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Entwicklungsprobleme und -risiken stark hörbehinderter Kinder und Jugendlicher - eine Herausforderung zur Einmischung an die Kinder- und Jugendpsychiatrie

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Academic year: 2021

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Kammerer, Emil

Entwicklungsprobleme und -risiken stark hörbehinderter Kinder

und Jugendlicher – eine Herausforderung zur Einmischung an die

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 48 (1999) 5, S. 351-365

urn:nbn:de:bsz-psydok-41505

Erstveröffentlichung bei:

http://www.v-r.de/de/

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Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Universität des Saarlandes,

Campus, Gebäude B 1 1, D-66123 Saarbrücken E-Mail: psydok@sulb.uni-saarland.de

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I n h a l t

Aus Klinik und Praxis / From Clinic and Practice

Barth, R.: Ein Beratungsangebot für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern – Konzep-tion und erste Erfahrungen der Beratungsstelle „MenschensKind“ (Parent-Infant-Pro-gramme „MenschensKind“ – Concept and Outcomes of ther First Tree Years) . . . 178 Kraus, D.: „Jugendreligionen“ zwischen Fluch und Segen („Destructive Cults“: Part

Curse, Part Blessing) . . . 192 Luxen, U.; Senckel, B.: Die entwicklungsfreundliche Beziehung – Transfer

psychothera-peutischer Konzepte und Methoden in die heilpädagogische Arbeit mit lern- und gei-stig behinderten Kindern (The Development-Friendly Relationship – Transfer for Psy-chotherapeutic Concepts and Methods to Therapeutic Pedagogical Work with Learning Impaired Mentally Handicapped Children) . . . 37 Meurs, P.; Cluckers, G.: Das Verlangen nach Verflochtenheit mit der Herkunftskultur –

Migrantenfamilien in psychodynamischer Therapie (The Desire for Interwovenness with the Culture of Origin – Migrant Families in Psychodynamic Therapy) . . . 27

Originalarbeiten / Originals

Beelmann, W.; Schmidt-Denter, U.: Normierung der deutschsprachigen Fassung des Family Relations Tests (FRT) für Kinder von vier bis fünf Jahren (Standardization of the German Version of the Family Relations Test (FRT) for Children of Four to Five Years of Age) . . . 399 Fegert, J. M.; Probst, M.; Vierlböck, S.: Das an Neurodermitis erkrankte Kind in der

Fami-lie – eine qualitative Untersuchung zu Auswirkungen und zur Bewältigung der Erkrankung (Children suffering from Atopic Eczema and their Families. A Qualitative Interview-Study on Family Coping) . . . 677 Gloger-Tippelt, G.: Transmission von Bindung bei Müttern und ihren Kindern im

Vorschulalter (Transmission of Attachment in Mothers and Their Preschool-Aged Children) . . . 113 Gomille, B.; Gloger-Tippelt, G.: Transgenerationale Vermittlung von Bindung:

Zusam-menhänge zwischen den mentalen Bindungsmodellen von Müttern, den Bindungs-mustern ihrer Kleinkinder sowie Erlebens- und Verhaltensweisen der Mütter beim Übergang zur Elternschaft (Transgenerational Transmission of Attachment: Relations Between Mothers’ Mental Models of Attachment and Their Infants’ Patterns of Attachment, as well as Mothers’ Experiences and Interaction Behavior During Transi-tion to Parenthood) . . . 101 Hessel, A.; Geyer, M.; Plöttner, G.; Brähler, E.: Zur Situation der Jugendlichen in

Deutschland – Ergebnisse bevölkerungsrepräsentativer Befragungen (The Situation of Young People in Germany – Results of a Representative Survey) . . . 465 Hirschberg, W.: Sozialtherapie bei Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens –

Ergebnisse und Katamnesen (Social Therapy with Conduct-disordered Adolescents – Results and Catamnestic Data) . . . 247 Höger, C.; Witte-Lakemann, G.: Von Kinderpsychiatern moderierte pädiatrische

Qualitäts-zirkel – eine geeignete Qualitätssicherungsmaßnahme in der Psychosomatischen

(3)

IV Inhalt

Grundversorung? (Pediatric Quality Circles Moderated by Child Psychiatrists – A Sui-table Quality Assurance Measure in Psychosomatic Basic Care?) . . . 723 Hummel, P.: Familiärer Alkoholmißbrauch im Kontext von Sexual- und

Körperverlet-zungsdelikten durch männliche Jugendliche und Heranwachsende (Familial Alcohol Abuse in the Context of Sexual and Assault Offences Committed by Males Between the Age of 14 and 20 Years) . . . 734 Kardas, J.; Langenmayr, A.: Sozial-emotionale und kognitive Merkmale von

Scheidungs-kindern und Kindern aus Zwei-Eltern-Familien – ein querschnittlicher Vergleich (Social-emotional and Cognitive Characteristics of Children of Divorce and Children from Two-Parent-Families – a Cross-Sectional Comparison) . . . 273 Karle, M.; Klosinski, G.: Sachverständigen-Empfehlungen zur Einschränkung oder zum

Ausschluß des Umgangsrechts (Expert Advice Concerning the Limitation or Suspen-sion of the Right of Visitation) . . . 163 Karpinski, N. A.; Petermann, F.; Borg-Laufs, M.: Die Effizienz des Trainings mit

aggressi-ven Kinder (TaK) aus der Sicht der Therapeuten (The Efficacy of the „Training mit aggressiven Kinder (TaK)“ – the Viewpoint of the Therapists) . . . 340 Klein, S.; Wawrok, S.; Fegert, J. M.: Sexuelle Gewalt in der Lebenswirklichkeit von

Mäd-chen und Frauen mit geistiger Behinderung – Ergebnisse eines Forschungsprojekts (Sexualised Violence in the Life World of Girls and Women with Mental Handicap – Results of a Research Project) . . . 497 Klopfer, U.; Berger, C.; Lennertz, I.; Breuer, B.; Deget, F.; Wolke, A.; Fegert, J. M.;

Lehm-kuhl, G.; LehmLehm-kuhl, U.; Lü deritz, A.; Walter, M.: Institutioneller Umgang mit sexuel-lem Mißbrauch: Erfahrungen, Bewertungen und Wünsche nichtmißbrauchender Eltern sexuell mißbrauchter Kinder (Professional Approach in the Management of Sexual Abuse in Children and Adolescents: Experiences of Patents of Sexual Abused Children and their Evaluation of Professional Approach) . . . 647 Laederach-Hofmann, K.; Zundel-Funk, A. M.; Dräyer, J.; Lauber, P.; Egger, M.; Jü rgensen,

R.; Mussgay, L.; Weber, K.: Körperliches und psychisches Befinden bei 60- 70jährigen Bernerinnen und Bernern mit neurotischen Symptomen im Kindesalter – Eine Unter-suchung über mehr als 50 Jahre (Emmental-Kohorte) (Physical and Emotional Well-being in 60 to 70-Years-old Bernese Subjects with Neurotical Symptoms in Childhood – A Prospective Investigation over more than 50 Years (Emmental Cohort)) . . . 751 Landolt, M. A.; Dangel, B.; Twerenhold, P.; Schallberger, U.; Plü ss, H.; Nü ssli, R.:

Elter-liche Beurteilung eines psychoonkologischen Betreuungskonzeptes in der Pädiatrie (Parental Evaluation of a Psychosocial Intervention Program in Pediatric Oncology) . 1 Lauth, W.; Koch, R.; Rebeschiess, C.; Stemann, C.: Aufmerksamkeitsstörungen und

Gedächtniskapazitäten bei sprachauffälligen und unauffälligen Kindern (Attention Deficit Disorder and Memory Capacity in Language-impaired and Inconspicuous Children) . . . 260 Ludewig, A.; Mähler, C.: Krankengymnastische Frühbehandlung nach Vojta oder nach

Bobath: Wie wird die Mutter-Kind-Beziehung beeinflußt? (Vojta- or Bobath-Physio-therapy with Children: How is the Mother-Child-Relationship affected?) . . . 326 Naumann, E.G.; Korten, B.; Pankalla, S.; Michalk, D.V.; Querfeld, U.:

Persönlichkeits-struktur und Rehabilitation bei jungen Erwachsenen mit Nierenersatztherapie (Perso-nality and Rehabilitation in Young Adults with Renal Replacement Therapy) . . . 155 Noterdaeme, M.; Minow, F.; Amorosa, H.: Psychische Auffälligkeiten bei

(4)

Inhalt V

anhand der Child Behavior Checklist (Behavioral Problems in Language-Impared Children: Therapy Evaluation Using the Child Behavior Checklist) . . . 141 Pauli-Pott, U.; Ries-Hahn, A.; Kupfer, J.; Beckmann, D.: Konstruktion eines Fragebogens

zur Erfassung des „frühkindlichen Temperaments“ im Elternurteil – Ergebnisse für den Altersbereich drei bis Monate (The Construction of a Questionnaire to assess „Infant Temperament“ by Parental Jugdement – Results for 3-4 Months old Infants) . . . 231 Pauli-Pott, U.; Ries-Hahn, A.; Kupfer, J.; Beckmann, D.: Zur Kovariation elterlicher

Beur-teilungen kindlicher Verhaltensmerkmale mit Entwicklungstest und Verhaltensbeob-achtung (Covariation of Parental Jugdements of the Child’s Behavior Characteristics with Development Test and Behavior Observation) . . . 311 Roth, M.: Körperbezogene Kontrollüberzeugungen bei gesunden und chronisch kranken

