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inem der Großen einmal leibhaftig am Brett ge- genüberzusitzen ist für viele Anhänger des Königli- chen Spiels ein unvergessli-ches Erlebnis, mögen sie auch selbst in anderen Bereichen Hervorragendes leisten.
So war es mit dem Bundes- präsidenten a. D. Richard von Weizsäcker, als er einer von
Efim Bogoljubows Simultan- gegnern war, jenem Bogolju- bow, der mit Aljechin um die Weltmeisterschaft spielte und in aller Bescheidenheit von sich sagen konnte: „Mit Weiß gewinne ich, weil ich Weiß ha- be, mit Schwarz, weil ich Bo- goljubow bin!“
So war es mit dem welt- berühmten klassischen Gitar- risten Narciso Yepes, als er im Escorial bei Madrid gegen den großen Viktor Kortsch- noi ein Remis erreichte und überglücklich dem völlig ver- blüfften Kortschnoi um den Hals fiel – das war für ihn wichtiger als sein gefeiertes Konzert am Vorabend.
Natürlich haben Simultan- vorstellungen für die Meister nicht die gleiche Bedeutung wie wichtige Turnierpartien, dennoch nehmen sie sie durchaus ernst und wollen ein
möglichst gutes Ergebnis er- reichen. So stürzt sich ein Garry Kasparow mit Ingrimm auf alle, die ihn herauszufor- dern wagen; er will nicht nur gewinnen, er will seine Geg- ner zermalmen. Ich erinnere mich eines Simultans anläss- lich der CeBIT in Hannover, als er wie der Wolf unter die Herde von Ephraim Kishon, Petra Schürmann, Dr. Hans- Olaf Henkel etc. fuhr und zum Schluss doch wütend auf mich war, weil ich als Verant- wortlicher ihn nicht vor ei- nem starken Gegner gewarnt hatte, der ihn besiegte.
In diesem unbedingten Sie- geswillen trifft er sich mit Bob- by Fischer, der allerdings vor Urzeiten noch zu Anwandlun- gen von Humor fähig war. Bei einem Simultan in Madrid ge- wann er die Dame eines seiner Gegner, fand sie aber während der nächsten Runde wieder auf dem Brett vor. Er sagte nichts, sondern eroberte sie nach sieben Zügen noch ein- mal, steckte sie aber diesmal in seine Hosentasche.
Beim letztjährigen Ärzte- simultan hätte Großmeister Wolfgang Uhlmann vermut- lich nur allzu gerne die Dame von Dr. med. Jens-Frieder Mükke, die bedrohlich in sein Lager eingedrungen war, in seiner Hosentasche ver- schwinden lassen, doch wäre dies – um mit Vlastimil Hort zu sprechen – „gägn die Rägel“
gewesen.
Sehen Sie, wie Dr. Mükke als Schwarzer trotz zitternder Hand hier den Dresdner Großmeister mit einem feinen Angriffszug in unüberwindba- re Schwierigkeiten stürzte und danach sagen konnte: „Ich ha- be wenigstens einmal wie Uhl- mann gespielt.“ Doch warum so bescheiden? Besser!
Lösung:
E
s gibt – neben manchem Verwandten – vermutlich nicht so viele Menschen, die der geneigte Leser lieber gehen als kommen sieht. Ei- nigkeit, ihn gleich gar nicht in der Hütte haben zu wollen, besteht wohl sicher bei einem ganz bestimmten Berufs- stand: dem der Betriebsprü- fer. Warum das so ist, braucht nicht weiter erklärt zu wer- den, das ergibt sich fast von alleine.Das Lamento besteht viel- mehr darin, dass die Burschen manchmal zu oft vor der Tür stehen und viele sich verzwei- felt fragen, warum denn gera- de sie schon wieder ins Vi- sier der Eichelhäscher gera- ten sind. Ist das Zufall oder hat mal wieder jemand einen dezenten Hinweis gegeben?
Wer sich also zu oft den liebkosenden Umarmungen einer Steuerprüfung unterzie-
hen musste oder wem aktuell eine ins Haus steht, obwohl er vorletztes Jahr schon einmal
„dran“ war, wird sich zu Recht fragen, ob die Herren das überhaupt dürfen und ob viel- leicht nicht doch Rechtsmittel gegen allzu häufiges Aus- gucken einer bestimmten Per- son eingelegt werden können.
Auch auf die Gefahr, dass der Artikel gleich zu Ende ist, lautet die schlechte Nach- richt: Ja, die dürfen das, und es hat auch gar keinen Sinn, sich dagegen zu wehren.
Basta.
Nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs braucht
das Finanzamt bei der Aus- wahl ihrer „Probanden“ kei- nerlei Rücksicht auf die Interessen des Steuerpflich- tigen zu nehmen. Schonung jedweder Art ist also von vorneherein nicht zu er- warten. Diese Sicht der Din- ge wurde vom Finanzge- richt Baden-Württemberg in einem aktuellen Urteil (Az.:
1 V 31/02) nicht nur be- stätigt, sondern sogar ver- schärft. Bei der Entschei- dung, welcher Betrieb je- weils in den jährlichen Prü- fungsplan einer Finanzbe- hörde aufgenommen werde, sei die ansonsten für eine Er-
messensausübung notwendi- ge Abwägung öffentlicher und privater Interessen nicht notwendig. So bitter kann das Leben sein.
Doch halt. Ein Hintertür- chen bietet die höchstrichter- liche Rechtsprechung dann doch noch. Das Finanzamt unterliegt bei der Auswahl der zu prüfenden Steuerlinge dem Schikaneverbot. Aber grau ist alle Theorie, ein Nachweis der Willkür dürfte in der Praxis sehr schwer fal- len.
Wenn der Steuerprüfer nunmehr mit der Exgattin des Steuerpflichtigen ver- heiratet ist und in fünf Jah- ren drei Prüfungen ange- setzt hat, wäre die Schikane wohl leicht zu begründen.
Aber so viele Exgattinnen mit einschlägiger Partner- Berufswahl sind halt recht
selten. )
S C H L U S S P U N K T
[76] Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1221. März 2003
Einer gegen viele
Dr. med. Helmut Pfleger
zu Steuern
Unverhofft kommt oft
Börsebius
Post Scriptum
Nach der Springerattacke 1.. ..
Sg3! war Uhlmann verloren,weil
auf 2.Le2 das hübsche Springer- eckmatt 2.. ..
Sh1 entschiede.
Er
versuchte noch 2.Sxe4, musste
sich aber nach 2.. ..
Dxf1+ 3.K e3
De1+ 4.Kd3 Dxe4+ 5. Kc3 Se2+
6.Kb3 Sc1+ 7.
Ka3 Db1 geschla-
gen geben.