Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
AUSSPRACHE
Ein Übersichtsaufsatz über eine Substanzgruppe wie die Glucocorti- coide, die multidisziplinäre Verbrei- tung gefunden hat, ist notwendig
J n d ohne Einschränkung in der vor- liegenden Form zu begrüßen. Aus den verschiedenen Teilbereichen der Medizin dürften Stimmen laut werden, die auf unterschiedliche Auffassungen in bestimmten Indika- tionsbereichen hinweisen.
Wir möchten, den Einsatz von Glu- cocorticoiden im neurologischen Bereich betreffend (Tabelle 1, Spal- te 1: „Hirnödem"), eine Anmerkung machen. Auch wir benutzen Dexa- methason wegen guter Liquorgän- gigkeit bei der Therapie des Hirn- ödems, jedoch auch beim Ödem des Rückenmarks. Die Dosierung, die im Bereich der neurologischen Inten- sivmedizin und in weiten Bereichen der neurochirurgischen Intensivme- dizin benutzt wird, ist jedoch viel höher als die angegebene Dosie- rung von 8 mg Dexamethason initial und späterhin 4 mg in sechsstündli- chen Abständen. Bei ausgeprägtem Hirnödem, sei es bei Hirnmetasta- sen, im Anschluß an Kontusionen, nach traumatischen oder vaskulären intrazerebralen Blutungen (unter Umständen noch kombiniert mit Einklemmungserscheinungen) ge- ben wir initial 40 bis 80 mg Dexame- thason, anschließend bis zu 12 mal 8 mg/die. In Abhängigkeit von der Kli- nik wird die Dosierung dann relativ schnell ausgeschlichen. Als unter- stützende Maßnahme wird neben hochdosierter Furosemidgabe und kontrollierter Hyperventilation als Ultima ratio noch eine Osmodiurese angeschlossen, hierbei ist zu beach- ten, daß wegen des ausgeprägten Reboundeffekts unmittelbar im An- schluß an die Gabe des Osmodiure- tikums schnell wirkende Diuretika gegeben werden sollten. Diese Do-
sierungsgrößen haben wir in Anleh- nung an ähnliche Vorschläge im Be- reich der neurochirurgischen Inten- sivmedizin auch für unsere nicht- traumatisierten Patienten mit gutem Erfolg übernommen. Die Apoplexie betreffend — hiermit ist wohl die lo- kale zerebrale lschämie im Gegen- satz zur intrazerebralen, zum Bei- spiel hypertonen Massenblutung, gemeint — geben wir nicht routine- mäßig Glucocorticoide. Wenn aller- dings computertomographisch eine perifokale Hirnschwellung gefunden wird, behandeln wir zusätzlich mit Glucocorticoiden. In diesen Fällen decken sich die Dosen, mit Ausnah- me einer höheren Initialdosis (16 mg), mit den von den Autoren ange- gebenen Übersichtswerten. Der Schwerpunkt der Therapie liegt je- doch in der Gabe von niedermoleku- laren Dextranen, wobei die verbes- serte Mikrozirkulation noch zusätz- lich durch die hyperonkotische an- tiödematöse Wirkung verstärkt wird.
Auch hier kommen Diuretika zum Einsatz. Darüber hinaus ist zu er- wähnen, daß auch bei vaskulären oder traumatischen Syndromen des Rückenmarks die antiödematöse Wirkung der Glucocorticoide ausge- nutzt wird, allerdings wird die Dosie- rung individuell bislang nicht so hoch wie beim Hirnödem gewählt.
Literatur
Gobiet, W.: Intensivtherapie nach Schädelhirn- trauma, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York (1977) 67 — Haferkamp, G.; Regli, F.:
Neuere pathophysiologische Aspekte zur Be- handlung des Hirnödems, Schweizer Rund- schau Medizin (Praxis) 67 (1978) 92-100
Dr. med. Diplom-Psychologe Werner Hacke
Clemens Gutknecht Abteilung Neurologie Klinikum der RWTH Aachen Goethestraße 27/28
5100 Aachen Neue Diagnostikverfahren
Für die Diagnostik der Nierenerkran- kungen bedeutet die Computerto- mographie eine wesentliche Be- reicherung, die durch die Kontrast- mittelinjektion noch gesteigert wird.
Auf die Urographie ist jedoch nicht zu verzichten.
Auch Nebennieren-Tumoren mit ei- nem Durchmesser von 1 bis 2 Zenti- meter sind nachweisbar, so daß auf das Pneumoretroperitoneum ver- zichtet werden kann.
Im Referat über die Computertomo- graphie der Beckenorgane wurde von Breit darauf hingewiesen, daß für die Auswertung der Befunde ge- naue anatomische Kenntnisse not- wendig sind.
Von großer Bedeutung ist die Mög- lichkeit der exakten Kontrolluntersu- chung nach der Strahlentherapie und operativen Behandlung.
In der Diagnostik der Beckenorgane hat die Computertomographie eine wesentlich größere Aussage als die Sonographie. Insbesondere ist die Stadieneinteilung maligner Erkran- kungen wesentlich erleichtert.
Zusammenfassung
Von den Diskussionsteilnehmern wurde im einzelnen auf den Gewinn der Sonographie und Computerto- mographie hingewiesen, wobei auch die Fortschritte in der Diagno- stik des Schädels und Gehirns her- vorgehoben wurden.
Professor Dr. med.
Paul Gerhardt
Ärztlicher Direktor der
Röntgendiagnostischen Abteilung des Klinikums der
Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 110 6900 Heidelberg 1
Pharmakodynamische Therapie mit Glucocorticoiden
Ergänzende Bemerkungen zu dem Beitrag von
Professor Dr. med. Rudolf Gross und Dr. med. Volker Schulz in Heft 2, Jahrgang
77(1980), Seite 61 ff.
1248 Heft 19 vom 8. Mai 1980