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Archiv "Mykoplasmen - Einordnung und Bedeutung" (07.10.1983)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Mykoplasmen Einordnung und Bedeutung

nie Einordnung der My- koplasmen innerhalb der verschiedenen Krank- heitserreger war in der Ver- gangenheit oft problema- tisch, da viele ihrer biologi- schen Eigenschaften erst in den letzten Jahren ge- klärt worden sind und ihre Pathogenitätsfaktoren erst zum Teil bekannt sind. Da diese Mikroorganismen Er- reger von häufig auftreten- den Infektionskrankheiten des Menschen sind, er- scheint es angebracht, ihre Abgrenzung von anderen

Krankheitserregern und ih- re taxonomische Einord- nung nach dem derzeitigen Wissensstand einem grö- ßeren ärztlichen Leserkreis vorzustellen.

Mykoplasmen spielen au- ßer bei menschlichen In- fektionen auch in der Vete- rinärmedizin als Seuchen- erreger bei Rindern, Ziegen und Geflügel und in der Pflanzenpathologie eine große Rolle. Andererseits können Mykoplasmen bei vielen gesunden Personen entweder aus dem Rachen oder Genitaltrakt isoliert werden. Dies führt häufig zu Schwierigkeiten bei der

Diagnostik. Die frühere Be- zeichnung PPLO (pleuro- pneumonia-like-orga- nisms) ist überholt.

Die Bezeichnung Myko- plasmen bezieht sich auf die sowohl in vivo (z. B. im Sputum) als auch in künst- lichen Medien oft zu beob- achtenden pilzähnlichen, fädigen Formen und die Vielgestaltigkeit dieser Er- reger.

Wegen des geringen Durchmessers (ca. 300 nm) der Einzelzellen und ihrer Filtrierbarkeit durch Filter, die andere Bakterien zu- rückhalten, hat man sie zu- nächst für Viren gehalten.

Von Pilzen und Viren müs- sen Mykoplasmen aber deutlich unterschieden und ohne jeden Zweifel den Bakterien (Prokaryon- ten) zugeordnet werden.

Sie besitzen, wie alle Bak- terien, sowohl Desoxyribo- nukleinsäure als auch Ri- bonukleinsäure und unter- scheiden sich damit grund- legend von allen Viren.

Die Vermehrung erfolgt durch Teilung des ringför- migen Bakterienchromo- soms, die Trennung der Tochterzellen geschieht je- doch nicht, wie bei ande- ren Bakterien, durch Bil- dung von Septen, sondern durch Zusammenziehen und anschließendes Ver- schmelzen der Membran an den Trennstellen. Da die Trennung verzögert sein kann, kommt es oft zur Bil- dung der fädigen Formen.

Von den übrigen Bakterien lassen sie sich außerdem durch das Fehlen einer starren Zellwand aus Pepti- doglycan, durch den Cho- lesteringehalt ihrer Zyto- plasmamembranen und durch ihr kleineres Genom (ca. ein Sechstel des Ge- noms von Escherichia coli) abgrenzen. Sie haben zwar einige Eigenschaften mit den L-Formen (L = Lister) von Bakterien gemeinsam, unterscheiden sich aber wesentlich von L-Formen, da bei diesen meist noch Reste von Zeliwandbe- standteilen der Elternbak- terien gefunden werden können, während Myko- plasmen keinerlei Zell- wandstrukturen besitzen und ihre Zytoplasmamem- bran unmittelbar der Um- gebung aussetzen.

Die Mykoplasmen werden daher in einer besonderen Klasse, den Mollicutes (weichhäutige Mikroorga- nismen) zusammengefaßt, um dieser Verschiedenar- tigkeit gegenüber den an- deren Bakterien Rechnung zu tragen.

Die einzige Ordnung (My- coplasmatales) innerhalb der Klasse (Mollicutes) um- faßt drei Familien: Myco- plasmataceae, Acholeplas- mataceae und Spiroplas- mataceae.

Von drei Spezies ist die Be- deutung als Krankheitser- reger für den Menschen bewiesen, beziehungswei- se als weitgehend gesi- chert anzusehen, nämlich

42 Heft 40 vom 7. Oktober 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN

von Mycoplasma pneumo- niae, einem Erreger atypi- scher Pneumonien (Häufig- keit ca. 14 bis 20 Prozent), von Ureaplasma urealyti-

cum bei der nichtgonor- rhoischen Urethritis (ca. 30 Prozent) und der chroni- schen Prostatitis (ca. 15 Prozent) und von Myco- plasma hominis bei septi- schen Aborten, Salpingitis und Pyelonephritis.

M. hominis und U. urealyti- cum gehören auch zur nor- malen Flora des Urogeni- taltraktes, während dies für M. pneumoniae und die Atemwege nicht zutrifft.

Hier muß die Anwesenheit von M. pneumoniae immer als pathologisch angese- hen werden, während M.

hominis und U..urealyticum nur als fakultativ pathoge- ne Keime anzusehen sind.

Mykoplasmen sind ge- fürchtet als Kontaminanten von Zellkulturen. Sie haften

immer mit Ausnahme der zur Phagozytose fähigen Zellen an der Oberfläche der Zellen und sind nicht im Zytoplasma anzutreffen, eine Eigenschaft, die sie ebenfalls grundlegend von den Viren unterscheidet.

Da Mykoplasmen keine Zellwand besitzen, sind sie pleomorph und färben sich nach Gram nur schwer an.

Sie bereiten daher diagno- stische Schwierigkeiten.

Außerdem sind sie unemp- findlich gegenüber ß-Lak- tam-Antibiotika (Penicilline und Cephalosporine), sind

aber sensibel gegenüber Antibiotika, die in die Pro- teinbiosynthese eingreifen.

Damit sind sie einer Che- motherapie relativ leicht zugänglich.

Sie stellen die kleinsten und einfachsten zum Wachstum auf unbelebten Nährböden fähigen Bakte- rien dar.

Es scheint daher einleuch- tend, daß Bezeichnungen wie „nichtbakterielle"

Pneumonie oder „abakte- helle" Prostatitis dann falsch sind, wenn in diese Bezeichnungen Erkran- kungen einbezogen wer- den, die auch durch Myko- plasmen bedingt sein können.

Auch Worte wie „unspezi- fisch" z. B. unspezifische Urethritis tragen nicht zur Klärung bei.

Die Bezeichnungen „abak- teriell" und „unspezifisch"

könnten jedoch zu fal- schen therapeutischen Schlüssen führen, da My- koplasmainfektionen auf eine Chemotherapie mit Tetrazyklinen und meistens auch Erythromycin gut an- sprechen.

Literatur beim Sonderdruck (über den Verfasser)

Professor Dr. med.

H. Brunner

Institut für Chemotherapie, Bayer AG,

Aprather Weg, 5600 Wuppertal

Behandlung der

klassischen Hämophilie mit Danazol

In einer vorläufigen Studie teilen die Autoren Gralnick und Rick ihre Erfahrungen zur Therapie einer klassischen Hämophilie mit einem Androgenpräparat mit. Drei Pa- tienten mit einer mittelschweren Hämophilie A und einem Patienten mit einer•Härnophilie B wurde Da- nazol (Winabanin®) in einer Dosis von 600 mg täglich während eines Zeitraumes von 14 Tagen oral ver- abreicht. Alle Patienten boten als Folge einer längerfristig durchge- führten Substitutionstherapie mit Plasmaderivaten Zeichen einer chronischen Leberschädigung.

Innerhalb von 5 bis 7 Tagen nahm die Faktor-VIII-Konzentration von anfänglich 1 bis 3 auf 3 bis 8 Pro- zent bei den Hämophilie-A-Patien- ten zu; bei dem Patienten mit Hä- mophilie B stieg die Faktor-IX- Konzentration von 5 auf 14 Pro- zent. Gleichzeitig kam es zu einer Verkürzung der aktivierten PTT.

Nach Absetzen des Präparates kehrten die Gerinnungsverände- rungen mit einer scheinbaren Halbwertszeit von etwa drei Tagen wieder in den Ausgangsbereich zurück. Quickwert, Thrombinzeit, die Fibrinogenkonzentration, die Faktoren II, X, XI, der v.-Wille- brand-Faktor und das Faktor-VIII- Related-Antigen zeigten keine ein- deutigen Änderungen. Während der gesamten Beobachtungszeit, mit Ausnahme der ersten beiden Behandlungstage, benötigte kei- ner der Patienten eine Substitu- tionstherapie mit Gerinnungsfak- torenkonzentraten.

Im Fall Bestätigung dieser ersten Erfahrungen in einer kontrollier- ten Studie könnte das vorgestellte Behandlungsverfahren eine Alter- native oder zumindest eine Ergän- zung der bisherigen Behandlungs- maßnahmen darstellen. zme

Gralnick, H. R.; Rick, M. E.: Danazol lncreases Factor VIII and Factor IX in Classic Haemo- philia and Christmas Disease, New England Journal of Medicine 308 (1983) 1393

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 40 vom 7. Oktober 1983 45

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