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Archiv "Reformpolitik: Erfrischendes Interview" (17.07.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 28–29⏐⏐17. Juli 2006 AA1957

B R I E F E

schon der Verband der Ange- stellten-Krankenkasse e.V. vor einer Marktmacht der kapital- orientierten Krankenhauskon- zerne durch Verknappung der Krankenhausbetten. Zu sei- nen Aktivitäten als Aufsichts- ratsmitglied hat sich Lauter- bach trotz seiner überaus zahl- reichen Fernsehauftritte noch nicht geäußert.

Dr. Hans Jungk,Im Gefilde 118, 81739 München

Lobbyisten plündern das Land aus

Dass Herr Vogel den Lobbyis- mus und dessen Vertreter bzw.

deren Einfluss, der enorm ist, klein redet, ist unübersehbar und sehr deutlich. Deutsche Politik wird seit langem von diesen Damen und Herren be- trieben, die im Hintergrund, zum Teil namenlos, agieren.

Diese haben ihre „Vertreter“ = Abgeordnete mit Neben- tätigkeiten in allen Gremien, die Geld dafür bekommen, auf- zupassen, dass ihre Lobby nicht beschädigt wird . . . Das beste Beispiel ist der Deal: Pharma- industrie – Schröder 2002, be- schrieben im oben angeführten Artikel. Es geht nicht um das Grundlegende, Nötige, Soziale, Gerechte für alle, sondern nur um Geld und Macht einzelner Gruppen. Und das ist nur die Spitze des unbekannten Eis- bergs der Korruption. So wird dieses Land von nationalen und internationalen Lobby- isten ausgeplündert . . . Dr. med. Ch. Höver,Am Danewend 7, 13125 Berlin

Medizinethik

Zu dem Beitrag „Dialog der Kultu- ren“ von Samir Rabbata in Heft 18/2006:

Missverständlich

Der zitierte Satz des Bundes- ärztekammerpräsidenten

„Das Wichtigste aber sei, dass Ärzte Forschung ausschließ- lich am – und nicht mit Men- schen betreiben“ ist missver- ständlich. Denn man kann ihn auch so verstehen, dass bei

Forschung am Menschen der Träger des Forschungsobjek- tes gleichsam ausgeklammert oder aber, noch schlimmer, der Patient zu einem Objekt degradiert wird, an dem etwas gemacht wird, wohingegen Forschung mit Menschen deutlich machen sollte, dass ein Forschungsvorhaben ge- meinsam mit einem darüber aufgeklärten Menschen durchgeführt wird, der darin eingewilligt hat.

Prof. Dr. Hanfried Helmchen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Eschenallee 3, 14050 Berlin

Praxisgebühr

Zu der Meldung „Folgen nicht klar messbar“ in Heft 21/2006:

Experten liegen falsch

Der Soziologe Dr. Braun mut- maßt, dass die Folgen der Pra- xisgebühr nicht klar messbar seien. Die Praxisgebühr sei auch als Steuerungsinstru- ment ungeeignet, meint der Gesundheitswissenschaftler Dr. Holst. Laien könnten bei- spielsweise bei Kopfschmer- zen nicht einschätzen, ob sie eine leichte Grippe oder einen Gehirntumor hätten, deswe- gen sollten sie immer ohne Eintrittsgebühr den Arzt kon- sultieren können. Beide Ex- perten liegen falsch, denn die Praxisgebühr hat das ambu- lante Patientenaufkommen bisher um etwa acht Prozent reduziert, was dem Anteil der Doktorhopper früher ent- sprach. Eine absurde Vorstel- lung ist es fürwahr, bei jedem leichten Grippesymptom den Arzt aufsuchen zu wollen oder zu sollen, um einen Ge- hirntumor auszuschließen.

Weder sind seit der Ein- führung der Praxisgebühr da- durch bedingte verschleppte Krankheiten bekannt gewor- den (z. B. mehr später ent- deckte Hirntumoren) noch sonstige Nachteile durch z. B.