Jugendlichen (Body Realted Locus of Control in Healthy and Chronically Ill Adole-scents) . . . 481 Schepker, R.; Toker, M.; Eberding, A.: Inanspruchnahmebarrieren in der ambulanten

psy-chosozialen Versorgung von türkeistämmigen Migrantenfamilien aus der Sicht der Betroffenen (Objections to attend Outpatient Psychosocial Facilities in Turkish Migrants from the Families’ Point of View) . . . 664 Wolff Metternich, T.; Döpfner, M.; Englert, E.; Lehmkuhl, U.; Lehmkuhl, G.; Poustka,

F.; Steinhausen, H.-C.: Die Kurzfassung des Psychopathologischen Befundsystems in der Basisdokumentation Kinder- und Jugendpsychiatrie – Ergebnisse einer multizen-trischen Studie (The Short Form of the Clinical Assessment Scale of Child and Adole-scent Psychopathology (CASCAP) as Part of the Basic Documentation of Child and Adolescent Psychiatry – Results of a Mulitcenter Study) . . . 15 Ziegenhain, U.: Die Stellung von mütterlicher Sensitivität bei der transgenerationalen

Übermittlung von Bindungsqualität (The Relevance of Maternal Sensitivity for the Transgenerational Transmission of Attachment) . . . 86

Übersichtsarbeiten / Reviews

Brisch, K.-H.; Buchheim, A.; Kächele, H.: Diagnostik von Bindungsstörungen (Diagnostic of Attachment Disorders) . . . 425 du Bois, R.: Zur Unterscheidung von Regression und Retardation (The Distinction of

Regression and Retardation) . . . 571 Fahrig, H.: Die Heidelberger Studie zur Analytischen Kinder- und

Jugendlichen-Psycho-therapie: die angewandte Behandlungstechnik (The Heidelberg Study of Analytic Tre-atment of Children and Adolescents: the Applied Therapeutic Techniques of Treat-ment) . . . 694 Gloger-Tippelt, G.: Transmission von Bindung über die Generationen – Der Beitrag des

Adult-Attachment Interviews (Transmission of Attachment Across the Generations) . 73 Kammerer, E.: Entwicklungsprobleme und -risiken stark hörbehinderter Kinder und

Jugendlicher – eine Herausforderung zur Einmischung an die Kinder- und Jugend-psychiatrie (Development Problems and Risks of Children and Adolescents with Severe Hearing Impairment – a Challange for Child and Adolescent Psychiatrists) . . . 351 Resch, F.: Repräsentanz und Struktur als entwicklungspsychopathologisches Problem

(Representation and Structure in a Developmental Psychopathology Perspective) . . . 556 Schmitt, A.: Sekundäre Traumatisierungen im Kinderschutz (Secondary Traumas in Child

Protection) . . . 411

(5)

VI Inhalt

Seiffge-Krenke, I.: Die Bedeutung entwicklungspsychologischer Überlegungen für die Erarbeitung eines diagnostischen Inventars für Kinder und Jugendliche (OPD-KJ) (The Importance of a Developmental Perspective inthe Conceptualization of a Diagnostic

Instrument for Children and Adolescents (OPD-KJ)) . . . 548

Streeck-Fischer, A.: Zur OPD-Diagnostik des kindlichen Spiels (On Operationalized Psy-chodynamic Diagnostics of Child Play) . . . 580

von Klitzing, K.: Die Bedeutung der Säuglingsforschung für die Operationalisierte Psy-chodynamische Diagnostik während der ersten Lebensjahre (The Significance of the Infant Research for the Operationalized Psychodynamic Diagnostic (OPD) during Infancy) . . . 564

Werkstattberichte / Brief Reports Bauers, W.; Dietrich, H.; Richter, R.; Seiffge-Krenke, I.; Völger, M.: Werkstattbericht der Arbeitsgruppe Achse III: Konflikt (Brief Report OPD-CA (Children and Adolescents) Axis III: Conflict) . . . 611

Bü rgin, D.; Bogyi, G.; Karle, M.; Simoni, H.; von Klitzing, K.; Weber, M.; Zeller-Stein-brich, G.; Zimmermann, R.: Werkstattbericht der Arbeitsgruppe Achse II: Beziehungs-verhalten (Brief Report OPD-CA (Children and Adolescents) Axis II: Behavior in Rela-tions) . . . 602

Koch, E.; Arnscheid, J.; Atzwanger, B.; Brisch, K. H.; Brunner, R.; Cranz, B.; du Bois, R.; Hussmann, A.; Renzel, A.; Resch, F.; Rudolf, G.; Schlü ter-Mü ller, S.; Schmeck, K.; Sie-fen, R. G.; Spiel, G.; Streeck-Fischer, A.; Wlezek, C.; Winkelmann, K.: Werkstattbericht der Arbeitsgruppe Achse IV: Strukturniveau (Brief Report OPD-CA (Children and Ado-lescents) Axis IV: Structural Standard) . . . 623

Löble, M.; Goller-Martin, S.; Roth, B.; Konrad, M.; Naumann, A.; Felbel, D.: Familien-pflege für Jugendliche mit ausgeprägten psychischen Störungen (Family Foster for Adolescents with Mental Disorders) . . . 366

Schulte-Markwort, M.; Romer, G.; Behnisch, A.; Bilke, O.; Fegert, J. M.; Knölker, U.: Werkstattbericht der Arbeitsgruppe Achse I: Subjektive Dimensionen, Ressourcen und Behandlungsvoraussetzungen (Brief Report OPD-CA (Children and Adolescents) Axis I: Subjective Dimensions, Ressources, and Preconditions for Treatment) . . . 589

Steinberg, H.: Rückblick auf Entwickungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Paul Schrö-der (Review of Developments in Child and Adolescent Psychiatry: Paul SchroeSchrö-der) . . . 202

Subkowski, P.: Modell einer stationären psychoanalytischen integrativen Eltern-Kindthe-rapie (Experiences with a Concept of Psychoanalytic Treatment of Families with Child-ren in a Clinical Environment) . . . 438

Buchbesprechungen Ahrbeck, B.: Konflikt und Vermeidung. Psychoanalytische Überlegungen zu aktuellen Erziehungsfragen . . . 450

Barocka, A. (Hg.): Psychopharmakotherapie in Klinik und Praxis . . . 455

Barth, K.: Lernschwächen früh erkennen im Vorschul- und Grundschulalter . . . 219

Becker, K.; Sachse, R.: Therapeutisches Verstehen . . . 638 Bissegger, M. et al.: Die Behandlung von Magersucht – ein integrativer Therapieansatz 450

(6)

Inhalt VII

Bölling-Bechinger, H.: Frühförderung und Autonomieentwicklung. Diagnostik und

Intervention auf personzentrierter und bindungstheoretischer Grundlage . . . 529

Burian, W. (Hg.): Der beobachtete und der rekonstruierte Säugling . . . 456

Ciompi, L.: Die emotionalen Grundlagen des Denkens. Entwurf einer fraktalen Affekt-logik . . . 713

Datler, W.; Krebs, H.; Mü ller, B. (Hg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik, Bd. 8: Arbeiten in heilpädagogischen Settings . . . 295

Dippelhofer-Stiem, B.; Wolf, B. (Hg.): Ökologie des Kindergartens. Theoretische und empirische Befunde zu Sozialisations- und Entwicklungsbedingungen . . . 380

Döpfner, M.; Schü rmann, S.; Frölich, J.: Training für Kinder mit hyperaktivem und oppo-sitionellem Problemverhalten – THOP . . . 381

Egle, U. T.; Hoffmann, S. O.; Joraschky, P. (Hg.): Sexueller Mißbrauch, Mißhandlung, Ver-nachlässigung . . . 294

Eickhoff, F.-W. (Hg.): Jahrbuch der Psychoanalyse, Bd. 38 . . . 211

Eickhoff, F.-W. (Hg.): Jahrbuch der Psychoanalyse, Bd. 39 . . . 216

Engelbert-Michel, A.: Das Geheimnis des Bilderbuches . . . 715

Ettrich, C.:Konzentrationstrainings-Programm für Kinder . . . 296

Figdor, H.: Scheidungskinder – Wege der Hilfe . . . 448

Fischer-Tietze, R.: Dumme Kinder gibt es nicht. Warum Lernstörungen entstehen und wie man helfen kann . . . 131

Fisher, A. G.; Murray, E. A.; Bundy, A. C.: Sensorische Integrationstherapie. Theorie und Praxis . . . 790

Fisseni, H.: Lehrbuch der psychologischen Diagnostik . . . 129

Göppel, R.: Eltern, Kinder und Konflikte . . . 387

Gröschke, D.: Praxiskonzepte der Heilpädagogik . . . 61

Hargens, J.; von Schlippe, A.: Das Spiel der Ideen. Reflektierendes Team und systemische Praxis . . . 641

Herzka, H. S.; Hotz, R.: Tagesbehandlung seelisch kranker Kinder. Konzepte, Verwirkli-chung, Ergebnisse . . . 791

Hettinger, J.: Selbstverletzendes Verhalten, Stereotypien und Kommunikation . . . 63

Holtsappels, H. G.; Heitmeyer, W.; Melzer, W.; Tillmann, K.-J. (Hg.): Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention . . 221

Hopf, H.: Aggression in der analytischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Theo-retische Annahmen und behandlungstechnische Konsequenzen . . . 298

Kallenbach, K. (Hg.): Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Ausgewählte Krankheitsbilder und Behinderungsformen . . . 716

Keller, H. (Hg.): Lehrbuch Entwicklkungspsychologie . . . 530

Kiese-Himmel, C.: Taktil-kinästhetische Störung. Behandlungsansätze und Förderpro-gramme . . . 534

