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Archiv "Der jüngste Versuch, zu einer Positivliste zu kommen" (23.07.1981)

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DEUTSCHE S

Ä RZTEB LATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Der jüngste Versuch, zu einer Positivliste zu kommen

Bewertender Arzneimittelindex in Bonn vorgestellt

Neben der „Roten Liste" des Bundesverbandes der Pharma- zeutischen Industrie, weiteren farbigen Listen von privaten An- bietern, der Transparenzliste des Bundesgesundheitsamtes und der Preisvergleichsliste des

„Bundesausschusses Ärzte und Krankenkassen" gibt es jetzt auch eine Bremer Liste — her- ausgegeben mit Unterstützung verschiedener Ministerien von Professor Dr. Eberhard Greiser.

Der erste Teil dieser Liste wurde vom Bundesarbeitsminister und vom Bremer Gesundheitssena- tor jetzt öffentlich vorgestellt.

Bundesärztekammer und Kas- senärztliche Bundesvereinigung haben die Arzneimittelkommis- sion mit einer Prüfung der Liste beauftragt.

Ehrenberg drängt auf eine Positivliste für Arzneimittel. Der Bundes- arbeitsminister hofft, daß die Konzertierte Aktion im Gesundheitswe- sen bereits am 7. und 8. Oktober darüber beraten wird, wer eine solche Aufstellung von Arzneimitteln, die zu Lasten der Krankenkas- sen verordnet werden dürfen, ausarbeiten soll. Das Bundesarbeits- ministerium will selbst keine Positivliste „zentral verordnen" (Ehren- berg). Der Minister setzt vielmehr wieder einmal auf die Selbstver- waltung. Rechtliche Bedenken wehrt Ehrenberg mit dem Hinweis ab, daß die Krankenkassen ein Recht hätten zu bestimmen, für was sie ihr Geld auszugeben hätten.

Das ist zusammenfassend das politische Ergebnis einer Pressekon- ferenz am 10. Juli, zu der — eine protokollarische Merkwürdigkeit — das Bundesarbeitsministerium und der SPD-Parteivorstand eingela- den hatten. Vor der Bonner Presse präsentierten Herbert Ehrenberg und sein Parteifreund Herbert Brückner, der unter anderem Gesund- heitssenator in Bremen ist, das erste Teilstück der sogenannten

„Greiser-Liste". Diese ist laut Ehrenberg als „wesentliche Grund- lage" für eine Positivliste anzusehen. Der jetzt vorgestellte erste Teil des von Prof. Dr. Eberhard Greiser verantworteten „Arzneimittel- Index — eine bewertende Arzneimittel-Klassifikation" betrifft aus- schließlich Herzmittel. In Bonn wurden aber bereits weitere Teil- stücke über Psychopharmaka sowie über Magen-Darm-Präparate angekündigt.

Greisers Ziel ist eine „Bereinigung des Arzneimittelmarktes" — in welchem Ausmaß, das läßt der erste Teil der Liste ahnen: Greiser und Mitarbeiter haben 567 Herzmittel (231 Monopräparate, 336 Kom- binationspräparate) „untersucht". Da verschiedene Präparate in mehr als einer Indikationsklasse bewertet wurden, ergaben sich, so erläuterte Greiser vor der Bonner Presse, für die 231 Monopräparate 309 Klassifikationen, für die 336 Kombinationspräparate 499 Klassifi- kationen. Die Beurteilung wäre, sollte die von Greiser angewandte Methode tatsächlich Bestand haben, namentlich für die Kombina- tionspräparate katastrophal: Während bei Monopräparaten unter

Heft 30 vom 23. Juli 1981 1439

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Die Information:

Bericht und Meinung Arzneimittelliste

309 Klassifikationen immerhin 191 positiv ausfielen, finden sich unter den 499 Klassifikationen für Korn- binationspräparate lediglich 4 mit dem Testurteil positiv.

Greiser stützt sich bei der Beurtei- lung nicht auf eigene Untersu- chungen der Arzneimittel, er be- wertet lediglich die Präparate an- hand der Literatur. Diese Metho- de, die nach Auskunft von Greiser in den USA von der Food and Drug Administration angewandt wird, ist nicht unbedingt "unwissen- schaftlich", aber in der naturwis- senschaftlich orientierten Medizin doch einigermaßen ungewöhn- lich, sie bietet zudem eine Fülle rechtlicher Angriffspunkte.

Erst eine genaue Prüfung der Liste wird zeigen können, ob die Be- wertung wissenschaftlichen und rechtlichen Kriterien standhält.

