• Keine Ergebnisse gefunden

Die Mischung macht's ...

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die Mischung macht's ..."

Copied!
16
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

1

Direct Action ...

Konkrete Tipps ... Hintergrundinfos Machtstrukturen offenlegen ... Normalität brechen ... Visionen diskutieren ...

www. direct-action .siehe.website kreativer Widerstand & herrschaftsfreie Visionen 1 Euro

Die Mischung macht's ... ... Eine Einführung in Direct-Action ... Aktionsmethoden kombinieren! ... Von Theater bis Militanz ...

(2)

2

genormten Denkens und des zugerichteten Verhal- tens gehört. Erwischt hat es mindestens Ar- beitsamt, Ausländerbehörde, Zentrales Aufnahme- lager für AsylbewerberInnen in Giessen, das Sozi- alamt, das Standesamt und das Finanzamt. Die Fo- tos stammen vom Finanzamt.Offenbar beteiligten sich auch SprayerInnen an der Nacht, die an weiteren Orten sprühten. So wurde der Spruch an einem Universitätsgebäude, der vor einiger Zeit nicht vollendet werden konnte, weil die Bullen mit gezückter Waffe auftauchten, endlich auf „Den Staat abschaffen!“ ergänzt.

Graffiti, Militanz, Theater, Störung, Fakes.

Alles ausreizen ...

Beispiel: Eine Woche in Giessen ... gegen die Der Weg durch Giessen war nett: Am Sozialamt ... Farbe. Das Standesamt ... mit Sprüchen besprüht ge-gen normierte Beziehungen. Das Arbeitsamt ... Stinkflüssigkeit in mehreren Räumen und Parolen ge-gen Arbeit auf den Wänden. Das Finanzamt ... stinkig und auf den langen Fassaden voller Sprüche −von “Geld stinkt” über “Keine Macht für niemand” usw. Auch die Verwaltungen der Zentralen Aufnah-mestelle für Asylsuchende waren besprüht und z.T. beschädigt. Giessen erlebte eine Aktionsnacht ge-gen Behörden. Und in den Folgetagen mehr: Ein gezieltes Fake, eine Nacht voller Graffiti und Aktio-nen in der Stadtverordnetenversammlung ... mit einigen Stunden Polizeigewahrsam für 3 Aktivistis.Die folgenden Informationen setzen sich aus vielenEinzelberichten zusammen − mündlich, per eigenerBeobachtung verschiedener Leute, zusammenge-sammelten Fotos, Faxen und Scans sowie aus derPresse. Möglich ist, dass der Bericht sehr unvoll-ständig ist, weil etwas untergegangen ist − in Gies-sen gilt nämlich eine strikte Absprache zwischenStadtführung, Polizeichefs und Lokalpresse-Häupt-lingen, dass über radikale, kreative politische Ak-tionen möglichst gar nicht berichtet wird. Das aberklappt nur solange, wie es sich eben verschweigenlässt ... Apparate des Staates.

Die Die Idee einer Anti-Behörden-Night schwebte wohlschon länger durch die Diskussion. Es gab keinezentrale Planung, nur die Idee. Agiert wird in auto-nomen Gruppen (nein ... nicht das verbalposerigedes Klischee-„Autonomen“, sondern als Be-griff für Selbstbestimmung und Eigenstän-digkeit), nach eigener Überzeugung undStrategie. Zusammengekommen sind aberoffenbar etliche Attacken auf Behörden − anmehreren Orten berichteten MitarbeiterIn-nen aus den Behörden oder Besu-cherInnen von Stinkflüssigkeitin den Gebäuden, vielerorts wa-ren angesprühte Parolen zu se-hen. Mit den Attacken auf dieBehörden sollte auf die verschie-denen Herrschaftsverhältnisseim Alltag hingewiesen werden −die Behörden standen für den formalen Teil dieserHerrschaft, zu der zudem das diskursive des1. Attacken auf BehördenChronik der Ereignisse

(3)

Haumann verurteilt gefälschtes Flugblatt

3

3. Graffiti-Nacht Der Zusammenhang liegt nahe − aber ist doch Spe- kulation. Am 27.3. fand in Giessen zum einen eine Veranstaltung des Polizei- präsidiums Mittelhessen mit dem Innenminister von Hessen, Volker Bouf- fier, statt zum Thema

„Vandalismus und Graffi- ti“. Außerdem war eineStadtverordnetensitzung angesagt − und mal wie- der ging es um Law and Order sowie um die erfun- dene Bombendrohung, mit der der Bürgermei- ster Haumann (CDU) am12.12.2002 die massiven Polizeieinsätze bei der Stadtverordnetensitzung begründete. Inzwischenben. Aber das sei ja nicht so schlimm ...hat Haumann zugegeben, gelogen zu ha-Naja − am 27.3. sah es in Giessen ganznett aus. Die Innenstadt war mit sehrvielen schönen Schablonensprüchen ver-sehen, oft an sehr auffälligen Orten (Ein-gängen von Kaufhäusern usw.). Auchder Platz rund um das Rathaus war ver-ziert sowie, als Höhepunkt, die Zufahrtzum Polizeipräsidium. Das sahen diedrei Aktivistis, die am Abend drauf un-freiwillig den Weg dorthin zurücklegen 2. Vermittlung via Fake

Im Stadtbild waren die Sprüche gut sicht- bar. An einigen Behörden verschwanden sie am Tag drauf, an anderen standen sie noch lange Zeit. Die Presse und die Polizei- pressestelle schwiegen. Doch nach allen Regeln der Kunst brachten es Unbekannte fertig, die Aktion in die Öffentlichkeit zu transportieren. Offenbar rund um alle oder einige der betroffenen Behörden wur- de ein Anschreiben des Law-and-Order- Bürgermeisters Haumann verteilt, wel- cher selbst kurz zuvor, offenbar in die Ek- ke gedrängt von den vielen Aktionen, eine Presseinfo gegen die StörerInnen mit „Law and Order statt Lust und Laune!“ über- schrieb ... ernsthaft! In dem Schreiben be- schrieb der Bürgermeister die Aktionen und rief zu Solidarität mit den armen Behörden auf (siehe den Abdruck eines zu- gefaxten Exemplars am Ende). Nun mus- ste die Presse dementieren ...

Graffiti, Militanz, Theater, Störung, Fakes.

(4)

4

mussten. Bushaltestelle, Telefonkästen, Werbeta- feln − alles war dick zugesprayt mit dem Schablo- nenspruch „Buntes Leben statt graue Wände und Einheitsmeinung“ sowie direkten Sprüche mit Be- zug auf die Graffiti-Tagung.

