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Technische Biopolymere – Ihr Einsatz am Verpackungssektor und ihre Rolle in der Rohstoff- und Entsorgungswirtschaft

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Academic year: 2022

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Dipl.-Ing. Gernot Kreindl Tel. +43 (0)3842/402-5107 E-mail: gernot.kreindl@unileoben.ac.at

Technische Biopolymere – Ihr Einsatz am Verpackungssektor und ihre Rolle in der Rohstoff- und Entsorgungswirtschaft

[Kreindl G.]

Einleitung – Historische Entwicklung

Bei der Werkstoffgruppe der Biopolymere zu denen u.a. Polyvinylalkohole (PVAL), Polyhydroxyalkanoate (PHA) und das Polyacticacid (PLA) gehören, handelt es sich nicht um eine völlig neue Werkstoffart, sondern vielmehr um neuartige Polymerwerkstoffe innerhalb der klassischen Werkstoffklasse der Kunststoffe. Sie weisen ähnliche makroskopische Verarbeitungs-, Gebrauchs- und Entsorgungseigenschaften wie konventionelle Massenkunststoffe auf, die am Verpackungssektor anfallen und zu denen Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET) usw. zählen.

Vor mehr als 25 Jahren gegen Ende der 80er-Jahre kam die erste Generation der Biopolymeren auf, in erster Linie PHA auf Basis von Stärke fermentativ hergestellt Die technische Weiterentwicklung führte zur zweiten Generation von biologisch abbaubaren und kompostierfähigen Biopolymeren hin zur dritten Generation der beständigen biogenen Kunststoffen mit definierten Eigenschaften wie Wärmeformbeständigkeit, Splitterverhalten, UV-Stabilität, usw. Mittlerweile ist man am Anfang der vierten Generation von Biopolymeren angekommen (vgl. Abbildung 1). Im Zusammenhang mit der sich in vielen Bereichen abzeichnenden Zunahme an biobasierten Rohstoffen, einhergehend mit der voranschreitenden Optimierung der Gebrauchseigenschaften der Werkstoffe unter Beibehaltung der von konventionellen Kunststoffen bekannten Eigenschaften, sind renommierte Chemieunternehmen allen voran Bayer und BASF verstärkt in den Markt der Biopolymere eingestiegen. Dabei wurden die herkömmlichen Synthesewege von petrochemisch hergestellten Massenkunststoffen unter dem Einsatz von biogenen Rohstoffen geringfügig modifiziert, um z.B. Bio-Polyethylen, BIO- Polyamid, uvm. zu erzeugen. Die nachfolgende Abbildung 1 soll die Entwicklung von Biopolymeren zeigen.

Montanuniversität Leoben Franz-Josef-Straße 18

http://iae.unileoben.ac.at 8700 Leoben, AUSTRIA

Das institutseigene Labor für Umwelt- und Prozessanalytik ist akkreditiert nach der Norm ISO 17025

Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik

Kurzbezeichnung Titel Anmerkung

DIN V 54900 1-3 Prüfung der Kompostierbarkeit von Kunststoffen

vollständig durch DIN EN 13432

ersetzt

DIN EN 13432

Verpackung - Anforderungen an die Verwertung von Verpackungen durch Kompostierung und

biologischen Abbau

ausschließlich für Verpackungen

DIN EN 14995

Kunststoffe - Bewertung der

Kompostierbarkeit - Prüfschema und Spezifikationen

nicht ausschließlich für Verpackungen

ASTM D6400 Standard Specification for

Compostable Plastics Amerikanische Norm

ASTM D6868

Standard Specification for

Biodegradable Plastics Used as Coatings on Paper and Other Compostable Substrates

Amerikanische Norm

ISO 17088 Specifications for Compostable Plastics

Prüfschema ident mit DIN EN 13432 /

ASTM D6400

AS 4736

Biodegradable Plastics -

Biodegradable Plastics Suitable for Composting and Other Microbial Treatment

Australische Norm Ende der 80er/Beginn der 90er Jahre

unausgereifte Materialeigenschaften, Nischendasein da ungünstige Rahmenbedingungen aus Industrie und Politik

1. Generation

· Verpackungssektor (kurzlebige Anwendungen, kompostierbar bzw. zertifiziert)

· Agrarbereich (kurzlebige Anwendungen z.T. ohne

Entsorgungserfordernis, keine Zertifizierung notwendig)

· Medizinische Anwendungen

2. Generation

Biopolymere

· Technische Anwendungen (Automobilbereich, Textil- und Faserindustrie)

· Substitution von Bauteilen (Einsatz von Additiven/

Stabilisatoren, Füllstoffen und Verstärkungsstoffen)

3. Gen

eration

Abb. 1: Entwicklung von Biopolymere und dessen Einsatzgebiete [1]

Der Verband der Europäischen Biokunststoffe [2] geht in den nächsten drei Jahren von einer anhaltenden dynamischen Entwicklung aus, bei der es aus heutiger Sicht zu eine Verdreifachung der Produktionskapazität ausgehend vom Jahr 2009 kommen wird (vgl. Abbildung 3).

