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Archiv "Aufwärts ohne Schwung: Die konjunkturelle Talfahrt scheint beendet" (08.01.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Zuverlässige Prognosen über die wirtschaftliche Entwicklung im jetzt angelaufenen Jahr 1976 blei- ben Mangelware. Die Irrtümer der Vergangenheit belasten jede Vor- aussage. Wer sich im vergangenen Frühjahr auf den Aufschwung fest- gelegt hatte, kann sich nun nicht mehr vom Optimisten zum Pessi- misten wandeln. Das gilt für die Re- gierung und die Konjunkturforscher.

Aber auch die Skeptiker müssen erkennen: Es gibt eine Reihe von Fakten, die zu der Schlußfolgerung zwingen, daß es wieder aufwärts geht und die Talsohle der Konjunk- tur hinter uns zu liegen scheint.

Aber noch ist es zu früh, den Auf- schwung als gesichert anzusehen.

Ein harter Winter zum Beispiel könnte einen Rückschlag bringen.

Auch scheinen die Impulse, die von der amerikanischen Konjunktur ausgehen, schwächer als erwartet zu sein. Dennoch spricht manches dafür, daß die Rezession bis zum Frühjahr endgültig überwunden ist und eine Phase des gedämpften Aufschwungs folgt.

Hier die positiven Signale: Seit Juli hat sich der Auftragseingang bei der Industrie insgesamt stabilisiert und verbessert. Dazu hat zunächst die Investitionszulage beigetragen.

Dem dadurch ausgelösten Auf- trags-Hoch folgte kein Tief. Zu- gleich stiegen die Aufträge aus dem Ausland wieder an, was nicht nur dem Konjunkturaufschwung in den USA zu verdanken ist, sondern mehr wohl noch der Festigung des Dollarkurses und der damit ver- bundenen Abwertung der D-Mark.

Das hat die Wettbewerbsposition an den Weltmärkten verbessert, nicht dagegen an den europäi- schen Märkten, da die D-Mark ja

an die europäische Währungs- schlange gebunden ist, die zwi- schen den Beteiligten annähernd feste Währungsrelationen gewähr- leistet. Wenn die Verbesserung der Dollarposition dauerhaft sein soll- te, so könnte dies den Export fühl- bar stützen. Aber solche Hoffnun- gen haben kein sicheres Funda- ment.

Dennoch: Der Auftragseingang bei der Industrie rechtfertigt eine ge- wisse Zuversicht in die künftige Entwicklung; auch hat zuletzt die Produktion konjunkturell wieder zugenommen, was mit dem Auf- tragsstoß im Juni zu erklären ist, der mit dem Auslaufen der Frist für die Investitionszulage zu erklären ist. Am günstigsten sieht es beim Stahlbau, in der Automobilindustrie und bei der Elektroindustrie aus.

Sorge bereitet dagegen nach wie vor die Lage im Maschinenbau.

Daß hier noch immer Minuszei- chen zu registrieren sind, spricht dafür, daß die Investitionsneigung in der Wirtschaft nach wie vor schwach ist. Erst wenn auch in diesem Bereich eine deutliche kon- junkturelle Belebung zu verzeich- nen ist, wird man den Aufschwung als gesichert ansehen dürfen.

Positiv zu werten ist sicherlich auch die wachsende Nachfrage nach Kleinkrediten und die sich all- mählich abscnwächende Sparnei- gung der Bürger. Hier scheint sich eine Tendenzwende abzuzeichnen.

So ist der Einzelhandel mit dem Weihnachtsgeschäft halbwegs zu- frieden. Aber was wird im Januar, wenn die Beiträge zur Arbeitslo- senversicherung und zur Kranken- versicherung kräftig steigen und auch beim Strom mit einer Ver- teuerung zu rechnen ist? Das

könnte durchaus einen neuen Rückschlag bringen und den Preis- anstieg, der sich in den letzten Mo- naten deutlich abgeschwächt hatte, wieder beschleunigen.

