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Wolfgang Braungart (Hg.) Stefan George und die Jugendbewegung

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Academic year: 2022

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A B H A N D L U N G E N Z U R L I T E R A T U R W I S S E N S C H A F T

Stefan George und die Jugend- bewegung

Wolfgang Braungart (Hg.)

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Abhandlungen zur Literaturwissenschaft

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Wolfgang Braungart (Hg.)

Stefan George

und die Jugendbewegung

J. B. Metzler Verlag

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Der Herausgeber

Wolfgang Braungart, Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere deutsche Literatur an der Universität Bielefeld.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-476-04574-4 ISBN 978-3-476-04575-1 (eBook)

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

J. B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist Teil von Springer Nature

www.metzlerverlag.de info@metzlerverlag.de

Einbandgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart Satz: Dörlemann Satz, Lemförde

J. B. Metzler, Stuttgart

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature, 2018

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Inhalt

Vorwort . . . VII

Fragen und Notizen zur Einführung . . . 1

Rainer Kolk

Literatur und ›Jugend‹ um 1900. Eine Skizze . . . 11

Manfred Hettling / Daniel Watermann

›Wandervogel‹, Kreise, Bünde – ›Jugend‹ als Herausforderung des

bürgerlichen Vereinsmodells im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts? . . . . 27

Hans-Ulrich Thamer

Bünde und Kreise. Jugendbewegte Gemeinschaftsformen von der

Weimarer Republik bis in die frühe Bundesrepublik . . . 57

Eckart Conze

»Neuen adel den ihr suchet ...«. Aristokratismus in der Jugend-

bewegung nach 1918 . . . 69

Justus H. Ulbricht

deutschland ewig unsere liebe. George-Splitter in zerrissener Zeit . . . 85

Susanne Rappe-Weber

Feundschaft und Exklusion. Zur Bedeutung des gemeinsamen Lesens im Spiegel der ›Gruppenbücher‹ von ›Wandervogel‹ und bündischer

Jugend . . . 111

Michael Fischer

Der Flamme Trabant. Die Politisierung der Flammen- und Feuersymbolik von Ernst Moritz Arndt bis zu Stefan George . . . 125

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VI Inhalt Barbara Stambolis

Von Feuern, Flammen und Brüdern im Kreis. Überlegungen zu Kreis- bedürftigkeit und Kreispraktiken in der Jugendbewegung, mit und

ohne George . . . 147

Michael Philipp

Eine geistige Heimat. Zur George-Rezeption der Bündischen Jugend . . . . 165

Reinhard Pohl

Stefan George als Leitbild in Karl Christian Müllers Jungenbund

›Trucht‹ 1929–1934 . . . 185

Malte Lorenzen

Stefan George in der jugendbewegten Literaturkritik . . . 195

Georg Doerr

›Läuterung des Samens‹ – Gustav Wyneken und Stefan George als

geistige Führer des jungen Walter Benjamin . . . 217

Micha Brumlik

Jüdische Jugend zwischen Martin Buber und Stefan George,

zwischen Berlin und Palästina. Die Werkleute und der Kibbuz Hasorea . . 243

Autorinnen und Autoren . . . 251

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Vorwort

Der vorliegende Band dokumentiert die Beiträge zur Jahrestagung der Stefan- George-Gesellschaft, die 2016 in Bingen am Rhein stattgefunden hat. Sie wurde in Kooperation mit dem Beirat des Archivs der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, von der Stefan-George-Gesellschaft Bingen e. V. vorbereitet und durch- geführt. Unterstützt wurde diese Tagung durch eine Spende der Stiftung Burg Lud- wigstein; dafür danke ich Professor Dr. Jürgen Reulecke. Ebenfalls großzügig unter- stützt wurde die Tagung durch die Alfred Schmid-Stiftung; ich danke sehr herzlich Dr. Florian Lauermann und Dr. Michael Philipp, der den Kontakt hergestellt hat. Der Druck wurde nur möglich dank des Engagements Dr. Oliver Schützes vom Metzler- Verlag Stuttgart. Bei der langwierigen Druckvorbereitung haben mich, wie schon oft, Anna Lenz und Patricia Bollschweiler, beide Universität Bielefeld, sehr umsich- tig und kompetent unterstützt. Auch dafür sei nachdrücklich gedankt. Schließlich danke ich allen Beiträgern, dass sie uns ihre Studien zur Verfügung gestellt haben.

Bielefeld, Dezember 2017 Wolfgang Braungart

(9)

Fragen und Notizen zur Einführung 1

Fragen und Notizen zur Einführung

1

Es gibt Autoren, die eignen sich nicht fürs Leben; es gibt andere, die eignen sich dafür besonders. Zu dieser zweiten Gruppe zählt ohne Zweifel Stefan George. Er wollte zunächst vor allem dies: mit Kunst zur Kunst erziehen; dann, in der zweiten Lebens- und Werkphase nach etwa 1900, mit Kunst für das Leben, für seine Vor- stellung vom Leben. Das war ein Leben in Entschiedenheit, ein Leben in zeit- und kulturkritischer Opposition gegenüber der modernen Massenkultur, ein radikal

›reformiertes‹ Leben: »Ich euch gewissen · ich euch stimme dringe / Durch euren unmut der verwirft und flucht: [...] Lasst euch die fackel halten wo verderben / Der zeit uns zehrt.«2 So heißt es im ›Zeitgedicht‹ des ›Siebenten Rings‹ von 1907. Rhe- torisch wird da nicht lange ›gefackelt‹. Die einen spricht das an, andere stößt das ab. George verfolgte immer eine Poetik wie eine Pädagogik der Unterscheidung.

Marcel Reich-Ranicki schreibt in seiner Autobiographie über seinen Lehrer »Doktor Knick«: »Ob er aus der Jugendbewegung kam, weiß ich nicht, aber etwas Jugend- bewegtes hatte er immer [...]. Die Dichtung seiner Jugendzeit hatte ihn geprägt: Ril- ke, Stefan George und das von ihm mit milder Nachsicht geliebte Frühwerk Gerhard Hauptmanns. Die George-Verse ›Wer je die Flamme umschritt / Bleibe der Flamme Trabant!‹ klangen, von ihm gesprochen, nicht wie eine Mahnung, sondern wie ein glühendes Bekenntnis.«3 Sucht man also Rezeptions- und Wirkungsspuren Georges, muss man in den Milieus suchen, die zeit- und kulturkritisch für derart Pädagogi- sches disponiert waren – das heißt (auch) in der Jugendbewegung. Die Grenzen zu anderen pädagogisch disponierten Milieus sollte man aber nicht von vornherein zu scharf ziehen. Nur dieser Überlegung gehen meine einführenden Notizen nun etwas genauer nach.

Was der vorliegende Band ins Auge fasst, ist bislang noch nicht umfassend unter- sucht worden, obwohl das Thema schon lange auf der Tagesordnung der George- Forschung und der historischen Jugendforschung steht. Der jüngste, wichtigste und materialreichste Beitrag zum Thema stammt von Stefan Breuer im George-Hand- buch von 2012.4 Justus H. Ulbricht, im vorliegenden Band mit einem eigenen Bei- trag vertreten, spricht das Thema in seinen zahlreichen Beiträgen zur Geschichte rechter Ideologie, zur Völkischen Bewegung, zur Jugendbewegung und zur Reform-

1 Erweiterte Einführung zur Binger Tagung. Ich nehme im Folgenden einige Hinweise auf, die ich schon in meiner Studie ›Ästhetischer Katholizismus. Stefan Georges Rituale der Literatur‹ gegeben habe (Tübingen 1997, bes. S. 43 ff.), weil es mir seinerzeit bereits darum ging, George und seinen Kreis im sozialen, kulturellen und ästhetischen Kontext zu sehen.

2 Stefan George: Der Siebente Ring. Sämtliche Werke in 18 Bänden. Hg. von der Stefan George Stiftung. Bearbeitet von Georg Peter Landmann und Ute Oelmann, Stuttgart 1982 ff. Bd. VI/VII, S. 32 f. – Künftig zitiert mit der Sigle SW Bandnummer, Seitenangabe.

3 Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben, München 82012 (zuerst 1999), S. 49. – Zum jugend- bewegten Singen von Liedern der Wandervogelbewegung im Jüdischen Pfadfinderbund, an den sich Reich-Ranicki anschloss, s. S. 63 f.

4 Stefan Breuer: Artikel ›Politische Rezeption‹. In: Achim Aurnhammer/Wolfgang Braun- gart/Stefan Breuer/Ute Oelmann (Hg.) in Zusammenarbeit mit Kai Kauffmann: Stefan George und sein Kreis. Ein Handbuch, 3 Bde., Bd. 2, Berlin – Boston 2012, S. 1176–1225, hier bes. S. 1199–1212 (›Bündische Bewegung‹).

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2 Fragen und Notizen zur Einführung

pädagogik immer wieder an.5 Rainer Kolk, ebenfalls Beiträger zum vorliegenden Band, hat sich im Rahmen verschiedener Publikationen zur Konzeptualisierung von Jugend um 1900 zum Thema geäußert.6 Bei allen dreien geht es vor allem um die Rezeption des charismatischen Erziehers und Führers George, des Zentrums des sog. ›Geheimen Deutschlands‹, ein Konzept, das den Titel eines Lang-Gedichtes von George selbst aufnimmt und im George-Kreis seit etwa 1910 kultiviert wurde.