4. Stadtverordnetenversammlung Mehrere Menschen besuchten ab 18.30 Uhr die Stadtverordnetenver-

sammlung in Giessen. Etliche Bullen in Zivil warteten dort schon. Als die Aktivistis aus Projektwerkstatt und Giessen eintrudelten, tauchten wenig später auch Bedienstete des Staatsschutzes auf. Kurz vor

Beginn der Versammlung wurde ein Aktivisti von einem Zivibullen angemacht: „Herr B. ... um das gleich klarzustellen: Wenn Sie sich einmal rühren, dann geht's zur Sache. Das ist auch mit dem Stadt- verordnetenvorsteher Gail abgesprochen.“ Nicht nur diese platte Poserei, sondern auch interessant:

Gegenüber der Presse sagte Gail später, dass er nicht gewusst habe, dass Polizei in Zivil anwesend war. In der Debatte um die Haumann-Lüge zur Bombendrohung also gleich die nächste Lüge. Uns überrascht das wenig, aber Aufklärung mag bei an- deren die Bedenken zum Sinn der Demokratie meh- ren ...Anschließend folgte Langeweile − halt das Spiel um Abstimmungen, die längst klar sind und die Profi- lierung der Parteien in den Pseudodebatten des Par- laments. Und dann irgendwann der Tagesord- nungspunkt wegen der Bombendrohung und des ganzen Bullen-Drumherums. Einige Aktivistis auf der Tribüne (gegenüber zwecks besseren Guckens hatten sich die Zivi-Bullen postiert) rollten ein Transparent herab (siehe großes Bild der 3-Foto- Collage). Der Stadtverordnetenvorsteher Gail un- terbrach die Sitzung und forderte das Einrollen.

Das geschah nicht. Langsam wurde alles zum großen Durcheinander ... nach einiger Zeit und Wortgefechten zwischen den Aktivistis auf der Tri- büne und den PolitikerInnen im Saal erschien dann die uniformierte Bullerei (die Zivis wollten sich wohl nicht zu erkennen geben) und räumte die Ak- tivistis ab. Zwei von ihnen wurden dabei weggetra- gen, auf den Boden geworfen, gefesselt und bedroht („Steh auf oder es gibt Schläge!“). Das dritte Foto in der Collage zeigt die Situation kurz vor dem Weg- tragen des letzten Aktivistis − das Transpi ist schon weg, im Saal komplettes Durcheinander.

Drei Aktivistis wurden verhaftet und in die Bullen-station im Behördenzentrum verbracht. Dort gab es viel Mackerei, Ausziehen, Durchsuchen, aber auch immer wieder die angezettelte Debatte um sinnlose Bullenstrukturen, Herrschaft und ihre Wirkung in der Gesellschaft. Nach einiger Zeit wurden die drei bis zum Ende der Stadtverordnetenversammlung in das Polizeipräsidium Mittelhessen in der bekannten Ferniestrasse verbracht. Gegen 1 Uhr nachts ka- men sie wieder frei. Anschließend fuhren einige es noch ein bisschen in Gießen herum zwecks liegen-gebliebenen Kram einzusammeln ... bis die Aktivi-stis bemerkten, dass ihnen immer das gleiche Auto folgte. Auf einem Parkplatz beobachteten sie das Fahrzeug. Einer näherte sich. Das Auto führ rück-

(5)

5

wärts in eine Bushaltestelle. Der Mensch ging hinterher ... das Auto wendete zur Bushaltestelle auf der anderen Seite.

Jetzt gingen mehrere auf das Auto zu, von allen Seiten. Der Wagen wendete pa- nikartig und schoss über die rote Ampel Richtung Bullenwache. Schade, weder Nummernschild noch Fotos waren in der Dunkelheit erkennbar/machbar.

Aber ein lustiger Abschluss ...

Wieder Polizei in Zivil im Stadtparlament Demonstranten mussten weggetragen werden

(6)

6

Die folgenden Vorschläge folgen den Ideen der „di- rekten Aktion“, d.h. des selbstbestimmten Han- delns zur Verbesserung der eigenen Lebensum- stände. Ebenso folgen sie der Logik, dass Macht nur als Gegenmacht emanzipatorisch sein kann, d.h. wenn sie sich gegen die Machtausübung an- derer bzw. gegen strukturelle Macht (Herrschaft) wehrt. Gleiches gilt für Gewalt. Nach innen, d.h. in- nerhalb der durch emanzipatorische Aktion oder Aneignung geschaffenen gesellschaftlichen Subräume (politische Gruppen, Netzwerke, Räume usw.) dagegen gilt es, Herrschaft und Gewalt nicht wieder entstehen zu lassen oder konsequent zu ver- mindern. Die folgenden Punkte sind Aspekte sol- cher Aktionen und Projekte. In ihnen sollen die ver- schiedenen Handlungsstrategien sichtbar werden, die „Direct-Action“ ausmachen.

Alle è AktionsformenAktionstechniken beherrschen und vermit-teln:weil die AkteurInnen nicht spontan auf Situati-onen reagieren können. Meist gibt es nur eineoder wenige vorbereitete Aktivitäten, die orga-nisatorischen Vorgaben werden von den Mit-machenden schon aus Mangel an Alternativenkommentarlos akzeptiert. Im Alltag fehlenHandlungsmöglichkeiten komplett, so dassdass es kaum Know-How oder überhaupt einementale Vorbereitung gibt darauf, politischeWiderständigkeit auch am Arbeits- oder Ausbil-dungsplatz, beim Einkaufen, in der Fußgänge-oder im FreundInnenkreis zu zeigen. Jeder ge-sich Politik und Alltag auch dadurch spalten,rInnenzone, im Bus oder Zug, in der Familiesellschaftliche Subraum ist ein Ort der ständi- Viel politische Wirkung geht verloren, ausreizen!Herrschaft und Unter-drückung – folglich kannauch jeder Ort der richtigePlatz sein, um diese zu de-maskieren, abzuwehrengen Reorganisierung von

Der folgende Text soll in einem kurzen Überblick die Handlungsmöglichkeiten vorstellen, die innerhalb po-litischer Arbeit bestehen. Dabei werden nicht, wie sonst üblich, die gesellschaftlich vorgesehenen undformal ge- und verregelten Formen in den Vordergrund gestellt, sondern zunächst unabhhängig von dem,was die Herrschenden als Protestform gegen sich zulassen, das dargestellt, was zum Erreichen bestimmterZiele möglich ist. Ebenso werden nur solche Aktionsformen beschrieben, die eine emanzipatorische Per-spektive ermöglichen und diese auch in ihrem Binnenverhältnis zumindest umsetzen können. Als wich-tiges Kriterium gilt, dass Aktionen und die mit ihnen vermittelten Positionen nicht das stärken dürfen,was wiederum Ursache von Unterdrückungsformen, Herrschaft, Ausbeutung, Umweltzerstörung usw. ist.Eine Aktion kann nur Details verbessern wollen oder grundlegende Änderungen anstreben – im günstig-sten Fall ist das sogar miteinander verknüpft. Insofern hebt sich auch die künstliche Spaltung von Reformund Revolution auf. Wichtig ist dagegen, dass auch die Detailverbesserung nicht das Ganze verschlimmerndarf – also: Keine Menschenrechte durch Krieg! Keine Kontrolle von Spekulationen durch eine Stärkungder staatlichen Machtinstrumente! Kein Ausstieg aus der Atomenergie durch die Ausdehnung von Markt-mechanismen! Kein Ende von Folter durch eine Weltregierung! Keine soziale Sicherung durch mehr Verre-gelung des Alltags!

