence et en intensité. Afin de mieux définir la période printanière où les bactéries épiphytes et endophytes se reproduisent, une étude a été entreprise en 2001 sur un talus planté de C.

dammeri attaqués en 2000 par la maladie. Les plantes ornementales malades sont un réservoir pour la maladie. Elles jouent ainsi un rôle considérable dans la propagation de la maladie et représentent un danger pour les vergers.

La propagation bactérienne des fleurs de C. dammeri sur les fleurs des arbres fruitiers est improbable dans l'année en cours, vu la période différente de floraison. Mais ces plantes malades représentent malgré tout un gros danger pour les vergers, car les bactéries peuvent s'établir et se nicher d'une ma- nière quasi invisible dans ces talus et ensuite en un court laps de temps se développer d'une manière explosive.

Les courbes de températures sont pratiquement identiques dans un verger comme dans un talus plan- té de C. dammeri. Les bactéries hivernantes vont donc commencer à se multiplier au même moment sur une branche de pommier comme sur un rameau de cotoneaster. C'est pour cette raison que les plantes ornementales non contrôlées, dans ce cas, des surfaces de C. dammeri représentent une sour- ce potentielle grave d'infection de vergers. Une ordonnance sur l'interdiction de planter et de multi- plier les Cotoneaster spp est en consultation.

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ÉSUMÉ

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