Ernst Kantorowicz hat es in seiner Frankfurter ›Neu-Antrittsvorlesung‹ von 1933 auf seine Weise ausgeführt.7 Es ging in der Forschung zu unserem Thema also bislang mehr um Sozialformen und um weltanschauliche und ideologische Positionen, nicht primär um die ästhetische bzw. literarische Rezeption.

Wenn es aber um sie geht, um die literarische Rezeption, dann ist die Forschungs- lücke noch gravierender. Erklären mag sich dies daraus, dass sich eine George- Rezeption in der historischen Jugendbewegung schon immer irgendwie von selbst zu verstehen scheint und grundsätzlich nicht strittig ist: »Wer je die flamme umschritt / Bleibe der flamme trabant«. Wem kämen diese Verse nicht in dem Sinn, wenn man an dieses Thema ›Jugendbewegung und Stefan George‹ denkt. Sie passen ja auch so gut zu Lagerfeuer und großer Fahrt, zu den Feuer-Ritualen, die es in der Jugendbe- wegung bis heute gibt;8 und sie symbolisieren so gut das Ethos der Jugendbewegung, wie es mit viel Sinn für Pathos eindrucksvoll im Oktober 1913 beim ersten Freideut- schen Jugendtag auf dem Hohen Meißner in der berühmten Formel zum Ausdruck kommt: »Die Freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Ver- antwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein.« So zitiert eine Gedenktafel auf der Burg Ludwigstein diese Formel, heute noch für jeden leicht wahrnehmbar.

»[G]eschlossen«! – bei »innere[r] Wahrhaftigkeit« und »innerer Freiheit«. Indivi- dualität und Gemeinschaft: Bekanntlich hat die Jugendbewegung eine Fülle eigener, in ihren Formen konservativer, teilweise religiös anmutender Gemeinschaftsrituale ausgebildet, in denen sich ihre Abgrenzung gegen die Generation der Erwachsenen

5 Vgl. Uwe Puschner/Walter Schmitz/Justus H. Ulbricht (Hg.): Handbuch der ›Völkischen Bewegung‹ 1871–1918, München 1999; dort bes. den sehr um Differenzierung bemühten Artikel von Walter Schmitz und Uwe Schneider: Völkische Semantik bei den Münchner

›Kosmikern‹ und im George-Kreis, S. 711–746.

6 Vgl. Rainer Kolk: Kritik der Oberfläche. Zur Position des George-Kreises in kulturellen Debatten 1890–1930. In: Bernhard Böschenstein/Jürgen Egyptien/Bertram Schefold/Wolf- gang Graf Vitzthum (Hg.): Wissenschaftler im George-Kreis. Die Welt des Dichters und der Beruf der Wissenschaft, Berlin – New York, S. 35–48, bes. S. 42–44.

7 Kantorowicz hatte seine Lehre als Jude ganz bewusst für ein Semester unterbrochen. Vgl.

Stefan George: Geheimes Deutschland. In: Das neue Reich. SW IX (Anm. 2), S. 45 ff.; vgl.

auch die Edition der Vorlesung im George-Jahrbuch 3, 2000/01, S. 156–175, die Eckard Grünewald besorgt hat, und ebd. seinen Aufsatz »Übt an uns mord und reicher blüht was blüht!« Ernst Kantorowicz spricht am 14. November 1933 über das ›Geheime Deutsch- land‹, S. 133–155.

8 Vgl. dazu schon Rolf-Peter Janz: Die Faszination der Jugend durch Ritual und sakrale Sym- bole. Mit Anmerkungen zu Fidus, Hesse, Hofmannsthal und George. In: Thomas Koebner/

Rolf-Peter Janz/Frank Trommler (Hg.): ›Mit uns zieht die neue Zeit‹. Der Mythos Jugend, Frankfurt a. M. 1985, S. 310–337; ebd.: Michael Winkler: Der Jugendbegriff im George- Kreis, S. 479–499.

(11)

Fragen und Notizen zur Einführung 3 und ihr Anspruch formulierte, die neue Generation zu sein, von der die grund- sätzliche Erneuerung kommt. Diese Gruppen-Rituale haben, daran kann kaum ein Zweifel sein, die Attraktion der Jugendbewegung entscheidend ausgemacht. Sie lassen sich als selbst geschaffene, selbst organisierte, nicht von den Erwachsenen vorgegebene Rituale für die eigene Zeit ›Jugend‹ verstehen, die damit die soziale Funktion von Ritualen überhaupt besonders deutlich zeigen. Jugend wurde von der Jugendbewegung nicht mehr nur als Übergangszeit zum Erwachsenenalter begrif- fen, sondern emphatisch als eigene, gültige, ja wahre Lebensphase. Die Rituale der Jugendbewegung lassen sich deshalb auch weniger als Übergangsrituale im Sinne Arnold van Genneps begreifen,9 denn als Abgrenzungs-, Selbstauszeichnungs- und Selbstaufwertungsrituale. Jugendbewegung: Das ist also auch ästhetisch-soziale Performanz; und genau hierin ist eine wesentliche Parallele zum George-Kreis zu sehen. Wie konservativ die Jugendbewegung damit sein konnte, das lässt sich etwa an einem programmatischen Artikel in der Monatsschrift ›Freideutsche Jugend‹ von 1916 zeigen. Dort heißt es: »Nur die Religion kann den Antrieb zu einer starken Bewegung geben. Und nur die Religion kann das Endziel einer starken Bewegung sein. [...] Religion heißt Bindung. Wollen wir nicht eine neue Bindung? Riefen wir deshalb nicht: weg mit aller alten Bindung, mit aller Bindung an Selbstsüchtiges, Niederes, an Nur-Überkommenes, Fremdes? Sagten wir nicht: wir wollen die neue Bindung an Eignes, Selbstloses, Höchstes und Letztes?«10 Das ist eine Sprache, die man aus dem George-Kreis kennt. Auch in Georges Gedichten geht es immer wieder um diesen »dienst« am »Höchsten und Grössten«.11

Es dürfte in der Geschichte der historischen Jugendbewegung wohl nur wenige gegeben haben, die die zitierten Verse Stefan Georges aus dem ›Stern des Bundes‹

von 1914 nicht gekannt hätten und die nicht von ihnen angesprochen worden wären.12 Aber was lässt sich darüber hinaus konkreter sagen? Wie intensiv wurde Georges Werk in der Jugendbewegung tatsächlich rezipiert und in welcher Breite?

Oder ist es nicht eine der mythischen Geschichten, die man sich gerne erzählt und die eher der sehr aktiven Erinnerungsarbeit und Selbst(re)konstruktion der Jugend- bewegung zuzurechnen sind?13 Immerhin: Die ›weißen Schwalben‹ des Schluss-

9 Arnold van Gennepp: Übergangsriten, Frankfurt a. M. – New York – Paris 1986 (zuerst frz.

Les rites des passages, 1909).

10 Adolf Allwohn: Über das Religiöse in der freideutschen Jugendbewegung und über die die Religion für die freideutsche Jugendbewegung. In: Freideutsche Jugend. Eine Monats- schrift, Heft 12, 1916, S. 359–360, hier S. 359; meine Hervorhebungen.

11 ›Das Geheimopfer‹. In: SW III (Anm. 2), S. 21.

12 SW VIII (Anm. 2), S. 84.

13 Der »Historisierung und Selbsthistorisierung der Jugendbewegung nach 1945« war im Herbst 2017 eine ganze Tagung gewidmet, die auf der Burg Ludwigstein stattfand und von Susanne Rappe-Weber und Eckart Conze geleitet wurde.  – Einige Hinweise zum Thema darüber hinaus: Wolfgang Frommel: Stefan George und die Jugendbewegung. In:

Castrum Peregrini, Heft 102, 1972, S. 5–23; Wilhelm Riegger/Otto Weise: Stefan George und die Jugendbewegung. Begegnungen und Kontakte. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 13, 1981, S. 129–134; Heinrich Steinbrinker: Bücher, die uns damals viel bedeutet haben. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 5, 1973, S. 102 ff., hier S. 108; Gerhard Ziemer: Zum Verhältnis Jugendbewegung und Stefan George. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 3, 1971, S. 8–11. Rudolf

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4 Fragen und Notizen zur Einführung

gedichtes ›Vogelschau‹ aus dem ›Algabal‹-Zyklus (1892) fliegen auch heute noch in der ›Mundorgel‹.14 Das Gedicht wurde mehrfach vertont, u. a. von Alfred Ziesche, Mitglied des Nerother Wandervogels.15 Ziesche hat ebenso Friedrich Gundolfs in der Jugendbewegung, vor allem in der katholischen Jugendbewegung (und in der

›Weißen Rose‹), weit verbreitetes Gedicht ›Schließ Aug und Ohr für eine Weil / Vor dem Getös der Zeit‹ vertont.16 Wie liedhaft man weitere liedähnliche Vertonungen von Gedichten Georges hinsichtlich ihrer Popularität generell bewertet, darüber lässt sich streiten.17 Die musikalische Avantgarde aber hat sich ihrer bekanntlich schon früh angenommen (Anton Webern, Arnold Schönberg und später, diesen ver-

Ibel deutet in seinem in der ›Unabhängige[n] Zeitung der Jugendbewegung‹ ›Der Zwie- spruch‹ publizierten Aufsatz ›Stefan George, dem Sechzigjährigen‹ die »Grundhaltung des Georgeschen Lebenswerkes« schon in den frühen Gedichten so (S. 278): »Dichtung ist für ihn eine religiöse Angelegenheit; aber nicht als Propagierung religiöser Ideen, Schil- derung religiöser Erlebnisse oder Zustände; nein, das Wort selbst, als Träger der Dichtung ist ihm eine religiöse Angelegenheit«; dieses religiöse Verständnis des dichterischen Wor- tes mache die Einheit von Georges Werk aus. Sie richte sich »gegen eine Sprache, in der alles zur journalistischen Plattheit und Phrase sich wandelte, in der Gemeines und Hei- liges vermengt, auf eine Ebene gewalzt wurde«. In: Der Zwiespruch. Unabhängige Zeitung der Jugendbewegung, Nachrichten- u. Anzeigenblatt ihres wirtschaftlichen Lebens. 10.