Direct-Action ... was ist das?

(7)

7

che „Power“ aufzubauen und die Herrschaftssy- steme mit gleichen Methoden zu besiegen. Im Einzelfall können Überraschungsmomente ge- lingen, wobei Überraschung schon selbst ein Mittel der Kreativität ist und damit eine auf gleiche Mittel setzende Strategie überwindet.

Neben der Kreativität, die innerhalb herr- schaftsarmer, von Selbstbestimmung und Viel- falt getragener Systeme entwickelt werden kann, ist die Subversion zentrales Mittel, der geballten Macht von Staat und Marktelementen entgegenzutreten. Subversion meint, die Kraft des Gegenüber nicht zu bekämpfen, sondern so umzulenken, zu verändern und zu verdrehen, dass sie für die eigenen Ideen oder zumindest gegen das Gegenüber gewendet werden kann.

Zum einen können die Handlungen der Macht- systeme verdreht werden, zum anderen kön- nen die Apparate und Handelnden selbst so umgelenkt werden, dass sie gegen sich zu ar- beiten beginnen. Beispiel für ersteres sind Ide- en aus der kreativen Antirepression, bei der die Repression selbst genutzt wird, um die Funkti- onsweise und die Interessen der Herrschenden zu demaskieren. Festnahmen, Personalienkon- trollen, Gerichtsverfahren, Knäste usw. werden als Aktionsflächen umgestaltet, um die Hinter- gründe sowie im günstigsten Fall Visionen jen- seits von Repression zu thematisieren. In ähn- licher Weise können Parlamentssitzungen, die Atmosphäre in Kaufhäusern, die allgegenwär- tige Werbung, die Autoritätsgläubigkeit, der Ordnungswahn und vieles mehr für Aktionen genutzt werden. Überidentifikation, d.h. das Nachspielen des Angegriffenen in noch glaub- würdiger, aber übersteigerter Form, kann In- teressen von Machtapparaten demaskieren. Die kreative Umgestaltung von Werbeflächen kann schon dann, wenn nur einzelne Worte oder Buchstaben verändert werden, völlig andere Aussagen sichtbar machen – ohne großen Auf- wand. Fakes (Fälschungen z.B. auf amtlichen oder sonstigen Briefbögen oder Ankündigun- gen tatsächlich auch gewollter Vorgänge wie Gratisfahrtage usw.) und andere Kommunika- tionsguerilla setzt auf Autoritätsgläubigkeit und verwandelt diese in politische Aktion. Der Aufwand ist meist niedrig und die Wirkung hoch, wenn Subversion angewendet wird.

Der zweite Fall von Subversion ist der Einsatz der Gegenseite zu den eigenen Zwecken. So kann eine Straßenblockade erreicht werden, in dem per anonymen Anruf der Polizei glaubhaft gemacht wird, dass auf einer Kreuzung und Alternativen zu diskutieren. Die Techni-

ken dafür reichen von Kommunikationsmetho- den (Subversion, Überidentifikation, versteck- tes Theater usw.) bis Blockade- oder Sabotage- technik, um auch in Situationen, wo das hilfreich sein könnte, agieren zu können.

Wenn in einer Stadt oder Region viele Men- schen und viele politische Gruppen über das nötige Wissen für Aktionen verfügen, wird al- les deutlich einfacher werden, weil die Vorbe- reitungszeit verkürzt wird, weil viele Einzelne auch ohne ständige Anleitung der führenden Personen loslegen können und jederzeit eine Reaktion z.B. auf Diskriminierungen, Unter- drückung und andere Vorgänge im Alltag er- folgt. Das Know-How kann über gemeinsame Seminare, Trainings, Aktionen mit Auswer- tung, Internetseiten und Broschüren eingewor- ben und weitergegeben werden (z.B. www.

direct-action.de.vu). Hinzu kommen Erfahrun- gen und kleine Hilfsmittel, die mensch fortan immer dabei hat – von passenden Schrauben- schlüsseln über Pfeifen bis zu anderen Werk- zeugen.

è Kommunikation und Vermittlung:lität einer Aktion, die nicht nur im Einzelfallhelfen will, misst sich darin, wie stark sie eineKommunikation mit Menschen aufbauen kannund die gewünschten Inhalte vermittelt. Unterdiesem Gesichtspunkt erscheinen die zur Zeitgängigen politischen Aktionsformen eher un-geeignet. Die meisten Demonstrationen, Mahn-wachen, Petitionen, Unterschriftensammlun-gen und vergleichbaren Aktionen erreichenkaum Menschen drumherum oder vermittelnkaum etwas über einfache Parolen oder das Ge-fühl hinaus, irgendetwas getan zu haben.Theater, vor allem versteckte Aufführungenmit Einbindungen der Menschen drumherumin die Handlung, Subversion, Irritation oderauch die direkte Einwirkung auf scheinbarnormale Abläufe können viel stärker Kommu-nikation aufbauen, mit bislang als „normal“geltendem brechen und den Blick auf Alterna-tiven oder gar Visionen richten. Teil jeder Akti-on sollte daher die Frage sein, wie die Inhalte,von der Kritik bis zur Vision, vermittelt wer-den. Die Qua-

è Subversion:zernen, Marktinstitutionen und großen Orga-nisationen mit repressiver Macht, Steuerungvon Diskursen und öffentlicher Wahrnehmungsowie der Einflußnahme auf Medien ist fastunendlich. Es besteht keine Chance, hier ähnli- Die Ausstattung von Staat, Kon-

(8)

8

Straftaten geschehen. Polizei als Dauerbeglei- tung bei Aktionen kann auch zu Statisten bei Theater verwandelt werden.

