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Archiv "Not- und Sonntagsdienst wie im Altertum: IV." (10.10.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Not- und Sonntagsdienst

erreichen. Genauso groß sind die Schwierigkeiten der Kranken, den weit entfernt wohnenden Arzt auf- zusuchen und auch bei Nacht zu finden. Die Bekanntgabe eines sol- chen verwickelten Planes stößt bei der geringen Zahl von großräumig erscheinenden und monopolisti- schen Zeitungen, die auch noch dazu von allen gelesen werden sollten, bzw. der Vielzahl von Zei- tungen, die sich andernorts in ih- ren Vertriebsgebieten überlappen, auf unüberwindbare Schwierigkei- ten. Als Beispiel sei der Friseur im nächsten Dorf genannt, der in fünf verschiedenen Zeitungen seine Fe- rien bekanntgeben müßte, um all seiner Kundschaft Nachricht zu ge- ben. Alle dargelegten Schwierig- keiten lassen sich auch durch Ali- biphongeräte nicht überwinden. Es wäre sehr zu wünschen, wenn die Planer allerorts nicht verges- sen, daß es Bereiche in der Bun- desrepublik gibt, die mit Prinzipien und vom „grünen Tisch" aus nicht von dem Opfer und dem Einsatz ei- nes Arztes „befreit" werden kön- nen. Gemeinschaftspraxen bringen dabei kaum einen Vorteil.

Mir erscheint es nicht ausge- schlossen, daß eine solche perfek- te Lösung in den Stadtbereichen, wie sie vorgeschlagen wurde, die Unwilligkeit, sich auf dem Lande niederzulassen, noch steigert. Aber das wollen wir Ärzte wohl alle nicht, auch nicht Kollege Kahlert und sicher nicht auch die SPD.

Auch dort wird wohl nicht daran gedacht werden, daß das Sich-Ein- setzen durch verfügtes Einsetzen ersetzt werden kann. Die gründli- che Diskussion sollte behutsam und nicht schnell erfolgen.

Dr. med. Bernhard Klinger 8802 Oberdachstetten Ortsteil Hohenau Nr. 4

Den Thesen von Dr. Kahlert muß dringend widersprochen werden, da er durch die Mitteilung über sei- ne parteipolitische Aktivität Einfluß demonstriert, welchen wir nicht tei-

len. Unter „wir" versteht sich eine Vertretergemeinschaft von acht Ärzten. Solange der Hausarzt zu Hause ist, versorgt er seine eige- nen Patienten selbst. Der Bereit- schaftsdienst geht von Sonnabend 8 Uhr bis Montag 8 Uhr sowie Mitt- woch 14 Uhr bis Donnerstag 8 Uhr.

Durch die zusätzlichen Feiertage ist mithin eine Dienstfrequenz im Schnitt alle sieben Wochen gege- ben. Neuerdings teilen wir ver- suchsweise Feiertage wie z. B.

Ostern nicht durch zwei Kollegen, sondern in einen Dienst, um die Bereitschaftsfrequenz noch mehr aufzulockern. Ein Kern von sechs Ärzten ist seit zehn Jahren und mehr in diesem Dienst zusammen.

Nennenswerte Probleme hat es nicht gegeben. Nach den Vorstel- lungen von Dr. Kahlert wären für den Bereitschaftsdienst eines nor- malen Wochenendes sechs Ärzte notwendig. Das erscheint uns un- diskutabel.

Dr. med. Ortwin Hinze 4972 Löhne-Gohfeld Weihestraße 26

1V.

Dem Artikel „Not- und Sonntags- dienst wie im Altertum" von Kah- lert ist zuzustimmen. Die biologi- sche Belastung des mehr als acht- stündigen Notfalldienstes sollte nur als freiwillige Überstunde erlaubt sein. Die zu lang dauernde Bela- stung durch den pflichtgemäßen Dienst dürfte eventuell als Ursache zum Kunstfehler in der nachfolgen- den Montagspraxis gerechtfertigt erscheinen. Unzeitgemäß erscheint es zudem, den über sechzigjähri- gen Ärzten eine mehr als achtstün- dige Pflichtleistung abzuverlangen.

Rechtlich ist es den Organisatoren des Notfalldienstes möglich, die Einteilung entsprechend zu ordnen und die Familie vom unbezahlten Telefondienst zu befreien.

Für die Organisatoren sollten aber noch zwei Überlegungen hinzukom- men. Nach der gültigen Approba- tionsordnung haben die Studenten die Möglichkeit in zwei Monaten Pflichtfamulatur, die Forderungen

und Tatsachen der Praxis kennen- zulernen. In einer Verbesserung der Approbationsordnung soll au- ßer der Klinik auch die Poliklinik im Internatsjahr ausbildungsberech- tigt werden. Zur poliklinischen Ausbildung sollte unbedingt der außerklinische Notfalldienst gehö- ren. Die Organisation ist verbesse- rungswürdig. Der außerklinische Notfalldienst sollte ein Thema der Fortbildung werden. Die jetzige Or- ganisation des Notfalldienstes dürf- te kein Anreiz sein für Studenten und Assistenten, die freiberufliche Tätigkeit als Kassenarzt zum Le- bensberuf zu erwählen.

Dr. med. Ernst Kühn Arzt für Allgemeinmedizin Lehrbeauftragter

an der Universität Bochum 46 Dortmund-Dorstfeld

Spichener Straße 9

V.