Jg., Blatt 24, 17. Juni 1928, S. 277–281. Edith Landmann: Gespräche mit Stefan George, Düsseldorf  – München 1974, S. 27, berichtet, der damals noch wenig bekannte Spitte- ler wurde »von Wyneken in dem Landschulheim Wickersdorf immer abwechselnd mit George gelesen.«

14 Die Mundorgel. Neubearbeitung 1982, 2. verbesserte Aufl., Köln – Waldbröl 1984, Nr. 156.

Erläutert wird dort: »Das Bild der Schwalben umschreibt den Flug der Gedanken.« Damit wird das Motiv, das m. E. poetologisch verstanden werden kann (Schwalben – Gedichte), für den gedanklichen Komplex ›Fahrt‹ und ›Freiheit‹ zugänglich gemacht.

15 https://www.volksliederarchiv.de/lexikon/alfred-zschiesche/; aufgerufen am 5.12.2017. Die Website wird von Michael Zachcial betrieben, der selber Liedkünstler ist.

16 https://www.volksliederarchiv.de/schliess-aug-und-ohr-fuer-eine-weil-lied-der-weissen-rose/;

aufgerufen am 5.12.2017. – In den meisten Rezeptionsbelegen, die mir im jugendbeweg- ten Zusammenhang begegnet sind, findet sich eine m. E. signifikante Veränderung des Gundolfschen Textes. Bei ihm (Gundolf) lautet die erste Strophe: »Schließ aug und ohr für eine weil / Vor dem getös der zeit, / Du heilst es nicht und hast kein heil / Als wo dein herz sich weiht.« – Friedrich Gundolf: Gedichte, Berlin 1930, S. 96. Die jugendbewegten Wiedergaben verändern dies zu: »Als wo dein herz sich weit’«, also: wo es sich weitet. Das kann man aus der Sicht der Jugendbewegung verstehen und ist für sie ja auch passend.

Wenn man aber bedenkt, dass Gundolf noch sterbenskrank (er stirbt 1931) sich von seinem

›Meister‹ nicht lösen wollte, obwohl der sich nach der Eheschließung Gundolfs mit Elisa- beth Salomon von ihm trennte, und wenn man bedenkt, dass Gundolf selbst die Metapher des Sich-Verzehrens im Feuer für den Meister benutzt hat, dann ist die ›Konjektur‹, die die Jugendbewegung an Gundolfs Gedicht vorgenommen hat und die das Sakrale zurück- nimmt, nicht nebensächlich.

17 Vgl. dazu den Beitrag Michael Fischers im vorliegenden Band und Dieter Martin: »Wer je die flamme umschritt«. Stefan George am Lagerfeuer. In: Realität als Herausforderung. Li- teratur in ihren konkreten historischen Kontexten. Festschrift für Wilhelm Kühlmann zum 65. Geburtstag. Hg. von Ralf Bogner/Ralf Georg Czapla/Robert Seidel/Christian von Zim- mermann. Berlin – New York 2011, S. 427–446; ders.: Artikel ›Musikalische Rezeption‹. In:

Aurnhammer u. a. (Hg.), George und sein Kreis (Anm. 4). Bd. 2, S. 939–961, bes. S. 951 f. – Dr. Dr. Michael Fischer, dem Leiter des Freiburger Zentrums für populäre Kultur und Mu- sik, danke ich herzlich für freundliche Auskünfte.

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Fragen und Notizen zur Einführung 5 pflichtet: Adorno).18 Das könnte sie der ästhetisch konservativen Jugendbewegung vielleicht verdächtig gemacht haben, zumal auch die Gedichte, die George selbst

›Lieder‹ nannte, wenig Volksliedhaftes haben.

Und wie war es nun umgekehrt? Wie stand der George-Kreis zur Jugendbewe- gung? Das Bedürfnis, zu ihr Distanz zu halten, betont Stefan Breuer für die Bezie- hungen des George-Kreises zur bündischen Jugend, also der Jugendbewegung nach dem ersten Weltkrieg.19 Diese Distanz Georges und seines Kreises lässt sich vielfach nachweisen. Sie rührt, so möchte man vermuten, vielleicht auch daher, dass sich bei- de tatsächlich doch in vielem sehr nahe waren. Wie die Jugendbewegung ganz stark lebensreformerische und reformpädagogische Züge hatte, so auch der George-Kreis.

Die Darmstädter Lebensreform-Ausstellung von 2000, die durch einem umfangrei- chen Katalog ergänzt und vertieft wurde,20 hat diese Zusammenhänge sehr deutlich gemacht. Lebensreform, Reformpädagogik, Jugendbewegung und George-Kreis: sie alle nahmen kulturkritische Impulse auf,21 wie sie in Europa im modernekritischen Diskurs vielfach artikuliert wurden, und setzten sie auf ihre Weise in eine teilwei- se hochritualisierte ästhetisch-soziale Praxis um. Fritz Klatt (1888–1945), Reform- pädagoge und eine der zentralen Gestalten der Jugendbewegung, berichtet in seinem Tagebuch von einer jugendbewegten Fahrt im Juni 1916: »Nachmittags badeten wir im See. Froh, dass ich noch ungehindert schwimmen konnte. Herrliches Glanz- wunder der nackten Körper im Wasser.«22 Eine solche lebensreformerisch-erotische Erfahrung ist typisch. Weiter heißt es bei Klatt: »Am Kaputher See endlich machten wir Feuer, kochten Tee, aßen Abendbrot, saßen ums Feuer und sahen hinein. Ich las dann aus meinen Kriegssachen vor, zum Schluß die letzten Gedichte aus dem Stern des Bundes, welche uns vier zur wahren Gemeinschaft höhten.«23 Mehrfach erwähnt Klatt in seinen Erinnerungen George-Lektüren. Klatt hatte auch beim His- toriker Kurt Breysig studiert, der sich selbst nicht als Georgeaner sah, aber doch zum weiteren Kreis zu zählen ist.24

Das ist nur ein Beleg, dass es doch lohnend sein könnte, derartige Querver- bindungen zwischen Lebensreform, Jugendbewegung und George-Kreis in Brief- wechseln, Tagebüchern und Biographien noch viel eingehender zu untersuchen. Sie

18 Vgl. dazu den Überblick von Dieter Martin in: Aurnhammer u. a. (Hg.), George und sein Kreis (Anm. 4). Bd. 2, S. 946–950.

19 Breuer, ›Politische Rezeption‹ (Anm. 4), S. 1176–1225, hier bes. S. 1199–1212 (›Bündische Bewegung‹).

20 Kai Buchholz/Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900. Katalog zur Ausstellung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, 2 Bde., Darmstadt 2001.

21 Vgl. auch Carola Groppe: Stefan George, der George-Kreis und die Reformpädagogik zwischen Jahrhundertwende und Weimarer Republik. In: Böschenstein u. a. (Hg.), Wissen- schaftler im George-Kreis (Anm. 6), S. 311–327.

22 Fritz Klatt: Biographische Aufzeichnungen. Aus dem Nachlaß hg. von Lis Klatt und Günter Schulz. Mit einer Vorbemerkung zu den Briefen von Gertrud Breysig und der Bibliographie seiner Schriften und Beiträge von Ursula Schul, Bremen 1965, S. 107 f.

23 Ebd.

24 Vgl. Korinna Schönhärl: Artikel ›Breysig, Kurt‹. In: Aurnhammer u. a. (Hg.), George und sein Kreis (Anm. 4). Bd. 3, S. 1311–1315.

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6 Fragen und Notizen zur Einführung

wird, Carola Groppe hebt das hervor, »sich nur über biographische Einzelstudien ermitteln« lassen.25

Seit Rousseau und dann im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Kulturkritik, wie insbesondere Georg Bollenbeck gezeigt hat,26 zu einem spezifischen Denk- und Argumentationstyp. Horst Thomé hat für eine Variante der Literatur des 19. Jahr- hunderts aus diesem Geist, die jetzt verstärkt entsteht, literarische und essayistische Literatur, den Begriff der ›Weltanschauungsliteratur‹ geprägt.27 An ihr beteiligen sich George-Kreis und Jugendbewegung intensiv. Auch die Zivilisations- und Kultur- kritik ist also eine wichtige Klammer zwischen George-Kreis und Jugendbewegung.