è Kreative Antirepression:wichtiges Mittel des Staates zur Durchsetzungvon Interessen und zur Aufrechterhaltung ei-ner gewollten Ordnung. Sie hat Einschüchte-rung sowie im Einzelfall auch das physischeAus-dem-Verkehr-ziehen von AkteurInnen zumZiel. Ersteres ist das wichtigere. Repressionund ihre Androhung gehören neben dem un-strategischen Vorgehen, den Spaltungen in po-litischer Bewegung sowie den verkürzten, po-pulistischen Positionen zu den Hauptgründenfür den geringen Erfolg politischer Aktion.Daher ist es wichtig, die Wirkung von Repres-sion zu verringern. Hierfür ist zum einen einwirksamer Schutz vor Repression nötig. Hierhaben politische Gruppen in der Vergangenheitbereits Praxiserfahrung gesammelt und Struk-turen aufgebaut. Die Reduzierung auf Repres-sionsschutz reicht aber nicht. Wer nur über Re-pression und die Möglichkeiten redet, sich da-vor zu schützen, begibt sich in eine defensiveStellung. Sichtbar ist auch, dass die Angst vorRepression bereits eines der Hauptargumentefür die Nichtteilnahme an Aktionen ist. Zumdefensiven Schutz muss die offensive Varianteder Antirepression kommen, d.h. Repressions-apparate und -vorgänge werden zu Aktionsor-ten verändert – kreativ und subversiv. Der Aus-bau der Repression, Überwachung und Kon-trolle macht diese Aktionsform in Zukunftnoch wichtiger. Zudem bietet sie die Chanceauf visionäre Debatten, denn auf Castoren, Na-zis oder internationale Finanzinstitutionenkann unter den herrschenden Verhältnissendurchaus verzichtet werden – auf Repressionnicht. Ihre Abschaffung zu fordern, führt un-mittelbar zu Frage nach den gesellschaftlichenBedingungen insgesamt. Repression ist ein

è jeweiligen Augenblick. Emanzipatorische Poli-Militanz und die Gewaltfrage:um Aktionsstrategien nimmt die Frage nachGewalt bereits seit längerer Zeit eine wichtigeStellung ein. Sowohl von militanzbefürworten-der wie auch von gewaltfreier Seite wird oft be-hauptet, dass hier der Schlüssel zu Erfolg undMisserfolg liegt. Die Begründungen dafür sinddürftig. Denn die Frage der Militanz ist keinegrundsätzliche, sondern eine Entscheidung imtik kann nur da stattfinden, wo Menschennicht Gesetzen oder selbst auferlegten Formali-en gerecht werden, sondern selbst sowie kom- In der Debatte

munikativ (d.h. in Diskussion und Reflexion mit anderen) entscheiden. Welche Aktionsme- thode sinnvoll ist, kann nicht ohne Kenntnis der Situation geklärt werden. Die Ablehnung von Gewalt basiert auf der Posi- tion, dass eine gewaltfreie Gesellschaft nicht mit Gewalt geschaffen werden kann. Mit dergleichen Logik ließe sich formulieren, dass ei- ne atomstromfreie Zukunft nur unter Verwen- dung von Solarstrom herbeigeführt werden kann und eine autofreie Zukunft nur per Fahr-rad und zu Fuß. Eine Begründung zu dieserschlichten Behauptung erfolgt nie. Es wird darauf gehofft, dass diese Setzungen – als Axi- om, d.h. wie ein mathematischer Regelsatz for- muliert – unhinterfragt als Glaubensgrundsatz übernommen wird. Ähnlich absurd sind auch die gewaltbefürwortenden Positionen, wennz.B. formuliert wird, dass die Gewalt des Staa- tes nur mit Gewalt zu brechen ist. All solche Positionen schalten den Mensch als denkendes, handelndes und reflektierendes Wesen aus und unterstellen ihn Grundsätzen, die nicht mehrzu hinterfragen sind. Zur Frage von Gewalt erscheinen andere Über- legungen viel sinnvoller: Die konkrete Vorge- hensweise bei Aktionen muss frei wählbar sein.

Allerdings bedeutet gerade das, dass intensiv abgewogen, kreativ und emanzipatorisch ent-schieden wird, d.h. das Selbstbestimmungs-recht von Menschen ist gerade sehr hoch be- wertet. Militante wie gewaltfreie Aktionen wer- den daher immer versuchen, Menschen nicht oder möglichst wenig in ihrer Selbstentfaltung und damit auch in ihrer körperlichen Unver-sehrtheit einzuschränken. Gewalt als Mittel in- nerhalb politischer Bewegung scheidet aus, weil es antiemanzipatorisch wirkt, per Gewalt dort Herrschaftsverhältnisse durchzusetzen, wo Herrschaftsfreiheit bereits verwirklicht werden könnte. Ganz anders ist Gegengewalt von unten als soziale Notwehr einzuschätzen.

Wo sich Gewalt gegen Gewalt richtet, dient sie dem Ende der vorhandenen Gewalt und wirkt nur solange, wie diese besteht. Wer rassistische oder sexistische Übergriffe beenden will, wird oft auch Gewalt oder deren Androhung nutzen müssen. Ist das Ziel erreicht, endet sie. Diese Gewalt als Gegengewalt ohne Aufbau eigener Gewaltverhältnisse kann nicht mit Gewalt als Ausübung von Herrschaft gleichgesetzt wer- den. Daher ist die Frage „Gewalt – ja oder nein?“ auch ein Reden über zwei Arten von Ge- walt, die aus emanzipatorischer Sicht nichts

(9)

9

fen, auf denen der äußere Druck minimiert werden kann. Die politische Gruppe als sozia- les Projekt mit Einkommens- und Zeitaus- gleich, gleichberechtigtem Zugang zu allen Wissens- und materiellen Ressourcen sowie ak- tivem Dominanzabbau kann hierfür ebenso ein Aktionsfeld sein wie die Schaffung von Orten als Freiräumen, d.h. Häusern, Plätzen und Einrichtungen, in denen alle Menschen gleich- berechtigt Zugang zu allen Ressourcen haben.

Kreative Ideen sind gefragt, um auch formal sicherzustellen, dass nicht Haus- oder Vereins- recht Dominanzstrukturen absichern (siehe z.B. die Strategien des Mietshäusersyndikats oder der Stiftung Freiräume).