Die Arbeitslosenzahlen haben in den letzten Wochen wieder zuge- nommen. Das ist aber nicht kon- junktur-, sondern jahreszeitlich be- dingt. Wenn der Winter nicht noch sehr hart wird, ist nicht mehr mit einem weiteren dramatischen An- stieg der Arbeitslosigkeit zu rech- nen. Im ungünstigsten Fall wird jetzt auf dem Höhepunkt des Win- ters im Januar und Februar mit etwa 1,4 Millionen Arbeitslosen ge- rechnet. Danach ist dann mit ei- nem allmählichen Abbau der Ar- beitslosigkeit zu rechnen.

Die hier wiedergegebene gedämpft zuversichtliche Konjunkturprogno- se wird von allen Fachleuten ge- teilt. Bundesbank und Sachverstän- digenrat, Bundesregierung und Konjunkturforschungsinstitute stim- men weitgehend überein, wenn auch die Schätzungen über den realen Zuwachs beim Sozialpro- dukt sich nicht decken. Die Skepti- ker rechnen mit einem realen Plus von 3 Prozent, die Optimisten hal- ten 5 bis 6 Prozent für möglich. In diesen Differenzen spiegeln sich die unterschiedlichen Erwartungen über die Entwicklung des Exports und der Verbrauchsneigung der Bürger wider. Da die Arbeitslosen- zahlen hoch bleiben werden, die reale Kaufkraft der Bürger eher sinken als steigen wird und von ei- ner kräftigen Konjunkturbelebung bei unseren wichtigsten Handels- partnern bislang wenig zu spüren ist, tut man gut daran, die Erwar- tungen nicht zu hoch zu schrau- ben. Von dem „Superboom", den der Bundeskanzler im letzten Som- mer am Horizont sah, sind wir je- denfalls noch weit entfernt.

Anlaß zur Sorge gibt auf längere Sicht der Arbeitsmarkt. Auch bei einem dauerhaften Aufschwung ist nicht mit einem raschen Abbau der hohen Arbeitslosenzahlen zu rech- nen. Darin stimmen alle Prognosen überein. Das Wirtschaftsministe-

Aufwärts ohne Schwung

Die konjunkturelle Talfahrt scheint beendet

Weiterhin hohe Arbeitslosenzahlen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 2 vom 8. Januar 1976 45

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung Aufwärts ohne Schwung

rium hat mit einer Modellrechnung der letzten „konzertierten Aktion"

vor Augen geführt, daß die Arbeits- losenquote von heute rund 5 Pro- zent bis 1980 nur unter der Voraus- setzung auf 2,5 bis 3 Prozent zu senken ist, daß die Investitionen der gewerblichen Wirtschaft Jahr für Jahr um 8 Prozent wachsen, nachdem sie in der Zeit zwischen 1971 und 1975 jährlich im Durch- schnitt um fast 4 Prozent gesunken sind.

Wie diese fundamentale Korrektur erreicht und durchgesetzt werden soll, ist bislang das Geheimnis der Bundesregierung. Mit dem Spar- und Steuererhöhungs-Programm sind die Rahmenbedingungen für das Wirtschaftswachstum nicht verbessert, sondern weiter ver- schlechtert worden. Die Erhöhung der Sozialbeiträge trifft eben auch die Wirtschaft; und auch die für 1977 angestrebte Steuererhöhung wird zum Teil bei der Wirtschaft hängenbleiben und nicht voll im Preis weitergegeben werden kön- nen. Von fühlbaren Steuererleich- terungen für die Wirtschaft ist nicht mehr die Rede, nachdem Bundes-

wirtschaftsminister Friderichs be- reits im Sommer und Herbst ver- gangenen Jahres sein Pulver ver- schossen hat.

Im Zusammenhang mit dem Jah- reswirtschaftsbericht dürfte Ende Januar allenfalls noch die Einfüh- rung eines Verlustrücktrags be- schlossen werden, und zwar be- grenzt auf 5 Millionen Mark und ein Jahr. Den kleinen und mittleren Unternehmen könnte dies helfen, den Anschluß an den erhofften Konjunkturaufschwung zu finden.

Für das wirtschaftliche Wachstum in den nächsten Jahren wird das aber wenig bringen.

