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Archiv "ABTREIBUNG: Meldung erforderlich" (01.08.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

NATURWISSENSCHAFT

Zu dem Leserbrief von Dr.

med. Egon Kehler („Nachblüte des Mittelalters"), Heft 21/1986, Seite 1492, der sich auf eine Zuschrift von Horst Schmidt, in Heft 14, Seite 391, bezog:

Fehlinterpretation

Schade, daß Herr Dr. Keh- ler einer Fehlinterpretation unseres Diskussionsbeitra- ges unterlegen ist. Sollte er doch wissen, daß gerade die Theologie es war, die das Weltbild entmythologi- siert und von Zauberei be- freit hat. Dadurch wurde ei- ne forschende Naturwis- senschaft erst möglich, die Qualifiziertes für den Men- schen zu leisten vermag.

Ein analytisch orientiertes Gespräch würde sicher die Sichtweise von Herrn Dr.

med. Kehler klären helfen.

Es ist nicht ausgeschlos- sen, daß ein Mensch Trau- men durch philosophische oder theologische Gedan- ken und enttäuschende Praktiken erlebt hat. Das — oder eine Verdrängung können das Denken und Reagieren prägen.

Durch die Zuschriften, die uns erreicht haben, bestä- tigt sich meine Erfahrung, daß viele Mediziner den Wunsch haben, von der Theologie und anderen

Geisteswissenschaften nicht alleingelassen zu werden. Das ist keine Be- hinderung der Forschung, sondern ein Ernstnehmen des Menschen und ein An- nehmen seiner Fragen.

Denn trotz aller Wissen- schaft bleibt der praktizie- rende oder forschende Arzt ein Mensch mit Empfin- dungen und begegnet bei sich selbst und bei den Pa- tienten seelischer Not und ethischen Fragen. Die Me- diziner hier nicht im Stich zu lassen, ihnen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen um Wahrheit zu ringen, das ist es, was uns bewegt. Und hierfür sollte schon an den Universitäten Platz ge-

schaffen werden. Denn es geht in der Medizin nicht ausschließlich um einen naturwissenschaftlichen Umgang mit dem Men- schen, sondern ebenso um einen menschlichen Um- gang mit dem Kranken. Es geht aber auch um einen menschlichen Umgang mit dem Arzt in seinem schwe- ren Dienst. Zum anderen glaube ich doch, daß Be- sonnenheit auch für die Wissenschaft eine wichtige Tugend ist. Ich empfehle, einmal das Gedicht „Der Zauberlehrling" von Jo- hann Wolfgang von Goethe zu überdenken und zu dis- kutieren. Ein Außerachtlas- sen gemeinsamen Bemü- hens von Geistes- und Na- turwissenschaft um den Menschen kann ein wis- senschaftliches Defizit sein.

Horst Schmidt

Friedrich-Engels-Straße 13 4370 Marl

Mit den Wissen- schaften zusam- menarbeiten

Während meiner Studien- und Weiterbildungszeit ist mir die Antwort auf die Fra- ge des Menschen nach dem Sinn des Lebens mit Sicherheit niemals von

„forschenden Naturwis- senschaftlern, deren Welt- bild das klassische an Wei- te, Wahrheit und Wirklich- keit weit übertrifft", beant- wortet worden! Auch der Tod und alle mit ihm in Zu- sammenhang stehenden Fragen sind sicher nicht in Laboratorien und Rea- genzgläsern zu bewälti- gen; oder glauben Sie, als Pneumologe einem an Bronchial-Ca erkrankten Patienten an der Schwelle des Lebens zum Tod Hilfe geben zu können, indem Sie ihm versprechen „ma- nipulierende Molekularge- netiker" werden das Krebs- problem lösen? Die gele- gentlich anzutreffende Engstirnigkeit und Über-

heblichkeit mancher Medi- ziner, andere Wissenschaf- ten, ja schlimmer noch, tie- fes menschliches Vertrau- en und Glauben müde zu belächeln, sind keine Basis für eine scheinbare Sicher- heit ihrer eigenen Arbeit.

Max Planck, der bestimmt nicht als weltfremd und zweifellos als großer Natur- wissenschaftler einzustu- fen ist, sagte: „Wohin und wie weit wir blicken mö- gen, zwischen Religion und Wissenschaft finden wir nirgends einen Wider- spruch, wohl aber in den entscheidenden Punkten volle Übereinstimmung...

Gott steht für den Gläubi- gen am Anfang, für den Physiker am Ende allen Denkens." (zit. bei Fran- kenberger: Gottesbekennt- nisse großer Naturforscher, S. 12).

Es geht letztlich darum, die eigenen Grenzen zu erken- nen und zu akzeptieren; of- fen zu sein für die Anrufe unserer Patienten, die sich nicht an die Überweisungs- scheine oder Rezeptblöcke richten. Gleichzeitig heißt das auch, vorbereitet zu sein auf diese Situation, den Umgang mit ihr erlernt zu haben, soweit dies über-

haupt möglich ist. Wenn schon die Blutentnahme als kleiner Eingriff in die körperliche Unversehrtheit erlernt werden muß, um wieviel mehr müßte in der Ausbildung der Mediziner auf den vorsichtigen und schonenden Umgang mit dem verletzlichen Gut

„Seele" hingewiesen wer- den! — Es wäre an der Zeit, Schwächen und Unzuläng- lichkeiten in der schwieri- gen Interaktion nicht mit dem „Patienten", sondern mit dem „Menschen" zuzu- geben und sich zu bemü- hen, mit den Wissenschaf- ten, die auch mit existen- tiellen Fragen des Men- schen konfrontiert sind, zu- sammenzuarbeiten!

Dr. med. Reimund Prokein Hinter den Gärten 1 6361 Reichelsheim

ABTREIBUNG

Zu dem Artikel von Dipl.- Volksw. Wilhelm Kuhn: „Wie aussagefähig ist die Stati- stik?", in Heft 22/1986, Seite 1604 ff.:

Meldung erforderlich

... Die von Herrn Kuhn be- klagte Absicht des statisti- schen Bundesamtes, wie- der die namentliche Nen- nung des Arztes einzufüh- ren, ist kein Eingriff in den Intimbereich des Men- schen. Denn der Intimbe- reich des abtreibenden Arztes wird hierdurch ja nicht berührt. Oder sollte in den Hirnen dieser Leute, die heute Abtreibungen durchführen und sich vor namentlicher Nennung scheuen, der Gedanke auf- kommen, daß irgendwann einmal ihr unrechtes Tun von heute strafrechtlich er- faßbar sein wird? Auch die Ärzte, die heute wegen Ver- brechen in der Nazizeit vor Gericht stehen, wußten sich zur Zeit ihres Tuns mit der geltenden Rechtsauf- fassung einig.

Es ist erforderlich, daß Schwangerschaftsabbrü- che nur abgerechnet wer- den können, wenn der Nachweis einer entspre- chenden Meldung an das Statistische Bundesamt er- bracht wird. Es ist tech- nisch durchaus durchführ- bar, daß hierfür extra Ab- rechnungsbögen erstellt werden, von denen ein Durchschlag von der KV an das Statistische Bundes- amt geschickt wird. Dies dürfte für die zuständigen Kassenärztlichen Vereini- gungen, die für ihre Bega- bung im Erfinden von For- mularen bekannt sind, kei- ne allzu schwierige Angele- genheit sein .. .

Dr. med.

Oswald Scheibe Orthopäde

Friedrich-Engels-Allee 282 5600 Wuppertal

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 31/32 vom 1. August 1986 (7) 2127

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