Die Idee der Freiräume schafft noch weitere Vorteile. Geschickt organisiert können sie den dort lebenden bzw. agierenden Menschen die Notwendigkeit zur marktförmigen materiellen Reproduktion nehmen oder verringern. Wer nicht mehr 8 Stunden arbeiten muß, um zu überleben, hat mehr Zeit. Wer von seinen Äng- sten befreit wird um das tägliche Überleben, kann offensiver in Aktionen gehen. Zudem sind solche Projekte immer ein Reibungspunkt in einer herrschaftsförmigen Gesellschaft, d.h.

dort, wo sie offensiv nach außen gehen, sind sie selbst eine politische Aktion. Die meisten heute existierenden alternativen Projekte kom- men diesen Ideen jedoch nicht nahe. Sie sind Rückzugsnischen ohne Außenwirkung und verharren in der Wiederherstellung gesell- schaftlicher Normalität im Innern. Oftmals ist der Zwang zur marktförmigen Wertschöpfung (Arbeiten für zahlende KundInnen) sogar größer als in der bürgerlichen Gesellschaft.

Die Verbindung von Selbstorganisierung und Unabhängigkeit im Alltag mit offensiv-kreati- ver Politik stellen einige Projektwerkstätten è dar.Gegenöffentlichkeit:schaftlicher Wahrnehmung und Diskursewerden über Medien organisiert. PolitischeGruppen haben sich zu großen Teilen aus selb-storganisierten Medien zurückgezogen, dieMehrzahl der politischen, lokalen Zeitungen istin den letzten Jahren eingegangen. Existentsind noch einige freie Radios, bei denen politi-sche Gruppen auch aktiv mitwirken. Das ist je-doch deutlich zu wenig. Die identitären, d.h.meist mit Verbandsnamen und –logos ausge-statteten Einzelschriften und Flugblätter erset-zen eine Gegenöffentlichkeit nicht. Diese solltekreativ und vielfältig sowie kooperativ, d.h. Wesentliche Teile gesell- miteinander zu tun haben. Die Zerstörung von

Gewaltverhältnissen ohne Aufbau eigener Ge- walt ist immer etwas grundsätzlich anderes als die Ausübung von Herrschaft durch Gewalt.

Das eine kann je nach Lage Teil

emanzipatorischer politischer Aktion sein, das andere niemals.

è jekten sind Herrschaftsverhältnisse unterAktionen als offene Strukturen gleichberech-tigter Teile:emanzipatorischem Blickwinkel immer falsch,da sie den Aufbau oder die Akzeptanz vonHerrschaft in einem gesellschaftlichen Sub-raum bedeuten, obwohl anderes möglich wäre.Emanzipation, d.h. der Abbau von Herrschaft,die (Selbst-)Befreiung von Menschen und derenSelbstentfaltung, ist aber immer und überallnötig. Es gibt keine wichtigen und unwichti-gen Orte in der Gesellschaft, für die nach stra-tegischen Gesichtspunkten entschieden werdenkönnte, wo Herrschaftsabbau sinnvoll ist undwo nicht. Die Orte, wo der eigene Gestaltungs-spielraum groß ist, bieten sich besonders anfür Experimente der Organisierung vonGleichberechtigung und Herrschaftsfreiheit.Zudem entsteht Vielfalt und Kreativität nurdort, wo die Menschen sich frei entfalten undihre Ideen verwirklichen können. Herrschaftsfreiheit kann sowohl innerhalb vonGruppen und sozialen Projekten angestrebtwerden wie auch in Vernetzungen und Bünd-nissen zwischen den Gruppen und AkteurIn-nen. Die bisherige Praxis politischer Organisie-rung ist deutlich anders, d.h. es wird auchdarum gehen, sich das Know-How annichthierarchischen Methoden, Entscheidungs-findungen und Organisierungsformen anzu-eignen, umzusetzen und weiterzuentwickeln(siehe z.B. unter www.hierarchnie.tk). Innerhalb von Aktionen und Pro-

è Freiräume:engen den selbstbestimmten Handlungsraumständig ein. Zeitvorgaben durch Arbeit, Ausbil-dung, Familie oder Staat, finanzielle Abhän-gigkeiten, materielle Engpässe, Zurichtungenund Erwartungsdruck beeinflussen das Verhal-ten ständig. Das drückt auf den Alltag, aberauch auf die politische Organisierung. JedeAktion steht unter der ständigen Bedrohungdurch Angst, Erschöpfung, Stress, Zeit- undGeldmangel der AkteurInnen. Dominanzenwerden gefördert, weil oft nur die Führungs-personen materiell und vom Status her abgesi-chert agieren können. In einer solchen Situati-on ist es wichtig, Aktionsplattformen zu schaf- Die gesellschaftlichen Verhältnisse

(10)

10

über die Grenzen von Gruppen hinweg wieder aufgebaut werden: Zeitungen, Internetseiten, Wandzeitungen, Angebote in Kinos, Buch- und Veranstaltungsreihen, öffentliche Auftritte wie Speakers Corner usw.

Utopien è Utopien vermitteln, visionäre Diskussionenprovozieren:beschränkt, verliert sie oft das Ziel und nutztMethoden, die zwar dem Einzelfall helfen (Na-zis verjagen, eine Abschiebung verhindern, einGesetz stoppen ...), aber insgesamt die Lage ze-mentieren oder gar verschlechtern (mehr Poli-zei, mehr Überwachung, neue Herrschaftsinsti-tutionen, Akzeptanz für bestehende Herrschaftusw.). Eine Verknüpfung ist daher schon ausstrategischen Gründen nötig, um nicht selbstantiemanzipatorisch zu wirken – obwohlmensch doch „eigentlich das Richtige will“.Andererseits sind konkrete Anlässe einfacherin eine praktische Politik zu wandeln alsgrundsätzliche und langfristige Ziele. Darausfolgt, dass die Kombination das beste ist. Wennes gelingt, Aktionen und Forderungen so zuformulieren und durchzuführen, dass weiter-gehende Entwürfe sichtbar oder Diskussionen entwickeln und diskutieren Wo sich Politik auf den Einzelfall

dazu angezettelt werden, haben Aktivitäten im- mer einen doppelten Wert: Das konkrete Anlie-gen und das Vorantreiben der Debatte um mehr. Zusätzlich können noch Aktionsformen entwickelt werden, die ganz speziell die Debat- te um gesellschaftliche Utopien vorantreiben.