Klein-Hessling, J.; Lohaus, A.: Bleib locker. Ein Streßpräventionstraining für Kinder im Grundschulalter . . . 452

Klemenz, B.: Plananalytisch orientierte Kinderdiagnostik . . . 783

Körner, W.; Hörmann, G. (Hg.): Handbuch der Erziehungsberatung, Bd. 1: Anwendungs-bereiche und Methoden der Erziehungsberatung . . . 386

Krause, M. P.: Elterliche Bewältigung und Entwicklung des behinderten Kindes . . . 215

Krucker, W.: Spielen als Therapie – ein szenisch-analytischer Ansatz zur Kinderpsycho-therapie . . . 209

Krumenacker, F.-J.: Bruno Bettelheim. Grundpositionen seiner Theorie und Praxis . . . . 637

(7)

VIII Inhalt

Kü spert, P.; Schneider, W.: Hören, lauschen, lernen – Sprachspiele für Kinder im Vor-schulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der

Schriftsprache . . . 452

Lapierre, A.; Aucouturier, B.: Die Symbolik der Bewegung. Psychomotorik und kindliche Entwicklung . . . 390

Lauth, G. W.; Schlottke, P. F.; Naumann, K.: Rastlose Kinder, ratlose Eltern. Hilfen bei Überaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen . . . 785

Mall, W.: Sensomotorische Lebensweisen. Wie erleben menschen mit geistiger Behinde-rung sich und ihr Umwelt? . . . 132

Menne, K. (Hg.): Qualität in Beratung und Therapie. Evaluation und Qualitätssicherung für die Erziehungs- und Familienberatung . . . 533

Mitulla, C.: Die Barriere im Kopf. Stereotype und Vorurteile bei Kindern gegenüber Aus-ländern . . . 218

Nissen, G.; Fritze, J.; Trott, G.-E.: Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter . . . 641

Nyssen, F.; Janus, L. (Hg.): Psychogenetische Geschichte der Kindheit. Beiträge zur Psy-chohistorie der Eltern-Kind-Beziehung . . . 300

Papastefanou, C.: Auszug aus dem Elternhaus. Aufbruch und Ablösung im Erleben von Eltern und Kindern . . . 208

Permien, H.; Zink, G.: Endstation Straße? Straßenkarrieren aus der Sich von Jugendlichen 531 Post, W.: Erziehung im Heim. Perspektiven der Heimerziehung im System der Jugend-hilfe . . . 212

Prouty, G.; Pörtner, M.; Van Werde, D.: Prä-Therapie . . . 454

Ratey, J. J.; Johnson, C.: Shadow Syndromes . . . 295

Retschitzki, J.; Gurtner, J. L.: Das Kind und der Computer . . . 377

Roell, W.: Die Geschwister krebskranker Kinder . . . 65

Rohmann, U.; Elbing, U.: Selbstverletzendes Verhalten. Überlegungen, Fragen und Ant-worten . . . 447

Rosenkötter, H.: Neuropsychologische Behandlung der Legasthenie . . . 382

Rost, D. H. (Hg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie . . . 528

Rotthaus, W.: Wozu erziehen? Entwurf einer systemischen Erziehung . . . 788

Rudnitzki, G.; Resch, F.; Althoff, F. (Hg.): Adoleszente in Psychotherapie und beruflicher Rehabilitation . . . 716

Salzgeber-Wittenberg, I.; Henry-Williams, G.; Osborne, E.: Die Pädagogik der Gefühle. Emotionale Erfahrungen beim Lernen und Lehren . . . 383

Sarimski, K.: Entwicklungspsychologie genetischer Syndrome . . . 384

Seckinger, M.; Weigel, N.; Van Santen, E.; Markert, A.: Situation und Perspektiven der Jugendhilfe . . . 446

Selb, H.; Mess, U.; Berg, D.: Psychologie der Aggressivität . . . 62

Shapiro, L. E.: EQ für Kinder. Wie Eltern die Emotionale Intelligenz ihrer Kinder fördern können . . . 717

Sherborne, V.: Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik . . . 389

Speck, O.: Chaos und Autonomie in der Erziehung . . . 302

Steckel, R.: Aggression in Videospielen: Gibt es Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern . . . 639

Stern, D. N.: Die Mutterschaftskonstellation. Eine vergleichende Darstellung verschiede-ner Formen der Mutter-Kind-Psychotherapie . . . 535

Strassburg, H. M.; Dacheneder, W.; Kress, W.: Entwicklungsstörungen bei Kindern: Grundlagen der interdisziplinären Betreuung . . . 214

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Namenverzeichnis IX

Streeck-Fischer, A. (Hg.): Adoleszenz und Trauma . . . 779

Studt, H. H. (Hg.): Aggression als Konfliktlösung? Prophylaxe und Psychotherapie . . . . 62

Textor, M. R.: Hilfen für Familien. Eine Einführung für psychosoziale Berufe . . . 787

Tschuschke, V.; Heckrath, C.; Tress, W.: Zwischen Konfusion und Makulatur. Zum Wert der Berner Psychotherapie-Studie von Grawe, Donati und Bernauer . . . 134

Unruh, J. F.: Down Syndrom. Ein Ratgeber für Eltern und Erzieher . . . 714

Vaskovics, L. A. (Hg.): Familienleitbilder und Familienrealitäten . . . 376

von Klitzing, K. (Hg.): Psychotherapie in der frühen Kindheit . . . 373

Warnke, A.; Trott, G.-E.; Remschmidt, H.: Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein Handbuch für Klinik und Praxis . . . 379

Weinert, F. E.: Entwicklung im Kindesalter . . . 526

Weinert, F. E.; Helmke, A.: Entwicklkung im Grundschulalter . . . 525

Wilhelm, P.; Myrtek, M.; Brü gner, G.: Vorschulkinder vor dem Fernseher. Ein psychophy-siologisches Feldexperiment . . . 374

Wintsch, H.: Gelebte Kindertherapie. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten des 20. Jahrhunderts im Gespräch . . . 537

Wottawa, H.; Hossiep, R.: Anwendungsfelder psychologischer Diagnostik . . . 129

Zurbrü gg, G.: In einem fernen Land. Tagebuch aus einer Sonderschule . . . 717

Editorial / Editorial . . . 71, 543 Autoren und Autorinnen /Authors . . . .52, 129, 207, 287, 372, 445, 514, 634, 711, 778 Zeitschriftenübersicht / Current Articles . . . .56, 288, 515 Tagungskalender / Calendar of Events . . . 67, 137, 223, 304, 392, 459, 540, 637, 719, 794 Mitteilungen / Announcements . . . 70, 227, 308, 395, 464, 645, 722, 797

N a m e n v e r z e i c h n i s

Die fettgedruckten Seitenzahlen beziehen sich auf Originalbeiträge

Ahrbeck, B. 450 Ainsworth, M.D. 75, 88 Althoff, F. 716 Amorosa, H. 141 Anthony, E.J. 400 Arnscheid, J. 623 Atzwanger, B. 623 Aucouturier, B. 390 Aysto, S.M. 261 Barbaree, H.E. 736 Barocka, A. 455 Barth, K. 219 Barth, R. 178 Bauers, W. 611 Becker, K. 638 Beckmann, D. 231, 311 Beelmann, W. 399 Behnisch, A. 589 Bene, E. 400 Berg, D. 62 Berger, C. 647 Berger, F. 142 Bettelheim, B. 637 Bilke, O. 589 Bissegger, M. 450 Bogyi, G. 602 Bölling-Bechinger, H. 529 Borg-Laufs, M. 340 Bowlby, J. 75 Brähler, E. 465 Bretherton, I. 117 Breuer, B. 647 Brisch, K.H. 425, 623 Brügner, G. 374 Bruner, J. 559 Vandenhoeck&Ruprecht (1999)

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Entwicklungsprobleme und -risiken stark

hörbehinderter Kinder und Jugendlicher –

eine Herausforderung zur Einmischung an die

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Emil Kammerer

Zusammenfassung

Nach einigen Angaben zur Definition, Epidemiologie und Ätiologie starker Hörbehin-derung werden die Achsen 2 und 5 des Multiaxialen Klasifikationsschemas für psychi-sche Störungen des Kindes- und Jugendalters (MAS) als grobe diagnostipsychi-sche Richt-schnur zugrundegelegt. In Exkursen zum Thema Kommunikation soll ein Verständnis für spezifischere Probleme dieser Kinder und Jugendlichen vermittelt werden. Trotz ei-ner aus verschiedenen Gründen bescheidenen versorgungspraktischen Rolle der Kin-der- und Jugendpsychiatrie auf diesem speziellen Feld ist ihr Interesse aus einer prä-ventiv orientierten Haltung heraus theoretisch gut fundierbar, um zum besonders im deutschsprachigen Raum immer noch sehr virulenten Konflikt auf dem Feld der zu-ständigen Sonderpädagogik Position zu beziehen.

1 Zur Definition, Epidemiologie und Ätiologie kindlicher Hörstörungen

Die audiometrische Klassifizierung der Hörbehinderung orientiert sich am mittleren Hörverlust des besser hörenden Ohres. Gemäß einer Empfehlung der WHO wird im

so-Ü B E R S I C H T S A R B E I T

Summary

Developmental Problems and Risks of Children and Adolescents with Severe Hearing Impairment – a Challenge for Child and Adolescent Psychiatrists

Considering special developmental risks and burdens of this group of children the dimensions of the multiaxial classification system prove to be a useful diagnostic framework. Especially severe and multiple communication impairments are important specific abnormal psychoso-cial circumstances for deaf and severe hard-off hearing children and adolescents. Finally some modest but nevertheless important tasks for child and youth psychiatrists are pointet out.

Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 48: 351-365 (1999), ISSN 0023-7034 Vandenhoeck & Ruprecht 1999

©

(10)

352 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

genannten Standardverfahren tonschwellen- und sprachaudiometrisch der für den normalen Sprachgebrauch besonders wichtige Frequenzbereich zwischen 500-2000 Hz überprüft. Zur Problematik von subjektiver vs. sogenannter objektiver Hörtestung in Abhängigkeit vom Lebensalter bis hin zu intrauteriner Hörprüfung muß hier auf die umfangreiche Fachliteratur und gute Übersichtsartikel (z.B. Ptok 1997) verwiesen wer-den. Folgende Schweregradseinteilung, definiert als mittlerer Hörverlust im Haupt-sprachbereich für das besser hörende Ohr, hat sich weitgehend durchgesetzt: 20-40 dB: geringgradige Schwerhörigkeit, 40-50 dB: mittelgradige Schwerhörigkeit, 50-60 dB: mittel – hochgradige Schwerhörigkeit, 60-80 dB: hochgradige Schwerhörigkeit, 80-90 dB: Hörrestigkeit, über 90 dB: Taubheit.

Prälinguale Hörschädigung liegt vor, wenn die Schädigung vor dem üblichen Einset-zen der Lautsprachentwicklung eingetreten ist, also congenital oder bis ca. zum 18. Le-bensmonat, von postlingualer Hörschädigung spricht man, wenn der Hörverlust klar nach Beginn der Lautsprachentwicklung erfolgt ist. Beide Untergruppen sind hinsichtlich ihrer Barrieren gegenüber dem Lautspracherwerb grundsätzlich verschieden einzustufen. Prinzipiell können bei einer Hörstörung alle Teilfunktionen des gesamten Hörvor-gangs einzeln oder in Kombination betroffen sein, praktisch am wichtigsten bleibt aber die grobe Einteilung in – ätiologisch überwiegend klare, prognostisch aussichts-reichere – Schalleitungsschwerhörigkeiten (Störung des Schalltransports vom Medium Luft bis zum Innenohr) und in – ätiologisch vielschichtigere, diffusere und z.T. unkla-re, prognostisch prinzipiell weniger günstige – Schallempfindungsschwerhörigkeiten oder -hörstörungen (Reizaufnahme u. -umwandlung im Bereich zwischen Steigbügel-fußplatte und erstem Neuron des Hörnerven sind gestört).

Häufigkeitsangaben für kindliche Hörstörungen aller Schweregrade pendeln sich bei Werten von 4% eines Altersjahrgangs ein (Beckmann 1973; Ptok 1997). Der Anteil mit-telgradig schwerhöriger Kinder liegt in den meisten Statistiken bei 0,5-1% eines Al-tersjahrgangs (Biesalski 1983), bei den weiteren 0,25-0,3% „sonderschulbedürftiger schwerhöriger Kinder“ pro Altersjahrgang (Jussen 1982) dürfte es sich weitgehend um stark schwerhörige Kinder handeln. Angaben zum Anteil gehörloser Kinder an einem Altersjahrgang werden über längere Zeiträume und auch im internationalen Vergleich mit 0,04 bis 0,05% angegeben, d.h. bei einem zugrundegelegten Geburtenjahrgang von 800 000 Kindern in der gesamtem Bundesrepublik Deutschland wäre mit 350-400 gehörlosen Kindern pro Jahr zu rechnen. Bei Betrachtung größerer Stichproben liegen die Anteile prälingualer Hörstörungen recht einheitlich bei 95%, das gilt auch in etwa für die beschriebenen Anteile von Schallempfindungshörstörungen. In einer britischen Übersicht zur Häufigkeit von (zusammengefaßt) chronischen Erkrankungen sowie Be-hinderungen im Kindesalter (Gortmaker 1990) rangieren kindliche Hörstörungen zu-sammen mit den Sehstörungen nach Asthma und Körperbehinderungen immerhin an dritter Stelle unter den „chronic conditions“ (Prävalenzrate für Schwerhörigkeit/Taub-heit zusammengenommen: 11,5/1000).

Folgende ätiologische Zuordnungen erscheinen im Zusammenhang dieser Übersicht ausreichend: (1) nach der Art der einwirkenden Noxe: genetisch, hypoxisch, infektiös-toxisch, traumatisch; (2) nach dem Einwirkungszeitraum der Noxe: (a) kongenital: he-reditär, prä- bzw. perinatal erworben, (b) postnatal: prä- bzw. postlingual erworben.

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 353

Kongenitale Hörschädigung bedeutet in der Regel sensorineurale Hörschädigung, wäh-rend sich konduktive (Schalleitungsstörungen) und gemischte Formen vor allem unter den postnatal erworbenen Hörschädigungen finden. Peri- und postnatal erworbene Hörschä-den werHörschä-den generell jenen Risikofaktoren zugeordnet, die für diffusere Hirnschädigungen aller Schweregrade verantwortlich gemacht werden. Als allgemein anerkannte Risikofak-toren, die bei Neugeborenen einen Hörtest erforderlich machen, gelten: postnatal erfor-derlich gewesene intensiv-medizinische Behandlung (Risiko beidseitiger Schwerhörigkeit 1-3%), kraniofaziale Anomalien, bekannte familiäre Schwerhörigkeit, intrauterine Infek-tionen, perinatale Zytomegalieinfektion. Darüber hinaus sollten folgende wichtige Hör-testindikationen für Kinder jeder Altersstufe selbstverständlich gelten: jeder von Eltern geäußerte Verdacht auf Schwerhörigkeit, Sprachentwicklungsverzögerung, bakterielle Meningitis, Schädelhirntrauma mit Hör- und Gleichgewichtsproblemen (Ptok 1997). Frühgeburtlichkeit lag in der eigenen Stichprobe (Kammerer 1988) in 20% vor, in allen größeren Stichproben findet sich aber zu einem erheblichen Anteil (ein Drittel bis zur Hälf-te der Fälle) die ätiologische „Rest“kaHälf-tegorie „unbekannt“.

2 Belastung stark hörbehinderter Kinder mit sogenannten umschriebenen Entwicklungsstörungen

Sicherlich sind die auf Achse 2 definierten umschriebenen Entwicklungsstörungen (UES) nicht alle problemlos auf stark hörbehinderte Kinder und Jugendliche übertrag-bar, dies gilt insbesondere für die beiden Oberkategorien (a) umschriebene Entwick-lungsstörungen des Sprechens und der Sprache (ICD-10 F80); und (b) umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (ICD-10 F81).

Einschließlich der problemlos auf Hörbehinderte übertragbaren Kategorie „Um-schriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen“ (F82) kommen diese Probleme zusammengenommen in einer Häufigkeit von 12-14% in unausgelesenen Schülerjahrgängen vor. Diese Häufigkeitsangabe stellt bereits das Resultat einer Addi-tion der pragmatisch erfaßbaren umschriebenen Leistungsschwächen unter Berück-sichtigung bekannter Überschneidungen dar. Selbstverständlich sind sämtliche Unter-kategorien der „UES des Sprechens und der Sprache“ ausschließlich an der hörenden Majorität orientiert, an mehreren Stellen im Glossar wird etwa „Sprachentwicklungs-verzögerung infolge von Taubheit“ ausdrücklich ausgeschlossen. Auch bei noch so subtiler Diagnostik im Einzelfall bleibt es bis heute ein äußerst schwieriges Problem, sozusagen nach „Subtraktion“ einer durch die Hörbehinderung ohnehin zu erwarten-den Verzögerung der expressiven wie rezeptiven Sprachentwicklung weitere Entwick-lungsstörungen zu definieren, die einen nachweisbar eigenen Effekt auf die Sprach-bzw. Sprechentwicklung haben und gezielt therapierbar sind. „Normen für Hörbehin-derte“ gibt es eben allenfalls für mehr oder weniger globale, sogenannte nonverbale Intelligenztests, keinesfalls für die gängigen entwicklungsdiagnostischen Testverfah-ren für basalere Funktionen.

Trotz mannigfacher Gruppenuntersuchungen und auch Leistungsvergleiche mit nicht sinnesbehinderten Kindern gibt es noch keine allgemein anerkannten

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354 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

men für Lese- und Rechtschreibleistungen stark hörbehinderter Kinder und Jugendli-cher. Damit fehlt ein wichtiges Bestimmungsstück der Diskrepanzdefinition von Lese-und Rechtschreibschwächen sensu ICD – 10. Andererseits existiert natürlich ein hand-festes pädagogisches Erfahrungswissen darum, daß es einen bestimmt nicht unter dem bekannten Anteil (4-5%) nicht sinnesbehinderter Kinder liegenden Teil stark hörbe-hinderter Kinder mit „zusätzlich“ zu nennenden Entwicklungsstörungen beim Erwerb von Teil-Fertigkeiten des Lese- und Schreiblernprozesses gibt, z.B. im Bereich der vi-suellen Informationsverarbeitung. Diese zusätzlichen Probleme können den Stellen-wert schwer belastender Zusatzbehinderungen bekommen, was man sich an der Be-deutung der Schriftsprachentwicklung sowohl als kommunikative Ressource wie auch für die Wissensvermittlung klar machen kann. Generell gibt es,auch angesichts des be-kannten ätiologischen Spektrums, eigentlich keinen vernünftigen Grund dafür anzu-nehmen, daß die gesamte Gruppe stark hörbehinderter Kinder relativ weniger durch „zusätzlich“ zu nennende UES belastet sein sollte als die hörende Majorität – das Ge-genteil dürfte der Fall sein. Hierfür spricht auch die bekannte Tatsache positiver Über-schneidungen der schärfer definierten UES F80 sowie F81 sowohl mit den UES der motorischen Funktionen (F82) als auch mit Entwicklungsdefiziten basalerer Funktio-nen wie etwa visuomotorischer Fertigkeiten, visuell-räumlicher Fertigkeiten oder auch entwicklungsneurologischer Defizite. Auf diesen Feldern lassen sich die Leistungen stark hörbehinderter Kinder zumindest im Vergleich zur Majorität oder zu anderen Ri-sikogruppen auch befriedigend genau erfassen.