Der Bremer Gesundheitssenator Herbert Brückner hat vorsorglich zwar die Erwartung geäußert, die pharmazeutische Industrie werde hoffentlich nicht nach juristi- schen, sondern gesundheitspoliti- schen Aspekten prüfen, aber Brückner dürfte von diesem treu- herzigen Wunsch selbst nicht überzeugt sein. Einer Firma, die sich zu Unrecht verurteilt glaubt, wird man es nicht verdenken kön- nen, wenn sie auch juristische Mit- tel nutzt, zumal die betroffenen Hersteller keine Gelegenheit beka- men, vor der Veröffentlichung der Liste zu den Testurteilen Stellung zu nehmen.

Einen Versuch, die Beurteilung ei- nes Präparates juristisch zu revi- dieren, hat es inzwischen gege- ben; er endete mit einem Ver- gleich. Weitere Vorstöße werden spätestens dann folgen, wenn die Liste nicht mehr als private Mei- nung eines Wissenschaftler- Teams angesehen werden kann, sondern wenn sie dank der offe- nen Rückendeckung durch das Bundesarbeitsministerium halb- amtlichen Charakter bekommt.

Das wäre vollends der Fall, wenn etwa Ehrenbergs Wunsch erfüllt

würde und der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen eine Verteilung der Liste an die Kassen- ärzte befürworten würde.

Der Vorstand der Bundesärzte- kammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung haben die Arz- neimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft mit einer Prü- fung der Liste beauftragt. Auch der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen, der einige Ta- ge zuvor schon vom Bundesar- beitsministerium sowie von Grei- ser unterrichtet worden war, be- schäftigt sich mit der Liste. Stel- lungnahmen liegen bisher weder von der Bundesärztekammer noch der Kassenärztlichen Bundesver- einigung oder dem Bundesaus- schuß vor. Äußerungen des Ge- schäftsführers der Arzneimittel- kommission gegenüber der Pres- se gelten als rein privat.

Der öffentliche Wirbel

diskreditiert die Greiser-Liste Ein eindeutiges Urteil ist heute le- diglich über die Form, in der der Arzneimittel-Index publik gemacht wurde, möglich. Hoffentlich sehen Ehrenberg, Brückner und Greiser das füllige Presseecho nicht als Erfolg an. Denn

..,. die öffentliche Vorstellung durch Ministerium und Partei macht die Liste als reines Politi- kum verdächtig. Für eine Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch ist das diskreditierend. Dieser Ge- ruch wird bleiben, selbst dann, wenn die Liste wissenschaftlicher Überprüfung mehr oder weniger standhält.

..,. die Wirkung auf Herzpatienten war deletär. Die Verantwortlichen hätten das vorher wissen können und danach verantwortlich verfah- ren müssen - zumal es sich um Ministerien handelt, die sich dem Gesundheitswesen verbunden fühlen müßten.

Im Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen war jedenfalls vor 1440 Heft 30 vom 23. Juli 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT

der Presse-Präsentation gewarnt worden. Frage daher an Ehren- berg, Brückner und Greiser: Wem eigentlich nützen all die Berichte, daß viele Herzmittel "schädlich"

und .,selbst bei fachgerechtem Gebrauch zum Tode führen"? Die- ser Tenor fällt nicht allein in die (wenn was schiefgelaufen ist) gern berufene Verantwortung der Pres- se, er wurde von den Veranstaltern der Pressekonferenz nach Kräften vorgeprägt

Förderung

aus Bonn und Bremen

Man wird nicht fehlgehen, wenn man den Hauptinteressenten an der öffentlichen Präsentation in Bremen ortet. Herbert Brückner sah mit Greisars Liste die erstbe- ste Möglichkeit, das von ihm maß- geblich beeinflußte "Bremer Insti- tut für Präventionsforschung und Sozialmedizin" in Sonn vorzustel- len. Dieses Institut, am 1. Juli 1981 eingeweiht, ist die neue wissen- schaftliche Heimat von Prof. Grei- ser und seinem Team, das Brück- ner en bloc aus Düsseldorf einge- kauft hat samt der Arbeit, die Grei- sars Mannschaft in den Schubla- den hatte, eben die Unterlagen für den Arzneimittel-Index.

Gearbeitet wird an der Liste be- reits seit 1976, gefördert mit 800 000 DM (allein für den jetzt vorgelegten Teil der Liste) durch das Bundesforschungsministe- rium und das Bundesgesundheits- ministerium. Die folgenden Teile der Liste will das Bundesarbeits- ministerium finanzieren. Das Mini- sterium fühlt sich für den an sich nicht in sein Ressort fallenden Be- reich "Arzneimittel" insoweit näm- lich zuständig, als es .,immer dann für Gesundheit verantwortlich ist, wenn sie etwas kostet."

Aus dem für Arzneimittel unzwei- felhaft zuständigen Hause Huber und dem dort angesiedelten Bun- desgesundheitsamt ist übrigens bislang kein Sterbenswörtchen über die Greiser-Liste zu hören ge- wesen. Norbert Jachertz

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