Bei solchen Perspektivierungen steht eine der schwierigsten und am heftigsten diskutierten Fragen der neueren Geschichtswissenschaft immer im Raum: die nach der Vor- und Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus und damit auch die nach der Rolle, die Literatur und Kunst dabei gespielt haben. In seiner umstrittenen George-Biographie von 2002 hat Robert Norton Georges ›geheimes Deutschland‹

im Prä- bzw. Proto-Faschismus verortet.28 Norton kann sich dabei auf Mitglieder des Georges-Kreises selbst berufen wie zum Beispiel Ernst Bertram. Im Herbst 2016 fand auf Burg Ludwigstein eine vom Marburger Kulturwissenschaftler Karl Braun geleite- te Tagung statt, bei der es um Biopolitik und Jugendbewegung ging. Die Ergebnisse sind bereits publiziert.29 Die Tagung nützte Foucaults Konzept der Biopolitik, um einen wichtigen, lange vernachlässigten Aspekt der historischen Jugendbewegung in ihren Kontexten zu beschreiben. In den verschiedenen Avantgardebewegungen – der Pädagogik, der Lebensreform, aber auch der Kunst – bildete sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt ein biopolitischer Diskurs aus, der durch die Nationalsozialisten bekanntlich auf katastrophale Weise politisch enggeführt und funktionalisiert wurde. Am Lebensdiskurs um 1900 und am biologischen Diskurs des 19. Jahrhunderts überhaupt kann man besonders gut studieren, wie sich jenes fa- tale Tableau ideologischer Argumentations- und Denkfiguren entwickelte, und zwar über alle politischen Positionen und Strömungen hinweg.30 Vor nunmehr 30 Jahren 25 Groppe, George und die Reformpädagogik (Anm. 21), S. 327.

26 Georg Bollenbeck: Eine Geschichte der Kulturkritik. Von J. J. Rousseau bis G. Anders, München 2007; vgl. auch Thomas Rohkrämer: Eine andere Moderne? Zivilisationskritik, Natur und Technik 1880–1933, Paderborn – München – Wien – Zürich 1999; ders.: Die fatale Attraktion des Nationalsozialismus. Zur Popularität eines Unrechtsregimes, Pader- born – München – Wien – Zürich 2013. – Im Zusammenhang des vorliegenden Bandes von besonderem Interesse: Barbara Beßlich: Wege in den Kulturkrieg. Zivilisationskritik in Deutschland 1890–1914, Darmstadt 2000; Olivier Agard/Barbara Beßlich (Hg.): Kultur- kritik zwischen Deutschland und Frankreich (1890–1933), Frankfurt a. M. u. a. 2016 (mit Beiträgen von Philipp Redl und Jan Andres zum George-Kreis); Stefan Breuer: Ästhetischer Fundamentalismus. Stefan George und der deutsche Antimodernismus, Darmstadt 1995.

27 Horst Thomé: Weltanschauungsliteratur. Vorüberlegungen zu Funktion und Texttyp. In:

Wissen in Literatur im 19. Jahrhundert. Hg. von Lutz Danneberg und Friedrich Vollhardt.

Tübingen 2002, S. 338–380; ders.: Der Blick auf das Ganze. Zum Ursprung des Konzepts

»Weltanschauung« und der Weltanschauungsliteratur. In: Aufklärungen: Zur Literatur- geschichte der Moderne. Hg. von Werner Frick u. a., Tübingen 2003, S. 387–401.

28 Robert Norton: Secret Germany: Stefan George and his Circle, Ithaca – London 2002.

29 Karl Braun/Felix Linzner/John Khairi-Taraki (Hg.): Avantgarden der Biopolitik. Jugend- bewegung, Lebensreform und Strategien biologischer ›Aufrüstung‹, Göttingen 2017.

30 Zu alldem vgl. ebd.

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Fragen und Notizen zur Einführung 7 hat Gudrun Fiedler in ihrer grundlegenden Dissertation über ›Jugend im Krieg‹, also über die Jugendbewegung im Ersten Weltkrieg, schon nachgewiesen, dass der erste Weltkrieg auch ein Katalysator der Bewusstseinsbildung in der Jugendbewegung war. Denn jetzt differenzierte sich die Jugendbewegung auch politisch weiter aus, freilich ohne gleich eigene, im engeren Sinne dezidiert politische Positionen zu ent- wickeln.31

Wenn man also nach der Vorgeschichte des Nationalsozialismus fragt – und an Theorien und Entwürfen ist bekanntlich kein Mangel –, so kann man wohl etwas pauschal sagen: Das ideologische Argumentationssyndrom wurde in den Jahren von ca. 1860 bis ca. 1920 bereits weitgehend ausgebildet. Die Nationalsozialisten konnten hier gewissermaßen einfach zugreifen; ideologisch fiel ihnen nichts Neues ein. Wohl aber radikalisierten und bündelten sie, was schon da war. In ihrem ›Willen zur Macht‹ kanalisierte sich die Ideologie nun politisch mit fatalster Wirksamkeit.

Zwar konnten die Nationalsozialisten also ideologisch aus dem Vollen der 20er Jahre schöpfen. Zugleich aber hatten sie sowohl von den Agitationsformen der Linken

›gelernt‹, als auch von der Organisation des politischen Handelns (auf der Straße und im Parlament) bedeutend mehr verstanden, als so mancher Völkische in den Jahrzehnten davor.32

Auch im George-Kreis gibt es, wie in der Jugendbewegung, eine große Breite weltanschaulicher Positionen; vielfältigste Bezugnahmen auf Reformpädagogik und Lebensreform; jugendbewegte Sensibilität für neue soziale und zugleich ästhetische Praktiken. Wie in Lebensreform und Kulturkritik um 1900, die man voneinander nicht strikt trennen kann, gibt es auch im George-Kreis einen Zusammenhang von Subjekt- und Kulturkritik einerseits und neuen Vergemeinschaftungsprozessen, neuen Formen gemeinschaftsstiftender Rituale andererseits. Dies freilich im Zei- chen der Kunst und, wenn man die Inthronisation Maximins zum mythopoetischen Gott so verstehen will, der Religion bzw. parareligiöser Selbstverständigungen.33 Im George-Kreis vollzieht sich schließlich mit und nach dem Ersten Weltkrieg eine ähnliche politische Differenzierung wie in der Jugendbewegung. Sie waren beide

31 Gudrun Fiedler: Jugend im Krieg. Bürgerliche Jugendbewegung, Erster Weltkrieg und sozialer Wandel 1914–1923, Köln 1989; dies: ›Werdet Führer Eurem Volke!‹ Politisierung der Freideutschen Jugend 1917–1923. In: Wolfgang R. Krabbe (Hg.): Politische Jugend in der Weimarer Republik, Bochum 1993, S. 13–37. Vgl. auch Hiltraud Casper-Hehne: Zur Sprache der bündischen Jugend. Am Beispiel der Deutschen Freischar, Tübingen 1989;

Reinhard Preuß: Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913–1919, Köln 1991; Dietmar Schenk: Die Freideutsche Jugend 1913–

1919/20. Eine Jugendbewegung in Krieg, Revolution und Krise, Münster 1991. Neuerdings und besonders zu beachten: Rüdiger Ahrens: Bündische Jugend. Eine neue Geschichte 1918–1933; Göttingen 2015. Herzlichen Dank an Gudrun Fiedler für ihre hilfreichen Hin- weise!

32 Ich danke hier noch einmal besonders Justus H. Ulbricht.

33 Vgl. Wolfgang Braungart (Hg.): Stefan George und die Religion. Berlin – Boston 2015; vgl.

auch Jan Stottmeister: Der George-Kreis und die Theosophie. Mit einem Exkurs zum Swas- tika-Zeichen bei Helena Blavatsky, Alfred Schuler und Stefan George, Göttingen 2014; ein Buch, das ganz deutlich macht, wie Poetik, Weltanschauliches und Religiöses im George- Kreis zusammenhängen, auch wenn sich George von kirchlich verfasster Religiosität – er kommt aus dem rheinischen Katholizismus und war Messdiener – gelöst hat.

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8 Fragen und Notizen zur Einführung

nach 1900 weder kulturell noch ästhetisch eine avantgardistische Bewegung. Auf den Modernisierungs- und Industrialisierungsschub reagierten sie dadurch, dass sie ihn zu übergehen bzw. hinter ihn zurückzugehen versuchten.

