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Archiv "Bevern – Berlin – Warschau – Krakau – Lublin: „Das silberne Pferd“" (19.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Heft 11

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19. März 2010 A 505

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er Mensch mit seinem gan- zen Thun und Treiben, sei- nem Denken und Meinen, seinem inneren Wesen soll wieder entdeckt, soll aufgefunden werden in einer Zeit, von der Niemand etwas weiß, und unter ganz anderen Umgebun- gen, als die gegenwärtigen. . . . Nicht nur der Anatom, sondern auch der Zoolog, der Botaniker, der Geolog, der Astronom müssen hier mitwirken, gleichwie die prähistori- sche Archäologie . . .“, so Prof. Dr.

med. Rudolf Virchow 1873. Er war einer der großen Förderer der deut- schen Prähistorie, mit deren For- schungen er in der zweiten Hälfte seines Lebens, Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, begann. Sein Ruhm gründete in erster Linie auf seinem Wirken als Mediziner, ins- besondere als Pathologe an der Berliner Charité und als Politiker in der Berliner Stadtverordnetenver- sammlung sowie im Deutschen

Reichstag. Er unternahm aber auch Forschungsreisen nach Ägypten und Troja und trug wesentlich zur Rehabilitation seines Freundes Schliemann bei. Virchows 1881 un- ternommene Kaukasusreise, ver- bunden mit anthropologischen und archäologischen Untersuchungen der spätbronzenen und früheisen- zeitlichen Koban-Kultur, führte zur größten Kaukasussammlung außer- halb Russlands, aufbewahrt in der damals Vorgeschichtlichen Abtei- lung des Königlichen Völkerkunde- museums in Berlin. Virchow findet deshalb in der herausragenden Son- derausstellung „Das silberne Pferd“

im Weserrenaissance Schloss Be- vern, nahe Holzminden (als „Stadt der Düfte und Aromen“ bekannt), einen besonderen Platz.

Die Ausstellung zeigt „Archäolo- gische Schätze zwischen Schwar- zem Meer und Kaukasus“ aus der Zeit vom zweiten Jahrtausend vor

bis in das sechste Jahrhundert n.

Chr., Schätze zum Teil von immer noch im Dunkeln liegenden Welten der Skythen, Sarmaten und Hunnen.

Diese Volksstämme sind unter an- derem bekannt wegen ihres Um- gangs, des „Einsseins“ mit ihren Pferden. Logo und Titel der Aus- stellung verdeutlichen dies durch eine entsprechende, kunstvoll in Silber getriebene Phalere (Zier- scheibe) eines Zaumzeugs: Die Skythen, im Steppengürtel nördlich des Schwarzen Meeres angesiedelt, erdrosselten nach dem Tod eines Herrschers Diener aus der Schar junger Skythen und ebenso viele Pferde. Dann wurden die toten Rei- ter auf ihren Pferden als ewige Wache rings um die Grabstätte des Königs aufgestellt; ein Bestattungs- ritual, das auf dem Glauben an ein Dasein nach dem Tod beruhte. Die Sarmaten, die von Osten her bis ans Schwarze Meer vordrangen, waren wegen ihrer gepanzerten, beidhän- dig agierenden Lanzenreiter ge- fürchtet. Ihre berittenen Bogen- schützen konnten, rückwärtsge- wandt, mit größter Präzision schie- ßen. Dies vermochten auch die Hunnen, mit denen eine revolutio-

Die Ausstellung – „Das Silberne Pferd – Archäologische Schätze zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus“ ist vom 27. März bis zum 24. Oktober im Kulturzentrum We- serrenaissance Schloss Bevern, 37639 Bevern (Landkreis Holzminden), zu sehen. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher, zweisprachiger Katalog (deutsch/polnisch) mit zahlreichen Abbildungen (19,80 Eu- ro). Weitere Informationen unter Telefon: 05531 994015 oder im Internet unter: www.dassilbernepferd.info. Aus- künfte über die weiteren Ausstellungsorte werden unter der genannten Internetseite abrufbar sein.

INFORMATIONEN

BEVERN – BERLIN – WARSCHAU – KRAKAU – LUBLIN

„Das silberne Pferd“

Schätze aus der Frühzeit archäologischer Forschung zwischen dem Schwarzem Meer und dem Kaukasus sind im Kulturzentrum

Weserrenaissance Schloss Bevern zu sehen.

