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Archiv "Antinukleäre Antikörper: Vielfältige Überschneidungen bei systemischen Kollagenosen" (12.07.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

A

nläßlich des 60. Geburtstags von Prof. P. W. Hartl fand in Aachen ein Symposium über die Leistungsfähigkeit des Nachweises verschiedener Auto- antikörper gegen nukleäre und zytoplasmatische Antigene bei Er- krankungen des Bindegewebes statt. In methodischer Hinsicht er- gaben sich hier in den letzten Jah- ren wesentliche Verbesserungen, was die Praktikabilität der Durch- führung sowie die diagnostische Leistungsfähigkeit betrifft. Neue Methoden haben das diagnosti- sche Instrumentarium bereichert.

Der indirekte Immunfluoreszenz- test unter Verwendung von HEp- (humane Epitheliomzell-Linie)2- Zellen als Substrat gilt heute als die sensitivste Screening-Metho- de zum Nachweis von antinukleä- ren Antikörpern. Beim aktiven Lu- pus erythematodes disseminatus (LED) beträgt die Treffsicherheit praktisch 100 Prozent, bei inakti- ven Formen über 80 Prozent. Ähn- lich hoch ist der Prozentsatz posi- tiver Befunde beim medikamen- teninduzierten Lupus, beim Sharp-Syndrom und bei der pro- gressiven systemischen Sklerose (Sklerodermie). Die geringe Spe- zifität dieses Tests — bei zahlrei- chen anderen entzündlich-rheu- matischen und nichtrheumati- schen Erkrankungen finden sich häufig positive Befunde — macht ihn in erster Linie zur Ausschluß- diagnostik geeignet. Bei positi- vem Testausfall kann durch zu- sätzliche Bestimmung krankheits- typischer antinukleärer Antikör- per die Diagnose erhärtet werden (Genth/Aachen).

Lupus erythematode disseminatus

Beim Lupus erythematode disse- minatus ist der Nachweis von Anti- körpern gegen Doppelstrang-DNS mit dem Farr-Assay oder dem Cri-

thidia-luciliae-Immunfluoreszenz- test der wichtigste serologische Befund, der in aktiven Fällen bei 60 Prozent, bei inaktiven Fällen bei 40 bis 50 Prozent gefunden wird, aber nicht immer mit dem Krankheitsverlauf korreliert (Kal- den/Erlangen). Mit Ausnahme des Sjögren-Syndroms und der „mi- xed connective tissue disease"

(s. u. = ca. 10 bis 20 Prozent posi- tive Befunde) werden Antikörper gegen Doppelstrang-(ds)-DNS bei anderen rheumatischen Erkran- kungen nur selten beobachtet.

ANA(ANA = Antinukleäre Antikör- per)-negative Patienten mit dsDNS-Antikörpern fand Kalden insgesamt nur in sieben von 10 000 Fällen. Daneben gibt es beim LED verschiedene andere antinukleäre Antikörper gegen ex- trahierbare nukleäre Antigene und Histone. Histon-Antikörper findet man insbesondere bei arz- neimittelinduzierten Lupus-Syn- dromen (Procainamid-LE, Hydra- lazin-Lupus).

Progressive systemische Sklerose

Die progressive systemische Skle- rose („Sklerodermie") mit ihrem teils schubweise, teils kontinuier- lich progredienten Verlauf be- ginnt meist mit einer Raynaud- Symptomatik (Helmke/Giessen).

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß es antinukleäre Anti- körper gibt, die für bestimmte Verlaufsvarianten der systemi- schen Sklerose typisch sind. So finden sich beim CREST-Syndrom (Calcinosis cutis, Raynaud-Syn- drom, Ösophagus-Motilitätsstö- rung, Sklerodaktylie, Teleangiek- tasien), das einen relativ gutarti- gen Verlauf aufweist, in über zwei Drittel der Fälle Antikörper gegen die Centromerregion der Chromo- somen, während Antikörper ge- gen das Sc1-70-Antigen vor allem bei Sklerodermie-Fällen mit Lun- genfibrose gefunden werden.

Häufig finden sich hier auch Anti- körper gegen Nucleoli, die jedoch nicht sklerodermiespezifisch sind.

Poly- und Dermatomyositis Bei der Poly- und Dermatomyosi- tis, so führte Bernstein/London aus, findet man eine Vielzahl anti- nukleärer und antizytoplasmati- scher Antikörper. Rund 80 Pro- zent der Patienten haben antinu- kleäre Antikörper, 9 Prozent Anti- körper gegen Nukleolen. Antikör- per gegen das Jo-1-Antigen" sind vor allem für Myositis-Fälle cha- rakteristisch, die von einer fibro- sierenden Alveolitis (Lungenfibro- se) begleitet sind.

Sharp Syndrom

Für die Diagnose der mixed con- nective tissue disease (Sharp-Syn- drom) entscheidend ist der Nach- weis von Antikörpern gegen U1- Ribonukleoprotein, zu deren Nachweis neben der einfachen Immundiffusionstechnik auch ra- dioimmunologische Methoden eingesetzt werden (Genth und Al-

brecht/Aachen-Oberammergau).

