V
on den rund tausend Parks und Gärten in Sachsen-Anhalt wurden 40 für die diesjährigen „Gar- tenträume“ ausgewählt. Die nützlichen Klostergärten der Benediktiner machten in Eu- ropa den Anfang der Garten- kultur. Nur der Zierde dienten dagegen die späteren Renais- sance- und Barockanlagen, mit denen die Herrscher ihre Schlösser umgaben. Schließ- lich kamen englische Land- schaftsgärten in Mode. Und noch heute werden grüne Oa- sen geschaffen, so der Elbau- enpark in Magdeburg mit dem Jahrtausendturm (von 1999).In Wernigerode verbinden sich die „Gartenträume“ mit dem
Start der Landesgartenschau am 15. April. „Tatort“ ist eine renaturierte Deponie mit sie- ben mittelalterlichen Seen. Be- wusst lässt man Birken auf Schindelbruch und Magnolien auf Stahlschrott wachsen.Wer- nigerodes historisches Grün verkörpert der Lustgarten mit seiner barocken Orangerie.
Barock präsentiert sich auch der ab 1700 geschaffene Schlosspark von Blankenburg.
Er gilt als einer der zehn schön- sten Barockgärten Deutsch- lands. Terrassen mit rund frisierten Baumkronen, mit Bänken und Beeten steigen vom Kleinen Schloss hinauf Richtung Großes Schloss. Der daran anschließende Berggar- ten wurde rekonstru- iert, zusammen mit Teilen der Stadtmauer und einigen Wehrtür- men. Der Prinzessin- nenturm enthält jetzt eine Ferienwohnung mit Himmelbett. Him- mlische Gartenträume sicherlich inklusive.
Im Weltkulturerbe- Städtchen Quedlin- burg findet der Brühl- park neues Interesse.
Berühmt für seine Ro- sen ist Sangerhausen.
Dort waren es die Bürger, die 1903 einen Rosengarten anlegten, den Vorläufer des heutigen Europa-Rosariums.
2003 kam der Jubiläumsgar- ten hinzu. 8 500 Kulturformen und 500 Wildrosen wachsen auf dem 12,5 Hektar großen Gelände. Es ist die größte Rosensammlung der Welt, eingetragen im Guinnessbuch der Rekorde. Von Mitte Juni bis Mitte Juli öffnen sich rund eine Million Blüten.
Zu den Besonderheiten gehören Rosen aus Goethes Garten, die kleinsten Rosen der Welt, die schwarze Rose (Nigrette) und die neue Züchtung „Dresdner Frauen- kirche“. Eine Rosenkönigin gibt es auch, nämlich Anika II., Bankkauffrau im dritten Lehr- jahr. 2005 wurde sie für zwei Jahre gewählt.
Zum Projekt „Gartenträu- me“ zählen in der Händel- Stadt Halle der Amts- und der Reichardtsgarten. Romanti- scher ist es jedoch „an der Saale hellem Strande“, sei es zu Fuß oder auf einem Schiff.
Zu den „Burgen stolz und kühn“ zählt auch die Burg Giebichenstein aus dem zehn- ten Jahrhundert. Weit jünger und dennoch eine Seltenheit sind die Rokoko-Anlagen von Schloss Mosigkau. Mosigkau ist ein Teil vom „Gartenreich Dessau-Wörlitz“, geschaffen von 1764 bis 1800 und nun UNESCO-Weltkulturerbe.
Begeistert schrieb der jun- ge Goethe 1778 an Frau von Stein: „Hier ists ietz unend- lich schön.“ Den allerschön- sten Eindruck vermittelt eine Kahnfahrt über den Wörlitzer See, auf schmalen Kanälen und unter verspielten Brücken hin- durch. Neuestes Highlight ist die wieder instand gesetzte Felseninsel Stein mit der Villa Hamilton. Ursula Wiegand
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006 AA951
40 historische Parkanlagen laden zu einem Streifzug durch die Gartengeschichte Sachsen-Anhalts ein.
Gartenträume
Rosen aus Goethes Garten
Gartenträume
Rosen aus Goethes Garten
Feuilleton
Weitere Informationen: Adressen, Landkarten, Unterkünfte und Ver- anstaltungen im Internet unter www.gartentraeume-sachsen-an halt.de. Auskünfte auch unter Tele- fon: 03 91/5 95 72 52. ) Magdeburg: Der Jahrtausendturm ist die
Attraktion im 100 Hektar großen Elb- auenpark
Wörlitz (Sachsen-Anhalt):
die Villa Hamilton auf der wieder zugänglichen Felseninsel Stein
Fotos:Ursula Wiegand