Immerhin dürfen laut MAS-Glossar Probleme auch im Bereich von F82 nicht „direk-te“ Auswirkungen von Seh- oder Hörfehlern sein, was immer dies auch bedeuten mag. Bei der Überprüfung visuomotorischer Leistungen an N=274 stark schwerhörigen und gehörlosen Kindern in der eigenen Studie (Kammerer 1988) mit Hilfe des Göttinger-Formreproduktions-Tests (GFT) verteilten sich die drei dort angebotenen diagnosti-schen Kategorien auf die gesamte Stichprobe wie folgt: „kein Hirnschaden“ (59%), „Hirnschadenverdacht“ (38%), „Hirnschaden“ (2%). Auf der Basis der angebotenen Jahrgangsnormen ergab sich für die 11- und 12jährigen Probanden jeweils, daß die arithmetischen Mittelwerte ihrer Leistungsverteilungen mit geringfügigen Abweichun-gen den Mittelwerten ausschließlich für die Kategorie „Hirnschadenverdacht“ der zu-grundegelegten Eichstichproben entsprachen. Global betrachtet erschien also die so definierte hohe Rate visuomotorischer Entwicklungsdefizite geradezu als eindrucks-volles Stichprobenmerkmal.

Bei Überprüfung der Leistungen in der Gesamtkörperkoordination mit Hilfe des Körper-Koordinations-Tests für Kinder (KTK)(Kiphart et al. 1974) ergab die Anwen-dung der Normen für „normal Entwickelte“, daß der relativ größte Anteil (ca. 36%) der Leistungen in den Wertebereich MQ≤70 fiel. Die nächste Kategorie (MQ-Bereich 70-85) wird von knapp 22% besetzt, der Modus (häufigster Einzelwert) der Verteilung beträgt 70. (Normbereich des in unausgelesenen Stichproben etwa normalverteilten Motoquotienten [MQ]: 85-115). Ganz im Sinne Kipharts erscheint es wichtig, neben der stets etwas formalen Zuordnung im Sinne einer „Hirnschadensdiagnostik“ das identifizierte Drittel grobmotorisch schwer auffälliger Kinder dieser Stichprobe als dringend förderbedürftig anzusehen.

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 355

3 Aktuelle, abnorme psychosoziale Umstände stark hörbehinderter Kinder

Beim Blick auf die hier aufgeführten Lebensumstände erscheint die Kategorie „Abnor-me Erziehungsbedingungen“ mit ihrem Unterpunkt „Erziehung mit unzureichender Er-fahrungsvermittlung“ bedeutsam, ja geradezu „hörbehinderungsspezifisch“. Ein Blick ins Glossar erscheint an dieser Stelle zusätzlich aufschlußreich. Unter der neuerlichen Unterkategorie „Mangel an Kommunikation“ springen u. a. die folgenden Umschrei-bungen ins Auge: (a) Mangel an Unterhaltung mit Familienmitgliedern; (b) Eltern spre-chen nicht mit dem Kind über das, was es interessiert; (c) Eltern lesen dem Kind selten vor/hören selten zu; (d) Ignorieren von Anregungen, die vom Kind ausgehen.

Sicherlich können solche Risikofaktoren für eine „Erziehung mit unzureichender Er-fahrungsvermittlung“ auch hörende Kinder betreffen, alle diese Punkte waren und sind aber auch sehr wohl bedeutsam für die Lebenswelt vieler stark hörbehinderter Kinder. Es gibt für diese, verkürzt gesagt, ein grundsätzliches, alle Entwicklungs- und Lebensbereiche durchdringendes Entwicklungsrisiko, eben die überwiegend schon in der Herkunftsfamilie beginnende Kommunikationsbarriere gegenüber der hörenden Majorität.

3.1 Exkurs zum Thema frühe Kommunikation unter Einbeziehung stark hörbehinderter Kinder

Zweifellos muß jeder, der sich auf irgendeine professionelle Weise mit Hörbehinderten befaßt, Kommunikation als Zielperspektive im Blick haben. Umgekehrt müßte jeder, der sich mit Grundfragen zwischenmenschlicher Kommunikation befaßt, sein Interesse irgendwann einmal mit Faszination den Hörbehinderten zuwenden, dies nicht erst seit Filmen wie „Jenseits der Stille“, die dem Laien eine Ahnung von der Schönheit und Flüssigkeit der Gebärdenkommunikation vermitteln. Als erste Annäherung an das The-ma sei eine Definition des komplexen Phänomens Kommunikation versucht: Produk-tion (Senden, Meinen) und Aufnahme (Empfangen, Verstehen) nonverbaler wie verba-ler, emotionaler wie gedanklicher Mitteilungen unter wechselseitiger Einbeziehung des situativen wie sozialen Kontextes.

Die sich rasch differenzierende, frühe Eltern-Kind-Kommunikation entwickelt sich von Anfang an multisensorisch. Eltern versetzen sich empathisch in die Gefühlsregun-gen ihres Kindes hinein, wobei sie im Dialog mit ihrem Kind intuitiv ein „Alphabet nichtsprachlicher Verständigung“ (Papoušek 1989) über Blickkontakt, Mimik, Gestik, Stimme ferner allgemeines motorisches Verhalten (Körperhaltung, Bewegungsdyna-mik, Muskeltonus) entwickeln. Spielerische Nachahmung und Rückspiegelung von Ge-sichtsausdruck sowie Mundbewegungen finden in spontan aufgesuchten Vis-a-vis-Positionen statt. Sprachliche Äußerungen der Eltern sind in dieses Wechselspiel von vornherein mit einbezogen. Sie zeichnen sich durch besondere melodische Konturen wie erhöhte Stimmlage, erweiterter Stimmumfang sowie einfache, wiederkehrende Strukturen aus, dem sogenannten „Mutterischen“ (Grimm 1995). Nicht die Absicht der Belehrung, vielmehr der Wunsch, Zuneigung auszudrücken, Freude an der Interaktion sowie das Bemühen um Verständigung stehen dabei im Vordergrund.

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356 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

Spätestens mit dem Zeitpunkt der Diagnose einer schweren Hörschädigung setzen aber, wie dies betroffene Eltern noch Jahre später mit spürbarem Leidensdruck berich-ten können, tiefgreifende Irritationen des bislang so unbeschwerberich-ten intuitiven Wech-selspiels ein. Isolationsängste werden von seiten der Eltern gespürt und benannt. Spä-ter wird es dann schwer, intuitivere Verhaltensformen wiederzufinden, vor allem dann, wenn sich der Blick unter Leidensdruck auf die Problematik des Hören- und Sprechen-lernens verengt und Leistungsdruck entsteht. Frühförderer kennen dieses Problem.

3.2 Einige Selbsteinschätzungen betroffener Kinder zu ihren inner- und außerfamilialen Kommunikationschancen.

Die folgenden zusammenfassenden Feststellungen zur kommunikativen Situation stark schwerhöriger und gehörloser 10-14jähriger Kinder und Jugendlicher basieren auf sy-stematisch erfragten Selbstwahrnehmungen zu Kommunikationschancen in verschie-denen Lebensbereichen anhand eines mit Betroffenen erarbeiteten Fragebogens. Zum Verständnis methodischer Details wird auf die Originalpublikation verwiesen (Kammerer 1988). Den Kindern und Jugendlichen wurde also zugetraut, systematisch selbst einzu-schätzen, wie sie etwa ihre Eltern, aber auch Kommunikationspartner aus anderen Le-bensbereichen (Freunde, Fremde) verstehen (Empfangskompetenz) oder von diesen ver-standen werden (Sendekompetenz). Es wurden zudem auch die Eltern befragt, was sie glauben, wie sie ihre Kinder verstehen oder selbst von ihnen verstanden werden. Die im folgenden dargestellten und diskutierten Resultate stützen sich auf n=101 auswertbare Fragebögen stark schwerhöriger Kinder sowie n=130 Fragebögen gehörloser Kinder. Die audiometrischen Hörschadensdiagnosen wurden den Schülerakten entnommen, sie waren in der Regel mehrfach längsschnittlich bestätigt. Es erwies sich immer wieder als sinnvoll, die Gesamtstichprobe nach dem Alter in zwei Gruppen zu differenzieren (Al-tersmittel bei 11;5 bzw. 12;9 Jahren). Fruchtbar erschien es ferner, eine Fülle gewonne-ner Meinungsverteilungen nach den folgenden, übergeordneten Gesichtspunkten zu gruppieren: (a) intraindividuelle Urteilsdiskrepanzen; (b) interindividuelle Urteilsdiskre-panzen; (c) Urteilsverteilungen zwischen Eltern und ihren Kindern zu Kommunikations-chancen der Kinder in verschiedenen Lebensbereichen.

