Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Antiöstrogene
beim Mammakarzinom
Hormontherapie gehört zu den etablierten Behandlungsverfah- ren beim metastasierenden Mam- makarzinom, aber die Remis- sionsraten könnten größer und länger sein. Antiöstrogene schei- nen da sowohl die Polychemo- therapie als auch die Hormonbe- handlung günstig zu ergänzen, obwohl der Therapeut auch dann noch nur im Bereich temporärer Palliativeffekte bleibt. Man kann Antiöstrogentherapie als weite- ren kleinen Schritt im therapeuti- schen Konzept bei besagter Indi- kation betrachten (Professor Dr.
Dr. F. Linder, Chirurgische Uni- versitätsklinik Heidelberg). — Im- merhin: Auch nach vorausgegan- gener Chemo- beziehungsweise ablativer Hormontherapie kann man mit dem Antiöstrogen Tamo- xifen hohe Remissionsraten er- zielen (Dr. H. D. Mouridsen, Fin- sen institut Kopenhagen). Dar- über hinaus wird auch bei statio- nären Tumorbefunden das Befin- den der betreffenden Frauen ent- scheidend verbessert (Privatdo- zent Dr. N. Firusian, Westdeut- sches Tumorzentrum Essen). — Im übrigen hängen die Erfolge natürlich stets von der Zusam- mensetzung des jeweiligen Kran- kengutes ab.
(Internationales Symposium über Fort- schritte bei der endokrinen Behandlung des Mammakarzinoms, August/September 1978, Heidelberg)
Medizin in Massenmedien
Wer in medizinischen Publikatio- nen für Laien mit der Angst ope- riert, erreicht nichts, höchstens Widerwillen gegen den Verursa- cher, also gegen sich selbst und gegen die vorgebrachten Thesen.
Medizinische Publikationen in Massenmedien (Presse, Funk, Fernsehen) werden in erster Linie emotional rezipiert, erst in zwei- ter Linie rational (Professor Dr.
phil. Martha Sturm, Kommunika- tionswissenschaftliches Institut der Universität München). Le- benserfahrung und Biographie der Rezipienten sind an Aufnah- me und Verarbeitung medizini- scher Informationen stets maß- gebend beteiligt. Darüber hinaus kommt es nicht nur auf simple
„Verdeutschung", sondern auf bilderreiche Erklärung von Fach- begriffen an. Einstellungsände- rungen werden nur über die emo- tionale Schiene erzielt. Verhal- tensänderungen können Mas- senmedien im allgemeinen gar nicht alleine zustande bringen.
Dafür bleiben letztlich die per- sönliche Kommunikation in Dis- kussionen und der Konsens mit dem maßgeblichen Meinungs- führer in der Familie, am Arbeits- platz oder in der Gruppe ent- scheidend.
(XIV. Internationaler Kongreß des Weltärz- tinnenbundes, August/September 1978, Berlin)
Notfallbronchoskopie
Die Notfallbronchoskopie bedeu- tet meistens auch gleich den the- rapeutischen Eingriff, wenn das akute Luftweghindernis mit dem Gerät beseitigt werden kann.
Wenn man Aspirationsmaterial und Schleim aus den unteren Luftwegen absaugen muß, braucht man ein starres Bron- choskop, desgleichen für Bron- chiallavage. Bei intubierten Pa- tienten sollte der Tubus nicht entfernt werden, sondern dane- ben mit einem Fiberglasbroncho- skop endoskopiert werden (Pro- fessor Dr. H. Herzog, Medizini- sche Universitätsklinik, Abteilung Atmungskrankheiten, Kantons- spital Basel). — Während dieser Prozedur die Beatmungsluft zeit- weilig auf reinen Sauerstoff um- stellen. Bei allfälliger Apnoe hat der Organismus dann eine größe- re Sauerstoffreserve.
(11. Kolloquium der Bad Reichenhaller Forschungsanstalt, Juni 1978, Bad Rei- chenhall)
Entstehung
der Mitochondrien
Über die entwicklungsgeschicht- liche Herkunftder Erbsubstanz in den Kernen von eukaryoten Zel- len weiß man noch nichts. Mi- tochondrien (beziehungsweise Chloroplasten in eukaryotischen grünen Pflanzen) dagegen schei- nen entwicklungsgeschichtlich von aeroben Bakterien abzu- stammen (Professor Fritz Lip- mann, Rockefeller-University, New York City, USA). Die dichte Membran, die diese ringförmige DNS in prokaryoten Bakterien umgibt, ging beim Einbau in die eukaryote Zelle verloren. Dafür bekamen die Mitochondrien eine dünne, ATP-durchlässige Mem- bran. — Die ersten Lebewesen vor 3,5 Milliarden Jahren waren wahrscheinlich anaerobe Bakte- rien. Einer der wichtigsten Ent- wicklungsschritte war die Entste- hung aerober Bakterien, deren Eigenschaften schließlich zum großen Teil in den Organellen der eukaryoten Zellen aufgingen. Der entscheidende noch unbekannte Schritt bei der Entwicklung von Bakterien zu allen anderen Lebe- wesen, die Bildung von Zellkern- DNS, ist damit nicht erklärt
(28. Nobelpreisträgertagung, X. Tagung der Preisträger für Medizin, Juni 1978, Lindau)
Schilddrüse
und Herzglykoside
Aufgrund der veränderten glome- rulären Funktion bei Hypothyreo- se sind diese Patienten gegen- über Digoxin besonders emp- findlich (Dr. F. Kogenga, II. Medi- zinische Universitätsklinik Kiel).
Der Digoxinspiegel im Blut ist beim Hypothyreotiker mehr als doppelt so hoch wie bei erhöhter oder normaler Schilddrüsenfunk- tion. WP
(91. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Juni 1978, Timmendorfer Strand)
2818 Heft 47 vom 23. November 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT