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Archiv "Ertrinken" (19.08.1976)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Ertrinken

NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST

Die pathophysiologischen Vorgänge beim Ertrinken sind komplex: vasovagale Reflexmechanismen;

Übertritt von Wasser aus den Lungenalveolen in den Kreislauf, wenn es sich um Ertrinken in Süßwas- ser handelt, oder umgekehrt Diffusion von Blutplasma in die Alveolen, wenn Meerwasser aspiriert wurde; Ersticken unter Wasser; schließlich, wenn der Unfall überlebt wurde, sekundäres Lungenödem und Aspirationspneumonie.

Symptomatik

0 Bei plötzlichem Eintauchen ins Wa-sser kann es kommen .,.. zu Vasokonstriktion, Vagoto- nie, vagusbedingter reflektori- scher Asystolie (besonders nach Nahrungsaufnahme);

.,.. zu Kreislautkollaps infolge refraktärer Vasedilatation (zum Beispiel nach Sonnenbad und Überhitzung).

& Nach Untertauchen kommt

es

.,.. zu reflektorischem Glottisver- schluß, danach zu massiver F/üssigkeitsaspiration. Süßwas- ser diffundiert dann rasch durch die Alveolarmembran ins Inter- stitium und ins Blut: interstitiel- les Lungenödem, Hypervolämie, Krei•slaufversagen, kardiales Lungenödem folgen. Aus Hyp- oxie, Azidose und Hyperkaliämie resultiert Herzkammerflimmern.

.,.. Bei Salzwasseraspiration dif- fundiert bis zu ein Viertel der Blutflüssigkeit in die Lunge und führt zum hyperosmolaren Lun- genödem.

8 Mehrere Stunden nach dem überlebten Ertrinkungsunfall droht "sekundäres Ertrinken" in Form von

.,.. interstitiellem Lungenödem durch Resorption von Süßwas- ser ins Lungeninterstitium;

.,.. Aspirationspneumonie durch Aspiration von Schlamm oder Magensaft;

.,.. intraalveolärem Lungenödem infolge Alveolarwandschädigung durch Hypoxie.

Dr. med. Helmut Moll Chefarzt der Kinderabteilung des Marienhospitals

2990 Papenburg 1

Diagnose

0 Inspektion: Atmet (oder hu- stet) der Verunglückte? Wenn ja, so sind die Aussichten für ein ungeschädigtes Überleben auch bei Bewußtlosigkeit, gut.

& Palpation des Karotispul-ses

oder Auskultation: Schlägt das Herz? Wenn nicht, ist die Pro- gnose quoad vitam schlecht, oder zerebrale Residualschäden sind zu erwarten.

8

Pupillenreaktion: Pupille weit und lichtstarr = Wiederbele- bungsprognose schlecht. Pupil- le eng oder lichtreagibel = Wie- derbelebungsprognose gut.

0 Prognooe: Nach kompletter Apnoe (permanentes Unterge- tauchtsein) von 3 bis 4 Minuten ist die Reanimationschance 50 Prozent; nach 6 bis 10 Minuten tritt zentralnervöser Tod ein.

Bei starker Unterkühlung, zum Beispiel nach Einbrechen ins Eis, ist Reanimation auch noch nach 15 bis 20 Minuten dauern- der Apnoe möglich.

0

Leitsymptome des "sekundä- ren Ertrinkens" sind

.,.. Fieberanstieg nach initialer Untertemperatur,

.,.. Dyspnoe,

.,.. eischneeartiges Sputum in den Mundwinkeln.

Der Auskultationsbefund ist da- bei oft gering. Der Röntgenbe- fund variiert von retikulären Ein- trübungen (Wasserlunge) bis zu massiven Lungenverschattun- gen.

2166 Heft 34 vom 19. August 1976 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Therapie

0 Freimachen der oberen Atemwege von Schleim und eventuell Erbrochenem (Oro.sau- ger, Abbildung 1).

8

Ist keine Atmung nachweis- bar, sofortige Atemspende (Ab- bildungen 2a und 2b) .

8 Ist keine Herztätigkeit nach- weisbar, gleichzeitige äußere Herzmassage (Abbildung 3).

.,.. Cave: Bei den Reanimations- maBnahmen kann es zu explo- sionsartigem Erbrechen ver- schluckten Wassers mit erneu- ter A-spiration kommen!

0 Seiten- oder Bauchlage (Ab- bildung 4).

0 Aufwärmung.

Hämolyse und Hyponatriämie als Begleiterscheinungen der Hydrämie nach Süßwasseraspi- ration sowie Hämekonzentration und Hypernatriämie als Folge des Lungenödems bei Salzwas- seraspiration werden bei Über- leben rasch spontan korrigiert und sind daher klinhsch und the- rapeutisch bedeutungslos.

in allen Fällen, in denen Atem- und Kreislaufstillstand vorgele- gen hat und der Patient noch bewußtlos ist, sollte Transport mit Notfallwagen ins Kranken- haus erfolgen, wo Intubation, Bronchialabsaugung, 02-Über- druckbeatmung, medikamentöse und elektrische Defibrillation, Azidooekorrektur und Pneumo- nieprophylaxe durchgeführt werden können.

Die Erscheinungen des "sekun- dären Ertrinkens" können in leichteren Fällen durch ambu·

lante Antibiotika- und Kortiko- idtherapie beherrscht werden.

in schwereren Fällen ist Kran- kenhausbehandlung indiziert.

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