zu (a) Generell erlebten sich die Kinder quer durch alle Lebensbereiche im Empfan-genkönnen stärker eingeschränkt als beim Senden. Vor dem Hintergrund eines inten-siven Austauschs mit Betroffenen wurde die Hypothese entwickelt, daß ein möglichst bewußtseinsnaher, subjektiver Leidensdruck an irgendeiner kommunikativen Situation sich eventuell eher entwickelt, wenn Kompetenzen im Senden vs. Empfangen in sich diskrepant sind, d.h. wenn ein stark hörbehindertes Kind im subjektiven Erleben deut-lich besser empfangen als senden, v. a. aber umgekehrt, deutdeut-lich schlechter empfangen als senden kann. Hierfür wurden auf der Basis der Resultate des Elterninterviews, wel-ches eine Reihe von Symptomen auch als Indikatoren für einen möglichen Leidens-druck an der kommunikativen Situation zu erfassen suchte, Belege gesucht. Aus-schließlich für den innerfamilialen, nicht etwa für die anderen (!) Bereiche ergab sich, daß vor allem die offensichtlich intensiv gespürte Diskrepanz zwischen deutlich schlechter Verstehenkönnen (Empfangen) als Verstandenwerden (Senden) ein

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 357

prägter Risikofaktor (p mehrfach <0.01) für sogenanntes hyperaktives Verhalten im El-ternurteil war. Dieses Phänomen erscheint als Spannungsunruhe interpretierbar, wel-che aus Frustrationen beim Nichtverstehen resultieren könnte. Vielleicht überrascht es nicht, daß gerade schwerhörige Kinder von so definierten Kommunikationsnöten rela-tiv noch stärker als gehörlose Kinder betroffen sind.

zu (b) Im Überblick erwiesen sich neben dem Schultyp (Hauptschüler vs. Realschüler) trotz der relativ engen betrachteten Spanne das Alter sowie der Hörstatus mehrfach als trennscharfe Variablen. Die folgenden Abbildungen 1-4 zeigen eindrucksvoll, daß zwar größere Anteile von jüngeren und älteren Kindern der befragten Gruppe meinen, in der Familie durchaus gut senden und empfangen zu können, starke Minoritäten aber ihre Möglichkeiten, in der Familie zu kommunizieren, skeptisch einschätzen. Die Sendechancen schwerhöriger Kinder verbessern sich dabei anscheinend mit der Zeit deutlicher als bei Gehörlosen. Die erstaunlich großen Probleme schwerhöriger Kinder beim Empfangen weisen vielleicht auf besondere Probleme der Umwelt hin, sich auf sie einzustellen. Schwerhörige Kinder scheinen sich also zumindest im unteren Seg-ment der befragten Altersspanne innerhalb der Familie nicht weniger subjektiv in bei-den Richtungen kommunikativ eingeschränkt zu erleben als ihre gehörlosen Altersge-nossen. Im weiteren Entwicklungsverlauf dürften sie innerhalb der Familie günstiger dastehen.

Ca. 35% der schwerhörigen Kinder schätzen ihre Sende- wie Empfangschancen ge-genüber schwerhörigen Freunden als schlecht ein, Gehörlose untereinander beschrie-ben aufgrund ihrer Gebärdenkommunikation auf diesem Feld kaum Probleme. Gegen-über gut hörenden Freunden schätzten dagegen die schwerhörigen Kinder Sende- wie Empfangsmöglichkeiten überwältigend besser ein als Gehörlose (ca. ¾ positive Bewer-tungen, ca. ¼ schlechte Bewertungen).

Bei Betrachtung der Kommunikationschancen mit Fremden in beiden Richtungen dürfte die ganze Integrationsproblematik sehr deutlich werden. Ohne nennenswerte Altersdiskrepanzen werden bereits die Sendechancen von ca. zwei Drittel der Schwer-hörigen kritisch bewertet (Abb. 5), bei der Bewertung ihrer Empfangschancen rücken

Abb.1: Sendechancen jüngerer hörgeschädigter Kinder in der Familie in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 11;5 Jahre)

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358 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

Abb.2: Empfangschancen jüngerer hörgeschädigter Kinder in der Familie in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 11;5 Jahre)

Abb.3: Sendechancen älterer hörgeschädigter Kinder in der Familie in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 12;9 Jahre)

Abb.4: Empfangschancen älterer hörgeschädigter Kinder in der Familie in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 12;9 Jahre)

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 359

die Schwerhörigen den Gehörlosen noch deutlich näher (Abb. 6). Hierbei erscheint noch erwähnenswert, daß die auf anderen Feldern (Familie!) sehr trennscharfe Variable Schultyp hier bedeutungslos ist, d.h. Haupt- wie Realschüler schätzen hier ihre Mög-lichkeiten identisch kritisch ein.

zu (c) Während also, wie unter (b) dargelegt, wirklich nicht zu vernachlässigende Gruppen aus beiden Teilstichproben ihre innerfamilialen Kommunikationsmöglichkei-ten in beiden Richtungen kritisch bewerKommunikationsmöglichkei-ten, treffen sich mit diesen Kinderurteilen nur ganz wenige Elternurteile. Exemplarisch für eine ganze Reihe derartiger Meinungs-überkreuzungen (unabhängig vom einbezogenen Elternteil, Kommunikationsrich-tung) steht die in Abbildung 7 dargestellte Verteilung.

Bei Gegenüberstellung der Elternurteile zu außerfamilialen Kommunikationschan-cen entfernen sich die Urteile der Eltern schwerhöriger Kinder vergleichsweise – d.h. im Vergleich zu den entsprechenden Urteilen der Eltern gehörloser Kinder – noch wei-ter von denen ihrer Kinder. So wird die Kommunikationsproblematik schwerhöriger

Abb.5: Sendechancen älterer Kinder gegenüber Fremden in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 12;9 Jahre)

Abb.6: Empfangschancen älterer Kinder gegenüber Fremden in Abhängigkeit vom Hörstatus (in Prozent; Altersmittel 12;9 Jahre)

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360 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

Kinder untereinander von ihren Eltern überhaupt nicht gesehen (kein einziges kriti-sches Schätzurteil). Bei der vergleichenden Bewertung der Kommunikationsmöglich-keiten mit Fremden überrascht wieder, daß die Eltern schwerhöriger Kinder die skep-tischen Urteile der eigenen Kinder hierzu so gut wie überhaupt nicht teilen, während Eltern gehörloser Kinder sogar mehrheitlich die Kommunikationsprobleme ihrer Kinder hier sehen. Schwerhörige Kinder schätzen z.B. zu 49% ihre Sendemöglichkeiten ge-genüber einer Verkäuferin als schlecht ein, gehörlose Kinder gar zu 74%, Die Eltern der schwerhörigen Kinder liegen in ihren Ratings wieder deutlich „neben“ denen der eigenen Kinder (86% positive Urteile). Wie fast zu befürchten, ergaben sich bei sepa-rater, vergleichender Betrachtung der Urteile zu den Empfangschancen relativ noch krassere Eltern-Kind-Diskrepanzen. Ein Extrembeispiel: 23 „schlechten“ Beurteilungen der Empfangsmöglichkeiten gegenüber Nachbarn durch die älteren schwerhörigen Kinder standen 22 positive Urteile der Mütter hierzu gegenüber.

4 Präventive Sicht unter Einbeziehung des Wissensstands zur kinderpsychiatrischen Symptombelastung

Insgesamt bestätigen eigene Untersuchungsresultate (Kammerer 1988) diejenigen ei-niger älterer amerikanischer Studien (z.B. Meadow 1979), die eine 3-6mal höhere Be-lastung stark hörbehinderter Kinder mit verschiedenen, teilweise gravierenden Sym-ptomen gegenüber vergleichbaren Altersgruppen nicht sinnesbehinderter Kinder belegen. Die folgenden Angaben basieren auf gründlich erfragten Elternurteilen, die mit Hilfe eines hochstrukturierten kinderpsychiatrischen Elterninterviews (Mannheimer Elterninterview, MEI; Esser et al.1989) über N=183 stark schwerhörige und gehörlose 10-14jährige Kinder gewonnen wurden. Im folgenden werden die sieben häufigsten Symptome aufgeführt: hyperkinetisches Syndrom 29,5%, Zwangshandlungen 18,0%, Enuresis nocturna 12,5%, pathologische Ängste 11,4%, Zwangsgedanken/Zwangs-grübeln 8,7%, motorische Tics 8,7%, mutistische Reaktionen 7,6%. Beim Versuch ei-ner kinderpsychiatrischen Falldefinition durch eine Gruppe erfahreei-ner Kinderpsychiater

Abb.7: Meinungen der Mütter zu den innerfamilialen Sendechancen ihrer hörgeschädigten Kinder, getrennt nach Hörstatus (in Prozent)

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 361

auf der Basis der von den Autoren des MEI vorgeschlagenen Schweregradeinstufungen der individuellen Symptombelastungen (näheres s. Kammerer 1988) ergab sich eine Rate von über 50% hilfsbedürftiger Kinder (die Kategorien mäßig [22,4%] und aus-geprägt auffällig [31,2%] zusammengenommen).

Fast 30% der 10-14jährigen Kinder sind also im Elternurteil hyperaktiv. Laut Sym-ptombeschreibung im Interview können sie sich nicht altersentsprechend konzentrie-ren, sind motorisch unruhig, gesteigert impulsiv im Denken und Handeln. Ein Mangel an innerer Sprache wird in der Literatur zumindest teilweise mit dieser Symptombela-stung in Verbindung gebracht (Meadow 1979). Eigene Untersuchungsresultate erlau-ben auch die Interpretation, daß zumindest ein Teil dieser Kinder so gewissermaßen auf körperlicher Ebene einen permanenten Leidensdruck an einer kommunikativen Mangelsituation in Form von Spannungsunruhe zum Ausdruck bringt.