Die Wirtschaftspolitik setzt damit allein auf das Absinken der Lohn- quote. In diesem Jahr könnte es gelingen, die Gewerkschaften am Zügel der Vernunft zu führen, nach dem Wahltag im Herbst 1976 und im Konjunkturaufschwung aber wohl nicht mehr. wst

HÖRFUNK UND FERNSEHEN

Dienstag, 13. Januar

10.05: Klub der Hundertjährigen

—Altersforschung untersucht die Langlebigkeit. DLF, Egmont R.

Koch

21.00: Wem gehört mein Leben?

ARD, Brian Clark (Drehbuch); Re- gie: Richard Everitt

In diesem Fernsehspiel aus England wird das Problem der „Tötung auf Ver- langen" ohne irgendeinen Versuch dar- gestellt, das Thema zu emotionalisie- ren. Es geht um einen durch einen Un- fall zeitlebens gelähmten Bildhauer, der niemandem zur Last fallen möchte und sterben will. Durch Gerichtsbeschluß erwirkt der Patient das Recht auf Ent- lassung aus dem Krankenhaus.

Donnerstag, 15.Januar

20.30: Gesundheit heute — Fragen an Experten. NDR II, Leitung der Sendung: Wolfgang Hausmann, Te- lefon im Studio (05 11) 80 44 33 An jedem zweiten Donnerstag wird in Zukunft eine neue Hörfunkreihe gesen- det, die Fragen aus den Bereichen Ge- sundheit und Umwelt behandeln wird.

Jede Sendung wird ein spezielles The- ma haben. Heute wird der Bluthoch- druck behandelt. Studiogäste sind:

Prof. M. Pflanz und Prof. J. Moeller

Samstag, 17.Januar

18.05: Humanisierung der Arbeits- weit Der produktive Arbeits- platz. SDR II, Lutz Franke

Sonntag, 18. Januar

15.30: Dr. Knock oder Der Triumph der Medizin, Komödie von Jules Romains. BR II

Das Stück, eine Satire auf Ärzte und Patienten, wurde 1924 in Paris uraufge- führt, zweimal verfilmt und gehört zum

Repertoire vieler deutscher Bühnen.

18.00: Sind Professoren faul?

WDR I, Dietrich Groh

Aus Sendereihen

Die Grenzen des Rechtsstaats (Kongreßbericht aus Bitburg).

DLF, 12. 1., 22.05

Wechselwirkung zwischen Erbe und Umwelt „Krankheit und Erb- anlage" (Radio-Kolleg). DLF, 13.1., 14.10

Die Bindehautentzündung (Mo- saik — Für die ältere Genera- tion). ZDF, 13. 1., 16.30

Das Baby ist jetzt einen Monat alt (Die ersten 365 Tage im Le- ben eines Kindes). Drittes Fern- sehen Nord, 13. 1., 18.45

Demnächst in Marienbad (Die Sprechstunde — Ratschläge für die Gesundheit). Drittes Fernse- hen Südwest, 13. 1., 21.00

Unfallforschung „vor Ort" - Le- bensretter Nr. 1 muß besser wer- den (Bilder aus der Wissen- schaft). ARD, 15. 1., 20.15

Kröpfe lassen sich leicht vermei- den (Zum Beispiel — Aus dem täglichen Leben). DLF, 16.1., 11.05

Die Einsamkeit ist kein Naturge- setz (Das Alter/6). HR I, 18. 1., 9.30

Tip der Woche

In dieser Zeitschrift könnte ich „wis- senschaftliches" Interesse heucheln und von der Zwillingsforschung re- den — aber ich gestehe, daß ich mir die Talk-Show mit den Kessler- Zwillingen aus Spaß und Vergnügen ansehen werde: Selten sieht man Nicht-Amerikanerinnen mit solcher lässig-eleganten Exaktheit tanzen, wie es die beiden langen Sächsin- nen können. Ausschnitte aus Fil- men und Fernsehauftritten sind als Gesprächsauflockerung verspro- chen (ARD, 13. Januar, 20.15 Uhr).

bt

Hörenswert — Sehenswert

46 Heft 2 vom 8. Januar 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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