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

Biopolymere Cellulose Fasern Stärke Papier Baumwolle Pflanzenöl chem. Industrie Zellstoff

0,4 3

5

23 25

175

Mio. t

Abb. 2: Einsatz nachwachsender Rohstoffe für technische Zwecke [1]

Abb. 3: Weltweite Produktion an Biopolymeren [2]

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 1.200 1.300 1.400 1.500 1.600

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

185 258 258

409 423

619

748 748

5

18 18

25

145

345

695 715

nicht kompostierbare Biokunststoffe

kompostierbare Biokunststoffe

190

276 276

434

568

964

1.443 1.463

Mio.t

Rechtliche Rahmenbedingungen für Biopolymere

Vor allem im Bereich der Verpackungskunstoffe wurde in der Vergangenheit der gesetzliche Fokus gelegt, hierbei sind u.a. auch die biogenen Packstoffe (vgl. VerpackV 1996 Punkt 9 sonstige Packstoffe, insbesondere auf biologischer Basis) inbegriffen. Dies ergibt sich aus dem Grund heraus, dass Verpackungen im Konsumbereich eine relativ kurze Lebensdauer von wenigen Tagen bis Wochen besitzen und einen nicht unerheblichen Beitrag zum Gesamtabfallaufkommen leisten. Betrachtet man die in der VerpackV definierten stofflichen Verwertungsquoten, so sind sowohl in Österreich als auch in der Bundesrepublik Deutschland die biogenen und somit kompostierbaren Packstoffe ausgenommen.

Im Hinblick auf die derzeitige Gesetzeslage zur Regelung der Entsorgung und insbesondere auch zur verbindlichen Charakterisierung der Eigenschaften des zu entsorgenden Biopolymers rückt neben der Adaptierung bestehender Normen auch die Entwicklung neuer Regelungen/Normen für die Werkstoffgruppe der Biopolymere in den Vordergrund. Tabelle 1 gibt einen Überblick der derzeit vorhandenen Regelwerke in Bezug auf die Anforderungen hinsichtlich der Kompostierbarkeit von Kunststoffen.

Tab. 1: Regelwerke im Zusammenhang mit technischen Biopolymeren

Ausblick

Obwohl technische Biopolymere am freien Markt um den Faktor 3-4 teurer als konventionelle erdölbasierende Kunststoffe mit vergleichbaren Eigenschaften sind (abhängig von der Produktionskapazität), verfügen sie bei genauer Betrachtung der rohstofflichen- wie auch der entsorgungstechnischen Seite über eine hohe Entropieeffizienz. Die Nutzung der natürlichen Synthesevorleistung der Natur mit geringem Energieeinsatz und ohne Umverteilung/Vermischung von petrochemischen Rohstoffen erlaubt eine Herstellung mittels regenerativer Prozesse. In abfallwirtschaftlicher Hinsicht, betrachtet man rein die Entsorgungswege von Verpackungs- kunststoffen, ist der entsorgungstechnische Aufwand geringer als bei petrochemisch hergestellten Kunststoffen. Biopolymere, die zur Gänze auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt wurden, können durch natürliche Prozesse entsorgt werden, zu denen u.a. auch die Kompostierung bzw.

der Einsatz als Ko-Substrat in Biogasanlagen zur Umwandlung in den Energieträger Methan zählt. Sollten die Biopolymere in die Verbrennung zur Energieerzeugung gehen, verhalten sie sich dort CO2-neutral.

Weltweiter Einsatz nachwachsender Rohstoffe für technische Anwendungen

Im Rahmen der Verknappung rohstofflicher Ressourcen ist die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen zur Substitution von Materialien, die zum Teil auf fossiler Basis hergestellt wurden, ein an Bedeutung gewinnendes Thema.

Abbildung 2 soll den weltweiten Einsatz nachwachsender Rohstoffe für technische Anwendungen zeigen. Hierbei ist zu beachten, dass die jährliche globale Produktion von technischen Biopolymeren mit ca. 400.000 Tonnen gegenüber den anderen aufgezeigten nachwachsenden Materialien noch relativ gering ist.

Die Produktionskapazitäten von Biopolymeren hat aufgrund der sehr stark gestiegenen Nachfrage in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Angaben über die weltweit produzierten Mengen an biogenen Kunststoffen fluktuieren je nach Quelle sehr stark.

Quellenverzeichnis:

[1] Endres, H-J.; Siebert-Raths, A.: Technische Biopolymere. München: Carl Hanser Verlag, 2009.

[2] URL: http://www.european-bioplastics.org (Stand: April 2010).

Referenzen

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