In seinem Artikel zum George-Handbuch relativiert Stefan Breuer zwar die Be- deutung zweier Meinungsführer der historischen Jugendbewegung, Hans Blühers und Gustav Wynekens als jugendbewegte Vermittler und Multiplikatoren Georges:

»Ebenso wenig greift die Annahme, ein solcher Einfluss hätte sich über ›Mittler‹

wie Gustav Wyneken oder Hans Blüher vollzogen. Wyneken bezog sich trotz man- cher Berührungspunkte nicht auf StG [Stefan George] und war viel zu sehr auf die Bildung einer eigenen Gemeinde bedacht, als dass er andersartige Einflüsse hätte dulden können.«34 Aber auch dieser mögliche oder nur vermeintliche Rezeptions- weg wäre wohl noch genauer zu untersuchen. Umgekehrt räumt Breuer jedoch ein,

»dass Blühers Lehren vom Männerbund und vom neuen Adel in vieler Hinsicht am Vorbild des George-Kreises abgelesen waren«.35

Hans Blüher, 1902 als Vierzehnjähriger in Steglitz Mitglied des ›Wandervogels‹

und später wichtiger wie – wegen der Betonung des Erotischen in der Jugendbewe- gung – umstrittener Historiker und Theoretiker der Jugendbewegung, schließt sein Hauptwerk ›Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft‹ (1917/19) mit dem Gedicht aus Georges ›Stern des Bundes‹: ›Neuen adel den ihr suchet / Führt nicht her von schild und krone!‹36 »Wer aber der Adel ist, das sagen die Worte Georges«:

Mit der Autorität Georges und dessen Elite-Gedanken aufnehmend, unterstreicht er, dass »[e]rst der keimende Bund [...] den wirklichen Adel gebären« werde und

»mit ihm die wirkliche Aristie und die wirkliche Herrschaft«.37 Blüher entspricht mit dieser Forderung nach einer neuen, hierarchisch gestuften Sozialordnung durch- aus Georges Sinn für soziale Ordnung. In seiner Autobiographie ›Werke und Tage‹

von 1953 (eine erste Fassung entstand um 1920) mit dem selbstbewussten Untertitel

›Geschichte eines Denkers‹, die, wie Georges ›Tage und Taten‹,38 auf Hesiod anspielt (›Werke und Tage‹),39 bezieht sich Blüher mehrfach auf George.40

Für den Reformpädagogen und Kopf der Jugendkulturbewegung Gustav Wyne- ken, zu dessen Anhängern auch der junge Walter Benjamin gehörte, war George

34 Breuer, Politische Rezeption (Anm. 4), S. 1201.

35 Ebd., S. 1201, Anm. 128; mit Hinweis auf: Ders.: Stefan George und die Phantome der ›Kon- servativen Revolution‹. In: George-Jahrbuch 2, 1998/99, S. 141–163.

36 SW VIII (Anm. 2), S. 85.

37 Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft, 2 Bde., Jena 1917/19.

Bd. 2, S. 224. Zu diesem Komplex der Neuadelsvorstellungen siehe den Beitrag Eckart Con- zes im vorliegenden Band.

38 SW XVII (Anm. 2).

39 Blüher weist selbst darauf hin: Werke und Tage. Geschichte eines Denkers, München 1953, Einleitung, S. 11: »Ich stahl ihn [den Titel] dem Böotier Hesiod in einer frivolen Nacht.

Doch bei ihm bedeuten die ›Werke‹ nur landwirtschaftliche Tätigkeit, und die ›Tage‹ sind bei ihm eine Art Bauernkalender. Das alles hat gar nichts auf sich. Sein Gedicht, das wir nur als Fragment kennen, wiegt allzu leicht, und nur eben sein Titel hat ziehende Kraft.«

40 Vgl. etwa ebd., S. 351: »Stefan George bändigte diesen sakralen Andrang durch einen star- ken Formwillen.«

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Fragen und Notizen zur Einführung 9 der »Höhepunkt der modernen Lyrik«.41 Noch in seinem letzten Buch ›Abschied vom Christentum‹ (1963) zitiert Wyneken zustimmend George, wenn er ein zen- trales Ideologem der Kulturkritik um 1900 aufgreift: die Identifizierung der zerset- zenden, subjektivistischen Innerlichkeit mit dem Protestantismus. Dagegen spielt er die feierliche Ästhetik und Objektivität des Katholizismus aus und nennt zentrale Merkmale des Rituals: »Wer aufmerksam einer katholischen Messe (einem Hoch- amt) beiwohnt, dem wird sie als ein feierliches Schauspiel, als ein geheimnisvolles Theater einen tiefen Eindruck machen [...]. [D]ie Unverständlichkeit des Aufbaus [der Messe], das geheimnisvolle, schweigende Hantieren der Priester am Altar, der vorgeschriebene Gebrauch der lateinischen Sprache – dies alles erhöht für die Gemeinde die feierliche, erwartungsvolle Stimmung. Und diese Gemeinde selbst, durch Massensuggestion oder auch Gruppenbewußtsein zu einer seelischen Ein- heit verschmolzen, erzeugt in sich und für sich, eine gewaltige stehende Welle von Stimmung, die dem am Altar sich vollziehenden Sakrament die Resonanz, den tiefen Vollklang, die echte Wunderwirkung verleiht. Ja, die Volksmenge gehört mit dazu,

›die schön wird, wenn das Wunder sie ergreift‹ (Stefan George).42 Hier versteht man erst richtig das katholische: ›Extra ecclesiam nulla salus‹«.43 Im Ritual des Meßopfers wird für Wyneken die moderne Individuation aufgehoben: »[N]ur in ihr [der Opfer- gemeinde] erlebt der Einzelne, daß er (religiös) kein Einzelner, sondern Glied einer Gemeinschaft ist.«44 Man kann sich nur darüber wundern, dass Wyneken in dieser späten Veröffentlichung eine derart ideologisch ausgebeutete Position noch so un- kritisch vertritt. 1930 schrieb Baldur von Schirach an Peter Berns, den Führer des rechtsextremistischen Jugendbundes der Geusen: »Jugendbewegung und Hitlerju- gend sind nicht zu trennen.«45 Hitler-Jugend und BDM waren freilich keine Jugend- bewegungen, sondern politische Organisationen. Jugendbewegungen können sich, ich sagte es schon, überhaupt durch Protest-Rituale, Re-Ritualisierungen und neue Gemeinschaftsbildungen, durch die Ablehnung vorgefundener und die Schaffung eigener Rituale von der Väter- bzw. Elterngeneration abgrenzen.

Klaus Manns Autobiographie ›Kind dieser Zeit‹ illustriert diesen Zusammenhang von Emanzipation und Re-Ritualisierung. In der 1910 als Landerziehungsheim ge- gründeten Odenwaldschule unter der Leitung des Reformpädagogen Paul Geheeb, in die der Sechzehnjährige eintritt, gehören lebensreformerische Übungen (›Luft- bad‹, ›splitternackte Freiübungen‹, ›straffer Tageslauf‹)46 zur reformpädagogischen Praxis, die, nach der Missbrauchsdebatte des letzten Jahrzehnts, niemand mehr als bloß harmlos oder skurril auffassen sollte. Literatur ist Teil des reformpädagogischen Rituals. Der Kreis, in dem sich Klaus Mann in der Odenwaldschule bewegt, lebt und

41 Walter Laquer: Die deutsche Jugendbewegung. Eine historische Studie, Köln 1978, S. 151;

weitere Hinweise ebd.

42 Ein Zitat aus Georges Papst-Gedicht im ›Siebenten Ring‹, SW VI/VII (Anm. 2), S. 20 f.

43 Gustav Wyneken: Abschied vom Christentum. Ein Nichtchrist befragt die Religionswissen- schaft, Reinbek bei Hamburg 1970, S. 179 f.

44 Ebd., S. 180, meine Hervorhebungen.

45 Zit. nach Laquer, Die deutsche Jugendbewegung (Anm. 41), S. 210.

46 Klaus Mann: Kind dieser Zeit, Reinbek bei Hamburg 1991, S. 138.

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10 Fragen und Notizen zur Einführung

vollzieht Literatur kultisch. Als er die Schule verlässt, fängt George an, »auf mich zu wirken«47

Jugendbewegung, Reformpädagogik, Lebensreform und auch der George-Kreis:

sie setzen alle auf ästhetisch-soziale Praktiken, die sich stark ähneln und als ästhe- tische Praktiken auch effektive Formen der Vergemeinschaftung darstellen. In sie ist die Rezeption von Literatur, besonders von Lyrik, so intensiv integriert, dass sie selbst Teil der sozial-rituellen Praxis wird. Damit ist nun auch die Frage aufgeworfen, inwiefern es sich um wirkliche Neuansätze handelt oder ob sich hier fortsetzt, was in der Vereinskultur des 19. Jahrhunderts begonnen wird. Denn im Dichterkult der literarischen Vereine des 19. Jahrhunderts wird Literatur ebenfalls in die sozio- rituelle Praxis integriert. Deshalb wird unser Band mit einem Beitrag zu dieser Frage eröffnet.

Diese wenigen Notizen sollen genügen. Sie können einen diskursgeschichtlichen Zusammenhang von Lebensreform und Kulturkritik, von Jugendbewegung und Re- formpädagogik allenfalls andeuten, an dem George und sein Kreis auf eigene Wei- se partizipieren, in den sie hineinwirken und von dem sie sich auch abzugrenzen versuchen. Dass es darüber hinaus auch große ästhetisch-rituelle Gemeinsamkeiten gab, scheint mir offensichtlich. Von einem offeneren Verständnis des Ästhetischen her, das sich nicht auf die Künste allein zurückziehen darf, rücken politische und soziale Prozesse und Praktiken einerseits und Literatur und Kunst andererseits in eine Nähe, die moderne Ausdifferenzierungen unterläuft.48 In den folgenden Bei- trägen werden die Stichworte, die ich kaum mehr als nur nennen konnte, intensiver ausgeführt. Die Debatte um George und die Jugendbewegung scheint mir freilich damit erst richtig eröffnet.