è Projekte mit visionären Ansätzen verwirkli-chen:konkrete Projekte integriert werden. Der Ver-Debatte um Vision genutzt werden. AlternativeProjekte können nicht nur als Haus, Platz oderProduktionsstätte sichtbar werden, sondernauch Ausgangspunkt von Diskussionen um ei-ne Veränderung von Gesellschaft sein. zicht auf Herrschaft in der eigenen Organisie-rung und Vernetzung kann als Ansatz für die Was für Aktionen gilt, kann auch in Diese und andere Einzelaspekte müssen nicht ne- beneinander stehen. Der Reiz, es zusammen zu ver- wirklichen, ist hoch. Wer eine Aktion fährt gegenständige Verwertung, dabei gleichzeitig auf einen Umsonstladen hinweisen und über Utopien disku- tieren kann, mit einem eigenen Medium weiterge- hende Informationen streut usw., hat andere Hand- lungsmöglichkeiten als einzelne Gruppen, die alles immer wieder bei Null anfangen. Neben der Vernet-zung verschiedener Ansätze können auch bewusstOrte geschaffen werden, wo Protest, Freiraum, Ge-genöffentlichkeit, Selbstorganisierung usw. zusam-menkommen – z.B. inder Form bunter sozi-aler Zentren oder zeit-lich beschränkter „Ge-genwelten“ inmittender Normalität desmarkt- und herr-schaftsförmigen All-tags, wie es z.B. mitdem UtopieCamp imSommer 2003 inGießen versucht (undüberwiegend verbo-ten) wurde. Die dorti-gen Ansätze sind aus-baubar.

Kirchenplatz am 31.8.: Das Utopie- Camp darf laufen ...

keine Polizei, son- dern buntes Leben, Gratisessen, Musik, Umsonstladen, Aus- stellungen usw.

Doch am 1.9. kam wieder die Ord- nungsmacht ...

(11)

11

Am nächsten Tag erschien ein Bericht unter der Überschrift „Küchentechnik dank Militär“. Die Lie- der, die auf der Demo gesungen wurden, waren um- getextet auf bekannte Melodien (Pionier-Kinderlied aus der DDR-Zeit und „Die Internationale“, siehe Broschüre „Der Ton macht die Aktion“ und www.projektwerkstatt.de/lieder).

Auszüge aus den Redebeiträgen:

è Wir, und das sage ich in aller Deutlichkeit ste-hen für die Kaninchenbefreiung in der Heide.Und wir haben kein Dreck am Stecken!! Deswe-gen lasst uns ihnen ein deutliches Zeichen ge-ben das sie inn unsere Vorgärten gehoppeltkommen und wir sie nur aufsammeln brau-chen um sie ... naja wir wissen schon ... Unddann wird endlich die Zeit anbrechen, in derwir nur in den Garten gehen müssen, laut ru-fend: Kommt und lasst euch züchten, oder bra-ten. Oder ... naja ... wie auch immer.

è Vor allem die Bürgerinitiative vor Ort organi-sierte Wanderungen, Demonstrationen und Fe-ste, wodurch viele AnwohnerInnen in die Ak-tionen eingebunden werden konnten. Inner-halb dieser Aktionen gab es Platz für rechtvielfältige Elemente wie Gelände- oder Baumbe-setzungen, Theater usw.

è Militante Aktionen, z.B. das Übermalen vonVerbotsschildern am Rand des Truppenübungs-platzes sowie Kleinsabotage an Geräten.

è Kreative Veränderungen an Straßen, Gebäudenusw.

è Subversion und Überidentifikation durch dieGründung der „Dörflichen Initiative für Heideund Sicherheit“, mit der erfolgreich die eigeneGegenseite simuliert werden konnte.

Beispiel: Die Am 1. August fand am geplanten „Bombodrom“ ei-ne skurile Demo statt. Angemeldet war sie von ei-ner „Dörflichen Initiative für Heide und Sicher-heit“, die sich als Unterstützerin des Übungsplatzeszeigte. Das Fake, tatsächlich aus dem Aktionscampgegen den Bombenabwurfplatz heraus organisiert,irritierte in der Region und vor allem in der Pressemächtig. Die Presseagentur dpa bemühte sogar dasBundesamt für Verfassungsschutz, um Informatio-nen über die veranstaltende Gruppe zu bekommen.Auch die Polizei war ziemlich verwirrt, zumal sieden Anmelder zweimal bei Protesten auf dem Trup-penübungsplatz kontrollierte. Am Tag der Demon-stration schickte sie eine Einsatzhundertschaft, umZusammenstöße zwischen den DemonstrantInnenund dem Camp zu verhindern ...Die Demo selbst war ziemlich bunt, schrill und ab-surd. Viele hatten sich als SoldatInnen verkleidet,mit blutigen Verbänden und total bekloppten Schil-dern vom Fronttranspi „Bomt die Kanickel aus derHeide!“ bis zu „Deutsche Kollonin in allen Öhlsta-ten!“ Unterwegs gab es Lieder und Parolen wie„Osama bin Laden ist überall, jagen wir ihn mitÜberschall“. Die Lokalpresse erschien vor Ort, esgelang ihr aber nicht, das Ganze zu durchschauen.subversiven Aktionen

Beispiel: Aktionstage

Im Sommer 2003 fanden Aktionstage gegen den von der Bundesregierung geplanten Angriffsübungsplatzbei Wittstock (Bombodrom) statt. In den zehn Tagen entwickelte sich eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Ak-tionsformen, die sich gegenseitig unterstützten und jeweils sehr unterschiedliche Kreise ansprachen.

gegen Bombodrom

(12)

12

Deswegen rufe ich heute unsere Freunde von der Bundeswehr zu: Jaaaa!!! Wir wollen das Bombodrom!! Treibt die lieben süßen Karnik- kels mit euren Bombern und Mörsern und Pan- zern und Granaten und Feldjägern und Solda- ten und Rekruten zu uns ...

è Hier noch eine wichtige Nachricht von denstaatlichen Sicherheitsbehörden. In letzter Zeitist es häufiger zu Sachbeschädigungen gekom-men. Insbesonderesind in vielen Fällendie metallenen Lärm-schutzeinrichtungenam Rande des Platzesattackiert worden,die zusätzlich auf denSicherheitsbereichder Bundeswehr hin-weisen. Dies stellt ei-ne Gefährdung deröfftentlichen Sicher-heit dar, führt zuhöherer Lärmbelästigung und muss unter al-len Umständen verhindert werden. Falls SieErkenntnisse, Mutmaßungen oder Gerüchte indieser Angelegenheit haben, bitte ich Sie imNamen der Vernunft uns unverzüglich Mel-dung zu machen um ungewollte Verletzungendurch den notwendigen Schusswaffengebrauchgegen Zivilisten zu verhindern. Alle Nummernder Gesetzeshüter stehen Ihnen zur Verfü-gung.

