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Archiv "Pathophysiologie der atopischen Dermatitis – Neue Erkenntnisse und der Nutzen für die Praxis: Schlusswort" (13.08.2004)

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siologische“ Stimulation durch Parasi- ten zurückzuführen. In Deutschland hat die Prävalenz zweier Parasitosen bei Kindern seit den 1960er-Jahren beson- ders abgenommen: Madenwurminfek- tion und Kopfläusebefall. Es wäre inter- essant zu prüfen, ob diese beiden Para- sitosen in Ostdeutschland vor dem Fall der Mauer häufiger waren als in den Jahren danach beziehungsweise im We- sten.

Priv.-Doz. Dott. Univ. Pisa Joachim Richter Dr. med. Irmela Müller-Stöver

Tropenmedizinische Ambulanz Medizinische Klinik und Poliklinik

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie

Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

Schlusswort

In Bezug auf den Kommentar von Frau Dr. Simchen möchten wir ergän- zend hinzufügen, dass die Neuropsy- choimmunologie nicht nur eine be- deutende Rolle bei der Pathophysio- logie der atopischen Dermatitis (AD) spielt, sondern auch zunehmendes In- teresse bei Wissenschaftlern und Kli- nikern findet, da man sich erhofft, Ein- blick in den Einfluss psychischer Fak- toren auf die Dynamik dieser chro- nisch rezidivierenden Erkrankung zu gewinnen. In diesem Zusammenhang konnte kürzlich gezeigt werden, dass Neurotrophine wie zum Beispiel Sub- stanz P oder Nervenwachstumsfaktor beim Schub der AD in erhöhten Men- gen im Plasma der Patienten nach- weisbar waren (1). Sowohl der Ein- fluss von Stress auf das neuroendokri- ne Nervensystem als auch die dadurch ausgelösten Defizite in der zellulären und humoralen Immunabwehr sind si- cherlich wichtige Aspekte, die zukünf- tig noch näher beleuchtet werden müssen, um therapeutisch prophylak- tische Ansätze in diesem Bereich ent- wickeln zu können. Im Hinblick auf die erwähnte überproportional hohe Inzidenz des Aufmerksamkeitsdefizit- syndroms (ADS) bei Kindern mit AD stellt sich die Frage, inwieweit hier der oft quälende Juckreiz, der auch von neuroimmunologischen Faktoren ge- steuert wird, eine Ursache für die häu-

fige Entwicklung des ADS bei Kin- dern mit AD darstellt. Hinweis hierauf geben Untersuchungen, die mithilfe eines Verfahrens, welches die Anzahl der Bewegungen im Schlaf quantifi- ziert (Actigraphie), zeigen konnten, dass Kinder mit AD durch den Juckreiz und das häufige Kratzen eine deutlich höhere nächtliche Aktivität und insgesamt niedrigere Schlafqua- lität aufweisen als gesunde Kinder (2).

Wichtig wäre daher, neben der ange- sprochenen Rolle von Nahrungsmit- teln als Triggerfaktoren, den Einfluss des Juckreizes und einer effektiven Therapie dieses Juckreizes auf das ADS zu untersuchen.

Zu den Anmerkungen des Kollegen Dr. Maidhof möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass genetische Ver- änderungen nicht eine alleinige Ur- sache für das Auftreten der AD dar- stellen, sondern dass das kombinierte Zusammentreffen mehrerer Umwelt- einflüsse und immunologischer Fakto- ren mit bestimmten „Strickfehlern“ im Erbgut die Manifestation der AD er- möglichen könnte. Ein Teil dieser gene- tischen Veränderungen kommt signifi- kant häufiger bei Patienten mit AD im Vergleich zu gesunden Kontrollkollek- tiven oder Patienten mit anderen chro- nisch entzündlichen Hauterkrankun- gen vor (3), sodass eine ausschließlich zufallsbedingte Koinzidenz exogener und endogener Faktoren mittlerweile eher unwahrscheinlich ist.