47 Ebd., S. 176: »Noch war ich zu weich, zu genußsüchtig und zu genäschig, um die strengere Botschaft seiner ethischen Postulate überhaupt zu empfangen und um seine Form zu ver- stehen. Immerhin reagierte ich mit einer äußerst gespannten Hellhörigkeit auf seine For- mel von der ›Verleibung des Gottes‹ und der ›Vergottung des Leibes‹, und ich ahnte früh den Zusammenhang zwischen seinem hellenisch-katholischen Mythos und den verzweifel- ten Forderungen Wedekinds nach der ›Wiedervereinigung von Moral und Schönheit‹, die problematisch und unerfüllt bleiben.«

48 Vgl. zu diesem ›kulturästhetischen‹ Verständnis auch: Verf.: Ästhetik der Politik, Ästhetik des Politischen. Ein Versuch in Thesen, Göttingen 2012.

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Literatur und ›Jugend‹ um 1900. Eine Skizze 11

Literatur und ›Jugend‹ um 1900. Eine Skizze

Rainer Kolk

»Stirb jung und hinterlasse eine attraktive Leiche.« Es sind solche bündigen Ma- ximen, in denen sich aktuelle Selbstbilder und Mythisierungen verdichten: vom schnellen und riskanten Leben jenseits von Rentenansprüchen, vom Helden, der dem Altwerden entkommt, wie der von Everett in seiner Nirvana-Biographie an- gesprochene Kurt Cobain, charismatischer Frontmann der Grunge-Band Nirvana, der sich 1994 mit 27 Jahren in seiner Garage mit einer Schrotflinte erschießt.1 Zu diesem Zeitpunkt hat die Rede über ›Jugend‹ bereits ein Jahrhundert Konjunktur.

Das Nachdenken über die heranwachsende Generation ist in modernen Gesell- schaften mit ihren offenen Zeithorizonten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts erwartbar. Für den Literaturwissenschaftler ist interessant, dass sich den pädago- gischen, erziehungswissenschaftlichen, bildungspolitischen, kulturphilosophischen Reflexionen auch solche literarischer Thematisierung von ›Jugend‹ assoziieren. Die Zahl dieser literarischen Kommentare ist unüberschaubar. Nahezu alle Repräsentan- ten des Bildungs- und Entwicklungsromans, Texte über Familien- und Generations- probleme, schließlich Biographien, Autobiographisches, Memoiren und die explizit für Jugendliche geschriebene Literatur verhandeln ›Jugend‹ mit unterschiedlichsten Akzentsetzungen und Zuschreibungen. Und nicht zuletzt in der populären Kultur ist ›Jugend‹ konstitutiv für zentrale Selbstinszenierungen: des Rebellischen, der Auf- lehnung gegen Etabliertes, Konventionelles, Kommerzielles. Dass Pete Townshend von den ›Who‹ – wir verdanken ihm die Zeile »I hope I die before I get old« (aus

›My generation‹ 1965) – inzwischen älter ist als höchste Repräsentanten jener der Bornierung geziehenen staatlichen Ordnung, stört da nicht: Es geht um ›Haltungen‹, um Lebensstile.

Die folgende Skizze geht, im Blick auf das Rahmenthema der ›Jugendbewegung‹, auf einige literarische Texte aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein, in denen zentral ›Jugend‹ thematisiert wird. Mein Augenmerk gilt dabei zumal den

»schweren Zeichen«:2 narrativen Konstellationen, in denen es ums ›Ganze‹ geht, um Fundamentales, um Leben und Tod, um Krise und Entscheidung, denn gerade hier ergeben sich Affinitäten zum George-Kreis. Ich erläutere zunächst einige Aspekte einer Literaturgeschichte der ›Jugend‹ seit dem 18. Jahrhundert und nenne dann unterschiedliche Thematisierungsformen. Weniger interpretatorische Details ein- 1 Everett True: Nirvana. Die wahre Geschichte. Aus dem Englischen von Kirsten Borchardt,

Höfen 2008, S. 13.

2 Die Begriffsbildung bei Diederichsen und Baudrillard, besonders aber Werner Helsper:

Das »Echte«, das »Extreme« und die Symbolik des Bösen. Zur Heavy Metal-Kultur. In:

Peter Kemper/Thomas Langhoff/Ulrich Sonnenschein (Hg.): »but I like it«. Jugendkultur und Popmusik, Stuttgart 1998, S. 244–259, hier S. 245. Nicht zufällig ergibt sich eine im vorliegenden Beitrag nur anzudeutende Fortführung hin zu Entwicklungen der populären Musik und den sie tragenden Jugendszenen seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts;

vgl. ausführlicher unten, Anm. 69.

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12 Rainer Kolk

zelner Texte sollen interessieren als die grundsätzliche Frage nach den literarischen Redeweisen über ›Jugend‹, denen es, so die These, immer um mehr geht als um die Beschreibung der Facetten einer Lebensphase.3

Während das 20. Jahrhundert an seinem Beginn von der schwedischen Reform- pädagogin Ellen Key in ihrem gleichnamigen Buch zum »Jahrhundert des Kindes«

und dem sozialdemokratischen Publizisten Karl Korn zum »Jahrhundert der Ju- gend«4 ernannt wurde, gilt das 18. Jahrhundert gemeinhin als das ›pädagogische Jahrhundert‹.5 Das ist nicht nur ein feiner Unterschied in der Wortwahl, es be- zeichnet tatsächlich eine markante Differenz: Wo die Reformpädagogik des letzten Jahrhunderts Kinder und Jugendliche vor Disziplinierung und Bevormundung in Familie und Schule schützen möchte und »vom Kinde aus« (Key) argumentiert, da stehen im Zeitalter der Aufklärung tatsächlich weniger ›das Kind‹ oder ›der Jugend- liche‹ im Sinne der modernen Reformer als vielmehr Formen und Funktionen des erzieherischen Zugriffs auf der Tagesordnung. Denn das, was die auf allgemeinen Vernunftgebrauch eingeschworenen Aufklärer wie Basedow und Campe zunächst intendieren, ist eine Systematisierung der pädagogischen Anstrengung, deren Ziel der Bürger in einer nie in Frage gestellten Ständegesellschaft des aufgeklärten Ab- solutismus ist.6 Literarische Texte haben solche eher auf kontinuierliche Diszipli- nierung und Integration abzielende Orientierung mehrfach mit ›subjektfeindlichen‹

Konsequenzen ständischer Vergesellschaftung konfrontiert; Goethes ›Die Leiden des jungen Werthers‹ ist das wohl markantestes Beispiel.

Rousseaus ›Émile‹ kehrt diese Perspektive kompromisslos um: Es sei nicht möglich, den Jugendlichen als Menschen und als Bürger zugleich zu erziehen. Die skandalträchtige Diagnose der Zeit begründet zum einen die Stellung Rousseaus als Ahnherr der modernen Erziehungswissenschaft, die sich immer als Reform- pädagogik versteht.7 Rousseau stiftet zum anderen die Tradition der Verbindung von Pädagogik mit Kulturkritik, der es nicht nur um die Lern- und Reifungspro- 3 Die folgenden Ausführungen greifen in einigen Passagen auf ältere Arbeiten zurück. Vgl.

neben den jeweils ausgewiesenen Aufsätzen auch: Verf.: Zucht und Hoffnung. Pädagogi- sche Akzente bei George und Rilke. In: Andreas Beyer/Dieter Burdorf (Hg.): Jugendstil und Kulturkritik. Zur Literatur und Kunst um 1900, Heidelberg 1999, S. 139–156; ders.: »Die- ses junge siegreiche Deutschland«. Traditionen und Aspekte des nationalsozialistischen Jugendkonzepts. In: Der Deutschunterricht Heft4, 2003, S. 27–36; ders.: Die Jugend der Moderne. In: Verf. (Hg.): Jugend im Vormärz, Bielefeld 2007, S. 11–24; ders.: Kairos und Kabuff. Kommentare zur »Jugend«-Konzeption in Heinrich Manns »Professor Unrat«. In:

Eva Geulen/Nicolas Pethes (Hg.): Jenseits von Utopie und Entlarvung. Kulturwissenschaft- liche Untersuchungen zum Erziehungsdiskurs der Moderne, Freiburg 2007, S. 161–178.

4 Zit. nach Jürgen Reulecke: »Ich möchte einer werden so wie die ...«. Männerbünde im 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. – New York 2001, S. 37.

5 Vgl. Verf.: »Ja, begeisternd ist der Anblick aufstrebender Jünglinge.« Das Versprechen der Jugend zwischen Vormärz und Moderne. In: Jürgen Fohrmann/Helmut Schneider (Hg.):

1848 und das Versprechen der Moderne, Würzburg 2003, S. 15–32, hier S. 16 ff.

