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Nicht nur für das Wohlbefinden

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56 11 2015 · UFA-REVUE NUTZTIERE

Das Futteraufnahmevermögen von Galtsauen wird durch nährstoffrei- ches Sauenfutter nicht ausge- schöpft. Deshalb können restriktiv gefütterte Galtsauen Verhaltensstörun- gen wie Stangenbeissen und Leerkauen entwickeln, wenn ihre Ration wenig Rohfaser enthält. Rohfaserreich gefüt- terte Schweine sind ruhig, weil sie ei- nen gut gefüllten Magendarmtrakt ha- ben und damit mechanisch gesättigt sind. Für das Sättigungsgefühl sind auch die bei der Fermentation von Rohfaser entstehenden flüchtigen Fett- säuren wichtig, die aus dem Dickdarm absorbiert werden. Die kontinuierlich ins Blut gelangenden flüchtigen Fett- säuren werden von der Sau als Energie- quelle verwertet und reduzieren da- durch das Hungergefühl zwischen den Fütterungszeiten.

Aus diesen Gründen müssen Galtsau- en gemäss der Schweizer Nutztier- und Haustierverordnung täglich mindestens 200 g Rohfaser aufnehmen können.

Futterverzehr stimuliert Eine dem Verdauungsvermögen der Galtsau angepasste, ballastreiche Fütterung wirkt sich zudem günstig auf die Leis- tungsfähigkeit und die Gesundheit aus.

Durch eine ballastreiche Fütterung wäh- rend der Trächtigkeit wird der Magen- darmkanal trainiert, ein hohes Futtervo- lumen aufzunehmen. Sauen, die während der Galtzeit ballastreich gefüt- tert wurden, haben deshalb nach dem Abferkeln weniger Mühe, hohe Mengen an Säugefutter aufzunehmen. Dies wirkt sich günstig auf die Milchleistung aus und verhindert, dass die säugenden Sau- en stark abmagern. Weil die Rausche bei stark abgemagerten Sauen nach dem

ROHFASER FÜR GALTSAUEN Raufutter und Stroh werden von den Schweinen als Beschäftigungsmaterial geschätzt. Insbesondere bei restriktiv gefütterten

Galtsauen befriedigen rohfaserreiche Futtermittel nicht nur den Beschäftigungstrieb, sondern haben zusätzlich verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen.

Nicht nur für das Wohlbefinden

Andreas Gutzwiller

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UFA-REVUE · 11 2015 57 NUTZTIERE

www.ufarevue.ch 11 · 15

Eröffneter Magen eines geschlach- teten Schweines, das Stroh auf- nehmen konnte. Das im Magen befindliche Stroh schützt die Schleimhaut am Mageneingang vor Magengeschwüren.

Autor Andreas Gutzwiller, Institut für Nutztierwissenschaften, Agroscope, 1725 Posieux, www.agroscope.ch UFA-Prenatal Das Geburtsvorberei- tungsfutter UFA-Prenatal enthält wert- volle Fasern, kann über die automatische Fütterungsanlage angeboten werden und ist als SuisseTier-Neuheit ausgezeichnet worden. Mehr in der Sonderbeilage zur Suisse Tier, Seite 5!

Absetzen oft verzögert eintritt, trägt die ballastreiche Fütterung während der Galtzeit auch dazu bei, dass die Sauen im Anschluss an die Laktation rechtzei- tig belegt werden können.

Weniger Magenprobleme Wenn das Futter fein gemahlen ist und zu wenig Rauhfutter oder Stroh gefressen wird, ist der Mageninhalt flüssig.

Die Magensäure säuert den gesamten flüssigen Mageninhalt gleichmässig an, wodurch der säureempfindliche Ma-

geneingang geschädigt wird. Es können Magengeschwüre entstehen, die unter Umständen zum Tod der Sau führen.

Grob strukturierte Rohfaserquellen beugen dieser Erkrankung vor, weil sie den Mageninhalt eindicken. Die in der Magenmitte gebildete Magensäure ge- langt dadurch nicht bis in den Ma- geneingang.

Gegen Verstopfung Die in den letzten Tagen vor dem Abferkeln häufig auftretende Verstopfung kann dazu

führen, dass die Geburtszeit verlängert wird und das Risiko für Totgeburten und die Krankheit MMA (fieberhafte Gesäuge- und Gebärmutterentzün- dung) ansteigt.

Die erfolgreichste Vorbeugemass- nahme besteht darin, den Sauen wäh- rend den letzten Tagen vor dem Ferkeln ein speziell rohfaserreiches Futter anzu- bieten. Bei Agroscope erhalten die Sau- en während den letzten Tagen vor dem Abferkeln täglich einen Zusatz von 1 bis 1.5 kg Weizenkleie zur Ration, was sich als Vorbeugemassnahme gegen Verstopfung bewährt.

Günstiger Einfluss auf die Darm- flora Stroh, Ökoheu und Weizenkleie enthalten hauptsächlich die Faserstoffe

Zellulose und Lignin, die von den im Dickdarm lebenden Bakterien nur in geringem Umfang fermentiert werden und deshalb in erster Linie zu einer ver- mehrten Füllung des Magendarmka- nals und zu einem grösseren Kotvolu- men führen. Die Rohfaser von Zuckerrübenschnitzeln und Obsttrester dagegen enthält die Kohlehydrate Pek- tin und Hemizellulose, die im Dick- darm von den Bakterien zu flüchtigen Fettsäuren abgebaut werden, wodurch der Darminhalt leicht sauer wird. Diese pH-Absenkung begünstigt die Ver- mehrung von gesundheitsfördernden Milchsäurebakterien und hemmt die Vermehrung der Colibakterien (E. coli).

Als Folge sinkt das Risiko der Sau, an Harnwegsinfektionen und an MMA zu erkranken.

Positiv für Ferkel Der Darm der ungeborenen Ferkel im Mutterleib ist keimfrei und wird nach der Geburt rasch durch in der Umgebung vor-

kommende Mikroorganismen, in erster Linie durch im Sauenkot ausgeschiedene Bakterien, be-

siedelt. Aus diesem Grunde ist die Zusammenset-

zung der mütterlichen Darmbakterienpopulati- on für die Gesundheit der Ferkel wichtig. Eine an Milchsäurebakterien rei- che Darmflora der Sau dürfte sich deshalb auch günstig auf die Gesund- heit der Ferkel aus wirken.

Fazit Die mit einer rohfaserreichen Fütterung von Galtsauen verbundenen Vorteile wiegen die Nachteile wie den Anfall von Raufutter- und Strohresten sowie von voluminösem Kot auf. m

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