Mit dem kompetitiven radioimmu- nologischen Assay konnten nur bei 12 Prozent der SLE-Patienten und in Einzelfällen mit anderen Diagnosen positive Befunde erho- ben werden. Im Vordergrund der klinischen Symptomatik von Pa- tienten mit U1-RNP-Antikörpern (besonders urazilreiches Ribonu-

Antinukleäre Antikörper:

Vielfältige Überschneidungen bei systemischen Kollagenosen

Kurzbericht über das Wissenschaftliche Symposium in Aachen

„Klinische Relevanz von antinukleären Antikörpern"

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 28/29 vom 12. Juli 1985 (67) 2119

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT Antikörper

kleoprotein) stehen Raynaud-Syn- drom und synovitische Verände- rungen an den Gelenken. Das Bild der mixed connective tissue dis- ease im Sinne der Beschreibung von Sharp war jedoch nur bei der Hälfte der Fälle nachweisbar. Wei- tere Möglichkeiten der Differen- zierung verschiedener syste- misch-entzündlicher Rheuma- krankheiten erbringt der Nach- weis von Antikörpern gegen Ro- (SS-A-)* und La-(SS-B)* insbeson- dere beim seltenen ANA-negati- ven Lupus und beim Sjögren-Syn- drom (Krippner/Frankfurt).

Neue Aspekte ergeben sich auch aus der Verwendung von polytä- nen Chromosomen aus Drosophi- la-Larven. Lakomek/Düsseldorf konnte mit der indirekten Immun- fluoreszenztechnik unter Verwen- dung von polytänen Chromoso- men bei über 60 Prozent der Pa- tienten mit ankylosierender Spon- dylitis einen für diese Erkrankun- gen spezifischen Antikörper ent- decken.

Das anspruchsvolle Symposium zeigte in der Sicht des Referen- ten,

1. wie vielfältig die Überschnei- dungen verschiedener systemi- scher Bindegewebserkrankungen sowohl klinisch und serologisch sind, und

2. daß eine Kombination ver- schiedener immunologischer Un- tersuchungsverfahren in geübten Händen gestattet, die für die Dia- gnose und Prognose wichtige Dif- ferenzierungen vorzunehmen.

Herrn Oberarzt Dr. med. Ekkehard Genth/Aachen danke ich für die freundliche Durchsicht und Er- gänzung dieses Berichtes.

Professor Dr. med.

Rudolf Gross

Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41

* Es handelt sich um die Initialien des ersten Kranken, bei dem solche Antikörper nachge- wiesen wurden. SS bedeutet jeweils Sjö- gren-Synd rom.

C

hinolone, neue künstliche Antibiotika vermögen Bak- terien zu hemmen. Oft taucht die Frage auf, ob bei der Vielzahl der angebotenen Antibio- tika nicht längst genügend auf dem Markt seien. Wenn die Ent- wicklung bzw. Erforschung stän- dig neuer Arzneimittel zielstrebig vorangetrieben wird, so liegt das daran, daß Erreger die Fähigkeit entwickeln können, sich recht schnell an die Wirkstoffe zu ge- wöhnen, also resistent zu werden.

„Deshalb ist es verständlich, daß das Interesse der Mediziner heut- zutage den Chinolonen (Cipro- floxacin) gilt, welche keine Resi- stenz entwickeln" äußerte Profes- sor H. Knothe vom Zentrum für Hygiene (Frankfurt) bei einem Se- minar im März 1985 in Lochmüh- len. „Bei den Chinolonen handelt es sich um eine chemisch nicht ganz einheitliche Gruppe von an- tibakteriell aktiven Stoffen, die sich vom Grundgerüst des 4-Chi- nolons und damit von „heterozy- klischen Karbonsäuren ableiten", so Professor B. Wiedemann (Mi- krobiologe/Bonn).

Die bereits Anfang der 60er Jahre eingeführte Nalidixinsäure (auch ein Chinolon) konnte die thera- peutischen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden, nicht erfüllen.

Die später entwickelten, synthe- tisch-künstlichen Antibiotika der Chinolon-Gruppe eliminieren Bakterien schon in kleinsten Men- gen. Die Wirksamkeit gilt sowohl gegenüber gramnegativen als auch grampositiven Keimen: So zum Beispiel gegenüber Strepto- und Pneumokokken, die in der

Praxis sicher schwer zu bekämp- fen sind; aber auch gegenüber re- sistenten Stämmen, die man bei einem stationären Krankenhaus- aufenthalt erst erwerben kann, sind die Chinolone besonders wirksam. Bei dem Expertenge- spräch kam ganz deutlich zum Ausdruck, daß gerade diese Phar- makagruppe in Zukunft viele Er- wartungen erfüllen wird. „Man er- innere nur an Gonorrhoe und langdauernde Harnwegsinfekte"

— so Knothe. Ciprofloxin bietet wohl das weitgreifendste Spek- trum zum Beispiel bei Darmbakte- rien und Pseudomonas. Aber es gibt noch nicht genügend klini- sche Erfahrungen. „Vieles ist noch Zukunftsmusik" (Knothe).

Die gute Verträglichkeit ist vor al- lem dadurch bedingt, daß Chino- lone eine hohe Selektivität besit- zen. Sie beeinträchtigen vor allem die für die Bakterien lebensnot- wendige Verdrillung der in Ring- form vorliegenden Erbsubstanz zu einem dicht gepackten Chro- mosom. Erst diese Superhelix er- möglicht es, den rund 1300 Mikro- meter langen Strang Desoxyribo- nukleinsäure (DNS) in den nur zwei Mikrometer langen und ein Mikrometer breiten Bakterien un- terzubringen. An der Bildung die- ser Superhelix ist ein Enzym, die DNS-Gruppe, beteiligt.

Die Chinolone hemmen die Aktivi- tät dieses Enzyms. Deshalb wer- den sie seit einiger Zeit auch als Gyrase-Hemmer bezeichnet. Das Wachstum menschlicher und tie-

rischer Zellen wird von den Chino- Ionen nicht beeinträchtigt, da de- ren DNS keine Superhelix bildet.

Künstliche Antibiotika erweitern künftig

das Behandlungsspektrum

Kurzbericht über ein Presseseminar

„Neue antibakteriell wirksame Substanzen aus der Reihe der Chinolone"

2120 (68) Heft 28/29 vom 12. Juli 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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