Schlußwort

Das Reizwort „Altertum" sollte die Darstellung der unterschiedlichen Formen durch Leserbriefe verursa- chen. Das ist geschehen; alle Pro- bleme der Einsender haben ihre Bedeutung. Mir liegt es am Herzen, auch das Leben der Ärzte (mitsamt Familien und besonders der „ar- men Frau Doktor", die tagein, tag- aus mit dienstbereit sein muß)

„menschlicher zu machen". Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun.

In der Bonner SPD-Kommission geht es um den ganzen Komplex

„Gesundheit" und nicht nur um die Ärzte, Zahnärzte und Apotheker, deren Interessenvertretung dort oft nicht leicht ist. Degenring sieht das Problem Arztdichte richtig. Die Kriegszeiten (Klinger) sollen uns kein Maßstab sein für den Dienst am Gesunden, am Kranken und im Notfall. Man wird häufiger einge- teilt (Hinze), die „Kapazität Arzt"

ist aber optimaler genutzt, wenn man in wenigen Stunden ausgela- stet ist und mit Funkwagen eine größere Region versorgt, statt übers ganze Wochenende auf—hof- fentlich begründete — Anrufe zu warten.

2966 Heft 41 vom 10. Oktober 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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321

8 14 22 14 2 14 14 28 3 14 8 22 14

Sa Feiertag

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16-17 17-18

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Mi

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9-10 1 0 -11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16

132 21 3

132 213

23-24 0 - 1 1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8

213 321 213 321 132

Zentrale Sa So Mi 14

5

Fahren Sa So Mi

5 5

Ruhe Sa So Mi 14 5

Feiertag Zentrale Fahren Ruhe 5

14 5 5

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Die Mitbeteiligung der in Ausbil- dung befindlichen Krankenhausärz- te (Kühn) — ich gehe noch weiter, auch der nicht niedergelassenen üblicherweise anderswo tätigen Ärzte einer Region, wird uns entla- sten und im Interesse ihrer ständi- gen Übung in Notfallbehandlung (und darauf müssen alle Ärzte ständig eingerichtet sein!) nützlich sein. Die Notdienstleitstelle sollte z. B. dem „Rund-um-die-Uhr-Te- lefondienst" des Krankenhauses (oder wo immer ein solcher Tele- fondienst bereits besteht) integriert werden. Sie kann beim Dienstha- benden des Krankenhauses Rück- frage halten und bestimmte Akut- fälle auf seinen Rat sofort per Kranken- oder Notarztwagen ins Krankenhaus bringen lassen. Die Leitstelle übernimmt auch Formu- lararbeiten: 3 Notfallscheine, ein-

mal für den zu benachrichtigenden Hausarzt, einmal für die Abrech- nung des Notarztes mit der KV und einmal als Leitstellenbeleg. Jede Region wird ihre Notdienst-Varian- te organisieren müssen. Dann wird niemand intervenieren, auch nicht der Staat. Die Ärzteschaft von Her- ford schickte mir ihren Plan (Abb.), der zur Zufriedenheit der Beteilig- ten meine Anregung verwirklicht.

Literatur beim Verfasser

Dr. med. Wolfgang H. Kahlert Facharzt für innere Medizin Mitglied der Kommission

„Gesundheitspolitik"

beim SPD-Parteivorstand 4902 Bad Salzuflen 1 Am Schliepensteiner Tor

BRIEFE AN DIE REDAKTION

GETROFFEN

Zu dem Bericht über eine Empfehlung der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung: „Sicherstellung der Kassenärztli- chen Versorgung" im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT Heft 16/1974:

Honorarverzicht

zugunsten der jungen Kollegen Die Empfehlung der KBV wird mit größter Wahrscheinlichkeit von den Landes-KVen befolgt werden, d. h. die Kassenärzte werden mit spürbaren Honorarabstrichen zu rechnen haben. Diese werden pro- zentual bei allen Kassenärzten vor- genommen, um Maßnahmen zu treffen, die einen Anreiz zur Nie- derlassung an weniger attraktiven Orten ausüben sollen. In dieser Si- tuation vergegenwärtige man sich die Lage vor 20 bis 25 Jahren: Tau- sende von jüngeren Ärzten hatten damals den Wunsch, sich niederzu- lassen, gleich wo, ja, sie wollten überhaupt nur irgendwo als Arzt tätig sein dürfen. Viele haben da- mals jahrelang völlig umsonst oder für ein Taschengeld volontiert. In- zwischen wurde der Numerus clausus konsequent durchgeführt.

Inzwischen ist eine neue Arztgene- ration herangewachsen, der durch das Beispiel älterer Kollegen das kommerzielle Denken eingeimpft worden ist. Wenn es zur Durchfüh- rung der beabsichtigten Maßnah- men für die Sicherstellung kommt, dann werden jene Tausende, die damals an der Kassenzulassung und an tarifmäßiger Bezahlung ver- hindert waren und dadurch einen schweren Vermögensverlust erlit- ten haben, von neuem bestraft.

Denn sie müssen heute den jungen Kollegen, die den bequemsten Weg suchen, diesen Weg erleichtern, in- dem sie auf das endlich rechtmä- ßig erworbene Honorar zum Teil verzichten. Ganz abgesehen von der Frage, ob ein obligatorischer Honorarabzug für derlei Zwecke überhaupt Rechtens ist, sollte die Ungerechtigkeit bedacht werden, die dadurch erzeugt wird.

Dr. med. Kausch

466 Gelsenkirchen-Buer Mühlenstraße 20

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 41 vorn 10. Oktober 1974 2967

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