DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Biomagnetismus
Clearance mit der Applikation ra- dioaktiver Substanzen und auch der Kernspintomographie, bei der starke Magnetfelder und Hochfre- quenz auf den Patient einwirken, ist seine absolute Unbedenklich- ke it.
In der Kardiologie konzentrieren sich die Anwendungen durch Auf- nahme und Analyse des Magneto- kardiogramms auf Untersuchun- gen des Reizle1tungsystems, auf Herzvolumenmessungen und die Infarktdiagnostik. Für die Routine- diagnostik scheint das MKG ge- genüber dem EKG zwar keine we- sentlichen Vorzüge zu haben, eher ist durch die ausgereifte und standardisierte Technik das EKG überlegen. Von Interesse könnte aber die Magnetokardiographie als nicht invasive Registrierung für Screening-Untersuchungen zur Erkennung von erhöhten Risi- ken in bezug auf den plötzlichen Herztod sein.
Zur Messung der Suszeptibilität von biologischem Material wird durch eine Feldspule das zu un- tersuchende Gebiet magnetisiert;
eine Nachweisspule mißt dann den magnetischen Fluß. Die Geo- metrie der Anwendung legt das
Meßgebiet fest und bestimmt auch die Amplitude des Meßsi- gnals, das ein Maß für die Suszep- tibilität in diesem Gebiet ist. Da biologisches Material im allgemei- nen keine einheitliche Suszeptibi- lität hat und nur die Suszeptibilität an bestimmten Stellen des Patien- ten von klinischem Interesse ist, ist auch Aufgabe der Messung, zwischen den interessierenden Orten zu differenzieren. Körper- gewebe ist diamagnetisch; seine Suszeptibilität liegt in der Größen- ordnung von Wasser bei etwa 9 • 10-6 . Die Suszeptibilität von Blut liegt wegen des paramagneti- schen Beitrags des Hämoglobins etwa 10 Prozent niedriger. Die er- sten Suszeptibilitätsmessungen dienten zum Nachweis von Blut- volumenänderungen im Herz.
Eine weitere Anwendung der Sus- zeptibilitätsmessungen zielt auf die Messung der Eisenkonzentra- tionen in der Leber. In der Diagno- stik und Therapie von Eisenüber- ladungen und Eisenmangel be- steht Interesse an der möglichst nicht invasiven, zuverlässigen, quantitativen Bestimmung des Ei- sengehaltes der Leber. Die Be- stimmung durch Messung der Biosuszeptibilität kann beliebig
oft wiederholt werden, zum Bei- spiel zur Therapiekontrolle nach Aderlässen, bei der Behandlung von Eisenmangelzuständen, zur Überwachung von Dialysepatien- ten, Blutspendern und während der Schwangerschaft.
Berufskrankheiten der Lunge werden nicht selten durch die In- halation industrieller Stäube ver- ursacht. Das sehr effektive Reini- gungssystem der Lunge scheidet inhalierte Staubpartikel wieder aus. Hier besteht Interesse an der quantitativen Beurteilung dieses Systems. Mit Hilfe der Magneto- pneumographie können Menge, Verteilung, Deposition und Clearance im respiratorischen Sy- stem gemessen werden. Dazu werden ferromagnetische Teil- chen in der Lunge von außen ma- gnetisiert; danach wird das rema- nente Magnetfeld gemessen. Mißt man an allen Orten über der Lun- ge, erhält man das Magnetopneu- mogramm. A. Habermehl
Literatur
Romani, G. L., et. al.: Biomagnetic Instrumen- tation, Rev. Sci. Instr. 53 (1982) 1815 — Bioma- gnetische Signale/SQUID-Meßsysteme, Deut- sche Forschungs und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt, 1984
FÜR SIE GELESEN
Perkutane Drainage von abdominellen Abszessen
Die perkutane Drainage abdomi- neller Abszesse und Flüssigkeits- ansammlungen spielt eine zuneh- mende Rolle. Die Autoren legen ihre Ergebnisse von 250 perkuta- nen Katheterdrainagen bei 212 Patienten vor. Ausgangspunkt ist in der Regel eine sonographisch oder computertomographisch nachweisbare, umschriebene An- sammlung von Flüssigkeit.
Zunächst wird durch eine Nadel- punktion geklärt, ob eine Kathe-
terdrainage in Frage kommt. Da- bei wird in erster Linie durch eine sofort durchgeführte Gramfär- bung überprüft, ob es sich um ei- nen infizierten Erguß handelt und ob das Material so flüssig ist, daß es durch eine Drainagekatheter abfließen kann.
Der eigentliche Drainagekatheter weist einen Durchmesser von 12 bis 14 F auf, die Abszeßhöhle wird mit physiologischer Kochsalzlö- sung durch einen doppellumigen Katheter gespült, nachdem das eit- rige Material abgeflossen ist. So sind in der Regel mehrere Hundert Milliliter Kochsalzlösung notwen- dig. In den darauf folgenden Tagen
wird täglich mit 10 bis 25 ml ge- spült, während die Instillation pro- teolytischer Substanzen (Acetylcy- stein) oder von Antibiotika umstrit- ten ist. Der Drainagekatheter wird ohne zusätzliche Überprüfung durch Ultraschall oder Computer- tomographie gezogen, wenn weni- ger als 25-50 ml serosanginöse Flüssigkeit pro Tag abfließen. Nur bei Patienten mit offenen Fisteln sollte die Drainage für 3-4 Wochen belassen werden.
Mueller, P. R., E. v. Sonneberg, J. T. Ferrucci, Jr.: Percutaneous Drainage of 250 Abdominal Abscesses and Fluid Collections, Current Pro- cedural Concepts, Radiology 151: 343-347 (1984). Departments of Radiology, Massachu- setts General Hosp. and Harvard Medical School Boston.
1000 (60) Heft 14 vom 3. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A