Zwangshandlungen in Verbindung mit Zwangsgedanken stellen Auffälligkeiten dar, die gerade im Vergleich zu nicht sinnesbehinderten Kindern extrem häufig beschrieben werden. In diesem Zusammenhang erscheint ein Interpretationsversuch zur Entste-hung solcher Symptome gerade bei Hörgeschädigten interessant (Schlesinger 1978), wonach der einzige, von sozialen und emotionalen Erfahrungsdefiziten nicht so be-rührte Bereich die Welt der Sachen sei. Hieraus resultiere für das junge, stark hörbe-hinderte Kind die Versuchung, sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen heraus mehr auf diesen Bereich besser überschaubarer Wechselwirkungen von Denken und Handeln zurückzuziehen, mit der Entwicklungstendenz zu selbstbefriedigendem, übertrieben konstanzbedürftigem Verhalten. Damit soll emotional ein Gefühl von Si-cherheit und Verfügbarkeit über die Umwelt erlangt werden. Hauptschüler sind im El-ternurteil, wie übrigens bei allen aufgeführten Symptomen, signifikant stärker betrof-fen als Realschüler, die sich in ihrer Selbsteinschätzung als kommunikativ deutlich besser gestellt einstufen als ihre Altersgenossen aus der Hauptschule.

Die gleichfalls hohe Rate in diesem Alter noch einnässender Kinder könnte auf eine Häufung emotionaler und/oder physiologischer Reifungsdefizite hinwiesen, dies in Ver-bindung mit der gleichfalls sehr hoch anmutenden Rate pathologischer, laut Interview alltägliche Lebensvollzüge behindernder Ängste. Motorische Tics wie mutistische Reak-tionen sind zumindest teilweise im Zusammenhang mit angespannten, frustrierenden kommunikativen Situationen erklärbar, ein Risiko „oraler“ Verweigerungstendenz unter starkem Leistungsdruck in lautsprachlichen Übungssituationen ist sicher gegeben.

Bedeutsame Unterschiede der Symptombelastung zwischen den konventionell ge-gliederten Untergruppen unterschiedlich hörbehinderter Kinder ergaben sich nicht. Für die untersuchte Altersspanne (10-14 Jahre) war keine nennenswerte Reduktion der Symptombelastung mit steigendem Alter eruierbar, bei Aufteilung der Interviewstich-probe (N=183) in eine jüngere und ältere Teilgruppe erwies sich die Belastung der äl-teren Gruppe mit dem Symptom „Zwangshandlungen“ sogar als noch höher.

Vor dem Hintergrund der deutlich gewordenen Symptombelastungen wie auch der belastenden aktuellen, psychosozialen Umstände sowie angesichts eines gerade hier-zulande noch sehr virulenten Streits um den wahren Weg zum (Laut-)Spracherwerb stark hörbehinderter Kinder soll auf grundsätzliche wie spezifische Probleme der (Früh-)förderung dieser Kinder eingegangen werden.

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362 E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher

Die bei dem erwähnten Streit einander gegenüberstehenden Positionen lassen sich etwas plakativ verkürzt wie folgt skizzieren:

(a) Vertreter einer strikt lautsprachorientierten, sogenannten hörgerichteten Aus-richtung, die im deutschsprachigen Raum aus historischen Gründen klar dominiert, setzen auf frühestmögliche Hörgeräteversorgung einschließlich einer aktuell zuneh-menden Tendenz zu immer früherer Versorgung immer stärker hörbehinderter Kinder mit einer sogenannten Innenohrprothese (Cochlea-Implantat, CI), so früh wie möglich einsetzende hörgerichtete Anbahnung lautsprachlicher Fertigkeiten, Zulassung visuel-ler Stützen nur insoweit diese den stets mühseligen Weg des Artikulationstrainings oder späteren Schriftspracherwerbs unterstützen (z.B. Absehhilfen, sog. phonembe-stimmte Manualzeichen), striktes Vermeiden von Gebärden vor allem in der Früherzie-hung, späteres Zulassen von Gebärden allenfalls als lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) zur Unterstützung der Vermittlung komplizierterer Wissensinhalte. Hauptargu-ment prominenter Vertreter dieser Richtung bleibt seit ihren Anfängen die angeblich bessere spätere Integration stark hörbehinderter Menschen in die Gesellschaft, verbun-den mit dem Hinweis, daß eine zu frühe, aktive Förderung gebärverbun-densprachlicher Kom-petenzen eine dauerhafte Separierung von der hörenden Majorität zementieren würde. Der „anderen Seite“ wird eine Vernachlässigung der Lautsprachentwicklung vorgewor-fen, in Verbindung mit dem letztlich nie klar belegten Argument, daß, verkürzt gesagt, Gebärdensprach- und Lautspracherwerb sich sozusagen gegenseitig im Wege stünden, was sich aktuell etwa wieder in einem strikten Gebärdenverbot für sogenannte „CI-Kinder“ niederschlägt.

(b) Die Vertreter des gebärdensprachlichen Ansatzes fühlen sich durch eine allmäh-lich anwachsende empirische Evidenz dafür gestärkt, daß gebärdensprachallmäh-lich geför-derte Kleinkinder im Vergleich zu vorwiegend hörgeerichtet geförgeför-derten Altersgenos-sen vor allem über eine vergleichsweise raschere Ausweitung des Begriffsschatzes eine deutlich bessere Sprachentwicklung hinsichtlich Grammatik wie Lexikon nehmen (z.B. Prillwitz und Wudtke 1988), auch wenn artikulatorische (Sprech-)fertigkeiten sich vielleicht vergleichsweise zögerlicher entwickeln. Sie verweisen darauf, daß selbst von Vertretern der „anderen Seite“ eingeräumt würde (z.B. van Uden 1980), daß zunächst einmal gravierende Sprachentwicklungsrückstände um einer forcierten, frühen Sprechanbahnung willen bewußt in Kauf genommen würden. Die dafür erhofften besseren Effekte hinsichtlich kommunikativ wirklich tauglicher Lautsprachkompeten-zen und damit besserer Integrierbarkeit in die hörende Majorität (z.B. einer hörenden Schulklasse) werden von Vertretern des gebärdensprachlichen Ansatzes für die Mehr-heit betroffener Kinder bestritten, auch unter – dem kaum bestreitbaren – Hinweis darauf, daß selbst ein früh mit einem Cochlea-Implantat versorgtes volltaubes oder hörrestiges Kind auch nach intensiver Hör-Sprecherziehung verbunden mit massivem elterlichem Einsatz immer noch ein audiometrisch gesehen „stark schwerhöriges“ Kind mit allen seinen Kommunikationsproblemen bleibe. Wohl nicht zu Unrecht neh-men die Befürworter einer frühen Gebärden(-sprach)verwendung für sich in An-spruch, der in sämtlichen theoretischen Erklärungsansätzen zum kindlichen Sprach-erwerb betonten aktiven Rolle des Kindes bei diesem Prozess mit ihrer Position besser zu entsprechen.

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 363

In diese aktuelle Auseinandersetzung wirkt ein immer gewichtiger werdendes so-zialpsychologisches Moment komplizierend oder, je nach Perspektive, auch anregend hinein, das die Gruppe Gehörloser von anders behinderten Gruppierungen abhebt. Die Gehörlosen definieren sich über ihre eigene Sprache, die Gebärdensprache (hier-zulande DGS gleich Deutsche Gebärdensprache), die eine große kulturelle Leistung mit eigenständiger Grammatik und Lexikon darstellt und bewirkt, daß Betroffene sich untereinander als nicht kommunikativ behindert erleben können. Für selbstbewußte jugendliche wie erwachsene Gehörlose markiert der Begriff „gehörlos“ eine Identität, keine audiometrische Hörschadensklassifikation. Dem Selbstverständnis des hörge-richteten Ansatzes von (Früh-)Erziehung entspricht es jedoch, dieses Etikett mit Hilfe modernster Hörtechnologie auf dem Weg über einen frühestmöglichen akustischen Input (z.B. Löwe 1987) sozusagen überflüssig zu machen. Andererseits suchen durch-aus zunehmend auch lautsprachkompetente jugendliche wie erwachsene Schwerhö-rige Anschluß an regionale Gruppen oder Zentren für Gehörlosenkultur, um eigene Gebärdensprachfertigkeiten aufzubessern und die entspanntere, viel flüssigere Kom-munikation mit anderen Hörbehinderten zu erleben. Sie bemühen sich also mittler-weile recht selbstverständlich und selbständig um ein „bilinguales“ Leben, oder auch um ein „Leben in zwei Welten“, ein Ansatz, um den auf dem pädagogischen Feld mit einer für einen Außenstehenden sektiererhaft anmutenden Verbissenheit gestritten wird.