Nichterstattung nichtver- schreibungspflichtiger Medi- kamente für alle Patienten über zwölf Jahre. Die Praxis- gebühr brachte aber ein Stück

Verantwortung zurück zum Patenten; sie ist dessen Soli- darbeitrag für Krankheits- kosten, die die gesunden Bei- tragszahler eben nicht verur- sachen. Die Praxisgebühr soll- te ausgeweitet werden und auch bei Vorlage einer Über- weisung in etwas geringerer Höhe fällig werden. Das wäre

eine Wohltat für Arzt und Pa- tient, weil endlich wieder mehr Zeit für den einzelnen Patienten da wäre bei stabile- ren oder steigenden Punkt- werten für den Arzt oder die Ärztin.

Dr. med. Dieter Wettig, Erlkönigweg 8,

65199 Wiesbaden-Dotzheim

Foto:KEYSTONE

Reformpolitik

Zu dem Interview mit Prof. Dr. med.

Wolfgang Böhmer zum Thema „Es wird fast nichts so bleiben können, wie es ist“ von Norbert Jachertz und Sabine Rieser in Heft 19/2006:

Erfrischendes Interview

Mit Interesse las ich das erfri- schende Interview mit Profes- sor Dr. med. Wolfgang Böh- mer. Schade, dass er im Alter von 70 Jahren „nur“ noch als Ministerpräsident geeignet ist, aber nicht mehr als Kassenarzt taugt.

Dr. med. Horst Kalthoff, Rüsternallee 14–16, 14050 Berlin

Der politische Wille fehlt

Ministerpräsident Prof. Dr.

Böhmer argumentiert sehr ge- schickt mit Verständnis einer- seits, doch andererseits geht es ihm letztendlich um die Be- grenzung der Ausgaben für ärztliche Personalkosten . . . Dabei geht es primär um eine Verhinderung von weiteren Einkommenseinbußen und um eine Beendigung der un- bezahlten Überstunden in den Kliniken. In keinem anderen

Berufszweig ist die Feudal- herrschaft noch so präsent wie in dem der Ärzte. Tatsache ist doch, dass in den letzten Jah- ren ein großer Prozentsatz von Ärzten, gerade im hausärztli- chen Bereich, aber auch in ei- nigen anderen Fachdisziplinen und in den Kliniken, deutliche Einkommenseinbußen hin- nehmen musste. Das Gesund- heitswesen war in den letzten Jahren ein Bereich von steti- gen Einkommensverlusten.

Kein anderer Berufszweig hät- te dies so hingenommen. Es ist nicht akzeptabel, dass ein Ar- beiter in der Metallindustrie ein ähnliches Einkommen er- zielt wie ein jahrelang ausge- bildeter Arzt. Berechnet man den durchschnittlichen Stun- denlohn eines Arztes und ver- gleicht diesen mit dem eines Arbeiters, z. B. in der Metall- industrie, dann liegt das Ein- kommen des Arztes noch deutlich darunter. Wir liegen daher im Pro-Kopf-Einkom- men der Ärzte im hinteren Drittel Europas, noch hinter Spanien. Aber dies gilt ja auch bald in einigen Jahren für die Gesamtwirtschaft . . . Ziel der Reform muss sein, eine quali- tativ hochwertige medizini- sche Versorgung für alle Be-

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völkerungsgruppen bei einer leistungsgerechten Bezahlung der Ärzte zu sichern. Ich bin durch meine Ausbildung als Arzt und Wirtschaftswissen- schaftler davon überzeugt, dass dies möglich ist – sofern der politische Wille in beiden großen Volksparteien vorhan- den ist. Doch dieser politische Wille ist nicht zu erkennen.

Noch nicht . . .

Dr. Andreas Grove,Im Steinacker 5, 76547 Sinzheim

Patient und Kunde

Zu dem Beitrag „Die Rolle von Pati- enten und Kunden: Ethische Verant- wortung des Therapeuten“ von Prof.