6 Die geläufige Kontrollpraxis kann deshalb auch als Gegenteil einer wahren Reformpädago- gik verzeichnet werden; vgl. Katharina Rutschky (Hg.): Schwarze Pädagogik. Quellen zur Naturgeschichte der bürgerlichen Erziehung, Neuausgabe. Berlin 1997 (= Ullstein-Buch 35670).

7 Vgl. Jürgen Oelkers: Reformpädagogik. Eine Dogmengeschichte, Weinheim – München

31996, S. 15 f.

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Literatur und ›Jugend‹ um 1900. Eine Skizze 13 zesse des einzelnen Individuums zu tun ist, sondern um die gesellschaftlichen Rah- menbedingungen ihrer Optimierung. Rousseaus Frontalangriff auf die Prinzipien aufklärerischer Integrationspädagogik unterstellt eine Diskrepanz von individueller und allgemeiner Glückseligkeit8 und erteilt schon im apodiktischen Gestus den Prinzipien diskursiver Verständigung eine Absage.9 Dass Rousseau gelegentlich als Erfinder der Jugendphase tituliert wird,10 verweist auf ihre exponierte Stellung in seinem Erziehungsdenken. Die Merkmale, mit denen Rousseau die Jugendphase ausstattet, können bis in die Gegenwart als normatives Fundament für die europäi- sche Reflexion auf Jugend gelten:11 ›Jugend‹ wird aus der pragmatischen Abfolge der Generationen herausgenommen, von der etwa die Aufzeichnungen des Zeitgenos- sen Ulrich Bräker berichten, und positiv akzentuiert. Jugend avanciert in der Folge zum emphatischen Begriff, an den sich kulturkritische und geschichtsphilosophi- schen Hoffnungen anlagern. Die Jugendphase wird damit gegen soziale Verortung indifferent konzipiert, stand-, schicht- oder klassenbezogene Konzeptionen sind obsolet, ›Jugend‹ ist als ›pädagogische Provinz‹ auf ein eigenes Erziehungsmilieu ausgerichtet. Die »zweite Geburt«, von der Rousseau spricht, anzuleiten, wird zum Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion und zum Metier professioneller Eliten, die sich nicht als Mittler gesellschaftlicher Imperative verstehen, sondern als Anwalt des Zöglings. ›Jugend‹ bekommt den Charakter eines Moratoriums zugeschrieben, einer Phase der von Rollenzumutungen möglichst entlasteten Selbstfindung. Noch 200 Jahre später wird Erik Erikson die Stabilisierung von Identität mit diesem Aufschub, mit einem Stadium psychosozialer Experimente, verbinden. Jugend wird insgesamt als Entwicklungsprozess gesehen, der krisenhaften Charakter zeigt: Körperliche und sexuelle Reifung gehen einher mit Orientierungsproblemen. Adoleszenzlitera- tur und Bildungsromane kommentieren dieses Stadium der Sozialisation als Phase riskanter Passagen und »Verwirrungen«, die Robert Musils ›Törleß‹-Roman bereits im Titel zitiert.

Zwei Einschränkungen sind hier zumindest erforderlich. Die emphatisierte Ju- gendkonzeption darf mit den realhistorischen Bedingungen von Aufwachsen und Lernen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht verwechselt werden.12 Und sie ne- giert weitgehend die Problematik weiblicher Adoleszenz, die den Uniformierungen des Geschlechtscharakterdiskurses ausgeliefert bleibt: Die Frau bleibt als Gegenpol zum Mann, auch und gerade in der Tradition Rousseaus, auf ihre Rolle in der inti-

8 Vgl. Wilhelm Voßkamp: »Un livre Paradoxal«. J.-J. Rousseaus ›Émile‹ in der deutschen Dis- kussion um 1800. In: Herbert Jaumann (Hg.): Rousseau in Deutschland. Neue Beiträge zur Erforschung seiner Rezeption, Berlin – New York 1995, S. 101–113, hier S. 104.

9 Vgl. Herbert Jaumann: Rousseau in Deutschland. Forschungsgeschichte und Perspektiven.

In: Ders. (Hg.), Rousseau in Deutschland (Anm. 8), S. 1–22, hier S. 19.

10 Vgl. Bernhard Schäfers: Soziologie des Jugendalters. Eine Einführung, Opladen 6. aktuali- sierte und überarbeitete Aufl. 1998 (= Uni-Taschenbuch 1131), S. 50.

11 Vgl. zum Folgenden Jürgen Zinnecker: Jugend der Gegenwart – Beginn oder Ende einer historischen Epoche? In: Dieter Baacke/Wilhelm Heitmeyer (Hg.): Neue Widersprüche.

Jugendliche in den 80er Jahren, Weinheim – München 1985, S. 24–45, hier S. 27 ff.

12 Vgl. Werner Speitkamp: Jugend in der Neuzeit. Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahr- hundert, Göttingen 1998.

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14 Rainer Kolk

misierten Kleinfamilie verwiesen.13 Allenfalls der männliche Jugendliche aus Mittel- und Oberschichten mag jene Freiheitsräume angetroffen haben, die als Moratorium interpretierbar sind. Das verweist darauf, dass die literarischen Thematisierungen von ›Jugend‹ nicht umstandslos als sozialhistorische Quellen missverstanden wer- den sollten: Sie sind Konstruktionen, kulturelle Deutungsmuster, Formen von Be- deutungskonstitution. ›Jugend‹ wird zu einem unüberschaubaren Terrain erklärt, einem Schwebezustand vor einem Erwachsensein, das sich Lebensläufe gleichfalls als dauerhafte Unsicherheit vergegenwärtigen muss.14 Einerseits wird Jugendlichkeit mit emphatischen Hoffnungen auf selbstbewusste Freiheit und radikale Innovation umgeben; die Literaturrevolten vom Sturm und Drang über das Junge Deutschland bis zum Expressionismus partizipieren daran. Andererseits entsteht zugleich die pädagogische Sorge um Labilität und Gefährdung, die diesem Alter unterstellt wird.

Und dieser Schwellenzustand eben liefert das semantische Repertoire für Beschrei- bungen von Wandel, wenn ›Krise‹ der Subjektivität und ›Krise‹ der Gesellschaft mit der Kultur korreliert oder, nicht selten, identifiziert werden.

Spätestens mit Ellen Keys ›Das Jahrhundert des Kindes‹, 1899 erschienen, 1902 in deutscher Übersetzung vorgelegt, und mit Emil Strauß’ ›Freund Hein‹ (1902) wird vor Augen geführt, auf welches öffentliche Interesse die Kritik am staatlichen Erziehungssystem rechnen kann und welcher Rang ihr in den kulturkritischen Debatten zukommt. Weder die literarischen Schilderungen leidender Jugendlicher noch pädagogische Reformdiskussionen sind um 1900 allerdings neu. Vielmehr betonen sie geradezu stereotyp die Dignität ihrer Belange durch Verweis auf die Ahnenreihe ›Émile‹, Moritz’ ›Anton Reiser‹, Goethes ›Wilhelm Meister‹ oder Kellers

›Heinrich Lee‹. Lernen könne man an ihnen, so das Argument, dass Bildungs- und Erziehungsfragen schon immer zu den prominenten Themen führender Geister ver- gangener Epochen gehört hätten.15 Nunmehr gelte es, endlich die Lehren aus den Klassikern zu ziehen.

So kennt die Literatur den Jugendlichen: als stürmisches Autor-Genie, das die Regeln des Poeta doctus hinter sich lässt, um zu neuen Ufern aufzubrechen, wie auch

13 Vgl. Ursula Geitner: Soviel wie nichts? Weiblicher Lebenslauf, weibliche Autorschaft um 1800; Kerstin Stüssel: Die ›häuslichen Geschäfte‹ und ›studia‹. Die ›gelehrten Frauen- zimmer‹ im 18. Jahrhundert. Beide in: Jürgen Fohrmann (Hg.): Lebensläufe um 1800, Tü- bingen 1998, S. 29–50, S. 51–69. Vgl. zur Thematisierung weiblicher Adoleszenz: Gerhard Neumann: Kindheit und Erinnerung. Anfangsphantasien in drei romantischen Novellen:

Ludwig Tieck ›Der blonde Eckbert‹, Friedrich de la Motte Fouqué ›Undine‹, E. T. A. Hoff- mann ›Der Magnetiseur‹. In: Günter Oesterle (Hg.): Jugend – ein romantisches Konzept?

Würzburg 1997 (= Stiftung für Romantikforschung 2), S. 81–103. Norm und Praxis in so- zialhistorischer Perspektive diskutieren Manfred Hettling/Stefan-Ludwig Hoffmann: Der bürgerliche Wertehimmel. Zum Problem individueller Lebensführung im 19. Jahrhundert.

In: Geschichte und Gesellschaft 23, 1997, S. 333–359.

14 Vgl. Verf.: »Rollenaustheilungen«. Zur Darstellung von Lebensläufen bei den Grimms, Heine und Gutzkow. In: Wolfgang Adam/Peter Hasubek/Gunter Schandera (Hg.): Immer- mann-Jahrbuch 4: Carl Leberecht Immermann und die deutsche Autobiographie zwischen 1815 und 1850, 2003, S. 117–130.

