Eidgenössische Anstalt
für das forstliche Versuchswesen CH 8903 Birmensdorf
Die Empfanger der „Mitteilungen" und der .Berichte" erhalten die „Merkblätter für den Forstpraktiker" direkt von der EAFV, die Förster von ihren Kantonsforstämtern • Weitere Exemplare kön- nen bei der EAFV (Bibliothek) bestellt werden • Das Kopieren ist erlaubt und erwünscht • Anregungen und Wünsche betreffend die Merkblätter richten Sie bitte an die EAFV (Herrn W. Winter)
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September 1988 Nr.12
merkblatt
für den Forstpraktiker Veränderlicher Scheibenbock Phyma todes testaceus (L.)
Abb. la
Larve
häufigste Insektenart im gelagerten Brennholz
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Larvenfrass zwischen der Rinrte und dem Splint
Oxf.: 845.57:145.7x19.88
lc Käfer Zeichnungen: M. Sebek
2 1 VERBREITUNG UND WIRTSPFLANZEN
1.1 Verbreitung
Europa einschliesslich Grossbritannien, Kaukasus und Transkaukasien, nördlicher Iran, Türkei, Israel, Libanon, Syrien und Nordafrika. Eingeschleppt nach USA (östliche und zentrale Staaten).
1.2 Wirtspflanzen
Die Art ist sehr polyphag. Bevorzugt werden Harthölzer, wie Buche, Eiche, Hage- buche, Edelkastanie, Ulme, Esche und Obstbäume. Weniger häufig werden Birke, Robinie, Nussbaum, Rosskastanie, Ahorn, Haselstrauch und Rebe angenommen. Das gleiche gilt für Weichhölzer wie Erle und Weide. Eher selten trifft man den Scheibenbock im Nadelholz (Föhre, Fichte, Weisstanne, Lärche) an.
Nur geschlagenes, berindetes Holz sowie abgehende Bäume können befal- len werden. Sehr häufig im gelagerten Brennholz.
2 AUSSEHEN DER LARVE UND DES KAEFERS
2.1 Aussehen der Larve
Ausgewachsen 15-18 mm lang, weisslich, spärlich behaart, mit deutlich getrenn- ten, plastisch erscheinenden Segmenten. Ein Paar Punktaugen. Oberkiefer löffel- förmig mit zwei Einkerbungen am oberen Schneiderand (Abb. la).
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2.2 Aussehen des Käfers
Körper 6-17 mm, 1 angges treckt, para 11 el , glänzend. Fühl er überragen den Körper {Männchen) oder sind etwas kürzer (Weibchen). Das 3. und 4. Fühlerglied gleich- lang. Endglieder der Unterkiefertaster abgestutzt. Augen nierenförmig. Hals- schild breiter als lang, seitlich abgerundet, an der Basis gerandet. Am Hals- schild fallen in der Regel drei glatte, längliche Erhebungen auf: Je eine bei- derseits der Mitte, eine weitere unterhalb der Mitte. Flügeldecken lang und schmal mit kurzer, anliegender Behaarung. Beine schlank, alle Schenkel keulen- artig verdickt (Abb. lc).
Oie Färbung ist ausserordentlich variabel, so dass zahlreiche Farbvarietä- ten beschrieben wurden. Die Flügeldecken können von gelb über braun, violett bis schwarzblau erscheinen oder Jrünliche und rötliche Farbtöne aufweisen.
3 ENTWICKLUNG
Die Eiablage kann nur an berindetem Holz erfolgen. Die Larven nagen zwi- schen der Rinde und dem Splint geschlängelte, scharfrandige, mit Bohrmehl ge- füllte Gänge, die den Splint oberflächlich furchen. Zur Verpuppung stellt die Larve einen Hakengang her, der 2-3 cm tief ins Holz eindringt (Abb. lb). Flug- z~it Mai bis Juli. Entwicklung in der Regel einjährig, in trockenem Holz auch läng':!r.
Entwicklungszyklus von Phymatodes testaceus L.
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember
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4 4 GEGENMASSNAHMEN
Der veränderliche Scheibenbock ist die häufigste Insektenart im gelagerten Brennholz. Ein Uebergreifen auf Balken, Dachlatten und andere Partien des ver- bauten Holzes ist ausgeschlossen, da die Entwicklung nur in berindetem Holz erfolgen kann.
Das zeitweise lästige Auftreten von unzähligen frisch geschlüpften Käfern in Kellerräumen kann vermieden werden, wenn das Holz im Freien gelagert
oder wenn es entrindet wird.
Gelagertes Nutzholz wird in der Regel nicht vom veränderlichen Scheiben- bock befallen. Solches Holz ist entweder entrindet oder gegen technische Schä- den durch den Nutzholzborkenkäfer oder den Werftkäfer chemisch behandelt. Da- durch ist auch ein Schutz gegen Bockkäferbefall gewährleistet. Eine chemische Bekämpfung von Phymatodes testaceus ist daher in keinem Fall erforderlich.
J.K. Maksymov und J. von Hirschheydt