Dr. med. Hermes A. Kick in Heft 18/2006:

Längst überfällig

Endlich! Endlich mal jemand, der darauf hinweist, dass es außer der Ware-Geld-Bezie- hung zwischen Menschen auch noch etwas anderes geben kann. Dass Hilfe in Not nicht geschäftlich verhandelbar ist, sondern Menschenpflicht.

Und wie das begründet wird:

mit sehr sparsamen Hinweisen auf Moral, dafür aber mit sachlicher Analyse der Unter- schiede zwischen der Arzt-Pa- tienten-Beziehung und der Händler-Kunde-Beziehung. Es wird hohe Zeit, darüber nach- zudenken, wo noch überall zwischen Menschen Beziehun- gen bestehen, in denen die wirtschaftlichen Aspekte zwar wichtige Rahmenbedingungen sind, der Kern aber durch Mit- menschlichkeit und Solidarität in all ihren Erscheinungsfor- men gebildet wird. Und über- all, wo das zutrifft, müssen wir den wirtschaftlichen Rahmen diesem Kern anpassen und nicht umgekehrt.

Dr. med. Dietrich Loeff, Schillerstraße 44, 03046 Cottbus

Nur die halbe Wahrheit

Richtig: Gesundheit und Krankheit haben keinen Wa- rencharakter und können ihn auch nicht annehmen. Patien- ten sind keine Kunden. So weit

gut. Wenn denn tatsächlich un- ser Hauptproblem darin be- stehen würde, wie die persona- le Interaktion zwischen Pati- ent und Arzt bezahlt wird, wä- re der Aufsatz schlüssig. Das ist es aber nicht . . . Bestand- teil der meisten somatisch-the- rapeutischen Situationen und der eigentliche Sprengstoff ist ein Prozess der Allokation von Ressourcen in volkswirtschaft- lich als kritisch wahrgenom- menem Ausmaß durch den Arzt (Medikamente, Hilfsmit- tel, Eingriffe, Maßnahmen durch Dritte, die nicht der Pa- tient bezahlt und von denen der verschreibende Arzt nicht profitiert) . . . Die ethischen Konsequenzen aus der Tatsa- che, dass der Arzt über solida- risch aufgebrachte Mittel ver- fügen muss, sind aber drama- tisch – und die psychologi- schen nicht minder. In diame- tralem Gegensatz zum Han- delspartner als Vermarkter seines Angebotes (der das Recht hat, ein schlechtes Pro- dukt zu einem überhöhten Preis in den Markt zu drücken) steht der Arzt näm- lich in doppelter Pflicht: Zu- sätzlich zur besonderen Bezie- hung zum Patienten nun auch noch gegenüber der Gesell- schaft, wenn er über Ressour- cenallokation in der therapeu- tischen Mikrosituation ent- scheidet. Die Limitierung der Theorie Kicks gründet sich in einer groben Unterschätzung dieser doppelten Verpflich- tung . . . Allokationsentschei- dungen sind Wertentscheidun- gen: „Erhält dieser Patient in dieser Situation einen akzep- tablen Gegenwert, wenn ich für ihn diese Ressourcen frei- gebe?“ Wenn der Patient nicht selbst bezahlt und damit die Bewertung aushandelt, ande- rerseits die Gesellschaft nicht sagt, ab wann der Preis zu hoch für den Gegenwert ist, hilft auch der postulierte „ge- schützte Status“ dem Thera- peuten nicht aus dem Dilem- ma. Es bleibt der Konflikt im Arzt. Eine Externalisierung in die Sphäre sozialethischer Verantwortung ist nicht vorge- sehen. Leider . . .