Mit Blick auf das einzelne stark hörbehinderte Kleinkind und dessen Sprachentwick-lung läßt sich sagen, daß auf Dauer nichts motivierender sein dürfte, sich am vielzitier-ten Nadelöhr lautsprachlicher Kommunikation abzumühen, als kommunikative Erfolgs-erlebnisse. Diese stellen sich nun einmal selbstverständlicher, früher, unverkrampfter ein, wenn Gebärden in frühe Kommunikation und Förderung zumindest miteinbezogen werden können. Angesichts der beiden markierten Positionen sei die vielleicht etwas plakativ klingende Formulierung gewagt: Wahrscheinlich führt der kindgemäßere Weg von möglichst großer, früher kommunikativer Sicherheit zur – sicher nötigen – Arbeits-bereitschaft und nicht umgekehrt von frühem, einengendem Leistungsdruck zur Kom-munikationsbereitschaft und -fähigkeit. Diese Erkenntnis steckt auch in der schön for-mulierten These von Grimm (1995, S. 705): „Wir kommunizieren nicht, weil wir grammatische Regeln und Wortbedeutungen gelernt haben, sondern wir lernen dies, weil wir kommunizieren.“

Sorgenvoll Orientierung suchende Eltern muß der im Vergleich zu anderen europäi-schen Ländern im deutschsprachigen Raum extrem heftige Dauerstreit verwirren und frustrieren. Eltern müssen sich dagegen verwahren dürfen, daß die Förderung ihres (stark hörbehinderten) Kindes zum Dauerkriegsschauplatz von Experten gemacht wird. Diese Situation erschwert die gerade auf diesem Feld strikt zu fordernde breite Versor-gung von Eltern mit Informations- und Erfahrungsmöglichkeiten (Lebenserfahrungen stark hörbehinderter Erwachsener!), ebenso wie den behutsamen Einbau von Förder-schritten in Eltern-Kind-Interaktionen. Es wird den Eltern so sehr schwer gemacht, sich zumindest das Gefühl eines eigenen Weges mit ihrem Kind zu bewahren. Grund-sätzlich gilt auch auf diesem spezifischen Feld der (Früh-)Förderung das so wichtige Gebot, nicht durch überdosierte, von Erwachsenen dominierte funktionelle Trainings

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– das meint in diesem Fall ein im Erleben des Kindes dominierendes Hörtrainig – ge-nerell einem schlecht ausbalancierten Interaktionsmuster Vorschub zu leisten und da-mit die Autonomieentwicklung des Kindes zu gefährden (z.B. Schlack 1991). Dada-mit sei hier keinesfalls gegen ein gezieltes Hörtraining argumentiert, sein Stellenwert im gesamten Entwicklungsgeschehen muß jedoch relativiert gesehen werden. Aktuelle Zi-tate weisen nun einmal in die Richtung einer ausschließlich hörgerichteten Sprachför-derung gerade bei cochlearimplantierten Kindern im Sinne eines Hörenlernens „rund um die Uhr“, wie es extreme Vertreter dieser Richtung formuliert haben.

Mit Blick auf die Eltern-Kind-Beziehung kann eine Reihe der in skizzierten Resultate Besorgnis auslösen. Eltern gehörloser wie schwerhöriger Kinder schätzen anscheinend nicht selten Kommunikationschancen ihrer eigenen Kinder bedeutsam anders ein als diese selbst. Interpretiert man derart abweichende Schätzurteile der wichtigsten hö-renden Bezugspersonen (ca. 90% aller stark hörbehinderten Kinder haben hörende El-tern) als Fehleinschätzungen, so zeichnet sich eine Minimierungstendenz in der elter-lichen Sicht der Behinderung in Verbindung mit dauerhafter Überforderung des Kindes als Beziehungsrisiken ab. Hintermair et al. (1990) beziehen sich in ihrer wichtigen Schrift „Bedeutung, Identität und Gehörlosigkeit“ auf eben diese Meinungsdiskrepan-zen, die besonders Schwerhörige betreffen und interpretieren sie als besondere Risiko-faktoren für die Identitätsentwicklung. Aus einer kürzerfristigen Perspektive betrachtet könnte man auch ein Risiko permanenter intrafamilialer Deprivation sehen, begleitet von einer kommunikativ mitbedingten gesteigerten Spannungsunruhe der betroffenen Kinder.

Unter Annäherung an eine denkbare, präventiv orientierte Rolle als Kinder- und Ju-gendpsychiater lassen sich zusammenfassend Sorgen, keinesfalls etwa rigide Behaup-tungen zu innerfamilialen Beziehungsrisiken, formulieren, die bei einer überwiegend oder ausschließlich lautsprachlich orientierten Sprachförderung stark hörgeschädig-ter,das meint im audiometrischen Sinn stark schwerhöriger und gehörloser, Kinder be-rechtigt erscheinen:

– ein weniger wechselseitiger, mehr „didaktischer“ Interaktionsstil;

– Reduzierung von inhaltlichem Austausch zugunsten formalsprachlicher Aspekte, da-mit auf Dauer Gefahr der Verknüpfung von sprachlichem Austausch da-mit Unlustge-fühlen;

– Inaktivierung des Kindes auch im erzieherischen Umgang mangels Möglichkeit zu sachlicher, dabei akzeptierender Erörterung von (Streit-)Fragen samt dem damit ver-knüpften Risiko einer niedrigen Eingreifschwelle des Erwachsenen. Damit wird das Risiko emotionaler wie sozialer Retardierung erhöht. Auch die aktuell wieder verfei-nerte, unbedingt begrüßenswerte Hörtechnologie läßt sich durchaus in die folgen-den Zielvorstellungen für eine ganzheitlichere, kein zusätzliches Entwicklungs- oder Beziehungsrisiko stiftende Frühförderung im Sinne einer Kommunikationsförde-rung einbauen;

– Stimulation aller Sinneskanäle für eine intensivere, handelnde Auseinandersetzung des stark hörbehinderten Kleinkinds mit seiner personalen wie dinglichen Umwelt; – Erreichen einer wirklich offenen, komplementären Kooperation zwischen

Frühför-derer und Eltern, bei der elterliche Erfahrungen aus dem Umgang mit ihrem Kind

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E. Kammerer: Entwicklungsprobleme hörbehinderter Kinder und Jugendlicher 365

sowie Fachwissen und Hilfestellung von außen ineinandergreifen, ohne daß der Blick für die Spontaneität der Eltern-Kind-Interaktion verlorengehen darf;

– frühe Hörgeräteversorgung, selbstverständlich einschließlich sorgfältig indizierter Implantatversorgung, aber ohne frühe Einengung von Kommunikation auf domi-nierendes Hörtraining und Lautsprachanbahnung;

– generelle Unterstützung von Freude an entspannter Kommunikation, die bei stark hörbehinderten Kleinkindern ohne intensive visuelle Stützen (Körpersprache, Mimik, Gebärden) undenkbar ist, was im übrigen auch bei nicht hörbehinderten Kleinkin-dern gilt.

Literatur

Beckmann, G. (1973): Hörstörungen im Kindesalter. Ätiologie und Diagnostik. In: Biesalski, P. (Hg.): Phon-iatrie und Pädaudiologie. Stuttgart: Thieme.

Biesalski, P. (1983): Frühdiagnostik hörbehinderter Kinder. Dt. Ärzteblatt 80, 32-35. Esser, G./Blanz B. et al. (1989): Mannheimer Elterninterview. Göttingen: Hogrefe.

Gortmaker, S. L. et al. (1990): Chronic conditions, socio-economic risks and behavioral problems in children and adolescents. In: Lehmkuhl, G. (Hg.)(1996): Chronisch kranke Kinder und ihre Familien. München: Quintessenz.

Grimm, H. (1995): Sprachentwicklung: Voraussetzungen, Phasen und theoretische Interpretationen. In: Oer-ter, R./Montada, M. (Hg.): Entwicklungspsychologie. München, Weinheim: PVU.

Hintermair, M./Voit, H. (1990): Bedeutung, Identität und Gehörlosigkeit. hörpäd, Beih. 26, Heidelberg: Groos.

Jussen, H. et al. (Hg.)(1982): Handbuch der Sonderpädagogik, Bd. 3: Pädagogik der Gehörlosen und Schwer-hörigen. Berlin: Marhold.

Kammerer, E. (1988): Kinderpsychiatrische Aspekte der schweren Hörschädigung. Stuttgart: Enke. Kiphart, E. J./Schilling, F. (1974): Körperkoordinationstest für Kinder (KTK). Weinheim: Beltz.

Löwe, A. (1987): Die Früherziehung hörgeschädigter Kinder muß bereits im ersten Lebensjahr beginnen. In: Speck, O. et al. (Hg.): Kindertherapie. München, Basel: Reinhardt.

Meadow, K. P. et al. (1979): Behavioral and Emotional Problems of Deaf Children: an overview. In: Bradford, L. (ed.): Hearing and Hearing Impairment. New York: Grune and Stratton.

Papoušek, M. (1989): Frühe Phasen der Eltern-Kind-Beziehungen. Ergebnisse der entwicklungsbiologischen Forschung. Psychother. und Psychosomatik 34, 109-123.

Prillwitz, S./Wudtke, H. (1988): Gebärden in der vorschulischen Erziehung gehörloser Kinder. Hamburg: Verlag hörgeschädigte Kinder.

Ptok, M. (1997): Das schwerhörige Kind. Dt. Ärzteblatt 94 (28/29), 1932-1937.

Schlack, H.-G. (1991): Die Auswirkung der Frühbehandlung des behinderten Kindes auf seine Familie. Früh-förderung interdisziplinär 10, 37-41.

Schlesinger, H. S. (1978): The effects of deafness on childhood development: an Eriksonian Perspective. In: Liben, L.S. (ed.): Deaf Children: Developmental Perspectives. New York, San Francisco: Academic Press Inc.

van Uden, A. (1980): Das gehörlose Kind. Fragen seiner Entwicklung und Förderung. Heidelberg: Groos.

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Emil Kammerer, Klinik für Kinderheilkunde der Universität Münster, Bereich Psychosomatik, Domagkstr. 3B, 48149 Münster.

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