è Redebeitrag von Clas Clever Bundeswehr-fanclub Entenhausen: Ich möchte heute die Ge-legenheit am Schopfe packen, all denjenigenzu danken, die seit 60 Jahren dafür Sorge tra-gen, daß hier Flieger fliegen. Die Sowjetarmeeschützte unsere Heimat 40 Jahre lang. Das Ei-gentum vieler Bürger und Landwirte wurdeauf eigenen Wunsch zum Ruhme des Vaterlan-des und für den Ausbau des Bombenabwurf-platzes Freie Heide dem Volkseigentum zuge-führt. Nach dem bedauerlichen Absturz einesIhrer Kampfflieger mußte sie den Platz verlas-sen. Darauf besetzte unsere Bundeswehr in ei-ner großartigen Nacht- und Nebelaktion denPlatz, um die Arbeit der Sowjetarmee fortzu-führen. Was hat sich seither verändert? Neue ultraleise Flugzeuge werden aus ultraho-hen Höhen ultraleichte Übungsbomben abwer-fen − auf Wunsch auch mit Fallschirm. DieFlugzeuge werden mit Friedensengel bemaltum unsere Aufgabe als Friedenbringer zu do-kumentieren. Die Streubomben streuen so weit,

weiter geht es nicht. Und die lasergelenkten Bomben treffen punktgenau.

è Wir, die Deutsche Landmannschaft Afghani-den Aufbau einer europäischen Angriffsarmeemit deutlicher Deutscher Prägung, um die Er-stan, möchten Euch herzlichst grüßen und un-sere tiefste Verbundenheit mit Euch und EurenZielen ausdrücken. Wir begrüßen ausdrücklichschließung weiterer Kolonien, wie schon imgang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt.Kosovo, zu fördern. Wir unterstützen diebundesdeutsche Regierung bei ihrer Ab-sicht, auch Afghanistan als DeutschesProtektorat zu etablieren und werden die-se Bemühungen weiterhin fördern. Auchmit unserer Hilfe wird am Deutschen We-sen Afghanistan genesen. Insofern sindwir ganz einer Meinung mit HerrnStruck, der unseren Wahlspruch prägte:am Hindukush“. In der Tat erfordert dieim Grundgesetz garantierte VerteidigungDeutschlands uneingeschränkten Zu-„Die Verteidigung Deutschlands beginnt

Ideensammlung zu Aktionen

rund um das Heide in Schweinrich um 13 Uhr eine Einführungin Direct-Action als Workshop statt. Es ging vor al-lem darum, Ideen zu sammeln für Aktionen imRahmen der kommenden Aktionstage gegen dieNutzung der anliegenden Heide als „Bombodrom“.Die entstandene Liste sollte ein kompakter Über-blick über Formen und Möglichkeiten direkter Ak-tionen sein. Sie wurde nacheinander von verschie-denen Leuten immer weitergeführt und wird hierZunächst fand auf dem Campgelände der Freien„Bombodrom“

(13)

13

als Verkehrszeichen unkenntlich wird) schnell umgestalten durch ein zusätzliches Wort unter

„Stop“, z.B. „Bombodrom“ oder „Kriegsübun- gen“ u.ä. Das lässt sich z.B. als Schablone ma- chen und dann unter dem „Stop“-Schriftzug aufsprühen mit Autolack u.ä.

è Bundeswehr-Fakes: Es ist denkbar, selbst dieGegenrolle zu spielen und mit Rundschreiben,die in Briefkästen geworfen werden, oder Pres-semitteilungen auf dem Briefbogen der Bun-deswehr (z.B. Standortverwaltung des Übungs-platzes) die Debatte zu bereichern. Spannendwäre, die tatsächlichen Ziele der Bundeswehr(internationale Interventionsstreitmacht usw.)dort als Begründung für die Notwendigkeitder Bombenübungen zu benennen. Umfangrei-cher wäre die Idee einer Studie, die von derBundeswehr in Auftrag gegeben wurde und de-ren Kurzform (z.B. ein Vierseiter) in Umlaufgebracht wird. Darin finden sich Tabellen undKurven über Arbeitsplätze, Kosten usw., diedurch den Flugbetrieb entstehen. Ganz „neben-bei“ finden sich dort auch Kosten für Verlet-zungen, Tote, Umweltschäden und deren Besei-tigung als Positivaspekte mit verrechnet.

è Diskussionen, Veranstaltungen usw. mitFluglärm stören: Wo BundeswehrvertreterIn-nen auftreten, werden deren Beiträge mitlautem Fluglärm gestört.

è Fakes von Behörden, Persönlichkeiten: Ähn-lich wie unter 6. können auch Fakes von Bür-germeistern (z.B. dem von Wittstock) in Um-lauf gebracht werden. Idee ist immer, die Argu-mentationen für den Flugplatz so darzustellen,dass die Hintergründe offensichtlicher werden in dem Zustand dokumentiert, wie er

am letzten Tag auf dem Computer der Direct-Action-Plattform zu finden war.

Deutlich sichtbar wird, wie sehr unter- schiedliche Elemente benannt wurden.

Ein Teil wurde in den Folgetagen umge- setzt.Überblick über Aktionsformen:

è Unsichtbares Theater è Fakes

è Subversive Kommunikation è Repression/Antirepression è Selbstorganisation, Schenkungsö-konomie è Sabotage

è Entwertung

Als besondere Wünsche für die Vertiefung wurden genannt è Theater

è Reclaim the Streets

è Umgang mit Repression/Herrschende zum Teilder Aktion machen è Kommunikation steuern

è Autorität brechen

Ideensammlung zum Bombodrom è Luftraum sperren.

è Friedenskarawane um den Platz machen: MitRädern, zu Fuß, mit Pferden usw. rund um denPlatz. Am besten mit verschiedenen Aktionenan Orten und Stationen unterwegs.

è Kunstwerk/Monument gestalten, welches dieAbneigung der Bürger zeigen soll: Der konkre-te Vorschlag war ein größeres und höheres Mo-nument aus Ton, hergestellt aus kleineren Tei-len, die dann zusammenpassen und am Ort zu-sammengebaut werden.

è Kriegsspielzeug-Statue: Menschen bringen ihrKriegsspielzeug mit und das Ganze wird (z.B.mit Beton) zu einem Denkmal zusammenge-fügt - u.a. wird damit alles unbrauchbar ge-macht. Idee aus einer ähnlichen Aktion woan-ders: Kindern den Tausch gegen andere Spiel-sachen anbieten.

è Boot gestalten für den großen Umzug amSamstag-Abend in Alt-Ruppin: Konkrete Akti-on für den jährlichen Bootsumzug in Alt Rup-pin (eigenes Boot, Theatergruppen am Ufer ...).

è Stop-Schilder ergänzen: Die roten (8-eckigen)Verkehrsschilder in der Landschaft und in denStädten lassen sich (ohne dass ihre Funktion

(14)

14

im Gegensatz zu den Lügengebilden von Bun- desregierung, Bundeswehr & Co. Denkbar ist ein Fake als Pressemitteilung oder als Massen- flugblatt in Hausbriefkästen.