Dr. med. Mathias Bertram, Bahnhofstraße 45 c, 25474 Hasloh

A

A1958 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 28–29⏐⏐17. Juli 2006

B R I E F E / B Ü C H E R

Die Förderung einer frauen- und mädchengerechten Be- ratung und ambulanten Be- handlung bei Essstörungen ist das Ziel der vorliegenden Praxisstudie, die vom Bun- desfamilienministerium ge- fördert und von der Stiftung Bildung und Behindertenför- derung durchgeführt wurde.

Die Stärke der von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psycho- therapie des Universitätskli- nikums Göttingen durchge- führten Studie liegt in der großen Zahl von eingeschlos- senen Einrichtungen, wobei leider durchgängig nicht zwi- schen „Beratung“ und „The- rapie“ unterschieden wird.

Dies ist sicher einerseits der heterogenen personellen Aus- stattung der untersuchten In- stitutionen zuzurechnen, ver- wischt jedoch die wichtige Grenze zwischen einem mög- lichst niederschwelligen und gegebenenfalls auch gender- spezifischen Beratungsange- bot und einer spezialisier- ten ambulanten Richtlinien- psychotherapie. Dass bei psychogenen Essstörungen (hohe Letalität der Anorexia nervosa) das Behandlungs- spektrum notwendigerweise auch die psychosomatisch- psychotherapeutische oder psychiatrische Krankenhaus- behandlung umfassen muss, sucht man in diesem umfang- reichen Studienbericht, dem ein Schlagwortverzeichnis fehlt, vergebens. Die in dieser Studie Untersuchten hatten immerhin Krankheitsdauern

„zwischen zwei und fünf Jah- ren“, sodass offensichtlich Patienten mit bereits chroni- fizierten Essstörungen die un- tersuchten Institutionen auf- suchten.

Stärken des Buches sind die Transparenz der Daten- präsentation und eine umfas-

sende Dokumentation aller eingesetzten Erhebungsin- strumente im Anhang. Als

„gewagt“ muss das Kapitel drei „Leitlinien für die Bera- tung und ambulante Therapie bei Essstörungen“ angespro- chen werden, denn hier wer- den im Sinne einer Quintes- senz der Studie Empfehlun- gen zur Beratung und Be- handlung von Essstörungen zusammengestellt und mit dem in der Medizin klar defi- nierten Begriff der Leitlinie konnotiert, die in keinem Fall diesen Kriterien genügen: un- ter anderem keine evidenz- basierten Studienergebnisse, kein Delphi-Prozess, keine Beteiligung der einschlägi- gen wissenschaftlich-medizi- nischen Fachgesellschaften.

Dem entspricht ein eher mageres Literaturverzeichnis (55 Quellen), dass nur – an- gesichts eines derart dyna- mischen Forschungsfeldes – aus den Jahren 2004 und 2005 jeweils eine Literaturstelle umfasst.

Zusammenfassend ent- steht der Eindruck, die För- derer wären gut beraten ge- wesen, bei der Vergabe eines solchen Projektes auf eine stärkere Interdisziplinarität der Studiengruppe zu setzen.

So ist eher ein Studienbericht entstanden, in dem die Hauptorientierung der Bera- ter und Therapeuten die „hu- manistische Psychologie, ge- folgt von der systemischen Therapie, war. Eine große Rolle spielten zudem fe- ministische, integrative und dynamische, eine relativ ge- ringe kognitiv-behaviorale Konzepte. Die Arbeit war spezifisch auf die Essstörung ausgerichtet.“ Wie, bleibt konzeptuell ebenso offen wie die Bedeutung der medizi- nisch-psychosomatischen Di- mension. Gereon Heuft

Essstörungen

Psychosomatische Dimension unklar

Günter Reich, Gabriele Witte-Lakemann, Uta Killius: Qualitätssi- cherung in Beratung und ambulanter Therapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen. Eine Praxisstudie.V & R unipress,Vanden- hoeck & Ruprecht, Göttingen, 2005, 394 Seiten, zahlreiche Abbildungen, kartoniert, 39,90 A

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