Die Phalere (Schnalle), feuervergoldet

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19. März 2010 näre Idee nach Europa kam: stabile

Sättel mit eingearbeiteten Steigbü- geln. Diese gaben ihnen einen so stabilen Halt, dass auch sie in der Lage waren, beidhändig vom Pferd aus zu kämpfen. Die Hunnen lösten durch die Vertreibung der Goten und Alanen aus ihren Siedlungsge- bieten nördlich des Schwarzen Meeres die große Völkerwanderung aus, die Europa so stark verändern sollte. Einzigartige Funde der Step- penvölker und der Volksstämme in den Kaukasusgebieten geben einen Einblick in ihre Lebensweise, in ihre Kultur und belegen ihr größ - tes handwerkliches Geschick und künstlerisches Empfinden.

Spuren der Vergangenheit In Schloss Bevern, einem der be- deutendsten Baudenkmäler der We- serrenaissance, beginnt die interna- tionale, circa 1 000 Exponate um- fassende Ausstellung. Sie ist das Er- gebnis eines dreijährigen, von der Europäischen Union geförderten Projekts. Im Mittelpunkt stehen die deutschen und polnischen For- schungen und Sammelaktivitäten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Südrussland und im Kaukasus.

Weitere Ausstellungsstationen wer- den Berlin, Warschau, Krakau und Lublin sein. Die Federführung für dieses Projekt übernahm die Marie- Curie-Sklodowska-Universität Lu- blin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin. Mitorganisato- ren sind das Staatliche Archäologi- sche Museum Warschau und das

Weserrenaissance Schloss Bevern, das durch die äußerst bemerkens- werten Ausstellungen über „Die Balten“ (1988), „Schätze der Ost- goten“ (1995) und „Die Vandalen“

(2003) weithin bekannt wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts zog es Ingenieure, Geologen, Naturfor- scher und andere Interessierte in den noch weitgehend unbekannten Sü- den Russlands. Sie dienten den Za- ren als Fachleute, die Eisenbahnlini- en aus dem Boden stampfen, neue Fabriken errichten und den Bergbau modernisieren konnten. Dabei blieb eine Berührung mit nicht zu überse- henden Spuren der Vergangenheit nicht aus: Zeugnisse der Frühzeit ar- chäologischer Forschung legten auf diese Weise den Grundstock für Pri- vatsammlungen und veranlassten

russische, polnische und deutsche Archäologen sowie „Hobby“-Aus- gräber den dort versunkenen Kultu- ren nachzuforschen. Besondere Ver- dienste hatten sich dadurch Rudolf Virchow, Waldemar Belck, Max Ebert, Alfred Götze sowie der aus einer rheinischen Industriellenfami- lie stammende Sammler Baron Jo- hannes von Diergardt erworben. Die größten Verdienste auf polnischer Seite liegen bei Godfryd Ossowski und Stanislaw Choinowski. Unter welch abenteuerlichen Umständen und Bedingungen die damaligen Forscher zu kämpfen hatten, bele- gen deren höchst interessante Tage- bücher und Reiseberichte. So heißt es etwa in einem Brief Belcks vom 1. Februar 1891 an Virchow: „In Bantum gehen die Kisten eben ohne Zollrevision an Bord des Dampfers, dafür sorgen die Banknoten in Hand des Herrn Silbermeister!“ In einem weiteren Brief vom 26. April 1981 berichtet er über einen seiner Be- gleiter: „. . . ein geborener Hesse, gewordener türkischer Untertan, an eine Griechin verheiratet, ist vor allen Dingen ein großes Sprachge- nie. . . . Freilich sieht er wie ein Räuber aus in seiner Tscherkessen- tracht, und alle Leute haben große Angst vor ihm; aber gerade solch einen Menschen gebrauche ich ja für diese Reise, der mir durch sein bloßes Aussehen das Gesindel vom Leibe hält.“

Prinzessinnen-Grab

Das, was die von den Tataren als

„Totengräber“ bezeichneten Ar- chäologen ans Tageslicht holten, darunter filigranste Gold- und Silberschmiedearbeiten, Waffen, Schmuck sowie Dinge des tägli- chen Lebens werden nun zum größten Teil erstmals in Europa präsentiert und sind „Belegstücke“

der frühen Forschungsexpeditio- nen mit Pioniercharakter. Absolu- ter Höhepunkt der Ausstellung ist das reich mit Gold ausgestattete

„Prinzessinnen-Grab aus Ryzanov- ka“ in der Ukraine. Einblicke in neueste Ergebnisse polnisch-ukrai- nischer und deutsch-kasachischer Ausgrabungen runden die Ausstel-

lung ab. ■

Dr. med. Stephanie Krannich Helm, 2. Jahrhun-

dert v. Chr.

Prof. Rudolf Virchow, 1896

Fotos: Staatliches Museum Berlin

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