15 Vgl. exemplarisch Danziger: Über Erziehungsromane. In: Die Mittelschule 23, 1909, S. 77–

83, 101–109, 125–131; M. Scheffel: Moderne Erziehungsromane. In: Pädagogische Studien, N. F. 30, 1909, S. 199–217, 267–287.

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Literatur und ›Jugend‹ um 1900. Eine Skizze 15 als literarische Figur und als ästhetischen Entwurf. Poesie wird zur Projektionsfläche für Imaginationen neuer Lebensstile und Gemeinschaftsformen jenseits des Über- lieferten und Erprobten, dem das Stigma des Alten anhaftet: nicht als Ehrwürdiges und Bewährtes, sondern als Veraltetes. Sozialisation gewinnt durch Lektüre auch eine literarische Komponente, thematisiert sie doch die Möglichkeiten jugendlicher Phantasie und Normendistanz ebenso wie die dadurch bedingten Risiken des Selbst- verlustes; romantische Prosa berichtet von diesen Irrfahrten zwischen Väterwelt und außergesellschaftlichen Räumen.16

Aus bildungshistorischer Perspektive muss die literarische Figur des leidenden Jugendlichen um 1900 überraschen. Die Begriffsgeschichte des ›Jugendlichen‹ ver- deutlicht, dass dieser Terminus zuerst Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts auftaucht – nicht zufällig im juristischen Diskurs über Strafmündigkeit.17 Die zeit- genössische Jugend steht in schlechtem Ruf, gilt als unzuverlässig, der Kontrolle und Disziplinierung bedürftig. Hier sieht die Jurisdiktion ebenso Handlungsbedarf wie die entstehende Kinder- und Jugendpsychiatrie18, gelegentlich bereits in Abstim- mung mit der beginnenden staatlichen Sozialfürsorge. Der Jugendemphase um 1900 geht also die »Entdeckung des auffälligen ›Jugendlichen‹ um 1880 voraus«,19 dessen Beaufsichtigung außerhalb der Familie sich ein »System staatlicher Korrekturein- richtungen« zu widmen beginnt. Ihr Argwohn wird durch die Beobachtung erregt, dass sowohl in bäuerlichen, besonders aber in proletarischen Milieus, gravierende Abweichungen von Mittelschichtlebensstilen und -erziehungsmaximen existieren;

so im Sexual- und Heiratsverhalten und in beruflicher Praxis.20

16 Vgl. Oesterle, Jugend (Anm. 13), S. 15 f., sowie die Studien des Bandes zu einzelnen Auto- 17 Vgl. Lutz Roth: Die Erfindung des Jugendlichen, München 1983, S. 101; Ulrich Herrmann: ren.

Der »Jüngling« und der »Jugendliche«. Männliche Jugend im Spiegel polarisierender Wahr- nehmungsmuster an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Deutschland. In: Ders.

(Hg.): Historische Bildungsforschung und Sozialgeschichte der Bildung. Programme  – Analysen – Ergebnisse, Weinheim 1991, S. 225–232, 403–406.

18 Vgl. Peter Dudek: Jugend als Objekt der Wissenschaft. Geschichte der Jugendforschung in Deutschland und Österreich 1890–1933, Opladen 1990; Johannes-Christoph von Bühler:

Die gesellschaftliche Konstruktion des Jugendalters. Zur Entstehung der Jugendforschung am Beginn des 20. Jahrhunderts, Weinheim 1990, bes. S. 104–134, mit Ausblicken auf lite- rarische Darstellungen von Jugend. Konstatiert wird für den Zeitraum 1890–1914 eine »zu- nehmende Mythologisierung des Jugendalters« (S. 135); vgl. ähnliche Beobachtungen aus literaturwissenschaftlicher Perspektive schon bei Friedrich Kröhnke: Jungen in schlechter Gesellschaft. Zum Bild des Jugendlichen in deutscher Literatur 1900–1933, Bonn 1981 (= Literatur und Wirklichkeit 22); Barbara Stambolis: Mythos Jugend – Leitbild und Kri- sensymptom. Ein Aspekt der politischen Kultur im 20. Jahrhundert, Schwalbach a. Taunus 2003, S. 89–111.

19 Detlev J. K. Peukert: »Mit uns zieht die neue Zeit ...«. Jugend zwischen Disziplinierung und Revolte. In: August Nitschke/Gerhard A. Ritter/Detlef J. K. Peukert/Rüdiger vom Bruch (Hg.): Jahrhundertwende. Der Aufbruch in die Moderne 1880 – 1930, Reinbek bei Ham- burg 1990 (= rororo 8575). Bd. 1, S. 176–202, hier S. 189. Das folgende Zitat ebd.

20 Vgl. Christa Berg: Familie, Kindheit, Jugend. In: Dies. u. a. (Hg.): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd. IV: 1870–1918. Von der Reichsgründung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, München 1991, S. 91–146, hier S. 120 ff.

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16 Rainer Kolk

Schon der oberflächliche Blick auf das Personal literarischer Thematisierungen von ›Jugend‹ um 1900 empfiehlt deshalb Vorsicht bei pauschalisierenden Urtei- len über die seismographische Kraft dieser Texte. Von Wedekinds ›Frühlings Er- wachen‹ über Rilkes ›Turnstunde‹ (1902) und Hesses ›Unterm Rad‹ (1906) bis hin zu Torbergs ›Schüler Gerber‹ (1930) sind die Protagonisten als Angehörige von Mittelschichten geschildert, agieren in deren Bildungsinstitutionen: Kadetten- anstalten, Real- und Humanistischen Gymnasien; von Volksschulen, Fachschulen und Mittelschulen ist kaum die Rede.21 Die Reichsgründung 1871 bringt bereits nach kurzer Zeit die Streitfrage mit sich, wie denn in den Bildungseinrichtungen der deutschen Staaten den Herausforderungen politisch-sozialen Wandels die- ser Größenordnung zu begegnen sei: Schulreform bleibt ein bildungspolitisches Dauerthema im Kaiserreich.22 Die Brisanz dieser Debatten geht jedoch über De- tailfragen institutioneller Organisation weit hinaus. Die Einlassungen des Kaisers auf der Berliner Schulkonferenz 1890 gegen die überkommene humanistische Bildung und für eine explizit nationale, »[d]eutsche Bildung« etwa partizipieren an den Grundsatzkontroversen über den Zustand der deutschen Kultur insgesamt, zu denen auch die öffentlichkeitswirksam verbreiteten Konzepte der Reformpädagogik gehören.

Diese wenigen Rahmenaspekte zeigen schon, dass der literarischen Themati- sierung defizitärer schulischer Erziehung keine Priorität zukommt, wobei es eine letztlich müßige Überlegung ist, welcher Text die Konjunktur des Genres um 1900 einleitet.23 Erst mit Thomas Manns ›Die Buddenbrooks‹ (1901) und Emil Strauß’

›Freund Hein‹ lassen sich Kommentare feststellen, denen es um pädagogische Referentialisierungen geht. Was es mit der verbreiteten sentimentalen Erinnerung an das sogenannte »Schulparadies« auf sich habe, heißt es 1902 im Blick auf diese beiden Texte, »dafür haben wir in der neuesten Romanliteratur zwei zutreffende und ergreifende Zeugnisse«.24 Ludwig Gurlitt, einer der im Buchmarkt erfolgreichsten Reformpädagogen, gibt in seinen Schriften geradezu ein Panorama literarischer Kronzeugen von Walther von der Vogelweide bis Gotthelf. In einer Passage über

»Früchte tyrannischer Erziehung« heißt es 1905:

21 Und allenfalls am Rande von Mädchen und jungen Frauen. Hier wäre anzuschließen an Beobachtungen des Bandes: Gertrud Lehnert (Hg.): Inszenierungen von Weiblichkeit.

Weibliche Kindheit und Adoleszenz in der Literatur des 20. Jahrhunderts, Opladen 1996.

22 Vgl. resümierend James C. Albisetti/Peter Lundgreen: Höhere Knabenschulen. In: Christa Berg (Hg.): Handbuch. Bd. IV (Anm. 20), S. 229 ff.

23 Vgl. die Zusammenstellung potentiell relevanter Texte im Zeitraum 1881–1925 von John Neubauer: The fin-de-siècle culture of adolescence, New Haven 1992, S. 220–227; Neu- bauer verdeutlicht besonders das Spektrum der Thematisierungen, von der Malerei über die Jugendbewegung bis hin zur Kinderpsychologie.

24 Max Lorenz: Der Deutsche und sein Vaterland. In: Der Tag (Berlin), Nr. 461 vom 2.10.1902;

es handelt sich um die Anzeige des gleichnamigen Buches des im Folgenden erwähnten Ludwig Gurlitt. Bei ihm heißt es im selben Jahr über beide Romane: »da ist für uns Lehrer viel, sehr viel zu lernen!« Der Deutsche und sein Vaterland. Politisch-pädagogische Be- trachtungen eines Modernen, Berlin 1902, S. 138. Zitiert wird nach der noch im selben Jahr (!) erschienenen 4. Aufl.

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