è Guerilla-Methode: der Wachschutz befährtständig das Gelände auf bestimmten Straßenund Wegen, wo durch geschaufelte Gräben undgetarnte Nagelbretter die Fahrzeugelahmgelegt werden können. (Material: Hacke,Spaten) è Bemalen der Straßen mit Sprüchen, Symbolen,wenn sie nicht befahren werden (nachts) è Wachschutz durch eine Aktion auf sich lenkenund dann das Fahrzeug heimlich mit PINKERFARBE bemalen und besprühen è Wachschutz und Feuerwehr einbeziehen durchAnruf: „Ich möchte ein Feuer melden, ich glau-be ich sehe ein Feuer mitten in der Heide“ (Bin-dung von Kräften) è Es gibt eine öffentliche Aussage, dass derPlatzkommandant (Engel) gerne mit uns insGespräch kommen will. Ein solches Gesprächvor dem Tor in Kuhlmühle einberaumen undim Wald eine Verstärkeranlage verstecken.Dann das Gespräch beginnen und immer beimAnsatz der Gegenrede Düsenlärm abspielen.Die Bundeswehr kommt so in die Situation un-ter ihrer eigenen Lärmbelästigung nicht mehrdialog-fähig zu sein.

è Schildertauschbörse

è Spiel ohne Grenzen: Disziplinen entwickeln,die innerhalb des Geländes Wettkämpfe darstel-len, z.B. Baum klettern è Luftballons steigen lassen

è Am Tag X die Heide begehen und bei Bomben-abwürfen sich als menschliches Schutzschildin die Heide setzen è Annoncenaktion: Eine Annonce aufgeben, dasbei der Bundeswehr in Kuhlmühle nicht nurMilitärschrott, sondern als Zeichen der Bür-gernähe auch an einem Tag Hausschrott abge-stellt werden kann.

è Soldaten als Schrottskulpturen in die Heidebauen/setzen/basteln è Biertrinken in der Heide

è Irritationen: Die Nummern an den Schrankenkenntlich machen. Ebenso etwas in die Schlös-ins Gelände gelangen.rund um das Gelände auswechseln oder un-ser spritzen, damit die Leute selbst nicht mehr è Plakat entwerfen, auf dem der Kommandantverkündet, dass der Bombenabwurf am sound-fahrtstraße gesperrt werden muss bzw. allePersonen sich unter der Tel.Nr. der Komman-dantur eine Durchfahrtsgenehmigung einho-len bzw. bei Zuwiderhandlung mit Ingewahr-sovielten beginnt und deswegen die Durch-samnahme rechnen müssen.

(15)

15

è Dementi der Kommandatur anfertigen in demsie darauf hinweist, dass der Bombenabwurferst später, nämlich am soundsovielten be-ginnt, alles andere aber zutreffend ist.

è Veröffentlichung der Kommandatur anferti-gen, in der sie darauf hinweist, das der Zaun-bau um den Platz aufgrund angekündigterProteste, Anschläge etc... vorgezogen wird undam soundsovielten beginnt und deswegen Be-hinderungen im Straßenverkehr etc. von derBevölkerung in Kauf genommen werden müs-sen. Unter der Tel.Nr.:... können Infos einge-holt und Beschwerden abgegeben werden.

è Initative „Pro Bundeswehr“ gründen und am 1.August eine Gegendemo zur Kommandaturveranstalten. In Zeitung etc. dazu aufrufen.Prinzip „Überidentifikation“ einbauen è Vermessungen ankündigen in Vorgärten, aufBehinderungen hinweisen und zur Zusam-menarbeit aufrufen.

è Probeabwürfe ankündigen in Verbindung mitLärmschutzmessungen an Häusern, öffentli-chen Gebäuden etc. Das MLT (Mobiles Lärm-schutzTeam) als Ansprechpartner unter Tel-Nr.:... ankündigen. Darauf hinweisen, dasmit ihm Terminvereinbarungen getroffen wer-den müssen.

è Bekanntmachung, dass die Bundeswehr diemilitärische Nutzung des Platzes aufgibt ausfinanziellen Gründen. Da es an Leuten fehlt,die Schilder abzubauen wird die Bevölkerungaufgefordert am...in der Zeit vonderbegrenzung zu entfernen. Die Schilder sindin Kuhlmühle abzugeben oder dürfen auch alsErinnerung behalten werden (Der ehem. Platz-kommandant)...bis...mit eigenen Hilfsmitteln die Schil- è Merkheft anfertigen. Ev. Schäden während derAbwürfe klassifizieren. Versicherungstechni-sche Hinweise geben. Infostellen und An-sprechpartner nennen. Mit Werbeeinlagen „ProBundeswehr“, „Für Bombodrom“ etc. ...

Zu allen Ideen gibt es technische Tipps, aber auch weitere Beispiele für schon gelaufene Aktionen un- ter der Direct-Action-Seite im Internet: www.direct- action.siehe.website.

(16)

16

Kreative Seiten im Internet Materialien

InhaltBeispiel: Lust und Laune ... 2 statt Law and OrderDirect Action ... 6 Eine EinführungBeispiel: Aktionstage ... 11 gegen das BombodromInternetseite, Inhalt ... 16 sverzeichnis

Kontakt

Impressum

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

der Luftfilter mit Fensterlüftung und festins- tallierten Lüftungsanlagen untersucht. Die Kreisverwaltung und die Goethe-Uni- versität haben die Schulen nach möglichst

Das ist bestimmt keine schlechte Idee: Im Rathaus und über die Seniorenanlaufstellen gibt es ei- ne Notfalldose, die sich unserer Meinung nach durchaus nicht nur für

Auch im kommenden Jahr wird die Stadt Kelkheim wieder am Stadtradeln 2019 teil- nehmen und Kündiger hofft, dass dann noch mehr Radfahrer dabei sind.. Die CDU

September, jeweils von 15 bis 17 Uhr angeboten und finden bei gutem Wetter ebenfalls im hack-museumsgARTen statt..

Sie bringt ihm eine blaue Teekanne.. Da fällt sie vom

Wie viele Bären schauen nach links, wie viele nach rechts und wie viele geradeaus?... Peggy Sippel

Welches der Wörter aus der Wortfamilie viel passt in welchen Satz.. Die Wörter in den Klammern helfen dir, denn sie drücken dasselbe aus wie das

die Farben des Staates das Wappen des Staates die Hymne des Staates die Bürger eines Staates die Oper eines Staates die Bibliothek des Staates ein Mann des Staates der Feind