In Zusammenhang mit den Anmer- kungen von Frau Dr. Metz ist zu sagen, dass sich Ärzte der Kenntnis einer in den letzten Jahren ansteigende Zu- nahme der Strahlenbelastung selbst- verständlich nicht entziehen dürfen.

Ob es jedoch einen direkten Kausalzu- sammenhang zwischen dem Einfluss niedriger Strahlendosen auf die Ent- wicklung von Gendefekten, die der AD zugrunde liegen, gibt, bleibt Ge- genstand zukünftiger Untersuchungen und kann zurzeit noch nicht beantwor- tet werden. Wir teilen die Ansicht, dass man sich mit der alleinigen Beobach- tung des Auftretens genetischer Ver- änderungen nicht zufrieden geben sollte, sondern effektive prophylak- tische Strategien, wie die frühzeiti- ge Identifizierung von Risikokindern, entwickeln sollte. Die Minimierung

begünstigender oder auch schädigen- der Umweltfaktoren sollte mit einge- schlossen werden.

Ein sehr interessanter und wichti- ger Aspekt wird von den Kollegen Priv.-Doz. Dr. Richter und Dr. Stöver angesprochen, die auf die niedrigere Prävalenz der AD in den Entwick- lungsländern hinweisen. Hierbei ver- mutet man, dass im Sinne der Hygie- nehypothese die höhere Anzahl an pa- rasitären Erkrankungen in den Ent- wicklungsländern einen protektiven Einfluss auf die Entwicklung atopi- scher Erkrankungen hat (4). Daher ist es durchaus möglich, dass neben be- reits identifizierten Faktoren, wie dem Gehalt an Abgasen in der Luft und dem sozialen Status der Familien, auch ein erhöhtes Auftreten von Wurmin- fektionen oder Pediculosis capitis in Osteuropa (5, 6, 7) eine der Ursachen für die niedrigere Prävalenz von Aller- gien in Ostdeutschland vor dem Fall der Mauer sein könnte.

Literatur

1. Toyoda M, Nakamura M, Makino T, Hino T, Kagoura M, Morohash M: Nerve growth factor and substance P are useful plasma markers of disease activity in atopic dermatitis. Br J Dermatol 2002; 147: 71–79.

2. Bender BG, Leung SB, Leung DY: Actigraphy assess- ment of sleep disturbance in patients with atopic der- matitis: an objective life quality measure. J Allergy Clin Immunology 2003; 111: 598–602.

3. Bowcock AM, Coockson WO: The genetics of psoriasis, psoriasis arthritis and atopic dermatitis. Hum Mol Ge- net 2004; 13: R43–R55.

4. Yemaneberhan H, Bekele Z, Venn A, Lewis S, Parry E, Britton J: Prevalence of wheeze and asthma and rela- tion to atopy in urban and rural Europe. Lancet 1997;

350: 85–90.

5. Ring J, Kramer U, Schafer T, Abeck D, Vieluf D, Behrendt H: Environmental risk factors for respiratory and skin atopy: results from epidemiological studies in former East and West Germany. Int Arch Allergy Immunol 1999; 118: 403–407.

6. Wegner Z, Racewicz M, Stanczak J: Occurrence of pe- diculosis capitis in a population of children from Gdansk, Sopot, Gdynia and vicinities. Appl Parasitol 1994; 35: 219–225.

7. Schneider M, Hilgers RH, Sennekamp J: Allergy, total IgE and eosinophils in East and West – Serious effects of different degrees in helminthiasis and smoking. Eur J Med Res 2002; 7: 63–71.

Priv.-Doz. Dr. med. Natalija Novak Prof. Dr. med. Dr. és sci. Thomas Bieber Klinik und Poliklinik für Dermatologie Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Sigmund-Freud-Straße 25

53105 Bonn

E-Mail: Natalija.Novak@ukb.uni-bonn.de Thomas.Bieber@ukb.uni-bonn.de M E D I Z I N

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A2266 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3313. August 2004

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